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Full text of "Palaeontographica"

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JUL  2  5  m\ 


PALAEONTOQRAPHICA 

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BEITRÄGE 

ZUR 

NATURGESCHICHTE  DER  VORZEIT 

Herausgegeben 

von 

E.  KOKEN  und  J.  F.  POMPECKJ 

in  Tübingen  in  Göttingen 

Unter  Mitwirkung  von 

O.  Jaekel,  A.  von  Koenen,  A.  Rothpietz  und  G.  Steinmann 

als  Vertretern  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft 


SUPPLEMENT-BAND  V 
A.  Schrammen:  Die  Kieselspongien  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutschland 


Mit  45  Tafeln,  15  Texttafeln  und  5  Textfiguren 


STUTTGART  1910-1912 

E.  Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlun  o 
Nägele  &  Dr.  Sproesser 


I 


L 


Die  Kieseispongien 

der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutschland 


I.  Teil 

Tetraxonia,  Monaxonia  und  Silicea  incert.  sedis 

von 

A.  Schrammen 

Herausgegeben  mit  Unterstützung 
der  Kgl.  preussischen  Akademie 
:  der  Wissenschaften  in  Berlin  : 


Mit  24  Tafeln  und  8  Texttafeln 


E. 


STUTTGART  1910 

Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlung 
Nägele  &  Dr.  Sproesser 


PALAEONTOQRAPHICA 

BEITRAEGE 

ZUR 

NATURGESCHICHTE  DER  VORZEIT 

Herausgegeben 
von 

E.  KOKEN  und  J.  F.  POMPECKJ 

in  Tübingen  in  Göttingen. 

Unter  Mitwirkung  von 

O.  Jaekel,  A.  von  Koenen,  A.  Rothpietz  und  G.  Steinmann 

aU  Vertretern  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

Supplement  V. 
Erste  Lieferung. 

Inhalt: 

Schrammen,  A.,  Die  Kieselspongien  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutschland.   I.  Teil.   Lieferung  1, 
(S.  1-96  mit  Taf.  I— Xü.) 


Stuttgart. 

E.  Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlung,  Nägele  &  Dr.  Sproesser. 

1910. 

Ausgegeben  im  Juli  1910. 


E.  Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlung,  Nägele  &  Dr.  Sproesser  in  Stuttgart. 

Vor  Kurzem  erschien: 

Prof.  Dr.  Charles  Depéret: 

Die  Umbildung  der  Tierwelt. 

Eine  Einführung  in  die  Entwicklungsgeschichte  auf  paläontologischer  Grundlage. 

Ins  Deutsche  übertragen  von  Rieh.  N.  Wegner,  Breslau. 

80.  330  Seiten.  —  Preis  brosch.  Mk.  2.80,  geb.  Mk.  3.30. 

.  .  .  Die  Übertragung  dieses  Werkes  in  das  Deutsche  ist  mit  Freude  zu  begrüüen.  Sie 
macht  auch  weitere  Kreise  mit  den  Anschauungen  bekannt,  die  ein  als  Forscher  angesehener 
Paläontologe  Frankreichs  sich  über  Probleme  gebildet  hat,  mit  denen  wir  uns  in  Deutschland  so 
intensiv  beschäftigen.  Die  Kunst  der  Darstellung,  die  Art,  wie  das  positive  Material  verwertet 
und  80  zurückhaltend  verteilt  ist,  daß  der  Genuß  am  Lesen  fast  nie  unterbrochen  wird,  erinnert 
zuweilen  an  die  Form  der  Darwinschen  Werke.  Das  Werk  ist  eine  hervorragende  Leistung, 
die  wohl  verdient,  in  Deutschland  eingeführt  zu  werden.  .  .  . 

E.  Koken,  Tübingen.    (Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie  etc.  1909  Bd.  II.  2.) 


E.  Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlung,  Nägele  &  Dr.  Sproesser  in  Stuttgart. 

Vui  Kurzem  erschien: 

Lehrbuch  der  Vergleichenden 
Anatomie  der  Wirbeltiere 

von 

Prof.  Dr.  W.  Schimkewitsch, 

Direktor  des  Zoologischen  Instituts  in  St.  Petersburg. 

Ins  Deutsche  tibertragen  und  bearbeitet  von 
Dr.  If.  N.  9Iaier,  München  und  B.  W.  Siikalsolioff,  Dorpat. 

Gr.  8°.   650  Seiten  mit  635  zum  großen  Teil  farbigen  Textabbildungen 

in  971  Einzeldarstellungen. 

z=zzziz=z  Preis  brosch.  Mk.  18.—,  geb.  Mk.  19.50.  nzzzzzziizrzz 

Dieses  nach  dem  Urteil  hervorragender  Zoologen  nach  Inhalt  und  Aasfübrung  hochbedeutsame 
Werk  wird  sich  auch  für  jeden  Paläontologen  als  anentbehrlich  erweisen. 


Einleitung. 


Der  große  Reichtum  an  fossilen  Kieselspongien,  der  eine  auffallende  Eigentümlichkeit  der  oberen 
Kreideformation  Nordwestdeutschlands  und  hauptsächlich  der  preußischen  Provinz  Hannover  bildet, 
hat  schon  seit  langen  Jahren  die  Aufmerksamkeit  der  Naturforscher  auf  sich  gezogen. 

Nachdem  Goldfuss  in  den  Jahren  1826 — 33  in  den  „Petrefacta  Germaniae"  auch  einige  Spongien- 
Spezies  von  Goslar  und  Coesfeld  beschrieben  hatte,  unternahm  es  F.  A.  Roemer  im  Jahre  1840  in  seinen 
,, Versteinerungen  des  Norddeutschen  Kreidegebirges"  eine  Übersicht  aller  damals  aus  der  Kreide  Nord- 
westdeutschlands  bekannten  Spongienarten  zu  geben,  worin  er  auch  fast  40  neue  Arten  aufstellte.  Welches 
Interesse  F.  A.  Roemer  dauernd  den  Schwämmen  entgegenbrachte,  die  in  der  Mitte  des  vorigen  Jahr- 
hunderts wegen  der  durch  die  unzulänglichen  Untersuchungsmethoden  bedingten  Schwierigkeit  einer 
sicheren  Bestimmung  und  systematischen  Gliederung  die  Stiefkinder  der  Paläontologie  waren,  zeigt 
deutlich  die  Tatsache,  daß  er  im  Jahre  1864,  fast  ein  Vierteljahrhundert  nach  der  Veröffentlichung  der 
,, Versteinerungen  des  Norddeutschen  Kreidegebirges"  im  13.  Bande  dieser  Zeitschrift  als  Monographie 
,,die  Spongitarien  des  Norddeutschen  Kreidegebirges"  brachte.  Es  ist  bemerkenswert,  daß  Roemer 
schon  damals  manchen  Arten  ein  kieseliges  Skelett  zuschrieb,  das  durch  Behandlung  der  Fossilien  mit 
verdünnter  Salzsäure  zu  erhalten  sei. 

Einige  Jahre  später  (1872)  erschien  Schlüters  Abhandlung  „Über  die  Spongitarienbänke  der 
oberen  Quadraten-  und  unteren  Mucronaten-Schichten  des  Münsterlandes",  in  der  zahlreiche  Arten  der 
älteren  Autoren  angeführt,  aber  auch  2  neue  Hexactinellidenspezies,  Becksia  Soeckelandi  und  Lepido- 
spongia  rugosa  beschrieben  wurden,  die  Schlüter  zu  Leitfossilien  der  Quadraten-  bezw.  unteren  Mucro- 
natenkreide  Westfalens  erhob. 

Im  Jahre  1877  gab  Quenstedt  den  5.  Band  seiner  Petrefaktenkunde  Deutschlands  heraus,  der  nur 
von  Schwämmen  handeln  sollte  und  unter  anderen  sehr  naturgetreue  Abbildungen  einer  großen  Zahl 
von  Arten  der  oberen  Kreide  Nordwestdeutschlands  enthält. 

In  diese  Zeit  fallen  auch  die  Veröffentlichungen  von  Karl  A.  v.  Zittels  klassischen  ,, Studien  über 
fossile  Spongien",  die  sich  ja  hauptsächlich  auf  Material  aus  der  nordwestdeutschen  Kreide  stützen.  Der 
große  Paläontologe  bewies,  daß  auch  bei  den  fossilen  Spongien  die  Kenntnis  des  Skelettaufbaues  als 
Grundlage  für  die  Ermittelung  der  natürlichen  Verwandtschaftsverhältnisse  dienen  muß,  und  brachte 
Ordnung  in  das  Chaos  der  systematischen  Begriffe. 

Größere  Abhandlungen  über  fossile  Spongien  aus  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutschland 
sind  nach  v.  Zittels  Spongienstudien  nicht  mehr  herausgegeben  worden.  Man  findet  aber  Artenverzeich- 
nisse und  auch  einige  Beschreibungen  neuer  Arten  in  Griepenkerls  ^)  ,, Kreide  von  Königslutter"  und  in 

0.  Griepenkerl.    Die  Versteinerungen  der  senonen  Kreide  von  Königslutter  im  Herzogtum  Braunschweig.  Palä- 
ontologische Abhandl.  von  W.  Dames  und  E.  Kayser.    Bd.  IV,  S.  15—24,  1889. 

Palaeontographica.   Suppl.  V.  1 


—   2  — 

den  Arbeiten  von  Wollemann  ^)  über  die  Kreide  von  Biewende,  die  Kreide  von  Lüneburg  und  die  Kreide- 
bildungen in  der  Umgebung  von  Braunschweig.  Pocta^)  hat  die  Spongienfauna  des  Cuvieri-Pläners  von 
Paderborn  beschrieben,  und  auch  der  Verfasser 3)  konnte  vor  einigen  Jahren  in  den  Mitteilungen  aus  dem 
RoEMER-Museum  in  Hildesheim  einige  kleinere  Arbeiten  veröffentlichen,  die  Beschreibungen  neuer  Arten 
und  Beiträge  zur  Stammesgeschichte  und  Systematik  enthalten. 

Die  Autoren  vor  v.  Zittel,  von  denen  ja  ein  großer  Teil  der  heute  bekannten  Arten  herrührt,  haben 
wohl  die  äußere  Form  mehr  oder  weniger  eingehend  beschrieben,  aber  kaum  mehr  als  einen  schüchternen 
Versuch  gemacht,  auch  die  Skelettstruktur  zu  berücksichtigen.  Darum  kann  man  nur  dann  die  der  modernen 
Systematik  entsprechende  Familie  und  Gattimg  der  älteren  Arten  angeben,  wenn  man  entweder  durch 
eigene  Untersuchungen  die  Skelettstruktur  der  Originalexemplare  kennen  gelernt  hat,  was  ja  aus  mancherlei 
Gründen  nicht  immer  möglich  sein  wird,  oder  Stücke  mit  gut  erhaltenen  Skelettelementen  kennt,  deren 
Artzugehörigkeit  wegen  der  jede  Verwechselung  ausschließenden  Körperform  oder  aus  anderen  Gründen 
unzweifelhaft  feststeht. 

Fast  alle  Spezies  von  Goldfuss  und  Quenstedt  sind  ja  deshalb  verhältnismäßig  sicher  zu  identi- 
fizieren, weil  diese  beiden  Autoren  großen  Wert  auf  naturgetreue  Abbildungen  gelegt  haben.  Das  ist  leider 
bei  F.  A.  Roemer  anders.  Die  Abbildungen  sind  hier  oft  recht  mangelhaft,  wesentliche  Einzelheiten 
unterdrückt,  unwesentliche  in  übertriebener  Weise  hervorgehoben.  Glücklicherweise  konnte  v.  Zittel 
einen  Teil  der  RoEMER'schen  Originale  untersuchen.  Einen  anderen  Teil  habe  ich  selber  in  den  Samm- 
lungen des  RoEMER-Museums  aufgefunden.  Einiges  wird  auch  verständhcher,  wenn  man  erst  mit  der  Roemer- 
schen  Darstellungsweise  vertraut  ist,  und  die  Vorkommnisse  an  den  Fundpunkten,  die  Roemer  ausgebeutet 
hat,  kennt.  Trotzdem  bleiben  noch  eine  Anzahl  alter  Spezies  übrig,  deren  generische  Stellung  wohl 
erst  bekannt  werden  wird,  wenn  einmal  ein  glücklicher  Zufall  die  Originale  aus  der  Verborgenheit 
ziehen  sollte. 

Hier  lasse  ich  zunächst  eine  Revision  der  von  Roemer  in  den  ,, Versteinerungen  des  Norddeutschen 
Kreidegebirges''  und  den  ,,Spongitarien  des  Norddeutschen  Kreidegebirges"  gegebenen  Tafelerklärungen 
folgen.  Zuerst  kommt  die  RoEMER'sche  Artbezeichnung;  bei  den  Spezies,  deren  Zugehörigkeit  zu  einer 
Gattung  in  modernem  Sinne  m.  E.  feststeht,  folgt  dann  in  anderem  Druck  der  jetzige  Name  und  in 
Klammern  die  Familie. 


1)  A.  Wollemann.   Die  Fauna  des  Senons  von  Biewende  bei  Woli'enbüttel.  Jahrbuch  der  köaigi.  preuß.  geol.  Landes- 
anstalt für  1900.    S.  3—10. 

—  Aufschlüsse  und  Versteinerungen  im  Turon  der  Kreise  Braunschweig  und  Wolfenbüttel  einschl. 

des  Oderwaldes.  12.  Jahresbericht  des  Vereins  für  Naturwissenschaft  zu  Braunschweig. 
S.  51—53.  1901. 

—  Die  Fauna  der  Lüneburger  Kreide.  Abhandl.  der  königl.  preuß.  geol.  Landesanstalt  für  1902, 

S.  7—13. 

^)  Ph.PocTA.  Über  einige  Spongien  aus  dem  Cuvieri-Pläner  von  Paderborn.  Zeitschr.  d.  D.  geol.  Ges.  1890,  S.  217 — 232, 
3)  A.  Schrammen.    Beitrag  zur  Kenntnis  der  obersenonen  Tetractinelliden.    Mitt.  a.  d.  RoEMER-Museum  Hildes- 
heim, No.  10,  1899. 

—  Neue  Kieselschwämme  aus  der  oberen  Kreide  der  Umgebung  von  Hannover  und  von  Hildesheim. 

Mitt.  a.  d.  RoEMER-Museum  Hildesheim,  No.  14,  1901. 

—  Neue  Hexactinelhden  aus  der  oberen  Kreide.  Mitt.  a.  d.  RoEMER-Museum  Hildesheim,  No.  15, 1902. 

—  Zur  Systematik  der  Kieselspongien.    Mitt.  a.  d.  RoEMER-Museum,  No.  19,  1903. 


—   3  — 


Revision 


Fig. 

3. 

Fig. 

4. 

Fig. 

5. 

Fig. 

6. 

Fig. 

7. 

Fig. 

8. 

Fig. 

9. 

Fig. 

10. 

Fig. 

11. 

Fig. 

12. 

Fig. 

1. 

Fig. 

2. 

Fig. 

3. 

Fig. 

4. 

Fig. 

5. 

Fig. 

6. 

Fig. 

7. 

Fig. 

8. 

Fig. 

9. 

Fig. 

10. 

Fig. 

11. 

Fig.  12. 

Fig.  13. 

Fig. 

1. 

Fig. 

2. 

Fig. 

3. 

Fig. 

4. 

Fig. 

5. 

Fig. 

6. 

Fig. 

7. 

Fig. 

8. 

Fig. 

9. 

Fig.  10. 

Fig.  11. 

der  Tafelerklärungen  von  F.  A.  ROEMER'S  „Versteinerungen  des  Norddeutschen  Kreidegebirges**. 

Tafel  1. 

Achilleum  auriforme;  Chonella  auriformis  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 
Manon  micrommatum;  Verruculina  micrommata  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 
Manon  turbinatum;  Stichophyma  turbinata  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 
Manon  seriatoporum;  Verruculina  seriatopora  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 
Manon  tenue;  Verruculina  tenuis  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 
Manon  monostoma;  Camerospongia  monostoma  Roem.  sp.  (Hexact.). 
Manon  megastoma;  Tremabolites  megastoma  Roem.  sp.  (Hexact.). 
Cnemidium  conicum;  Pachytrachelus  conicus  Roem.  sp.  (Sphaerocl.). 
Pleurostoma  radiatum;  Pleurostoma  radiata  Roem.  (Hexact.). 
Pleurostoma  lacunosum;  Pleurope  lacunosa  Roem.  sp.  (Hexact.). 

Tafel  2. 

Siphonia  cylindrica;    Familie?  Galtung? 

,,       ocellata;  „  „ 

,,       oligostoma;       ,,  „ 
Scyphia  acuta;  ,,  ,, 

Scyphia  socialis;  Coelocorypha  socialis  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 
,,       micropora;  Familie?  Gattung? 

marginata;  Seliscothon  marginatum  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

,,       hyssoides;    Familie?  Gattung? 
,,       tuberosa;         ,,  ,, 
„       auricularis;      ,,  „ 

„       micrommata;  Sporadoscinia  micrommata  Roem.  sp.  (Hexact.). 
,,       porosa;       Familie?  Gattung? 
„       heteropora;      „  „ 

Tafel  3. 

Scyphia  retiformis;  Sporadoscinia  Dechenii  Goldf.  sp.  (Hexact.). 
angularis;  Famihe?    Gattung?  * 
stellata;  Famihe?  Gattung? 
venosa;  Sporadoscinia  venosa  Roem.  sp.  (Hexact.). 
angustata;  Leiostracosia  angustata  Roem.  sp.  (Hexact..). 
alveolites;  Aphrocallistes  alveolites  Roem.  sp.  (Hexact..). 
striata- punctata;  Familie?  Gattung? 
subseriata;  Familie?  Galtung? 
alternans;  Ventriculites  radiatus  Mant.  sp.  (Hexact.). 
tuhulosa;  Siphonia  tubulosa  Roem.  sp.  (Tetraclad.). 
fragilis;  Chaunophragmium  fragile  Roem.  sp.  (Hexact.). 


Tafel  4. 

Fig.  1.  Scyphia  tenuis;  Familie?  Gattung? 

Fig.  2.  cribrosa;  Leiostracosia  angustata  Roem.  sp.  (Hexact.). 

Fig.  3.  Coeloptychium  deciminum  Roem.  (Coeloptychid.). 

Fig.  4.  „  sulciferum  Roem. 

Fig.  5.  „  agaricoides  Goldf.  ,, 

Fig.  6.  ,,  alternans;  Callistolis  alternans  Roem.  sp.  (Hexact.). 

Fig.  7.  „  ?        plicatellum;  Ventriculites  radiatus  Mant.  sp.  (Ventriculit.). 

Fig.  8.  ?        muricaiiim;  ,,  „ 


Revision  der  Tafelerklärungen  von  F.  A.  ROEMER'S  „Spongitarien  des  Norddeutschen  Kreidegebirges". 

(Die  Hexactinelliden  sind  nicht  berücksichtigt  und  sollen  im  zweiten  Teile  dieser  Arbeit  revidiert  werden.) 

Tafel  1. 

Fig.    1 — 30.    Kalkschwämme  aus  den  Gattungen  Peronella  v.  Zitt.,  Conocoelia  v.  Zitt.,  Corynella  v.  Zitt., 
Stellispongia  d'ÜRB.,  etc. 

Tafel  2. 

Fig.    1 — 11.    Kalkschwämme  aus  den  Gattungen  Elasmocoelia  v.  Zitt.  Pharetrospongia  Sollas  etc. 
Fig.  12  und  Fig.  13.  Hexactinelliden. 

Tafel  3— Tafel  9. 

Hexactinelliden-Spezies  aus  den  Gattungen  Coeloptychium,  Camerospongia,  Tremabolites,  Polyblastidium, 
Cystispongia,  Craticularia,  Leptophragma,  Pleurostoma,  Guettardia,  Lepidospongia,  Napaea,  Ventriculites, 

Rhizopoterion,  Plocoscyphia  etc. 

Tafel  10. 

Fig  1.  Hippalimus  lobatus;  Familie?  Gattung? 

Fig.  2.  Hippalimus  depressus;  Callopegma  depressa  Roem.  sp.  (Tetraclad.). 

Fig.  3.  Eudea  tuberosa;  Familie?  Gattung? 

Fig.  4.  Eudea  crassa;  Pachytrachelus  conicus  Roem.  sp.  (Sphaerocl.). 

Fig.  5.  Siphonia  ornata;  Familie?    Gattung?  .' 

Fig.  6.  Siphonia  astroides;    „  „ 

Fig.  7.  Plocoscyphia  morchella;  Familie?  Gattung? 

Fig.  8.  Plocoscyphia!  maeandrina;  Familie?  Gattung? 

Fig.  9.  Plocoscyphia  muricata;  Trachysycon  muricatum  Roem.  sp.  (Tetraclad.). 

Fig.  10.  Siphonocoelia  digitalis;  Familie?  Gattung? 

Fig.  11.  ,,  texta;  Isoraphinia  texta  Roem.  sp.  (Helomorinidae). 


—    5  — 


Tafel  11. 

Fig.  1.    Eudea  intumescens;  Phymatella  intumescens  Roem.  sp.  (Tetracl.). 

Fig.  2.  annulata;  Scytalia  radiciîormis  Phill.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  3.    Siphonocoelia  nidulifera;  Familie?  Gattung? 

Fig.  4.  ,,  tuberculosa;  Stachyspongia  tuberculosa  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  5.  spica;  Stachyspongia  spica  Roem.  sp.  (Rizomor.). 

Fig.  6.  ,,  hirta;  Familie?  Gattung? 

Fig.  7.  sulcifera;  Aulaxinia  sulcifera  Roem.  sp.  (Tetraclad.). 

Fig.  8    Polycoelia  laevigata;  Familie?  Gattung? 

Fig.  9.    Diseudea  tuberculosa;  Familie?  Gattung? 

Fig.  10.    Polycoelia  familiaris;  Pachinion  familiäre  Roem.  sp.  (Corallistid.). 

Tafel  12. 

Tig.  1     Jerea  turbinata;  Scytalia  terebrata  Phill.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  2.       ,.     mamillosa;  Familie?  Gattung? 

Fig.  3.       ,,     melo;  Familie?  Gattung? 

Fig.  4.       ,,     sexplicata;  Hallirhoa  sexplicata  Roem.  sp.  (Tetraclad.). 

Fig.  5        ,,     polyStoma;  Jereica  polystoma  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  6.       ,,     spiculigera;  Isoraphinia  texta  Roem.  sp.  (Stiel)  (Helomorinidae). 

Fig  7     Poly  jerea  pyriformis;  Polyjerea  pyriformis  Roem.  (Tetracladinidae). 

Fig.  8.    Marginospongia  acaulis;  Familie?  Gattung? 

Tafel  13. 

Fig.  1.    Jerea  scripta;  Pachinion  scriptum  Roem.  sp.  (Corallistidae). 

Fig.  2.  tesselata;  Familie?  Gattung? 

Fig.  3.  tuberculosa;  Jereica  tuberculosa  Roem.  sp.  (Rhizomorinidae). 

Fig.  4.    Polyjerea  coronata;  Familie?  Gattung? 

Fig.  5.  verrucosa;  Stichophyma  verrucosa  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  6.  punctata;  Familie?    Gattung?  (Thecosiphonia?). 

Tafel  14. 

Fig.  1.    Polyjerea  dichotoma;  Doryderma  (Brochodora)  Roemeri  Hinde  (Megamor.). 

Fig.  2  Kalkschwamm. 

Fig.  3.    Epeudea  nodosa;  Familie?  Gattung?  (Stichophyma?). 

Fig.  4  bis  Fig.  10.  Kalkschwämme. 

Fig.  11.    Enaulofungia  tesselata;  Scolioraphis  tesselata  Roem.  sp.  (Scolioraph.). 

Fig.  12.  Kalkschwamm. 

Fig.  13     Leiospongia  laevigata;  Familie?    Gattung?  (Thecosiphonia?) 

Tafel  15. 

Fig.  1.    Limnorea  nobilis;  Thecosiphonia  nobilis  Roem.  sp.  (Tetraclad.). 

Fig.  2.    Epitheles  capitata;  Scytalia  terebrata  Phill.  sp.  (Rhizomor.). 


—   6  — 


Fig.  3.  Tremospongia  grandis;  Thecosiphonia  nobilis  Roem.  sp.  (Tetracl.). 

Fig.  4.  Chenendopora  tenuis;  Verruculina  tenuis  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Tafel  16. 

Fig.  1.  Chenendopora  crassa;  Verruculina  crassa  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  2.  „  aurita;  Verruculina  aurita  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  3.  explanata;  Seliscothon  planum  Phill.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  4.  Verrucospongia  macrommata;  Verruculina  macrommata  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  5.  ,,  damaecornis;  Verruculina  damaecornis  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  6  bis  Fig.  11.  Kalkschwämme. 

Fig.  12.  Oculispongia  Janas;  Lopadophorus  Janus  Roem.  sp.  (Tetraclad.). 

Fig.  13.  ,.  macropora;  ?  Plinthosella  squamosa  v.  Zittel  (Tetraclad.). 

Tafel  17. 

Fig.  1.  Stellispongia  grandis;  Cytoracea  grandis  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  2.  „  impressa;     „       impressa  Roem  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  3.  „  hemisphaerica;  Astrobolia  hemisphaerica  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  4.  ,,  conglomerata;  „      conglomerata  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  5.  verrucosa;  Myrmeciophytum  verrucosum  Roem.  sp.  (Tetraclad.). 

Fig.  6.  Cupulospongia  Manteliii;  Seliscothon  Mantellii  Goldf.  sp.  (Rhizomor.). 

'Fig.  7.  ,,  tenuis;  Chonella  tenuis  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  8.  ,,  rirnosa;  Rhagadinia  rimosa  Roem.  sp.  (Tetraclad.). 

Tafel  18. 

Fig.  1.  Cupulospongia  gigantea;  Pachycothon  giganteum  Roem.  sp.  (Helomor.). 

Fig  2.  ,,  contorta;  Famihe?  Gattung? 

Fig.  3.  Kalkschwamm. 

Fig.  4. 

Fig.  5.  Cupulospongia  rudis;  Familie?  Gattung? 

Fig.  6.  ,,  spiculigera;  Pachycothon  giganteum  Roem.  sp.  (Helomor.). 


Fig.  7.  Kalkschwamm. 
Fig.  8.  Hexactinellide. 
Fig.  9. 

Fig.  10  Maeandrospongia  tuberosa;  Familie?  Gattung? 
Fig.  11.  Kalkschwamm. 

Tafel  19. 


Fig.  1.  Thalamospongia  subramosa;  Familie?  Gattung? 

Fig.  2.  Asterospongia  laevis;  Astrocladia  laevis  Roem.  sp.  (Tetracl.). 

Fig.  3.  subramosa;    „      subramosa  Roem.  sp.  (Tetracl.). 

Fig.  4.  dichotoma;  Familie?  Gattung? 


—   7  — 


Fig.  5.  Asterospongia  globosa;  Astrobolia  globosa  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  6.  tenella;        „       tenella  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  7.  Amorphospongia  capreoli;  Familie?  Gattung? 

Fig.  8.  „  palmata;  Bolidium  palmatum  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  9.  Kalkschwamm. 


Auch  QuENSTEDT  hat  zahlreiche  Arten  aus  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutschland  beschrieben 
und,  wie  ich  bereits  hervorgehoben  habe,  ganz  mustergültig  abgebildet.  Die  Skelettstruktur  hat  er  aber 
entweder  gar  nicht  oder  doch  nur  soweit  berücksichtigt,  wie  sie  bei  oberflächlicher  Betrachtung  mit  der 
Lupe  zu  erkennen  war,  und  sich  darauf  beschränkt,  die  Arten  im  Text  und  auf  den  Tafeln  nach 
Formation,  Fundpunkt  und  äußerer  Ähnlichkeit,  wie  er  schreibt  ,,in  wissenschaftlichem  Zusammen- 
hange", aneinanderzureihen. 


Revision  der  Tafelerklärungen  von  F.  A.  QUENSTEDT'S  Atlas  zu  den  „Schwämmen". 

(Vorläufig  mit  Ausschluß  der  Hexactinelliden.) 

Tafel  131. 

Fig.    8.    Chenendopora  tenuis;  Verruculina  tenuis  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Tafel  132. 

Fig.    1  bis  Fig.  43.  Kalkschwämme. 

Fig.  44 — 45.    Manon  peziza;  Verruculina  tenuis  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  46 — 48.    Chenendopora  tenuis;  Verruculina  tenuis  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  49 — 51.    Spongia  convoluta;  Verruculina  convoluta  Quenstedt  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  52.    Manon  miliare;  Verruculina  micrommata  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  53 — 54.    Spongia  marginata;  Verruculina  seriatopora  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  55.    Manon  circumporosum;  Verruculina  crassa  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  56.    Manon  turbinatum;  Stichophyma  verrucosa  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Tafel  133. 

Fig.  1 — 2.    Spongites  impressus;  Cytoracea  impressa  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  3.    Spongites  conicus;  Pachytrachelus  conicus  Roem.  sp.  (Sphaeroclad.). 

Fig.  4.    Scyphia  Manteliii;  Seliscothon  Mantellii  Goldf.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  5.    Scyphia  marginata;  Seliscothon  marginatum  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  6.    Spongites  aciculatus;  Seliscothon  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  7.    Scyphia  testa-florum;  Seliscothon  testa-florum  Quenstedt  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  8 — 11.    Limnorea  nobilis;  Thecosiphonia  nobilis  Roem.  sp.  (Tetracl.). 

Fig.  12.    Spongites  ocellatus;  Familie?  Gattung? 

Fig.  13. 

Fig.  14. 


—   8  — 


Fig.  15.    Spongites  scriptus;  Pachinion  scriptum  Roem.  sp.  (Corallistid.). 

Fig.  16.    Spongites  cellulosus;  Jereica  polystoma  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  17.    Spongites  filaris;  Familie?  Gattung? 

Fig.  18 — 20.    Scyphia  tuberosa;  Phymatella  tuberosa  Quenst.  sp.  (Tetracl.). 

Fig.  21 — 22.    Spongites  cylindripes;  Phalangium  cylindripes  Quenst.  sp.  (Corallistid.). 

Fig.  23 — 26.    Scyphia  intumescens;  Phymatella  intumescens  Roem.  sp.  (Tetraclad.). 

Tafel  134. 

Fig.  1 — 2.    Spongites  plicatus;  Phymatella  plicata  Quenst.  sp.  (Tetracl.). 

Fig.  3.    Spongites  ficiformis;  Familie?  Gattung? 

Fig.  4. 

Fig.  5. 

Fig.  6.         ,,        globiformis;  Familie?  Gattung? 

Fig.  7 — 8.    Spongia  ramosa;  Stachyspongia  ramosa  Quenst.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  9.  11.  13.  14.  15.    Spumispongia  punctata;  Coelocorypha  subglobosa  v.  Zitt.  (Rhizomor.). 

Fig.  10.  12.    Spumispongia  punctata;  Jereica  punctata  Goldf.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  16.    Spumispongia  auriscalpium;  Familie?  Gattung? 

Fig.  17.  „  exserta;  Familie?  Gattung? 

Fig.  18.  ,,  punctata  nucijormis;  Familie?  Gattung? 

Fig.  19.  ,,  punctata  doliaris;  Familie?  Gattung? 

Fig.  20 — 21.    Spumispongia  alveare;  Pachypoterion  alveare  Quenst.  sp.  (Megamor.). 

Fig.  22.    Siphonia  ficus;  Siphonia  Griepenkerlii  Schrm.  (Tetraclad.). 

Fig.  23.    Siphonia  cf.  cervicornis;  Familie?  Gattimg? 

Fig.  24.  25.  Antrispongia. 

Fig.  26.  Hexactinelliden-Spezies. 

Tafel  135. 

Fig.  1 — 7.    Eulespongia  texta;  Isoraphinia  texta  Roem.  sp.  (Helomor.). 

Fig.  8.    Eulespongia  auriformis;  Pachycothon  giganteum  Roem.  sp.  (Helomor.). 

Fig.  9.  Hexactinelliden-Stiel. 

Fig.  10.  11.    Polyjerea  dichotoma;  Doryderma  (Brochodora)  Roemeri  Hinde  (Megamor.). 

Fig.  12.    Polyjerea  verrucosa;  Stichophyma  verrucosa  Roem.  sp.  (Rhizomor.). 

Fig.  13.    Polyjerea.    Familie?  Gattung? 

Fig.  14.    Hallirhoa  costata;  Hallirhoa  costata  Lamx.  (Tetraclad.). 

Fig.  15 — 19.    Siphonia  Websteri;  Siphonia  Websteri  Quenst.  (Tetraclad.). 

Fig.  20 — 23.    Siphonia  ficus;  Jerea  Quenstedtii  v.  Zittel  (Tetracl.). 

Einige  Arten,  die  auch  in  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutschland  vorkommen,  sind  von 
MantellI)  (1822),  Phillips 2)  (1829),  Benett^)  (1831)  und  T.  Smith*)  (1848)  zuerst  aus  den  Kreideablage- 

^)  G.  A.  Mantell.    The  Fos.sils  of  tlie  South  Downs;  or  Ilkistrations  of  the  Geology  of  Su.ssex.  1822. 

J.  Phillips.    Ilhistrations  of  the  Geology  of  Yorkshire.    1829.    (2.  Ausg.  1835.) 

E.  Benett.    Catalogue  of  the  Organic  Remains  of  the  County  of  Wilts.  1831. 
*)  J.  T.  Smith.   On  the  Ventriculitidae  of  the  Chalk.    Ann.  a.  Mag.  Nat.  Hist.  Bd.  XX,  1847.    Ser.  2,  Bd.  I.  1848. 


—   9  — 


rungen  Englands  beschrieben  worden.  Überhaupi  führt  die  englische  Kreide  zahlreiche  Spezies,  die  in  gleich- 
alterigen  Schichten  auch  bei  uns  auftreten,  und  ihre  Spongicnfauna  ist  dank  der  Tätigkeit  G.  J.  Hinde's,^) 
der  die  reichen  Schätze  des  Britischen  Museums  bearbeitet  hat,  wohl  die  bestbekannte  aller  Länder  gewesen. 

Die  Kieselspongien  der  französischen  Kreide  harren  noch  der  Bearbeitung.  Abgesehen  von  den 
zahlreichen,  aber  fast  nur  auf  Eigentümlichkeiten  der  äußeren  Form  aufgebauten  Gattungs-  und  Spezies- 
diagnosen der  älteren  französischen  Systematiker  (Fromentel,  d'OaBiGNY,  Lamoroux  und  Michelin) 
gibt  es  nur  die  eine  umfangreichere  Arbeit  über  Kreidespongien,  in  der  Courtiller  ^)  die  Spongien  der 
Umgebung  von  Saumur  beschrieben  und  abgebildet  hat.  Die  Abbildungen  lassen  aber  recht  viel  zu  wünschen 
übrig,  was  zum  Teil  wohl  auch  auf  die  wenig  gute  Erhaltung  der  bei  Saumur  verkieselt  vorkommenden 
Spongien  zurückzuführen  ist,  und  auf  Skelettuntersuchungen  ist  Courtiller  nicht  eingegangen. 

Aus  der  Böhmischen  Kreide  sind  schon  durch  Reuss  ^)  (1845)  zahlreiche  Arten  bekannt  geworden. 
Später  (1883 — 85)  hat  dann  Pocta*)  mehrere  Monographien  über  die  Spongien  der  Böhmischen  Kreide- 
formation veröffentlicht.  In  Böhmen  liefern  die  Ablagerungen  cenomanen  Alters  die  meisten  Arten, 
während  in  den  Senonschichten,  die  in  Nordwestdeutschland  so  reich  an  Spongien  sind,  nur  ein  ver- 
hältnismäßig kleiner  Teil  gefunden  wird.  Für  die  Kenntnis  der  Kreidespongien  nicht  unwichtig  muß 
noch  die  Arbeit  von  Leonhard  5)  über  die  Kreideformation  in  Oberschlesien  genannt  werden,  in  der  die 
von  Ferdinand  Roemer  ^)  namentlich  aus  dem  Turonpläner  von  Oppeln  beschriebenen  Arten  revidiert, 
aber  auch  mehrere  interessante  neue  Arten  aufgestellt  werden.  Freiherr  von  Ungern  -  Sternberg  ■^) 
endlich  hat  vor  einigen  Jahren  einige  Hexactinellidenarten  aus  senonen  Diluvialgeschieben  von  Ost-  und 
Westpreußen  beschrieben.    Damit  kann  ich  die  kurze  Übersicht  der  wichtigsten  Literatur  schließen. 

Auch  die  Bestimmung  der  fossilen  Kieselspongien  beruht  auf  der  Kenntnis  der  Skelettstruktur 
und  hängt  darum  in  erster  Linie  vom  Erhaltungszustande  des  Skeletts  ab.  Darum  mögen  zunächst 
einige  Angaben  über  die  in  der  nordwestdeutschen  Kreide  vorkommenden  Erhaltungszustände  und  auch 
über  die  Vorbereitung  der  Skelette  zu  Untersuchungszwecken  etc.  folgen.  Wenn  hier  vom  Skelett  die  Rede 
ist,  sind  nicht  etwa  auch  die  Mikrosklere  (Fleischnadeln)  einbezogen,  denn  diese  für  die  Abgrenzung  großer 
Gruppen  des  Systems  so  wichtigen  Bestandteile  des  Spongienskeletts  werden  fast  immer  durch  den  Ver- 
steinerungsprozeß zerstört.  Das  ist  ein  Umstand,  der  die  Ermittelung  der  verwandtschaftlichen  Bezie- 
hungen fossiler  Arten  zu  lebenden  Familien  ganz  verhindern  oder  doch  sehr  erschweren  kann. 

1)  G.  J.  HiNDE.    Fossil  Sponge-spicules  from  the  Upper  Chalk.    München  1880. 

—  Catalogvie  ot  the  Fossil  Sponges  in  the  geological  Department  of  the  British  Museum.  London  1883, 

2)  E.  Courtiller.  Éponges  fossiles  des  Sables  du  Terrain  crétacé  supérieur  des  environs  de  Saumur.  Annales  de 
la  Société  Linnéenne  de  Maine  et  Loire.    Bd.  IV,  1861. 

3)  A.  E.  Reüss.   Die  Versteinerungen  der  böhmischen  Kreideformation.    1845 — 46. 
Ph.  PocTA.    Beiträge  zur  Kenntnis  der  Spongien  der  böhmischen  Kreideformation. 

I.  Abteilung:  Hexactinellidae.    Prag  1883. 
II.  Abteilung:  Lithistidae.    Prag  1884. 
III.  Abteilung:  Tetractinellidae, Monactinellidae,  Calcispongiae,  Ceratospongiae,  Nachtrag.  Prag  1885. 
°)  R.  Leonhard.    Die  Fauna  der  Kreideformation  in  Oberschlesien.    Dies.  Zeitschr.    Bd.  XLIV. 
°)  F.  Roemer.    Geologie  von  Oberschlesien.  1870. 

')  E.  Freiherr  von  Ungern-Sternberg.  Die  Hexactinelliden  der  senonen  Diluvialgeschiebe  in  Ost-  und  Westpreußen. 
Schriften  der  physikalisch-ökonomischen  Gesellschaft  zu  Königsberg  i.  Pr.   Bd.  XLIII,  S.  133 — 150,  Taf.  IV— VI. 

P.ilaeontographica.    Suppl.  V.  2 


—   10  — 


Das  Stützskelett  kann  die  ursprüngliche  Zusammensetzung  beibehalten  haben  und  wie  bei  den 
lebenden  Silicea  aus  amorpher  Kieselerde  bestehen.  Es  kann  aber  auch  in  kristallinische  Kieselerde,  in 
Kalkspat  oder  in  Eisenoxydhydrat  umgewandelt  worden  sein,  wobei  auch  die  Maschen  mit  Eisenhydroxyd 
oder  infiltrierter  Kieselerde  erfüllt  werden  können.  An  manchen  Fundpunkten  der  nordwestdeutschen 
Kreide  weisen  fast  alle  Gerüste  dieselbe  Erhaltung  auf.  Sämtliche  oder  fast  alle  Erhaltungszustände 
können  aber  auch  am  Skelett  eines  einzigen  Exemplares  vorkommen. 

Bei  weitem  am  besten  sind  die  Skelette  der  Spongien  aus  der  Quadraten- Kreide  von  Oberg  erhalten, 
denn  sie  bestehen  in  der  Regel  noch  gänzlich  oder  größtenteils  aus  amorpher  Kieselerde.  Zunächst  einige 
Worte  über  den  Fundpunkt,  der  durch  den  Artenreichtum  und  die  gute  Erhaltung  der  dort  vorkommenden 
fossilen  Spongien  wohl  alie  Fundpunkte  der  Erde,  die  ])is  jetzt  bekannt  geworden  sind,  übertreffen  dürfte. 
Er  hat  mir  im  Laufe  der  Jahre  Hunderte  von  Arten  geliefert,  von  denen  viele  zu  Familien  und  Gattungen 
gehören,  die  man  wohl  aus  den  Berichten  der  Tiefseeexpeditionen,  aber  noch  nicht  aus  mesozoischen 
Ablagerungen  gekannt  hat.  Oberg  ist  ein  Dörfchen,  das  etwa  eine  Wegstunde  von  der  Bahnstation 
Peine  der  Eisenbahnlinie  Hannover-Braunschweig  entfernt  liegt.  Die  Stellen,  wo  die  Spongien  gefunden 
werden,  liegen  auf  der  Oberger  Feldmark  an  beiden  Seiten  der  Landstraße  von  Oberg  nach  Ilsede  und 
zwar  etwa  in  der  Mitte  zwischen  den  beiden  Ortschaften.  Als  ich  zum  erstenmal  den  ausgezeichneten 
Fundpunkt  besuchte,  oder  vielmehr  suchte,  denn  schon  F.  A.  Roemer  hat  ihn  angeführt,  fand  ich  statt 
der  vermuteten  Mergelgrube  nur  noch  eine  mit  Gras  bewachsene  Bodensenkung.  Auf  den  Äckern  in  der 
Nähe  lagen  aber  Schwammfragmente,  die  nach  Behandelung  mit  Salzsäure  das  Skelett  in  untadeliger 
Schönheit  hergaben.  Ich  habe  dann  jahrelang  im  Herbste  und  im  Frühjahre  die  Felder  abgesucht  und  dabei 
viele  gute  Stücke  gefunden.  Die  Hauptmasse  meines  Materials  erhielt  ich  aber  erst,  als  man  unweit  der 
alten  Fundstelle  eine  Mergelgrube  anlegte,  aus  der  mehrere  Jahre  hindurch  Mergel  auf  die  Felder  des  Ritter- 
guts in  Oberg  gefahren  wurde. 

Naturgemäß  fallen  auch  in  Oberg  beim  Sammeln  die  größeren  Exemplare  namentlich  der  Spongien 
mit  lithistidem  Skeletthabitus  leicht  ins  Auge.  Anders  verhält  es  sich  mit  den  kleineren  Arten  und  mit  den 
äußerst  zarten  Gerüsten  der  meisten  Hexactinelliden.  Es  würde  wenig  lohnen,  im  Mergel  nach  Exemplaren 
oder  Fragmenten  von  Chonelasma,  Periphragella,  Eurete  oder  Farrea  zu  suchen,  während  man  ziemlich 
sicher  auf  Erfolg  rechnen  kann,  wenn  größere  Mengen  der  Kalkbrocken,  die  in  dem  losen  Mergel  liegen,  in 
mit  Wasser  etwa  im  Verhältnis  1 :  5  stark  verdünnter  Salzsäure  aufgelöst  werden.  Nach  vollständiger 
Lösung  des  Kalks  wird  der  Ätzrückstand  vorsichtig  geschlemmt,  bis  nur  die  reinen  Schwammskelette  übrig 
bleiben.  Freilich  muß  man,  um  einigermaßen  gut  erhaltene  Exemplare  zu  bekommen,  größere  Mengen  der 
spongienführenden  Kalkbrocken  verarbeiten.  So  habe  ich,  beiläufig  bemerkt,  im  Laufe  der  Zeit  über 
1000  Liter  Salzsäure  verbraucht,  ehe  ich  mir  wohl  sagen  durfte,  daß  der  Fundpunkt  erschöpfend  aus- 
gebeutet sei  Übrigens  liefern  die  Stücke  von  Oberg  keineswegs  immer  nvir  gute  Skelettpräparate, 
wenn  auch  die  rohen  Exemplare  fast  stets  untadelig  scheinen.  Größere  Skelettpartieen  sind  häufig  in 
Kalkspat  umgewandelt,  und  ein  schönes  Stück  kann  leicht  verloren  gehen,  wenn  es  im  Vertrauen  auf  die 
gut  erhaltene  äußere  Form  ohne  weiteres  durchgeätzt  wird.  Darum  empfehle  ich,  wertvolle  Stücke  zuerst 
nur  oberflächlich  anzuätzen.  Um  die  Formen  zu  erhalten,  deren  Skelette  aus  unverbundenen  Nadeln 
des  regulären  Typus  bestehen  (Geodiden,  Tetilliden  etc.),  ätze  man  zahlreiche  Kalkbrocken  einige  Minuten 
an  und  untersuche  sie  nach  dem  Trocknen  mit  der  Lupe.    Nach  vollständiger  Lösung  des  Kalks  würden 


—  11  — 


die  Nadelhaufen  auseinanderfallen.  Die  sehr  kleinen  Arten  und  die  Jugendformen  werden  gefunden,  wenn 
nach  dem  Trocknen  des  geschlemmten  Ätzrückstandes  das  Gemisch  auf  eine  dunkle  Unterlage  gebracht 
und  portionsweise  mit  der  Lupe  durchsucht  wird. 

Sämtliche  Skelette  sind  natürlich  nach  dem  Ätzprozeß  außerordentlich  zerbrechlich.  Als  bestes 
Verfestigungsmittel  empfehle  ich  eine  dünnflüssige  Lösung  von  gummi  arabicum,  mit  der  die  Skelette  even- 
tuell mehrere  Male  getränkt  werden. 

Das  beste  Einschlußmedium  für  die  Oberger  Spongienskelette  ist  Canadabalsam.  Übrigens  er- 
hält man  auch,  wenn  man  sich  schwacher  Vergrößerungen  bedient ,  deutliche  Bilder  bei  auffallendem 
Lichte.    (Zweckmäßige  Unterlage  in  diesem  Falle  schwarzes  Wachs.) 

Einem  annähernd  ebenso  günstigen  Erhaltungszustand  wie  bei  den  besten  Oberger  Spongien  be- 
gegnet man  in  selteneren  Fällen  auch  bei  Exemplaren  aus  dem  Cuvieri-Pläner  von  Heere  und  aus  der 
Quadraten-  und  Mucronatenkreide  von  Misburg.  In  der  Regel  haben  aber  die  an  diesen  Fundpunkten 
vorkommenden  Gerüste  mehr  oder  weniger  große  Veränderungen  erfahren.  Das  Skelett  ist  gänzlich  oder 
zum  größten  Teil  verkalkt,  und  man  erhält  durch  Ätzen  überhaupt  keine  Skelettteile  oder  findet  nach  vor- 
sichtigem Abschlemmen  und  Trocknen  des  Ätzrückstandes  nur  einige  isolierte  Kieselnadeln  (bei  den  Silicea 
mit  lithistidem  Skeletthabitus)  oder  kleine  Fragmente  der  Wandung  (bei  den  Hexactinelliden).  Häufig 
bestehen  aber  niu'  die  inneren  Teile  des  Skeletts  teilweise  aus  Kalkspat,  z.  T.  aus  rostbraunen  oder  grau- 
blauen Eisenverbindungen,  oder  sie  bilden  einen  strukturlosen  Kieselklumpen,  während  die  Oberfläche 
gut  erhalten  und  durch  Ätzen  herauszupräparieren  ist.  Für  die  Skelette  von  Misburg  ist  Canadabalsam 
das  beste  Einschlußmedium,  für  die  von  Heere  Glycerin  oder  Wasser.  Ein  Erhaltungsmodus,  bei  dem  die 
Skelette  wohl  die  ursprüngliche  Zusammensetzung  aus  amorpher  Kieselerde  behalten  haben,  aber  schwer 
oder  gar  nicht  durch  Ätzen  freizulegen  sind,  kommt  nicht  selten  bei  den  Stücken  aus  der  Mucronaten-Kreide 
A^on  Ahlten  und  der  Quadraten-Kreide  von  Biewende  vor.  Das  Muttergestein  enthält  hier  sandige  Bestand- 
teile und  bei  länger  dauernder  Anwendung  von  Salzsäurelösung  werden  wohl  die  zentralen  Skelettpartieen 
gereinigt,  in  die  nur  feiner  Kalkschlamm  eingedrungen  ist,  die  oberflächlich  gelegenen  Teile  aber  nicht. 
In  solchen  Fällen  ist  vor  Beginn  des  Ätzens  eine  gründliche  Reinigung  der  Oberfläche  mit  Schaber  und 
Stichel  angebracht. 

Die  ungünstigste  Erhaltung  für  Skelettuntersuchungen  liegt  vor,  wenn  das  ganze  Gerüst  in  rostbraunes 
Eisenhydroxydumgewandelt  worden  ist,  wie  z.  B.  bei  den  Spongien  ausdemScaphiten-Plänervon  Nettlingen. 
Die  Maschen  sind  dann  ebenfalls  von  den  Eisenverbindungen  ausgefüllt,  und  es  gelingt  auf  keine  Weise, 
auch  nicht  durch  Anfertigung  von  Dünnschliffen,  die  Skelettstruktur  zu  ermitteln.  Zuweilen  werden  aber 
die  Spicula  an  der  Oberfläche  erkennbar,  wenn  man  die  Oberfläche  der  rostigen  Spongien  sorgfältig  reinigt. 

Einige  Schwierigkeiten  stellen  sich  auch  der  Bestimmung  der  Spongien  mit  verkalkten  Skeletten 
entgegen,  die  am  Sudmerberg  und  bei  Bülten-Adenstedt  vorkommen.  Wenn  man  die  Fossilien  aber  an- 
schleift und  die  Schlifffläche  anfeuchtet  oder  mit  spirituöser  Schellacklösung  überzieht,  ist  bei  einiger 
Übung  nach  den  Schnitten  der  angeschliffenen  Skelettelemente  ziemlich  sicher  zu  entscheiden,  ob  eine 
Tetracladine,  Megamorine  oder  Rhizomorine  etc.  vorliegt.  Übrigens  sind  auch  in  diesen  scheinbar  total 
verkalkten  Skeletten  fast  immer  Spicula  vorhanden,  die  von  dem  Verkalkungsprozeß  verschont  geblieben 
sind.  Darum  sollte  man,  ehe  man  sich  entschließt,  anzuschleifen  oder  Dünnschliffe  anzufertigen,  stets 
versuchen,  durch  Auflösen  eines  größeren  Teiles  mit  nachfolgendem  Schlemmen  des  Ätzrückstandes  iso- 


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lierte  Skelettelemente  oder  zusammenhängende  Skelettpartieen  zu  bekommen,  zumal  es  in  vielen  Fällen 
gar  nicht  möglich  ist,  ohne  Kenntnis  der  kleinen  Differenzierungen  der  Spicula,  die  nach  der  Beurteilung 
von  Schliffen  in  der  Regel  gar  nicht  oder  nur  mit  unverhältnismäßig  großem  Aufwand  an  Zeit  und  Mühe 
zu  erlangen  ist,  eine  genaue  Bestimmung  auszuführen.  Das  beste  Einschlußmedium  für  die  Skelette  vom 
Sudmerberg  und  von  Adenstedt-Bülten  ist  Glycerin. 

Bei  der  Skelettuntersuchung  der  Spongien  aus  dem  Senon  von  Glentorf  ist  manchmal  die  Anfertigung 
von  Dünnschliffen  unerläßlich,  denn  diese  Spongien  sind  ganz  verkieselt.  Gewöhnlich  heben  sich  aber 
stellenweise  zahlreiche  Skelettelemente  durch  weißliche  Färbung  deutlich  von  der  bräunlichen,  in  dünnen 
Plättchen  durchscheinenden  bis  durchsichtigen  Kieselmasse  ab  und  es  genügt  eventuell,  kleine  Splitterchen 
des  Spongienkörpers  gegen  das  Licht  zu  halten  und  mit  einer  guten  Lupe  zu  untersuchen. 

Um  kurz  zusammenzufassen:  Bei  allen  in  Eisenoxydhydrat  umgewandelten  verrosteten"  Spongien 
würde  man  von  vornherein  von  einer  Untersuchung  der  inneren  Teile  Abstand  nehmen  und  nur  die  gut 
gereinigte  Oberfläche  prüfen.  Von  den  verkieselten  Schwammkörpern  müßten  Dünnschliffe  gemacht 
werden,  wenn  nicht  schon  die  Lupenuntersuchung  kleiner  durchsichtiger  Splitter  genügte.  Alle  anderen 
fossilen  Silicea  wären  zuerst  einige  Minuten  mit  stark  durch  Wasser  verdünnter  Salzsäure  zu  behandeln 
und  nach  dem  Trocknen  mit  der  Lupe  zu  untersuchen.  Dann  ist  meistens  der  Erhaltungszustand  des 
Skeletts  leicht  zu  beurteilen.  Dieser  wird  aber  nur  in  seltenen  Fällen  gestatten,  durch  weitere  Anwendung 
von  Salzsäurelösung  das  ganze  Gerüst  freizulegen.  Doch  werden  sich  in  der  Regel  auch  von  Skeletten, 
die  fast  vollständig  verkalkt  sind,  durch  Auflösen  größerer  Stücke  des  Schwammkörpers  mit  nachfolgendem 
Schlemmen  des  Ätzrückstandes  wenigstens  einige  gut  erhaltene  isolierte  Kieselnadeln  oder  kleinere  Skelett- 
teile im  Zusammenhang  gewinnen  lassen.  Sonst  muß  man  sich  auch  hier  mit  Dürmschliffen  oder  mit 
Anschleifen  zu  behelfen  suchen. 

Wenn  orientierte  Schnitte  durch  Korrosionspräparate  gemacht  werden  sollen,  empfiehlt  es  sich, 
das  Objekt  in  reinen  Canadabalsam  einzubetten.  Man  bringt  ein  der  Größe  des  Untersuchungsobjekts 
entsprechendes  Stück  reinen  Balsams  über  der  Flamme  langsam  zum  Schmelzen,  legt  das  Schwammstück 
hinein  und  kann,  wenn  der  Balsam  erkaltet  ist,  nach  bekannten  Methoden  leicht  Schliffe  in  beliebigen 
Richtungen  anfertigen. 

Um  isolierte  Desme  von  Tetracladinen,  Megamorinen  etc.,  die  ziemlich  leicht  unversehrt  zu  erhalten 
sind,  wenn  eine  Partie  des  korrodierten  (aber  nicht  mit  Gummi  arabicum-Lösung  getränkten)  Skeletts 
in  einem  Reagenzgläschen  einige  Zeit  leicht  geschüttelt  wird,  bei  durchfallendem  Lichte  bequem  von  allen 
Seiten  untersuchen  zu  können,  verschiebt  man  allmählich  unter  leichtem  Drucke  das  Deckgläschen.  Die 
Skelettelemente  drehen  sich  daÎDei  in  der  Einbettungsflüssigkeit  langsam  nach  jeder  gewünschten  Richtung. 

In  vollkommenster  Abhängigkeit  vom  Erhaltungszustande  der  fossilen  Spongien  stehen  naturgemäß 
unsere  Kenntnisse  von  der  Zusammensetzung  der  Faunen  in  den  zahlreichen  Zonen  und  verschiedenen 
Faciesgebilden  der  oberen  Kreide;  denn  es  liegt  auf  der  Hand,  daß  eine  Fauna  unvollständig  erforscht  sein 
muß  und  schwer  richtig  zu  beurteilen  und  mit  anderen  zu  vergleichen  ist,  wenn  nur  die  großen  und  dick- 
wandigen Arten  bekannt  sind,  während  es  auch  durch  subtile  Präparationsmethoden  nicht  gelingen  will, 
die  vielen  Spezies  mit  zarten  Gerüsten  nachzuweisen. 


—    13  — 


Am  wenigsten  beeinträchtigt  ein  ungünstiger  Einfluß  der  Erhaltungsart  die  Kenntnis  der  Spongien 
mit  lithistidem  Skeletthabitus.  Es  sind  das  meistens  kompakte  Typen,  deren  Körperform  und  Kanal- 
system aucli  noch  erhalten  bleiben,  wenn  die  ursprünglichen  Bestandteile  des  Skeletts  vollständig  zerstört 
und  durch  andere  mineralische  Stoffe  ersetzt  worden  sind.  Ich  darf  darum  behaupten,  daß  die  hierunter 
gegebenen  Fossillisten  ein  ziemlich  richtiges  Bild  von  der  vertikalen  und  horizontalen  Verbreitung  der 
Spezies  aus  den  Familien  der  Tetracladinidae ,  Megamorinidae,  Corallistidae,  Helomorinidae,  Rhizo- 
morinidae  und  S phaerocladinidae  geben. 

Anders  steht  es  aber  mit  den  übrigen  Familien  der  Tetraxonia  und  Monaxonia.  Die  Tetraxonia  mit 
unverbundenen  Skelettnadeln  des  regulären  Typus,  also  die  Pachastrelliden,  Geodiden,  Tetilliden  etc. 
dürften  bereits  in  der  oberen  Kreide  eine  Verbreitung  und  Entwicklungshöhe  erreicht  haben,  die  man 
nach  den  verhältnismäßig  sehr  seltenen  Funden  vollständiger  Exemplare  kaum  vermuten  möchte.  Davon 
zeugen  die  zahllosen  regulären  Spicula  von  den  mannigfaltigsten  Formen  und  Größen,  die  stets  im  Ätz- 
rückstande spongienführender  Gesteine  vorkommen.  Es  ist  mir  aber  nur  bei  einem  einzigen  Horizonte  des 
Senons  gelungen,  von  diesen  Schwämmen  eine  größere  Anzahl  Arten  aufzufinden  und  zwar  nur  an  einem 
Fundpunkte  (Oberg).  (Übrigens  meine  ich  hier  keine  Arten,  die  auf  einzelne  Spicula  begründet  worden 
sind,  sondern  nur  solche,  bei  denen  außer  der  mehr  oder  weniger  gut  erhaltenen  Körperform  auch  zahlreiche 
Nadeln  von  gleicher  Form  und  Kombinationen  von  iNadelformen  ähnlich  wie  bei  den  jetzt  lebenden  Arten 
nachzuweisen  waren.)  Daraus,  daß  diese  oder  verwandte  Spezies  aus  den  anderen  Horizonten  nicht  an- 
geführt werden,  ist  keinesfalls  der  Schluß  zu  ziehen,  daß  sie  nicht  vorhanden  gewesen  wären.  Vielmehr 
sind  sie  in  dem  einen  Falle  infolge  ihrer  guten  Erhaltung  und  durch  Anwendung  zweckmäßiger  Präpara- 
tionsmethoden gefunden  worden,  während  sie  gewöhnlich  den  zerstörenden  Einwirkungen  des  Versteine- 
rungsprozesses nicht  widerstanden  haben. 

Am  lückenhaftesten  sind  aber  unsre  Kenntnisse  von  der  Verbreitung  der  Hexactinelliden.  Die 
relativ  dickwandigen  Schwammkörper  der  V entriculitidae ,  Coeloptychidae,  Maeandrospongidae  etc.,  die 
seit  langer  Zeit  aus  Schichten  verschiedenster  Facies  bekannt  sind,  konnten  auch  unter  ungünstigen  Er- 
haltungsbedingungen überliefert  werden.  Anders  ist  es  mit  den  zarten  Gerüsten  der  Gattungen  Farrea, 
Eurete,  Periphragella,  Chonelasma  etc.  Diese  geben  die  denkbar  ungünstigsten  Erhaltungsobjekte  ab  und 
ich  habe  sie  darum  auch  nur  in  der  Quadraten-Kreide  von  Oberg  gefunden,  wo  die  Erhaltungs- 
bedingungen ganz  ungewöhnlich  günstige  sind.  Es  kann  aber  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  Euretiden, 
Farreïden  etc.  auch  in  den  älteren  Etagen  der  oberen  Kreide  begraben  liegen. 

Die  Listen,  die  ich  hier  über  die  vertikale  Verbreitung  der  Arten  —  zunächst  der  Tetraxonia  und 
Monaxonia  gebe,  haben  also  fast  alle  nui'  einen  relativen  Wert.  Auf  Vollständigkeit  kann  aber  das 
Artenverzeichnis  der  Spongien  aus  der  Quadraten-Kreide  Anspruch  machen,  weil  es  sich  hauptsächlich 
auf  einen  Fundpunkt  (Oberg)  stützt,  an  dem  die  Erhaltungsbedingungen  beispiellos  günstige  sind. 
Die  übrigen  Listen  werden  ein  ziemlich  richtiges  Bild  von  der  Verteilung  der  Silicea  mit  lithistidem 
Skeletthabitus  geben.  Daraus,  daß  aus  den  meisten  Horizonten  keine  Monaxonia  und  Tetraxonia  mit 
unverbundenen  Nadeln  aufgezählt  werden,  ist  aber  nicht  der  SchluJ5  zu  ziehen,  daß  diese  Schwämme 
nicht  vorhanden  gewesen  wären.  Gerade  beim  Studium  der  fossilen  Schwämme  hat  man  stets  mit 
der  großen  Lückenhaftigkeit  der  paläontologischen  Überlieferung  zu  kämpfen. 

Ich  gebe  nun  eine  Tabelle  der  Alters-  und  Faciesverhältnisse  der  wichtigsten  Spongienfundpunkte. 


—   14  — 


Alters-  und  Faciesverhältnisse  der  wichtigsten  Spongienfundpunkte. 


Mucronaten-Senon. 

Lüneburg  (Bläuliclie  Tonkreide  mit  Helicoceras  polyplocum  A.  RoEM.sp.). 
Steinbruch  der  Zementfabrik  Teutonia  in  Misburg  (Kalkmergel  mit 
Epiaster  gibbus  Schlüter,    Pachydiscus  pseudo-Stobaei  Moberg  sp., 
Pachydiscus  galicianus  Favre  sp.,  Scaphites  spiniger  Schlüter  etc.). 
Alilten,  Coesfeld  (Mergelsandstein  mit  Belemnitella  mucronata).  | 

Quadraten-Senon . 

Steinbruch  der  Zementfabrik  Germania  in  Misburg  (Kalkmergel  mit   (  op 
Actinocamax  quadratus  Blainv.,  Micraster  gibbus  Lam.  (Desor),  Offaster  ^ 
pilula  Lam.  (Desor),  etc.). 

Oberg,  Adenstedter  Kalkofen,  Biewende,  Vordorf,  Schwiechelt  ;  Grün- 
sand zwischen  Boimstorf  und  Glentorf  mit  Actinocamax  quadratus; 
Ilsenburg-Mergel;    Coesfeld  (Mergelkalk  mit  Actinocamax  quadratus). 

Granulaten-Senon. 

Ton  der  Umgegend  von  Braunschweig  mit  Actinocamax  granulatus 
Blainv.  em.  Schlüter,   Actinocamax  Grossouvrei  Janet,    Inoceramus  g 
lobatus,  Inoceramus  lingua.  'g 
Ton  von  Gleidingen  mit  Actinocamax  granulatus,  Actinocamax  verus. 
Adenstedt-Bülten  (Sandmergel  mit  Inoceramus  cardissoides,  Inoceramus  ^ 
Cripsi).                                                                                           i  % 

Westfalicus-Senon 
oder  Emscher. 

Adenstedt-Bülten  (Eisensteinkreide). 

Spongienmergel  im  Liegenden  des  Sudmerbergkonglomerats. 

Eisenbahneinschnitt   am  Petersberge   bei  Goslar    (Mergel  mit   I710-  2 
...  0 
ceramus  digitatus.)  .'S 

/  h-3 

Cuvieri-Turoii. 

Heere,  Salder,  Paderborn  (Plänerkalk  mit  Inoceramus  Ciivieri.) 

Breviporus-Turon . 
(Scaphiten-Pläner.) 

Nettlingen,    Halberstadt,    Heiningen,    Gr.  Flöthe    (Plänerkalk  mit 
Micraster  breviporus ,  Helicoceras  Reussianum,   lokal  mit  Scaphiten.) 
Breviporus-Kalkstein,  -Mergel  und  -Grünsand  des  Teutoburger  Waldes. 

œ 

Brongniarti-Turon . 

Ohne  Spongien.  Galeritenschichten  lokal  (Fleischerkamp  bei  Salzgitter)  § 
mit  Cystispongia. 

_— — _— ___  [  0} 

Labiatus-Turon. 

Ohne  Spongien.  ^ 
 <ü 

Rliotomagensis- 
Cenoman 

CC 
e<-i 

Kahnstein  bei  Langelsheim  (nach  F.  A.  Roemer).  p 

Varians-Cenom  a  n . 

Kahnstein  bei  Langelsheim  (nach  F.  A.  Roemer). 
Steinbruch  der  Norddeutschen  Zementfabrik  in  Misburg. 

—    15  — 


Die  ältesten  kieselspongienführenden  Ablagerungen  unserer  oberen  Kreide  sind  die  cenomanen 
Kalkmergel  und  Plänerkalke  init  Schloenbachia  varians  Sow.  sp.  und  Acanthoceras  Mantelli  Sow.  sp.  An 
den  meisten  Aufschlüssen  kommen  dieSpongien  allerdings  nur  sehr  selten  vor.  Z.  B.  habe  ich  im  Varians- 
pläner  von  Misburg,  der  jahrelang  durch  die  großen  Steinbrüche  der  „Norddeutschen  Zementfabrik" 
und  der  Zementfabrik  „Kronsberg"  gut  aufgeschlossen  war  und  eine  reiche  Cephalopoden-  und  Echiniden- 
fauna  geliefert  hat,  bei  intensiver  Sammeltätigkeit  nur  einmal  eine  Spongie  gefunden.  F.  A.  Roemer 
liat  aber  vom  Kahnstein  bei  Langelsheim  11  Arten,  meist  Hexactinelliden,  beschrieben.  Jetzt  ist  dieser 
Fundpunkt  erschöpft. 

Aus  den  nächst] üngeren  Schichten  mit  Acanthoceras  rhotomagense  führt  F.  A.  Roemer  2  Hexac- 
tinellidenarten  an,  beide  ebenfalls  vom  Kahnsteine.  Ich  selber  kenne  auch  aus  dem  Rhotomagensispläner 
keine  Spongie,  obgleich  ich  mehrere  Aufschlüsse  jahrelang  besucht  habe. 

Die  letztgenannten  Schichten  werden  überlagert  vom  Labiatuspläner.  Roemer  will  in  diesem 
Horizont  eine  Spezies  am  Osterholz  bei  Salzgitter  gefunden  haben.  Mir  ist  kein  Fund  gelungen  und  auch 
Wollemann  ^)  erwähnt  keine  Spongie  in  seiner  zahlreiche  Aufschlüsse  berücksichtigenden  Liste  der  Ver- 
steinerungen aus  dem  Labiatenpläner  der  Umgebung  von  Braunschweig. 

Auf  die  Schichten  mit  Inoceramus  labiatus  Schloth.  folgen  die  Pläner  und  Mergelkalke  mit  Ino- 
ceramus  Brogniarti  Sow.  Sie  sind  ebenfalls  fast  frei  von  Spongien.  Nur  in  der  sogenannten  Galeriten- 
Facies  kommt  lokal  z.  B.  am  Fleischercamp  bei  Salzgitter  Cystispongia  bursa  Roem.  sp.  vor.  Aus  dem 
typischen  Brogniarti-Pläner  Nordwestdeutschlands  führt  auch  Roemer  keine  Spongien  an. 

Leonhard  nennt  allerdings  aus  der  Brongniartizone  des  Oppelner  Turons  Ventriculites  angustatus 
Roem.  sp..  Ventriculites  radiatus  Mant.  sp.,  Leptophragma  fragilis  Roem.  sp.,  Amphithelion  tenue  Roem  sp. 
und  Plocoscyphia  tenuilobata  Leonh.  Leonhard  hat  aber  m.E.  die  obere  Grenze  der  Brongniartizone  in 
den  Scaphitenpläner  verlegt.  Nach  der  Ansicht  Leonhards  soll  die  Brongniartizone  in  den  Oppelner 
Kalksteinbrüchen  gegen  den  Scaphitenpläner  durch  zwei  tonreiche  Zwischenlagen  mit  Terebratulina 
gracilis  abgeschlossen  sein.  Da  aber  ein  wesentlicher  Unterschied  im  petrographischen  und  faunistischen 
Habitus  der  Turonschichten  über  und  unter  den  Terebratulinabänkchen  nicht  vorhanden  ist,  vielmehr 
fast  alle  Spongien,  Echiniden,  Zweischaler,  Cephalopoden  etc.,  die  Leonhard  aus  seiner  Scaphitenzone 
anführt,  auch  in  der  sog.  Brongniartizone  von  Oppeln  gefunden  werden,  dürfte  die  Ansicht  nicht  von  der 
Hand  zu  weisen  sein,  daß  die  Äquivalente  des  Nordwestdeutschen  Brongniarti-Pläners  in  den  Oppelner 
Steinbrüchen  bis  jetzt  noch  nicht  aufgeschlossen  worden  sind.  Ich  sehe  darum  vom  Turon  der  Um- 
gebung von  Oppeln  nur  die  fossilarmen  und  wie  in  Nord  Westdeutschland  gänzlich  spongienfreien  Mergel- 
kalke von  Groschowitz,  die  in  den  höheren  Lagen  fast  ausschließlich  Inoceramus  Brongniarti  führen,  als 
Äquivalente  der  nordwestdeutschen  Brongniartipläner  an. 

Mit  dem  Scaphitenpläner  beginnt  die  Reihe  der  durch  das  häufige  Vorkommen  von  Kieselspongien 
ausgezeichneten  Schichten.  Das  Verzeichnis  der  tetraxonen  und  monaxonen  Silicea  aus  dem  Scaphiten- 
pläner basiert  namentlich  auf  den  Vorkommnissen  aus  dem  Scaphitenpläner  von  Halberstadt,  den  Herr 
E.  Torger  in  Halberstadt  jahrelang  mit  großem  Eifer  ausgebeutet  hat,  und  dem  Scaphitenpläner  von 
Nettlingen,  wo  ich  selber  viele  hundert  Individuen  gesammelt  habe.    Die  Nettlinger  Steinbrüche  liegen 

A.  Wollemann,  Aufschlüsse  und  Versteinerungen  im  Turon  der  Kreise  Braunschweig  und  Wolfenbüttel  ein- 
schließhch  des  Oderwaldes.    12.  Jahresbericht  des  Vereins  für  Naturwissenschaft  zu  Braunschweig.  1901    S.  51. 


—    16  — 


etwa  1  km  südöstlich  vom  Dorfe  dicht  an  der  Chaussee  Nettlingen- Nordassel  und  sind  alle  in  denselben 
Schichten  angesetzt.  (In  dem  verlassenen  Steinbruche  mit  Kalkofen,  der  einige  hundert  Meter  südUch 
von  diesen  Steinbrüchen  an  dem  Feldwege  von  Nettlingen  nach  Luttrum  hegt  und  möglicherweise  einen 
anderen  Horizont  aufschließt,  habe  ich  nicht  gesammelt.) 

Über  das  Alter  der  Schichten  von  NettUngen  ist  es  zu  Meinungsverschiedenheiten^)  gekommen. 
Darum  gebe  ich  zunächst  eine  Liste  der  bei  Netthngen  von  mir  gesammelten  Cephalopodeii,  Zwei- 
schaler, Echiniden  etc.  nach  den  Bestimmungen  des  Herrn  Dr.  Wollemann. 


Liste  der  Fossilien  aus  dem  Scaphitenpläner  von  Nettlingen.    (Mit  Ausnahme  der  Spongien). 


Pachydiscus  peramplus  Mant.  sp. 
Helicoceras  flexuosum  Schlüter. 
Puzosia  M  aller  i  Grossouvre. 
Pleurotomaria  linearis  Mant. 
Spondylus  spinosus  Sow. 

,,        latus  Sow. 
Ostrea  hippopodium  Nilsson. 
Inoceramus  latus  Mant. 

,,         inaequivalvis  Schlüt. 
Brogniarti  Sow. 
Rhynchonella  Cuvieri  d'ORB. 


Terehratula  subrotunda  Sow.  (Typische  Form  und 

Riesenform.) 
Stereocidaris  Reussii  Geinitz  sp. 
Echinoconus  subconicus  d'ORB. 
Ananchytes  ovatus  Lam. 
Holaster  planus  Mant. 
Micraster  breviporus  Ag. 
Micraster  cor -testudinarium  Goldf.  sp. 
Infulaster  excentricus  Rose  sp. 
Parasmilia  rudis  Edw.  u.  Haime. 


Das  Verzeichnis  enthält  mit  Ausnahme  von  Puzosia  Mülleri  keine  Art,  die  nicht  schon  länger  aus 
dem  Scaphitenpläner  bekannt  wäre.  Mehrere  Arten  gehen  in  den  Brogniartipläner,  z.  T.  sogar  in  den 
Labiatuspläner  liinunter  und  kommen  darum  bei  der  Altersbestimmung  weniger  in  Frage.  Es  sind  Pleuro- 
tomaria linearis,  Spondylus  spinosus  (Brongniarti-Pläner  von  Groschowitz),  Spondylus  latus,  Inoceramus 
Brogniarti,  Ostrea  hippopodium,  Rhynchonella  Cuvieri ,  Terehratula  subrotunda  (die  typische  Form), 
Echinoconus  subconicus,  Ananchytes  ovatus,  Infulaster  excentricus,  Holaster  planus,  Micraster  breviporus  und 
Parasmilia  rudis. 

Inoceramus  latus,  Inoceramus  inaequivahis,  die  Riesenform  von  Terebratula  subrotunda  und  Stereo- 
cidaris Reussii  sind  aber  Leitfossilien  der  Scaphitenpläner.  Pachydiscus  peramplus,  der  im  Brongniartipläner 
sehr  selten  ist,  aber  im  Scapli,itenpläner  das  Maximum  seiner  Häufigkeit  erreicht,  ist  bei  Nettlingen  nicht 
selten.  Helicoceras  flexuosum  und  Micraster  cor-testudinarium  kommen  im  Scaphiten-  und  im  Cuvieripläner, 
aber  nicht  im  Brogniartipläner  vor.     Puzosia  Mülleri  war  bisher  nur  aus  dem  Cuvieri-Pläner  bekannt. 


1)  A.  Wollemann,  Das  Alter  des  Turons  von  Nettlingen  bei  Hildesheim.  Centralblatt  für  Mineralogie  etc.  1902, 
S.  179—181. 

H.  Menzel,  Über  das  Alter  des  Turons  von  Nettlingen  bei  Hildesheim.   Centralblatt  für  Mineralogie  etc.  1902. 
S.  305—309. 

A.  WoLLEM.\NN,  Noch  einmal  Nettlingen.   Centralblatt  für  Mineralogie  1902,  S.  398—402. 

A.  VVoLLEM.\NN,  Puzosia  Mülleri  Grossouvre  aus  dem  Scaphitenpläner  von  Nettlingen.   Centralblatt  für  Minera- 
logie etc.  1905,  S.  452—453. 


# 


—   17  — 

Die  Zusammensetzung  der  Fauna  weist  auf  die  höheren  Schichten  des  Scaphitenpläner  hin. 
Scaphiten  fehlen  allerdings  bei  Nettlingen.  Herr  Wollemann  hat  aber  in  einem  Steinbruche  in  der 
Nähe  von  Salder  Scaphites  Geinilzii  d'OßB.  in  Gesellschaft  fast  aller  auch  bei  Nettlingen  vorkommenden 
Arten  gefunden. 


Verzeichnis  der  im  Scaphitenpläner  vorkommenden  Kieselspongien. 

(Mit  Ausschluß  der  Hexactinelliden). 


Brochodora  (Doryderma)  Roemeri  Hinde  sp. 
Phalangium  scytaliforme  Schrammen. 
Phymatella  spinosa  Schrammen. 

„         intumescens  Roemer  sp. 
Thecosiphonia  ramosa  Schrammen. 

„  Torgeri  Schrammen. 

Jerea  Quenstedti  v.  Zittel. 
Pholidocladia  dichotoma  Hinde. 
Isoraphinia  texta  Roemer  sp. 
Pachycothon  giganteum  Roem.  sp. 
Halichondria  Lendenfeldi  Schrammen. 
Rhizopsis  horrida  Schrammen. 
Opetionella  poculum  Schrammen. 


Verruciilina  tenuis  Roemer  sp. 

damaecornis  Roemer  sp. 
„         convoluta  Quenstedt  sp. 
„         crassa  Roemer  sp. 
„         miliaris  Reuss  sp. 

seriatopora  Roemer  sp. 
Stichophyma  robusta  Schrammen. 

verrucosa  Roemer  sp. 
Stachyspongia  ramosa  Quenst.  sp. 
Scytalia  ter  ehr  ata  Phillips  sp. 
Chonella  tenuis  Roem.  sp. 
Seliscothon  planum  Phillips  sp. 


Von  diesen  Spezies  sind  auf  den  Scaphitenpläner  beschränkt  Phymatella  spinosa,  Thecosiphonia 
ramosa,  Thecosiphonia  Torgeri,  Halichondria  Lendenfeldi,  Opetionella  poculum,  Stichophyma  robusta  und 
Stachyspongia  ramosa. 

Bis  in  den  Cuvieripläner  gehen  Phalangium  scytaliforme,  Phymatella  intumescens,  Isoraphinia 
texta,  Verruculina  crassa,  Verruculina  damaecornis,  Stichophyma  verrucosa.  Bis  in  die  Quadratenkreide: 
Jerea  Quenstedti,  Pholidocladia  dichotoma,  Rhizopsis  horrida.  Bis  in  die  Mucronatenkreide  :  Brochodora 
Roemeri,  Jerea  Quenstedti,  Verruculina  tenuis,  Verruculina  convoluta,  Verruculina  seriatopora,  Scytalia 
terebrata,  Chonella  tenuis  und  Seliscothon  planum. 

Bemerkenswert  ist  das  Vorkommen  von  Halichondria  Lendenfeldi,  der  ersten  und  einzigen  fossilen 
Halichondriaart.  Sie  lehnt  sich  in  der  äußeren  Form  und  in  der  Oberflächenstruktur  eng  an  die  in  der 
Jetztzeit  lebenden  Arten  an,  steht  aber  sonst  ganz  isoliert,  denn  aus  anderen  Schichten  der  oberen 
Kreide  und  aus  postcretaceischen  Ablagerungen  ist  noch  keine  Halichondria  bekannt  geworden. 

Exemplare  von  Pachycothon  giganteum  sind  im  Scaphitenpläner  häufig  und  erreichen  lokal  bedeu- 
tende Größe,  z.  B.  bei  Halberstadt.  Aus  dem  Cuvieripläner  kenne  ich  die  Art  nicht.  In  der  Quadraten- 
und  Mucronatenkreide  ist  sie  wieder  ziemlich  häufig.  Ähnlich  verhält  sich  Jerea  Quenstedti,  die  bei 
Halberstadt  eine  der  häufigsten  Arten  ist,  im  Cuvieripläner  von  Hannover  nicht  gefunden  wird ,  aber 
in  der  Quadratenkreide  nicht  ganz  selten  vorkommt. 

P-.ilaeontograi)liicti.    Sappl.  V.  3 


—   18  — 


Aus  dem  Scaphilenpläner  des  Teutoburger  Waldes  führt  Elbert  Isoraphinia  texta,  cf.  Phymatella 
intumescens  Roem.  sp.,  Amphithelion  circumporosum  Quenst.  sp.  (=  Verniculina  crassa  Roem.  sp.)  und 
Amphitelion  tenue  Quenst.  sp.  (=  Verruculina  tenuis  Roem.  sp.)  an,  vier  Arten,  die  auch  bei  Nett- 
lingen und  Halberstadt  vorkommen. 

Leonhard  ^)  beschreibt  aus  dem  Scaphitenpläner  von  Oppeln  Verruculina  tenuis  Roem.  sp.  und 
2  Phymatellaarten,  von  denen  ich  wenigstens  die  eine,  Phymatella  plicata  Quenstedt  sp.,  für  synonym 
mit  Phymatella  intumescens  Roem.  sp.  halten  möchte. 

Nach  Wollemann  ^)  kommen  im  Scaphitenpläner  der  Umgebung  von  Rraunschweig  Verruculina 
tenuis  Roem.  sp.,  Stichophyma  sparsa  Reuss  sp.  und  Stachyspongia  tuberculosa  Roem.  sp.  vor.  Mit  Sticho- 
phyma  sparsa  ist  wohl  Stichophyma  verrucosa  Roem.  sp.,  mit  Stachyspongia  tuberculosa  Stachyspongia 
ramosa  Quenst.  sp.  gemeint. 

Der  Scaphitenpläner  wird  überlagert  vom  Cuvieripläner,  dessen  Spongienfauna  sich  eng  an  die 
des  Scaphitenpläners  anschließt.  Der  Reichtum  an  Individuen  wird  größer.  Die  Artenzahl  nimmt  min- 
destens nicht  ab.  Daß  ich  trotzdem  weniger  Arten  wie  aus  dem  Scaphitenpläner  anführe,  liegt 
an  den  schlechteren  Aufschlußverhältnissen.  Als  die  ergiebigsten  Fundpunkte  erwiesen  sich  mehrere  in 
den  Gemarkungen  der  Dörfer  Gr.-  und  Kl. -Heere  und  Sehlde  am  Hainberge  bei  Ringelheim  gelegene 
Steinbrüche,  in  denen  gelegentlich  Material  zum  Wegebau  gewonnen  wird,  und  der  Steinbruch  der 
Zementfabrik  bei  Salder  (an  der  Bahnstrecke  Braunschweig-Derneburg).  Ich  kenne  aus  dem  Cuvieripläner 
folgende  Tetraxonia  und  Monaxonia: 


Procorallistes  polymorphus  Schrammen. 
Phalangium  scytaliforme  Schrammen. 
Phymatella  intumescens  Roem  er  sp. 
Thecosiphonia  nobilis  Roem  er  sp. 
Astrocladia  laevis  Roemer  sp. 
Ophiraphidites  annulatus  Schrammen. 
Isoraphinia  texta  Roemer  sp. 
Opetionella  radians  v.  Zittel. 
Verruculina  tenuis  Roemer  sp. 


Verruculina  convoluta  Quenstedt  sp. 

,,         crassa  Roemer  sp. 
Stichophyma  verrucosa  Roemer  sp. 
Stachyspongia  spica  Roemer  sp. 
Scytalia  terebrata  Phillips  sp. 

,,      cylindrata  Schrammen. 
Cytoracea  turbinata  Schrammen. 
Leiochonia  pinguis  Schrammen. 
Seliscothon  planum  Phillips  sp. 


Hiervon  sind  auf  den  Cuvieripläner  beschränkt  Astrocladia  laevis,  Opetionella  radians,  Stachy- 
spongia spica  und  Leiochonia  pinguis.  Thecosiphonia  nobilis  und  Isoraphinia  texta  erreichen  den  Höhepunkt 
und  zugleich  das  Ende  ihrer-  Entwickelung.  Auch  Phalangium  scytaliforme,  Phymatella  intumescens, 
Verruculina  crassa  und  Stichophyma  verrucosa  überschreiten  nicht  die  oberen  Grenzen  des  Cuvieri-Pläners. 
Ophiraphidites  annulatus,  die  älteste  Ophiraphiditesart,  geht  aber  noch  bis  in  die  Quadratenkreide  hinauf. 
Procorallistes  polymorphus,  Verruculina  tenuis,  Verruculina  convoluta,  Scytalia  terebrata,  Scytalia  cylindrata, 
Cytoracea  turbinata  und  Seliscothon  planum  steigen  sogar  bis  in  die  Mucronatenkreide. 


M  Joh.  Elbert,  das  untere  Angoumien  in  den  Osningbergketten  des  Teutoburger  Waldes, 
naturhist.  Vereins  der  preußischen  Rheinlande  etc.   58.  Jahrgang.  Bonn  1901.  S.  97  u.  f. 
2)  a.  a.  O.  S.  37  u.  f. 
a.  a.  O.  S.  53. 


Verhandlungen  des 


—  19  — 


PocTA^)  hat  die  Spongienlauna  des  Cuvieripläners  von  Paderborn  untersucht  und  außer  einer 
Anzahl  HexactinelUdenarten  auch  Isoraphinia  simplicissima  Pocta  (=  Pachycothon  giganteum  RoEM.sp.) 
Thecosiphonia  grandis  Roem.  sp.  (=  Thecosiphonia  nobilis  Roem.  sp.),  Pachypoterion  cupulare  Pocta,  eine 
Phymaiella  sp.,  Chonella  sp.  und  Verruculina  sp.  gefunden.  Die  generische  Stellung  -von  Pachypoterion 
cupulare  Pocta  halte  ich  für  unsicher.  Denn  die  von  Pocta  abgebildeten  und  Pachypoterion  zu- 
geschriebenen Skelettelemente  sind  durch  den  Versteinerungsprozeß  etc.  derart  verunstaltet ,  daß  es  ge- 
wagt scheint,  nach  ihnen  auf  verwandtschaftliche  Beziehungen  zur  Gattung  Pachypoterion  Hinde 
zu  schließen. 

Wollemann  ^)  führt  aus  dem  Cuvieripläner  von  Salder  außer  Verruculina  crassa,  Verruculina 
tenuis,  Scytalia  terebrata,  Isoraphinia  texta,  Phymatella  intumescens  und  Thecosiphonia  nobilis  noch  Sticho- 
phyma  sparsa  Reuss  sp.,  Seliscothon  Roemeri  Pomel  sp.  und  Seliscothon  capitatum  Phill.  sp.  an.  Wolle- 
mann's  Stichophynia  sparsa  dürfte  richtiger  als  Stichophyma  verrucosa  Roem.  sp.  zu  bezeichnen  sein. 
Seliscothon  Roemeri  und  Seliscothon  capitatum,  deren  Belegstücke  Herr  Wollemann  mir  gütigst  über- 
lassen hat,  halte  ich  für  verschiedene  Altersstufen  einer  neuen  Leiochoniaart  (L.  pinguis  Schrammen). 

Nach  der  Ablagerung  des  Cuvieripläners  trat  in  Nordwestdeutschland  eine  Verflachung  des 
Kreidemeeres  und  damit  lokal  eine  Veränderung  der  Faciesverhältnisse  ein.  Unsere  Kenntnisse  von 
der  Kontinuität  der  Faunen  bekommen  dadurch  eine  Lücke.  Die  Cuvieripläner,  Scaphitenpläner  etc. 
sind  durch  den  Gesteinscharakter,  die  Zusammensetzung  der  allgemeinen  Fauna  und  der  Spongienfauna 
als  Tiefseesedimente  gekennzeichnet,  während  die  Sandmergel,  Sande,  Konglomerate  und  Tone  der 
Westfalicuskreide  oder  des  Emscliers  und  dann  der  Granulatenkreide,  die  auf  den  Cuvieripläner  folgen, 
sich  durch  ihre  organischen  Einschlüsse  als  Absätze  eines  seichteren  Meeres  und  als  Küstensedimente 
erweisen. 

Die  Spongienfaunen  aus  der  Tiefseefacies  der  Westfalicus-  und  Granulatenkreide  sind  in  Nord- 
westdeutschland ebenso  unbekannt  wie  die  Faunen  der  Küstenfacies  der  Cuvieri-,  Scaphiten-  etc.  Pläner. 

Die  ältesten  spongienführenden  Ablagerungen  der  Westfalicuskreide  sind  Sandmergel  mit  Actino- 
camax  westfalicus,  Inoceramus  digitatus  etc.,  die  seinerzeit  durch  einen  Eisenbahneinschnitt  am  Peters- 
berge bei  Goslar  aufgeschlossen  gewesen  sind.  Herr  Lehrer  W.  Reitemeyer  in  Goslar  hat  den  Aufschluß 
ausgebeutet  und  mir  freundlicher  Weise  das  gesammelte  Material  zur  Bestimmung  überlassen.  Es  ent- 
hielt dieselben  Arten,  die  auch  in  den  hangenden  Schichten,  den  sog.  Siphonienmergeln,  des  Sudmer- 
berges  gefunden  werden.  Die  Sudmerbergfauna  ist  aber  artenreicher.  Im  Bahneinschnitt  ist  Coelo- 
corypha  subglobosa  v.  Zitt.  häufiger,  in  den  Siphonienmergeln  Jereica  punctata  Goldf.  sp.  Weiter 
kommt  in  der  Zusammensetzung  der  Spongienfauna  die  Altersverschiedenheit  kaum  zum  Ausdruck. 

Die  fossilreichen  und  altberühmten  Siphonienmergel  des  Sudmerberges  sind  infolge  von  Auf- 
forstungen jetzt  leider  nicht  mehr  gut  aufgeschlossen,  wenn  auch  gelegentlich  noch  manches  schöne 
Stück  auswittert.  Die  Mergel  gehören  nach  Stolley  ^)  z.  T.  noch  zur  Westfalicuskreide,  z.  T.  schon  zur 
untersten  Granulatenkreide. 

M  Zeitschr.  d.  Deutsch,  geol.  Ges.  1890,  S.  217—232. 
a.  a.  0.  S.  53. 

•  ^)  E.  Stolley,  Über  die  Gliederung  des  norddeutschen  und  baltischen  Senon.    Archiv  für  Anthropologie  und  Geo- 
logie Schleswig-Holsteins,  Bd.  2,  S.  236  und  239. 


—   20  — 


Liste  der  im  Bahneinschnitt  Petersberg  und  am  Sudmerberg  vorkommenden 

Arten.    (Ohne  die  Hexactinelliden.) 

Arten  aus  den  Emscher-Schichten  mit  Inoceramus  digitatus  (Petersberg). 

Trachysycon  muricatum  Roemer  sp.  Seliscothon  marginatum  Roemer  sp. 

Siphonia  Griepenkerli  Schrammen.  Cytoracea  grandis  Roemer  sp. 
cf.  Phymatella  bullosa  v.  Zittel.  ,,       costata  Roemer  sp. 

Lopadophorus  Janus  Roemer  sp.  ,,       impressa  Roemer  sp. 

Pachinion  familiäre  Roemer  sp.  Coelocorypha  suhglobosa  v.  Zittel  (häufig). 

Pachytrachelus  conicus  Roemer  sp.  Jereica  punctata  Goldfuss  sp.  (selten). 
Seliscothon  Mantelli  Goldfuss  sp. 

Arten  aus  den  Siphonienniergeln  (Sudmerberg). 

Pachypoterion  Koeneni  Schrammen.  Coelocorypha  suhglobosa  v.  Zittel. 

Pachinion  familiäre  Roemer  sp.  Coelocorypha  socialis  Roemer  sp. 
Callopegma  depressa  Roemer  sp.  ,,  acuta  Roemer  sp. 

Siphonia  Griepenkerli  Schrammen.  Astrobolia  hemisphaerica  Roemer  sp. 
Trachysycon  muricatum  Roemer  sp.  tenella  Roemer  sp. 

Lopadophorus  Janus  Roemer  sp.  globosa  Roemer  sp. 

Pachycothon  giganteum  Roemer  sp.  Cytoracea  impressa  Roemer  sp. 
Scolioraphis  tesselata  Roemer  sp.  grandis  Roemer  sp. 

Verruculina  tenuis  Roemer  sp.  ,,       costata  Schrammen. 

seriaiopora  Roemer  sp.  Bolidium  palmatum  Roemer  sp. 

micrommata  Roemer  sp.  Chonella  auriformis  Roemer  sp. 

„         angulata  Schrammen.  "  Seliscothon  marginatum  Roemer  sp. 
Stichophyma  turbinata  Roemer  sp.  „         Mantelli  Goldfuss  sp. 

Jereica  punctata  Goldfuss  sp.  Pachytrachelus  conicus  Roemer  sp. 

Hiervon  sind  die  meisten  Arten  nur  aus  der  Sudinerbergfacies  des  Emschers  bezw.  der  Granulaten- 
kreide bekannt,  nämlich  Pachinion  familiäre,  Callopegma  depressa,  Trachysycon  muricatum,  Lopado- 
phorus Janus,  Scolioraphis  tesselata,  Verruculina  micrommata,  Verruculina  angulata ,  Jereica  punctata, 
Coelocorypha  subglobosa,  socialis  und  acuta,  Astrobolia  hemisphaerica,  tenella  und  globosa,  Cytoracea  im- 
pressa,  grandis  und  costata,  Bolidium  palmatum  und  Pachytrachelus  conicus. 

Die  Facies-  und  die  Etagengrenzen  überschreiten  Pachypoterion  Koeneni,  Siphonia  Griepenkerli 
und  Stichophyma  turbinata,  die  bis  in  die  Quadratenkreide  gehen,  und  Pachycothon  giganteum,  Verruculina 
tenuis,  Verruculina  seriatopora,  Chonella  auriformis  und  Seliscothon  Mantelli,  die  sogar  noch  in  der  Mucro- 
natenkreide  gefunden  werden. 

Ein  Vergleich  der  in  der  Strand-  und  Küsten  facies  des  Sudmerberges  vorkommenden  Arten  mit 
den  nächstverwandten  Arten  aus  den  Tiefseesedimenten  der  oberen  Kreide  zeigt  den  gesetzmäßigen 
Einfluß  der  Facies  auf  die  Körperform  bezw.  die  Abhängigkeit  der  Körperform  von  der  Facies.  So 
produzieren  alle  Gattungen,  deren  Tiefseearten  langgestielt-zylindris^h  sind,  in  der  Sudmerbergfacies 


—   21  — 


apfel-  und  birnförmige,  kugelige  und  sogar  halbkugelige  Gestalten  mit  kurzem  Stiel  oder  lappig  ver- 
breiterter Basis.  Als  Beispiele  wähle  ich  Arten  der  zu  drei  verschiedenen  Familien  gehörenden  Gattungen 
Siphonia,  Jereica  und  Pachytrachelus.  Siphonia  tubulosa  Roem.  sp.,  eine  Tetracladine  aus  den  ganz 
unzweifelhaft  Tiefseeablagerungen  darstellenden  Kalkmergeln  der  Mucronaten-  und  Quadratenkreide,  ist 
langgestreckt-zylindrisch  und  langgestielt.  Die  am  Sudmerberg  vorkommende  nächstverwandte  Spezies 
Siphonia  Griepenkerli  Schrammen  ist  kugelig,  birn-  oder  apfelförmig  und  hat  einen  ganz  kurzen,  dicken 
Stiel.  Die  Rhizomorine  Jereica  polystoma  Roem.  sp.  aus  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide  hat 
dieselbe  Gestalt  wie  Siphonia  tubulosa.  Jereica  punctata  Goldf.  sp.  vom  Sudmerberge  ist  wieder  kugelig-, 
apfel-  oder  birnförmig  und  kurz  gestielt.  Am  ausgeprägtesten  sind  diese  Formverschiedenheiten  aber  beiden 
Spezies  der  Gattung  Pachytrachelus  (Familie  Sphaerocladinidae)  entwickelt.  Die  beiden  Arten  aus  der  Kalk- 
mergclfacies  bilden 'lange  Zylinder.   Die  Sudmerbergart  ist  kugelig  oder  gewöhnlich  sogar  nur  halbkugelig. 

Bei  den  Gattungen  mit  becher-,  ohr-  oder  blattförmigen  Arten  wie  Seliscothon,  Verruculina,  Lopado- 
phorus  und  Chonella  sind  die  am  Sudmerberge  vorkommenden  Spezies  viel  dickwandiger  und  massiger 
als  die  nächstverwandten  Kalkmergelformen. 

Die  am  Sudmerberge  bei  Gattungen  aus  ganz  verschiedenen  Familien  zu  beobachtende  konver- 
gente Ausbildung  kugeliger,  knolliger  und  dickwandiger  Schwammkörper  ist  als  Anpassung  an  geringe 
Meerestiefen  zu  erklären.  Bei  der  Beurteilung  der  Faciesverhältnisse  mesozoischer  Sedimente  ist  darum 
allein  aus  dem  Vorhandensein  einer  aus  zahlreichen  Spongienarten  mit  lithistidem  Skeletthabitus  und  aus 
Hexactinelliden  zusammengesetzten  Fauna  nicht  immer  ohne  weiteres  auf  Tiefseebildungen  zu  schließen, 
wenn  auch  in  den  neuzeitlichen  Ozeanen  eine  derartig  zusammengesetzte  Fauna  an  die  Tiefsee  gebunden 
zu  sein  scheint. 

In  der  Facies  ungefähr  gleichartig  und  mit  den  liegendsten  Bänken  auch  wohl  z.  T.  von  dem- 
selben Alter  wie  die  oberen  Sudmerbergschichten,  kommen  nun  die  durch  großen  Individuenreichtum  an 
fossilen  Spongien  ausgezeichneten  Konglomerate  und  Mergel  von  Adenstedt-Bülten.  Die  Eisenstein- 
konglomerate der  älteren  Schichten  mit  Actinocamax  westfalicus  gehören  zum  Emscher.  Die  sandigen 
Kalkmergel  über  den  Eisensteinkonglomeraten,  die  nach  Stolley  Übergangsformen  von  Actinocamax 
westfalicus  zu  A.  granulatus,  Actinocamax  granulatus,  Inoceramus  cardissoides ,  Inoceramus  Cripsi  etc. 
führen,  werden  als  Grenzschichten  der  Westfalicus-  und  Granulatenkreide  bezw.  als  untere  Granulaten- 
kreide angesehen. 

Spongien  kommen  in  allen  Lagen  häufig  vor.  Die  Horizonte  der  hier  aufgezählten  Arten  habe 
ich  aber  nicht  genau  ermitteln  können,  weil  die  Exemplare  auf  den  Schutthalden  gesammelt  worden 
sind.  Wahrscheinlich  stammen  die  meisten  Spezies  aus  den  sandigen  Kalkmergeln  mit  Actinocamax 
granulatus  und  Inoceramus  cardissoides.    Es  sind  folgende  Arten: 

Pachypoterion  Koeneni  Schrammen.  Jereica  excavata  Schrammen. 

Callopegma  acaulis  v.  Zittel.  „       turbo  Schrammen. 

Seliscothon  Mantelli  Goldfuss  sp.  Macrobrochus  emscheris  Schrammen. 
„        pingue  Schrammen. 

Die  Schwämme  der  Bülten-Adenstedter  Kreide  zeichnen  sich  selten  durch  gute  Erhaltung,  aber 
häufig  durch  ungewöhnliche  Größe  aus.    Dadurch  wird  der  Anreiz  zum  Sammeln  und  zum  Mitnehmen 


—    22  — 


nicht  erhöht.  Mit  den  Sudmerbergschichten  haben  die  Adenstedt-Bültener  Kreideablagerungen  nur 
Seliscothon  Mantelli  und  Pachypoterion  Koeneni  gemeinsam,  zwei  langlebige  Arten,  die  bis  in  die 
Quadratenkreide  gehen.  Die  für  die  älteren  Sudmerbergschichten  so  bezeichnende  Coelocorypha  sub- 
globosa  fehlt  in  Adenstedt-Bülten.  Auch  Jereica  punctata  habe  ich  nicht  gefunden.  Jereica  excavata 
dürfte  zu  dieser  in  den  oberen  Sudmerbergschichten  häufigen  Art  im  Verhältnis  einer  jüngeren  Mutation 
stehen.  Von  besonderem  Interesse  ist  Macrohrochus  emscheris,  eine  Form,  die  in  der  Skelettstruktur 
und  im  Habitus  paläozoischen  Schwämmen  nahesteht.  Von  den  am  Sudmerberge  so  häufigen  Cytoracea- 
arten  ist  mir  in  Adenstedt-Bülten  nichts  bekannt  geworden. 

Wenn  man  unter  der  Voraussetzung  der  Faciesgleichheit  oder  Ähnlichkeit  und  nur  nach  den 
Spongienarten  die  Altersverhältnisse  der  Sudmerbergschichten  und  der  Schichten  von  Adenstedt-Bülten 
zu  beurteilen  hätte,  wäre  das  Ergebnis ,  daß  auch  die  ältesten  bei  Adenstedt-Bülten  aufgeschlossenen 
Ablagerungen  noch  jünger  sind  als  die  sog.  Siphonienmergel  des  Sudmerberges. 

Die  nächstjüngeren  Schichten  der  Granulatenkreide  mit  Spongien  sind  die  namentlich  in  der  Um- 
gebung von  Braunschweig  durch  Ziegeleibetriebe  aufgeschlossenen  sandigen  Tone  mit  Inoceramus  lohatus, 
Inoceramus  lingua,  Actinocamax  Grossouvrei  etc.  Während  aber  die  spongienführende  Westfalicus- 
Kreide  und  die  ältere  Granulatenkreide  als  Litoralbildungen  mit  einer  reichen  Lithistidenfauna  entwickelt 
sind,  vertreten  diese  Tone  der  jüngeren  Granulatenkreide  eine  Facies,  die  durch  Hexactinelliden  der 
Genera  Becksia,  Coeloptychium,  Sporadoscinia,  Leptophragma  u.  a.  charakterisiert  wird,  die  man  aber 
wie  die  zahlreichen  dickschaligen  Zweischaler  und  Gasteropoden  etc.  anzeigen,  die  in  den  Tonen  liegen, 
als  Tiefseefacies  noch  nicht  ansprechen  kann. 

Dagegen  beherbergen  die  Kalkmergel  und  Plänerkalke  der  auf  die  Granulatenkreide  folgenden 
Quadratenkreide  eine  Tiefseefauna,  die  ähnlich  wie  die  der  neuzeitlichen  Ozeane  zusammengesetzt  ist. 
Von  den  zahlreichen  Aufschlüssen  der  Quadratenkreide  habe  ich  ganz  besonders  lange  und  sorgfältig 
die  ausgedehnten  und  fossilreichen  Steinbrüche  der  Zementfabrik  Germania  in  Misburg  und  die  Mergel- 
grube des  Rittergutes  in  Oberg  ausgebeutet.  Die  folgende  Liste  stützt  sich  darum  hauptsächlich  auf 
die  Vorkommnisse  an  diesen  beiden  Fundpunkten. 


Verzeichnis  der  in  der  Quadratenkreide  vorkommenden  Kieselspongien. 

(Ohne  die  Hexactinelliden.) 


Tetillopsis  Döringi  Schrammen. 

longitridens  Schrammen. 
Theneopsis  Steinmanni  v.  Zittel  sp. 
Stolleya  microtulipa  Schrammen. 
ornatissima  Schrammen. 
,,      florida  Schrammen. 
Brochodora  (Doryderma)  Boemeri  Hinde  sp. 

,,  ,,         /•amu5cu^M5' Schrammen. 

Homalodora  (Doryderma)  ramosa  Mantell  sp. 


Homalodora  plana  Schrammen. 

„         tuberosa  Schrammen. 

„         ficus  Schrammen. 

,,         pusilla  Schrammen. 
Amphilectella  piriformis  Schrammen. 
Heterostinia  obliqua  Benett  sp. 
Pachypoterion  Koeneni  Schrammen. 
Pachinion  scriptum  Roemer  sp. 
„       cylindricum  Schrammen. 


—   23  — 


i 


Procorallistes  polijmorphus  Schrammen. 
Propachasirella  primaeva  v.  Zittel  sp. 
Phymatella  luberosa  Quenstedt  sp. 

„        bulbosa  V.  Zittel. 

„         heteropora  v.  Zittel. 

„        sphaeroides  Schrammen. 
Aulaxinia  sulcifera  Roemer  sp. 

jallax  Schrammen. 
Crater  ella  tuber  osa  Schrammen. 
Myrmeciophytiim  verrucosum  Roemer  sp. 
Callopegma  acaulis  v.  Zittel. 
Thecosiphonia  postumiis  Schrammen. 
Polyjerea  pyriformis  Griepenkerl. 
Turonia  variabilis  Michelin. 
,,       constricta  v.  Zittel. 

cerebriformis  Schrammen. 
Jerea  Quenstedii  v.  Zitjel. 
Siphonia  Griepenkerlii  Schrammen. 
tiibulosa  Roemer  sp. 
,,       coronata  Griepenkerl. 
,,       micropora  Schrammen. 
Hallirhoa  sexplicata  Roemer  sp. 
Discodermia  gleba  Schrammen. 

,,  antiqua  Schrammen. 

Rhagadinia  rimosa  Roemer  sp. 

,,         Doederleini  Schrammen. 
Placoscytus  jereaeformis  Schrammen. 
Eustrobilus  callosus  Schrammen. 
Colossolacis  plicata  Schrammen. 
Rhoptrum  scytaliforme  Schrammen. 
Pholidocladia  dichotoma  Hinde. 
Lopadophorus  lacunosus  Schrammen. 

„  Griepenkerli  Schrammen. 

Procaliapsis  clavata  Hinde  sp. 

„         cretacea  Schrammen. 
Cycloclema  compressa  Hinde  sp. 
Phymaraphinia  infundibuliformis  Schrammen. 
Acrochordonia  ramosa  Schrammen. 

,,  auricula  Schrammen. 

Astrocladia  subramosa  Roemer  sp. 


Pycnodesma  globosa  Schrammen. 
Plinthosella  squamosa  v.  Zittel. 
Dactylotus  micropelta  Schrammen. 
Geodiopsis  cretacea  Schrammen. 

microthrinax  Schrammen. 
Ophiraphidites  annulatus  Schrammen. 
„  cretaceus  v.  Zittel. 

,,  tuber osus  Schrammen. 

„  cylindricus  Schrammen. 

,,  infundibuliformis  Schrammen. 

Cephaloraphidites  milleporatus  Schrammen. 

cavernosus  Schrammen. 
Alloioraphium  spongiosum  Schrammen. 
Polytretia  seriatopora  Schrammen. 
Megaloraphium  auriforme  Schrammen. 
Helobrachium  consecatum  Schrammen. 
Pachycothon  giganteum  Roemer  sp. 
Rhizopsis  horrida  Schrammen. 
Verruculina  tenuis  Roemer  sp. 

,,         convoluta  Quenstedt  sp. 

seriatopora  Roemer  sp. 
„         macrommata  Roemer  sp. 
,,         cupula  Schrammen. 
Stichophyma  turbinata  Roemer  sp. 

,,  multiformis  Bronn  sp. 

Jereica  oligostoma  Roemer  sp. 

,,      polystoma  Roemer  sp. 
Scytalia  terebrata  Phillips  sp. 
,,       cylindrata  Schrammen. 
radiciformis  Phillips  sp. 
Cytoracea  turbinata  Schrammen. 
Leiochonia  cryptoporosa  Schrammen. 
Chonella  tenuis  Roemer  sp. 
Chonella  auriformis  Roemer  sp. 
Coscinostoma  fragilis  Schrammen. 

auricula  Schrammen. 
Seliscothon  planum  Phillips  sp. 

„       Mantelli  Goldf.  sp. 
Megarhiza  dubia  Schrammen. 
Pachytrachelus  reticulatus  Schrammen 


—   24  — 


Die  Liste  enthält  manche  Arten,  die  ich  auch  schon  aus  älteren  Etagen  und  z.  T.  auch  aus 
anderen  Faciesbildungen  angeführt  habe.  Dazu  gehören  Brochodora  Roemeri,  Pachypoterion  Koeneni, 
Procorallistes  polymorphus,  Callopegma  acaulis,  Jerea  Qaenstedti,  Pholidocladia  dichotoma,  Ophiraphidites 
annulatus,  Pachycothon  giganteum,  Rhizopsis  horrida,  Verruculina  tenuis,  V.  convoluta,  V.  seriatopora, 
Stichophyma  turbinata,  Scytalia  terebrata,  Cytoracea  turbinata,  Chonella  tenuis  und  auriformis,  Seliscoihon 
planum  und  Mantelli. 

Ein  Teil  hiervon  und  die  meisten  anderen  Spezies  gehen  bis  in  die  untere  und  mittlere  Mucronaten- 
kreide  hinauf.  Von  den  noch  übrigen  Arten  gehört  die  Mehrzahl  zu  Gattungen  mit  unverbundenen 
Skelettelementen  des  regulären  Typus,  nämlich  Theneopsis  Steinmanni,  Tetillopsis  Döringi,  Tetillopsis 
longitridens ,  Stolleya  florida,  Geodiopsis  microthrinax,  die  Cephaloraphidites-Avien,  Alloioraphium  spongiosum, 
Polytretia  seriatopora,  H elobrachiumconsecatum  und  Megaloraphium  aurijorme.  Warum  bei  diesen  Formen  die 
Beschränkung  auf  einen  einzigen  Horizont  wohl  nur  eine  scheinbareist,  habe  ich  bereits  auseinandergesetzt. 

Der  Quadratenkreide  eigentümlich  sind  aber  Homalodora  pusilla,  Myrmeciophytum  verrucosum, 
Thecosiphonia  postumus,  Polyjerea  pyriformis,  Siphonia  coronata,  S.  micropora,  Discodermia  gleba,  Rhoptrum 
scytaliforme,  Lopadophorus  lacunosus  und  L.  Griepenkerli,  die  Acrochordonia-Krien,  Megarhiza  dubia  und 
Pachytrachelus  reticulatus. 

Die  von  F.  A.  Roemer  aus  den  Ilsenburgmergeln  beschriebenen  Arten  sind  fast  alle  auch  in 
der  Quadratenkreide  von  Misburg  und  Oberg  häufig. 

Eine  besondere  Facies  mit  litoraler  Färbung  stellt  die  Quadratenkreide  von  Königslutter  dar. 
Ihre  Grünsande  führen  neben  Arten,  die  auch  in  der  Kalkmergel-  und  Plänerfacies  vorkommen,  häufig 
kugelige  und  kurzstielige  Siphonia-  und  Jereicaspezies  und  auch  eine  Lopadophorusart,  die  dem  Lopado- 
phorus Janus  vom  Sudmerberg  nahesteht. 

Die  Mucronatenkreide  beschließt  die  Reihe  der  spongienführenden  Abteilungen.  Die  Spongien- 
fauna  wiederholt  im  wesentlichen  die  Fauna  der  Quadratenkreide.  Es  traf  sich  günstig,  daß  zu  der  Zeit, 
als  ich  mit  Herbeischaffung  von  Material  für  diese  Arbeit  begann,  von  der  Zementfabrik  Teutonia  in  Mis- 
burg ein  Steinbruch  angelegt  wurde,  der  ungemein  fossilreiche  Bänke  der  Mucronatenkreide  aufschloß. 
Zur  Charakterisierung  der  Altersverhältnisse  gebe  ich  zunächst  ein  Verzeichnis  der  mit  den  Spongien  zu- 
sammen vorkommenden  Fossilien,  die  ich  im  Steinbruche  der  Zementfabrik  Teutonia  gesammelt  habe, 
und  die  von  Herrn  Dr.  Wollemann  bestimmt  worden  sind. 


Nautilus  loricatus  Schlüter. 
Pachydiscus  pseudo-Stobaei  Morebg  sp. 


Céphalopode  n. 


Gasteropoden. 

Pleurotomaria  regalis  A.  Roemer  sp. 
,,  granulifera  Münst. 


galicianus  Favre  sp. 


Lamellibranchiaten. 


A  mmonites{Desmoceras?)patagiosus  Schlüter 
Hamites  Gottschei  Wollemann. 
cf.  Hamites  armatus  Sow. 
Baculites  knorrianus  Desm. 
Scaphites  spiniger  Schlüter. 
Belemnitella  mucronata  Schloth.  sp. 


Gryphaea  vesicular  is  Lam. 


Ostrea  hippopodium  Nilsso  n. 
Exogyra  lateralis  Nilsso n  sp. 
Dimyodon  Nilssoni  v.  Hag. 


Chalmasia  turonensis  Duj ardin. 


—   25  — 


Lima  canalifera  Goldf. 
Pholadomya  decussata  Mant.  sp. 
Inoceramus  Cripsi  Mant. 
Spondylus  latus  Sow.  sp. 

,,        Diitemplearms  d'ORB. 
Pecten  Maniellianus  d'ORB. 

,,      undulatus  Nilsson. 

,,     serratus  Nilsson. 
Gyropleura  ciplyana  De  Ryckhollt. 

Echinoideen. 

Cyphosoma  Koenigi  Mant.  sp. 
Cidaris  serrata  Desor. 
Salenia  obnupta  Schlüter. 
Echinoconus  Roemeri  Desor  sp. 
Ananchytes  ovata  Lam. 
Epiaster  gibbus  Schlüter. 
Micraster  coranguinum  Klein  sp. 


Brachiopoden. 

Rhynchonella  Cuvieri  d'ORB. 

,,  plicatilis  Sow. 

Crania  parisiensis  Defr. 

,,      ignabergensis  Retzius. 
Terebratulina  chrysalis  Schloth.  sp. 
Terebratula  carnea  Sow. 
Kingena  lima  Defr.  sp. 

Anneliden. 
Serpula  heptagona  H  age  now. 
,,       ampullacea  Sow. 

funiculus  Wollemann. 

Hydrozoen. 
Porosphaera  globularis  Phill.  sp. 

Anthozoen. 
Parasmilia  centralis  Edw.  u.  Haime. 
30 — 40  Foraminiferenarten. 


Helicoceras  polyplocum,  das  Leitfossil  der  mittleren  Mucronatenkreide,  kommt  bei  Misburg  noch 
nicht  vor.  Micraster  coranguinum,  der  sonst  nur  aus  Emscher  und  Quadratenkreide  bekannt  ist,  tritt 
in  den  unteren  Bänken  nicht  selten  auf.  Hiernach  und  auch  nach  den  Lagerungsverhältnissen  gehören 
die  Ablagerungen  zur  unteren  Abteilung  der  Mucronatenkreide. 


Verzeichnis  der  in  der  unteren  Mucronatenkreide  von  Misburg  vorkommenden 

Kieselspongien.    (Ohne  die  Hexactinelliden.) 


Theneopsis  Steinmanni  v.  Zittel  sp. 
Stolleya  microtulipa  Schrammen. 

,,      ornatissima  Schrammen. 
Brochodora  (Doryderma)  Roemeri  Hinde  sp. 

ramu5CM/u5  Schrammen. 
Homalodora  ramosa  Mantell  sp. 
„         plana  Schrammen. 

tuberosa  Schrammen. 
„         ficus  Schrammen. 
Amphilectella  piriformis  Schrammen. 
Heterostinia  obliqua  Benett  sp. 
,,         immanis  Schrammen. 

Palaeontographica.    Suppl.  V. 


Heterostinia  depressa  Schrammen. 
Pachypoterion  auritum  Schrammen. 
Pachinion  scriptum  Roemer  sp. 

,,        cylindricum  Schrammen. 
Procorallistes  polymorphus  Schrammen. 
Phalangium  cylindratum  Schrammen. 
Propachastrella  primaeva  v.  Zittel  sp. 
Phymatella  tuberosa  Quenstedt  sp. 

„         bulbosa  V.  Zittel. 

„         heteropora  v.  Zittel. 

sphaeroides  Schrammen. 
Aulaxinia  sulcifera  Roemer  sp. 


—   26  — 


Aulaxinia  fallax  Schrammen. 

„        malijormis  Schrammen. 

„        melo  Schrammen. 

„        ventricosa  Schrammen. 
Craterella  auricula  Schrammen. 
Callopegma  acaulis  v.  Zittel. 
Turonia  variabilis  Michelin. 

constricta  v.  Zittel. 

,,     induta  v.  Zittel. 

,,     cerebrijormis  Schrammen. 
Calymmatina  rimosa  v.  Zittel. 
Jerea  Quenstedti  v.  Zittel. 
Siphonia  tubulosa  Roemer  sp. 

„  maliformis  Schrammen. 
Hallirhoa  fusijormis  Schrammen. 
Discoder mia  antiqua  Schrammen. 

,,  colossea  Schrammen. 

Rhagadinia  rimosa  Roemer  sp. 
Placoscytus  jereaeformis  Schrammen. 
Eustrobilus  callosus  Schrammen. 
Colossolacis  plicata  Schrammen 
Procaliapsis  clavata  Hinde  sp. 
Cycloclema  compressa  Hinde  sp. 
Phymaraphinia  infundibuliformis  Schrammen 
Astrocladia  subramosa  Roemer  sp. 
Microdendron  ramulosum  Schrammen. 
Chenendopora  fungiformis  Lamoroux  sp. 
Plinthosella  squamosa  v.  Zittel. 
Dactylotus  micropelta  Schrammen. 
Ophiraphidites  cylindricus  Schrammen. 

„  infundibuliformis  Schrammen. 

„  tuberosus  Schrammen. 


Ophiraphidites  ramosus  Schrammen. 
Pachycothon  giganteum  Roemer  sp. 
Verruculina  tenuis  Roemer  sp. 

„         convoluta  Quenstedt  sp. 
seriatopora  Roemer  sp. 
macrommata  Roemer  sp. 
cupula  Schrammen. 
„         astraea  Hinde. 
Stichophyma  multiformis  Bronn  sp. 
Jereica  oligostoma  Roemer  sp. 
,,      polystoma  Roemer  sp. 
,,      tuberculosa  Roem.  sp. 
Stachyspongia  tuberculosa  Roemer  sp. 
Scytalia  terebrata  Phill.  sp. 
„      cylindrata  Schrammen. 
radiciformis  Phillips  sp. 
Cytoracea  turbinata  Schrammen. 

,,       rimosa  Schrammen. 
Pachysalax  processifer  Schrammen. 
Plinthodermatium  exile  Schrammen. 
Coelosphaeroma  appendiculata  Schrammen. 
Leiochonia  robusta  Schrammen. 
Chonella  tenuis  Roem.  sp. 

,,       auriformis  Roem.  sp. 
Coscinostoma  fragilis  Schrammen. 

,,  auricula  Schrammen. 

Seliscothon  planum  Phillips  sp. 

,,  Mantelli  Gold  fuss  sp. 

Chalaropegma  cerebriformis  Schrammen. 
Pachytrachelus  exspectatus  Schrammen. 
Macrobrochus  rimosus  Schrammen. 


Von  diesen  87  Spezies  kommen  63  schon  in  der  Quadratenkreide  und  z.  T.  auch  in  noch  älteren 
Abteilungen  vor.  Auf  die  Mucronatenkreide  beschränkt  sind  Heterostinia  immanis  und  depressa,  Pachy- 
poterion  auritum,  Phalangium  cylindratum,  Aulaxinia  maliformis,  melo  und  ventricosa,  Craterella  auricula, 
Turonia  induta,  Hallirhoa  fusiformis,  Discodermia  colossea,  Microdendron  ramulosum,  Chenendopora 
fungiformis,  Ophiraphidites  ramosus,  Verruculina  astraea,  Jereica  tuberculosa,  Stachyspongia  tuberculosa, 
Cytoracea  rimosa,  Pachysalax  processifer,  Plinthodermatium  exile,  Coelosphaeroma  appendiculata,  Leiochonia 
robusta,  Chalaropegma  cerebriformis,  Pachytrachelus  exspectatus  und  Macrobrochus  rimosus. 


—   27  — 


Jünger  als  die  lonigen  Kalkinergel  und  Pläner  der  Mucronatenkreide  von  Misburg  sind  die  sandigen 
Mergelkalke  von  Ahlten.  DieSpongien  wurden  dort  in  einem  mehrere  100  m  von  Südausgange  des  Dorfes 
entfernt  liegenden  Steinbruche  gefunden,  der  aber  seit  einigen  Jahren  zugeschüttet  worden  ist.  Aus  der 
Ahltener  Mucronatenkreide  ist  vor  Jahren  durch  K.  v.  Seebach  eine  schöne  Kollektion  fossiler  Spongien 
an  das  Göttinger  Museum  gelangt.  Herr  Geheimer  Bergrat  Professor  Dr.  v.  Koenen  war  so  freundlich, 
mir  eine  Besichtigung  zu  gestatten,  wobei  ich  folgende  Arten  feststellen  konnte,  die  ich  z.  T.  auch  selber 
bei  Ahlten  gesammelt  habe,  und  die  sämtlich  auch  in  der  unteren  Mucronatenkreide  von  Misburg  vor- 
kommen. Ophiraphidites  sp.,  Propachastrella  primaeva  v.  Zitt.  sp.,  Siphonia  tubulosa  Roem.  sp.,  Phymatella 
bulbosa  V.  Zitt.,  Aulaxinia  sulcifera  Roem.  sp.,  Callopegma  acaulis  v.  Zittel,  Rhagadinia  rimosa  Roem  sp., 
Phymaraphinia  infandibaliformis  ScHRAMUETst,  Plinthosella  squamosa  v.  Zitt.,  Turonia  constrictav.  Zm., 
Astrodadia  subramosa  Roem.  sp.,  Pachycothon  giganteum  Roem.  sp.,  Doryderma  Roemeri  Hinde,  Heteros- 
linia  obliqua  Benett  sp.,  Amphilectella  piriformis  Schrammen,  Verruculina  seriatopora  Roemer  sp., 
Verruculina  macrommata  Roem.  sp.,  Leiochonia  cryptoporosa,  Scytalia  terebrata  Pmhh.  sp.,  Scytalia  radici- 
formis  Phill.  sp.,  Stichophyma  multiformis  Bronn  sp.,  Jereica  polystoma  Roem.  sp.,  Chonella  sp.,  Selis- 
cothon  planum  Phill.  sp. 

Die  jüngsten  Kreideablagerungen  mit  Kieselspongien  sind  die  Helicocerasschichten  der  mittleren 
Mucronatenkreide  von  Lüneburg.  Sie  führen  hauptsächlich  Hexactinelliden.  Wollemann  ^)  hat  aber 
auch  Jereica  tuberculosa  Roem.  sp.  und  Callopegma  acaulis  v.  Zitt.  nachgewiesen. 

Von  einem  Vergleich  unserer  Spongienfaunen  mit  den  Faunen  der  benachbarten  Kreidegebiete 
von  England,  Frankreich  und  Böhmen  sehe  ich  vorläufig  ab,  weil  ich  die  Hexactinelliden  noch  nicht  mit 
berücksichtigen  könnte.  Auch  die  Beziehungen  der  cretaceischen  Spongienfauna  zur  Fauna  der  Jura- 
formation und  der  Jetztzeit  sollen  später  erörtei't  werden. 

Die  Systematik  der  lithistiden  Silicea  hat  eine  durchgreifende  Veränderung  erfahren,  indem  ich 
in  Verfolgung  meiner  früher  2)  veröffentlichten  und  mittlerweile  auch  als  begründet  anerkannten  ^)  An- 
sichten die  geschlossene  Gruppe  der  Lithistiden  aufgehoben  und  die  einzelnen  Glieder  jenen  Abteilungen 
der  Silicea  zugeteilt  habe,  die  ich  für  stammverwandt  halten  muß. 

Die  Lithistidae  wurden  bekanntlich  von  0.  Schmidt  als  eigene  Ordnung  aufgestellt,  und  alle  anderen 
Forscher,  u.  a.  v.  Zittel,  Vosmaer,  Sollas,  Hinde,  Rauff  und  v.  Lendenfeld,  haben  sie  als  Ordnung 
oder  Unterordnung  beibehalten. 

V.  Zittel  betrachtete  die  Lithistidae  als  eine  den  Monactinellidae,  Hexactinellidae,  Tetractinellidae  etc. 
gleichwertige  Ordnung  und  zerlegte  sie  in  die  4  Familien  bezw.  Unterordnungen  Tetracladina,  Rhizomorina, 
Anomocladina  und  Megamorina. 

Sollas  unterschied  innerhalb  der  Tetractinellidae  zwei  Ordnungen,  die  Choristidae  und  Lithistidae. 
Die  Lithistidae  zerfallen  wieder  in  zwei  Unterordnungen,  die  Hoplophora  (Lithistiden  mit  besonderen 
Dermalnadeln),  zu  denen  Sollas  die  Tetracladidae,  Corallistidae  und  Pleromidae,  aber  auch  die  Sclerito- 
dermidae,  Cladopeltidae  und  Neopeltidae,  die  zu  den  Rhizomorinidae  gehören,  rechnete,  und  Anoplia 

A.  a.  O.  S.  7. 

Zur  Systematik  der  Kieselspongien.    Mitt.  a.  d.  Roem. -Mus.  No.  19,  S.  9 — 15.  1903. 
^)  R.  V.  Lendenfeld.    Tetraxonia.    Berlin  1903.    S.  14. 


—   28  — 


(Lithisliden  ohne  besondere  Dermalnadeln),  die  nur  die  Azoricidae,  also  den  Rest  der  Rhizomorinidae 
enthalten. 

Rauff  akzeptierte  die  SoLLAs'sche  Einteilung  der  Tetractinellidae  in  Choristidae  und  Lithistidae 
und  teilte  die  Lithistidae  wieder  ähnlich  wie  v.  Zittel  in  die  Tetracladinidae,  Eutaxicladinidae,  Rhabdo- 
morinidae  {—  Megamorinidae)  und  Rhizomorinidae.  Er  ordnete  aber  die  Anomocladinidae  (bei  Rauff 
Didymmorinidae)  den  Megamorinidae  unter  und  zerlegte  die  Rhizomorinidae  in  die  Fanailien  Corallistidae 
SoLLAS,  Scleritodermidae  Sollas,  Neopeltidae  Sollas,  Cladopeltidae  Sollas  und  Azoricidae  Sollas. 

V.  Lendenfeld  unterscheidet,  wie  Sollas  bei  den  Lithistidae,  die  er  als  Ordnung  der  Tetraxonia 
der  Ordnung  Tetractinellida  gegenüberstellt,  die  Unterordnungen  Hoplophora  und  Anoplia.  Die  Hoplo- 
phora  enthalten  die  Theonellidae  (=  Tetracladinidae),  Coscinospongiidae  (=  Corallistidae),  Pleromatidae 
f=  Megamorinidae),  Neopeltidae,  Scleritodermidae  und  Siphoniidae  (=  Rhizomorinidae).  Die  ylnop/tasind 
aus  denDesmanthidae,Leiodermatidae {Rhizomorinidae)\xnd  Vetulinidae{Sphaerocladinidae)  zusammengesetzt. 

Bevor  ich  nun  den  Versuch  mache,  die  Systematik  der  Lithistiden  zu  zergliedern,  möchte  ich  zu- 
sammenstellen, welche  besonderen  Eigenschaften  alle  Autoren  den  Lithistiden  im  Gegensatze  zu  den  anderen 
Silicea  mit  tetraxonen  Skelettelementen  zuschreiben. 

V.  ZiTTELS  letzte  Diagnose  der  Lithistidae  (in  den  Grundzügen  der  Paläontologie)  lautet: 

,, Massive,  dickwandige,  meist  mit  kompliziertem  Kanalsystem  versehene  Kieselschwämme.  Skelett 
aus  unregelmäßigen,  an  den  Enden  oder  auch  allenthalben  mit  knorrigen  oder  wurzelartigen  Fortsätzen 
versehenen  Vierstrahlern  oder  Einstrahlern  (Desmomen)  bestehend,  welche  durch  Zygose  innig  mit- 
einander verflochten  sind.  Außerdem  regelmäßig  geformte,  vierstrahlige,  einaxige  oder  vielaxige  Ober- 
flächen- und  Fleischnadeln  vorhanden." 

Sollas  bezeichnet  die  Lithistidae  als  Tetractinellidae,  deren  Skelettelemente  durch  Zygose  zu  zu- 
sammenhängenden Gerüsten  verbunden  sind. 

,,Die  Spicula  des  dicht  verwebten  Stützskeletts  sind  Desmome  mit  tetraxonem  oder  monaxonem 
Crepidom.  Die  Desmome  durch  Zygose  mehr  oder  weniger  innig  miteinander  verbunden,  aber  niemals 
verlötet.  Dazu  isolierte  Megasclere  und  Microsclere  von  tetraxonem  und  monaxonem  Typus;  Microsclere 
auch  manchmal  polyaxon.    Körper  meist  dickwandig,  mit  dichtem  Skelett,  steinartig,  massiv."  (Rauff.) 

„Tetraxonia  mit  einem  Skelett,  an  dessen  Aufbau  desmoide,  gewöhnlich  zu  festen  Gerüsten  ver- 
bundene Megasclere  teilnehmen."    (v.  Lendenfeld.) 

Wie  man  sieht,  sind  die  Autoren  darin  einig,  daß  die  wesentliche  Eigentümlichkeit  des  Lithistiden- 
Skeletts  .nur  in  der  Fähigkeit  der  tetraxonen  oder  monaxonen  Skelettelemente  liegt,  Zygome  zu  bilden 
und  vermittelst  der  Zygome  starre  Gerüste  aufzubauen.  Meines  Erachtens  ist  aber  die  Fähigkeit  der 
Zygosenbildung  und  die  nur  auf  der  Zygosenbildung  beruhende  Ähnlichkeit  aller  Lithistiden-Megasclere 
kein  Zeichen  naher  Verwandtschaft,  sondern  das  Resultat  konvergenter  Züchtung:  Auf  gleiche  Weise 
wurde  in  phylogenetisch  verschiedenen  Entwicklungsreihen  eine  Festigung  des 
Skeletts    durch  Unregelmäßigwerden  und   Zygosenbildung  der  Nadeln  erreicht. 

Weil  man  das  nicht  erkannte,  schrieb  man  den  Lithistiden  eine  monophyletische  Entstehung  zu. 
So  hebt  V.  Zittel^)  hervor,  daß  die  Lithistiden  von  den  Tetractinelliden  streng  abgeschlossen  gewesen 


Handb.,  S.  199. 


—    29  — 


wären.  Er  sieht  in  ihnen  einen  uralten  Sproß  des  Spongienstammes,  welcher  selbständig  seine  eigene 
Entwicklung  durchlief.  Doederlein^)  und  0.  Schmidt 2)  leiten  von  den  Tetracladinen  die  Rhizomorinen 
und  von  diesen  die  Megamorinen  und  Anomocladinen  ab.  Am  v.  LENOENFELD'schen*)  Stammbaume 
entspringen  die  Lithistina  dem  Geodiden-Ast.  Sie  geben  zunächst  einen  Zweig  ab,  der  die  Anomocladidae 
und  Azoricidae  trägt,  und  teilen  sich  weiter  dichotom.  Der  eine  Gabelast  trägt  die  Scleritodermidae, 
Cladopeltidae  und  Neopeltidae  und  der  andere  die  Corallistidae,  Pleromidae  und  Tetracladidae.  Rauff 
glaubt,  daß  die  Rhizomorinen  mehrere  Wurzeln  haben  und  mehrere  Reihen  bilden.  Ein  Teil  soll  direkt, 
ein  anderer  indirekt  durch  das  Zwischenmittel  der  Megamorinen  von  den  Tetracladinen  abzuleiten  sein. 

Demnach  hätte  man  sich  die  Stammformen  der  Lithistiden  als  Geodiden  (v.  Lendenfeld)  oder  als 
Tetracladinen  (Doederlein,  0.  Schmidt,  Rauff)  vorzustellen.  Aus  den  Tetracladinen  läßt  Doederlein  die 
Megamorinen  über  die  Rhizomorinen  entstehen,  während  Rauff  umgekehrt  die  Rhizomorinen  zum  Teil 
von  den  Megamorinen  ableitet. 

Der  paläontologische  Befund  schien  ja  mit  diesen  Hypothesen  nicht  unvereinbar  zu  sein  (die  ältesten 
Lithistiden  sind  angeblich  cambrische  Tetracladinen).  Eine  unmittelbare  Bestätigung  hat  er  aber  auch 
nicht  gebracht,  denn  Übergangsformen  zwischen  Tetracladinen,  Megamorinen  oder  Rhizomorinen  hat 
man  noch  nie  gefunden. 

Werfen  wir  einen  Blick  auf  die  embryologischen  Tatsachen.  Als  Embryonalzustand  der 
Skelettelemente  beschreibt  0.  Schmidt  von  der  Rhizomorine  Scleritoderma  kleine,  deutlich  einachsige, 
ziemlich  breite  und  etwas  unregelmäßig  konturierte  Stäbchen.  Ebensolche  Gebilde  bildet  auch  Sollas 
im  Challenger-Report  von  A zorica- Arien,  Siphonidium  capitatum  und  Scleritoderma  flabelliformis  ab  und 
ähnlich  sind  die  Embryonal-Desmome  der  Megamorine  Pleroma  turbinata  und  der  Corallistidae- Arien 
beschaffen.  Dagegen  sind  die  Desmomembryone  der  Tetracladinen  nach  Doederleins  Untersuchungen 
ziemlich  regelmäßige  Vierstrahler.  Man  hat  aber  noch  niemals  an  den  verschiedenen  Entwicklungsstufen 
des  Skelettkörperembryos  zum  ausgebildeten  Desmom  Übergänge  zwischen  der  einachsigen  uud  vier- 
achsigen  Anlage  beobachtet.  Das  spricht  durchaus  nicht  für  die  Annahme  einer  Entstehung  der  lithistiden 
Silicea  mit  einachsigen  Stützskelettelementen  (Rhizomorinidae,  Megamorinidae  und  Corallistidae)  aus 
solchen  mit  vierachsigen  Elementen  (Tetracladinidae),  erlaubt  vielmehr  die  Folgerung,  daß  die  aus  tetra- 
crepiden  Desmen  aufgebauten  Gerüste  der  Tetracladinidae  einerseits,  die  aus  monocrepiden  Desmen 
zusammengesetzten  Skelette  der  Megamorinidae ,  Rhizomorinidae  und  Corallistidae  andererseits 
phyletisch  verschiedene  Reihen  repräsentieren. 

Bis  jetzt  habe  ich  nur  von  den  Skelettelementen  des  Stützskelettes  gesprochen,  ohne  die  D  er  m  alia 
zu  berücksichtigen.  Von  den  Lithistiden  mit  einachsigen  Skelettelementen  besitzen  aber  die  Mega- 
morinen und  Corallistiden  tetraxone  Dermalia,  wodurch  sie  sich  wieder  den  Tetracladinidae  nähern, 
während  den  Rhizomorinen  jedwede  Skelettnadeln  vierachsiger  Ausbildung  fehlen.  Wenn  ich  nun  hin- 
zufüge, daß  nur  jene  Familien,  die  durch  tetraxone  Megasclere,  sei  es  im  Stützskelett  oder  nur  im 
Dermalskelett,  als  Tetraxonia  gekennzeichnet  sind,  auch  die  bei  den  tetraxonen  5iZicea  vorkommenden 

Japan.  Lithistiden,  S.  101. 
*)  O.  Schmidt  nennt  die  Rhizomorinen  „hederlich"  gewordene  Tetracladinen. 
3)  Abhandl.  d.  Senckenberg.  naturf.  Ges.  Bd.  XVI,  S.  418. 
*)  Palaeospongiol.  I.  Teil,  S.  197. 


—   30  — 


Microsclere  haben,  während  die  Lithistiden  ohne  tetraxone  Megasclere  auch  keine  Microsclere  besitzen, 
die  Tetraxoniern  eigentümUch  sind,  darf  ich  wohl  folgern,  daß  nur  die  Tetracladinidae,  Megamorinidae  und 
Corallistidae  zu  den  Tetraxonia  gehören. 

Damit  dürfte  die  Frage,  ob  die  Lithistiden  als  geschlossene  systematische  Gruppe  beizubehalten 
sind,  ihre  Beantwortung  in  verneinendem  Sinne  gefunden  haben,  und  ich  kann  nunmehr  dazu  übergehen, 
für  die  Familien  einen  Platz  im  System  zu  suchen,  der  ihren  natürlichen  Verwandtschaftsverhältnissen 
entspricht.  Hierbei  sehe  ich  von  den  auf  der  Zygosenbildung  beruhenden  Formeigentümlichkeiten  der 
Desme  vollständig  ab  und  berücksichtige  nur  ihre  Achsenanlage,  die  Dermalia  und  die  Microsclere. 

Bei  den  Tetracladinidae  sind  die  Desmome  und  auch  die  Dermalia  tetraxon;  die  Microsclere  (der 
lebenden  Arten)  sind  Spiraster  und  Amphiaster.  Eine  solche  Kombination  findet  sich  aber  auch  im 
Skelett  der  Pachastrellidae.  Darum  stelle  ich  die  Tetracladinidae  in  unmittelbare  Nachbarschaft  jener 
Schwämme,  indem  ich  beide  Familien  zu  einem  Tribus  Caltropina  vereinige.  Vermutlich  haben  beide 
Familien  gemeinsame  Stammformen  oder  die  Tetracladinidae  haben  sich  von  den  Pachastrellidae  ahgezweigi. 

Die  Gattung  Propachastrella  aus  der  oberen  Kreide  steht  vielleicht  der  Stammform  der  Tetra- 
cladinen  auch  zeitlich  noch  nahe.  Bei  Propachastrella  bleibt  der  Embryonalzustand  des  Tetraclons,  das 
Caltrop  persistent,  während  die  Dermalia  (Dichotriaene)  ganz  wie  die  Dermalia  vieler  Tetracladinen 
beschaffen  sind. 

Die  Tetracladinen  habe  ich  in  eine  Anzahl  Unterfamilien  zerlegt,  deren  Unterscheidungsmerkmale 
aus  den  Differenzierungen  der  Desme  und  Dermalia  gewonnen  wurden. 

Bei  den  Megamorinidae  und  Corallistidae  sind  die  Desmome  monaxon,  die  Dermalia  tetraxon,  die 
Microsclere  Spiraster  und  Amphiaster.  Schon  früher  habe  ich  die  Vermutung  geäußert,  daß  die  beiden 
Familien  miteinander  näher  verwandt  sind  als  mit  einer  anderen  Lithistidengruppe.  Es  sind  zwei  Reihen 
mit  gleichachsigen  Skelettelementen,  bei  denen  aber  die  Zygosenbildung  verschiedene  Wege  eingeschlagen 
hat.  Man  kann  aus  der  Kombination  der  Megasclere  des  Stütz-  und  Dermalskeletts  und  der  Microsclere 
auf  eine  Entstehung  aus  stellettidenartigen  Schwämmen  schließen.  Die  Megamorinidae  und  Corallistidae 
vereinige  ich  darum  mit  den  Stellettidae  zu  einem  Tribus  Rhabdina. 

Die  beiden  Triben  Caltropina  (mit  den  Familien  Pachastrellidae  und  Tetracladinidae)  und  Rhab- 
dina (mit  den  Familien  Stellettidae,  Megamorinidae  und  Corallistidae)  bilden  schließlich  die  neue 
Unterordnung  Pleonasterophora  der  Tetraxonia  (vgl.  Übersicht  der  Tetraxonia-F dLrailien  etc.  S.  31 — 35). 

Rhizomorinidae.  Desmome  und  Dermalia  (wenn  vorhanden)  monaxon.  Die  Microsclere 
(der  lebenden  Arten)  sind  Microrhabde  oder  Sigmaspire,  oder  Microsclere  fehlen. 

Megarhizidae.  Desmome  monaxon.  Tetraxone  Megasclere  fehlen.   Microsclere  unbekannt. 

Die  Rhizomorinidae  und  Megarhizidae  besitzen  nur  monaxone  Megasclere  und  stehen  darum  den 
•  monaxonen  Silicea  näher  als  den  anderen  Abteilungen. 

Die  Achsenanlage  der  Sphaerocladinidae  {Vetulinidae  v.  Lendenfeld)  ist  noch  nicht  genau  bekannt. 
Ein  vierachsiges  Crepidom  besitzen  sie  aber  sicher  nicht  und  wahrscheinlich  auch  kein  einachsiges.  Lenden- 
feld bezeichnet  die  Desme  von  Vetulina  stalactites,  der  einzigen  recenten  Art,  als  acrepid.  Ich  behandle 
hier  die  Sphaerocladinidae  als  Familie  incert.  sedis. 

Die  speziellere  Systematik  der  lithistiden  Silicea  ergibt  sich  aus  den  nachfolgenden  Tabellen. 


Ordnung  Tetraxon ia  Schulze  emend. 


1887.    Report  on  the  Scient.  Results  of  the  voyage  of  H.  M.  S.  „Challenger",  Bd.  21,  S.  499. 

Kieselschwämme,  deren  Skelett  aus  isolierten  oder  durch  Zygose  verbundenen,  aber  niemals  durch 
Kieselmasse  verlöteten  tetraxonen  und  monaxonen  Elementen  besteht. 


1.  Unterordnung  Sigmatophora  SOLLAS. 

1887.    Encyclopaedia  Britannica.    Bd.  XXII,  S.  423. 

Wenn  Microsclere  vorhanden  sind,  so  sind  es  Sigme.   Neben  diesen  können  auch  Sphaere  vorkommen. 

1.  Familie  Tetillidae  Sollas. 

1886.  Sei.  Proc.  Roy.  Dubl.  Soc.  Bd.  V,  S.  178. 

Sigmatophora,  deren  Skelett  aus  Amphioxen  und  schlanken,  charakteristischen  Protriaenen  besteht.' 
Meist  auch  mit  Anatriaenen.  Außerdem  können  auch  Orthotriaene,  Plagiotriaene  und  Style  vorkommen. 
Aus  der  oberen  Kreide:  Tetülopsis  Doeringi  Schramm.,  Tetillopsis  longitridens  Schramm.  3  récente  Gat- 
tungen [Tetilla  0.  Schm.,  Tethya  Lm.,  Cinachyra  Soll.)  mit  34  sicheren  Arten. 

2.  Familie  Samidae  Sollas. 

1887.  Encyclopaedia  Britannica.    Bd.  XXII,  S.  42.S. 

Sigmatophora  mit  amphitriaenen  Megascleren.  Keine  fossile  Art.  1  récente  Gattung  (Samus  Gray) 
mit  1  Art. 

3.  Familie  Tethyopsillidae  v.  Lendenfeld. 
1887.    Proc.  zool.  Soc.  London,  1886,  S.  583. 

Sigmatophora  ohne  Microsclere,  mit  einem  Skelett,  das  ausschließlich  aus  großen  Nadeln,  Rhabden 
und  langschäftigen  Triaenen  besteht.  Ohne  lophoclade  Tetractine.  Keine  fossile  Art.  2  récente  Gattungen 
{Proteleia  Riol.  u.  Dendy,  Tethyopsilla  Ldf.)  mit  9  sicheren  Arten. 


—   32  — 


2.  Unterordnung  Pleonasterophora  nov.  subord. 

Tetraxonia  mit  Spirastern,  Euastern,  Amphiastern,  Microrhabden  und  Centrotylen,  aber  niemals 
mit  Sterrastern  oder  Sigmen. 

1.  Tribus  Rhabdina  nov.  trib. 

Pleonasterophora,  deren  Stützskelett  aus  monaxonen  und  tetraxonen  Megascleren  des  regulären 
Typus  oder  aus  monocrepiden  Desmomen  und  Triaenen  als  Dermalia  besteht. 

4.  Familie  Stellettidae  Sollas  emend,  v.  Lendenfelu. 
1903.    Das  Tierreich.    Tetraxonia,  S.  33. 

Pleonasterophora  mit  Rhabden  und  einfachen,  langschäftig  triaenen  Megascleren,  stets  ohne  meso- 
triaene  Megasclere.  Schäfte  der  Triaene  radial  angeordnet  und  nach  innen  gerichtet.  Ihre  Zinken  zumeist 
nahe  der  äußeren  Oberfläche  gelegen.  Im  Inneren  des  Schwammes  kommen  nur  ausnahmsweise  tetraxone 
Megasclere  vor.  Die  Microsclere  sind  Euaster,  Spiraster,  Microrhabde,  Centrotyle  oder  Amphiaster. 
Aus  der  oberen  Kreide:  Theneopsis  Steinmanni  v.Zitt.,  Stolleya  ornatissima  Schramm.,  Stolleya  microtulipa 
Schramm.,  Stolleya  florida  Schramm. 

7  récente  Gattungen  (»S^etoia  0.  ScHM.,  Ancorina  O.  Schm.,  Ecionomia  B-whk.,  Tribrachion  Weltn., 
Disyringa  Gray,  Tethyopsis  G.  Stew.,  Papyrula  0.  Schm.,  Sphinctrella  0.  Schm.)  mit  96  sicheren  Arten. 

5.  Familie  Megamorinidae  v.  Zittel  emend. 

1878.    Studien  über  fossile  Spongien  II,  S.  99. 

Lithistide  Pleonasterophora,  deren  Stützskelett  aus  monocrepiden,  durch  Zygose  verbundenen 
Megaclonen  besteht. 

Die  Dermalia  sind  Dichotriaene,  die  Microsclere  der  lebenden  Arten  Spiraster. 
Gattungen  aus  der  oberen  Kreide:  Dorydermav.  Zitt.,  Heterostiniay .  Zitt.,  Pachypoterion  Hinde, 
Amphilectella  Schramm.,  Placonella  Hinde,  Holodictyon  Hinde. 
1  jurassische  Gattung  {Megalithista  v.  Zittel)  mit  1  Art. 

1  récente  Gattung  {Pleroma  Soll.)  mit  1  Art. 

6.  Familie  Corallistidae  Sollas  emend. 
1888.    Corallistidae,  W.  J.  Sollas  in:  Rep.  Voy.  Challenger,  Bd.  XXV,  S.  301. 

Lithistide  Pleonasterophora,  deren  Stützskelett  aus  monocrepiden,  durch  Zygose  verbundenen 
Dicranoclonen  besteht.  Die  DermaUa  sind  Triaene  (Dicho-,  Phyllo-,  oder  Discotriaene),  die  Microsclere 
der  lebenden  Arten  Spiraster  und  Amphiaster. 

Gattungen  aus  der  oberen  Kreide:  Pachinion  v.  Zitt.,  ProcorallistesScuRAUu.,  Phalangium  Schramm. 

2  récente  Gattungen  (Coscinospongia  Bwbk.,  Macandrewia  Gray)  mit  8  sicheren  Arten. 


—   33  - 


2.  Tribus  Caltroplna. 

Pleonasterophora,  deren  Stützskelett  aus  Caltropen  oder  vom  Caltrop  abzuleitenden  Desmomeii 
besteht.    Wenn  Dermalia  vorhanden  sind,  sind  es  Triaene  (Dicho-,  Phyllo-  etc.  Triaene). 

7.  Familie  Pachastrellidae  Sollas  emend,  v.  Lendenfeld. 
1903.    Das  Tierreich.    Tetraxonia,  S.  71. 

Pleonasterophora  mit  Caltropen  (Chelotropen)  oder  kurzschäftigen  Triaenen,  oder  mit  Mesotriaenen. 
Die  tetractinen  Megasclere  sind  in  der  Regel  nicht  auf  die  Oberfläche  beschränkt,  sondern  auch  im  Inneren 
zerstreut.    Die  Microsclere  sind  Spiraster,  Amphiaster,  Euaster  und  Microrhabde. 

Aus  der  oberen  Kreide:  Propachastrella  primaeva  Zitt.  sp. 

4  récente  Gattungen  {Pachastrella  0.  Schm.  mit  3  Untergattungen,  Pachastrissa  Ldf.,  Dercitus 
Gray,  Caltropella  Sollas)  mit  32  Arten. 

8.  Familie  Tetracladinidae  v.  Zittel. 

1878.    Studien  über  fossile  Spongien  II,  S.  100. 

Lithistide  Pleonasterophora,  deren  Stützskelett  aus  tetracrepiden,  durch  Zygose  verbundenen 
Tetraclonen  besteht.  Als  Dermalia  Triaene  (Dicho-,  Phyllo-,  Discotriaene),  oder  anaxile  Kieselscheiben. 
Triaene  Dermalnadeln  können  auch  fehlen.  Die  Microsclere  der  lebenden  Arten  sind  Spiraster,  Amphiaster 
und  Microrhabde. 

31  Gattungen  aus  der  oberen  Kreide. 

6  récente  Gattungen  [Theonella  Gray,  Discodermia  Boc,  Racodiscula  Zitt.,  Jereopsis  0.  Schm., 
Kaliapsis  Bwk.,  Sulcastrella  0.  Schm.)  mit  23  sicheren  Arten. 

Unterfamilie  Phymatellinae  nov.  subfam. 

Tetracladinidae,  deren  Stützskelett  aus  regelmäßig  ausgebildeten  Tetraclonen  mit  glatten  Clonen 
besteht.  Als  Dermalia  Dichotriaene.  Eine  aus  kleinen,  unregelmäßig  geformten  und  innig  verfilzten 
Kieselkörperchen  bestehende  Deckschicht  kann  vorhanden  sein  oder  fehlen. 

Gattungen:  Phymatella  Zitt.,  Aulaxinia  Zitt.,  Craterella  Schramm.,  Myrmeciophytum  Schramm., 
Callopegma  Zitt.,  Thecosiphonia  Zitt.,  Polyjerea  Zitt.,  Turonia  Mich.,  Calymmatina  Zitt.,  Jerea  Zitt., 
Siphonia  Park.,  Hallirhoa  Lamx.,  Trachysycon  Zitt.    (Alle  Gattungen  aus  der  oberen  Kreide.) 

Unterfamilie  Acrochordoninae  nov.  subfam. 
Tetracladinidae,  deren  Stützskelett  aus  unregelmäßigen  Tetraclonen  mit  warzigen  Clonen  besteht. 
Als  Dermalnadeln  Dichotriaene. 

Gattung  Acrochordonia  Schramm.    (Obere  Kreide.) 

Unterfamilie  Discoderminae  nov.  subfam. 

Tetracladinidae,  deren  Stützskelett  aus  großen  Tetraclonen  mit  glatten  oder  warzigen  Clonen 
besteht.    Mit  Phyllotriaenen  und  Discotriaenen  als  Dermalia. 

Gattungen:  Discodermia  Boc,  Rhagadinia  Zitt.,  Placoscytus  Schramm.,  Eustrohilus  Schramm., 
Colossolacis  Schramm.,  Rhoptrum  Schramm.  (Obere  Kreide  und  Jetztzeit.) 

Palaeontographica.    Suppl.  V.  5 


—   34  — 


Unterfamilie  Phymaraphininae  nov.  subfam. 

Tetracladinidae  mit  Tetraclonen,  deren  Clone  an  der  Basis  eine  ring-  oder  kragenförmige  Anschwel- 
lung besitzen.    Als  Dermalnadeln  Phyllo-  oder  Discotriaene. 

Gattungen:  Phymaraphinia  Schramm.,  Cydoclema  Schramm.,  Pholidocladia  Hinde,  Procaliapsis 
Schramm.,  Lopadophorus  Schramm.    (Obere  Kreide  und  Jetztzeit.) 

Unterfamilie  Astrocladinae  nov.  subfam. 

Tetracladinidae  mit  sehr  kleinen  "glattarmigen  Tetraclonen.  Wenn  tetraxone  Dermalia  von  regu- 
lärem Typus  vorhanden  sind,  sind  es  Phyllotriaene. 

Gattungen:  Astrocladia  Zitt.,  Microdendron  Schramm.    (Obere  Kreide.) 

Unterfamilie  Chenendoporinae  nov.  subfam. 

Tetracladinidae  mit  kleinen,  warzigen  Tetraclonen.  Ohne  tetraxone  Dermalia  von  regulärem  Typus. 
Gattung  Chenendopora  Lamx.    (Obere  Kreide.) 

Unterfamilie  Plinthosellinae  nov.  subfam. 

Tetracladinidae  mit  warzigen  Tetraclonen,  bei  denen  ein  Glon  stark  verkürzt  und  zu  einer  halb- 
kugeligen oder  zapfenförmigen  Anschwellung  umgebildet  ist.  Die  Dermalia  sind  Phyllotriaene  oder 
anaxile  plattige  Kieselscheiben. 

Gattungen:  Plinthosella  Zitt.,  Dactylotus  Schramm.,  Pycnodesma  Schramm.    (Obere  Kreide.) 


Tetraxonia  mit  Sterrastern,  aber  ohne  Sigme  oder  Spiraster.   Außer  den  Sterrastern  kommen  noch 
andere  Euasterformen  oder  Microrhabde  vor. 


1888.    Rep.  Voy.  Challenger,  Bd.  XXV,  S.  209. 

Sterrasterophora,  deren  Skelett  aus  Amphioxen  und  Triaenen  (und  ihren  Derivaten)  besteht. 
Aus  der  oberen  Kreide:  Geodiopsis  cretacea  Schramm.,  Geodiopsis  microthrinax  Schramm. 
8  récente  Gattungen  {Erylus  Gray,  Caminella  Ldf.,  Pachymatisma  Johnst.,  Caminus  O.  Schm., 
Isops  Soll.,  Sidonops  Soll.,  Geodia  Lm.,  Geodinella  Ldf.)  mit  80  sicheren  Arten. 


1903.    Das  Tierreich.    Tetraxonia,  S.  118. 

Tetraxonia  ohne  Microsclere.   Das  Skelett  besteht  ausschließlich  aus  (kurzschäftig  triaenen,  chelo- 
tropen,  triactinen  oder  diactinen)  Megascleren. 


3.  Unterordnung 


nov.  subord. 


9.  Familie  Geodidae  Sollas. 


4.  Unterordnung  Megascleropliora  v.  LENDENFELD. 


—   35  — 


10.  Familie  Plakinidae  v.  Lendenfeld. 
1903.    Das  Tierreich.    Tetraxonia,  S.  118. 

Megasclerophora  mit  einem  Skelett,  das  aus  kurzschäftigen  Triaenen,  Chelotropen  oder  Triactinen, 
sowie  häufig  auch  beiderseits  zugespitzten  Diactinen  besteht.  Die  Tetractine  sind  häufig  lophoclad. 
Langschäftige  Triaene  fehlen  stets.    Keine  fossile  Art. 

5  récente  Gattungen  {Plakinastrella  F.  E.  Sch.,  Plakina  F.  E.  Sch.,  Plakortis  F.  E.  Sch.,  Corticium 
0.  ScHM.,  Thrombus  Soll.)  mit  8  sicheren  Arten. 

11.  FamiUe  Oscarellidae  v.  Lendenfeld. 

1903.    Das  Tierreich.    Tetraxonia,  S.  123. 

Megasclerophora  ohne  Skelett.    Keine  fossile  Art. 
1  récente  Gattung  (Oscarella  Vosm.)  mit  1  Art. 


Tetraxonia-Familieii  incert.  subordinis. 

12.  Famihe  Ophiraphididae  Schrammen. 

1903.    Zur  Systematik  der  Kieselspongien,  S.  17. 

Das  Stützskelett  besteht  aus  verfilzten,  aber  niemals  durch  Zygose  verbundenen,  langen,  glatten 
und  unregelmäßig  gekrümmten  monaxonen  Rhabden  (Ophirhabden),  zwischen  denen  auch  große  Am- 
phioxe,  Amphityle  und  Amphistrongyle  vorkommen  können.  Die  Dermalia  sind  Triaene  mit  ungegabelten 
Zinken,  oder  triaene  Dermalnadeln  fehlen.    Microsclere  unbekannt. 

Gattungen  aus  der  oberen  Kreide  :  Ophiraphidites  Zitt.  emend.  Schramm.,  Cephaloraphidites  Schramm. 
Alloioraphium  Schramm.,  Polytretia  Schramm.,  Megaloraphium  Schramm.    Keine  lebende  Art. 

13.  Famihe  Helobrachidae  nov.  fam. 

Die  Megasclere  sind  verfilzte  tetraxone  Triactine  mit  vogelkrallenartig  gekrümmten  Strahlen. 
Microsclere  unbekannt. 

Einzige  Gattung:  Helobrachium  Schramm,  (obere  Kreide).    Keine  lebende  Art. 

14.  Familie  Helomorinidae  nov.  fam. 

Das  Stützskelett  besteht  aus  durch  Zygose  verbundenen,  fadenförmigen,  mit  zangenförmigen  Aus- 
schnitten und  kurzen  Höckern  versehenen,  monaxonen  Desmen  (Heloclonen).  Als  Dermalia  Triaene 
(Dichotriaene).    Microsclere  unbekannt. 

Gattungen  aus  der  oberen  Kreide:  Isoraphinia  Zitt.,  Pachycothon  Schramm.    Keine  lebende  Art. 


—   36  — 


Uebersicht  der  in  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutschland  vorkommenden 

Silicea  ohne  vierachsige  und  dreiachsige  Nadelformen. 

Silicea,  deren  Megasclere  monaxone  Rhabde  sind. 

Familie  Homoraphidae  Ridley  und  Dendy. 

1887.    Report  on  the  Scientific  Results  of  the  voyage  of  H.  M.  S.  Challenger,  Bd.  XX,  S.  10. 
1890.    V.  Lendenfeld,  Das  System  der  Spongien,  S.  410. 

Das  Skelett  besteht  aus  amphioxen  und  amphistrongylen,  selten  stylen  Nadeln,  die  durch  Spongin 
verkittet  werden,  oder  in  Sponginfasern  eingebettet  sind.  In  der  Grundsubstanz  zerstreute  Nadeln  sind 
nicht  selten  vorhanden.   Diese  sind  in  der  Regel  den  Nadeln  in  den  Fasern  ähnlich,  ausnahmsweise  Toxe. 

Subfamilie  Renierinae  Ridley  und  Dendy. 
1887.    Chall.  Rep.  Bd.  XX,  S.  1.  —  v.  Lendenfeld,  System  der  Spongien,  S.  411. 

Homoraphidae  mit  brüchigem  oder  hartem,  stets  unelastischem  Skelett,  welches  nur  sehr  wenig 
Hornsubstanz  enthält. 

Aus  der  oberen  Kreide:  Halichondria  Lendenfeldii  Schramm. 

5  récente  Gattungen  {Halichondria  Fleming,  Petrosia  Vosm.,  Foliolina  0.  Schm  ,  Reniera  Nardo, 
Reniochalina  Ldf.) 

Familie  Desmacidonidae  Ridley  und  Dendy. 
1887.    Ghali.  Rep.  Bd.  XX,  S.  62.  —  v.  Lendenfeld,  System  der  Spongien,  S.  403. 

Meist  mit  chelen  Microscleren  und  häufig  abstehenden  Nadeln  an  den  Skelettfasern  Fehlen  die 
Chele,  so  sind  abstehende  Nadeln  vorhanden. 

Aus  der  oberen  Kreide:  Rhizopsis  horrida  Schramm. 
30  lebende  Gattungen. 

FamiUe  Scolioraphidae  Schrammen. 

1903.    Zur  Systematilv  der  Kieselspongien.    Mitteil,  aus  dem  Roem.-Mus.  No.  19,  S.  21. 

Die  Megasclere  sind  geschlängelte  oder  unregelmäßig  gekrümmte,  an  den  Enden  stumpfe  und  ihrer 
ganzen  Länge  nach  durch  kragenförmige  Anschwellungen  knorrige  Rhabde. 

Einzige  Gattung:  Scolioraphis  Zitt.  (obere  Kreide).    Keine  lebende  Art. 

Gattung  incertae  famihae:  Opetionella  v.  Zittel. 

1878.    Studien  über  fossile  Spongien  III,  S.  4. 
Die  Megasclere  sind  große  Amphioxe. 

Aus  der  oberen  Kreide:  Opetionella  radians  Zitt.,  Opetionella  poculum  Schramm. 


—   37  — 


Silicea  mit  mon  ocrepiden  Desmen. 

Familie  Rhizomorinidae  v.  Zittel  emend. 
1878.    Studien  über  fossile  Spongien  II,  S.  33. 

Das  Stützskelett  besteht  aus  kleinen,  gestreckten  oder  in  mehrere  Arme  geteilten,  mit  zahlreichen 
wurzelartigen  Ausläufern  und  Zäckchen  besetzten  monocrepiden  Desmen  (Rhizoclonen).  Dermalia  fehlen 
oder  sind  als  kleine  monaxone  Rhabde,  monocrepide  Kieselscheibchen  oder  tangential  ausgebreitete  mono- 
crepide  Desme  vorhanden.    Die  Microsclere  sind  Sigmaspire  und  Microrhabde,  oder  Micrösclere  fehlen. 

Gattungen  aus  der  oberen  Kreide:  Verruculina  Zitt.,  Stichophyma  Zitt.,  Jereica  Zitt  ,  Stachy- 
spongia  Zitt.,  Scytalia  Zitt.,  Coelocorypha  Zitt.,  Astrobolia  Zitt.,  Cytoracea  Pomel,  Pachysalax  Schramm., 
Bolidium  Zittel,  Seliscothon  Zittel,  Plinthodermatium  Schramm.,  Coelosphaeroma  Schramm.,  Leiochonia 
Schramm.,  Chonella  Zitt.,  Coscinostoma  Schramm. 

8  jurassische  Gattungen  {Cnemidiastnim  Zitt.,  Corallidium  Zitt.,  Platychonia  Zitt.,  Hyalotragos  Zitt., 
Pyrgochonia  Zitt.,  Discostroma  Zitt.,  Leiodorella  Zitt.,  Epistomella  Zitt.). 

6  récente  Gattungen  {Neopelta  0.  Schm.,  Siphonidium  0.  Schm.,  Aciculites  0.  Schm.,  Scleritoderma 
0.  Schm.,  Leiodermatium  0.  Schm.,  Gastrophanella  0.  Schm.)  mit  20  Arten. 

Familie  Megarhizidae  Schrammen. 
1903.    Zur  Systematik  der  Kieselspongien.    Mitt.  a.  d.  Roem.-Mus.  No.  19,  S.  21. 

Das  Stützskelett  besteht  aus  locker  miteinander  verbundenen,  großen,  wurzelartig  zerschlitzten, 
glatten  oder  mit  langen  Zacken  und  Zasern  besetzten  (?  monocrepiden)  Desmen.  Dermalia,  wenn  vorhanden, 
den  Desmen  des  Stützskeletts  ähnlich,  aber  kleiner  und  plattig  ausgebreitet.    Microsclere  unbekannt. 

Gattungen  aus  der  oberen  Kreide:  Megarhiza  Schramm.,  Chalaropegma  Schramm. 

1  jurassische  Gattung  {Lecanella  Zitt.).    Keine  lebende  Art. 

Lithistide  Silicea  ohne  monocrepide  oder  tetracrepide  Desme. 

FamiUe  Sphaerocladinidae  nov.  fam. 

Lithistide  Silicea,  deren  Desme  (Sphaeroclone)  aus  einer  stacheligen  Kugel  bestehen,  von  der 
2 — 8  glatte,  höckerige  oder  mit  Dornen  besetzte,  an  den  Enden  zu  ausgezackten  Scheibchen  verbreiterte 
Arme  ausgehen.  Die  lebende  Gattung  mit  amphistrongylen  Megascleren.  Als  Dermalia  können  anaxile 
gezackte  Kieselplättchen  vorkommen.    Ohne  Microsclere. 

Gattungen  aus  der  oberen  Kreide:  Pachytrackelus  Schramm.,  Macrobrochus  Schramm. 

Die  silurische  Gattung  Astylospongia  Roem. 

1  (?)  jurassische  Gattung  [Mastosia  Zitt.)  mit  1  Art. 

1  récente  Gattung  (Vetulina  0.  Schm.)  mit  1  Art. 

Mit  Ausnahme  der  Samidae,  Tethyopsillidae,  Placinidae  und  Oscarellidae,  welche  die  denkbar  un- 
günstigsten Erhaltungsobjekte  abgeben,  habe  ich  alle  Tetraxonia-Familien,  die  in  den  Meeren  der  Jetztzeit 


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verbreitet  sind,  auch  aus  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutschland  nachweisen  können.  Die  meisten 
Arten  gehören  zu  den  Megamorinidae,  Tetracladinidae  und  Corallistidae,  deren  Skelettelemente  Zygpme 
entwickeln. 

Aber  auch  aus  Familien,  deren  Skelette  aus  unverbundenen  Megascleren  des  regulären  Typus 
aufgebaut  sind,  nämlich  den  Tetillidae,  Stellettidae,  Pachastrellidae  und  Geodiidae,  von  denen  noch  gar 
keine  oder  nur  problematische,  auf  isolierte  Spicula  gegründete  Arten  bekannt  waren,  werden  zahlreiche 
Spezies  beschrieben.  Von  einer  vollen  Gleichbewertung  der  fossilen  mit  den  recenten  Gattungen  kann 
freilich  bei  den  Tetraxonia-F amihen  mit  regulären  Skelettelementen  schon  deshalb  nicht  die  Rede  sein, 
weil  von  den  meisten  fossilen  Gattungen  Microsclere,  äußere  Form  und  Canalsystem  unbekannt  sind. 
Den  geringeren  Grad  des  systematischen  Wertes  habe  ich,  soweit  nicht  vorhandene  Namen  aufgenommen 
werden  mußten,  durch  die  Endung  —  opsis  —  Geodiopsis,  Tetillopsis  etc.  —  angedeutet. 

Die  Zahl  der  Tetracladinen-  und  Megamorinen-Spezies  wurde  erheblich  vergrößert. 

Von  den  früher  nur  aus  der  Jetztzeit  bekannten  Corallistidae  sind  mehrere  genera  mit  zahlreichen 
Arten  nunmehr  auch  aus  der  oberen  Kreide  nachgewiesen  worden. 

Die  Ophiraphididae  erwiesen  sich  als  eine  Familie,  zu  der  nicht  wenige  bisher  unbekannt  gebliebene 
genera  und  species  gehören. 

Eine  neue  Tetraxonierfamilie  sind  die  Helobrachidae,  deren  Skelett  aus  großen,  verfilzten  Triac- 
tinen  mit  klammerartig  gekrümmten  Strahlen  besteht.  (Der  vierte  Strahl  ist  auf  ein  halbkugeliges 
Köpfchen  reduziert.) 

Die  gleichfalls  neue  Familie  der  Helomorinidae  enthält  Arten,  die  zu  den  Megamorinidae  gerechnet 
wurden,  aber  durch  fadenartige,  der  ganzen  Länge  nach  vom  Axencanal  durchzogene  und  nur  mit 
zangenförmigen  Ausschnitten  und  kurzen  Höckern  versehene  Desme  als  Vertreter  einer  besonderen 
Gruppe  gekennzeichnet  sind. 

Da  die  Microsclere  der  Ophiraphididae,  Helobrachidae  und  Helomorinidae  nicht  bekannt  sind, 
werden  die  Familien  im  System  der  Tetraxonia  als  familiae  incert.  subord.  angeführt. 

Viel  ärmer  an  Familien  und  Arten  wie  die  tetraxonen  sind  die  monaxonen  Silicea,  die  in  der  oberen 
Kreide  vorkommen.  Die  Familien  Renierinae  und  Desmacidonidae,  die  nur  aus  den  neuzeitlichen  Meeren 
bekannt  waren,  werden  mit  je  einer  Spezies  nachgewiesen. 

Eine  neue,  auf  die  obere  Kreide  beschränkte  Ifonaxo^ia-Familie  bilden  die  Scolioraphidae,  deren 
Megasclere  gekrümmte  und  geschlängelte,  beiderseits  stumpfe  und  mit  kragenförmigen  Anschwellungen 
versehene  Rhabde  sind. 

An  die  Monaxonia  hänge  ich  auch  die  Rhizomorinidae  an,  deren  Artenzahl  nicht  unerheblich  ver- 
mehrt werden  konnte. 

Aus  der  früher  aufgestellten  Familie  Megarhizidae  habe  ich  als  Typus  einer  neuen  Gattung  eine 
neue  Art  beschrieben. 

Schließlich  haben  wir  in  den  S phaerocladinidae  eine  Familie,  zu  der  ein  Teil  der  von  v.  Zittel 
zu  den  Anomocladinidae  gerechneten  Schwämme  gehört.  Die  genera  und  Arten  aus  der  oberen  Kreide  sind 
sämtlich  neu  und  verknüpfen  die  silurischen  Astylospongiden  und  die  jurassische  Gattung  Mastosia  mit 
der  recenten  Vetulina. 


Verzeichnis  der  beschriebenen  Arten. 

Nach  Familien  geordnet. 


—   40  — 


Verzeichnis  der  beschriebenen  Arten. 
Nach  Familien  geordnet. 


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Ordnime-  Tetraxonia  Schulze. 


Unterordnung  Sigtnatophora  SüLLAS. 

Famihe  Tetillidae  Sollas. 

Tetillopsis  Döringi  Schrammen   

Tetillopsis  longitridens  Schrammen  


Unterordnung  Pleonasterophora  Schrammen. 

Famihe  Stellettidae  Sollas  emend,  v.  Lendenfeld. 

Theneopsis  Sieinmanni  v.  Zittel  sp  

Stolleya  microtulipa  Schrammen   

,,       ornatissima  Schrammen   

,,      florida  Schrammen   

Famihe  Megamorinidae  v.  Zittel. 

Brochodora  (Doryderma)  Roem.eri  Hinde   

,,  ,,  ramusculus  Schrammen   

Homalodora  (Doryderma)  ramosa  Mantell  sp  

,,  ,,         plana  Schrammen   

„  tuberosn  Schrammen   

„  „  ficus  Schrammen   

,,  ,,         pusilla  Schrammen   

Amphilectella  piriformis  Schrammen   

Heterostinia  obliqua  Bennett  sp  

immanis  Schrammen   

,,         depressa  Schrammen  

Pachypoterion  Koenenii  Schrammen   

„  auritum  Schrammen   


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Verzeichnis  der  beschriebenen  Arten. 
Nach  Familien  geordnet. 


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Famihe  Corallistidae  Sollas  emend.  Schrammen. 

Pachinion  scriptum  Roemer  sp  

,,        familiäre  Roemer  sp  

cylindricum  Schrammen   

Procorallistes  polymorphus  Schrammen   

Phalangium  scytaliforme  Schrammen  

,,         cylindratum  Schrammen  

Familie  Pachastrellidae  Sollas  emend,  v.  Lendenfeld. 
Propachastrella  primaem  v.  Zittel  sp  

Familie  Tetracladinidae  v.  Zittel. 
Unterfamihe  Phymatellinae  Schrammen, 

Phymatella  spinosa  Schrammen   

,,         intumescens  Roemer  sp  

,,         tiiberosa  Quenstedt  sp  

bulbosa  V.  Zittel  

„         heteropora  v.  Zittel   

sphaeroides  Schrammen   

Aulaxinia  sulcifera  Roemer  sp  

fallax  Schrammen   

,,        maliformis  Schrammen   

,,       melo  Schrammen   

,,        ventricosa  Schrammen   

Craterella  tiiberosa  Schrammen  

auricula  Schrammen   

Myrmeciophytum  verrucosum  Roemer  sp  

Callopegma  depressa  Roemer  sp  

,,         acaulis  v.  Zittel  

Thecosiphonia  ramosa  Schrammen  

,,  Torger i  Schrammen  

,,  nobilis  Roemer  sp  

„  postumus  Schrammen   

Palaeontographica.   Suppl.  V. 


Verzeichnis  der  beschriebenen  Arten. 
Nach  Familien  geordnet. 


Polyjerea  pyriformis  Griepenkerl 
Turonia  variabilis  Michelin   

,,       constricta  v.  Zittel   

,,       induta  v.  Zittel   

,,  cerebriformis  Schrammen  . 
Calymmaüna  rimosa  v.  Zittel   .  .  . 

Jerea  Quenstedti  v.  Zittel  

Siphonia  Griepenkerli  Schrammen  . 

tubulosa  Roemer  sp  

coronata  Griepenkerl   .  . 

j,       micropora  Schrammen  .  .  . 

,,  malijormis  Schrammen  .  . 
Hallirhoa  sexplicata  Roemer  sp.  .  . 

,,  fusiformis  Schrammen  . 

Trachysycon  muricatum  Roemer  sp 


UnterfamiUe  Discoderminae  Schrammen. 

Discodermia  gleba  Schrammen   

,,         antiqua  Schrammen   

colossea  Schrammen   

Rhagadinia  rimosa  Roemer  sp  

,,         Doederleini  Schrammen   

Placoscytus  jereaejormis  Schrammen   

Eustrobilus  callosus  Schrammen  

Colossolacis  plicata  Schrammen   

Rhoptrum  scytaliforme  Schrammen   

Untorfaniihe  Ph  ymaraphininae  Schrammen. 

Pholidocladia  dichotoma  Hinde   

Lopadophorus  Janas  Roemer  sp  

,,  Griepenkerli  Schrammen   

,,  lacunosus  Schrammen   


—   43  — 


Verzeichnis  der  beschriebenen  Arten. 
Nach  Familien  geordnet. 


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Procaliapsis  clavata  Hinde  sp  

,,         cretacea  Schrammen   

Cydoclema  compressa  Hinde  sp  

Phymaraphinia  infundibuliformis  Schrammen  

Unterfamilie  Acrochordoninae  Schrammen. 

Acrochordonia  ramosa  Schrammen  

auricula  Schrammen   

Unferfamih'e  Astrocladinae  Schrammen. 

Astrocladia  laevis  Roemer  sp  

,,  subramosa  Roemer  sp  

Microdendron  ramulosum  Schrammen   

Unterfamilie  Chenendoporinae 

Chenendopora  fungiformis  Lamoroux  

Unterfamilie  Plinthosellinae  Schrammen. 

Pycnodesma  globosa  Schrammen   

Plinthosella  squamosa  v.  Zittel   

Dactylotus  micropelta  Schrammen   


Unterordnung  Sterrasterophora  Schrammen. 

FamiUe  Geodiidae  Sollas. 

Geodiopsis  cretacea  Schrammen   

„        microthrinax  Schrammen   


—    44  — 


Verzeichnis  der  beschriebenen  Arten. 
Nach  Familien  geordnet. 


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Tetraxonia- Familien  incertae  subordinis. 

Familie  Ophiraphididae  Schrammen. 

Ophiraphidites  annulatus  Schrammen   

cretaceus  \.  Zittel  

cylindricus  Schrammen  

infundihulijormis  Schrammen   

tuberosus  Schrammen   

ramosus  Schrammen  

Cephaloraphidites  milleporatus  Schrammen   

,,  cavernosus  Schrammen  

Alloioraphium  spongiosum  Schrammen   

Polytretia  seriatopora  Schrammen   

Megaloraphium  auriforme  Schrammen  

Familie  Helobrachidae  Schrammen. 
Helobrachium  consecatum  Schrammen   

Familie  Helomorinidae  Schrammen. 

Isoraphinia  texta  Roemer  sp  

Pachycothon  giganteum  Roemer  sp  


Silicea  ohne  dreiachsige  und  vierachsige  Nadelformen. 

Unterfamilie  Renierinae  Ridley  u.  Dendy. 
Halichondria  Lendenfeldi  Schrammen  

Familie  Desmacidonidae  Ridley  u.  Dendy. 
Rhizopsis  horrida  Schrammen   

Familie  Scolioraphidae  Schrammen. 
Scolioraphis  tesselata  Roemer  sp  


Gattung  Incert.  familiae. 

Opetionella  poculum  Schrammen   

radians  v.  Zittel   


—   45  — 


Verzeichnis  der  beschriebenen  Arten. 
Nach  Familien  geordnet. 


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Familie  Rhizomorinidae  v.  Zittel. 

Verruculina  tenuis  Roemer  sp  

damaecornis  Roemer  sp.  .  

convoluta  Quenstedt  sp  

,,         crassa  Roemer  sp  

,,         miliaris  Reuss  sp  

„         afj.  miliaris  Reuss  sp  

,,         seriatopora  Roemer  sp  

,,         micrommata  Roemer  sp  

„         angulata  Schrammen   

„         macrommata  Roemer  sp  

cupula  Schrammen  

„         astraea  Hinde   

Stichophyma  robusta  Schrammen   

verrucosa  Roemer  sp  

,,  turbinata  Roemer  sp  

„  multiformis  Bronn  sp  

Jereica  punctata  Goldfuss  sp  

excavata  Schrammen   

turbo  Schrammen   

oligostoma  Roemer  sp  

polystoma  Roemer  sp  

tuberculosa  Roemer  sp  

Stachyspongia  ramosa  Quenstedt  sp  

,,  spica  Roemer  sp  

,,  tuberculosa  Roemer  sp  

Scytalia  terebrata  Phillips  sp  

,,       cylindrata  Schrammen   

,,       radiciformis  Phillips  sp  

Coelocorypha  subglobosa  v.  Zittel  

socialis  Roemer  sp  

,,  acuta  Roemer  sp  

Astrobolia  conglomerata  Roemer  sp  


—   46  — 


Verzeichnis  der  beschriebenen  Arten. 
Nach  Familien  geordnet. 


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Astrobolia  hemisphaerica  Roemer  sp  

tenella  Roemer  sp  

,,        globosa  Roemer  sp  

Cytoracea  turbinata  Schrammen   

,,        impressa  Roemer  sp  

,,       grandis  Roemer  sp  

,,       costata  Schrammen  

,,        rimosa  Schrammen  

Pachysalax  processif  er  Schrammen  

Bolidium  palmatum  Roemer  sp  

Plinthodermatium  exile  Schrammen   

Coelosphaeroma  appendiculata  Schrammen   

Leiochonia  pinguis  Schrammen   

,,        cryptoporosa  Schrammen   

robusta  Schrammen   

Chonella  tenuis  Roemer  sp  

,,      auriformis  Roemer  sp  

Coscinostoma  fragilis  Schrammen  

,,  auricula  Schrammen  

Seliscothon  planum  Phillips  sp  

,,         marginatum  Roemer  sp  

„         Mantelli  Goldf.  sp  

pingue  Schrammen  

Famihe  Megarhizidae  Schrammen. 

Megarhiza  dubia  Schrammen  .  .""  

Chalaropegma  cerebriformis  Schrammen  

Famihe  Sphaerocladifiidae  Schrammen. 

Pachytrachelus  conicus  Roemer  sp  

,,  reticulatus  Schrammen   

,,  exspectatus  Schrammen   

Macrobrochus  emscheris  Schrammen   

rimosus  Schrammen  


Besonderer  Teil 


Schlüssel  zu  den  häufiger  vorkommenden  Literatur-Abkürzungen  im  besonderen  Teile. 

(In  alphabetischer  Reihenfolge.) 

Court.  Ep.  loss.  =  Courtiller  A.  Éponges  fossiles  des  Sables  du  terrain  crétacé  supérieur  des  environs 
de  Saumur  (Étage  Senonien  d'Orbigny).  Annales  de  la  Société  Linnéenne  de  Maine  et 
Loire.  1861.    vol.  IV. 

GoLDF.  Petr.  Germ.  =  Goldfuss  und  Münster.    Petrefacta  Germaniae.    Bd.  I.    1826 — 1833. 
Griepenk.  Königsl.  =  Griepenkerl  0.    Die  Versteinerungen  der  senonen  Kreide  von  Königslutter 

im  Herzogtum  Braunschweig.    Paläontologische  Abhandlungen  von  Dames  und  Kayser. 

Bd.  4.  1889. 

HiNDE  Catal.  ==  HiNDE  G.  J.  Catalogue  of  the  Fossil  Sponges  in  the  geological  Department  of  the 
British  Museum.  1883. 

Leonh.  Oberschl.  =  Leonhard  R.  Die  Fauna  der  Kreideformation  in  Oberschlesien.  Palaeontographica 
Bd.  XLIV.  1897. 

M  ANT.  Geol.  of  Suss.  =  Mantell,  G.  A.  The  Fossils  ot  the  South  Downs;  or  Illustrations  of  the  Geology 
of  Sussex.  1822. 

Mich.  Ic.  =  Michelin  Hard.    Iconographie  zoophytologique.    1840 — 1847. 

Phill.  Yorksh.  =  Phillips  J.,  Illustrations  of  the  Geology  of  Yorkshire.  1829. 

PocTA  Beitr.  I  =  Pocta  Ph.    Beiträge  zur  Kenntnis  der  Spongien  der  Böhmischen  Kreideformation. 

1.  Abteilung:  Hexactinellidae.  Abhandlungen  der  Königl.  Böhm.  Gesellsch.  der  Wissen- 
schaften. 1883. 

,,      Beitr.    II  =  Pocta  Ph.    Beiträge  etc.    2.  Abteilung:  Lithistidae.    Abhandlungen  der  Königl. 

Böhm.  Gesellsch.  der  Wissenschaften.  1884. 
,.      Beitr.  III  =  Pocta  Ph.    Beiträge  etc.    3.  Abteilung:  Tetractinellidae,  Monactinellidae,  Calci- 

spongiae,  Ceratospongiae,    Nachtrag.    Abhandlungen  der  Königl.  Böhm.  Gesellsch.  der 

Wissenschaften.  1885. 

,,     Paderb.  =  Pocta  Ph.    Über  einige  Spongien  aus  dem  Cuvieri-Pläner  von  Paderborn.  Zeitschr. 
d.  Deutsch,  geol.  Gesellschaft.  1890. 
Quenst.  Petr.  V.  =  Quenstedt  F.  A.    Petrefaktenkunde  Deutschlands.    Bd.  V.    Leipzig.  1877. 
Reuss  Böhm.  Kr.  =  Reuss  A.  E.  Die  Versteinerungen  der  böhmischen  Kreideformation.  Stuttgartl845 
RoEM.  Kr.  =  RoemerF.A.   Die  Versteinerungen  der  Norddeutschen  Kreideformation.   Hannover.  1841. 


—    48  — 


RoEM.  Sp.  =  RoEMER  F.  A.    Die  Spongitarien  des  Norddeutschen  Kreidegebirges.  Palaeontographica 
Rd.  XIII.  1864. 

ScHLÜT.  Sp.  d.  Münst.  =  Schlüter  CA.  Über  die  Spongilarienbänke  der  oberen  Quadraten- und  unteren 

Mucronatenschichten  des  Münsterlandes.  1872. 
Schramm.  Tetract.  =  Schrammen  A.   Reitrag  zur  Kenntnis  der  obersonen  Tetractinelliden.  Mitteilungea 
aus  dem  RoEMER-Museum,  No.  10,  Hildesheim.  1899. 
,,        Kieselschw.  =  Schrammen  A.,    Neue  Kieselschwämme  aus  der  oberen  Kreide  von  Hannover. 

Mitteilungen  aus  dem  RoEMER-Museum,  No.  14,  Hildesheim.  1901. 
„        Hexactin.  =  Schrammen  A.    Neue  Hexactinelliden  aus  der  oberen  Kreide.   Mitteilungen  aus 

dem  RoEMER-Museum,  No.  15,  Hildesheim.  1902. 
,,        System.  =  Schrammen  A.  Zur  Systematik  der  Kieselspongien.  Mitteilungen  aus  dem  Roemer- 
Museum,  No.  19,  Hildesheim.  1903. 
WoLLEM.  Riew.  =  Wollemann  A.    Die  Fauna  des  Senons  von  Riewende  bei  Wolfenbüttel.  Jahrbuch 
der  königl.  preuss.  geologischen  Landesanstalt.    Rerlin  1900. 
,,       Lüneb.  =  Wollemann  A.    Die  Fauna  der  Lüneburger  Kreide.    A])handlungen  der  königl. 
preuss.  geologischen  Landesanstalt.    Rerlin  1902. 
ZiTï.  Coelopl.  —  Zittel  K.  A.  v.    Über  Coeloptychium.    Abhandl.  der  k.  bayer.  Akademie  der  Wissen- 
schaften.   II  Gl.,  XII.  Rd.  1876. 
,,     Stud.     I  =  Zittel  K.  A.  V.  Studien  über  fossile  Spongien.  Ersie  Ahi.:  H exactinellidae.  Abhandl. 

der  k.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften.    IL  Gl.,  XIII.  Rd.  1877. 
„     Sind.    II  =  Zittel  K.  A.  V.   Studien  über  fossile  Spongien.    Zw  eile  Abi.:  Lähistidae.  Abhandl. 

der  k.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften.    II.  Gl.,  XIII.  Rd.  1878. 
,,     Stud.  III  =  Zittel  K.  A.  V.   Studien  über  fossile  Spongien.   Briiie  Ahl.:  Monactinellidae,  Tetrac- 
tinellidae  und  Calcispongiae.   Abhandl.  der  k.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften.   II.  Gl. 
XIII.  Rd.  1878. 


Klasse  Silicea  Gray. 

Ordnung  Tetraxonia  F.  E.  Schulze. 

Unterordnung  SigmatOphora  SOLLAS. 
Familie  Tetillidae  Sollas. 

(1886.    Sei.  Proc.  Roy.  Dubl.  Soc.  Bd.  5,  S.  178.) 

Stets  mit  schlanken,  charakteristischen  Protriaenen  als  Megascleren.    Daneben  monaxone  Stab- 
nadeln.   Sigmaspire  öfter  fehlend.    Im  äußeren  Habitus  den  monaxonen  Tethyaden  sehr  ähnlich. 
Obere  Kreide  und  Jetztzeit. 

Die  Microsclere  sind  noch  nicht  nachgewiesen  worden.  Die  triaenen  Megasclere  haben  aber  eine 
so  charakteristische  Gestalt,  daß  ich  kein  Bedenken  trage,  die  hierunter  beschriebenen  Arten  zu  den 
Tetilliden  zu  rechnen. 

Gattung  Tetillopsis  nov.  gen. 
(Skelettabbildung  Texttafel  1,  Fig.  6,  7.) 

Das  Stützskelett  besteht  aus  schlanken  Protriaenen  und  Amphioxen.    Körperform,  Kanalsystem 
und  Microsclere  unbekannt. 
Obere  Kreide. 

Tetillopsis  Döringi  n.  sp.  (Skelettabbildung  Texttafel  I,  Fig.  6.) 

Das  Stützskelett  besteht  aus  geraden  oder  leicht  gekrümmten  Amphioxen  und  schlanken  Protriaenen 
mit  cylindrischem  Schaft.  Die  Amphioxe  sind  bis  5  mm,  die  Protriaene  nur  2 — 2,5  mm  lang.  Die  Zinken 
der  Protriaene  sind  etwa  0,2  mm  lang;  der  Winkel,  den  die  Zinken  mit  dem  Schaft  bilden,  ist  ein  sehr 
stumpfer.  Der  Schaft  ist  vom  Ende  bis  zu  der  Stelle,  wo  die  Gabelung  beginnt,  gleichmäßig  dick.  (Darin 
liegt  ein  augenfälliger  Unterschied  zwischen  den  Protriaenen  von  Tetillopsis  und  den  keulen-  oder  keil- 
förmigen, übrigens  auch  viel  größeren  und  plumperen  Protriaenen  von  Geodiopsis  cretacea  Schrm.  und 
Geodiopsis  microthrinax  Schrm.)  Die  Megasclere  erfüllen  in  dichten  Haufen  ein  etwa  kinderfaustgroßes 
Gesteinsstück.    Kanalsystem  und  Gestalt  des  Schwammkörpers  waren  nicht  festzustellen. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (sehr  selten). 

Palaeontographica.    Suppl.  V.  7 


-    50  — 


Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Tetillopsis  longitridens  nov.  sp.  (Skelettabbildung  Texttafel  I,  Fig.  7.) 

Die  Megasclere  sind  gerade,  10 — 25  mm  lange,  in  der  Mitte  0,1 — 0,3  mm  dicke  Amphioxe,  und  gerade, 
10 — 15  mm  lange,  ca.  0,1  mm  dicke,  unten  zugespitzte  Protriaene  mit  sehr  langem  Schaft  und  kurzen 
ungegabelten  Zinken,  die  mit  dem  Schaft  einen  sehr  stumpfen  Winkel  bilden.  Länge  der  Zinken  etwa  V4n 
der  Schaftlänge. 

Die  Amphioxe  und  Protriaene  erfüllten  einen  etwa  kinderfaustgroßen  Kalkmergelbrocken.  Andere 
Nadelformen  kamen  auch  nach  der  völligen  Auflösung  des  Einbettungsmaterials  durch  verdünnte  Salz- 
säure nicht  zum  Vorschein.  Die  Schlankheit  der  Protriaene  und  die  im  Verhältnis  zur  Länge  des  Schaftes 
geringe  Entwicklung  der  Zinken  geben  gute  Kennzeichen  ab.  Beirecenten  Tetiihden- Arten,  z.  B.  bei  Cinachyra 
barbata  SohhAS,  Craniella  5imt7/imaBoWERBANKund  Tetilla  leptodermaSoLhxs,  sind  Protriaene  wie  Tetillopsis 
longitridens  besitzt,  nicht  selten.    Fossile  Spongienarten  mit  ähnlichen  Megascleren  kenne  ich  aber  nicht. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   01)erg  (s.  s.) 

Das  Original  ist  Unicum  und  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Unterordnung  Pleonasterophora  Schrammen. 
Tribus  Rhabdina  Schrammen. 

Familie  Stcllettidae  SoLLAS  emend,  v.  LENDENFELD. 

(1903.    Tetraxonia,  S.  33.) 

Astrophora  mit  Rhabden  und  einfachen,  langschäftig  triaenen  Megascleren,  stets  ohne  mesotriaene 
Megasclere.  Schäfte  der  Triaene  radial  angeordnet  und  nach  innen  gerichtet,  ihre  Ciadome  zumeist  nahe 
der  äußeren  Oberfläche  gelegen.  Die  Microsclere  sind  Euaster,  Spiraster  oder  Amphiaster,  aber  niemals 
Sterraster. 

Obere  Kreide  und  Jetztz^eit. 

Die  hierunter  beschriebenen  Arten  stelle  ich  zu  den  Stellettiden,  weil  sie  in  der  Zusammensetzung 
des  Stützskeletts  mit  manchen  lebenden  Stellettiden  fast  übereinstimmen. 

Die  Microsclere  der  Stellettiden  sind  aber  aus  der  oberen  Kreide  noch  nicht  nachgewiesen  worden. 
Die  zuerst  von  v.  Zittel  (Coel.  Taf.  V,  Fig.  18-26)  abgebildeten  sphaeroidalen,  aus  der  Mitte  des  Körpers 
radial  strahligen  und  auf  der  Oberfläche  mit  feinen  Warzen  bedeckten  Microsclere,  welchen  Pocta 
(Beitr.  III,  S.  6)  den  Namen  Stelletta  Zitteli  gegeben  hat,  rühren  wahrscheinlich  von  Geodiden  her,  denn 
nur  bei  Stelletta  euastrum  0.  Schm.  kommen  ganz  ähnliche  Formen  vor.  Stelletta  euastrum  0.  Schm.  ist  aber 
nach  SoLLAS  eineErylus-Art  und  die  Gattung  Erylus  gehört  zu  den  Geodiden.  (Fast  dieselben  Microsclere 
besitzt  auch  die  Geodide  Cydonium  eosaster  (Cliall.  Tetract.  S.  225,  Taf.  XX,  Fig.  22). 


—   51  — 


Gattung  Stolleya  Schrammen.  1899. 

(Tetract.  S.  7.) 
(Skelettabbildung  Texttafel  I,  Fig.  1,  2,  3.) 

Das  Stützskelett  besteht  aus  Dichotriaenen  und  Amphioxen.     Microsciere,  Canalsystem  und 
Körperform  unbekannt. 
Obere  Kreide. 

Aus  der  dürftigen  Diagnose  geht  kncht  hervor,  daß  der  systematische  Wert  dieser  Gattung  nur  gering 
sein  kann.  In  Ermangelung  ausreichender  Unterscheidungsmerkmale  habe  ich  unter  Stolleya  mehrere  Arten 
zusammengefaßt,  die  ähnliche  Megasclere  haben,  aber  recht  wohl  generisch  verschieden  sein  können. 

Stolleya  ornatissima  Schrammen.   (Texttafel  1.  Fig.  1.) 

1899.    Slollcya  ornatissima  Schrammen,  Tetract.  S.  7,  Taf.  I,  Fig.  4;  Taf.  III,  Fig.  5. 
1901.    Slolleija  ornatissima  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  19. 

Der  etwa  handgroße,  mehrere  cm  dicke  Schwammkörper  scheint  plattig  oder  krustenartig  gewesen 
zu  sein.  An  der  Oberfläche  aller  Exemplare  bemerkt  man  mit  unbewaffnetem  Auge  unregelmäßig  durch- 
einanderliegende oder  auch  wie  Haare  eines  dichten  kurzhaarigen  Pelzes  aufgerichtete  Nadeln,  die  sich 
unter  der  Lupe  als  gerade,  seltener  leicht  gekrümmte  schlanke  Amphioxe  und  keilförmige  Pro-  bezw. 
Orthodichotriaene  erweisen.  Daneben  kommen  auch  noch  einfache  Protriaene  vor.  Die  Amphioxe  werden 
bis  10  mm,  die  Triaene  durchschnittlich  etwa  5  mm  lang.  Die  Länge  der  Zinken  der  Triaene  ist  ungefähr 
gleich  dem  Querdurchmesser  des  Schaftes  unterhalb  der  Gabelungsstelle  der  Zinken. 

Stolleya  ornatissima  unterscheidet  sich  von  Stolleya  tnicrotulipa  durch  längere,  schlankere  und  meist 
gerade  Amphioxe  und  durch  größere  und  anders  geformte  Dichotriaene.  Während  der  Schaft  der  Triaene 
von  Stolleya  microtulipa  cylindrisch  ist,  verjüngt  er  sich  bei  St.  ornatissima  allmählich  von  der  Gabelungs- 
stelle bis  zum  Ende.  Ferner  gehen  bei  St.  ornatissima  die  Gabelzinken  winkelig  vom  Schaft  ab,  während 
bei  St.  microtulipa  die  Zinken  unterhalb  der  Gabelungsstelle  eine  recht  charakteristische  tulpenförmige 
Anschwellung  bilden. 

Auffallende  Ähnlichkeit  mit  den  triaenen  Megascleren  der  St.  ornatissima  haben  die  Megasclere  der 
recenten  Stellettide  Anthastra  piriformis  Sollas  (Chall.  Tetract.  S.  146,  Taf.  XV,  Fig.  3 — 9).  Diese  Spezies 
besitzt  aber  außerdem  noch  Anatriaene,  die  freilich  so  klein  sind,  daß  sie  bei  fossilen  Arten  kaum  nachzu- 
weisen wären,  wenn  sie  auch  vorhanden  gewesen  sein  sollten. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Misburg  (selten),  Oberg  (selten). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  12. 

Das  Original  zu  der  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Stolleya  microtulipa  Schrammen.  (Texttafel  I,  Fig.  2.) 

1899.    Stolleya  microtulipa  Schrammen,  Tetract.,  S.  7,  Taf.  III,  Fig.  3. 
1901.    Stolleya  microtulipa  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  19. 

Bei  dieser  Spezies  sind  einzelne  Teile  des  Canalsystems  zuweilen  etwas  besser  wie  sonst  bei  fossilen 
Tetraxoniavciii  unverbundenem  Stützskelett  zu  erkennen.  Man  bemerkt  nämlich  an  besonders  gut  erhaltenen 


Tcxttafel  I. 

Skelettelemente  der  Familien   Slellelüdae  Sollas  emend,  v.  Lendenfeld,  Pachastrellidae  Sollas,  Tetillidae  Sollas  und 

Geodidae  Vosmaer. 
(Alle  Figuieu  sind  bei  auffallendem  Licht  und  16  faclier  Vergrößerung  gezeichnet.) 


a 

A.  Schrammen  del. 


—   53  — 


Erklärung  zu  Texttafel  I. 


Familie  Stellettidae. 

Fig.  1.    Stolleya  ornatissima  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg. 

a)  Dichotriaen.  b)  Dichotriaen  von  oben  gesehen,  c)  Vorderteile  von  Dichotriaenen.  d)  Vorder- 
teil eines  Protriaens.    e)  Halbes  Amphiox. 

Fig.  2.    Stolleya  microtulipa  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg. 

a)  Dichotriaen.  b)  Dichotriaen  von  oben  gesehen,  c)  Vorderteile  von  Dichotriaenen.  d)  Amphiox. 
Fig.  3.    Stolleya  florida  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Dichotriaen.  b)  Vorderteil 

eines  Protriaens.    c)  Vorderteile  von  Dichotriaenen. 

Famihe  Pachastrellidae. 

Fig.  4.    Propachastrella  primaeva  v.  Zittel  sp.  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,    a)  Caltrope. 

b)  Ein  Caltrop  mit  kugeligen  Armen,    c)  Dermales  Dichotriaen  von  unten  gesehen. 

Familie  Stellettidae. 

Fig.  5.    Theneopsis  Steinmanni  v.  Zittel  sp.  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg. 

a)  Orthotriaene.    b)  Anatriaene.    c)  Amphiox  (eine  Hälfte). 

Famihe  Tetillidae. 

Fig.  6.    Tetillopsis  Doeringi  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Protriaene. 

Fig.  7.    Te/tVtopÄü.'^  tongi>icZen5  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  a)Protriaen.  b)  Amphiox. 

Famihe  Geodidae. 

Fig.  8.    Geodiopsis  microthrinax  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,    a)  Protriaen. 

b)  Amphiox. 

Fig.  9.    Geodiopsis  cretacea  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg, 
a)  Protriaen.    b)  Amphiox.    c)  Anatriaene  etc. 


Regionen  der  Oberfläche  der  stellenweise  nur  aus  dicht  nebeneinander  liegenden  Skelettelementen  be- 
stehenden, plattigen  oder  knolligen  Gesteinsstücke,  daß  die  Megasclere  sich  zu  kreisförmigen  Erhebungen 
von  1 — 2  cm  Querdurchmesser,  die  am  Scheitel  kraterartig  vertieft  sind,  gruppieren.  (Die  Gesteins- 
stücke müssen  aber  zuvor  leicht  angeätzt  werden.)  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  daß  die  Krater  als 
Paragaster  anzusehen  sind.  Analoge  Bildungen  finden  sich  auch  bei  recenten  reiraa^owia.  (Z.B.  besitzen 
Cinachyra  barbata  Sollas  (Chall.  Tetract.  S.  23,  Taf.  III,  Fig.  1)  und  Thenea  fenestrata  0.  Schmidt  (Spong. 
Meebus.  Mexico  S.  71,  Taf.  X,  Fig.  2)  Paragasteröffnungen,  die  von  einem  Strahlenkranze  von  Amphioxen 
und  Triaenen  umstellt  sind.)  Das  Skelett  besteht  aus  bis  5  mm  langen,  in  der  Mitte  etwa  0,2  mm 
dicken  Amphioxen  und  kleineren,  nämlich  nur  bis  3  mm  langen,  in  der  Mitte  des  Schaftes  0,1  mm  dicken 
Ortho-  und  Prodichotriaenen  mit  etwa  0,2  mm  langen  Zinken.  Die  Amphioxe  sind  infolge  einer  in  der 
Mitte  liegenden  sehr  stumpfwinkligen  Knickung  leicht  gekrümmt.  Die  Schäfte  der  Triaene  sind  zu  etwa 
V.1  der  Länge  cylindrisch.   Erst  im  letzten  Viertel  beginnt  die  Zuspitzung.  Dicht  unterhalb  der  Gabelungs- 


—   54  - 


stelle  bilden  sie  charakteristische  tulpen-  oder  glockenförmige  Anschwellungen,  die  gute  Unterscheidungs- 
merkmale abgeben. 

Ähnlich  geformte  Triaene  wie  St.  microtulipa  besitzt  die  récente  Stellettide  Anthastra  communis 
SoLLAS  (Chall.  Tetract.  S.  140,  Taf.  XIII,  Fig.  18  u.  19). 

Alter  und  Facies:     Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg  (selten) ;  Oberg  (selten). 
AnzahlderuntersuchtenStücke:ll. 
Das  Original  zu  der  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Stolleya  florida  n.  sp.   (Texttafel  I,  Fig.  3.) 

Das  Originalstück  ist  ein  etwa  faustgroßer  formloser  Kalkbrocken,  an  dessen  Oberfläche  überall 
mehr  oder  weniger  dichte  Bündel  von  Prodichotriaenen,  Protriaenen  und  Amphioxen  liegen.  In  der 
Mehrzahl  sind  die  Prodichotriaene.  Aber  auch  Protriaene  und  Amphioxe  kommen  ziemlich  häufig  vor. 
Die  geraden  oder  leicht  gekrümmten  Dichotriaene  und  Triaene  sind  über  7  mm  lang  und  an  der  dicksten 
Stelle  des  Schaftes,  dicht  unterhalb  der  Gabelung  etwa  0,3  mm  dick.  Von  da  ab  verjüngt  sich  der  Schaft 
allmählich  und  ununterbrochen  bis  zur  Spitze.  Die  Zinken  sind  schwach  S-förmig  gekrümmt  und  bilden 
mit  dem  Schaft  einen  sehr  stumpfen  Winkel.  Die  geraden  oder  leicht  gekrümmten  Amphioxe  erreichen 
die  stattliche  Länge  von  10  mm.    Ihre  Dicke  beträgt  in  der  Mitte  0,2 — 0,3  mm. 

Von  St.  microtulipa  unterscheidet  sich  die  Art  schon  durch  den  sehr  erheblichen  Unterschied  in 
der  Größe  der  Triaene.  Ferner  ist  der  Winkel,  den  die  Zinken  mit  dem  Schaft  bilden,  bei  den  Triaenen 
von  St.  florida  stumpfer.  Auch  sind  die  Amphioxe  von  St.  microtulipa  kleiner  und  fast  immer  in  der  Mitte 
stumpfwinklig  geknickt.  Die  Dichotriaene  von  St.  ornatissima  sind  ebenfalls  kleiner  und  schlanker.  Ihre 
Zinken  sind  auch  nicht  S-förmig  gekrümmt,  sondern  winklig  geknickt.  Die  Amphioxe  der  beiden  Arten 
sind  aber  nicht  zu  unterscheiden. 

Alter    und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (sehr  selten). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Gattung  Theneopsis  nov.  nom.  —  Syn.  Tethyopsis  Zittel. 
(Skelettabbildung  Texttafel  I,  Fig.  5.) 

Schwammkörper  knollig  oder  lappig.    Das  Stützskelett  besteht  aus  Amphioxen,  Orthotriaenen 
und  Anatriaenen.    Canalsystem  und  Microsclere  unbekannt. 
Obere  Kreide. 

Den  ZiTTEL'schen  Gattungsnamen  Tethyopsis  konnte  ich  nicht  beibehalten,  w^eil  er  schon  seit  1870 
an  eine  lebende  Stellettide,  nämlich  an  Tethyopsis  columnijer  Stewart  (Quart.  Journ.  Micr.  Sc.  1870, 
S.  281)  vergeben  ist. 


—    55  — 


Theneopsis  Steinmanni  Zittel  sp.   (Taf.  XII,  Fig.  1.  —  Texttafel  I,  Fig.  5.) 

1878.    Telhyopsis  Steininnnni  Zittel,  Stud.  Ill,  S.  9,  Taf.  XI,  Fig.  3. 

1880.    Telhyopsis  Steinmanni  Zittel,  Haiidb.,  S.  I'iS. 

1895.    Telhyopsis  Steinmanni  Zittel,  Grundz.,  S.  4'i. 

1899.    Telhyopsis  Steinmanni  Schrammen,  Tetract.  S.  19. 

1901.    Telhyopsis  Steinmanni  Schrammen,  Neue  Kieselschw.  S.  19. 

Die  Art  gehört  zu  den  wenigen  fossilen  Tetraxonia  mit  Skelettnadeln  des  regulären  Typus,  von 
denen  auch  wohl  ganze  Schwammkörper  gefunden  werden.  Sie  bildet  bis  handgroße  Knollen,  die  aus 
dünnen,  in  unregelmäßiger  Weise  miteinander  verwachsenen  Krusten  und  Lappen  bestehen  und  von 
unregelmäßig  angeordneten,  erbsen-  bis  nußgroßen  Hohlräumen  durchsetzt  sind.  Das  Stützskelett  besteht 
aus  großen,  geraden  oder  schwach  gekrümmten  Amphioxen,  kleineren  Orthotriaenen,  deren  drei  un- 
gegabelte  Zinken  mit  ihren  Spitzen  etwas  rückwärts  gebogen  sind,  und  dünnen  aber  sehr  langen  Ana- 
triaenen.  Die  Amphioxe  werden  bis  5  mm  lang.  Der  Schaft  der  Orthotriaene  ist  cylindrisch  und  bis 
1,5  mm  lang.  Die  Länge  der  Zinken  beträgt  ungefähr  ein  Viertel  der  Schaftlänge.  Die  dünnen  Anatriaene 
sind  z.  T.  noch  länger  wie  die  Amphioxe.  Dabei  ist  ihr  Querdurchmesser  von  Zinken-  zu  Zinkenspitze 
gemessen  nur  ungefähr  ebensogroß  wie  der  Querdurchmesser  des  Schaftes  der  Orthotriaene.  Die 
Amphioxe,  Orthotriaene  und  Anatriaene  liegen  bei  günstiger  Erhaltung  parallel  nebeneinander  und  zwar 
so,  daß  die  Schäfte  senkrecht  zum  Lumen  der  Canäle  bezw.  zur  Oberfläche  stehen. 

Anders  geformte  Megasclere  habe  ich  nicht  beobachtet.  Dagegen  hat  v.  Zittel  an  seinem  Original- 
Exemplar  (dem  einzigen,  das  ihm  vorlag)  vereinzelte  kleine  Caltrope  gefunden.  Ich  habe  darum  mein  aus  etwa 
15,  z.  T.  sehr  gut  erhaltenen  Stücken  bestehendes  Material  auf  Caltrope  besonders  gründlich  untersucht, 
aber  keine  gefunden.  Wahrscheinlich  sind  die  von  Zittel  beobachteten  Vierstrahler  angeschwemmt  worden. 

Theneopsis  Steinmanni  nähert  sich  durch  einige  Eigentümlichkeiten  des  Stützskeletts  manchen 
lebenden  Arten  der  Gattung  Sphinctrella  Schmidt.  Z.  B.  besitzt  Sphinctrella  cribrifera  Sollas  (Chall. 
Tetract.  S.  87,  Taf.  X,  Fig.  16 — 20)  fast  dieselben  Triaene  und  Amphioxe.  Es  scheint  aber  keine  lebende 
Art  bekannt  zu  sein,  in  deren  Skelett  neben  solchen  Orthotriaenen  und  Amphioxen,  wie  Theneopsis 
Steinmanni  besitzt,  auch  kleine  Anatriaene  vorkommen. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Häufigkeit:  Misburg  (selten),  Oberg  (selten). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  15. 

Das  Original  zu  der  Abbildung  befindet  sich  in  meiner  Sammlung. 

Familie  MegaiTiorinidae  v.  Zittel. 

(1878.    Studien  über  fos.sile  Spongien  II,  S.  99.) 

Das  Stützskelett  besteht  aus  monocrepiden,  durch  Zygose  verbundenen  Megaclonen.  Die  Dermalia 
sind  Triaene  (Dichotriaene).    Als  Microsclere  Spiraster  und  Microxe. 

(?)  Palaeozoicum,  Jura,  Kreide  und  lebend.  Die  Microsclere  sind  nur  von  den  lebenden  Arten 
bekannt. 


Texttafel  II. 

Skelettelemente  der  Familie  Megamorinidae  v.  Zittel. 
(In^lG  facher  Vergrößerung.) 


A.  Schrammen  del. 


Erklärung  zu  Texttafel  II. 


Familie  Megamorinidae. 

Fig.  1.  Brochodora  Roemeri  Hinde  aus  der  Qiiadratenkreide  von  Oberg,  a)  Megaclone.  b)  Der- 
malia  (Dichotriaene).    c)  Amphioxe. 

Fig.  2.    Heterostinia  immanis  Schrammen  aus  der  Mucronatenkreide  von  Misburg.  Megaclone. 

Fig..  3.  Heterostinia  obliqua  Benett  sp.  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Megaclone.  b)  Un- 
regelmäßig geformte  Megaclone.    c)  Dermalia  (Dichotriaene). 

Fig.  4.  Heterostinia  obliqua  Benett  sp.  aus  der  Mucronatenkreide  von  Misburg,  a)  Megaclone.  b)  Der- 
malia (Dichotriaene). 

Fig.  5.  Pachypoterion  auritum  Schrammen  aus  der  Mucronatenkreide  von  Misburg.  Dermalia  (Dicho- 
triaene). 

Fig.  6.  Amphilectella  piriformis  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Megaclone.  b)  Der- 
malia (Dichotriaene). 


Im  geschlemmten  Ätzrückstand  des  Oberger  Spongienmergels  habe  ich  nicht  ganz  selten  aus  Mega- 
clonen  bestehende,  gestielte  oder  oben  und  unten  zugespitzte  Klümpchen  und  Zylinder  gefunden,  von 
denen  die  am  besten  erhaltenen  in  doppelter  photographischer  Vergrößerui^g Tafel  XVI  Fig.  5 — 8  abgebildet 
worden  sind.  Ich  möchte  sie  nicht  für  ausgewachsene  Individuen  einer  neuen,  sehr  kleinen  Spezies,  sondern 
für  frühe  Entwicklungsstadien  bekannter  Arten  {Amphilectella  piriformis,  Homalodora  ficus  u.  a.)  halten. 
Ihr  Stützskelett  besitzt  keine  bemerkenswerten  Eigentümlichkeiten  und  das  Kanalsystem  ist  noch  un- 
entwickelt. 

Gattung  Doryderma  v.  Zittel.  1878. 

(Skelettabbildung  Texttafel  II,  Fig.  1.) 

Ästig,  plattig,  keulenförmig,  birnförmig  oder  kugelig,  gestielt  oder  sitzend.  Scheitel  mit  zahl- 
reichen großen  Postiken  von  Aporhysen,  die  der  Längsaxe  des  Schwammkörpers  bezw.  der  Äste  parallel 
laufen.  Oberfläche  dicht  mit  zerstreut  liegenden  Ostien,  oder  grobporös  mit  netzartig  aneinander  gereihten 
Skelettmaschen,  durch  die  einfache  Radialkanäle  in  das  Innere  des  Schwammkörpers  eindringen.  Das 
Stützskelett  besteht  aus  durch  Zygose  verbundenen  Megaclonen.  Die  Dermalia  sind  Dichotriaene.  Außer- 
dem kommen  Amphioxe  vor. 

Obere  Kreide. 

Doryderma  cylindrica  v.  Zittel. 

1878.    Doryderma  cylindrica  v.  Zittel,  Stud.  II,  S.  68. 

1900.    Doryderma  cylindrica  Wollemann,  Fauna  von  Biewende,  S.  7. 

x\ach  V.  Zittel  ,, einfach,  zylindrisch,  gegen  oben  verengt,  unten  mit  kurzem  Stiel.  Mehrere  zer- 
streute Vertikalröhren  im  Inneren,  Mucronatenkreide  von  Ahlten  und  Biewende". 

Palaeontographica.    Siippl.  V.  8 


—   58  — 


WoLLEMANN  keiini  die  Art  von  Biewende  nicht.  Auch  mir  ist  weder  von  Biewende  noch  von  einem 
anderen  Fundpunkt  eine  Doryderma-Art  bekannt  geworden,  auf  die  Zittels  Diagnose  passen  könnte.  — 

Subgenus  Broch odora  nov.  subgen. 

Skelett  grobporös;  Oberfläche  mit  netzartig  aneinanderliegenden,  großen  Skelettmaschen,  die  als 
Ostien  dienen. 

Brochodora  Roemeri  Hinde.   (Tafel  XVIll,  Fig.  5.  —  Texttafel  II,  Fig.  1.) 

1808.    A  ramose  Alcyonite  Parkinson,  Org.  Rem.  Bd.  II,  S.  92,  Taf.  VII,  Fig.  7,  12. 

1864.    Polyjerea  dichotoma  Roemer,  Sp.,  S.  36,  Taf.  XIV,  Fig.  1. 

1878.    Polyjerea  dichotoma  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  423,  Taf.  CXXXV,  Fig.  10,  11. 

1878.    Doryderina  dichotoma  Zittel,  Stud.  II,  S.  67,  Taf.  VII,  Fig.  1. 

1883.    Doryderma  Roemeri  Hinde,  Catal.,  S.  49,  Taf.  VI  II,  Fig.  3. 

1900.    Doryderma  ramosa  Wollemann,  Senon  von  Biewende,  S.  5. 

Der  Schwammkörper  ist  ästig  und  besteht  aus  unregelmäßig  und  mehrfach  vergabelten,  zylind- 
rischen Zweigen,  die  an  den  Enden  abgerundet  oder  abgestutzt  sind.  Gewöhnlich  findet  man  nur  Bruch- 
stücke. Ich  habe  aber  auch  zweimal  ganze  Exemplare  beobachtet,  an  denen  ich  über  hundert  Zweig- 
enden zählen  konnte.    Der  Rucksack,  in  dem  ich  diese  Prachtstücke  heimbrachte,  trug  sich  nicht  leicht. 

Die  Äste  sind  2,5 — 4  cm  dick  und  5 — 50  cm  lang.  Sämtliche  Äste  und  Zweige  sind  der  Länge  nach 
von  bündelartig  zusammenliegenden  Vertikalröhren  durchzogen,  die  im  Scheitel  der  Zweigenden  mit 
zahlreichen,  bis  2  mm  weiten  rundlichen  Öffnungen  münden.  An  der  Oberfläche  der  Äste  fallen  die  eckigen, 
und  im  Gegensatz  zu  Homalodora  ramosa  Mant.  sp.  recht  weiten  Skelettmaschen  auf,  welche  die  Mün- 
dungen gerader  Radialkanälchen  darstellen  und  die  Außenseite  wie  mit  einem  feinen  Netz  überziehen. 
An  ungeätzten  Exemplaren  sind  andere  Ostien  in  der  Regel  nicht  sichtbar.  An  mit  Salzsäure  behandelten 
Stücken  sieht  man  aber  außer  den  durch  die  weiten  Maschen  des  Skeletts  gebildeten  Kanalmündungen  noch 
zahlreiche,  bis  1  mm  weite,  rundliche  Ostien,  die  in  ziemlich  weiten  Abständen  über  die  Oberfläche  zerstreut 
sind.  Die  Skelettmaschen  sind  häufig  durch  dicke  Bündel  langschäftiger  Prodichotriaene  verstopft,  die 
von  Korrosionspräparaten  bei  unsanfter  Behandlung  allerdings  leicht  abfallen. 

Die  Unterscheidungsmerkmale  von  Brochodora  Roemeri  und  Brochodora  ramusculus  werden  bei 
der  Beschreibung  der  zweiten  Art  angegeben.  Von  Homalodora  (Doryderma)  ramosa  Mant.  sp.  unter- 
scheidet sich  Brochodora  Roemeri  durch  plumpere  Formen,  größere  Dimensionen,  und  namentlich  durch 
die  maschige  oder  netzartige  Oberfläche. 

Die  Spezies  zeichnet  sich  dyrch  große  vertikale  Verbreitung  aus.  Sie  tritt  in  der  oberen  Kreide 
von  Hannover  schon  im  Scaphitenpläner  auf,  und  floriert  noch  in  der  Mucronatenkreide.  — 

Roemer  hatte  die  Art  unter  dem  Namen  Polyjerea  dichotoma  hinreichend  gekennzeichnet  und  auch 
verhältnismäßig  gut  abgebildet.  Der  Name  ist  aber  schon  vorher  von  Benett  für  eine  Doryderma 
aus  dem  Upper  Greensand  gebraucht  worden.    Darum  hat  Hinde  die  Art  umbenannt. 

Alter  und  Facies:  ^Scaphitenpläner,  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Nettlingen  (s.  s.),  Halberstadt  (z.  h.),  Misburg, 
Oberg,  Biewende,  Adenstedt,  Ahlten  (z.  h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  25. 


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Brochodora  ramusculus  nov.  sp.  (Tafel  XVIII,  Fig.  6.) 

Körperform,  Kanalsysleni  und  Skelett  wie  bei  Brochodora  Roemcri,  von  der  sich  Brochodora  ramus- 
culus aber  durch  gracileren  Bau  und  \äel  geringere  Dimensionen  unterscheidet.  Die  Stämmchen  sind  nur 
1 — 1,5  cm  dick  und  2,5 — 10  cm  lang. 

Schwieriger  ist  die  Unterscheidung  von  Brochodora  ramusculus  und  Homalodora  ramosa  Mant.  sp., 
weil  diese  beiden  Arten  in  der  Gestalt  und  den  Maßverhältnissen  häufig  übereinstimmen.  Während  aber 
an  der  Oberfläche  von  Brochodora  ramusculus  außer  den  netzartig  aneinander  gereihten  großen  Skelett- 
maschen keine  weiteren  Ostien  entwickelt  sind,  ist  die  Oberfläche  von  Homalodora  ramosa,  die  auch  dichter 
und  glatter  ist,  mit  zahlreichen,  mehrere  mm  auseinander  liegenden  rundlichen  Ostien  bedeckt. 

Alter  und   Facies:    Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (z.  s.),  Oberg  (z.  s.),  Adenstedt  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  6. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Subgenus  Homalodora  nov.  subgen. 
Skelett  dicht;  Oberfläche  engmaschig  und  glatt,  mit  unregelmäßig  verteilten  rundUchen  Ostien. 

Homalodora  ramosa  Mant.  sp.   (Tafel  XVIII,  Fig.  7.) 

1822.    Spojigia  ramosa  Mantell,  Fossils  of  the  South  Downs,  S.  162,  Taf.  XV,  Fig.  11. 

1878.    Dorydenna  ramosa  Zittel,  Stud.  II,  S.  68. 

1883.    Doryderma  ramosa  Hinde,  Catal.,  S.  48,  Taf.  VIII,  Fig.  2. 

Schwammkörper  zylindrisch-ästig,  mit  abgestutzten  oder  abgerundeten  Zweigenden,  an  deren 
Scheitel  zahlreiche  1,5 — 2  mm  weite  Postiken  von  Vertikalkanälen  liegen.  Das  Skelett  ist  sehr  dicht 
und  feinmaschig,  die  Oberfläche  glatt  und  mit  unregelmäßig  verteilten,  ca.  0,5 — 1  mm  weiten,  mehrere 
mm  auseinander  liegenden  Ostien  bedeckt.  Die  Ästchen  sind  1 — 2,5  cm  dick  und  5 — 25  cm  lang.  Als 
Dermalia  Orthodichotriaene. 

Die  Unterscheidungsmerkmale  gegenüber  Brochodora  Roemeri  und  Brochodora  ramusculus  findet 
man  bei  der  Beschreibung  dieser  Arten. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (z.  s.),  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  6. 

Homalodora  plana  n.  sp.  (Tafel  XVII,  Fig.  3,  4.) 

Plattig,  mit  dreieckigem  oder  ovalem  Umriß,  selten  stockartig,  gewöhnlich  einfach,  gestielt.  Scheitel 
abgestutzt,  mit  zahlreichen,  dicht  nebeneinander  liegenden,  1 — 1,5  mm  weiten  Postiken  von  Kanälen, 
die  den  Schwammkörper  der  Länge  nach  durchziehen.  Außenseite  mit  unregelmäßig  über  die  Oberfläche 
zerstreuten,  ca.  0,5  mm  weiten,  2 — 3  mm  voneinander  entfernten  Ostien  von  kurzen,  geraden  Kanälchen, 
die  in  schräger  Richtung  von  oben  nach  unten  in  das  sehr  engmaschige  Skelett  eindringen.   Die  Dermalia 


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habe  ich  nicht  auffinden  können.  Mittelgroße  Individuen  sind  ca.  8  cm  lang,  4  cm  breit,  1,5  cm  dick. 
Das  größte  Exemplar  meiner  Sammlung  ist  12  cm  hoch,  am  Scheitel  fast  ebenso  breit  und  2  cm  dick. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Misburg  (s.),  Oberg  (z.  h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  20. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Homalodora  tuberosa  nov.  sp. 

Gestielte  oder  sitzende,  schnell  an  Dicke  zunehmende,  kurze  Keulen,  deren  Vorderteil  mehrere 
nmdliche  oder  abgestutzte  Köpfchen,  oder  ähnlich  wie  die  Tetracladinengattung  Hallirhoa  lappige  Fort- 
sätze oder  seitlich  vorspringende  Rippen  trägt.  Auf  dem  Scheitel  der  Köpfchen  und  Rippen,  hier  aber 
nur  an  den  zentralen  Teilen,  zahlreiche  engstehende  ca.  2  mm  weite  Mündungen  von  Vertikalkanälen. 
Außenseite  mit  unregelmäßig  über  die  Oberfläche  zerstreuten,  ca.  0,5  mm  bis  1  mm  weiten,  2 — 3  mm 
von  einander  entfernt  liegenden  Ostien.  Das  Skelett  ist  dichtmaschig.  Die  Dermalia  sind  große  Pro- 
dichotriaene.  Der  Schwammkörper  wird  6 — 10  cm  hoch,  und  je  nach  der  Zahl  der  Köpfchen  und  Rippen 
am  vorderen  Ende  8 — 15  cm  dick. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg  (s.),  Oberg  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  10. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Homalodora  ficus  nov.  sp.   (Tafel  XVII,  Fig.  2.) 

Feigen-  oder  birnförmig,  gestielt.  Scheitel  abgerundet  oder  abgestutzt,  mit  einer  leichten  zentralen 
Einsenkung,  in  der  dicht  nebeneinander  zahlreiche  1,5 — 2  mm  weite  Postiken  von  Vertikalkanälen  liegen. 
Außenseite  mit  unregelmäßig  über  die  Oberfläche  zerstreuten,  0,5 — 1  mm  weiten,  mehrere  mm  auseinander- 
liegenden Ostien.    Das  Skelett  ist  sehr  dichtmaschig.    Die  Dermalia  habe  ich  nicht  auffinden  können. 

Homalodora  ficus  ist  eine  kleine  Art.  Fingerlange  Stücke  gehören  schon  zu  den  größten,  die  über- 
haupt vorkommen,  und  können  leicht  mit  jungen  Individuen  von  Amphilectella  piriformis  verwechselt 
werden.    (Unterscheidungsmerkmale  bei  A.  piriformis.) 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (z.  s.),  Misburg  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  9. 

Das  Original  liegt  in  meiner  S'ammlung. 

Homalodora  pusilla  nov.  sp.   (Tafel  XVII,  Fig.  5.) 

Kugelig,  sitzend.  Scheitel  abgerundet,  mit  ca.  5  mm  tiefer,  zentraler  Grube,  in  der  zahlreiche  dicht 
aneinandergedrängte  Postiken  von  Vertikalkanälen  liegen. 

An  der  Größe  der  Postiken  kann  man  Homalodora  pusilla  leicht  von  Jugendformen  der  Homalodora 
^cus  unterscheiden.  Sie  sind  nicht  größer  als  die  Ostien  an  der  Außenseite,  und  höchstens  halb  so  groß  wie  die 
Postiken  im  Scheitel  von  Homalodora  ficus.  Skelett  und  Oberfläche  der  Außenseite  wie  bei  den  anderen  Spezies. 


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Homalodora  pusilla  ist  nicht  nur  die  kleinste  Homalodora-Asi,  sondern  auch  unter  allen  Spongien- 
arten  eine  der  kleinsten,  denn  sie  wird  nur  2  cm  hoch  und  dick. 
Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (s.  s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Amphilectella  Schrammen.  1901. 
(Skelettabbildung  Texttafel  II,  Fig.  6.) 

Birnförmig,  kugelig  oder  eiförmig,  mit  tiefem  und  engem  Paragaster,  gestielt.  Oberfläche  grob- 
porös, mit  zerstreut  liegenden  Ostien.  Das  Stützskelett  besteht  aus  durch  Zygose  verbundenen  Mega- 
clonen.    Die  Dermalia  sind  Prodichotriaene. 

Obere  Kreide. 

Amphilectella  piriformis  Schrammen.   (Tafel  XVIII,  Fig.  8.  —  Texttafel  II,  Fig.  6.) 
1901.    Amphilectella  piriformis  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  13,  Taf.  III,  Fig.  3. 

Birn-  oder  eiförmig,  sehr  dickwandig,  mit  tiefem  und  engem  Paragaster,  gestielt  oder  sitzend. 
Mittelgroße  Exemplare  sind  10  cm  lang  (ohne  Stiel)  und  6  cm  dick.  Das  größte  Individuum,  welches 
ich  in  der  Mucronatenkreide  von  Misburg  gefunden  habe,  ist  ohne  Stiel  20  cm  lang  und  ca.  10  cm  dick. 
Das  Paragaster  ist  bei  mittelgroßen  Exemplaren  ca.  1  cm,  bei  großen  2  cm  weit.  Außenseite  mit  unregel- 
mäßig über  die  Oberfläche  zerstreuten,  1  mm  weiten  und  ca.  2 — 4  mm  voneinander  entfernten  Ostien 
von  geraden  Kanälen,  die  in  schräger  Richtung  von  oben  nach  unten  in  den  Schwammkörper  eindringen, 
und  von  kräftigen,  im  Paragaster  mündenden  Kanälen  gekreuzt  werden.  Das  Skelett  ist  ziemlich  weit- 
maschig, aber  nicht  so  weitmaschig  wie  bei  den  Brochodora-Arien.  In  den  Maschen  und  auch  in  den 
Ostien  gut  erhaltener  Exemplare  stecken  dicke  Bündel  langschäftiger  Prodichotriaene. 

Kleinere  Exemplare  können  mit  Homalodora  ficus  verwechselt  werden.  Diese  Art  hat  aber  in  der 
Scheitelmitte  keine  einfache  Paragastermündung,  sondern  zahlreiche  bis  2  mm  weite  Postiken  und  auch 
ein  engmaschigeres  Skelett. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Oberg  (z.  s.),  Misburg  (z.  h.). 

Anzahl   der   untersuchten   Stücke:  ca.  30. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Heterostinia  v.  Zittel.  1878. 
(Skelettabbildung  Texttafel  II,  Fig.  2,  3,  4.) 

Trichter-,  becher-  und  ohrförmig  oder  plattig,  dünn-  oder  dickwandig,  gestielt.    Beide  Seiten 
mit  zerstreuten  Ostien  bezw.  Postiken  von  Radialkanälen.     Das   Stützskelett  besteht   aus  durch 


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Zygose  verbundenen  Megaclonen  mit  glatten  oder  granulierten  Epirhabden.  Die  Dermalia  sind  Ortho- 
dichotriaene. 

Obere  Kreide. 

Nach  V.  ZiTTEL  (Stud.  II,  S.  69)  bestände  das  Heterostinia-Gerüsi  aus  zweierlei  Elementen,  nämlich 
aus  kleinen,  vielästigen  und  überall  filigranartig  gezackten  Kieselkörperchen,  welche  die  Hauptmasse 
des  Skeletts  bilden  sollen,  und  aus  großen  Megaclonen.  Mir  kam  aber  der  Gedanke,  daß  die  vielästig- 
zackigen  Kieselkörperchen,  deren  Existenz  so  wenig  zu  unseren  Kenntnissen  vom  Bau  des  Megamo- 
rinen-Skeletts  stimmen  will,  Bildungen  sein  könnten,  die  zum  Heterostinia-Skelett  gar  nicht  in  Beziehungen 
stehen.  Herr  Professor  Sarasin  in  Genf  hatte  die  Güte,  mir  die  schönen  Heterostinien  des  Genfer  Museums, 
auf  die  sich  v.  Zittel  bezieht,  zur  Untersuchung  zu  überlassen,  und  ich  konnte  mich  bald  überzeugen, 
daß  es  sich  bei  den  in  Frage  kommenden  Bildungen  nur  um  Besonderheiten  der  Erhaltung  handelt.  Die 
Maschen  des  eigentlichen  Skeletts,  das  wie  bei  allen  H eterostinia- Arten  nur  aus  Megaclonen  besteht,  sind 
nämlich  mit  einer  Kieselmasse  ausgefüllt,  deren  Oberfläche  eine  sehr  feine  Körnelung  besitzt  und  bei  der 
Untersuchung  mit  auffallendem  Licht  wohl  dichte  Massen  filigranartig  gezackter  Kieselkörperchen  vor- 
täuschen kann. 

Bei  manchen  Arten  kommen  außer  den  Megaclonen  als  Seltenheiten  allerdings  auch  noch  andere 
Kieselkörperchen  vor,  die  aber  so  groß  wie  die  Megaclone  und  nur  im  Habitus  zierlicher  sind.  Text- 
tafel II,  Fig.  3  b  sind  einige  abgebildet.    Möglicherweise  sind  es  embryonale  Megaclone. 

Heterostinia  obliqua  Benett  sp.  (Tafel  XVII,  Fig.  1.  —  Tafel  XVI,  Fig.  2, 3.  —  Texttafel  II,  Fig.  3, 4.) 

1831.    Polypothecia  obliqua  Benett,  Catal.  Org.  Rem.  Wilts.,  Taf.  VIII,  Fig.  1. 
1883.    Heterostinia  obliqua  Hinde,  Catal.,  S.  53,  Taf.  X,  Fig.  2. 

1901.    Asteroderina  expansa  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  14,  Taf.  III,  Fig.  4.  —  Taf.  V,  Fig.  4. 
1901.    Asteroderma  conica  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  14,  Taf.  I,  Fig.  9. 

Halbtrichter-,  Schüssel-  und  ohrförmig  oder  plattig  mit  halbkreisförmigem  Umriß,  dünnwandig, 
mit  abgerundetem  Rand,  gestielt  oder  sitzend.  Die  Wandung  ist  6 — 10  mm  dick,  das  größte  mir  vorUegende 
Exemplar,  ein  plattiges  Individuum  mit  halbkreisförmigem  Umriß  12  cm  hoch,  15  cm  breit.  Außen-  und 
Innenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  0,3 — 0,5  mm  weiten,  1 — 3  mm  voneinander  entfernten  Ostien 
bezw.  Postiken.  An  der  Innenseite  liegen  die  Kanalmündungen  etwas  näher  zusammen  wie  an  der  Außen- 
seite; sie  sind  hier  auch  durchschnittlich  etwas  kleiner.  Das  Stützskelett  ist  engmaschig.  Als  Dermalia 
kommen  ziemlich  große  Orthodichotriaene  vor. 

Die  Spezies  unterscheidet  sich  von  Heterostinia  immanis  durch  kleinere  Dimensionen  und  verhältnis- 
mäßig viel  dünnere  Wandungen. 

Verwechselungen  mit  anderen  Spongienarten  sind  schwer  möglich,  weil  Heterostinia  obliqua  in  der 
oberen  Kreide  der  einzige  schüsseiförmige  oder  ohrförmige  Schwammkörper  mit  dünnerWandung 
ist,  dessen  Skelett  aus  Megaclonen  besteht. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.),  Misburg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  5. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 


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Heterostinia  immanis  nov.  sp.    (Tafel  XVI,  Fig.  1.  —  Texttafcl  II.  Fig.  2.) 

Schüssel-,  bêcher-  oder  trichterförmig,  dickwandig,  mit  abgerundetem,  auch  wohl  mehrfach  ein- 
gebuchtetem Rand,  sitzend  oder  mit  wurzelartig  verästelter  Basis.  Das  größte  Exemplar,  das  ich  kenne, 
ein  zieni.lich  regelmäßiger  Trichter,  dessen  eine  Hälfte  aber  nur  erhalten  ist,  ist  ca.  20  cm  hoch  (ohne  Stiel), 
am  oberen  Rande  fast  30  cm  weit  und  3  cm  dick.  Außenseite  m_it  unregelmäßig  über  die  Oberfläche  zer- 
streuten, ca.  1  mm  weiten,  mehrere  mm  auseinanderliegenden  Ostien.  Die  Postiken  sind  etwas  kleiner 
und  liegen  auch  dichter  zusammen.  Das  Stützskelett  ist  dichtmaschig.  Als  Dermalia  Orthodichotriaene, 
die  aber  bei  den  von  mir  gesammelten  Exemplaren  nur  an  der  Innenseite  entwickelt  oder  erhalten  sind. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Misburg  (selten). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Heterostinia  depressa  nov.  sp.   (Tafel  XV,  Fig.  5.) 

Niedrig- trichterförmig,  mit  scharf  abgestutztem  Rand,  sehr  dickwandig;  Basis  mit  mehreren  kurzen, 
dicken  Wurzeln.  Paragaster  mäßig  tief.  Oberfläche  und  Kanalsystem  wie  bei  Heterostinia  immanis,  von 
der  sich  Heterostinia  depressa  aber  durch  die  Abweichungen  in  der  äußeren  Form  unterscheidet.  Das 
Original  ist  6  cm  hoch,  die  flache  Scheitelfläche  10  cm  lang,  7  cm  breit.  Die  Wandung  ist  4  cm  dick,  das 
Paragaster  ca.  2  cm  weit  und  ca.  1,5  cm  tief. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Pachypoterion  Hinde.  1883. 

(Skelettabbildung  Texttafel  II,  Fig.  5.) 

Napf-  oder  becherförmig  und  dickwandig,  oder  apfelförmig,  mit  weitem  und  tiefem  Paragaster, 
gestielt  oder  sitzend.  Außenseite  mit  netzartig  aneinander  gereihten  Skelettmaschen,  durch  die  einfache 
gerade  Kanäle  in  das  Innere  der  Wandung  eindringen.  Paragaster  mit  Mündungen  von  Vertikalkanälen. 
Das  Stützskelett  besteht  aus  durch  Zygose  verbundenen  Megaclonen.    Die  Dermalia  sind  Dichotriaene. 

Obere  Kreide. 

Die  Arten,  welche  Hinde  zur  Aufstellung  dieser  Gattung  Veranlassung  gaben,  stammen  alle  aus 
Kreideablagerungen  cenomanen  Alters.  Von  den  hier  beschriebenen  zwei  senonen  Spezies  ist  aber 
P.  Koeneni  unzweifelhaft  eine  Pachypoterionart.    Von  P.  auritum  könnte  es  zweifelhaft  sein. 

Pachypoterion  Koeneni  nov.  sp.   (Tafel  XV,  Fig.  6.) 

Kugelig  oder  apfelförmig,  mit  abgerundetem  oder  abgestutztem  Scheitel  und  grubenartigem  oder 
trichterförmigem,  mäßig  tiefem  Paragaster,  sehr  dickwandig.   Sitzend  oder  mit  dickem,  kurzem,  Scheiben- 


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artig  verbreitertem  oder  ein  wenig  verzweigtem  Stiel.  Unähnlich  den  anderen  Megamorinenspezies  von 
ähnlicher  Körperform,  {Amphilectella  piriformis,  Homalodora  ficus),  die  sich  nach  unten  allmählich  ver- 
jüngen, ist  der  Stiel  mehr  oder  weniger  deutlich  vom  Schwammkörper  abgesetzt.  Das  im  Göttinger 
Museum  liegende  Originalexemplar  vom  Sudmerberg  ist  ca.  10  cm  hoch  und  an  der  dicksten  Stelle,  die  in 
der  Körpermitte  liegt,  ca.  7  cm  dick.  Die  Wandung  ist  2,5  cm  dick,  das  Paragaster  etwa  ebenso  tief. 
Stiel  4  cm  dick,  aber  nur  3  cm  lang.  Bei  zwei  etwas  kleineren  Stücken  aus  der  Quadratenkreide  von  Mis- 
burg ist  der  Stiel  ungefähr  ebenso  dick,  aber  noch  etwas  kürzer.  Leider  ist  bei  keinem  Exemplar  die 
Oberfläche  so  gut  erhalten,  daß  ich  genauere  Angaben  über  die  Anordnung  und  Größe  der  Ostien  machen 
könnte.  Dagegen  waren  bei  allen  Stücken  gut  erhaltene  Skelettelemente  stellenweise  in  größeren  Mengen 
nachzuweisen.    Die  Dermalia  habe  ich  aber  auch  nicht  auffinden  können. 

Alter  und   Facies:   Untersenone  Sandmergel,  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg  (s.),  Bülten-Adenstedt  (s.),  Misburg  (s.). 

Original  in  der  Göttinger  Sammlung. 

Pachypoterion  auritum  nov.  sp.  —  (Tafel  XVI,  Fig.  4.  —  Texttafel  II,  Fig.  5.) 

Das  ausgezeichnet  erhaltene  einzige  Exemplar  dieser  neuen  Art,  ein  etwa  faustgroßes  Stück,  hat 
die  Gestalt  eines  dickwandigen  Trichters,  von  dessen  Rande  lappige  und  ohrförmige  Fortsätze  entspringen. 
Es  stimmt  also  in  der  äußeren  Form  mit  Heterostinia  immanis  Schrm.  überein.  Während  aber  bei  Hetero- 
stinia  immanis  das  Stützskelett  an  der  Außenseite  dicht  und  glatt  ist  und  nur  von  zahlreichen,  mehrere 
mm  voneinander  entfernten,  rundlichen  Ostien  durchbrochen  wird,  erfolgt  bei  Pachypoterion  nuritum 
die  Wasserzufuhr  durch  die  0,5 — 1  mm  weiten  Skelettmaschen,  die  die  Oberfläche  der  Außenseite  netz- 
artig überziehen.  Die  Oberflächenstruktur  von  Pachypoterion  auritum  ist  also  ähnlich  wie  bei  Brocho- 
dora  Roemeri.  In  den  Skelettmaschen  habe  ich  als  Dermalia  einige  ziemlich  große  Orthotriaene  gefunden. 
Die  Innenseite  gleicht  im  allgemeinen  der  Außenseite,  nur  sind  an  der  Innenseite  die  Skelettmaschen 
etwas  enger.  Das  Paragaster  ist  flach-muldenförmig  und  etwa  1,5  cm  tief.  Die  ohrförmigen  marginalen 
Fortsätze  sind  1 — 3  cm  breit  und  hoch. 

Alter  und  Facies:  Kalkniergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Familie  Corallistidae  Sollas  emend.  Schrammen. 

(1903.    Zur  Systematik  der  Kieselspongien.    Mitt.  a.  d.  Roem.-Mus.  No.  19,  S.  17.) 

Das  Stützskelett  besteht  hauptsächlich  aus  monocrepiden,  durch 
Zygose  verbundenen  Diera noclonen  und  außerdem  aus  Megarhizo- 
cloniden.  Als  Oberflächennadeln  Triaene  (D  ich  o-,  Disco-  oderPhyllo- 
triaene),   alsMicrosclere  Amp  hi  aster  und   Spiraster.    Kreide  und  lebend. 


-   65  — 


Die  Dicranoclone  wie  ich  die  Skelettelemente  nennen  will,  welche  die  Hauptmasse  des  Stütz- 
skeletts der  Corallistidae  ausmachen,  sind  monocrepide  Desme,  die  in  typischer  Ausbildung  aus  einem 
am  Ende  knopfartig  verdickten  oder  kegelförmig  zugespitzten  und  mit  besonders  kräftigen  Warzen 
besetzten  Basalteil  bestehen,  von  dem  nach  der  entgegengesetzten  Seite  zwei  oder  drei,  seltener  ein  oder 
vier  knotige  Clone  entspringen,  die  an  den  Enden  in  krallenartige  Zygome  ausgehen.  Der  Winkel,  den  die 
Clone  miteinander  bilden,  kann  spitz  oder  stumpf  sein.  In  dem  einen  Falle  hat  das  Dicranoclon  mehr 
die  Form  einer  Gabel  oder  Klammer.    Im  anderen  sieht  es  wie  ein  Bogen  aus. 

Die  Verbindung  der  Dicranoclone  erfolgt,  indem  sich  die  .krallenartigen  Enden  der  Clone  um  die 
Hälse  der  dicken  Warzen  legen,  mit  denen  der  Basalteil  dicht  besetzt  ist.  Sie  ist  eine  vergleichsweise 
sehr  innige,  und  es  gelingt  nicht  leicht,  isolierte  ^)  Dicranoclone  unbeschädigt  zu  erhalten. 

Das  Dicranoclon  entwickelt  sich  auf  m.onaxoner  Basis.  Ich  habe  aber  die  Axenanlage  nur  selten, 
und  auch  nur  bei  einer  Art  (Phalangium  scytalijorme),  aber  hier  ganz  deutlich  beobachtet.  Der  Verlauf 
des  Axenkanals  fällt  mit  der  Längsaxe  des  Basalteils  zusammen,  geht  also  mehr  oder  weniger  stumpf- 
winklig zur  Längsaxe  der  Clone.  (Wenn  aber  vom  Basalteil  nur  ein  Arm  abgeht,  der  dann  in  der  Ver- 
längerung des  Basalteils  liegt,  fallen  Axenanlage  und  Längsaxe  des  Clons  zusammen.) 

Im  Stützskelett  aller  fossilen  Gattungen  kommen  außer  Dicranoclonen,  die  aber  immer  die  Haupt- 
masse des  Skeletts  bilden,  noch  monocrepide  Desme  vor,  die  wegen  ihrer  Ähnlichkeit  mit  Megarhizoclonen 
Megarhizoclonide  heißen  mögen. 

Die  Dermalia  der  fossilen  Gattungen  sind  Dichotriaene.  Bei  manchen  recenten  Genera  kommen  aber 
auch  Discotriaene  und  Phyllotriaene  vor.  Dicho-,  Disco-  und  Phyllotriaene  haben  auch  die  Tetracladinen 
als  Dermalia,  und  da  ein  naher  phyletischer  Zusammenhang  zwischen  Tetracladinen  und  Corallistiden 
wegen  der  verschiedenen  Axenanlage  der  Desme  nicht  wahrscheinlich  ist,  haben  wir  hier  wieder  eine 
der  an  den  Gerüsten  der  Kieselspongien  häufig  zu  beobachtenden  Konvergenzerscheinungen,  die  der  Er- 
mittelung der  natürlichen  Verwandtschaftsverhältnisse  manche  Hindernisse  in  den  Weg  legen. 

Aus  den  neuzeitlichen  Meeren  kennt  man  fünf  Gattungen  {Corallistes  Schmidt  ,  Macandrewia 
Gray,  Callipelta  Sollas,  Daedalopelta  Sollas,  Heterophymia  Pomel).  Die  am  längsten  bekannte  fossile 
Gattung,  Pachinion  Zittel,  wurde  von  v.  Zittel  und  Hinde  zu  den  Rhizomorinen  gerechnet.  — 

Der  vor  einigen  Jahren  von  mir  aufgestellten  Gattung  Procorallistes  kann  ich  jetzt  noch  zwei  Arten 
einer  neuen  Gattung  ( Phalangium)  hinzufügen. 

Gattung  Pachinion  v.  Zittel.  1878. 
{Skelettabbildung  Texttafel  III,  Fig.  1.) 

Schwammkörper  kreisel-,  birnen-  oder  feigenförmig,  seltener  zylindrisch;  stockartig  oder  einfach, 
mit  engem  und  tiefem  Paragaster,  gestielt  oder  sitzend.  Ostien  fehlen.  Die  Wasserzirkulation  erfolgt 
durch  unregelmäßig  geformte  Lücken  der  aus  groben  anastomosierenden  Fasern  gebildeten  Wandung. 

^)  To  öUgavov  die  Gabel. 

^)  Sehr  wünschenswert  wäre  eine  Nachprüfung  des  recenten  Materials,  um  an  isolierten  D  e  s  m  e  n  die  für 
die  lebenden  Genera  bezeichnenden  Formeigentümlichkeiten  der  Dicranoclone  festzustellen. 

Palaeontographica.    Siippl.  V.  9 


Texttafel  III. 

Skelettelemente  der  Familie  Corallistidae  Sollas  emend.  Schramm 

(In  30  facher  Vergrößerung.) 


A ,  S  c  h  r  a  ni  ni  e  n  del . 


—   67  — 


Erklärung  zu  Texttafel  III. 


Familie  Corallistidae. 

Fig.  1.  Pachinion  scriptum  Roemer  sp.  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Dicranoclone.  b)  Mega- 
rhizoclonide.  c)  Kieselkörpercben  aus  der  Deckschicht,  d)  Dermaha  (Dichotriaene).  e)  Stab- 
nadeln aus  der  Deckschicht. 

Fig.  2.  Phalangium  scytaliforme  Schrammen  aus  der  Mucronatenkreide  von  Misburg,  a)  Dicranoclone. 
b)  Megarhizoclonide.    c)  Dermalia  (Dichotriaene). 

Fig.  3.  Procorallistes  pohjmorphus  Schrammen  aus  der  Mucronatenkreide  von  Misburg,  a)  Dicranoclone. 
b)  Megarhizoclonide.    c)  Dermalia  (Dichotriaene). 

Fig.  4.  Pachinion  cylindricum  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Dicranoclone. 
b)  Megarhizoclonid.    c)  Dichotriaene  aus  der  Deckschicht. 


Die  Fasern  bestehen  hauptsächlich  aus  durch  Zygose  verbundenen  Dicranoclonen  mit  zwei,  seltener 
mit  einem  oder  mit  drei  Clonen  und  knopfartigem  Basalteil,  und  außerdem  aus  plumpen  Megarhizocloniden. 
Eine  Deckschicht,  die  aus  winzigen,  filigranartig  gezackten  Kieselplättchen  besteht,  kann  vorhanden 
sein  oder  fehlen.  Die  Dermalia  sind  Orthodichotriaene.  Außerdem  können  an  der  Oberfläche  Microxe 
vorkommen. 

Obere  Kreide. 

Pachinion  scriptum  Roem.  sp.  (Tafel  XVIII,  Fig.  4.  —  Tafel  XIX,  Fig.  1.  —  Texttafel  III,  Fig.  1.) 

1864.    Jerea  scripta  Roemer,  Sp.,  S.  34,  Taf.  XIII,  Fig.  1. 

1878.    Pachinion  scriptum  Zittel,  Stud.  II,  S.  66,  Taf.  V,  Fig.  2. 

1883.    Pachinion  scriptum  Hinde,  Catal.,  S.  46,  Taf.  VII,  Fig.  1. 

Kreisel-,  birnen-,  feigen-  oder  keulenförmig,  seltener  walzenförmig,  mit  abgerundetem  oder  abge- 
stutztem Scheitel  und  engem,  mäßig  tiefem  Paragaster,  gestielt.  Am  häufigsten  sind  kreiseiförmige 
Einzelindividuen.  Doch  kommen  auch  Stöcke  von  sieben  und  mehr,  von  einer  gemeinsamen  Basis  aus- 
gehenden Personen  vor,  deren  Köpfe  aber  immer  mehr  oder  weniger  deutlich  getrennt  bleiben,  während 
sie  z.  B.  bei  Pachinion  familiäre  Roem.  sp.  gewissermaßen  ineinanderfließen.  Manchmal  verwachsen  auch 
die  oberen  Hälften,  während  die  Stiele  getrennt  bleiben,  oder  es  zweigen  sich  von  der  Mitte  oder  vom 
Scheitel  eines  größeren  Exemplars  kleinere  ab,  und  da  auch  das  Aussehen  sich  ändert,  je  nachdem  die  Deck- 
schicht den  ganzen  Schwamm  oder  nur  einen  Teil  überzieht,  oder  ganz  fehlt,  kann  die  Bestimmung 
Schwierigkeiten  machen.  Mittelgroße  kreiseiförmige  Exemplare  sind  5 — 7  cm  hoch,  4 — 6  cm  dick.  Das 
größte  mir  bekannte  ist  über  20  cm  hoch  und  über  10  cm.  dick.  Das  Paragaster  ist  3 — 8  mm  weit.  Bei 
günstiger  Erhaltung  ist  wenigstens  die  Basis,  zuweilen  aber  auch  der  ganze  Schwammkörper  mit  einer 
glatten  oder  leicht  gerunzelten  Deckschicht  überzogen,  an  der  man  schon  mit  einer  schwach  vergrößernden 
Lupe  die  sternartigen  Köpfchen  der  dermalen  Dichotriaene  erkennen  kann.    Wo  die  Deckschicht  fehlt, 


—   68  — 


erscheinen  die  groben  anasloniosierenden  Skelcttfasern,  zwischen  denen  in  Ermangelung  besonderer 
Kanäle  die  Wasserzirkulation  erfolgt,  und  zwar  sind  sie  besonders  deutlich,  wenn  das  Gerüst  in  rote  oder 
bläuliche  Eisenverbindungen  umgewandelt  worden  ist. 

Pachinion  scriptum  könnte  mit  Discodermia  antiqua  Schrm.  verwechselt  werden.  {Discoder mia 
hat  aber  im  Stützskelett  Tetra  clone  und  als  Dermalia  Phyllotriaene.) 

Alter  und  Facies:  Scaphitenpläner,  Cuvieripläner,  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucro- 
natenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Nettlingen  (s.  s.),  Heere  (s.  s.),  Misburg  (h.),  Oberg 
(h.),  Adenstedt  (h.),  Biewende  (h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:   Über  100. 

Pachinion  familiäre  Roem.  sp. 

1864.    Polycoelia  familians  Roemer,  Sp.,  S.  31,  Taf.  XI,  Fig.  10. 
1878.    Coelocorypha  familiaris  Zittel,  Stud.  II,  S.  64. 

Traubige  Stöcke,  die  aus  mehr  oder  weniger  zahlreichen,  mit  der  Basis  und  den  Seiten  verschmolzenen 
kugeligen  Individuen  bestehen.  Die  Verschmelzung  ist  zuweilen  so  innig,  daß  die  Zahl  der  Einzelindividuen 
nur  durch  Zählung  der  übrigens  nur  wenige  mm  weiten  Paragasteröffnungen  festzustellen  ist.  Wie  bei 
den  anderen  Arten  überzieht  bei  guter  Erhaltung  eine  dichte  und  glatte  Kieselhaut  die  Basis  und  andere 
Teile  des  Schwammkörpers.  Ein  aus  sieben  innig  verschmolzenen  Personen  bestehender  Stock  aus  meiner 
Sammlung  ist  5  cm  hoch,  10  cm  lang  und  4 — 6  cm.  breit.  Der  Querdurchmesser  der  Individuen  beträgt 
am  Scheitel  ca.  3  cm. 

Zittel  rechnete  die  Spezies  zu  Coelocorypha.  Eine  Nachprüfung  des  Skeletts  ergab  aber  die  cha- 
rakteristischen Dicranoclone  von  Pachinion. 

Alter  und  Facies:  Untersenone  Sandmergel. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg  (z.  s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Pachinion  cylindricum  Schrammen.    (Tafel  XVIII,  Fig.  3.  —  Texttafel  III,  Fig.  4.) 

1901.    Neohindia  cylindrica  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  11,  Taf.  II,  Fig.  5.  —  Taf.  V,  Fig.  2. 

Unter  dem  Namen  Neohindia  cylindrica  hatte  ich  eine  Spongie  beschrieben,  deren  Skelettelemente 
ich  für  große  Ennomoclone  hielt.  Nachdem  ich  jetzt  besseres  Material  gesammelt  und  untersucht  habe, 
ist  es  mir  klar  geworden,  daß  die  vermeinilichen  Ennomoclone  Dicranoclone  mit  drei  Clonen  darstellen 
und  daß  Neohindia  cylindrica  eine  Pachinion-Axi  ist.  Sie  kommt  in  der  Quadratenkreide  mit  Pachinion 
scriptum  zusammen  vor,  und  unterscheidet  sich  von  dieser  Spezies  durch  eine  andere  Körperform,  indem 
sie  gerade  oder  leicht  gekrümmte,  langgestielte  Walzen  und  Zylinder  bildet,  die  im  Verhältnis  zur  Dicke 
ziemlich  lang  sind.  Das  größte  Exemplar  meiner  Sammlung  ist  ohne  Stiel  über  15  cm  lang  und  überall 
4 — 4,5  cm  dick.  Kanalsystem  wie  bei  Pachinion  scriptum.  Die  Skelettelemente  scheinen  durchgängig 
etwas  größer  zu  sein  wie  bei  den  anderen  Arten. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 


-   69  — 


Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  8. 
Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

GattimçT  Procorallistes  Schrammen.  1901. 
(Skelettabbildung  Texttafel  III,  Fig.  3.) 

Unregelmäßig  trichterförmig,  ohrförmig  oder  lappig,  gestielt  oder  sitzend.  Ober-  und  Unterseite 
mit  zerstreut  liegenden  porenartigen  Ostien  bezw.  Postiken  von  kurzen  geraden  Kanälchen.  Das  Stütz- 
skelett ist  sehr  dicht,  und  besteht  hauptsächlich  aus  Dicranoclonen  mit  verlängertem  und  kegelförmig 
zugespitztem  Basalteil  und  zwei  bis  drei  Clonen,  und  außerdem  aus  ziemlich  plumpen  Megarhizocloniden. 
Die  Dermalia  sind  Orthodichotriaene.    Microsclere  unbekannt.    Obere  Kreide. 

Procorallistes  polymorphus  Schrammen.  (Tafel  XX,  Fig.  1,  2.  —  Texttafel  III,  Fig.  3.) 

1901.    Procorallistes  polymorphus  Schrammen,  Neue  Kieselschw. ,  S.  15,  Taf.  I,  Fig.  10.  —  Taf.  V,  Fig.  8. 
1901.    Procorallistes  tuberosus  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  15,  Taf.  I,  Fig.  11. 

Unregelmäßig  trichterförmig,  ohrförmig,  plattig  oder  lappig,  mit  abgerundetem  Rand,  gestielt 
oder  sitzend.  Oberflächen  beider  Seiten  mit  zerstreut  liegenden,  nadelstichartigen  Ostien  bezw.  Postiken, 
die  aber  nur  bei  angeätzten  Exemplaren  sichtbar  sind.  Ungeätzte  Stücke  haben  eine  gleichmäßig  rauhe 
Oberfläche,  an  der  man  keine  Kanalöffnungen  erkennen  kann.  Mittelgroße  Exemplare  sind  etwa  kinder- 
handgroß. Das  größte,  das  ich  gesehen  habe,  bedeckte  aber  über  i/g  qiïi  Fläche.  Die  Wandung  ist  6 — 10  mm 
dick.  Gewöhnlich  sind  die  geologisch  älteren  Vorkommnisse  etwas  dickwandiger  als  die  aus  der  Quadraten- 
und  Mucronatenkreide.  Doch  kommen  auch  im  Turon  Exemplare  vor,  die  in  der  Dicke  der  Wandung 
mit  solchen  aus  der  Mucronatenkreide  übereinstimmen.  Die  Abbildung  Taf.  XX  Fig.  1  zeigt  mehrere 
Individuen  verschiedenen  Alters,  die  an  einem  Phalangium  sitzen.  Oberflächenstruktur  und  Skelett 
stimmen  bei  Procorallistes  und  Phalangium  fast  überein;  darum  glaubte  ich  zuerst,  daß  die  abgebildete 
Kolonie  mit  ihrem  Träger  als  ein  einziger  Schwammkörper  anzusehen  sei. 

Die  Spongie,  welche  ich  unter  dem  Namen  Procorallistes  tuberosus  beschrieben  habe  (s.  Syn.), 
halte  ich  jetzt  für  ein  junges  Individuum  von  Procorallistes  polymorphus. 

Alter  und  Facies:   Cuvieripläner,  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Heere  (z.  s.),  Misburg  (z.  s.),  Oberg  (z.  s.). 

Anzahl   der   untersuchten  Stücke:  10. 

Das  Original  liegt  im  RoEMER-Museum. 

Gattung  Phalangium  nov.  gen. 
(Skelettabbildung  Texttafel  III,  Fig.  2.) 

Walzen-  oder  zylinderförmig,  mit  tiefem  und  engem  Paragaster,  gestielt  oder  sitzend.  Oberfläche 
mit  zerstreut  liegenden  porenartigen  Ostien  von  geraden  Radialkanälchen.    Das  sehr  dichte  Stützskelett 


—   70  — 

besteht  hauptsächlich  ausDicranoclonori  mit  2 — 4  Clonen  und  verlängertem  und  kegelförmig  zugespitztem 
Basalteil,  und  außerdem  aus  wenig  verästelten  Rhizocloniden.    Die  Dermalia  sind  Orthodichotriaene. 
Microsclere  unbekannt. 
Obere  Kreide. 

Phalangium  cylindratum  nov.  sp.  (Tafel  XVIII,  Fig.  2.) 

Allgemeine  Form,  Oberfläche  und  Kanalsystem  wie  bei  Phalangium  scytalijorme,  wovon  sich  die 
Spezies  aber  durch  gracileren  Bau  gut  unterscheidet.  Mittelgroße  Exemplare  sind  ca.  10  cm  lang,  2 — 2,5  cm 
dick.  Der  Querdurchmesser  verhält  sich  also  zum  Längsdurchmesser  wie  V5 — V4  :  1-  (Bei  Phalangium 
scytalijorme  ungefähr  wie  V3:  1.) 

Alter  und  Facies:  Cuvieripläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen;   Heere  (z.  h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  5. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Phalangium  scytaliforme  nov.  sp.  (Tafel  XVIII,  Fig.  1.  —  Texttafel  III,  Fig.  2.) 

Walzenförmig  oder  zylindrisch,  mit  abgerundetem  Scheitel  und  tiefem  und  engem  Paragaster, 
kurz  gestielt  oder  sitzend.  Oberfläche  mit  zerstreut  liegenden,  nadelstichartigen  Ostien,  von  denen  gerade 
Kanälchen  in  die  Wandung  eindringen.  Das  Originalexemplar  ist  14  cm  lang  und  ca.  4  cm  dick.  Das 
Paragaster  ca.  1  cm  weit. 

Die  Spezies  kann  leicht  mit  der  ganz  ähnlich  gestalteten  Rhizomorine  Scytalia  radiciformis  Phill.  sp. 
verwechselt  werden.  Wenn  das  Skelett  nicht  gut  erhalten  ist,  kann  man  sie  aber  noch  an  der  durch  die 
Körnelung  der  Dicranoclone  rauheren  Oberfläche  erkennen.  Die  andere  Phalangium- Kri  ist  auf  das  Turon 
beschränkt. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (z.  s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke;  10. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Tribus  Caltropina  Schrammen. 
Familie  Pachastrellidae  Sollas  emend. 

(1886.    Sei.  Proc.  Roy.  Dubl.  Soc.  Bd.  V,  S.  177.) 

Caltropina  mit  regulären  Spiculen.   Dermalspicula  sind  Dichotriaene  oder  fehlen.    Als  Microsclere 
Spiraster,  Sphaeraster  oder  Microrhabde. 


-     71  — 


Ohne  Erweiterung  der  Diagnose  von  Sollas,  in  der  es  von  den  Pachastrellidae  heißt:  „Streptastrosa 
mit  Caltropen  aber  ohne  Triaene"',  müßten  die  fossilen  Pachastrelliden  in  einer  neuen  FamiUe  untergebracht 
werden,  weil  bei  ihnen  nur  das  Stützskelett  aus  Caltropen,  die  äußerste  Skelettlage  aber  aus  Dichotriaenen 
besteht.  Sollas  bildet  übrigens  (Chall.  Tetract.  Taf.  XI,  Fig.  4,  15,  16,  17)  auch  von  Pachastrella 
a6z/55i  O.  ScHM.  Triaene  ab,  die  er  freilich  als  anormale  Caltrope  bezeichnet.  Ich  halte  sie  für  Rudimente 
des  bei  den  fossilen  Formen  ausgezeichnet  entwickelten  Oberflächenbelages  von  Dichotriaenen. 


Gattung  Propachastrella  n.  gen. 

(Skelettabbildung  Texttafel  I,  Fig.  4.) 

Lappige  Pachastrelliden,  deren  Oberflächenskelett  aus  Dichotriaenen  besteht.  Microsclere  un- 
bekannt. 

Obere  Kreide. 

Die  Gattung  unterscheidet  sich  von  den  nächst  verwandten  lebenden  Gattungen  Dercitus  Gray, 
Pachastrella  O.Schm.  und  Caltropella  Sollas  durch  den  Besitz  einer  Oberflächenschicht  von  Dichotriaenen. 

Propachastrella  primaeva  Zittel  sp.    (Tafel  XIII,  Fig.  1.  —  Texttafel  I,  Fig.  4.) 

1878.    Pachastrella  primaeva  Zittel,  Stud.,  III,  S.  9,  Taf.  XII,  Fig.  4. 

1880.    Pachastrella  primaeva  Zittel,  Handb.,  S.  145. 

1883.    Pachastrella  primaeva  Hinde,  Catal.,  S.  26. 

1883.    Pachastrella  convoluta  Hinde,  Catal.,  S.  26,  Taf.  II,  Fig.  1,  la. 

1885.    Pachastrella  Carteri  Hinde  b.  Pocta,  Beitr.  III,  S.  8,  Taf.  I,  Fig.  17. 

1895.    Pachastrella  primaeva  Zittel,  Grundz.,  S.  44. 

1899.    Dercitus  primaevus  Schrammen,  Tetract.,  S.  8,  Taf.  II,  Fig.  1 — 3. 
1901.    Pachastrella  primaeva  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  19. 

Lappige,  ohr-  oder  blattförmige  Klumpen.  Die  älteren  Vorkommnisse  (aus  Turon-  und  Quadraten- 
kreide) sind  unscheinbare,  walnuß-  bis  höchstens  kinderhandgroße  knollige  oder  ganz  formlose  Aggregate 
von  Vierstrahlern,  die  man  übersieht,  wenn  sie  nicht  infolge  von  Umwandlung  in  Eisenhydroxyd  etc. 
anders  wie  das  Gestein  gefärbt  sind.  In  der  unteren  Mucronatenkreide  erreicht  die  Art  aber  eine  be- 
deutende Größe.  So  habe  ich  im  Gestein  steckende  Exemplare  beobachtet,  die  über  qm  Fläche  be- 
deckten. Sie  bilden  Lappen,  die  in  unregelmäßiger  Weise  gefaltet  und  zusammengebogen  sind.  Man  findet 
aber  derartige  Stücke  nie  ausgewittert,  denn  die  Spongie  zerfällt  mit  der  Verwitterung  des  Gesteins  in 
kleine  Brocken.  Das  Kanalsystem  ist  wenig  entwickelt.  Die  Vierstrahler  haben  gerade  oder  leicht  ge- 
krümmte Arme,  die  gegen  die  Enden  allmählich  an  Stärke  abnehmen  und  gewöhnlich  in  eine  Spitze  aus- 
laufen, manchmal  aber  auch  vergabelt  sind.  Zuweilen  sind  die  Strahlen  auch  ganz  kurz  und  an  den  Enden 
abgerundet.  Man  findet  nebeneinander  Vierstrahler  von  den  verschiedensten  Größen.  Die  Strahlen  der 
größten  sind  bis  1,2  mm,  die  Strahlen  der  kleinsten  aber  nur  0,05  mm  lang.  Die  Megasclere  der  Exemplare 
aus  der  Mucronatenkreide  sind  plumper  und  größer  als  die  der  geologisch  älteren  Formen.  An  gut  er- 
haltenen Stücken  besteht  die  Oberfläche  aus  Dichotriaenen,  deren  Zinken  in  einer  Ebene  liegen.  Die 
Dichotriaene  sind  etwas  kleiner  als  die  größten  Vierstrahler.  (Der  Längsdurchmesser  beträgt  etwa  0,8  mm.) 


—    72  — 


Microsclere  habe  ich  nicht  gefunden,  wie  denn  überhaupt  Microsclere,  die  von  Pachastrelliden  herrühren 
müßten,  aus  der  Kreide  noch  nicht  bekannt  geworden  sind. 

Die  von  Zittel  abgebildeten  (Coeloptych.  Taf.  V,  Fig.  27 — 31)  und  später  PachastreUiden  oder 
Geodiden  zugeschriebenen  Sphaeraster  rühren  wohl  nur  von  Geodiden  her. 

Propachastrella  primaeva  ist  die  einzige  Pachastrellide  aus  dem  Mesozoicum,  von  der  ganze  Exem- 
plare bekannt  sind.  Pachastrella  Carteri  Hinde  und  Pachastrella  Hindei  Pocta  sind  nach  isoliert  auf- 
gefundenen Drei-  und  Vierstrahlern  aufgestellt  werden. 

Alter  und  Facies:  Plänerkalk  der  Turon-Schichten  mit  Scaph.  Geinitzii,  Kalkmergel 
der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Nettlingen  (sehr  selten),  Misburg  (selten),  Oberg 
(selten),  Ahlten  (selten). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  15. 

Das  Original  zu  der  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Familie  Tetracladinidae  v.  Zittel. 

(1878.    Studien  über  fossile  Spongien  II,  S.  100.) 

Das  Stützskelett  besteht  aus  durch  Zygose  verbundenen  Tetraclonen.    Die  Dermalia  sind  Triaene 
(Dicho-,  Phyllo-,  Disco-  etc.  Triaene),  selten  anaxile  Kieselscheiben.  Als  Microsclere  Spiraster  und  Microxe. 
Kreide  und  Jetztzeit. 

Unterfamihe  Phymatellinae  nov.  subfam. 

Tetracladinidae,  deren  Stützskelett  aus  regelmäßig  ausgebildeten  Tetraclonen  mit  glatten  Clonen 
besteht.  Als  Dermalia  Dichotriaene.  Eine  aus  kleinen,  unregelmäßig  geformten  und  innig  verfilzten 
Kieselkörperchen  bestehende  Deckschicht  kann  vorhanden  sein  oder  fehlen. 

Gattung  Phymatella  v.  Zittel.  1878. 
(Skelettabbildung  Texttafel  IV,  Fig.  8.) 

Zylindrisch,  kugelig,  birn-  und  flaschenförmig  oder  knollig,  mit  tiefem  Paragaster,  sitzend  oder 
gestielt.  In  der  Nähe  der  Basis  gewöhnlich  mit  wulstigen  oder  knolligen  Vorstülpungen,  die  durch  tiefe 
oder  flache  Rinnen  und  Gruben  voneinander  getrennt  sind.  Oberfläche  mit  zahlreichen  kleinen,  unregel- 
mäßig zerstreuten  Ostien  von  verschiedener  Größe,  von  denen  einfache  Radialkanäle  in  die  Wand  ein- 
dringen. Ähnliche  horizontale  Kanäle  beginnen  in  der  Nähe  der  Oberfläche,  und  münden  mit  großen, 
zerstreut  liegenden  Postiken  auf  der  Paragasterwandung.  Das  Stützskelett  besteht  aus  ziemlich  großen 
Tetraclonen  mit  glatten  Clonen  und  wenig  verästelten  Zygomen.  Die  Dermaüa  sind  Dichotriaene.  Eine 
Deckschicht  aus  kleinen,  unregelmäßig  geformten  Kieselkörperchen  kann  außerdem  noch  vorhanden  sein, 
fehlt  aber  gewöhnlich.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 


—   73  — 


Phymatella  intumescens  Roem.  sp. 

1864.    Eudea  intumescens  Roemer,  Sp.,  S.  26,  Taf.  XI,  Fig.  1. 

1878.    Scyphia  inluinesccns  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  392,  Taf.  CX.XXIII,  Fig.  2:^—26. 
1878.    Spongites  plicalus  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  395,  Taf.  CXXXV,  Fig.  1—2. 
1878.    Phymatella  intumescens  Zittel,  Stud.  II,  S.  74. 

1883.  Phymatella  intumescens  Hinde,  Catal.,  S.  58. 

1884.  Phymatella  plicata  Pocta,  Beitr.  II,  S.  32. 

1897.    Phymatella  plicata  Leonhard,  Kreide  in  Oberschlesien,  S.  38. 

Walzenförmig  oder  schlank-kegelförmig,  mit  abgestutztem  Scheitel  und  tiefem  Paragaster, 
gestielt.  Basis  mit  knolligen  oder  halbkugeligen  Wülsten,  z  wischen  denen  tiefe  Gruben  und  rundliche  Lücken 
liegen,  oder  auch  nur  mit  breiten  und  flachgewölbten,  allmählich  in  einander  übergehenden  Anschwellungen. 
Um  das  zylindrische  Vorderteil  laufen  an  manchen  Exemplaren  undeutliche  Spiralfurchen  (als  deren 
Rudimente  wohl  die  Spiralkanäle  im  Inneren  der  Wandung  der  geologisch  jüngeren  Arten  anzusehen 
sind).  Oberfläche  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  0,5 — 1  mm  weiten  Ostien.  Die  Wandung  ist  0,5 — 1  cm 
dick.  Mittelgroße  Exem.plare  sind  ca.  10  cm  lang  (ohne  Stiel)  und  am  zylindrischen  Vorderteil  3 — 5  cm, 
in  der  Gegend  der  Basalsvülste  5 — 10  cm  dick. 

Phymatella  plicata  Quenst.  sp.  aus  dem  Scaphitenpläner  von  Oppeln  ist  synonym  mit  Phymatella 
intumescens  Roemer  sp.,  wie  ich  an  der  Hand  mehrerer  gut  erhaltener  Stücke,  die  ich  in  Oppeln  gesammelt 
habe,  feststellen  konnte. 

Phymatella  intumescens  steht  zu  Phymatella  tuherosa  Quenst.  sp.  und  Phymatella  bullosa  Zitt.  im 
Verhältnis  einer  älteren  Mutation.  Phymatella  tuherosa  behält  die  gestreckte,  zylindrische  Gestalt  der 
Stammform,  aber  unter  teilweiser  Rückbildung  der  Basalwülste,  während  bei  Phymatella  hulbosa  Zitt., 
vielleicht  unter  der  Einwirkung  veränderter  Faciesverhältnisse,  die  Basis  unter  Verlust  des  Stiels  ver- 
breitert, das  lange  zylindrische  Vorderteil  aber  auf  eine  ganz  kurze  Röhre  zurückgebildet  worden  ist. 

Alter  und  Facies:  Scaphiten-  und  Cuvieripläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Heere  (z.  h.),  Salder  (z.  h.),  Nettlingen  (s.),  Halber- 
stadt (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  20. 

Phymatella  spinosa  nov.  sp.  (Tafel  XII,  Fig.  3.) 

Das  einzige  Exemplar,  welches  ich  kenne,  ist  ein  ungestielter,  11  cm  langer,  in  der  Mitte  7  cm  dicker, 
nach  den  Enden  sich  allmählich  verjüngender  Schwammkörper,  dessen  nur  mehrere  mm  dicke  Wandung 
von  der  Basis  bis  zum  Scheitel  und  allseitig  in  1,5 — 5  cm  lange,  1 — 2  cm  dicke,  innen  hohle,  finger-  oder 
zitzenförmige  Fortsätze  gefaltet  ist.  Die  Hohlräume  in  den  Fortsätzen  kommunizieren  und  stellen 
Ausstülpungen  des  Paragasters  dar.  Die  Stacheln  und  Zitzen  entsprechen  den  Basalwülsten  der  anderen 
Arten.  Die  Paragasteröffnung  liegt  im  Scheitel  und  ist  0,7  cm  weit.  Oberfläche  der  Außenseite  mit  unregel- 
mäßig zerstreuten,  ca.  0,5  mm  weiten  Ostien,  die  am  Originalstück  aber  nur  stellenweise  gut  erhalten  sind. 

Alter  und   Facies:  Scaphitenpläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Halberstadt  (selten). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Palaeontographica.    Siippl.  V.  10 


Texttafel  IV. 

Skelettelemenle  der  Familie  Tetracladinidae  v.  Zittel. 
(In  30facher  Vergrößerung.) 


A    S  c  11  r  a  in  m  e  ii  del. 


—   75  — 


Erklärung  zu  Texttafel  IV. 


Familie  Tetracladinidae. 

Fig.    1.  Calymmatina  rimosa  v.  Zittel  aus  der  Mucronatenkrcide  von  Misburg,    a)  Isolierte  Tetraclone. 

b)  Isolierte  Kieselkörperchen  aus  der  Deckschicht.  c)  Dichotriaene  aus  der  Deckschicht, 
d)  Junges  Tetraclon. 

Fig.  2.  Jerea  Quenstedti  v.  Zittel  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Tetraclone.  b)  Dichotriaene 
aus  der  Deckschicht,    c)  Isolierte  unregelmäßige  Kieselkörperchen  aus  der  Deckschicht. 

Fig.  3.  Myrmeciophytum  verrucosum  Roemer  sp.  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Isolierte  Tetra- 
clone. 

Fig.  4.  Thecosiphonia  postumus  Schr.'Vmmen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Tetraclone.  b)  Un- 
regelmäßige Kieselkörperchen  aus  der  Deckschicht,    c)  Amphioxe  aus  der  Deckschicht. 

Fig.    5.  Thecosiphonia  nobilis  Roemer  sp.  aus  dem  Cuvieripläner  von  Oppeln.    Ein  Tetraclon. 

Fig.  6.  Turonia  constricta  v.  Zittel  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Tetraclone.  b)  Dermales 
Dichotriaen.    c)  Kieselkörperchen  aus  der  Deckschicht. 

Fig.    7.  Turonia  cerebriformis  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,    a)  Tetraclone.    b)  Der- 

malia  (Dichotriaene).    c)  Kieselkörperchen  aus  der  Deckschicht. 
Fig.    8.  Phymatella  bulbosa  v.  Zittel  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,    a)  Ein  Tetraclon.    b)  Ein 

junges  Tetraclon.    c)  Dichotriaen  aus  der  Deckschicht,    d)  Unregelmäßiges  Kieselkörperchen 

aus  der  Deckschicht. 

Fig.    9.  Callopegma  acaulis  v.  Zittel  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.    Tetraclon  und  Dichotriaen. 

Fig.  10.  Siphonia  micropora  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Tetraclone. 

Fig.  11.  Siphonia  tubulosa  Roemer  sp.  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Tetraclone.  b)  Kiesel- 
körperchen aus  der  Deckschicht,    c)  Dermalia  (Dichotriaene). 

Fig.  12.  Eustrobilus  callosus  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Tetraclone.  b)  Der- 
malia (Phyllotriaene). 


Phymatella  bulbosa  v.  Zittel.  (Tafel  I,  Fig.  9.  —  Tafel  III,  Fig.  2.  —  Texttafel  IV,  Fig.  8.) 

1878.    Phymatella  bulbosa  Zittel,  Stud.  II,  S.  74,  Taf.  II,  Fig.  1. 

1900.  Phymatella  bulbosa  Wollemann,  Fauna  von  Biewende,  S.  6. 

1901.  Pseudoplocoscyphia  maeandrina  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  5,  Taf.  II,  Fig.  1. 

Knollig  oder  flaschenförmig,  mit  gewundenen  oder  zapfenförmig  vorspringenden  Basalwülsten, 
zwischen  denen  tiefe  Gruben  oder  rundliche  Lücken  liegen,  sitzend.  Die  Wülste  und  Zapfen  sind  hohl. 
Die  Hohlräume  kommunizieren  und  stellen  Ausstülpungen  des  Paragasters  dar.  Paragastermündung 
im  Scheitel  eines  kurzen,  röhrenförmigen  Fortsatzes,  der  am  Rande  oder  in  der  Mitte  der  oberen  Hälfte 
entspringt.    Außenseite  und  Paragasterwandung  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  ziemlich  dichtstehenden. 


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0,3 — 1  mm  weiten  Ostien  bezw.  Postiken.  Einigem.alo  habe  ich  in  der  Mucronatenkreide  auch  Exemplare 
gefunden,  die  ganz  mit  einer  dichten  Kieselhaut  überzogen  waren.  Gewöhnlich  ist  aber  die  Deckschicht 
auf  einige  zapfenförm.ige  Wülste  an  der  Basis  beschränkt,  wenn  sie  nicht  gänzlich  fehlt.  Die  Wandung 
ist  0,5 — 1  cm  dick.    Mittelgroße  Exemplare  sind  etwa  faustgroß. 

Alter  und  Facies:  Untersenone  Sandmergel,  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg  (selten),  Biewende  (z.  h.),  Ahlten, 
Oberg  (z.  h.),  Misburg  (z.  h.). 

Anzahl  der  untersuchten  S  t  ü  c  k  e  :  ca.  30. 

Das  Original  zur  Al^bildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Phymatella  tuberosa  Quenstedt  sp. 

1878.    Scyphia  tuberosa  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  388,  Taf.  CXXXIII,  Fig.  18—20. 
1878.    Phymatella  tuberosa  Zittel,  Stud.  II,  S.  74. 

Walzenförmig  oder  schlank-kegelförmig,  mit  abgestutztem  Scheitel  und  tiefem  Paragaster,  gestielt. 
Typische  Stücke  haben  im  unteren  Drittel  eine  tiefe  Quereinschnürung,  unterhalb  welcher  ein  rundlicher 
Wulst  liegt.  Doch  kommen  auch  Exemplare  vor,  bei  denen  kaum,  eine  Andeutung  von  Wulstbildung  zu 
beobachten  ist.  An  die  Stelle  der  Quereinschnürung  tritt  dann  eine  rundliche  Vertiefung.  Andererseits  be- 
sitze ich  ein  Stück  aus  der  Quadratenkreide  von  Misburg,  das  in  der  intensiven  Ausbildung  der  Basalwülste 
zu  Phymatella  intumescens  Roem.  sp.  überleitet.  Außenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  0,5 — 1,5  mm 
weiten  Ostien.  Paragasterwandung  mit  etwas  größeren  Postiken.  Eine  Eigentümlichkeit  des  Kanal- 
systems besteht  in  mehreren,  3 — 4  mm  weiten  Kanälen,  die  in  Spiralwindungen  die  Wandung  durch- 
ziehen und  auf  der  Paragasteroberfläche  münden.  Mittelgroße  Exemplare  von  Phymatella  tuberosa  sind 
ca.  12  cm  lang  (ohne  Stiel)  und  in  der  Gegend  des  Basalwulstes  ca.  5  cm,  am  Scheitel  2 — 3  cm  dick. 
Die  Wandung  ist  0,5 — 1  cm  dick. 

Zu  Phymatella  tuberosa  gehören  wahrscheinlich  auch  Scyphia  attenuata,  lobata  und  mamillata 
CouRTiLLER  (Éponges  fossiles  etc.  Taf.  V,  Fig.  2 — 5,  Taf.  VI,  Fig.  1),  die  übrigens  zum  Teil  auf  dem  Kopfe 
stehend  abgebildet  worden  sind. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (z.  s.),  Oberg  (z.  s.),  Ilsenburg. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  15. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Phymatella  sphaeroides  nov.  sp.  (Tafel  I,  Fig.  6—8.) 

Kugelig  oder  eiförmig,  mit  engem  und  tiefem  Paragaster,  sitzend  oder  mit  einem  warzenförmigen 
Stielchen.  Außenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  0,5 — 1,5  mm  weiten  Ostien,  die  1 — 2  mm  voneinander 
entfernt  liegen.  Das  Paragaster  bildet  im  vorderen  Teile  des  Schwammkörpers  eine  enge  Röhre,  auf  deren 
Wandung  m.elirere  uiu'egelmäßig  verteilte  große  und  zahlreiche  kleine  Postiken  m.ünden.  Im  Basalteil 
unregelmäßige,  anastomosierende  Hohlräume,  die  Ausstülpungen  des  Paragasters  darstellen,  aber  nicht 
wie  bei  den  anderen  Arten  an  der  Außenseite  durch  wulstartige  Vorstülpungen  angedeutet  sind.  Mittel- 


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große  Exemplare  sind  ca.  5  cm.  lioch  und  ebenso  dick.  Das  größte  Stück  meiner  Sammlung  ist  8  cm. 
hoch,  4  cm  dick. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (z.  h.),  Misburg  (z.  s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  15. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Phymatella  heteropora  v.  Zittel  (non  Roemer).   (Tafel  III,  Fig.  1.) 

1878.    Phymatella  heteropora  Zittel,  Stud.  II,  S.  74,  Taf.  VIII,  Fig.  2. 
1883.    Phymatella  heteropora  Hinde,  Catal.,  S.  59. 

V.  Zittel  bildet  a.  a.  0.  Tetraclone  einer  Phymatella-Art  ab,  die  mit  Scyphia  heteropora  Roemer 
(Kr.  S.  7,  Taf.  II,  Fig.  13;  Sp.  S.  26)  synonym  sein  soll.  Es  ist  aber  fraglich,  ob  Scyphia  heteropora  Roemer 
überhaupt  eine  Phymatella  ist.  Zittel  hat  Roemers  Original  nicht  untersucht,  wie  das  Fehlen  des  Stern- 
chens beweist,  welches  Zittel  den  Arten  beifügt,  deren  Orginalstücke  ihm  vorlagen,  und  nach  Roemers 
kurzer  Beschreibung  und  undeutlicher  Abbildung  ist  keine  sichere  Bestimm.ung  möglich.  Überdies 
stammt  Zittels  Phymatella  heteropora  aus  der  Mucronatenkreide  von  Ahlten,  während  Scyphia  heteropora 
RoEM.  im  Emscher  des  Sudmerbergs  gefunden  wurde.  Der  nicht  unbeträchtliche  Altersunterschied 
würde  bei  der  Langlebigkeit  mancher  Spongienarten  nicht  viel  bedeuten,  wenn  nicht  auch  noch 
die  Verschiedenheit  der  geologischen  Facies  hinzukäme.  —  v.  Zittel  hat  keine  Diagnose  seiner  Phymatella 
gegeben,  aber  vermutlich  die  einzige  Phymatella- Art  aus  dem  Obersenon  gemeint,  auf  die  Roemers 
Diagnose  von  Scyphia  heteropora  allenfalls  paßt.  Das  ist  die  hier  als  Phymatella  heteropora  Zittel 
beschriebene  Spezies.  (Die  Speziesbezeichnung  ist  insofern  etwas  unglücklich  gewählt,  als  gerade  bei  Phy. 
heteropora  die  Ostien  weniger  in  der  Größe  verschieden  sind,  wie  bei  den  anderen  Phymatella-Arten.) 

Phymatella  heteropora  ist  walzenförmig  mit  abgestutztem  Scheitel,  oder  oben  und  unten  leicht 
zugespitzt.  Basalwülste  fehlen.  Außenseite  mit  dichtstehenden,  0,5 — ^1  mm  weiten  Ostien.  Paragaster 
tief,  1 — 2  cm  weit,  mit  undeutlich  ovalen  Postiken,  die  etwas  größer  sind,  wie  die  Ostien.  Die  Wandung 
ist  0,5 — 2  cm  dick  und  von  mehreren  3 — 4  mm  weiten,  spiralig  verlaufenden  Kanälen  durchzogen, 
die  auf  der  Paragasteroberfläche  mit  großen  runden  Öffnungen  münden.  Mittelgroße  Exemplare  sind 
8 — 10  cm  lang  (ohne  Stiel),  4 — 7  cm  dick. 

Die  Spezies  unterscheidet  sich  von  wulstfreien  Exemplaren  der  Phymatella  tuberosa  Qu.  sp.  u.  a. 
durch  dichtere  Skelettstruktur  und  kleinere  und  dichter  zusammenliegende  Ostien. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.),  Ahlten,  Oberg  (z.  h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  10. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Aulaxinia  v.  Zittel.  1878. 

Länglich-birnförmig,  apfelförm.ig,  spindelförmig  oder  zyhndrisch,  mit  tiefem  oder  seichtem  Para- 
gaster, gestielt.    Außenseite  mit  zahlreichen  kräftigen  Furchen,  die  in  ziemlich  regelmäßiger  Weise  vom 


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Scheitel  bis  zum  Anfange  des  Stiels  horablaufen.  Inden  Furchen  und  auf  den  leistenförmigen,  erhabenen 
Zwischenräumen  zwischen  den  Furchen  kleine  runde  Ostien,  von  welchen  gerade  Kanälchen  in  den 
Schwammkörper  eindringen.  Paragasterwandung  mit  großen  runden  Postiken  von  Kanälen,  die  den 
Schwammkörper  der  Länge  nach  durchziehen.  Das  Stützskelett  besteht  aus  ziemlich  großen  Tetraclonen 
mit  glatten  Clonen  und  wenig  verästelten  Zygomen.  Die  Dermalia  sind  Dichotriaene.  Microsclere  un- 
bekannt. 

Obere  Kreide. 

Aulaxinia  sulcifera  (typica)  Roem.  sp.  (Tafel  I,  Fig.  1—3.) 

1864.    Siphnnocoelia  sulcifera  Roem  er,  Sp.,  S.  30,  Taf.  XI,  Fig.  7. 
1878.    Aulaxinia  sulcifera  Zittel,  Stud.  II,  S.  74,  Taf.  VIII,  Fig.  4. 
1883.    Aulaxinia  sulcifera  Hinde,  Catal.,  S.  60. 

1888 — 89.    Aulaxinia  sulcifera  Griepenkerl,  Kreide  von  Königslutter,  S.  18. 

Spindel-  oder  walzenförmig,  gestielt.  Außenseite  mit  zahlreichen,  in  regelmäßigen  Al)ständen  vom 
Scheitel  bis  zum  Stielende  verlaufenden,  leicht  gekrümmten  Längsfurchen,  zwischen  denen  kantige  Skelett- 
leisten liegen.  Die  Furchen  sind  1 — 2  mm  breit  und  nicht  ganz  so  tief.  Die  Leisten  zwischen  den  Furchen 
sind  je  nach  dem  Alter  des  Individuums  1,5 — 5  mm  breit.  Auf  den  Leisten  liegt  je  eine  in  der  Längs- 
richtung des  Schwammkörpers  verlaufende  Reihe  runder  Ostien,  deren  Weite  nach  der  Größe  der  Spongie 
zwischen  0,3 — 1  mm  wechselt.  Kleinere  und  zahlreichere  Ostien  liegen  in  den  Furchen.  Paragaster 
trichterförmig,  mäßig  tief  eingesenkt,  mit  großen,  runden  oder  ovalen  Postiken.  Bei  ganz  jungen  Indi- 
viduen liegen  die  Postiken  in  einer  seichten  Scheitelvertiefung  oder  auf  dem  abgestutzten  Scheitel.  Mittel- 
große Exemplare  sind  ca.  10  cm  lang  und  an  der  dicksten  Stelle  3 — 4,5  cm  dick. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide;  Grünsand  der 
Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg,  Oberg,  Glentorf,  Biewende,  Adenstedt. 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:   ca.  30. 
Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Aulaxinia  sulcifera  maliformis  nov.  subsp. 

Apfelförmig  oder  kugelig,  gestielt.   Das  Originalexemplar  ist  ca.  5  cm  hoch  (ohne  Stiel)  und  ebenso 
dick.  Der  Stiel  ist  scharf  abgesetzt  und  an  der  dicksten  Stelle  2  cm  dick.   Sonst  wie  A  ulaxinia  sulcifera  typica. 
Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg. 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Aulaxinia  fallax  nov.  sp.   (Tafel  I,  Fig.  4.) 

Walzenförmig  oder  schlank-spindelförmig,  gestielt.  Scheitel  abgestutzt,  mit  einer  runden,  1 — 1,5  cm 
weiten  Paragasteröffnung.  Das  Paragaster  ist  röhrenförmig  und  ziemlich  tief  eingesenkt.  Auf  der  Wan- 
dung zahlreiche,  1 — 2  mm  weite  rundliche  Postiken.  Außenseite  mit  kräftigen,  unregelmäßig  angeordneten 


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Längsfurclien  und  über  die  Oberfläche  zerstreuten  Ostien  von  verschiedener  Größe.  (Bei  Aulaxinia  sulci- 
fera  liegen  die  Längsfurchen  in  regelmäßigen  Abständen  und  die  Ostien  auf  den  Skelettleisten  zwischen 
den  Furchen  sind  reihenweise  angeordnet.  Auch  scheint  die  Skelettstruktur  von  Aulaxinia  sulcijera, 
wenigstens  bei  den  Jugendformen,  dichter  zu  sein.    In  der  Größe  stimmen  beide  Arten  überein.) 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Aulaxinia  melo  nov.  sp. 

?  Jerea  melo  Roemer,  Sp.,  S.  33,  Taf.  XII,  Fig.  3. 

Eiförmig,  mit  abgestutztem  Scheitel  und  trichterförmigem  Paragaster.  Außenseite  mit  undeut- 
lichen, abgerundeten  Längsrippen,  zwischen  denen  zahlreiche,  unregelmäßig  zerstreute,  etwa  1  mm  weite 
und  ungefähr  ebenso  weit  von  einander  entfernte  Ostien  liegen.  Die  Rücken  der  Rippen  sind  frei  von 
Ostien.    Das  einzige  Exemplar,  das  ich  gefunden  habe,  ist  9  cm  lang  und  in  der  Mitte  6  cm  dick. 

Möglicherweise  ist  Aulaxinia  melo  dieselbe  Spezies,  von  der  Roemer  unter  dem  Namen  Jerea  melo 
ein  Exemplar  aus  der  Quadratenkreide  von  Ilsenburg  abgebildet  hat.  Das  ist  aber  ohne  Untersuchung 
des  RoEMER'schen  Originalstückes  nicht  festzustellen,  und  dieses  scheint  verschollen  zu  sein. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Misburg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Aulaxinia  ventricosa  nov.  sp.   (Tafel  I,  Fig.  5.) 

Dick-spindelförmig  oder  keulenförmig,  gestielt.  Außenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten  Ostien 
von  verschiedener  Weite  (0,2 — 1,00  mm).  Längsfurchen  fehlen  oder  sind  auf  die  Scheitelregion  und  den 
Stiel  beschränkt.  Scheitel  abgestutzt,  mit  einer  0,5 — 1,5  mm  weiten  runden  Paragasteröffnung.  Das 
Paragaster  ist  spitz-kegelförmig.  Auf  der  Wandung  große  ovale  Postiken.  Aulaxinia  ventricosa  ist  die 
größte  Spezies.  Mein  kleinstes  Exemplar  ist  10  cm  lang  und  in  der  Mitte  7  cm  dick.  Das  größte  ist  fast 
20  cm  lang  und  im  vorderen  Drittel  fast  10  cm  dick. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Craterella  Schrammen.  1901. 

Dickwandig,  trichter-  oder  napfförmig,  kurzgestielt  oder  sitzend,  mit  warzenartigen  Würzelchen. 
Außenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten  runden  Ostien,  von  denen  gerade  Kanälchen  in  das  Innere  der 


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Wandung  eindringen.    Paragaster  mit  mehreren  großen  und  zahlreichen  kleineren  Postiken.    Das  Stütz- 
skelett besteht  aus  ziemlich  großen  Tetraclonen  mit  glatten  Clonen  und  wenig  verzweigten  Zygomen. 
Die  Dermalia  sind  Dichotriaene.    Microsclere  unbekannt. 
Obere  Kreide. 

Craterella  auricula  nov-  sp.   (Tafel  XI,  Fig.  6,  7.) 

Trichterförmig  oder  ohrförmig,  mit  zugespitzter  Basis,  ziemlich  dickwandig,  sitzend  oder  mit 
kurzen  Würzelchen.  Außenseite  mit  zahlreichen,  unregelmäßig  zerstreuten,  1 — 3  mm  voneinander  ent- 
fernten, ca.  1  mm  weiten  runden  Ostien  und  mehreren  unregelmäßig  geformten,  3 — 5  mm  weiten  Wand- 
lücken. Innenseite  bezw.  Paragaster  mit  kleinen  Postiken  und  außerdem  mit  mehreren,  bis  5  mm  weiten, 
rundlichen  Öffnungen  von  groben  Kanälen,  die  im  Inneren  des  Schwammkörpers  Anastomosen  bilden. 
Längsdiu'chmesser  5 — 1  cm,  Querdurchmesser  4 — 10  cm. 

Es  wäre  möglich,  daß  Craterella  auricula  imd  Zittels  Callopegma  Schloenbachi,  eine  von  mir  nicht 
aufgefundene  Spezies,  die  Zittel  nur  ganz  kurz  charakterisiert,  aber  nicht  abgebildet  hat,  ident  sind. 
Craterella  auricula  ist  nämlich  die  einzige  Art  aus  dem  Senon  von  Nordwestdeutschland,  auf  die  Zittels 
Beschreibung  von  Callopegma  Schloenbachi  passen  könnte  und  die  zugleich  mit  der  typischen  Callopegma- 
Spezies,  nämlich  mit  Callopegma  acaulis  Zittel  in  der  Struktur  und  Zusammensetzung  des  Stützskeletts 
übereinstimmt. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg  (z.  s.),  Oberg  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  10. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Craterella  tuberosa  Schrammen.   (Tafel  III,  Fig.  3.) 

1901.    Craterella  tuberosa  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  5,  Taf.  II,  Fig.  2. 

Napf-  oder  kesseiförmig,  Basis  abgerundet,  sitzend  oder  mit  mehreren  kurzen  Würzelchen.  Außen- 
seite wulstig  und  höckerig,  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  ca.  1  mm  weiten,  runden  Ostien.  Paragaster 
muldenförmig,  mit  Postiken  wie  die  Ostien  an  der  Außenseite.  Längsdurchmesser  der  Spongie  4 — 8  cm, 
Querdurchmesser  4 — 6  cm. 

Alter  und  Facies;  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg  (z.  s.). 

Anzahl   der  untersuchten  Stücke:  5. 

Das  Original  liegt  im  RoEMER-Museum  in  Hildesheim. 

Gattung  Myrmeciophytum  nov.  gen. 

(Etym.:  ro  ßOQui'iy.iov  die  Warze,  ro  qvTov  das  Stämmchen.) 
(Skelettabbildung  Texttafel  IV,  Fig.  3.) 

Walzenförmig  oder  zylindrisch  (ästig?),  mit  unregelmäßig  über  die  Oberfläche  zerstreuten  stern- 
förmigen Postikengruppen,  die  auf  warzigen  Erhöhungen  liegeuv    Das  Stützskelett  besteht  aus  großen 


—   81  — 


Tetraclonen  mit  glatten  Armen  und  wenig  verzweigten  Zygomen.    Dermalia  und  Microsclere  unbekannt. 
Obere  Kreide. 

Myrmeciophytum  verrucosum  Roem.  sp.  (Tafel  IV,  Fig.  1.  —  Texttafel  IV,  Fig.  3.) 

1864.    Siellispongia  verrucosa  Roem  er,  Sp.,  S.  50,  Taf.  XVII,  Fig.  5. 

Ein  vollständiges  Exemplar  dieser  Spezies  kenne  ich  nicht.  Auch  Roemer  bildet  nur  ein  Fragment 
ab.  Gewöhnlich  findet  man  mehrere  cm  lange,  2—2,5  cm  dicke,  zylindrische  Bruchstücke,  die  ebensogut 
von  einem  stabförmigen  wie  von  einem  ästigen  Schwammkörper  herrühren  können.  An  den  Bruch- 
flächen sind  keine  Andeutungen  größerer  Kanäle  vorhanden,  vielmehr  bildet  das  Skelett  im  Inneren 
des  Schwammes  eine  scheinbar  dichte  Masse.  Oberfläche  mit  0,5 — ^1,5  cm  auseinander  liegenden,  ca.  2  mm 
hohen  und  nicht  viel  breiteren  Warzen,  auf  deren  Scheitel  je  eine  Gruppe  kleiner  Postiken  liegt, 
von  der  kurze  Furchen  sternförmig  ausstrahlen.  Zwischen  den  Warzen  liegen  unregelmäßig  zerstreute 
0,5 — 2  mm.  voneinander  entfernte,  0,5  mm  weite  Ostien.  M.  verrucosum  könnte  allenfalls  mit  Fragmenten 
von  Astrocladia  subramosa  Roem.  sp.  verwechselt  werden.  Die  Unterscheidung  der  beiden  Arten  wird  aber 
auf  Grund  der  sehr  erheblichen  Skelettverschiedenheiten  gewöhnlich  leicht  möglich  sein. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.),  Oberg  (s.),  Biewende. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Callopegma  v.  Zittel.  1878. 
(Skelettabbildung  Texttafel  IV,  Fig.  9.) 

Halbkugelig,  scheibenförmig  oder  umgekehrt  kegelförmig,  sitzend  oder  mit  warzenförmigen  Stielchen. 
Unterseite  dicht  und  ohne  besondere  Ostien.  Oberseite  flach  oder  mit  seichter  oder  tiefer  Scheitelvertie- 
fung und  mit  sehr  großen  Postiken  von  Kanälen,  die  in  der  Mitte  des  Schwammkörpers  senkrecht,  sonst 
aber  bogenförmig  und  parallel  zur  Oberfläche  der  Unterseite  verlaufen.  Das  Stützskelett  besteht  aus 
großen  Tetraclonen  mit  glatten  Clonen  und  ziemlich  stark  verzweigten  Zygomen.  Die  Zygome  bilden  durch 
ihre  Vereinigung  dicke  Polster,  die  an  der  Unterseite  des  Schwammkörpers  eine  feine  Körnelung  ver- 
ursachen.   Als  Dermalia  Dichotriaene.    Microsclere  unbekannt.    Obere  Kreide. 

Callopegma  acaulis  v.  Zittel.   (Tafel  IV,  Fig.  3,  4.  -  Texttafel  IV,  Fig.  9.) 

1878.    Callopegma  acaulis  Zittel,  Stud.  II,  S.  75,  Taf.  II,  Fig.  6;  Taf.  VIII,  Fig.  5. 
1883.    Callopegma  obconica  Hinde,  Catal,  S.  61,  Taf.  XI,  Fig.  3. 

Halbkugelig  oder  kreiseiförmig,  mit  abgestutztem  Scheitel.  Scheitelrand  abgerundet,  mit  geschlän- 
gelten Furchen.  Scheitelmitte  leicht  vertieft  oder  mit  einem  tief  eingesenkten  Paragaster,  auf  dessen 
Wandung  eine  Anzahl  3 — 5  mm  weiter  Postiken  liegen.  Das  Skelettgewebe  zwischen  den  Postiken  ist 
zuweilen  durch  eine  eigenartige  Streckung  der  Tetraclone  schopfartig  zu  1 — 1,5  cm  langen,  der  Längsaxe 
des  Schwammes  parallelen  Faserzügen  verlängert.    Unterseite  ohne  Ostien,  mit  einer  höchst  charakte- 

Palaeontographica.    Suppl.  V.  11 


—   82  — 


ristischen,  feinen  Granulierung,  die  durch  die  große  Zahl  der  dicht  aneinander  gedrängten,  ungewöhnlich 
dicken  Verhindungsknoten  der  Zygome  entsteht.  (Schon  Roemer  erwähnt  die  Knötchen  bei  Callopegma 
depressa  Roem.  sp.  als  kleine,  gedrängte,  an  den  Seiten  stachelige  Kügelchen.)  Wurzelartige  Bildungen 
fehlen  entweder  gänzlich,  oder  sie  sind  nur  durch  mehrere  kleine  Warzen  an  der  Basis  des  Schwammkörpers 
angedeutet.  In  der  Quadratenkreide  wird  die  Spezies  selten  mehr  als  2 — 3  cm  hoch  und  5 — 6  cm  dick. 
In  der  Mucronatenkreide  von  Misburg  kommen  Exemplare  vor,  die  über  10  cm  hoch  und  dick  sind. 

HiNDES  Callopegma  obconica  soll  sich  von  Callopegma  acaulis  durch  geringere  Größe,  Paragaster- 
losigkeit,  ,,and  its  even  surface"  unterscheiden.  Ich  halte  das  Original  zu  Hindes  Abbildung  von  Callo- 
pegma obconica  für  ein  junges,  oder  aus  den  älteren  Bänken  der  Quadratenkreide  stammendes  Callo- 
pegma acaulis. 

Alter  und  Facies:  Untersenone  Sandmergel  ;  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronaten- 
kreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Ilsede  (s.  s.),  Oberg  (z.  h.),  Misburg  (h.),  Adenstedt 
(z.  s.),  Ahlten  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:   ca.  100. 
Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Callopegma  depressa  Roem.  sp. 

1864.    Hippalimus  depressus  Roemer,  Sp.,  S.  25,  Taf.  X,  Fig.  2. 

Das  einzige  mir  bekannte  Exemplar  ist  F.  A.  Roemers  Originalstück,  welches  ich  zufällig  in  der 
Sammlung  des  RoEMER-Museums  auffand.  Ohne  diesen  Zufall  wäre  wohl  schwer  festzustellen  gewesen, 
zu  welcher  Gattung  Hippalimus  depressus  gehört,  denn  die  Abbildung  in  den  ,,Spongitarien  des  Kreide- 
gebirges" ist  gänzlich  verunglückt.  Eine  nochmalige  Abbildung  ist  trotzdem  entbehrlich,  weil  sich  das 
Originalexemplar,  wenn  man  von  einigen  durch  den  Erhaltungszustand  bedingten  Besonderheiten  ab- 
sieht, nur  wenig  von  Callopegma  acaulis  unterscheidet. 

Querschnitt  oval.  Größter  Querdurchmesser  5  cm,  kleinster  3  cm.  Dabei  ist  das  Stück  in  der 
Mitte,  an  der  dicksten  Stelle,  nur  1,2  cm  hoch.  Das  kann  eine  Eigentümlichkeit  der  Art,  aber  auch  eine 
Folge  von  Verdrückung  sein.  Die  Unterseite  ist  ganz  flach  und  zeigt  stellenweise  Spuren  der  für  die 
Callopegma  Arten  bezeichnenden  Körnelung.  Ungefähr  in  der  Mitte  der  Unterseite  entspringt  ein  warzen- 
förmiges Stielchen,  das  nur  mehrere  mm  dick  und  lang  ist.  (An  der  RoEMER'schen  Abbildung  ist  das  Stiel- 
chen viel  zu  groß  gezeichnet.)  Die  Oberseite  ist  leicht  gewölbt.  Auf  der  Scheitelhöhe  undeutliche  Postiken, 
von  denen  kräftige  Furchen  ausstrahlen.  (An  der  Abbildung  ist  der  Scheitel  ganz  willkürlich  als  kurze 
Röhre  dargestellt.) 

Der  wesentlichste  Unterschied  von  Callopegma  acaulis  liegt  in  der  ungewöhnlich  flachen,  plattigen 
oder  scheibenartigen  Körperform.  Ob  außerdem  noch,  wie  es  scheint,  Verschiedenheiten  der  zentralen 
Teile  der  Oberseite  vorhanden  sind,  kann  ich  bei  der  wenig  guten  Erhaltung  der  in  Frage  kommenden 
Partieen  nicht  sagen. 

Alter  und  Facies:   Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg  (s.). 


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Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 
Das  Original  liegt  im  RoEMER-Museum. 

Callopegma  Schloenbachi  v.  Zittel. 

1878.    Callopegma  Schloenbachi  v.  Zittel,  Stud.  II,  S.  75,  Taf.  IX,  Fig.  1  (Tetraclone). 
1883.    Callopegma  Schloenbachi  Hinde,  Cata!.,  S.  61. 

„Schüssel-  oder  trichterförmig;  Zentralhöhle  sehr  weit  und  tief,  Schwamm  mit  breiter  Basis  fest- 
gewachsen.   Mucronatenkreide.    Ahlten"  (Zittel). 

Ich  habe  diese  Spezies,  die  v.  Zittel  nur  kurz  beschrieben  aber  nicht  abgebildet  hat,  weder  in 
der  schönen  Sammlung,  die  das  Göttinger  Museum  aus  der  Mucronatenkreide  von  Ahlten  besitzt,  nocli  an 
dem  längere  Zeit  von  mir  ausgebeuteten  und  jetzt  leider  verschütteten  Fundpunkte  auffinden  können. 

Gattung  Thecosiphonia  v.  Zittel.  1878. 

(Skelettabbildung  Texttafel  IV,  Fig.  4,  5.) 

Walzen-,  kreisel-,  keulenförmig,  zylindrisch  und  zylindrisch-ästig  oder  stockartig,  mit  mehr  oder 
weniger  zahlreichen,  seitlich  verwachsenen  oder  von  einer  gemeinsamen  Basis  ausgehenden  Einzel- 
individuen, gestielt  oder  sitzend.  Scheitel  abgerundet,  abgestutzt  oder  leicht  vertieft,  mit  runden  Postiken 
von  Vertikalkanälen.  Außenseite  mit  über  die  Oberfläche  zerstreuten,  schräg  von  außen  nach  innen 
und  unten  gerichteten  Ostien  von  Radialkanälchen.  Das  Stützskelett  besteht  aus  großen  Tetraclonen 
mit  glatten  Clonen  und  wenig  verzweigten  Zygomen.  Ein  großer  Teil  der  Oberfläche  oder  nur  die  Basis 
ist  mit  einer  glatten  oder  runzeligen  Deckschicht  überzogen,  die  aus  kleinen,  unregelmäßig  geformten, 
innig  verfilzten  Kieselkörperchen  besteht.  In  der  Deckschicht  große  Amphioxe.  Tetraxone  Dermalia  von 
regulärem  Typus  fehlen.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Thecosiphonia  Torgeri  nov.  sp. 

Stockartig,  indem  vom  Scheitel  oder  von  einer  Seite  einer  keulenförmigen,  knolligen  oder  zylind- 
rischen Basis  mehr  oder  weniger  zahlreiche  keulenförmige  oder  auch  wohl  walzenförmige  Individuen 
entspringen;  seltener  einfach  birn-  oder  keulenförmig,  oder  aus  mehreren  mit  der  Basis  verwachsenen 
Individuen  zusammengesetzt.  Außenseite  an  den  deckschichtfreien  Stellen  mit  unregelmäßig  zerstreuten, 
0,5  mm  weiten  Ostien.  Scheitel  der  einzelnen  Individuen  abgestutzt  oder  abgerundet,  zuweilen  auch  leicht 
vertieft,  mit  zahlreichen,  ca.  1  mm  weiten  Postiken  von  Vertikalkanälen.  Die  runzelige  Deckschicht 
kann  den  ganzen  Stock  überziehen,  läßt  aber  gewöhnlich  die  Scheitelregion  der  Keulchen  und  Zylinder 
frei.   Die  Einzelindividuen  sind  3 — 15  cm  lang  und  1 — 6  cm  dick.    Die  Stöcke  können  sehr  groß  werden. 

Thecosiphonia  Torgeri  unterscheidet  sich  von  Thecosiphonia  nobilis  durch  Schlankere  Einzelindivi- 
duen und  kleinere  Ostien  und  Postiken. 

Im  Scaphitenpläner  von  Halberstadt,  in  dem  Thecosiphonia  Torgeri  zu  den  häufigen  Vorkomm- 


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nissen  gehört,  kommt  eine  Jerea  vor,  mit  der  keulenförmige  und  birnförmige  Einzelindividuen  von  Theco- 
siphonia  Torgeri  unter  Umständen  verwechselt  werden  können.  Die  Jerea-Art  besitzt  ein  tiefes  Paragaster, 
auf  dessen  Wandung  große  Postiken  münden,  während  bei  der  Thecosiphonia  der  Scheitel  höchstens  leicht 
vertieft  und  mit  verhältnismäßig  kleineren  und  auch  dichter  zusammenliegenden  Postiken  besetzt  ist. 
Nach  der  Beschaffenheit  der  Außenseite  sind  die  beiden  Arten,  namentlich  wenn  die  Deckschicht  stark 
entwickelt  ist,  nur  schwer  zu  unterscheiden. 

Alter   und   Facies:  Scaphitenpläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Halberstadt  (h.).  Nettlingen  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  20. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Thecosiphonia  ramosa  nov.  sp. 

Ästig  mit  zylindrischen  Zweigen  oder  stabförmig.  Oberfläche  an  den  deckschichtfreien  Stellen 
mit  unregelmäßig  zerstreuten,  ca.  0,5  mm  weiten  Ostien.  Scheitel  der  Zweige  abgestutzt,  mit  zahlreichen, 
bis  2  mm  weiten  Postiken  von  Kanälen,  welche  die  Zweige  der  Länge  nach  durchziehen.  Wie  bei  den  andern 
Arten  überzieht  die  Deckschicht  einen  mehr  oder  weniger  großen  Teil  der  Oberfläche,  läßt  aber  die  Scheitel- 
region frei.    Die  Zweige  sind  2,5 — 3  cm  dick  und  bis  15  cm  lang. 

Thecosiphonia  ramosa  unterscheidet  sich  von  den  Stöcken  der  gleichaltrigen  Thecosiphonia  Torgeri 
hauptsächlich  durch  die  zylindrische  Gestalt  der  Zweige. 

Alter  und  Facies:  Scaphitenpläner. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Halberstadt  (ziemlich  selten). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  8. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Thecosiphonia  nobilis  Roem.  sp.  (Texttafel  IV,  Fig.  5.) 

1864.    Limnorea  nobilis  Roemer,  Sp.,  S.  37,  Taf.  XV,  Fig.  1. 

1864.    Tremospongia  grandis  Roemer,  Sp.,  S.  40,  Taf.  XV,  Fig.  3. 

1870.    Limnorea  nobilis  Ferd.  Roemer,  Oberschlesien,  Taf.  XXXVII,  Fig.  16. 

1878.    Limnorea  nobilis  Quenstedt,  Petr.  V,  Taf.  GXXXIII,  Fig.  8— 11. 

1878.    Thecosiphonia  nobilis  Zittel,  Stud.  II,  S.  84,  Taf.  X,  Fig.  3. 

1883.    Thecosiphonia  nobilis  Hinde,  Catal.,  S.  75. 

1890.    Thecosiphonia  grandis  Pocta,  Spongien  von  Paderborn,  S.  217,  Taf.  VIII,  Fig.  2. 
1897.    Thecosiphonia  nobilis  Leonhard,  Kreideformation  in  Oberschlesien,  S.  38. 
1903.    Thecosiphonia  nobilis  Schrammen,  Centralbl.  f.  Mineral,  etc.  1903,  S.  19 — 23. 

Birnförmig,  kugelig,  kreisel-  und  keulenförmig  oder  dick  walzenförmig;  einfach,  oder  durch  seit- 
liche Verwachsung  zusammengesetzt,  kurzgestielt  oder  sitzend.  Außenseite  an  deckschichtfreien  Stellen 
mit  unregelmäßig  zerstreuten,  ca.  1  mm  weiten  Ostien.  Scheitel  abgerundet,  mit  mehr  oder  weniger  zahl- 
reichen, ziemlich  dicht  nebeneinander  liegenden,  bis  2  mm  weiten  Postiken,  die  gewöhnlich  in  einer  seichten 
Vertiefung  liegen.  An  zusammengesetzten  Exemplaren  sind  im  Scheitel  in  der  Regel  so  viel  Gruben 
mit  Postikengruppen  entwickelt,  wie  Einzelindividuen  vorhanden  sind.  Die  runzelige,  zuweilen  auch 
knotige  Deckschicht  kann  den  ganzen  Schwammkörper  überziehen,  ist  aber  gewöhnlich  auf  die  basalen 
Teile  beschränkt.    Die  Art  wird  bis  20  cm  und  darüber  lang  und  am  vorderen  Ende  bis  15  cm  dick. 


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Nach  RoEMER  und  Quenstedt  (der  wohl  nur  Roemers  Angabe  wiederholt),  soll  Thecosiphonia 
nobilis  bei  Suderode  auch  in  der  Quadratenkreide  vorkommen.  Senone  Schichten  mit  Spongien  sind  aber 
bei  Suderode  nicht  entwickelt.  Dagegen  steht  dort  Cuvieripläner  an,  und  aus  diesem  dürften  die  Exem- 
plare stammen,  die  Roemer  im  Sinne  hatte. 

Alter  und  Facies:  Cuvieripläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Salder  (z.  h.),  Oppeln  (h.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:   ca.  30. 

Thecosiphonia  postumus  nov.  sp.  (Texttafel  IV,  Fig.  4.) 

Zylindrisch  oder  walzenförmig,  mit  abgestutztem  Scheitel,  gestielt.  Außenseite  ganz  mit  Deckschicht 
überzogen.  Scheitel  abgestutzt,  mit  mehreren  runden  bis  3  mm  weiten  Postiken  von  Vertikalkanälen.  Theco- 
siphonia postumus  ist  die  kleinste  Art.   Mein  größtes  Exemplar  ist  nur  6  cm  lang  und  kaum  3  cm  dick. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (selten). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  8. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Polyjerea  FROMENTEL  emend.  ZiTTEL.  1878. 

Zylindrisch-ästig,  oder  durch  basale  oder  seitliche  Verwachsung  der  Einzelindividuen  stockförmig, 
seltener  einfach.  Scheitel  abgerundet,  mit  Postiken  von  Vertikalkanälen.  Der  größte  Teil  oder  die  ganze 
Oberfläche  des  Schwammkörpers  ist  mit  Deckschicht  überzogen,  unter  der  kleine  Ostien  von  wenig  ent- 
wickelten Radialkanälen  liegen.  Das  Stützskelett  besteht  aus  großen  Tetraclonen  mit  glatten  Clonen  und 
wenig  verzweigten  Zygomen;  die  Deckschicht  aus  kleinen,  unregelmäßig  geformten  innig  verflochtenen 
Kieselkörperchen.   Tetraxone  Dermalia  von  regulärem  Typus  scheinen  zu  fehlen.   Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

„Polyjerea" ,  schreibt  Zittel,  ,, steht  der  Gattung  Thecosiphonia  überaus  nahe.  Bei  letzterer  be- 
schränkt sich  die  Kieselhaut  auf  den  unteren  Teil  des  Schwammkörpers,  die  Einzelindividuen  zeichnen 
sich  durch  beträchtlichere  Größe  aus ,  die  viel  zahlreicheren  Vertikalkanäle  münden  in  eine  Scheitel- 
vertiefung und  die  Radialkanäle  sind  besser  entwickelt." 

Wenn  wirklich  keine  weiteren  Unterschiede  vorhanden  wären,  könnte  man  sich  versucht  fühlen, 
Polyjerea  und  Thecosiphonia  zu  vereinigen.  Ich  vermute  aber,  daß  noch  Besonderheiten  der  Skelett- 
struktur dazukommen. 

Unsere  einzige  Polyjerea-Avi  kommt  zwar  massenhaft  bei  Glentorf  vor,  aber  leider  nur  in  einem 
Erhaltungszustand,  der  feinere  Skelettuntersuchungen  nicht  gestattet. 

Polyjerea  pyriformis  Griepenkerl  (non  Roemer). 

1888 — 89.    Polyjerea  pyriformis  Griepenkerl,  Kreide  von  Königslutter,  S.  21,  Taf.  IV,  Fig.  1 — 5. 

Die  Spezies  bildet  bis  faustdicke,  sitzende  Stöcke,  die  aus  2 — 10  seitlich  verwachsenen  oder  von 
einer  gemeinsamen  Basis  ausgehenden,  2 — 5  cm  langen  und  mehrere  cm  dicken,  zylindrischen  oder  tonnen- 


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förmigen  Individuen  zusammengesetzt  sind.  Der  Scheitel  der  Individuen  ist  abgestutzt,  abgerundet  oder 
leicht  vertieft  und  trägt  10 — 60  rundliche,  1 — 1,5  mm  weite  Postiken  von  Vertikalkanälen.  Außenseite 
mit  unregelmäßig  zerstreuten,  kleinen  Ostien  und  stellenweise  mit  kräftigen,  in  der  Richtung  der  Längsaxe 
der  Individuen  verlaufenden  Furchen. 

Nach  Griepenkerl  ist  Polyjerea  pyrijormis  bei  weitem  die  häufigste  von  allen  Spongienarten,  die 
in  der  Quadratenkreide  von  Glentorf  gefunden  werden.  In  der  Kalkfacies  der  Quadratenkreide  kommt 
sie  aber  nicht  vor. 

Griepenkerl  bezeichnet  F.  A.  Roemer  als  den  Begründer  der  Art  und  meint  daß  die  Spongie  aus  der 
Quadratenkreide  von  Ilsenburg,  die  Roemer  in  den  Spongitarien  des  Kreidegebirges  auf  Taf.  XII  unter 
Fig.  7  abbildet  und  auf  Seite  23  beschreibt,  eine  unbedeutende  Entwicklungsstufe  der  bei  Glentorf  massen- 
weise und  in  den  verschiedensten  Formen  auftretenden  Polyjerea-Ari  sei. 

Alter  und   Facies:   Grünsand  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Glentorf  (s.  h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  6. 


Gattimg  Turonia  Michelin  1846,  emend.  Zittel  1878. 
(Skelettabbildung  Texttafe'l  IV,  Fig.  6,  7.) 

Knollig,  halbkugelig,  umgekehrt  kegelförmig  mit  abgestumpfter  Spitze,  kurzzylindrisch,  kreisei- 
förmig, keulenförmig  oder  plattig.  Basis  runzelig  oder  konzentrisch-runzelig,  mit  warzenförmigen  Höckern 
besetzt  und  mit  Deckschicht  überzogen.  (Die  Deckschicht  kann  aber  auch  den  ganzen  Schwammkörper 
überziehen.)  Oberfläche  mit  unregelmäßig  zerstreuten  Ostien,  von  denen  gerade  Kanälchen  in  die  Wandung 
eindringen.  Das  Innere  des  Schwammkörpers  wird  von  einem  System  weiter,  anastomosierender  Kanäle 
durchzogen,  die  stellenweise  die  Wandung  durchbrechen  können.  Das  Stützskelett  besteht  aus  ziemlich 
großen  Tetraclonen  mit  glatten  Clonen  und  wenig  verzweigten  Zygomen;  die  Deckschicht  aus  kleinen, 
unregelmäßig  geformten,  innig  verfilzten  Kieselkörperchen.  Als  Dermalia  Dichotriaene.  Microsclere 
unbekannt.    Obere  Kreide. 

Turonia  variabilis  Michelin.  (Tafel  XI,  Fig.  1—3.  —  Tafel  III,  Fig.  8,  9.) 

1847.    Turonia  variabilis  Mich.,  Iconogr.  zoophyt,  S.  125,  Taf.  XXXV,  Fig.  1—8. 

1850—56.    Turonia  variabilis  Bronn.,  Lethaea,  3.  Aufl.,  Taf.  XXVIII,  Fig.  8. 

1859.    Turonia  variabilis  Fromentel,  Introduct.,  Taf.  IV,  Fig.  1. 

1861.    Turonia  variabilis  et  sulcata  Court.,  Eponges  foss.,  S.  25,  Taf.  XL,  Fig.  1,  2. 

1878.    Turonia  variabilis  Zittel,  Stud.  II,  S.  86. 

1883.    Turonia  variabilis  Hinde,  Catal.,  S.  76. 

Knollig,  halbkugelig,  umgekehrt  kegelförmig,  keulenförmig,  plattig  oder  zylindrisch,  mit  ver- 
breiterter oder  mit  zapfenförmiger  Basis.  Trotz  der  unregelmäßigen  und  mannigfaltigen  Körperform 
ist  die  Art  an  einer  sehr  bezeichnenden  Verschiedenheit  des  Ober-  und  Unterteils  (bezw.  des  Vorder-  und 
Hinterteils)  unschwer  zu  erkennen.  Die  konzentrisch  gerunzelte  und  gewöhnlich  mit  zahlreichen  höcker- 
oder  warzenartigen  Würzelchen  besetzte  Basis  ist  nämlich  stets  mit  Deckschicht,  die  auch  die  Runzeln 


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und  Höcker  bedeckt,  überzogen  und  hat  darum  eine  glatte  Oberfläche,  während  die  Oberseite  (bezw. 
der  Vorderteil),  frei  von  Deckschicht  bleibt  und  entsprechend  der  sehr  grobmaschigen  Skelettstruktur 
an  ungeätzten  Exemplaren  eine  auffallend  rauhe  Oberfläche  besitzt.  Auf  dem  Scheitel  erheben  sich 
zitzenförmige  Wülste  oder  fingerförmige  und  lappige,  zuweilen  durch  tiefe  Gruben  getrennte  Fortsätze, 
die  an  ihrer  Basis  ebenfalls  mit  Deckschicht  überzogen  sein  können.  Vom  Scheitel  dieser  Fortsätze  laufen 
kräftige  Furchen  herab.  Die  deckschichtfreien  Teile  sind  mit  dichtstehenden,  mehrere  mm  weiten  Ostien 
bedeckt,  von  denen  gerade  Kanälchen  in  die  Wandung  eindringen.  Im  Inneren  des  Schwammkörpers 
weite  anastomosierende  Kanäle,  die  stellenweise  die  Wandung  durchbrechen  und  Verzweigungen  des 
Paragasters  darstellen. 

Turonia  variabilis  erscheint  als  große  Seltenheit  zuerst  in  den  älteren  Bänken  der  Quadraten- 
kreide mit  kaum  fingerlangen,  oben  und  unten  zapfenförmigen  Individuen.  In  der  Mucronatenkreide 
erreicht  die  Spezies  in  bezug  auf  Formenreichtum,  Häufigkeit  und  Größe  den  Höhepunkt  'ihrer  Ent- 
wicklung.   Die  größten  Exemplare  werden  hier  über  15  cm  hoch  und  fast  30  cm  dick. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Misburg  (z.  h.),  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  50. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Turonia  constricta  v.  Zittel.  (Tafel  III,  Fig.  5—7.  —  Texttafel  IV,  Fig.  6.) 

1878.    Turonia  constricta  Zittel,  Stud.  II,  S.  86,  Taf.  IX,  Fig.  2. 

Stumpf-kegelförmig,  unregelmäßig  birnförmig,  knollig  oder  kurzzylindrisch.  Im  Inneren  mit  un- 
regelmäßigen Hohlräumen,  die  durch  anastomosierende  Verzweigungen  des  Paragasters  entstehen.  Basis 
runzelig,  mit  mehreren  warzen-  oder  zitzenförmigen,  wurzelartigen  Anlaängseln.  Gewöhnlich  ist  nur  die 
Basis  mit  Deckschicht  überzogen.  Diese  verhüllt  aber  auch  wohl  einen  großen  Teil  der  Außenseite,  und 
kann  selbst  bis  zum  Scheitel  hinaufreichen.  Die  deckschichtfreien  Teile  sind  mit  zahlreichen,  unregel- 
mäßig zerstreuten,  0,2  mm  bis  3  mm  weiten  Ostien  bedeckt,  von  denen  gerade  Kanälchen  in  die  Wandung 
eindringen.  Dazu  kommen  noch  vereinzelte  große  Wandlücken,  die  auf  Durchbrüche  des  Paragasters 
zurückzuführen  sind,  und  aiißerdem  mehr  oder  weniger  zahlreiche  Kanalfurchen,  die  namentlich  am  Scheitel 
und  an  der  Basis  gut  entwickelt  sind.    Turonia  constricta  wird  5 — -12  cm  hoch  und  3 — 8  cm  dick. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg  (z.  s.),  Oberg  (h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  30. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Turonia  induta  v.  Zittel.    (Tafel  XV,  Fig.  3.  —  Tafel  XI,  Fig.  4,  5.) 
1878.    Turonia  induta  Zittel,  Stud.  II,  S.  86.  Taf.  IX,  Fig.  2. 

Halbkugelig,  kreiseiförmig,  niedrig  trichterförmig  oder  kurzzylindrisch;  mit  abgerundetem  oder 
abgestutztem  Scheitel,  in  dessen  Mitte  einige  unregelmäßig  geformte  Öffnungen  des  mehrfach  verzweigten 
Paragasters  liegen.    Außenseite  (Unterseite)  ganz  mit  Deckschicht  überzogen,  die  gewöhnlich  einige 


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konzentrische  Wülste  bildet.  Basis  mit  kurzen,  warzenförmigen  Stielchen.  Turonia  induta  ist  die  kleinste 
Spezies.    In  der  Regel  sind  die  Stücke  nur  nuß-  bis  kastaniengroß. 

Alter  und   Facies:    Kalkmergel  der  Quadraten-  und  MucronatenJkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (z.  s.),  Ahlten. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  15. 

Das  Original  zu  der  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Turonia  cerebriformis  nov.  sp.  (Tafel  III,  Fig.  10,  11.  —  Texttafel  IV,  Fig.  7.) 

Feigenförmig,  knollig,  kurzzylindrisch  oder  fingerförmig,  kurzgestielt  oder  sitzend.  Im  Inneren 
des  Schwammes  weite,  anastomosierende  Kanäle,  die  Verzweigungen  des  Paragasters  darstellen.  Ober- 
fläche mit  zahlreichen,  unregelmäßig  geformten,  mehrere  mm  großen  Wandlücken  (Durchbrüchen  des 
Paragasters).  Auf  den  Wülsten  zwischen  den  Lücken  unregelmäßig  zerstreute,  0,5 — 2  mm  weite  Ostien. 
Die  Deckschicht  überzieht  zuweilen  den  ganzen  Schwammkörper,  ist  aber  gewöhnlich  auf  die  Basis  be- 
schränkt. 

Die  Spezies  steht  Turonia  constricta  näher  als  den  anderen  Arten.  Sie  unterscheidet  sich  von 
Turonia  constricta  hauptsächlich  durch  die  vielfach  durchbrochene  Wandung.  Ausgewachsene  Individuen 
sind  2 — 5  cm  lang,  2 — 3,5  cm  dick. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (z.  h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  9. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Calymmatina  Zittel.  1878. 
(Skelettabbildung  Texttafel  IV,  Fig.  1.) 

Durch  basale  oder  seitliche  Verwachsung  stockförmig,  oder  einfach,  mit  tiefem  Paragaster,  gestielt 
oder  sitzend.  Die  Einzelindividuen  sind  kreiseiförmig,  kurzzylindrisch  oder  knollig.  Oberfläche  mit  kurzen 
Längs-  und  Querfurchen,  in  denen  Ostien  von  einfachen  Radialkanälen  liegen.  Das  Stützskelett  besteht 
aus  ziemlich  großen  Tetraclonen  mit  glatten  Clonen  und  wenig  verzweigten  Zygomen.  Die  Oberfläche 
ist  mit  einer  glatten  Deckschicht  aus  kleinen,  innig  verfilzten,  unregelmäßig  geformten  Kieselkörperchen 
überzogen.    Die  Dermalia  sind  Dichotriaene.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Calymmatina  rimosa  Zittel.  (Texttafel  IV,  Fig.  1.) 

1878.    Calymmatina  rimosa  Zittel,  Stud.  II,  S.  85,  Taf.  II,  Fig.  2.  —  Taf.  IX,  Fig.  8. 
1883.    Calymmatina  rimosa  Hinde,  Catal.  S.  76. 

Zu  dieser  Art  rechne  ich  mehrere  gut  erhaltene  Kieselschwämme  aus  der  Mucronatenkreide  von 
Misburg,  die  zu  den  seltensten  Vorkommnissen  dieses  Fundpunktes  gehören.  Aber  mit  einigem  Bedenken. 
Denn  sie  passen  zwar  in  der  Zusammensetzung  und  Struktur  des  Skeletts  und  der  Deckschicht  gut  zur 


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Gattung  Cahjmmatina,  und  stimmen  auch  in  der  äußeren  Form  und  in  der  Größe  mit  v.  Zittels  Abbildung, 
die  leider  durch  keine  Beschreibung  ergänzt  wird,  überein;  sie  besitzen  aber  keine  einfache  Zentralhöhle, 
sondern  werden  von  einem  Bündel  röhrenförniiger  Vertikalkanäle  durchzogen,  deren  Mündungen  bei  dem 
einen  Exemplar  in  einer  seichten  Scheitelvertiefung  liegen,  bei  den  übrigen  aber  unter  der  Deckschicht 
verborgen  sind.  Als  Jereen  möchte  ich  die  Stücke  nicht  ansprechen,  weil  die  Anordnung  der  Vertikal- 
kanäle zu  unregelmäßig  ist,  (ganz  abgesehen  von  der  Körperform),  und  auch  als  Thecosiphonien  nicht, 
weil  in  der  Deckschicht  Dichotriaene  liegen.  Meine  Exemplare  sind  etwa  fingerlang  und  von  zylindrisch- 
knolliger Gestalt.  Wo  die  glatte  oder  runzelige  Deckschicht  abgerieben  oder  nicht  erhalten  ist,  zeigt  die 
Oberfläche  unregelmäßig  verlaufende  kurze  Längs-  und  Querfurchen,  in  denen  kleine  Ostien  liegen.  Die 
Tetraclone  und  Dermalia  sind  gut  erhalten.  Ich  möchte  noch  erwähnen,  daß  ich  stockartige  Schwamm- 
körper, die  bei  Calymmatina  häufiger  wie  Einzelindividuen  vorkommen  sollen,  nicht  gefunden  habe. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Misburg  (sehr  selten). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Jerea  Lamouroux  1821,  emend.  ZiTTEL  1878. 
(Skelettabbildung  Texttafel  IV,  Fig.  2.) 

Birnförmig,  kugelig,  umgekehrt  flaschenförmig  oder  zylindrisch,  mit  seichtem  oder  tiefem  Para- 
gaster,  kurz-  oder  langgestielt.  Oberfläche  mit  zahlreichen,  unregelmäßig  zerstreuten,  kleinen  Ostien, 
von  denen  gerade  Kanälchen  in  den  Schwammkörper  eindringen.  Auf  der  Paragasterwandung  große 
runde  Postiken  von  Kanälen,  die  in  der  Mitte  des  Schwammkörpers  senkrecht,  sonst  aber  bogenförmig 
und  fast  parallel  zum  äußeren  Umfang  verlaufen.  Das  Stützskelett  ist  verhältnismäßig  weitmaschig 
und  besteht  aus  großen  Tetraclonen  mit  glatten  Clonen  und  mehr  oder  weniger  verzweigten  Zygomen. 
Die  Oberfläche  ist  stellenweise  mit  einer  glatten  Deckschicht  überzogen,  die  aus  kleinen,  unregelmäßig 
geformten,  innig  verflochtenen  Kieselkörperchen  besteht.  Die  Dermalia  sind  große  Dichotriaene.  Micro- 
sclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Jerea  Quenstedti  Zittel.  (Tafel  II,  Fig.  1—4.  —  Texttafel  IV,  Fig.  2.) 

1833.  Siphoma  ficus  Goldfuss,  Petr.  Germ.  I,  S.  221,  Taf.  LXV,  Fig.  14. 

1864.  Siphonia  ficus  Roemer,  Sp.,  S.  27. 

1878.  Siphonia  ficus  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  431,  Taf.  GXXXV,  Fig.  20—23. 

1878.  Jerea  Quenstedti  Zittel,  Stud.  II,  S.  81,  Taf.  II,  Fig.  2. 

1883.  Siphonia  ficus  Binde,  Catal.,  S.  65,  Taf.  XIII,  Fig.  3. 

1883.  Jerea  Quenstedti  Hinde,  Catal.,  S.  71. 

1884.  Siphonia  ficus  PoêxA,  Beitr.  II,  S.  34. 

1901.  Pachycalymma  subglobosa  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  9,  Taf.  I,  Fig.  1;  Taf.  IV,  Fig.  4. 


Feigen-,  birn-,  keulen-  oder  walzenförmig,  mit  tiefem  Paragaster,  langgestielt  oder  mit  wurzelartig 
verzweigter  Basis;  gewöhnlich  einfach,  seltener  aus  mehreren  seitlich  verwachsenen  Individuen  zusammen- 

Palaeontographica.    Suppl.  V.  12 


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gesetzt.  Scheitel  abgerundet,  abgestutzt  oder  leicht  zugespitzt.  In  der  Mitte  des  Scheitels  eine  1 — 2  cm 
weite  Paragasteröffnung,  von  der  kräftige  Furchen  ausstrahlen.  Außenseite  mit  unregelmäßig  über  die 
Oberfläche  zerstreuten,  ca.  1  mm  weiten,  1 — 3  mm  voneinander  entfernt  liegenden  Ostien,  und  häufig  auch 
mit  kurzen,  kreuz  und  quer  verlaufenden  Furchen.  Die  runzelige  Deckschicht  ist  gewöhnlich  nur  an  der 
Basis  oder  gar  nicht  erhalten,  kann  aber  auch  einen  mehr  oder  weniger  großen  Teil  der  ganzen  Oberfläche 
überziehen.  Das  Paragaster  reicht  bis  in  die  Nähe  der  Basis.  Oberfläche  des  Paragasters  mit  runden 
oder  ovalen,  mehrere  mm  weiten  Postiken. 

Jerea  Quenstedtii  ist  am  häufigsten  im  Scaphitenpläner.  Hier  sind  mittelgroße  Exemplare  15 — 20  cm 
lang  und  4 — 10  cm  dick.  Die  Stücke  aus  der  Quadratenkreide  sind  durchschnittlich  etwas  kleiner.  In 
der  Mucronatenkreide  werden  die  Individuen  wieder  größer  aber  auch  seltener. 

Die  Spezies  kann  leicht  mit  Siphonia  tubulosa  Roem.  sp.  verwechselt  werden.  Nur  nach  der 
bloßen  Körperform  und  dem  Kanalsystem  kann  man  weniger  typische  ungeätzte  Exemplare  der  beiden 
Arten  kaum  unterscheiden.  Darum  ist  in  zweifelhaften  Fällen  die  Untersuchung  der  Skelettstruktur 
niemals  zu  umgehen.  Siphonia  tubulosa  kommt  übrigens  im  Scaphitenpläner  noch  nicht  vor  und  über- 
trifft im  Senon  auch  ausgewachsene  Individuen  von  Jerea  Quenstedti  beträchtlich  an  Größe. 

Die  Spongien,  die  ich  früher  unter  dem  Namen  Pachycalymma  subglobosa  beschrieben  habe,  halte 
ich  jetzt,  nachdem  mir  besseres  Material  zur  Verfügung  steht,  für  junge  Individuen  von  Jerea  Quenstedti 
mit  ungewöhnlich  gut  erhaltener  Deckschicht. 

Unter  den  Synonymen  von  Jerea  Quenstedti  habe  ich  auch  Siphonia  ficus  Goldf.  aufgezählt,  ob- 
gleich V.  ZiTTEL  diese  Spezies  als  Siphonia-Avi  anführt  (aber  ohne  das  Sternchen,  das  er  beifügt,  wenn  ihm 
Originalstücke  vorlagen).  Siphonia  ficus  Goldf.  dürfte  nämlich  synonym  mit  Siphonia  ficus  Quenst.  sein, 
denn  die  Originalstücke  zu  diesen  beiden  Arten  stammen  höchstwahrscheinlich  aus  demselben  Horizont, 
und  zwar  aus  dem  Turon  von  Quedhnburg,  und  auch  die  Diagnosen  stimmen  überein.  Siphonia  ficus 
QuENSTEDT  ist  aber  zweifellos  synonym  mit  Jerea  Quenstedti  Zittel.  Zittel  hat  die  beiden  ^S*.  ficus  für 
generisch  verschieden  gehalten,  und  für  Quenstedts  Siphonia  ficus  einen  neuen  Namen  gewählt.  Da  in 
der  Tat  eine  Verschiedenheit  nicht  besteht,  hätte  eigentlich  der  GoLDFUss'sche  Name  Priorität.  Trotz- 
dem akzeptiere  ich  Zittels  Bezeichnung,  weil  die  Angabe  der  Herkunft  (Quadersandstein  der  Gegend  von 
Quedlinburg)  bei  Goldfuss  immerhin  vmbestimmt  gehalten,  und  die  Abbildung  zu  schematisch  ist,  um 
jeden  Zweifel  an  der  Identität  der  Arten  auszuschließen. 

Nach  Roemer  (Kr.  S.  4)  soll  Siphonia  ficus  Goldf.  auch  am  Sudmerberg  vorkommen.  Roemebs 
Diagnose  beweist  aber,  daß  er  eine  andere  Art  gemeint  hat. 

Die  Spongienart,  die  Griepenkerl  (Kreide  von  Königslutter  S.  19)  unter  dem  Namen  Siphonia 
ficus  Goldf.  aus  der  Quadratenkreide  von  Glentorf  beschrieben  hat,  kann  schon  deshalb  nicht  zu  Siphonia 
ficus  Goldf.  {Jerea  Quenstedti)  gerechnet  werden,  weil  das  Paragaster  nicht  tief  eingesenkt,  sondern  nur 
ebenso  tief,  oder  nur  wenig  tiefer  als  weit  ist. 

Alter  und  Facies:  Scaphitenpläner,  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Halberstadt  (h.).  Nettlingen  (s.),  Quedhnburg,  Mis- 
burg (s.  s.),  Oberg  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  30. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 


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Jerea  gracilis  nov.  sp.  (Tafel  II,  Fig.  5.) 

Die  beiden  mir  vorliegenden  Exemplare  sind  etwa  fingerlang  und  ca.  2  cm  dick.  Äußere  Form 
und  Kanalsystem  wie  bei  Jerea  Quenstedti.  Die  Skelettstruktur  ist  aber  dichter  und  die  Ostien  an  der 
Außenseite  sind  kleiner.    (Sie  sind  0,3 — 0,5  mm  groß  und  liegen  2 — 3  mm  weit  auseinander.) 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Das  Original  liegt  in  der  Sammlung  des  Verfassers. 

Gattung  Siphonia  Parkinson  1822,  emend.  Zittel  1878. 
(Skelettabbildung  Texttafel  IV,  Fig.  10,  11.) 

Feigen-,  birn-  oder  apfelförmig,  mit  abgerundetem,  zugespitztem  oder  abgestutztem  Scheitel  und 
tiefem  oder  seichtem  Paragaster,  kurz-  oder  langgestielt.  Außenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  ver- 
schieden großen,  runden  Ostien,  von  denen  gerade  Kanälchen  in  die  Wandung  eindringen.  Paragaster 
mit  großen,  zuweilen  in  Längs-  und  Querreihen  geordneten  Postiken  von  Kanälen,  die  in  der  Mitte  des 
Schwammkörpers  und  bei  jungen  Individuen  senkrecht  gestellt  sind,  sonst  aber  bogenförmig  und  fast 
parallel  zum  äußeren  Umfang  verlaufen.  Das  Stützskelett  ist  sehr  dicht  und  besteht  aus  kleinen  Tetra- 
clonen  mit  glatten  Clonen  und  mehr  oder  weniger  verzweigten  Zygomen.  Die  Dermalia  sind  kleine  Dicho- 
triaene.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Nach  V.  Zittel  soll  die  feinere  Struktur  des  Skeletts  bei  Siphonia  und  Jerea  völlig  übereinstimmen. 
Der  einzige  Unterschied  zwischen  beiden  Gattungen  läge  in  dem  Vorhandensein  einer  vertieften  Zentral- 
höhle bei  Siphonia.  Das  ist  aber  ein  Irrtum.  Gerade  an  den  Skelettverschiedenheiten  kann  man  selbst 
die  Jugendformen,  die  bei  den  Siphonia-KriQn  mit  sehr  tiefem  Paragaster  paragasterlose  Körper  bilden, 
sicher  unterscheiden,  während  der  Tiefenunterschied  des  Paragasters  bei  den  verschiedenen  Arten  ein 
und  derselben  Gattung  erheblich  schwankt.  Siphonia-Avten  stimmen  mit  Jerea- Arien,  die  unter  gleicher 
geologischer  Facies  vorkommen,  in  der  Tiefe  des  Paragasters  mehr  überein,  wie  innerhalb  der  Gattungs- 
grenzen die  Arten,  die  aus  verschiedenen  Facies  stammen. 

Das  Skelett  von  Jerea  ist  weitmaschig  und  locker.  An  geätzten  Exemplaren  sieht  man  das 
schon  mit  unbewaffnetem  Auge.  Bei  den  Siphonia- Arien  ist  die  Oberfläche  aber  so  dicht,  daß  das 
Skelettgewebe  geätzter  Stücke  zwischen  den  Ostien  eine  scheinbar  homogene  Masse  bildet.  Bei  schwacher 
Lupenvergrößerung  heben  sich  an  Jereen  die  Tetraclone  und  die  Polster,  die  durch  die  Vereinigung  der 
Zygome  entstehen,  deutlich  ab.  Die  Tetraclone  der  Siphonien  verschmelzen  an  der  Oberfläche  zu  einem 
sehr  dichten  Geflecht,  an  dem  die  Vereinigungsstellen  der  Zygome  nicht  besonders  hervortreten.  An 
ungeätzten  Exemplaren  von  guter  Erhaltung  kündigt  sich  die  Verschiedenheit  der  Skelettstruktur  bei 
den  Siphonia- Arien  durch  eine  glatte,  bei  den  Jereen  durch  eine  rauhe  Oberfläche  an. 

Diese  Angaben  über  die  Skelettverschiedenheiten  der  beiden  Gattungen  gelten  auch  für  das  Ver- 
hältnis der  Gattung  Siphonia  zu  den  Gattungen  Phymatella,  Aulaxinia,  Callopegma,  Turonia,  Theco- 


siphonia  etc.  Trotzdem  stelle  ich  Siphonia  mit  diesen  Gattungen  zu  derselben  Unterfamilie,  weil  die 
Skelettverschiedenheiten  fast  nur  durch  die  geringere  Größe  der  Tetraclone  von  Siphonia  bedingt  und  die 
Dermalia  bei  allen  Gattungen  Dichotriaene  sind. 

Siphonia  incrassata  Goldfuss. 

1833.    Siphonia  incrassata  Gold  fuss,  Petr.  Germ.  T.  I,  S.  17,  Taf.  XXX,  Fig.  5. 

1864.    Jerea  incrassata  Roemer,  Sp.,  S.  32. 

1878.    Siphonia  incrassata  Zittel,  Stud.  II,  S.  79. 

1883.    Siphonia  incrassata  Hinde,  Catal.,  S.  65. 

Die  Artbeschreibung  von  Goldfuss  lautet:  „Die  Siphonia  weicht  von  allen  übrigen  durch  ihre 
Ausdehnung  in  der  Breite  ab.  Sie  hat  einen  ganz  kurzen  Stiel  und  eine  niedergedrückt  kugelige  Gestalt. 
Die  obere  Fläche  ist  verwittert  und  man  erkennt  daher  die  wurmstichigen  Poren  und  Furchen  nur  an  der 
unteren  Seite  und  am  Stiele.    Verhärteter  Mergel  von  Coesfeld." 

Zu  dieser  unbestimmten  Diagnose  kommt  eine  undefinierbare  Abbildung.  Darum  kann  man 
nicht  feststellen,  was  für  eine  Spongienart  Goldfuss  gemeint  hat.  Formen,  auf  die  schließlich  die  Eigen- 
schaften, die  Goldfuss  angibt,  zu  beziehen  wären,  gibt  es  in  allen  Familien  der  lithistiden  Silicea. 

Schlüter,  der  ja  die  Spongienbänke  der  Umgebung  von  Coesfeld,  aus  denen  Siphonia  incrassata 
stammt,  gründlich  durchforscht  hat,  erwähnt  die  Spezies  nicht. 

Roemer  wiederholt  nur  die  GoLDFUss'sche  Diagnose  in  abgekürzter  Form. 

Zittel  beschränkt  sich  darauf  in  der  Liste  der  Siphonia- Arien  auch  Siphonia  incrassata  anzu- 
führen. 

Auch  Hinde  nennt  nur  die  Spezies,  ohne  sich  über  den  Gattungs-  und  Artcharakter  auszulassen. 

Der  einzige  Autor,  der  die  GoLDFUss'schen  Angaben  durch  eine  ausführliche  Beschreibung  und  durch 
einige  gute  Abbildungen  zu  ergänzen  bemüht  war,  ist  Griepenkerl.  Nur  ist  es  gänzlich  unsicher,  ob  die 
Spongie,  die  Griepenkerl  für  Siphonia  incrassata  Goldfuss  hält,  auch  wirklich  die  GoLDFUSs'sche  Art  ist. 
Darum  habe  ich  auch  für  Griepenkerls  Siphonia  incrassata  einen  neuen  Namen  (S.  Griepenkerli) 
gewählt. 

Siphonia  Griepenkerli  nov.  sp. 

1840.    Siphonia  ficus  Roemer,  Kr.,  S.  4  z.  T. 

1878.    Siphonia  ficus  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  412,  Taf.  CXXXI\',  Fig.  22  (nicht  S.  431,  Taf.  CXXXV,  Fig.  20—23). 

1878.    Siphonia  ficus  Zittel,  Stud.  II,  S.  79,  Taf.  IX,  Fig.  6  (Tetraclone). 

1883.    Siphonia  ficus  Hinde,  Catal.,  S.  65  z.  T. 

1888 — 89.    Siphonia  ficus  Griepenkerl,  Kr.  v.  Königslutter,  S.  19. 

1888 — 89.    Siphonia  incrassata  Griepenkerl,  Kr.  v.  Königslutter,  S.  19,  Taf.  II,  Fig.  5. 

Birn-,  kreisel-  oder  keulenförmig,  kugelig  oder  eiförmig,  auch  wohl  zylindrisch,  kurz  gestielt;  mit 
abgerundetem.,  abgestutztem  oder  leicht  vertieftem  Scheitel,  in  dessen  Mitte  eine  1 — 2  cm  weite,  rundliche 
Paragasteröffnung  liegt.  Das  Paragaster  ist  napf-  oder  trichterförmig  und  ebenso  tief  wie  weit.  In 
seltenen  Fällen  erscheint  es  auch  wohl  gleichsam  herausgestülpt,  so  daß  an  der  Stelle  der  Vertiefung  ein 
mit  Postiken  besetzter  Höcker  zu  liegen  kommt.  Paragasterwandung  mit  dicht  zusammenliegenden,  un- 
regelmäßig oder  in  Längs-,  seltener  in  Querreihen  stehenden,  1 — 2  mm  weiten  Postiken.  Vom  Rande  des 
Paragasters  strahlen  gewöhnlich  mehr  oder  weniger  deutlich  entwickelte  Furchen  über  den  Scheitel  bis 


—   93  — 


zur  Außenseite  aus.  Außenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  0,5 — 1  mm  weiten  Ostien,  die  namentlich 
am  Stiel  mit  anastomosierenden  Furchen  vergesellschaftert  sind.  Siphonia  Griepenkerli  wird  3 — 12  cm 
hoch  und  5 — 7  cm  dick. 

Alter  und  Facies:   Untersenone  Sandmergel.    Grünsand  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg  (z.  h.),  Glentorf  (h.). 

Siphonia  tubulosa  Roem.  sp.  (Tafel  II,  Fig.  6—8.  —  Texttafel  IV,  Fig.  11.) 

1840.    Scyphia  tubulosa  Roemer,  Kr.,  S.  8,  Taf.  III,  Fig.  10. 

1888 — 89.    Siphonia  ovalis  Griepenkerl,  Kr.  v.  Königslutter,  S.  20,  Taf.  III,  Fig.  3a,  b. 

Zylindrisch,  birn-,  feigen-  oder  keulenförmig,  mit  tiefem,  1 — 3  cm  weitem  Paragaster,  dickwandig, 
gestielt.  Scheitel  abgerundet,  abgestutzt  oder  leicht  zugespitzt,  oft  mit  kräftigen  Furchen,  die  vom  Para- 
gasterrandc  ausstrahlen.  Außenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  verschieden  großen  (0,2 — 1,5  mm 
weiten)  Ostien.  Paragasterwandung  mit  gleich  großen  (1 — 2  mm  weiten)  runden  oder  ovalen  Postiken, 
die  um  ihren  Durchmesser  oder  auch  noch  weiter  von  einander  entfernt  liegen.  Bei  ganz  jungan  Individuen 
ist  das  Paragaster  nicht  eingesenkt,  sondern  die  großen  Postiken  der  Aporhysen  münden  auf  dem  ab- 
gestutzten Scheitel.  Im  nächsten  Stadium  bildet  sich  auf  dem  Scheitel  eine  seichte  Mulde.  Bei  aus- 
gewachsenen Individuen,  die  bis  50  cm  lang  und  über  25  cm  dick  werden  können,  reicht  das  Paragaster 
bis  in  die  Nähe  der  Basis.  Siphonia  tubulosa  kann  leicht  mit  Jerea  Quenstedti  verwechselt  werden.  Wenn 
man  von  den  erheblichen,  aber  an  ungeätzten  Exemplaren  gar  nicht  erkennbaren  Verschiedenheiten  der 
Skelettstruktur  absieht  (ich  habe  sie  bei  der  Gattungsbeschreibung  angegeben),  bleiben  zwischen  gewissen 
weniger  typischen  Exemplaren  kaum  noch  Unterscheidungsmerkmale  übrig.  Die  Abbildung  bei  Roemer 
ist  recht  schematisiert  und  zeigt  außerdem  das  Originalexemplar  auf  dem  Kopfe  stehend.  Übrigens  habe 
ich  RoEMERS  Original  untersuchen  können. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide.  Grünsand  der 
Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (z.  h.),  Oberg  (z.  h.),  Adenstedt,  Glentorf  (z.  h.) 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  40. 
Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Siphonia  maliformis  nov.  sp. 

Apf eiförmig  oder  halbkugelig,  mit  zugespitztem  Scheitel,  sehr  dickwandig,  mit  tiefem  und  engem, 
röhrenförmigem  Paragaster,  gestielt.  Der  untere  Teil  der  Spongie  verjüngt  sich  nicht  allmähhch  zum 
Stiel,  wie  bei  Siphonia  tubulosa  Roem.  sp.,  die  in  denselben  Schichten  wie  Siphonia  maliformis  vorkommt, 
sondern  der  Schwammkörper  ist  an  der  Basis  am  dicksten  und  der  Stiel  durch  eine  unvermittelte  starke 
Verengerung  scharf  abgesetzt.  Oberfläche  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  1 — 2  mm  weiten  Ostien;  zuweilen 
auch  mit  kräftigen  Furchen,  die  namenthch  am  Scheitel  und  an  der  Basis  gut  entwickelt  sind.  Auf  der 
Paragasterwandung  runde  oder  ovale,  ca.  3  mm  weite  Postiken,  die  ungefähr  um  ihren  Durchmesser 
voneinander  entfernt  liegen.  Mittelgroße  Exemplare  sind  ohne  Stiel  ca.  10  cm  hoch  und  an  der  Basis 
ca.  15  cm  dick,  während  der  Stiel  schon  2  cm  unter  der  Basis  nur  noch  ca.  2  cm  dick  ist. 


—   94  — 


Die  Spezies  unterscheidet  sich  von  ähnlich  gestalteten  S iphonia- Arten,  z.  B.  von  Siphonia  Griepen- 
kerli,  die  übrigens  in  der  Kalkfacies  nicht  vorkommt,  schon  durch  ihr  tiefes  Paragaster. 
Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (z.  s.),  Oberg  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  6. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Siphonia  coronata  Griepenkerl. 

1889.    Siphonia  coronata  Griepenkerl,  Kreide  von  Königslutter,  S.  19,  Taf.  I,  Fig.  1 — 3. 

Kreiseiförmig,  kurzgestielt,  mit  einer  mulden-  oder  trichterförmigen  Scheitelvertiefung,  an  deren 
Grunde  eine  runde,  scharfgerandete,  0,5 — 1  cm  weite  Paragasteröffnung  liegt.  Der  1 — 1,5  cm  dicke 
Rand  der  Scheitelaushöhlung  ist  durch  4 — 8  rundliche  Höcker,  die  sich  zuweilen  auch  noch  als  dicke  Rippen 
über  die  Außenseite  der  oberen  Hälfte  des  Schwammes  fortsetzen,  wellig  oder  kronenartig  gestaltet.  Das 
Paragaster  ist  ebenso  tief  wie  weit.  Auf  seiner  Wandung  undeutlich  reihenförmig  angeordnete,  ca.  1  mm 
weite  Postiken.  Zuweilen  ist  das  Paragaster  nicht  eingesenkt,  sondern  in  eigentümlicher  Weise  vorgestülpt, 
so  daß  in  der  Mitte  der  Scheitelvertiefung  ein  mit  Postiken  versehener  Höcker  erscheint.  Vom  Rande 
des  Paragasters  nach  dem  Rande  der  Scheitelaushöhlung  strahlen  zahlreiche  vergabelte  und  anastomo- 
sierende  Furchen.  Außenseite  mit  kreuz  und  quer  verlaufenden  kurzen  Furchen  und  mit  kleinen  Ostien. 
Mittelgroße  Exemplare  sind  6 — 8  cm  hoch  und  am  vorderen  Ende  5 — 8  cm  dick. 

Alter  und   Facies:   Grünsand  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Glentorf  (z.  h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3  (Griepenkerls  Originale  aus  der  Sammlung 
der  techn.  Hochschule  in  Braunschweig.) 

Siphonia  micropora  nov.  sp.   (Taf.  II,  Fig.  9,  10.  —  Texttafel  IV,  Fig.  10.) 

Regelmäßig  oder  unregelmäßig  keulenförmig,  gestielt  oder  sitzend.  Scheitel  abgerundet,  mit 
zahlreichen  0,5 — 1  mm  weiten,  dicht  zusammenliegenden  Postiken,  die  bei  jungen  Individuen  in  einer 
seichten  Vertiefung,  bei  älteren  auf  der  Wandung  eines  trichterförmigen  oder  zylindrischen,  1,5 — 2  cm 
weiten  und  tiefen  Paragasters  liegen.  Außenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten  feinen  Ostien  und  stellen- 
weise mit  kurzen  geschlängelten  Furchen.  Ausgewachsene  Individuen  sind  etwa  fingerlang  und  mehrere 
cm  dick.  Die  Spezies  unterscheidet  sich  von  Jugendformen  der  Siphonia  tubulosa,  die  bei  Oberg  mit  ihr 
zusammen  vorkommt,  u.  a.  durch  kleinere  und  weiter  auseinander  liegende  Ostien  an  der  Außenseite 
und  namentlich  durch  viel  zahlreichere  und  kleinere  Postiken  im  Paragaster.  Ich  zähle  an  einem  4  cm 
langen  und  vorn  ca.  2  cm  dicken  Exemplar  von  Siphonia  micropora  ca.  50  Postiken,  bei  einem  gleichgroßen 
Exemplar  von  Siphonia  tubulosa  aber  nur  10,  die  5 — 6mal  so  groß  wie  die  Postiken  von  S.  micropora  sind. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung    und  Vorkommen:  Oberg  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  6. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


—   95  — 


Subgenus  Hallirhoa  Lamx. 
Siphonien  mit  lappigen  oder  kantigen  Längsrippen. 
Obere  Kreide. 

Hallirhoa  sexplicata  Roem.  sp. 

186'i.    Jerea  sexplicata  Roemer,  Sp.,  S.  33,  Taf.  XII,  Fig.  4. 

1888 — 89.    Siphonia  sexplicata  Griepenkerl,  Kreide  v.  Königslutter,  S.  20,  Taf.  III,  Fig.  1 — 2. 

Birnförmig  oder  zylindrisch,  mit  mehreren  in  der  Richtung  der  Längsaxe  des  Schwammkörpers 
verlaufenden,  vom  Scheitel  bis  zur  Basis  reichenden,  abgerundeten  oder  kantigen  Rippen,  sitzend.  Scheitel 
bei  jungen  Individuen  abgestutzt,  mit  zahlreichen  Ostien  von  Vertikalkanälen;  bei  älteren  zu  einem 
röhren-  oder  trichterförmigen  Paragaster  vertieft,  dessen  Wandung  mit  dichtstehenden,  ca.  1  mm  weiten 
Postiken  besetzt  ist.  Außenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  0,5 — 1  mm  weiten  Ostien  und  bis  1  mm 
breiten  Furchen,  die  namentlich  am  Scheitel  und  auf  den  Faltenrücken  gut  entwickelt  sind.  Mittelgroße 
Stücke  sind  ca.  10  cm  lang  und  ca.  3,5  cm  dick. 

Alter  und   Facies:  Grünsand  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Ilsenburg,  Glentorf. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2  (Grikpenkerls  Originale  aus  der  Sammlung 
der  techn.  Hochschule  in  Braunschweig.) 

Hallirhoa  fusiformis  nov.  sp. 

Spindelförmig,  mit  mehreren  vom  Scheitel  zum  Stiel  verlaufenden  kantigen  Rippen,  langgestielt. 
Scheitel  zugespitzt,  mit  mehreren,  2 — 4  mm  weiten  Postiken  von  Kanälen,  die  den  Schwammkörper  der 
Länge  nach  oder  parallel  zur  Oberfläche  durchziehen.  Oberfläche  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  0,5 — 1,5  mm 
weiten  Ostien  und  außerdem  zuweilen  mit  mehreren,  2 — 5  mm  breiten,  kräftigen  Furchen  oder  Rinnen, 
die  in  der  Richtung  der  Längsaxe  des  Schwammkörpers  verlaufen  und  sich  bei  fortschreitendem  Wachstum 
der  Spongie  zu  den  Vertikalkanälen  umbilden,  deren  große  Postiken  am  Scheitel  liegen.  Mittelgroße  Exem- 
plare sind  15 — 20  cm  lang  und  in  der  Mitte  7 — 10  cm  dick. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Trachysycon  Zittel.  1878. 

Feigen-  oder  länglich  eiförmig,  mit  tiefem  Paragaster,  auf  dessen  Wandung  große  Postiken  von 
Radialkanälen  liegen,  gestielt.  Außenseite  mit  konischen  Warzen,  von  deren  Gipfeln  feine  Furchen  strahlen- 
förmig herablaufen.  Der  untere  Teil  des  Schwammkörpers  ist  zuweilen  mit  Deckschicht  überzogen.  Das 
Stützskelett  besteht  aus  kleinen  Tetraclonen  mit  glatten  Clonen  und  wenig  verzweigten  Zygomen.  Der- 
malia  und  Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 


no 


Trachysycon  muricatum  Roem.  sp. 

1864.    Plocoscyphia  muricala  Roemer,  Sp.,  S.  28,  Taf.  X,  Fig.  9. 
1878.    Trachysycon  muricatum  Zittel,  Stud.  II,  S.  76. 

Eiförmig,  feigenförmig  oder  kugelig,  mit  ziemlich  tiefem,  1— 1,5  cm  weitem,  röhrenförmigem  Para- 
gaster,  auf  dessen  Wandung  größere  Postiken  hegen,  sitzend  oder  kurz  gestielt.  Außenseite  mit  zahl- 
reichen, etwa  um  ihren  Querdurchmesser  von  einander  entfernt  hegenden,  bis  5  mm  hohen  und  an  der 
Basis  5—10  mm  dicken  Stacheln  und  konischen  Warzen,  von  deren  Gipfeln  feine  Furchen  ausstrahlen. 
Größere  Ostien  sind  nicht  sichtbar.  Zuweilen  ist  die  Basis  von  einer  runzeligen  Kieselhaut  überzogen, 
deren  Struktur  ich  nicht  feststellen  konnte.    Die  Spezies  kann  etwa  faustdick  werden. 

Alter  und  Facies:  Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Unterfamilie  Acrochordoninae  nov.  subfam. 
Tetracladinidae,  deren  Stützskelett  aus  unregelmäßigen  Tetraclonen  mit  warzigen  Clonen  besteht. 
Als  Dermaha  Dichotriaene. 

Gattung  Acrochordonia  Schrammen.  1901. 
(Skelettabbildung  Texttafel  VI,  Fig.  10.) 
Ästig,  mit  abgerundeten,  zugespitzten  oder  keulenförmig  verdickten  Zweigen,  knollig  mit  rund- 
lichen Höckern,  oder  ohrförmig  mit  lappigen  oder  fingerförmigen  Fortsätzen.   Oberfläche  mit  zerstreuten, 
kleinen  Ostien  und  mehreren,  in  seichten  Vertiefungen  hegenden  Postikengruppen,  zu  denen  kräftige 
Kanäle  hinführen  können.   Das  Stützskelett  ist  sehr  dicht  und  besteht  aus  großen  Tetraclonen,  deren  Clone 
und  Zygome  stark  mit  Warzen  besetzt  sind.    Die  Dermalia  sind  Dichotriaene.    Microsclere  unbekannt. 
Obere  Kreide. 

Diese  Gattung  unterscheidet  sich  durch  ihre  überall  stark  mit  Warzen  besetzten  Tetraclone  recht 
deuthch  von  allen  anderen  Tetracladinen-Gattungen,  deren  Dermaha  Dichotriaene  sind.  —  (Sonst  haben 
die  Genera  mit  warzigen  Tetraclonen  in  der  Regel  als  Dermaha  Phyllo-,  Disco-  etc.  Triaene.) 

Acrochordonia  ramosa  Schrammen.   (Tafel  IV,  Fig.  5,  6.  -  Texttafel  VI,  Fig.  10.) 

1901.    Acrochordonia  ramosa  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  7,  Taf.  I,  Fig.  8;  Taf.  V,  Fig.  1. 

Ästig,  mit  zugespitzten,  abgerundeten  oder  keulenförmig  verdickten  Zweigen,  oder  knollig,  mit 
fingerförmigen  oder  halbkugeligen  Fortsätzen.  Oberfläche  mit  unregelmäßig  zerstreuten  porenförmigen 
Ostien  und  außerdem  mit  einigen,  in  seichten,  runden,  ca.  1  cm  weiten  Vertiefungen  hegenden  Postiken- 
gruppen, die  aus  zahlreichen,  bis  1  mm  weiten,  dicht  zusammenliegenden  Postiken  bestehen.  Die  Gruppen 
liegen  gewöhnlich  nicht  an  den  Enden  der  Zweige,  wie  ich  bei  meiner  ersten  Beschreibung  auf  Grund 
des  geringfügigen  Materials,  das  ich  damals  besaß,  annehmen  mußte,  sondern  an  der  Innenseite.  Mittelgroße 
Exemplare  sind  etwa  kinderfaustgroß.    Die  Zweige  sind  1,5—4  cm  dick. 


BEITRAEGE 

ZUR 

NATURGESCHICHTE  DER  VORZEIT 


Herausgegeben 
von 

E.  KOKEN  und  J.  F.  POMPECKJ 


in  Tübingen 


;ii  Göttiusren. 


Unter  JMitwirkung  von 

O.  Jaekel,  A.  von  Koeneri,  A.  Rothpietz  und  G.  Steinmann 

als  Vertretern  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 


Supplement  V. 

Zweite  Lieferung. 
Inhalt: 

Schrammen,  A.,  Die  Kieselspongien  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutschland.   I.  Teil.   Lieferung  2. 
(S.  97-175  mit  Taf.  XHI-XXIV.) 


Stuttgart. 

E.  Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlung,  Nägele  &.  Dr.  Sproesser. 

1910. 

Ausgegeben  im  Oktober  1910. 


£.  Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlung,  Nägele  &  Dr.  Sproesser  in  Stuttgart. 

Vor  Kurzem  erschien  ; 

Prof.  Dr.  Charles  Depéret: 

Die  Umbildung  der  Tierwelt. 

Eine  Einführung  in  die  Entwicklungsgeschichte  auf  paläontologischer  Grundlage. 

Ins  Deutsche  übertragen  von  Rieh.  N.  Wegner,  Breslau. 

80.  330  Seiten.  —  Preis  brosch.  MIc.  2.80,  geb.  tAk.  3.30. 

.  .  .  Die  Übertragung  dieses  Werkes  in  das  Deutsche  ist  mit  Freude  zu  begrüßen.  Sie 
macht  auch  weitere  Kreise  mit  den  Anschauungen  bekannt,  die  ein  als  Forscher  angesehener 
Paläontologe  Frankreichs  sich  über  Probleme  gebildet  hat,  mit  denen  wir  uns  in  Deutschland  so 
intensiv  beschäftigen.  Die  Kunst  der  Darstellung,  die  Art,  wie  das  positive  Material  verwertet 
und  so  zurückhaltend  verteilt  ist,  daß  der  Genuli  am  Lesen  fast  nie  unterbrochen  wird,  erinnert 
zuweilen  an  die  Form  der  Darwinscheu  Werke.  Das  Werk  ist  eine  hervorragende  Leistung, 
die  wohl  verdient,  in  Deutschland  eingeführt  zu  werden.  .  .  . 

E.  Koken,  Tübingen.   (Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie  etc.  1909  Bd.  IL  2.) 


E.  Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlung,  Nägele  &  Dr.  Sproesser  in  Stuttgart. 

Vor  Kurzem  eistlileu  ; 

Lehrbuch  der  Vergleichenden 
Anatomie  der  Wirbeltiere 

von 

Prof.  Dr.  W.  Schimkewitsch, 

Direktor  des  Zoologischen  Instituts  in  St.  Petersburg. 

Ins  Deutsche  übertragen  und  beai'beitet  von 
Dr.  H.  N.  Maier,  München  und  B.  W.  Sukatsoliolf ,  Dorpat. 

Gr.  8°.   650  Seiten  mit  635  zum  großen  Teil  farbigen  Textabbildungen 

in  971  Einzeldarstellungen. 

  Preis  brosch.  Mk.  18.—,  geb.  Mk.  19.60.   

Dieses  nach  dem  Urteil  hervorragender  Zoologen  nach  Inhalt  und  Ausführung  hochbedeutsame 
Werk  wird  sich  auch  für  jeden  Paläontologen  als  unentbehrlich  erweisen. 


—   97  — 


Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (z.  s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  5.  , 
Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Acrochordonia  auricula  nov.  sp.  (Tafel  IV,  Fig.  7.) 

Ohrförmig,  mit  abgerundetem,  durch  lappige  oder  fingerförmige  Fortsätze  zackigem  Rand,  sitzend. 
Außenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten  porenförmigen  Ostien,  und  stellenweise  mit  kräftigen,  sich 
kreuzenden  Furchen.  Innenseite  mit  mehreren  Postikengruppen,  die  aus  0,5 — 0,8  mm  weiten,  bis  1  mm 
auseinander  liegenden  Postiken  bestehen  und  in  muldenförmigen  Vertiefungen  der  marginalen  Fortsätze 
liegen.    Das  Originalexemplar  ist  10  cm  hoch  und  8  cm  breit.    Die  Wandung  ist  1,5 — 2  cm  dick. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Unterfamilie  Discoderminae  nov.  subfam. 

Tetracladinidae  deren  Stützskelett  aus  großen  Tetraclonen  mit  warzigen,  seltener  mit  glatten  Clonen 
besteht.    Mit  Phyllotriaenen  und  Discotriaenen  als  Dermalia. 

Gattung  Discodermia  Bocage.  1869. 
(Skelettabbildung  Texltafel  V,  Fig.  4.) 

Knollig  ohne  Paragaster;  zylindrisch,  birn-  oder  eiförmig  mit  kurzem  und  engem,  oder  auch  mit 
tiefem  Paragaster;  (die  rezenten  Arten  sind  nach  Doederlein  auch  wurm-,  Strauch-,  becher-  oder  röhren- 
förmig, halbkugelig  und  polsterförmig).  Bei  guter  Erhaltung  ist  die  Oberfläche  mit  einer  glatten  und 
dichten  Deckschicht  überzogen.  An  den  deckschichtfreien  Stellen  Ostien  und  Postiken  von  verschiedener 
Größe  und  anastomosierende  Furchen,  in  denen  kleine  Ostien  liegen.  Das  Stützskelett  besteht  aus  ziem- 
hch  großen  Tetraclonen  mit  glatten  oder  warzigen  Clonen  und  mehr  oder  weniger  verzweigten  Zygomen. 
Die  Dermalia  sind  Phyllo-  oder  Discotriaene.  Als  Microsclere,  (die  aber  nur  von  den  lebenden  Arten  be- 
kannt sind),  Microxe  und  Microstrongyle. 

Obere  Kreide  und  Jetztzeit. 

Discodermia  antiqua  Schrammen.  (Tafel  VIII,  Fig.  1,2.  —  Tafel  VII,  Fig.  5— 7.  —  Texttafel  V,  Fig.  4.) 

1901.    Discodermia  antiqua  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  5,  Taf.  I   Fig.  2,  3,  4;  Taf.  IV,  Fig.  3. 

,  Knollig,  mit  rundlichen  oder  fingerförmigen  Höckern,  kolben-  oder  birnförmig,  mit  kurzem  und 
engem  Paragaster,  sitzend  oder  kurzgestielt.  Der  Schwammkörper  ist  oft  gänzlich  oder  zu  einem  großen 
Teil  mit  einer  glatten  und  dicken  Deckschicht  überzogen,  die  aus  sehr  großen,  lappigen  Phyllotriaenen, 

Palaeontographica.    Suppl.  V.  13 


—   98  — 


und  kleinen,  unregelmäßig  verästelten  und  plattig  ausgebreiteten  Kieselkörperchen  besteht.  An  den 
deckschichtfreien  Stellen  ist  die  Oberfläche  feinporös,  oder,  wenn  die  unmittelbar  imter  der  Deck- 
schicht liegende  Skelettlage  fehlt,  grobmaschig  mit  kurzen,  kreuz  und  quer  verlaufenden  und  anastomo- 
sierenden  Furchen  und  unregelmäßig  zerstreuten,  1,5 — 2  mm  weiten  Ostien.  Das  Paragaster  ist  0,5  bis 
1,5  cm  weit  und  1 — 4  cm  tief.  Bei  kolben-  oder  birnförmigen  Stücken  liegt  die  Mündung  in  der  Mitte  des 
Scheitels.  Bei  den  knolligen  Formen  ist  ihre  Lage  unbestimmt.  Das  Paragaster  kann  aber  auch  fehlen. 
Die  Paragasterwandung  ist  feinporös.  Unter  ihrer  Oberfläche  münden  zahlreiche,  1,5 — 2  mm  weite 
Kanäle,  die  strahlenförmig  die  ganze  Wandung  des  Schwammkörpers  durchziehen  und  dicht  unter  der 
Oberfläche  der  Außenseite  beginnen.    Große  Stücke  sind  etwa  faustdick. 

Ungeätzte  und  mit  Deckschicht  überzogene  Exemplare  können  ziemlich  leicht  mit  mittelgroßen 
Stücken  von  Pachinion  scriptum  Roem.  sp.  verwechselt  werden.  Aber  schon  mit  einer  schwacli  ver- 
größernden Lupe  sieht  man  in  der  Deckschicht  von  Discodermia  ungewöhnlich  große,  stark  zerschlitzte, 
lappige  Phyllotriaene ,  während  bei  Pachinion  Dichotriaene  in  Form  zierlicher  Sternchen  zum  Vor- 
schein kommen. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und   Vorkommen:   Oberg,  Misburg  (z.  s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  15. 
Die  Originale  zu  den  Abbildungen  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Discodermia  colossea  nov.  sp. 

Unregelmäßig  walzenförmig  oder  umgekehrt  keulenförmig.  Oberfläche  an  den  deckschichtfreien 
Stellen  mit  kurzen,  anastomosierenden  Längs-  und  Querfurchen  und  unregelmäßig  zerstreuten,  1 — 2  mm 
weiten  Ostien.  Die  Deckschicht  ist  glatt  oder  runzelig  und  besteht  aus  großen,  stark  zerschlitzten  Phyllo- 
triaenen.  Das  kleinere  der  beiden  Exemplare,  die  ich  gefunden  habe,  ist  20  cm  lang  und  5 — 10  cm  dick. 
Das  größere  ist  fast  30  cm  lang,  in  der  Nähe  der  Basis  ca.  13  cm,  am  vorderen  Ende  ca.  5  cm  dick. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.). 

Untersuchte  Stücke:  2. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Discodermia  gleba  nov.  sp.   (Tafel  XV,  Fig.  2.) 

Knollig,  mit  mehreren  runden  oder  oyalen,  0,5 — 1,5  cm  weiten  Paragasteröffnungen.  An  dem 
einzigen  Exemplar,  das  ich  besitze,  ist  die  Oberfläche  ganz  mit  einer  dicken  Deckschicht  überzogen,  die 
aus  großen  Phyllotriaenen  besteht.  Die  inneren  Teile  des  Schwammes  sind  in  Eisenhydroxyd  umgewandelt. 
Das  Original  ist  kastaniengroß. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Texttafel  V. 

Skelettelemente  der  Familie  Tetracladinidae. 
(Sämtliche  Figuren  in  30  fâcher  Vergrößerung.) 


A.  Schrammen  dPl. 


Erklärung  zu  Texttafel  V. 

Familie  Tetracladinidae. 

Fig.  1.    Colossolacis  plicata  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.    Isolierte  Tetraclone. 
Fig.  2.    Rhoptrum  scytaliforme  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,    a)  Ein  Tetraclon  von 

oben,  von  unten  und  von  der  Seite  gesehen,    b)  Tetraclone. 
Fig.  3.    Rhagadinia  rimosa  Roemer  sp.  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,   a)  Tetraclone  mit  warzigen 

Armen,    b)  Ein  Tetraclon  mit  glatten  Armen,    c)  Phyllotriaen  aus  der  Deckschicht. 
Fig.  4.    Discodermia  antiqua  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,   a)  Tetraclone  mit  glatten 

Armen,    b)  Ein  Tetraclon  mit  warzigen  Armen,    c)  Lappiges  Phyllotriaen  aus  der  Deckschicht. 


100  — 


Gattimg  Rhagadinia  Zittel.  1878. 
(Skelettabbildung  Texttafel  V,  Fig.  3.) 

Ohrförmig,  trichter-  oder  schüsseiförmig,  kurzgestielt  oder  sitzend.  Oberseite  mit  anastomosieren- 
den  Furchen,  die  entweder  ganz  unregelmäßig  verlaufen  und  sich  in  verschiedenen  Richtungen  durch- 
kreuzen, oder  von  kleinen  runden  Postiken  ausstrahlen,  die  auch  in  seichten  Grübchen  hegen  können 
und  undeutlicli  sternförmige  Figuren  bilden.  Unterseite  mit  vergabelten  und  anastomosierenden  Längs- 
furchen, in  denen  kleine,  runde  Ostien  liegen.  Das  Stützskelett  besteht  aus  ziemlich  großen  Tetraclonen 
mit  glatten  oder  warzigen  Armen  und  stark  verästelten  Zygomen.  Die  Dermalia  sind  lappige  Phyllo- 
triaene,  die  in  ein  Netzwerk  kleiner,  unregelmäßig  geformter  imd  plattig  ausgebreiteter  Kieselkörperchen 
eingebettet  sind.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Die  beiden  von  Hinde  beschriebenen  Arten,  Rhagadinia  compressa'^)  und  Rhagadinia  clavata^), 
die  gleich  der  typischen  Rhagadinia- Avi,  Rhagadinia  rimosa  als  Dermalia  Phyllotriaene  haben,  sind  durch 
mit  ringförmigen  Wülsten  an  der  Basis  der  Clone  versehene  Tetraclone  von  den  Rhagadinia- Arien  recht 
bestimmt  unterschieden.  Rhagadinia  compressa  Hinde  zähle  ich  zu  meiner  Gattung  Cycloclema,  Rhaga- 
dinia clavata  zur  Gattung  Procaliapsis  Schrammen. 

Rhagadinia  rimosa  Roem.  sp.   (Tafel  Vlll,  Fig.  6,  7.  —  Tafel  X,  Fig.  5,  6.  —  Tafel  VII,  Fig.  4.  — 

Texttafel  V,  Fig.  3.) 

1864.    Cupulospongia  rimosa  Roemer,  Spong.,  S.  51,  Taf.  XVII,  Fig.  8. 
1878.    Rhagadinia  rimosa  Zittel,  Stud.  II,  S.  88,  Taf.  X,  Fig.  4. 
1884.    Rhagadinia  rimosa  Hinde,  Catal.,  S.  82. 
1884.    Rhagadinia  rimosa  Pocta,  Beitr.  II,  S.  41,  Taf.  II,  Fig.  14. 

Ohrförmig,  seltener  Schüssel-  oder  becherförmig,  mit  abgerundetem,  rissigem  Rand,  gestielt.  Innen- 
seite, wenn  die  Deckschicht  fehlt,  mit  zahlreichen,  aus  mehreren  ca.  0,5  mm  weiten  Postiken  bestehenden, 
unregelmäßig  zerstreuten,  etwa  um  ihren  mehrere  mm  bis  0,5  cm  betragenden  Durchmesser,  oder  etwas 
weiter  voneinander  entfernt  liegenden  Postikengruppen,  von  denen  undeutlich  sternförmig  angeordnete 
kurze  Furchen  ausstrahlen,  die  mit  den  Furchen  benachbarter  Postikengruppen  Anastomosen  bilden. 
An  rohen  Stücken,  auch  wenn  sie  gut  erhalten  sind,  kann  man  die  Postikengruppen  nicht  erkennen  und 
auch  an  Korrosionspräparaten  sind  sie  nicht  immer  deutlich  ausgeprägt,  weil  die  Postiken  ganz  fehlen 
können.  Dann  bilden  die  Furchen  allein  ein  scheinbar  regelloses  Gewirr.  Außenseite  mit  strahlig  vom  Stiel 
nach  dem  Rand  verlaufenden,  vielfach  vergabelten  und  verschmolzenen,  durch  1 — 3  mm  breite  Skelett- 
brücken getrennten  Furchen,  in  denen  in  Abständen  von  2 — 5  mm  kleine,  bis  0,5  mm  weite  Ostien  liegen. 
Während  an  der  Oberseite  oft  die  Postiken  nicht  entwickelt  sind,  können  an  der  Unterseite  die  Furchen 
fehlen.  Die  Deckschicht,  welche  aus  sehr  großen  lappigen  Phyllotriaenen  und  kleinen,  unregelmäßig  ver- 
ästelten und  plattig  ausgebreiteten  Kieselkörperchen  besteht,  ist  in  der  Regel  nicht  erhalten,  kann  aber 
auch  den  ganzen  Schwammkörper  als  glattes,  dünnes  Häutchen  überziehen,  wobei  sie  an  der  Innenseite 
des  Schwammes,  an  den  Stellen,  wo  unter  der  Deckschicht  die  mit  Furchensystemen  kombinierten  Postiken- 


M  Catalogue  S.  82,  Taf.  IXX,  Fig.  3,  3a. 
1.  c.  S.  84,  Taf.  IXX,  Fig.  4a— c. 


—    101  — 


gruppen  liegen,  warzenförmige  Erhebungen  bildet.  Mittelgroße  Stücke  sind  etwa  kinderhandgroß.  Die 
Wandung  ist  0,7 — 1,5  cm  dick.  Die  Exemplare  aus  der  Mucronatenkreide  sind  im  allgemeinen  massiger 
wie  die  aus  der  Quadratenkreide.    Sie  haben  auch  gröbere  Furchenkanäle  auf  beiden  Seiten. 

Ich  besitze  ein  kleines  Exemplar  aus  der  Mucronatenkreide  von  Misburg,  an  dessen  Unterseite 
unregelmäßig  zerstreut  10  napfförmige,  ca.  0,5  cm  weite,  mehrere  mm  tiefe,  z.  T.  mit  Deckschicht  über- 
zogene Grübchen  liegen.  Vielleicht  sind  die  Grübchen,  ähnlich  den  gallenförmigen  Knollen  an  der  Obi-r- 
fläche  recenter  Discodermiaarten  auf  die  Einwirkung  von  Schmarotzern  zurückzuführen. 

Nach  PoCTA  soll  Rhagadinia  rimosa  in  Böhmen  schon  im  Cenoman  (Korytzaner  Schichten  von  Koliii) 
vorkommen.  Poctas  Angaben  stützen  sich  aber  nur  auf  ein  einziges  Exemplar,  dessen  Skelett  (nach  der 
Abbildung  beurteilt)  zu  schlecht  erhalten  ist,  um  eine  einwandsfreie  Bestimmung  zu  erlauben. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  V  o  r  k  o  m.  m.  e  n  :  Ahlten,  Ilsenburg,  Oberg  (h.),  Misburg  (i.  d.  M.  h.) 
Adenstedt. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  100. 
Die  Originale  zw  den  Abbildungen  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Rhagadinia  Doederleini  nov.  sp.   (Tafel  VII,  Fig.  1—3.) 

Trichterförmig  oder  ohrförmig,  dickwandig,  mit  abgerundetem  Rand,  gestielt  oder  sitzend.  Innen- 
seite mit  unregelmäßig  zerstreuten,  zuweilen  mit  einer  porösen  Skelettschicht  überzogenen,  1 — 1,5  cm  von- 
einander entfernt  liegenden,  3 — 5  mm  weiten  und  tiefen,  nach  unten  spitz  zulaufenden  Grübchen,  in  denen 
ca.  1  mm  weite  Postiken  liegen.  Vom  Rande  der  Grübchen  strahlen  kräftige  Furchen  aus,  die  miteinander 
Anastomosen  bilden.  Außenseite  mit  grobporöser  Oberfläche,  unter  der  unregelmäßig  zerstreute,  ca.  1  mm 
weite  Ostien  liegen,  von  denen  in  schräger  Richtung  grobe  Kanäle  tief  in  die  Wandung  eindringen.  Das 
größte  meiner  beiden  Exemplare,  ein  regelmäßig  trichterförmiges  Stück,  ist  3  cm  hoch  (ohne  Stiel)  und 
7,5  cm  breit.    Die  Wandung  ist  ca.  1,5  cm  dick. 

Von  Rhagadinia  rimosa  unterscheidet  sich  die  Spezies  durch  ihre  im  Verhältnis  zur  Größe  dickere 
Wandung,  die  grobporöse  Unterseite  und  die  trichterförmigen  Postikengrübchen  der  Oberseite. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkomm,  en:   Oberg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersu  c  h  ten  Stücke:  2. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Placoscytus  nov.  nom.    (Syn.  Sollasella  Schrammen.  1901.) 
(Skelettabbildung  Texttafel  VI,  Fig.  6.) 

Keulenförmig,  umgekehrt  flaschenförmig  oder  zylindrisch,  einfach  oder  zusammengesetzt,  gestielt. 
Scheitel  leicht  vertieft,  mit  zahlreichen,  runden  Postiken  von  Kanälen,  die  den  Schwammkörper  der  Länge 
nach  durchziehen.  Außenseite  mit  anastomosierenden  Furchen,  in  denen  kleine  runde  Ostien  von  ein- 
fachen Radialkanälen  liegen,  und  unregelmäßig  zerstreuten  Ostien.    Das  Stützskelett  besteht  aus  sehr 


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kleinen  Tetraclonen  mit  glatten  oder  warzigen  Clonen  und  ziemlich  stark  verzweigten  Zygomen.  Die 
Dermalia  sind  gezähnelte  Discotriaene.    Microsclere  unbekannt. 
Obere  Kreide. 

In  meiner  ersten  Beschreibung  hatte  ich  diese  Gattung  Sollasella  genannt,  ohne  zu  wissen,  daß 
der  Name  bereits  an  einen  lebenden  Schwamm  {Sollasella  v.  Lendenfeld)  vergeben  war. 

Placoscytus  jereaeformis  Schrammen.  (Tafel  XV,  Fig.  4.  —Tafel  VIII,  Fig.  8.  —Texttafel  VI,  Fig.  6.) 

1901.    Sollasella  jereaeformis  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  6,  Taf.  II,  Fig.  4;  Taf.  IV,  Fig.  6. 

Keulenförmig,  zylindrisch  oder  flaschenförmig,  mit  abgestutztem  oder  leicht  vertieftem  Scheitel, 
auf  dem  zahlreiche,  0,5 — 1  mm  weite  Postiken  liegen.  Außenseite  mit  geschlängelten,  0,5 — 1  mm  breiten 
Furchen,  die  im  allgemeinen  in  der  Längsrichtung  des  Schwammes  verlaufen.  In  den  Furchen  und  un- 
regelmäßig über  die  Oberfläche  zerstreut  liegen  winzige  Ostien.  Die  Dermalia  sind  Kieselplättchen  mit 
scharfem  oder  sägenartig  gezähneltem  Rande.  An  der  eigentümlichen,  bei  keiner  anderen  fossilen^) 
Spongienart  vorkommenden  Form  dieser  Kieselplättchen,  die  allerdings  nur  selten  erhalten  und  auch 
recht  schwer  aufzufinden  sind,  ist  die  Spezies  sicher  zu  erkennen. 

Placoscytus  jereaeformis  gehört  zu  den  kleineren  Spongienarten,  denn  selbst  große  Exemplare 
werden  kaum  fingerlang  und  -dick. 

Vielleicht  gehört  hierher  auch  ein  Schwamm  von  eigentümlicher  Gestalt  (Taf.  XV  Fig.  4),  den  ich 
in  der  Quadratenkreide  von  Misburg  gefunden  habe.  Es  ist  ein  mit  einem  2,5  cm  langen,  1  cm  dicken 
Stiel  versehener  kugeliger  Knollen,  von  dessen  Scheitel  4  zylindrische,  1  cm  dicke,  1,5 — 1,8  cm  lange,  am 
Scheitel  schwach  verbreiterte  Stämmchen  entspringen.  Die  Scheitel  der  beiden  am  besten  erhaltenen 
Stämmchen  sind  abgestutzt,  und  mit  runden,  0,8 — 1  mm  weiten  Postiken  bedeckt.  Leider  ist  die  Ober- 
fläche der  Außenseite  nicht  gut  erhalten.  Auch  fehlen  die  Dermalia.  Die  Tetraclone  stimmen  aber  mit 
den  Tetraclonen  von  Placoscytus  jereaeformis  überein. 

Alter   und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg  (s.  s.),  Oberg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Das  Original  zu  der  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Eustrobilus  nov.  gen. 
(Skelettabbildung  Texttafel  IV,  Fig.  12.) 

Kreiseiförmig  oder  zylindrisch,  dickwandig,  mit  abgestutztem  Scheitel  und  engem  und  tiefem  Para- 
gaster,  kurz  gestielt.  Außenseite  mit  unregelmäßig  über  die  Oberfläche  zerstreuten,  ziemlich  großen  Ostien 
von  vergabelten  Radialkanälen,  die  tief  in  die  Wandung  eindringen,  und  von  einem  zweiten  System  von 
Kanälen,  die  von  kleinen  Postiken  der  Paragasterwandung  ausgehen,  gekreuzt  werden.  Am  Scheitel 
sind  beide  Kanalsysteme  als  grobe,  vom  Scheitel  nach  der  Paragasterwandung  bezw.  umgekehrt  verlau- 


Dagegen  hat  eine  lebende  Spezies,  Corallistes  calUpelta  Sollas,  ganz  ähnliche  Dermalia. 


—    103  — 


fende  Furchen  sichtbar.  Das  Stützskelett  besteht  aus  ziemlich  großen  warzigen  Tetraclonen.  Als  Dermalia 
lappige  Phyllotriaene.    Microsclere  unbekannt. 
Obere  Kreide. 

Eustrobilus  callosus  nov.  sp.    (Tafel  XXIII,  Fig.  6.  —  Tafel  XV,  Fig.  1.  —  Tafel  VIII,  Fig.  3,  4.  — 

Texttafel  IV,  Fig.  12.) 

Kreisel-  oder  walzenförmig,  mit  abgestutztem,  seltener  leicht  zugespitztem  Scheitel,  kurz  gestielt. 
Das  Paragaster  ist  tief  und  ziemlich  eng.  An  seiner  Oberfläche  liegen  in  undeutlichen  Reihen  zahlreiche, 
ca.  1  mm  weite  und  um  ihren  Durchmesser  voneinander  entfernte  Postiken.  Außenseite  mit  unregel- 
mäßig zerstreuten,  ca.  1  mm  weiten,  mehrere  mm  voneinander  entfernt  liegenden  Ostien,  von  denen 
gerade  Kanäle  tief  in  das  Innere  der  Wandung  eindringen.  Sie  kreuzen  sich  dort  mit  gleichweiten  Kanälen, 
die  von  den  Postiken  auf  der  Paragasterwandung  ausgehen.  Auf  dem  Scheitel  erscheinen  beide  Systeme 
als  kräftige,  von  der  Mitte  nach  dem  Rande  ausstrahlende,  anastomosierende  Furchen.  Die  Deckschicht, 
die  gewöhnlich  nicht  erhalten  ist,  besteht  aus  Phyllotriaenen.  Die  Spezies  wird  5 — 12  cm  hoch  und  4 — 5  cm 
dick.    Das  Paragaster  ist  1 — 1,5  cm  weit. 

Ungeätzte  Exemplare  von  Eustrobilus  callosus  haben  in  Körperform  und  Kanalsystem  eine  so  große 
Ähnlichkeit  mit  kleineren  Exemplaren  der  Rhizomorine  Scytalia  terehrata  Phill.  sp.,  daß  in  Zweifelsfällen 
nur  die  Untersuchung  der  Skelettbeschaffenheit  vor  Verwechslungen  schützen  kann. 

Alter  und   Facies:    Kalkmergel  der  Quadratenkreide  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (z.  s.),  Misburg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  5. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Colossolacis  nov.  gen. 

(Skelettabbildung  Texttafel  V,  Fig.  1.) 

Undeutlich  sternförmig  gefaltet;  die  Falten  gehen  fast  bis  zur  Mitte  des  Schwammkörpers,  und 
bestehen  aus  unregelmäßig  gebogenen  und  wiederholt  gefalteten  und  übereinander  geschobenen  Lappen. 
Basis  mit  wurzelartigen  Anhängseln.  An  der  Oberfläche  unregelmäßig  verteilte  Ostien  und  Postiken 
von  verschiedener  Größe.  Das  Stützskelett  besteht  aus  großen  Tetraclonen  mit  glatten  Clonen  und  ziemlich 
stark  verzweigten  Zygomen.    Die  Dermalia  sind  lappige  Phyllotriaene.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Colossolacis  plicata  nov.  sp.  —  (Tafel  IX,  Fig.  1,  2.  —  Tafel  VIII,  Fig.  5.  —  Texttafel  V,  Fig.  1.) 

Der  an  der  Basis  mit  mehreren,  2 — 4  cm  langen  und  ca.  1,5  cm  dicken  Wurzeln  versehene,  unge- 
wöhnlich große  Schwammkörper  (er  kann  eine  Fläche  von  0,4  qm  bedecken),  besteht  aus  zahlreichen, 
ca.  1,5  cm  dicken  Lappen,  die  an  dem  einzigen  vollständigen  Exemplar,  das  ich  aufgefunden  habe,  in  einer 
gewissen  gesetzmäßigen  Weise  angeordnet  sind.  Dadurch,  daß  sich  die  Wandung  nämlich  in  ähnlicher 
Weise  wie  bei  den  Guettardien  undeutlich  sternförmig  faltet,  entstehén  zunächst  vier  große  Primärfalten. 


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Jede  von  diesen  faltet  sich,  indem  sich  lappige  Ausstülpungen  bilden,  wieder  mehrfach  weiter,  wobei  die 
Sekundärfalten  in  verschiedener  Weise  mit  ihren  inneren  Oberflächen  oder  mit  benachbarten  Lappen 
verwachsen  können.  Außenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  1 — 2  mm  weiten,  etwa  um  ihren  Durch- 
messer von  einander  entfernt  liegenden  Ostien.  Die  Postiken  an  der  Innenseite  liegen  weiter  auseinander 
und  differieren  mehr  in  der  Größe,  indem  ihre  Weite  zwischen  1 — 5  mm  schwankt. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Misburg  (s.  s.),  Oberg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Rhoptrum  nov.  gen. 

(Skelettabbildung  Texttafel  V,  Fig.  2.) 

Keulen-,  birn-,  walzenförmig  oder  zylindrisch,  mit  abgerundetem  Scheitel  und  tiefem  Paragaster, 
kurzgestielt  oder  sitzend.  Außenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten  kleinen  Ostien.  Paragasteroberfläche 
mit  großen  ovalen  Postiken,  von  denen  kurze  gerade  Kanäle  sehr  schräg  von  unten  nach  oben  in  die 
Wandung  eindringen.  Das  Stützskelett  besteht  aus  ziemlich  unregelmäßig  geformten  großen  Tetraclonen 
mit  warzigen  Clonen  und  Zygomen.  Die  Dermalia  sind  zackige  oder  lappige  Phyllotriaene.  Microsclere 
unbekannt.    Obere  Kreide. 

Rhoptrum  scytaliforme  nov.  sp.   (Tafel  V,  Fig.  5 — 7.  —  Texttafel  V,  Fig.  2.) 

Walzen-  keulen-  oder  birnförmig,  mit  abgerundetem  Scheitel  und  tiefem  Paragaster,  kurz  gestielt. 
Außenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  nadelsticliartigen  Ostien,  die  ca.  0,3  mm  weit  und  1 — 2  mm  von- 
einander entfernt  sind.  Auf  der  Paragasterwandung  liegen  in  größeren  Zwischenräumen  1 — 2  mm  weite, 
ovale  Postiken,  von  denen  schräge  Kanäle  von  unten  nach  oben  in  die  Wandung  eindringen.  Die  Dermalia, 
von  denen  ich  sichere  Spuren  erst  nach  langem  Suchen  auffand,  sind  Phyllotriaene  mit  lappigen  oder 
zackigen  Zinken.  Mittelgroße  Exem.plare  von  Rh.  scytaliforme  werden  ca.  4  cm  lang  (mit  Stiel)  und  ca.  2  cm 
dick  (am  vorderen  Ende).    Weite  des  Paragasters  0,5 — 1  cm. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Unterfamilie  Phynfiaraphininae  nov.  subfam. 
Tetracladinidae  mit  Tetraclonen,  deren  Arme  eine  ring-  oder  kragenförmige  Anschwellung  besitzen. 
Mit  Phyllotriaenen  oder  Discotriaenen  als  Dermalia. 

Gattung  Phymaraphinia  Schrammen.  1901. 

Trichter-,  ohr-,  blatt-  oder  schüsseiförmig,  gestielt.  Beide  Seiten  mit  kleinen  Ostien  bezw. Postiken, 
die  an  der  Unterseite  häufig  reihenförmig  in  feinen,  vom  Stiel  nach  dem  Rand  ausstrahlenden  Furchen 


—    105  — 


liegen.  Das  Stützskelett  besteht  aus  großen  Tetraclonen,  deren  Clone  in  der  Nähe  der  Vereinigungsstelle 
eine  ringförmige  Anschwellung  besitzen.  Die  Dermalia  sind  lappige  Phyllotriaene.  Microsclere  un- 
bekannt.   Obere  Kreide. 

Phymaraphinia  infundibuliformis  Schrammen.    (Tafel  V,  Fig.  1,  2.) 

1901.    Phymaraphinia  infundibuliformis  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  9,  Taf.  I,  Fig.  6,  Fig.  7. 

Trichter-,  Schüssel-  oder  ohrförmig,  mit  abgerundetem  Rande,  gestielt.  Außenseite  mit  dicht 
zusammenliegenden  rundlichen  Ostien,  die  unregelmäßig  angeordnet  sind,  oder  in  feinen  Furchen  liegen, 
welche  in  der  Regel  vom  Stiel  nach  dem  Rande  verlaufen  und  namentlich  an  den  basalen  Teilen  gut  ent- 
wickelt sind,  (wo  sie  dem  Schwämme  eine  recht  charakteristische  Längsstreifung  geben).  Von  der  Deck- 
schicht sind  gewöhnlich  nur  einige  Fetzen  an  der  Außen-  oder  Innenseite  erhalten.  Sie  besteht  aus  zackigen 
Phyllotriaenen.  In  der  Quadratenkreide  sind  ausgewachsene  Exemplare  mit  0,5  cm  dicker  Wandung 
ca.  8  cm  hoch  und  am  vorderen  Ende  6 — 8  cm  breit.  In  der  Mucronatenkreide  kommen  Exemplare  vor, 
deren  Querdurchmesser  30  cm  bei  einer  Wanddicke  von  3  cm  beträgt.  Bei  solchen  großen  Stücken  sind 
die  Ostien  an  der  Außen-  und  Innenseite  ungefähr  1  mm  weit,  während  sie  bei  den  Exemplaren  aus  den 
älteren  Schichten  nur  0,2 — 0,3  mm  weit  sind. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg  (z.  s.),  Oberg  (z.  s.). 

Anzahl   der  untersuchten  Stücke:  12. 

Die  Originale  zu  den  Abbildungen  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Cycloclema  nov.  gen. 
(Skelettabbildung  Texttafel  VI,  Fig.  5.) 

Trichter-,  pilz-  oder  ohrförmig,  gestielt.  Innenseite  mit  großen,  unregelmäßig  zerstreuten  Postiken 
von  Kanälen,  die  auf  der  Oberfläche  als  Furchen  beginnen  und  in  sehr  schräger  Richtung,  fast  parallel 
zur  Oberfläche,  von  unten  nach  oben  in  den  Schwammkörper  eindringen.  Außenseite  mit  großen,  un- 
deutlich alternierenden,  weit  auseinander  liegenden  runden  oder  ovalen  Ostien.  Auf  den  Skelettbrücken 
zwischen  den  größeren  liegen  hier  und  da  kleinere  Ostien.  Das  Stützskelett  ist  ziemlich  weitmaschig, 
und  besteht  aus  großen  Tetraclonen,  deren  Clone  an  der  Basis  eine  ringförmige  Anschwellung  besitzen. 
Die  Dermalia  sind  Phyllotriaene.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Cycloclema  compressa  Hinde  sp.   (Tafel  V,  Fig.  3,  4.  —  Texttafel  VI,  Fig.  5.) 

1883.    Rhagadinia  compressa  Hinde,  Catal.,  S.  82,  Taf.  IXX,  Fig.  3,  3a. 

Trichterförmig,  pilz-  oder  ohrförmig,  mit  abgestutztem  Rande,  ziemlich  dickwandig,  gestielt. 
Außenseite  mit  undeutlich  alternierenden,  1 — 1,5  mm  weiten,  runden  oder  spaltförmigen  Ostien,  die 
3 — 5  mm  voneinander  entfernt  liegen.  Zwischen  diesen  großen  liegen  «nregelmäßig  zerstreut  zahlreiche 
kleine  Kanalmündungen.    Innenseite  ähnlich  wie  Außenseite.    Die  Postiken  sind  aber  etwas  kleiner 

Palaeontographica.    Suppl.  V.  14 


Texttafel  VI. 

Skelettelemente  der  Familie  Tetracladinidae  v.  Zittel. 
(Sämtliche  Figuren  in  30faclier  Vergrößerung.) 


A.  Schrammen  del. 


—    107  — 


Erklärung  zu  Texttafel  VI. 

Familie  Tetracladinidae. 

Fig.  1.  Procaliapsis  clavata  Hinde  sp.  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Tetraclone.  b)  Dermalia 
(Phyllotriaene). 

Fig.  2.  Procaliapsis  cretacea  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Tetraclone.  b)  Der- 
malia (Phyllotriaene). 

Fig.  3.  Pholidocladia  dichotoma  Hinde  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Tetraclone.  b)  Der- 
malia (Discotriaene).    c)  Unregelmäßige  Kieselkörperchen  aus  der  Deckschicht. 

Fig.    4.  Lopadophorus  lacunosus  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Tetraclone. 

Fig.  5.  Cycloclema  compressa  Hinde  sp.  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Tetraclone.  b)  Ein 
Phyllotriaen  aus  der  Deckschicht. 

Fig.    6.  Placoscytus  jereaeformis  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Tetraclone.  b)  Dermalia. 

Fig.    7.  Chenendopora  fungiformis  Lamouroux  aus  der  Mucronatenkreide  von  Misburg.  Tetraclone. 

Fig.  8.  Dactylotus  micropelta  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Tetraclone.  b)  Junge 
Tetraclone. 

Fig.    9.  Astrocladia  subramosa  Roemer  sp.  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Tetraclone. 
Fig.  10.  Acrochordonia  ramosa  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,   a)  Tetraclone.   b)  Der- 
malia (Dichotriaene). 

Fig.  11.  /*/m^Ao5e/Za  ^^wamo^a  V.  ZiTTEL  aus  der  Quadratenkreide  von  Misburg,  a)  Tetraclone.  b)  Kiesel- 
scheibchen  von  der  Oberfläche. 

und  liegen  auch  dichter  beisammen,  und  zwar  gewöhnlich  am  Anfang  kurzer  Furchen  (den  Enden  der 
Aporhysen). 

Die  von  Hinde  erwähnte  Reduzierung  eines  Glons  auf  eine  knotige  Anschwellung  habe  ich  ebenfalls 
beobachtet.  Diese  Erscheinung  kommt  übrigens  bei  allen  Gattungen  mit  ringtragenden  Tetraclonen 
vor.    Die  Dermalia  habe  ich  nicht  auffinden  können.    Nach  Hinde  sind  es  Phyllotriaene. 

Mittelgroße  Exemplare  sind  ca.  10  cm  hoch  und  breit,  mit  0,8 — -1,2  cm  dicker  Wandung.  Die  in 
den  älteren  Bänken  der  Quadratenkreide  vorkommenden  Stücke  sind  am  dünnwandigsten  und  erinnern 
durch  die  Körperform  in  Verbindung  mit  den  ovalen,  undeutlich  alternierenden  Ostien  der  Außenseite 
so  lebhaft  an  die  von  Quenstedt  unterschiedene  regenschirmförmige  Varietät  von  Ventriculites  radiatus 
Mant.  sp.,  daß  sogar  Verwechslungen  denkbar  wären. 

Zu  Rhagadinia  kann  die  Spezies  nicht  gezogen  werden,  wie  es  Hinde  getan  hat,  weil  die  Arme  der 
Tetraclone  in  der  Nähe  des  Zentrums  ringförmige  Wülste  besitzen,  was  bei  den  ÄÄagarfmia-Tetraclonen 
niemals  vorkommt. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (z.  s.),  Oberg  (z.  s.). 
AnzahlderuntersuchtenStücke:8. 
Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 


—    108  — 


Gattung  Pholidocladia  Hinde.  1883. 

(Skelettabbildung  Texttafel  VI,  Fig.  3.) 

Zylindrisch-ästig.  An  den  Enden  der  Zweige  kleine  Postiken  von  Kanälen,  welche  die  Äste  der  Länge 
nach  durchziehen.  Außenseite  ohne  sichtbare  Ostien,  zuweilen  ganz  mit  Deckschicht  überzogen.  Das 
Stützskelett  besteht  aus  kleinen,  warzigen  Tetraclonen,  deren  Clone  an  der  Basis  eine  ringförmige  Anschwel- 
lung besitzen.    Die  Dermalia  sind  zackige  Discotriaene.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Pholidocladia  dichotoma  Hinde.   (Tafel  IV,  Fig.  2.  —  Texttafel  VI,  Fig.  3.) 

1883.    Pholidocladia  dichotoma  Hinde,  Catal.,  S.  81,  Taf.  XX,  Fig.  5,  5a,  5b. 

Zylindrisch-ästig,  mit  5 — 8  mm  dicken,  und  an  den  Enden  abgerundeten  oder  zugespitzten,  seltener 
fächerartig  verbreiterten  Zweigen.  Die  Oberfläche  ist  entweder  mit  Deckschicht  überzogen  und  glatt, 
oder,  wenn  die  Deckschicht  fehlt,  sehr  feinporös.  Größere  Ostien  fehlen.  Die  Zweige  können  der  Länge 
nach  von  einigen  nur  Bruchteile  eines  mm  weiten  Kanälen  durchzogen  werden,  deren  Mündungen  an  den 
Zweigenden  liegen.    Mein  größtes  Exemplar  ist  7  cm  lang. 

Alter  und  Facies:  Scaphitenpläner ;  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Nettlingen  (s.  s.),  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  5. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Procaliapsis  Schrammen.  1901. 

(Skelettabbildung  Texttafel  VI,  Fig.  1,  2.) 

Keulenförmig,  zylindrisch,  walzenförmig  oder  dickwandig-trichterförmig,  gestielt  oder  sitzend. 
Scheitel  abgerundet,  abgestutzt  oder  vertieft,  mit  zahlreichen  großen  Postiken  von  Kanälen,  die  den 
Schwammkörper  der  Länge  nach  durchziehen.  Die  Außenseite  ist  stellenweise  mit  einer  glatten  Kieselhaut 
überzogen.  An  den  deckschichtfreien  Stellen  zerstreute  kleine  Ostien,  von  denen  gerade  Kanäle  schräg 
von  unten  nach  oben  in  die  Wandung  eindringen.  Das  Stützskelett  ist  dicht  und  besteht  aus  kleinen 
Tetraclonen,  deren  Clone  kugelig  aufgebläht  sind,  oder  an  der  Basis  eine  ringförmige  Anschwellung  besitzen. 
Die  Dermalia  sind  zackige  Phyllotriaene.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Procaliapsis  clavata  Hinde  sp.  (Tafel  VIII,  Fig.  9—12.  —  Texttafel  VI,  Fig.  1.) 

1883.    Rhagadinia  clavata  Hinde,  Catal.,  S.  84,  Taf.  XIX,  Fig.  4,  4a,  4b,  4c. 

1901.    Procaliapsis  cylindrica  Schrammen,  Neue  Kieselschvv.,  S.  8,  Taf.  I,  Fig.  5;  Taf.  IV,  Fig.  1. 

Keulenförmig,  mit  abgestutztem  (bei  jungen  Individuen  abgerundetem)  Scheitel,  gestielt.  Aus- 
gewachsene Stücke  sind  etwa  fingerlang  und  am  vorderen  Ende  1,5 — 2  cm  dick.  Die  Skelettstruktur  ist 
ungewöhnlich  dicht.  Ostien  fehlen  entweder  gänzlich,  oder  sie  sind  auf  die  Oberfläche  der  vorderen  Hälfte 
des  Schwammes  beschränkt.    Sie  sind  sehr  klein  und  liegen  weit  auseinander.    Recht  charakteristisch 


—    109  — 


ist  eine  feine  Längsstreifung,  die  durch  zahlreiche,  von  der  Basis  zum  Scheitel  ziehende,  leicht  gekrümmte 
Kanälchen  verursacht  wird.  Deckschicht  ist  in  der  Regel  gar  nicht  oder  nur  stellenweise  als  papierdünnes 
glattes  Häutchen  erhalten.    Im  Scheitel  liegen  zahlreiche  bis  1  mm  weite  Postiken  von  Vertikalkanälen. 

HiNDE  stellt  diese  Spezies  zu  Rhagadinia,  worin  ich  ihm  mit  Rücksicht  auf  die  in  der  Nähe  des 
Zentrums  mit  kragenartigen  Wülsten  versehenen  Tetraclone,  die  dergestalt  bei  den  Rhagadinia- Arten 
niemals  vorkommen,  nicht  folgen  kann. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Oberg  (z.  s.),  Misburg  (s.). 

Anzahl   der  untersuchten  Stücke:  12. 

Die  Belegstücke  zu  den  Abbildungen  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Procaliapsis  cretacea  Schrammen.    (Texttafel  VI,  Fig.  2.) 

1901.    Procaliapsis  cretacea  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  8. 

Trichter-  oder  napfförmig,  dickwandig,  gestielt.  Außenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  2 — 3  mm 
voneinander  entfernt  liegenden,  0,5 — 1  mm  weiten  Ostien.  Paragaster  mit  ebensogroßen  Postiken,  die  aber 
in  den  mittleren  Teilen  des  Paragasters  nur  um  ihren  Durchmesser  von  einander  entfernt  sind.  Ein  im 
RoEMER-Museum  zu  Hildesheim  liegendes,  zusammengedrückt-trichterförmiges  Exemplar  aus  der  Quad- 
ratenkreide vonMisburg  ist  13cm  hoch,  an  den  Breitseiten  des  Vorderteils  10cm.,  an  den  Schmalseiten  4  cm 
dick  und  hat  eine  1 ,5 — 2  cm  dicke  Wandung.  Das  hier  abgebildete  Stück  ist  3  cm  hoch  und  vorn  ebenso  dick. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Misburg  (s.  s.),  Oberg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Lopadophorus  nov.  gen. 
(Skelettabbildung  Texttafel  VI,  Fig.  4.) 

Knollig,  kreisel-  oder  kronenförmig,  halbkugelig,  trichter-  oder  napfförmig,  sitzend.  Scheitel 
abgestutzt,  leicht  vertieft  oder  mit  einer  tiefen  Einsenkung;  mit  großen,  ziemlich  dicht  aneinander  liegen- 
den Postiken.  Scheitelrand  und  Außenseite  mit  mehreren,  oder  auch  mit  zahlreichen,  napfförmigen 
oder  grubigen  Eindrücken  und  mit  kleinen,  unregelmäßig  zerstreuten  Ostien.  Das  Stützskelett  besteht 
aus  kleinen  Tetraclonen,  deren  Clone  an  der  Basis  eine  ringförmige  Anschwellung  besitzen.  Die  Dermalia 
sind  zackige  Phyllotriaene.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Lopadophorus  Janus  Roem.  sp.   (Tafel  X,  Fig.  3.) 

1864.    Oculispongia  Janus  Roemer,  Sp.,  S.  48,  Taf.  XVI,  Fig.  12. 

Knollig  oder  kreiseiförmig,  mit  scheibenartig  verbreiterter  oder  abgestumpfter  Basis.  Scheitel 
flach  oder  leicht  vertieft,  mit  zahlreichen,  unregelmäßig  zerstreuten,  0,5 — 1  mm  weiten  Postiken,  die  etwa 


-    110  — 


um  ihren  Durchmesser  oder  noch  etwas  weiter  voneinander  entfernt  liegen.  Außenseite  mit  mehreren, 
bei  großen  Individuen  mit  zahlreichen  (15 — 25),  scharfrandigen,  rundlichen,  seltener  länglichen,  0,5 — 1  cm 
weiten  und  ungefähr  ebenso  tiefen  Gruben.  Auf  den  Wülsten  zwischen  den  Gruben  schlängeln  sich  feine, 
vergabelte  und  anastomosierende  Furchen,  wie  sie  ähnlich  auch  von  dem  im  Scheitel  gelegenen  Postiken- 
felde  ausstrahlen.  Am  häufigsten  sind  kastaniengroße  Individuen.  Das  abgebildete  Prachtexemplar 
der  Göttinger  Universitätssammlung  ist  das  größte  mir  bekannte  Stück. 

Lopadophorus  Janus  ist  leicht  mit  Astroholia  impressa  Roem.  sp.  zu  verwechseln.  Diese  Spezies 
unterscheidet  sich  aber,  wenn  auch  die  Ähnlichkeit  in  der  äußeren  Form  ganz  überraschend  groß  ist,  von 
der  anderen  Art  durch  Porenfelder,  die  in  den  grubigen  Eindrücken  liegen,  und  sie  hat  auch  keine  größeren 
Posliken  im  Scheitel.    (Übrigens  ist  Astrobolia  eine  Rhizomorine.) 

Alter  und   Fazies:   Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Sudmerberg  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  6. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  der  palaeontologischen  Sammlung  der  Göttinger  Universität. 
Lopadophorus  Griepenkerli  nov.  nom.   (Tafel  X,  Fig.  1,  2.) 

1888 — 89.    Coelocorypha  Janus  Griepenkerl,  Kreide  von  Königslutter,  S.  17. 

Kronenförmig  oder  unregelmäßig  kreiseiförmig,  sitzend  mit  breiter,  abgestumpfter  Basis.  Scheitel 
in  der  Mitte  leicht  vertieft,  mit  einem  Felde  dicht  nebeneinander  liegender,  ca.  1  mm  weiter  Postiken. 
Um  das  Postikenfeld  in  der  Scheitelmitte  herum  und  auf  dem  Scheitelrand,  auch  wohl  noch  an  der  oberen 
Hälfte  der  Außenseite,  liegen  zahlreiche,  1 — 2  cm  weite  und  tiefe,  scharfrandige,  runde  Gruben.  Außenseite 
mit  unregelmäßig  zerstreuten,  1 — 2  mm  voneinander  entfernt  liegenden,  0,2 — 0,4  mm  weiten  Ostien. 
Ein  mittelgroßes  Exemplar  ist  ca.  5  cm  hoch,  und  am  Scheitelteil  5,5 — 6  cm  dick. 

Griepenkerl  identifizierte  die  Spezies  mit  Lopadophorus  {Oculispongia)  Janus  Roem.  sp.  vom 
Sudmerberg,  (welche  Art  er  irrtümlich  für  eine  Rhizomorine  aus  der  Gattung  Coelocorypha  hielt).  Lopa- 
dophorus Janus  und  Lopadophorus  Griepenkerli  unterscheiden  sich  aber  recht  deutlich  durch  die  Körper- 
form und  die  Größe  der  im  Scheitel  und  an  der  Außenseite  gelegenen  Postiken  bezw.  Ostien. 

Alter   und   Facies:   Grünsand  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Glentorf  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Lopadophorus  lacunosus  nov.  sp.    (Tafel  X,  Fig.  4.  —  Texttafel  VI,  Fig.  4.) 

Napfförmig,  mit  abgestutztem  Rande  und  1 — 1,5  cm  dicker  Wandung,  sitzend.  Außen-  und  Innen- 
seite mit  unregelmäßig  zerstreuten  Ostien  bezw.  Postiken  von  verschiedener  Größe.  Auf  dem  Rande  zahl- 
reiche geschlängelte  Furchen  und  außerdem  mehrere  5 — 8  mm  weite,  scharfrandige,  rundliche  Offnungen 
von  zylindrischen  Hohlräumen,  die  fast  bis  zur  Basis  des  Schwammes  reichen  und  den  napfförmigen 
Grübchen  der  anderen  Arten  entsprechen.  Auf  den  Wandungen  der  zyhndrischen  Höhlungen  münden 
Postiken,  die  in  Anordnung  und  Größe  ungefähr  mit  den  Ostien  im  Paragaster  übereinstimmen.  Das 
einzige  Exemplar  meiner  Sammlung  ist  ca.  4,5  cm  hoch  und  am  vorderen  Ende  ungefähr  ebenso  dick. 


—  Ill  — 


Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.  s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

I  Unterfamilie  Astrocladinae  nov.  subfam. 

Tetracladinidae  mit  sehr  kleinen,  glattarmigen  Tetraclonen.  Wenn  tetraxone  Dermalia  von  regu- 
lärem Typus  vorhanden  sind,  sind  es  Phyllotriaene. 

Gattung  Astrocladia  Zittel.  1878. 
(Skelettabbildung  Texttafel  VI,  Fig.  9.) 

Zylindrisch-ästig,  sitzend.  Oberfläche  mit  sehr  feinen,  ziemlich  dicht  zusammenliegenden  Ostien, 
und  außerdem  mit  zerstreuten  sternförmigen  Postikengruppen.  Das  Stützskelett  besteht  aus  sehr  kleinen 
Tetraclonen  mit  glatten  Clonen  und  stark  verzweigten  dornigen  Zygomen.  Bei  guter  Erhaltung  ist  der 
Schwammkörper  von  einer  dichten  Deckschicht  überzogen,  die  aus  sehr  kleinen,  innig  verfilzten,  rhizoclon- 
ähnlichen  Kieselkörperchen  besteht.  Tetraxone  Dermalia  von  regulärem  Typus  scheinen  zu  fehlen.  Micro- 
sclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Astrocladia  subramosa  Roem.  sp.   (Tafel  VI,  Fig.  4,  5.  —  Texttafel  VI,  Fig.  9,) 

1864.    Aslrospongia  subramosa  Roemer,  Sp.,  S.  54,  Taf.  XIX,  Fig.  3. 
1878.    Asterocladia  subramosa  Zittel,  Stud.  II,  S.  84. 

1888 — 89.    Astrocladia  subramosa  Griepenkerl,  Kreide  von  Königslutter,  S.  21. 

Zylindrisch-ästig,  mit  leicht  zugespitzten  und  abgerundeten  Zweigenden,  sitzend.  Man  findet 
gewöhnlich  nur  kleine  Bruchstücke  etwa  von  der  Größe  des  von  Roemer  abgebildeten  Fragments. 
Oberfläche  an  den  deckschichtfreien  Stellen,  zu  denen  in  der  Regel  der  größere  Teil  gehört,  mit  unregel- 
mäßig zerstreuten,  nadelstichartigen  Ostien  und  außerdem  mit  sternförmig  angeordneten  Postikenhaufen 
bezw.  Furchengruppen,  die  einen  Durchmesser  von  .3 — 5  mm  haben  und  0,5 — 1,5  cm  voneinander  entfernt 
liegen.    Die  Zweige  sind  1 — 2  cm  dick  und  bis  25  cm  lang. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  und  Grünsand  der  Quadratenkreide.  Kalkmergel  der 
Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg,  Misburg,  Oberg,  Glentorf. 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  15. 
Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 


—   112  — 


Astrocladia  laevis  Roem.  sp. 

1864.    Astrospongia  laevis  Roemer,  Sp.,  S.  54,  Taf.  XIX,  Fig.  2. 
1878.    Astrocladia  laevis  Zittel,  Stud.  II,  S.  84. 

?1884.    Asterocladia  laevis  Pocta,  Beiträge  II,  S.  38,  Taf.  II,  Fig.  10,  Textfigur  23. 

Es  ist  mir  nicht  gelungen  diese  Art  aufzufinden.  Nach  Roemer,  der  A.  laevis  aus  dem  Cuvieri- 
pläner  des  Windmühlenherges  bei  Salzgitter  anführt,  bildet  der  Schwamm  stielrunde,  mehrere  cm  lange 
Stämme,  die  mit  erweiterter  Basis  auf  andere  Körper  festgewachsen  sind.  Die  ganze  Oberfläche  wird 
von  zahlreichen  Furchensternen  bedeckt,  und  soll  dichter  und  glatter  (?)  als  bei  Astrocladia  subramosa  sein. 

Pocta  hält  A.  laevis  und  A.  subramosa  für  Synonyme. 

Unter  die  Astrocladia-AviQxv  zählt  v.  Zittel  auch  Stellispongia  verrucosa  Roem.  (Spongit.  S.  50, 
Taf.  XVII,  Fig.  5).  Diese  Spezies  gehört  aber  zur  Gattung  Myrmeciophytum  Schrammen,  deren  Gerüst  sich 
von  Astrocladia  durch  viel  größere  Telraclone,  und  Dichotriaene  als  Dermalia  unterscheidet. 

Ferner  führt  Zittel  als  Astrocladia-Ari  eine  Tremospongia  clavata  Roem.  an,  die  Roemer  Tafel  XIII 
Fig.  3  der  Spongitarien  des  Kreidegebirges  abbilden  soll.  Es  kann  sich  da  nur  um  einen  Irrtum  handeln, 
denn  Roemer  hat  eine  Tremospongia  clavata  weder  beschrieben  noch  abgebildet. 

Gattimg  Microdendron  Schrammen.  1901. 

Buschig  oder  einfach.  Die  Einzelindividuen  sind  keulen-  oder  walzenförmig.  Scheitel  abgestutzt 
oder  gerundet,  mit  mehreren  sternförmigen  Postikengruppen.  Die  Basis  ist  mit  einer  gegen  den  rauhen 
Scheitel  deutlich  abgesetzten,  glatten  oder  gerunzelten  Deckschicht  überzogen,  unter  der  porenartige 
Ostien  liegen.  Das  Stützskelett  besteht  aus  sehr  kleinen  Tetraclonen  mit  glatten  Clonen  und  stark  ver- 
zweigten dornigen  Zygomen.  In  der  Deckschicht  rhizoclonähnliche  Kieselkörperchen.  Als  Dérmalia 
stark  zerschlitzte,  zackige  Phyllotriaene.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Microdendron  ramulosum  Schrammen. 

1901.    Microdendron  ramulosum  Schrammen,  Neue  Kieselschw. ,  S.  10,  Taf.  II,  Fig.  3;  Taf.  IV,  Fig.  7. 

Keulenförmig  oder  walzig,  einfach  oder  durch  basilare  oder  seitliche  Knospung  ästig.  Scheitel  der 
Einzelindividuen  oder  Zweigenden  abgerundet,  durch  anastomosierende  Furchen  runzelig,  mit  mehreren 
sternförmigen  Postiken-  oder  Furchengruppen.  Die  Außenseite  ist  mit  einer  glatten  oder  runzeligen  Deck- 
schicht überzogen,  unter  der  unregelmäßig  zerstreute  porenartige  Ostien  liegen.  Die  Deckschicht  besteht 
aus  plattigen,  unregelmäßig  verästelten,  mit  ,Warzen  und  Dornen  besetzten  Kieselkörperchen  und  aus 
Phyllotriaenen  mit  ziemlich  langem  Schaft  und  stark  zerschlitzten  Zinken.  Microdendron  ramulosum 
ist  eine  der  kleinsten  Spongienarten.  (Das  größte  mir  bekannte  Individuum  ist  nur  2  cm  hoch  und  am 
vorderen  Ende  etwas  mehr  als  1  cm  dick.) 

Alter  und   Facies:  Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Das  Original  liegt  im  RoEMER-Museum  in  Hildesheim. 


—   113  — 


Unterfamilie  Chenendoporinae  nov.  subfam. 
Tetracladinidae  mit  kleinen  warzigen  Tetraclonen;  ohne  tetraxone  Dermalia  von  regulärem  Typus. 

Gattung  Chenendopora  Lamouroux  1821,  emend.  ZiTTEL  1878. 
(Skelettabbildung  Texttafel  VI,  Fig.  7.) 

Ohr-,  trichter-,  becher-  oder  nap f förmig,  gestielt.  Oberfläche  glatt.  Innenseite  mit  undeutlichen, 
unregelmäßig  zerstreuten,  oft  zu  kleinen  Gruppen  vereinigten,  kleinen  Postiken,  von  denen  einfache, 
gerade  oder  gebogene  Kanäle  in  die  Wandung  eindringen,  die  unmittelbar  unter  der  Oberfläche  der  Außen- 
seite endigen.  Außenseite  mit  sehr  kleinen  Ostien  und  kurzen  Längsfurchen,  die  aber  gewöhnlich  auf  die 
in  der  Nähe  des  Randes  gelegenen  Teile  beschränkt  sind.  Das  Stützskelett  ist  namentlich  an  der  Ober- 
fläche sehr  dicht  und  besteht  aus  ungewöhnlich  kleinen  Tetraclonen  mit  warzigen  oder  glatten  Glonen 
und  ziemlich  stark  verästelten,  warzigen  Zygomen.  Tetraxone  Dermalia  von  regulärem  Typus  fehlen. 
Microsclere  unbekannt. 
Obere  Kreide. 

V.  ZiTTEL  hielt  Chenendopora  für  eine  Rhizomorine.  Die  Skelettelemente  haben  allerdings  mit 
Rhizoclonen  eine  gewisse  Ähnlichkeit,  denn  sie  sind  sehr  klein  und  gewöhnlich  unregelmäßig  verzweigt. 
Nicht  selten  kommen  aber  auch  normal  ausgebildete  Tetraclone  vor  (vgl.  Textt.  VI,  Fig.  7),  an  denen 
ich  mehrfach  das  vierstrahlige  Axenkreuz  beobachtet  habe. 

In  den  nordwestdeutschen  und  englischen  Kreideablagerungen  ist  Chenendopora  selten,  während 
in  der  Touraine  Chenendopora-Avien  zu  den  häufigen  Vorkommnissen  gehören  sollen. 

Chenendopora  fungiformis  Lamx.  (Tafel  XII,  Fig.  2.  —  Tafel  IV,  Fig.  8, 9.  —  Texttafel  VI,  Fig.  7.) 

1821.    Chenendopora  fungiformis  Lam,x.,  Expos,  méthod.  des  genres  de  l'ordre  des  polypiers,  S.  77,  Taf.  LXXV,  Fig.  9, 10. 

1847.    Chenendopora  fungiformis  Michelin,  Icon.  Zoophyt,  S.  130,  Taf.  XXXIV,  Fig.  3. 

1861.    Dimorpha  proliféra  Court.,  Éponges  foss.,  S.  8,  Taf.  IX,  Fig.  1. 

1861.    Bicupula  lata  Court.,  Éponges  foss.,  S.  23,  Taf.  XXXVII,  Fig.  1. 

1878.    Chenendopora  fungiformis  Zittel,  Stud.  II,  S.  55,  Taf.  III,  Fig.  13,  14. 

1883.    Chenendopora  fungiformis  Hinde,  Catal.,  S.  33. 

Trichterförmig,  becher-,  teller-,  pilz-,  ohr-  oder  blattförmig,  gestielt.  Auch  stockartige  Körper 
kommen  vor,  die  dadurch  entstehen,  daß  vom  Rande  eines  größeren  Exemplars  ein  oder  mehrere  kleinere 
Individuen  entspringen,  und  zwar  so,  daß  die  Innenseite  des  Mutterschwammes  zur  Außenseite  der  Tochter- 
schwämme wird.  Die  Wandung  ist  ca.  1  cm  dick,  der  Rand  abgerundet.  Außenseite  konzentrisch  runzelig, 
mit  Deckschicht  überzogen,  die  aus  -plattig  ausgebreiteten  Tetraclonen  besteht.  An  ungeätzten  Stücken 
ist  die  Oberfläche  der  Außenseite  glatt  und  frei  von  Ostien.  Nur  bei  angeätzten  Exemplaren  oder  an 
abgeriebenen  Stellen  bemerkt  man  hauptsächlich  im  vorderen  Drittel  der  Spongie  unregelmäßig  zerstreute, 
nadelstichartige  Ostien  und  gedrängt  liegende,  kurze  Längsfurchen,  die  moos-  oder  dendritenähnliche 
Figuren  bilden.  Innenseite  an  den  mit  Deckschicht  überzogenen  Stellen  glatt  und  dicht,  mit  unregelmäßig 
zerstreuten,  mehrere  mm  auseinander  liegenden,  bis  1  mm  weiten  rundlichen  Postiken  oder  Postiken- 
gruppen.  An  ungeätzten  Exemplaren  sind  die  Postiken  auch  an  deckschichtfreien  Stellen  nur  schatten- 
haft angedeutet.    Mittelgroße  Stücke  sind  5 — 10  cm  hoch  und  am  vorderen  Rande  ebenso  breit. 

Palaeontographica.    Suppl.  V.  15 


—    114  — 


DieSpezies  kann  ziemlich  leicht  mit  Chonella  aurijormis  Roem.  sp.  \ind  Leiochonia  cryptoporosa  Schrm. 
verwechselt  werden.  Diese  beiden  Arten  sind  aber  Rhizomorinen.  Sonst  unterscheidet  sich  die  Leiochonia- 
Art  noch  durch  den  scharfkantigen  Rand,  die  Chonella  durch  kleine,  dicht  nebeneinander  liegende  und 
gleichmäßig  über  die  Oberfläche  beider  Seiten  verteilte  Ostien  bezw.  Postiken. 

Chenendopora  fungiformis  ist  im  nordwestdeutschen  Senon  auf  die  unteren  Schichten  der  Mucro- 
natenkreide  beschränkt,  und  gehört  auch  dort  zu  den  selteneren  Vorkommnissen. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.). 

Anzahl   der  untersuchten  Stücke:  15. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Unterfamilie  Plinthosellinae  nov.  subfam. 

Tetracladinidae  mit  warzigeti  Tetraclonen,  bei  denen  ein  Glon  stark  verkürzt  und  zu  einer  halbkuge- 
ligen oder  zapfenförmigen  Anschwellung  umgebildet  ist.  Die  Dermalia  sind  Phyllotriaene  oder  anaxile 
plattige  Kieselscheiben. 

Gattung  Plinthosella  Zittel.  1878. 

(Skelettabbildung  Texttafel  VI,  Fig.  11.) 

Kugelig,  halbkugelig  oder  knollig,  sitzend  oder  frei.  Scheitel  mit  leichter  Vertiefung,  in  der  mehrere 
große  Postiken  liegen.  Das  Stützskelett  ist  weitmaschig  und  besteht  aus  sehr  großen,  warzigen  Tetraclonen, 
bei  denen  ein  Glon  auf  eine  halbkugelige,  mit  Warzen  besetzte  Anschwellung  reduziert  ist.  Zuweilen 
ist  die  ganze  Oberfläche  mit  einer  Deckschicht  überzogen,  die  aus  dachziegelartig  übereinander  liegenden 
anaxilen  Kieselplättchen  von  unregelmäßiger  Gestalt  zusammengesetzt  ist.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Plinthosella  squamosa  v.  Zittel.    (Tafel  VI,  Fig.  7—9.  —  Texttafel  VI,  Fig.  11.) 

1878.  Plintlwsella  aquainosa  Zittel,  Stud.  II,  S.  89,  Taf.  II,  Fig.  10  u.  Taf.  X,  Fig.  5. 

1880.  Plinthosella  squamosa  Hinde,  Foss.  Sponge-Spicules,  S.  56,  Taf.  IV,  Fig.  35 — 46. 

1883.  Plinthosdla  squamosa  Hinde,  Catal.,  S.  85,  Taf.  XX,  Fig.  2. 

?1884.  Plinthosella  squamosa  Pocta,  Beitr.  II,  S.  42. 

Gewöhnlich  halbkugelig,  aber  auch  kugelig  oder  knollig.  Basis  ohne  Anheftungsstelle  oder  mit 
einem  oder  mehreren,  ganz  kurzen,  warzenartigen  Würzelchen.  Scheitel  flach,  von  kräftigen  Furchen  durch- 
zogen, die  vom  Rande  nach  der  Mitte  verlaufen  und  dort  in  einer  leichten  Vertiefung  münden,  in  der  dicht 
nebeneinander  mehrere  1,5—2  mm  weite  Postiken  liegen.  Ahnliche  Kanalmündungen  sind  außerdem 
in  0,5 — 1  cm  weiten  Abständen  über  die  ganze  Oberfläche  der  Spongie  zerstreut.  Die  schuppige  Deckschicht 
ist  in  der  Regel  gar  nicht  oder  nur  an  den  basalen  Teilen  erhalten. 

Nach  den  gewöhnlich  vorkommenden,  kaum  mehr  als  haselnußgroßen  Exemplaren  beurteilt,  würde 
Plinthosella  squamosa  zu  den  kleinsten  Spongienarten  gezählt  werden  müssen.    Es  giebt  aber  auch 


Stücke  von  der  Größe  einer  Kinderfaust,  die  ungeätzt  übrigens  recht  gut  mit  Callopegma  acaulis  v.  Zittel 
und  Phymatella  sphaeroides  Schrammen  verwechselt  werden  können.  Bei  meinen  größten  Spezimen 
beträgt  der  Höhendurchmesser  3  cm,  der  Breitendurchmesser  sogar  11  cm. 

PocTA  hat  in  SpongienknoUen  der  Weißenbergerschichten  Bruchstücke  von  Tetraclonen  beobachtet, 
die  von  Plinthosella  squamosa  herrühren  sollen.  Aus  den  aequivalenten  Schichten  der  nordwestdeutschen 
Kreide  ist  mir  die  Art  nicht  bekannt  geworden. 

Alter  und   Facies:  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Ahlten,  Linden,  Oberg,  Misburg,  Adenstedt. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  50. 

Die  Originale  zu  den  Abbildungen  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Dactylotus  nov.  gen. 
(Skelettabbildung  Texttafel  VI,  Fig.  8.) 

Ästig,  mit  abgeplatteten  Zweigen.  Beide  Seiten  mit  sehr  feinen  Ostien  bezw.  Postiken,  die  an  der 
Oberfläche  der  einen  Seite  (Oberseite,  Innenseite)  in  Furchen  liegen,  welche  zu  sternförmigen  Haufen 
angeordnet  sind.  Das  Stützskelett  ist  sehr  dicht  und  besteht  aus  kleinen  warzigen  Tetraclonen,  bei  denen 
ein  Glon  auf  eine  halbkugelige,  mit  großen  Warzen  besetzte  Anschwellung  reduziert  ist.  Die  Dermalia 
sind  kleine,  unregelmäßig  geformte  lappige  Phyllotriaene.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Dactylotus  micropelta  nov.  sp.    (Tafel  VI,  Fig.  1 — 3.  —  Texttafel  VI,  Fig.  8.) 

Astig,  mit  abgeplatteten  Zweigen.  Außenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  winzigen  Ostien. 
Innenseite  mit  mehreren,  undeutlich  sternförmigen  Postikengruppen  oder  mit  sternförmig  von  einem  aus 
mehreren  Postiken  bestehenden  Mittelpunkt  ausstrahlenden  Furchen,  in  denen  winzige  Postiken  liegen. 
Die  Deckschicht  ist  gewöhnlich  bis  auf  vereinzelte  Phyllotriaene,  die  übrigens  infolge  ihrer  Kleinheit  nicht 
leicht  aufzufinden  sind,  zerstört.    Die  Zweige  sind  2 — 5  cm  lang,  etwa  5  mm  dick  und  10  mm  breit. 

Alter  und   Facies:    Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Oberg,  Misburg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  9. 

Die  Originale  zu  den  Abbildungen  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Pycnodesma  nov.  gen. 

Kugelig  oder  knollig,  sitzend  oder  kurzgestielt.  Oberfläche  mit  unregelmäßig  zerstreuten  sehr 
kleinen  Ostien.  Ein  Paragaster  fehlt.  Das  Stützskelett  ist  dicht  und  besteht  aus  kleinen  warzigen  Tetra- 
clonen, bei  denen  ein  Glon  auf  eine  zapfenförmige  Verdickung  reduziert  ist.  Dermalia  und  Microsclere  un- 
bekannt. 

Obere  Kreide. 


—   116  — 


Pycnodesma  globosa  nov.  sp.   (Tafel  VI,  Fig.  6.) 

Kugelig  oder  knollig,  ohne  Paragaster,  sitzend.  Oberfläche  mit  unregelmäßig  zerstreuten  Kanal- 
mündungen, die  nur  wenig  größer  wie  die  Maschen  des  sehr  dichten  Skeletts  sind,  und  mit  einigen  kurzen 
unregelmäßig  verlaufenden  Furchen.    Längs-  und  Querdurchmesser  ca.  1,5  cm. 

Die  Spezies  ist  leicht  mit  Plinthosella  squamosa  zu  verwechseln,  mit  der  sie  in  der  äußeren  Form 
und  in  der  Kleinheit  vollkommen  übereinstimmt.  Ungeätzte  Exemplare  sind  wohl  überhaupt  nicht  zu 
unterscheiden.  Bei  Plinthosella  sind  die  Tetraclone  aber  viel  größer,  ihre  Verbindung  ist  lockerer  und 
das  ganze  Gerüst  dadurch  weitmaschiger. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Unterordnung  Sterrasterophora. 
Familie  Geodidae  Vosmaer. 

(1887.    Klassen  und  Ordnungen  etc.,  S.  315.) 
Sterrasterophora  mit  tetraxonen  Megascleren. 

Sterraster  sind  aus  der  oberen  Kreide  schon  längere  Zeit  bekannt  gewesen.  So  bildete  Zittel  in 
seiner  Abhandlung  ,,Über  Coeloptychium"  eine  größere  Anzahl  ab,  die  von  den  Sterrastern  recenter  Arten 
kaum  zu  unterscheiden  sind.  Die  Geodide  Cydonium  eosaster  Sollas  (Chall.  Tetract.  S.  225,  Taf.  XXI, 
Fig.  23)  besitzt  z.  B.  Sphaeraster  wie  Zittel  1.  c.  Taf.  V,  Fig.  27 — 30  gibt,  und  die  1.  c.  Taf.  IV,  Fig.  52 — 59 
abgebildeten  Sterraster  einer  fossilen  Art  treten  in  ganz  ähnlicher  Form  auch  bei  dem  recenten  Cydonium 
hirsutum  (Chall.  Tetract.  S.  218,  Taf.  XI,  Fig.  35 — 36)  auf.  Es  scheint  aber  nur  sehr  selten  vorzukommen, 
daß  fossile  Sterraster,  Sphaeraster  etc.  noch  zusammen  mit  den  zugehörigen  Megascleren  gefunden  werden. 
Mir  selber  ist  ein  Fund,  bei  dem  jeder  Zweifel  an  der  Zusammengehörigkeit  der  Megasclere  und  Microsclere 
ausgeschlossen  gewesen  wäre,  jedenfalls  nicht  geglückt.  Die  Familienbestimmung  der  hier  beschriebenen 
Geodiden  konnte  darum  nur  auf  Grund  der  Formeigentümlichkeiten  der  Megasclere  erfolgen. 

Subfamilia  Geodinae  Sollas. 
(1887.    Tetractinellida.  Report  on  the  Scientific  results  of  the  voyage  of  H.  M.  S.  „Challenger".   Zoology,  Bd.  XXV,  S.  218.) 

Geodidae  mit  kugeligen  oder  ovalen  Sterrastern,  mit  Ana-  und  Protriaenen  neben 
anders  geformten  Megascleren;  mit  stellaren  Microscleren  in  der  Pulpa. 

Bei  den  lebenden  Gattungen  der  Unterfamilie  Geodinae  {Geodia  Lam.,  Cydonium  Flemming,  Synops 
VosMAER  und  /sop5  Sollas)  sind  die  Gattungskennzeichen  hauptsächlich  auf  Eigentümlichkeiten  des  Kanal- 


—   117  — 


systems  basiert.  Das  Kanalsystcm  der  fossilen  Formen  wird  aber  infolge  der  äußerst  losen  Verbindung 
der  Skelettelemente  beim  Versteinerungsprozeß  wohl  stets  zerstört. 

Darum  konnte  ich  auch  nicht  den  Versuch  machen,  die  hier  beschriebenen  Geodinen  einer 
lebenden  Gattung  unterzuordnen.  Der  Name  Geodiopsis,  den  ich  als  Gattungsnamen  gewählt  habe, 
und  der  die  nahe  Verwandtschaft  der  durch  die  Megasclere  als  Geodinen  gekennzeichneten  Kreide- 
schwämme mit  Geodia  u.  v.  Formen  andeuten  soll,  ist  lediglich  als  Sammelname  ohne  systematischen 
Wert  anzusehen. 

HiNDE^)  und  PocTA^)  haben  eine  Anzahl  Geodia-Arten  aus  der  oberen  Kreide  von  England  und 
Böhmen  beschrieben,  deren  generische  Stellung  unsicher  ist.  Bei  Geodia?  clavata  Hinde  und  Geodia? 
coronata  Hinde  hat  das  der  Autor  ja  durch  das  Fragezeichen  angedeutet.  Die  Megasclere  dieser  beiden 
Arten  könnten  immerhin  von  Geodiden  herrühren.  Dagegen  stellen  die  mit  ringförmigen  Einschnürungen 
versehenen  Protriaene  von  Geodia  Wrighti  Hinde  einen  in  der  Jetztzeit  anscheinend  nicht  mehr  vorhandenen 
Nadeltypus  dar,  und  wir  wissen  vorläufig  nicht  einmal,  aus  welcher  Unterordnung  der  Tetraxonia  die 
in  den  obersenonen  Spongienkalken  nicht  selten  isoliert  vorkommenden  Spicula  stammen  könnten. 
Das  Skelett  von  Geodia  communis  Pocta  besteht  nur  aus  Amphioxen  und  kann  darum  keinesfalls  einer 
Geodie  zugeschrieben  werden.  Geodia  gracilis  Pocta  (,, Nadeln  mit  verlängertem,  geradem  und  etwas 
dickem  Schaft,  der  an  seinem  unteren  Ende  wenig  zugespitzt  ist  und  am  Scheitel  drei  starke,  meist  dicho- 
tomisch  sich  wieder  teilende  Äste  trägt,")  könnte  eher  eine  Stellettide  sein.  Geodia  exilis,  die  aus  kleinen 
Protriaenen  vom  Charakter  der  Tetilliden-Triaene  besteht,  hat  Pocta  selber  mit  einem  Fragezeichen 
versehen.  Die  Megasclere  von  Geodia  gigantea  Pocta  aus  den  untersten  Priesener  Schichten  sind  wahr- 
scheinlich zusammengeschwemmte  Skelettelemente  von  Arten  verschiedener  Tetraxonia-F  a  m  i  1  i  e  n. 

Genus  Geodiopsis  nov,  gen. 

(Skelettabbildung  Texltafel  I,  Fig.  8,  9.) 

Die  Megasclere  sind  große  pkunpe  Protriaene,  dünne,  aber  sehr  langschäftige  quirl-  und  speer- 
förmige  Anatriaene  und  große  Amphioxe.    Körperform  und  Kanalsystem  unbekannt. 
Obere  Kreide. 

Geodiopsis  cretacea  Schrammen.   (Texttafel  I,  Fig.  9.) 

1899.    Geodia  cretacea  Schrammen,  Telract.,  S.  8,  Taf.  III,  Fig.  1. 
1901.    Geodia  cretacea  Schrammen,  Neue  Kieselschvv.,  S.  19. 

Soweit  es  erhalten  ist ,  besteht  das  Skelett  aus  sehr  großen  keulenförmigen  Protriaenen,  großen, 
manchmal  leicht  gekrümmten  Amphioxen  und  sehr  dünnen  aber  langen,  quirl-  oder  speerförmigen  Ana- 
triaenen.  Die  quirlförmigen  Anatriaene  kommen  häufiger  vor  wie  die  speerförmigen.  Zahlreiche  eiförmige 
Kieselkugeln  mit  glatter  Oberfläche  sind  vielleicht  als  die  Microsclere  der  Spezies  anzusehen,  wenn  sie 
nicht  angeschwemmt  worden  sind.  Man  findet  sie  nämlich  fast  in  jeder  Ätzprobe  des  Oberger  Spongien- 
mergels.    Die  großen  Protriaene  und  die  Amphioxe  sind  5 — 10  mm  lang.    Ein  7  mm  langes  Protriaen 


1)  Catal.  S.  25. 

*)  Beitr.  III,  S.  6—8. 


—   118  — 


^  ist  in  der  Mitte  0,3  mm,  an  der  Stelle  wo  die  Gabelung  beginnt  0,5  mm  dick.  Der  Abstand  der  Zinken- 
spitzen voneinander  beträgt  ca.  0,7  mm.  Der  Winkel,  den  die  Zinken  des  Protriaens  mit  dem  Schaft 
bilden,  ist  infolge  der  stetig  nach  dem  vorderen  Ende  des  Protriaens  zunehmenden  Verdickung  des  Schaftes 
fast  ein  gestreckter.  Die  Anatriaene  sind  bis  10  mm  und  darüber  lang,  aber  nur  0,03  mm  dick.  Der  Ab- 
stand der  Zinkenspitzen  voneinander  beträgt  bei  den  quirlförmigen  Anatriaenen  0,1  mm.  Der  Durch- 
messer der  Kieselkugeln  schwankt  zwischen  0,1  und  0,2  mm.  Alle  diese  Nadelformen  liegen  in  strahligen 
Faserzügen  oder  ungeordneten  Haufen  in  kinderfaustgroßen  Kalkmergelbrocken.  Ich  betone  aber,  daß 
die  Steinknollen  nur  die  beschriebenen  Megasclere  und  Microsclere  führen,  und  nicht  mit  den  bei  Oberg 
nicht  selten  vorkommenden  Knollen  zu  verwechseln  sind,  die  aus  zusammengeschwemmten  heterogenen 
Spongiennadeln  bestehen. 

Geodiopsis  cretacea  ist  die  erste  Geodide  aus  der  Norddeutschen  Kreide,  von  der  die  wichtigsten, 
wenn  nicht  alle  Megasclere  bekannt  sind.  Von  Geodia  gigas  Pocta  wäre  sie  durch  die  erheblichere  Größe 
ihrer  Protriaene,  den  Besitz  quirl-  und  speerförmiger  Anatriaene  und,  wenn  die  beobachteten  Kieselkugeln 
wirklich  aus  der  Rindenschicht  der  Art  stammen,  durch  die  glatte  Oberfläche  der  Sterraster  zu  unter- 
scheiden. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg,  sehr  selten. 
AnzahlderuntersuchtenStücke:2. 
Belegstücke  in  meiner  Sammlung. 

Geodiopsis  microthrinax  n.  sp.   {Texttafel  I,  Fig.  8.) 

Das  Skelett  besteht  aus  schlanken  Protriaenen  und  geraden  oder  leicht  gekrümmten  Amphioxen.  Die 
Protriaene  sind  4 — 8  mm  lang,  in  der  Mitte  0,2  mm,  am  Halse  0,4  mm  dick.  Der  Abstand  der  Zinken- 
spitzen von  einander  beträgt  0,7  mm,  die  Länge  der  Zinken  0,4  mm.  Der  Winkel,  den  sie  mit  dem  Schaft 
bilden,  ist  =  65  Die  Amphioxe  sind  5 — 10  mm  lang.  Microsclere  habe  ich  nicht  beobachtet.  Von 
Geodiopsis  cretacea  unterscheidet  sich  die  Art  durch  anders  gestaltete  und  kleinere  Protriaene  (hierdurch 
auch  von  Geodia  gigas  Pocta)  und  die  fehlenden  Anatriaene.  (Daß  etwa  Anatriaene  durch  den  Ver- 
steinerungsprozeß zerstört  worden  sein  könnten,  halte  ich  bei  der  ausgezeichneten  Erhaltung  des  einen  der 
beiden  Exemplare,  die  mir  vorliegen,  für  unwahrscheinlich.) 

Während  Geodiopsis  cretacea  in  der  Zusammensetzung  des  Stützskeletts  eine  ähnliche  Nadel- 
Kombination  wie  gewisse  lebende  Geodia-Arlen  aufweist,  ergibt  die  Skelettvergleichung  von  Geodiopsis 
microthrinax  Beziehungen  zur  lebenden  Gattung  Isops. 

Alter    und   Facies:    Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg  und  Oberg,  sehr  selten. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Das  Original  befindet  sich  in  meiner  Sammlung. 


—    119  — 


Tetraxonia-Familien  incert.  subord. 
Familie  Ophiraphididae  Schrammen. 

(1<J03.    Zur  Systematik  der  Kieseisp.,  Mitt.  a.  d.  Roem.-Mus.,  No.  19,  S.  17.) 

Das  Stützskelett  besteht  aus  verfilzten,  langen,  glatten  und  unregelmäßig  gekrümmten  monaxonen 
Rhabden  (Ophirhabden),  zwischen  denen  auch  große  Amphioxe,  Amphityle  und  Amphislrongyle  vor- 
kommen können.  Die  Dermalia  sind  Triaene  mit  ungegabelten  Zinken,  oder  tetraxone  Dermalia  fehlen. 
Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide.    (?)  Jetztzeit. 

Während  die  Skelettelemente  aller  lithistiden  Tetraxonia  durch  Zygose  zu  einem  starren  Gerüst 
vereinigt  sind,  welches  auch  unter  der  Einwirkung  des  Versteinerungsprozesses  ein  mehr  oder  weniger 
getreues  Abbild  der  Körperform  bleibt,  und  während  andererseits  die  Skelettelemente  der  Tetraxonia 
mit  Megascleren  des  regulären  Typus  überhaupt  nicht  zusammenhängen  und  nach  der  Zerstörung  der 
Weichteile  in  ungeordneten  Haufen  im  Gestein  liegen,  bilden  die  Skelette  der  Ophiraphididae  keine  starren 
Gerüste,  fallen  aber  trotzdem  nach  dem  Absterben  des  Tierkörpers  auch  nicht  ganz  auseinander. 

Diese  Eigentümlichkeit  beruht  auf  einer  mehr  oder  weniger  intensiven  Ver  filzung  der  Ophirhabde. 

Die  erste  Spur  der  in  der  Kreidezeit  auf  der  Höhe  der  Entwicklung  stehenden  Familie  kam  merk- 
würdigerweise aus  den  Tiefen  des  Ozeans.  Und  zwar  hat  Carter^)  aus  einer  Sammlung  von  Tiefsee- 
spongien  Megasclere  beschrieben,  die  mit  den  Ophirhabden  der  fossilen  Gattungen  übereinstimmen.  Es 
scheint  sich  aber  um  ein  ganz  vereinzeltes  Vorkomm.nis  gehandelt  zu  haben.  Wenigstens  ist  später  meines 
Wissens  über  rezente  Formen  nichts  weiter  berichtet  worden. 

Die  Microsclere  der  Ophiraphididae  sind  noch  nicht  bekannt.  Darum  wäre  eine  nochmalige  Unter- 
suchung des  rezenten  Materials  wünschenswert.  Einstweilen  hänge  ich  die  Ophiraphididae  an  die  Tetra- 
xonia als  Familie  incert.  subord.  an. 

Die  Abgrenzung  der  Gattungen  wird  man  bei  den  Ophiraphididae  nach  anderen  Gesichtspunkten 
vornehmen,  wie  bei  den  Familien  mit  lithistidem.  Skeletthabitus.  Ihre  Gerüste  sind  allen  Einwirkungen 
von  außen  gegenüber  gewissermaßen  plastischer,  da  die  Skelettelemente  ja  nur  mehr  oder  weniger  lose 
ineinander  hängen.  Darum  habe  ich  als  Indikation  zur  generischen  Trennung  in  erster  Linie  Ver- 
schiedenheiten in  der  Skelettzusammensetzung  berücksichtigt. 

Gattung  Ophiraphidites  Carter  1876,  emend.  Schrammen  1899. 
(Skelettabbildung  Texttafel  VII,  Fig.  5,  6.) 

Schwammkörper  trichter-,  Schüssel-,  blatt-  oder  ohrförmig,  keulenförmig  oder  zylindrisch,  knollig 
oder  ästig,  langgestielt  oder  sitzend.  Das  Stützskelett  besteht  aus  verfilzten  Ophirhabden.  In  den  Maschen 
gerade  oder  leicht  gekrümmte  Amphioxe.  Als  Dermalia  Triaene  mit  ungegabelten  Zinken.  Microsclere 
unbekannt. 

Obere  Kreide  und  (?)  Jetztzeit. 

*)  Ann.  Mag.  nat.  hist.  1876,  Bd.  XVIII,  S.  458. 


—   120  — 


Ophiraphidites  sp. 

Die  ältesten  Spuren  einer  0 phiraphidites- Avi  fand  ich  im  Scaphitenpläner  von  Oppeln.  Sie  bestehen 
aus  1— 5  mm  breiten,  bläulich  gefärbten  Adern,  die  ein  handgroßes  Plänerstück  durchsetzen,  und  sich  bei 
der  Untersuchung  mit  der  Lupe  als  in  Eisenhydroxyd  umgewandelte  Ophirhabde,  Amphioxe  und  Triaene 
erwäesen.   Das  Originalstück  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Ophiraphidites  anastomans  Hinde. 

1883.    Ophiraphidites  anastomans  Hinde,  Catal.,  S.  23,  Taf.  I,  Fig.  4. 
1885.    Ophiraphidites  anastomans  Pocta,  Beitr.  IH,  S.  6. 

0.  anastomans  nennt  Hinde  kleine  formlose  Spongien-Fragmente  aus  dem  Upper  Chalk  von  Süd- 
england die  nur  aus  locker  verbundenen  kleinen  Ophirhabden  bestehen. 

Ähnliche  Aggregate  kommen  auch  in  den  Schichten  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutsch- 
land nicht  selten  vor,  ohne  daß  es  möglich  ist,  danach  eine  einigermaßen  sichere  generische  Bestimmung 
ZU  trcffon. 

Pocta  beschreibt  unter  dem  HiNDE'schen  Namen  Bruchstücke  von  langen,  wellig  gekrümmten, 
auf  der  Oberfläche  etwas  knorrigen  Spiculen  aus  den  Weißenbergerschichten  von  Rencov.  Sie  könnten 
auch  von  der  aus  gleiclialtrigen  Schichten  stammenden,  hier  als  Ophiraphidites  sp.  bezeichneten  Art  her- 
rühren, die  im  Scaphitenpläner  von  Oppeln  vorkommt. 

Ophiraphidites  cretaceus  Zittel. 

1878.    Ophiraphidites  cretaceus  Zittel,  Stud.  III,  S.  98,  Taf.  XI,  Fig.  2. 

Das  von  Zittel  beschriebene  und  in  natürlicher  Größe  abgebildete  Exemplar  aus  der  Quadraten- 
kreide von  Linden  ist  ein  Stielfragment,  wie  mir  ähnliche  in  größerer  Zahl  vorliegen.  Zu  welcher  Gattung 
oder  Art  der  Stiel  gehört,  ist  unsicher.  Das  l.  c.  Fig.  2a  abgebildete  Dichotriaen  muß  angeschwemmt 
sein,  denn  Dichotriaene  kommen  im  Skelett  der  Ophiraphididae  nicht  vor. 

Ophiraphidites  annulatus  nov.  sp.   (Tafel  XIV,  Fig.  9.  -  Texttafel  VH,  Fig.  6.) 

Zyhndrisch  oder  walzenförmig,  mit  ringförmigen  Quereinschnürungen,  die  aber  nicht  immer  deut- 
lich ausgrepägt  sind,  gestielt.  Oberfläche  mit  zerstreut  liegenden,  nadelstichartigen  Ostien  von  Radial- 
kanälchen.  Scheitel  abgestutzt  oder  abgerundet,  mit  zahlreichen  rundlichen  Postikcnvon  Vertikalkanalen. 

Die  größten  Exemplare  die  ich  kenne,  sind  wenig  über  10  cm  lang,  und  an  der  dicksten  Stelle 

ca.  4  cm  dick.  ,  .        p-,  .         v.-  u  x  ^ 

Das  Stützskelett  ist  sehr  dicht,  und  besteht  aus  3-6  mm  langen,  innig  verfilzten  Ophirhabden, 
zwischen  denen  stellenweise  gerade  Amphioxe  von  3-4  mm  Länge,  und  Triaene  mit  ungegabelten  leicht 
vorwärts  gekrümmten  Zinken  vorkommen.    Der  Schaft  der  Triaene  ist  0,5-0,8  mm  lang.    Die  Zinken 

sind  ebenso  lang  oder  etwas  kürzer.  •  j  v,  v. 

Exemplare,  bei  denen  die  ringförmigen  Einschnürungen  weniger  deutlich  entwickelt  sind,  haben 
in  der  äußeren  Form  ÄhnUchkeit  mit  mittelgroßen  Stücken  von  0.  cylindricus.  Die  beiden  Arten  sind 
aber  nicht  zu  verwechseln,  denn  O.  cylindricus  hat  eine  einfache  Zentralhöhle. 


—    121  — 


Alter  und  Facies:  Cuvieripläner.    Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und   Vorkommen:    Heere  (s.  s.),  Oberg  (z.  s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  8. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Ophiraphidites  cylindricus   Schrammen.   (Tafel  XIV,  Fig.  8;  Tafel  XVII,  Fig.  7.) 

1899.    Ophiraphidites  cylindricus  Schrammen,  Tetract.,  S.  5,  Taf.  I,  Fig.  2,  3;  Taf.  III,  Fig.  2. 

Das  erste  Exemplar,  welches  ich  auffand  und  beschrieb,  war  zufällig  zylindrisch.  Häufiger  ist 
aber  der  Körper  keulen-,  kreisel-  oder  keilförmig,  an  der  Basis  zu  einem  ziemlich  langen  Stiel  verschmälert, 
und  am  vorderen  Ende  abgerundet  oder  abgestutzt.  Die  Wandung  ist  dick,  das  Paragaster  eng  und  tief 
eingesenkt.  Ein  mittelgroßes  Exemplar  mißt  vom  Scheitel  bis  zum  Stielende  20  cm,  am  vorderen  Ende 
5  cm,  in  der  Mitte  3  cm.  Der  Querdurchmesser  des  Paragasters  ist  etwas  geringer  als  die  Dicke  der  Wan- 
dung. Im  Paragaster  und  an  der  Außenseite  liegen  zahlreiche  rundliche,  etwa  stecknadelkopfgroße  Ostien 
bezw.  Postiken.  Den  Stiel  durchziehen  bündelartig  zusammenliegende  Vertikalkanäle,  die  im  Paragaster 
münden.  Die  monaxonen  Megasclere  sind  locker  verfilzte  Ophirhabde;  die  tetraxonen  sind  Triaene  mit 
in  einer  Ebene  ausgebreiteten  oder  nach  vorwärts  gerichteten,  ungegabelten  Zinken.  Die  Zinken  werden 
bis  0,5  mm  lang. 

Alter  und   Facies:    Kalkmergel  der  Quadraten-  und  unteren  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:   Misburg  (s.),  Oberg  (s.). 
Anzahl  deruntersuchtenStücke:8. 
Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Ophiraphidites  infundibuliformis  Schrammen.    (Tafel  XIV,  Fig.  7.  —  Texttafel  VII,  Fig.  5.) 

1899.    Ophiraphidites  infundibuliformis  Schrammen,  Tetract.,  S.  5,  Taf.  I,  Fig.  1;  Taf.  II,  Fig.  6. 

Der  ziemlich  dünnwandige,  gewöhnlich  etwa  kinderhandgroße  Schwammkörper  ist  trichter-, 
becher-,  Schüssel-  oder  ohrförmig.  Manche  Exemplare  erreichen  eine  beträchtliche  Größe.  So  hat  ein 
mir  vorliegendes,  zusammengedrückt  trichterförmiges  Stück  aus  der  Mucronatenkreide  von  Misburg, 
bei  1,0  cm.  Wanddicke  einen  Längsdurchmesser  von  25  cm  und  einen  Querdurchmesser  von  15  cm  (an  der 
breitesten  Stelle  gemessen),  obgleich  es  nur  ein  Fragment  ist,  an  dem  der  Stiel  und  größere  Teile  des  Vorder- 
randes fehlen.  Außen-  und  Innenseite  mit  dicht  nebeneinander  liegenden,  porenartigen  Ostien  bezw. 
Postiken.  Das  Stützskelett  ist  sehr  dicht  und  besteht  hauptsächlich  aus  innig  verfilzten,  bis  5  mm  und 
darüber  langen,  in  der  Mitte  0,1 — 0,2  mm  dicken  Ophirhabden.  Am  Stiel  liegen  sie  zu  dichten  Faser- 
zügen aneinandergepackt.  Sonst  wird  ihre  Lage  nur  durch  die  Anordnung  der  Kanäle  bestimmt,  um  die 
herum  sie  in  den  m.annigf  altigsten  Verschlingungen  und  Verknüpfungen  gelagert  sind.  Nicht  selten  kommen 
zwischen  den  Ophirhabden  bis  3  mm  lange,  dünne,  gerade  oder  leicht  gekrümmte  Amphioxe  vor.  Die 
Dermalia  sind  ziemlich  plumpe  Triaene  mit  ungegabelten,  leicht  nach  vorwärts  gerichteten  Zinken.  Der 
Schaft  ist  ungefähr  so  lang  wie  die  Zinken  (0,5  mm). 

Ungeätzte  Exemplare  von  0.  infundibuliformis  können  mit  Pachycothon  simplicissimum  Pocta  sp. 
verwechselt  werden.   Man  beachte,  ob  Zygome  vorhanden  sind  ( Pachycothon),  oder  nicht  ( Ophiraphidites). 

Palaeontographica.    Suppl.  V.  16 


Texttafel  VII. 

Skelettelemente  der  Familien  Ophiraphididae  Schrammen  und  Helobrachidae  Schrammen. 
(Sämtliche  Figuren  in  IGfacher  Vergrößerung.) 


A.  Schrammen  del. 


—   123  — 


Erklärung  zu  Texttafel  VII. 


Familie  Helobrachiidae. 

Fig.  1.    Helobrachium  consecatum  Schrammen   aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,    a)  Triactine. 

b)  Zentralteil  eines  Triactins,  (von  der  Seite  gesehen,  mit  dem  kurzen  Axenkanal  des  auf  eine 
kugelige  Anschwellung  reduzierten  vierten  Strahls.) 

Familie  Ophiraphididae. 

Fig.  2.  Cephaloraphidites  cavernosus  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Ophirhabd. 
b)  Triaene.    c)  Amphiox. 

Fig.  3.  Cephaloraphidites  milleporatus  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Ophirhabde. 
b)  Style,    c)  Triaene.    d)  Amphiox. 

Fig.  4.  Alloioraphium  spongiosum  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Ophirhabde. 
b)  Tylostyle.    c)  Amphityl.    d)  Amphistrongyl.    e)  Amphiox. 

Fig.  5.  Ophiraphidites  infundibulijormis  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Ophi- 
rhabde.   b)  Triaene.    c)  Amphiox. 

Fig.  6.    Ophiraphidites  annulatus  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Triaene. 

Fig.  7.    Megaloraphium  auriforme  Schrammen,    a)  Ophirhabd.    b)  Triaene.    c)  Amphiox. 

Fig.  8.    Polytretia  seriatopora  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Triaene. 


Zwischen  den  Exemplaren  aus  der  Quadraten-  und  der  unteren  Mucronatenkreide  besteht  insofern 
ein  konstanter  Unterschied,  als  die  ersteren  durchgängig  kleiner  sind. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  unteren  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (s.),  Misburg  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  6. 
Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Ophiraphidites  ramosus  nov.  sp.  (Tafel  XXIV,  Fig.  5.) 

Das  Original  besteht  aus  einem  gabeligen,  etwa  2,5  cm  dicken  Zweig  von  rundlichem  Querschnitt. 
Stiel  und  Zweigenden  sind  nicht  erhalten.  An  den  Bruchflächen  sichtbare,  rundliche,  skelettfreie  Stellen 
sind  wohl  als  Querschnitte  von  in  der  Längsrichtung  der  Äste  verlaufenden  Kanälen  zu  deuten.  An  der 
Oberfläche  der  Außenseite  scheinen  wie  bei  allen  Ophiraphidites- Arien  zahlreiche  Ostien  zu  liegen ,  die 
nur  wenig  größer  als  die  Maschen  des  Skeletts  sind.  Das  Skelett  ist  zum  größten  Teil  in  Eisenhydroxyd 
umgewandelt.  Beim  Anätzen  kamen  aber  einige  gut  erhaltene  Skelettelemente  zum  Vorschein,  die  sich 
von  den  Megascleren  der  anderen  Ophiraphidites- Arten  nicht  wesentlich  unterscheiden. 

Ophiraphidites  ramosus  gleicht  in  der  äußeren  Form  Fragmenten  von  Doryderma-Arien.    Da  aber 


—   124  — 


bei  einigermaßen  günstiger  Erhaltung  die  großen  Ophirhabde  schon  mit  unbewaffnetem  Auge  zu  erkennen 
sind,  können  Verwechslungen  leicht  vermieden  werden. 

Alter  und   Facies:  Kalkmergel  der  unteren  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Ophiraphidites  tuberosus  Schrammen.  (Tafel  XVII,  Fig.  8.) 

1899.    Ophiraphidites  tuberosus  Schrammen,  Tetract.,  S.  5,  Taf.  II,  Fig.  5. 

Der  bis  faustgroße  Schwamm  bildet  unregelmäßig  geformte,  lappige  Knollen  und  Klumpen,  die 
entweder  mit  einer  napfförmigen  Verbreiterung  der  Basis  an  Fremdkörper  festgeheftet  sind,  oder  mehrere 
kurze  Würzelchen  besitzen.  Oberfläche  mit  unregelmäßig  zerstreuten,  ca.  1  mm  weiten  Ostien.  Das  Stütz- 
skelett ist  sehr  dicht  und  besteht  hauptsächlich  aus  5 — 7  mm  langen,  0,1 — 0,2  mm  dicken  Ophirhabden. 
In  den  Maschen  dünne,  gerade,  3 — 5  mm  lange  Amphioxe.  Die  Dermalia  sind  Triaene  mit  rückwärts 
gekrümmten,  ungegabelten,  ca.  0,5  mm  langen  Zinken. 

Alter  und   Facies:  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg  (s.  s.),  Oberg  (s.). 

Anzahl   der  untersuchten  Stücke:  5. 

Belegstücke  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Cephaloraphidites  Schrammen.  1899. 
(Skelettabbildung  Texttafel  VII,  Fig.  2,  3.) 

Dickwandige  Trichter  mit  flachem  Paragaster.  An  der  Außenseite  und  im  Paragaster  zahlreiche 
porenartige  Ostien  bezw.  Postiken,  von  denen  gerade  Kanäle,  die  z.  T.  mit  größeren  im  Schwamminnern 
befindlichen  Hohlräumen  kommunizieren,  in  den  Schwammkörper  eindringen.  Die  Megasclere  sind  haupt- 
sächlich verfilzte  Ophirhabde  und  keulenförmige  Style.  In  den  Skelettmaschen  zahlreiche  gerade  oder 
leicht  gekrümmte  Amphioxe  und  Triaene.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Die  Gattung  unterscheidet  sich  von  Ophiraphidites  hauptsächlich  durch  ihre  keulenförmigen  Style, 
von  Alloioraphium  durch  tetraxone  Dermalia. 

Cephaloraphidites  milleporatus  Schrammen.   (Texttafel  VII,  Fig.  2.) 

1899.    Cephaloraphidites  milleporatus  Schrammen,  Tetract.,  S.  6,  Taf.  II,  Fig.  4. 

Das  einzige  mir  bekannte  Stück  besteht  aus  der  einen  Hälfte  eines  der  Länge  nach  in  der  Mediane 
geteilten,  trichterförmigen,  nur  4  cm  langen  Schwammes.  Längs-  und  Querdurchmesser  (dieser  an  der 
breitesten  Stelle  gemessen)  sind  gleich.  Das  Paragaster  ist  flach.  Seine  tiefste  Stelle  liegt  noch  im  oberen 
Drittel  des  Schwammkörpers.  An  der  Außenseite  und  im  Paragaster  zahlreiche  rundliche,  etwa  stecknadel- 
kopfgroße Ostien  bezw.  Postiken,  von  denen  gerade  Kanäle,  die  z.  T.  mit  unregelmäßig  im  Innern  der 


—    125  — 


Spongie  verteilten  Hohlräumen  in  Verbindung  stehen,  in  den  Schwammkörper  eindringen.  Das  Stütz- 
skelett besteht  hauptsächlich  aus  bis  5  mm  und  darüber  langen,  in  der  Mitte  etwa  0,1  mm  dicken  Ophi- 
rhabden,  die  locker  verfilzt  sind  und  netzartig  die  Kanäle  umlagern.  In  den  Maschen  zahlreiche  gerade 
oder  leicht  gekrümmte,  bis  3  mm  lange,  in  der  Mitte  0,05  mm  dicke  Arhphioxe  und  Triaene,  mit  ca.  0,5  mm 
langen,  ungegabelten,  rückwärts  gebogenen  Zinken. 

Soweit  ist  das  Skelett  ungefähr  wie  bei  den  Ophiraphidites- Arten  zusammengesetzt.  Außerdem 
besitzt  die  Spezies  aber  noch  zahlreiche,  meist  schwach  gekrümmte,  kolben-  oder  keulenförmige  Style, 
die  bis  2,5  mm  lang  werden.  Ihr  Querdurchmesser  beträgt  an  der  dicksten  Stelle  des  dicken  Endes  etwa 
0,2  mm,  in  der  Mitte  0,1  mm  und  am  zugespitzten  Ende  noch  weniger.  Der  Axenkanal  mündet  nur  am 
zugespitzten  Ende  nach  außen.    Im  Köpfchen  endigt  er  blind. 

Alter  und   Facies:  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkomme  Ji:  Oberg  (s.  s.). 

Anzahl   der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  im  Hildesheimer  Museum. 

Cephaloraphidites  cavernosus  Schrammen.  (Texttafel  VII,  Fig.  2.) 

1899.    Cephaloraphidites  cawrnosiis  Schrammkn,  Tetract.,  S.  6,  Taf.  III,  Fig.  4. 

Diese  Art  hatte  ich  1899  nach  einem  Fragment  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg  aufgestellt. 
Besseres  Material  ist  seitdem  nicht  gefunden  worden.  Darum  bin  ich  auch  jetzt  noch  nicht  in  der  Lage, 
die  Gestalt  anzugeben,  die  der  Schwammkörper  gehabt  hat. 

In  der  Zusammensetzung  des  Skeletts  stimmt  C.  cavernosus  beinahe  mit  C.  milleporatus  überein. 
Nur  werden  die  Ophirhabde  bis  8  mm  und  darüber,  die  sehr  häufigen  Amphioxe  bis  5  mm  lang 
und  auch  die  keulenförmigen  Style,  die  übrigens  seltener  wie  bei  der  anderen  Art  vorkommen,  sind 
vielleicht  etwas  größer  und  plumper.  Die  Zinken  der  Triaene  sind  leicht  nach  vorn  gekrümmt  und  fast 
noch  einmal  so  lang  wie  bei  C.  milleporatus.  Die  Megasclere  liegen  in  einem  etwa  1  cm  dicken,  4  cm  breiten, 
fingerlangen  Gesteinsstück. 

Alter  und   Facies:    Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  im  Hildesheimer  Museum. 

I 

Gattung  Alloioraphium  nov.  nom.    (Syn.  Heteroraphidites  Schrammen.) 

(Skelettabbildung  Texttafel  7,  Fig.  4.) 

Kugelig  oder  knollig.  Die  Megasclere  sind  undeutlich  radial  angeordnete,  verfilzte  Ophirhabde. 
Dazwischen  kommen  große  Tylostyle,  Amphityle,  Amphistrongyle  und  Amphioxe  vor.  Tetraxone  Nadel- 
formen fehlen.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 


—  126 


Den  ersten  Namen  Heteroraphidites  habe  ich  geändert,  weil  ein  ähnUch  lautender  schon  an  eine 
andere  Familie  vergeben  ist  {Heteroraphidae  Ridley  u.  Dendy). 

In  meiner  früheren  Mitteilung  betrachtete  ich  die  Gattung  als  Bindeglied  zwischen  den  monaxonen 
und  tetraxonen  Kieselschwämmen  und  stellte  sie  zu  den  Monaxonia.  Das  möchte  ich  zurücknehmen. 
Das  Skelett  besteht  zwar  nur  aus  monaxonen  Nadeln,  stimmt  aber  nach  Form,  Größe  und  Art  der 
Verbindung  der  Skelettelemente  mit  den  Skeletten  der  tetraxonen  0 phiraphididae  so  gut  überein,  daß  es 
einer  Verschleierung  der  natürlichen  Verwandtschaftsverhältnisse  gleichkäme,  wenn  man  Alloioraphium 
nicht  mit  den  0 phiraphididae  vereinigte. 

Alloioraphium  spongiosum  Schrammen.    (Texttafel  VII,  Fig.  4.) 
1901.    Heteroraphidites  spongiosus  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  Taf.  III,  Fig.  5;  Taf.  IV,  Fig.  9. 

Das  kaum  kinderfaustgroße  Originalexemplar  ist  ein  unregelmäßig  halbkugeliges  Fragment  von 
einem  Schwaro.me,  der  kugelig  oder  knollig,  etwa  wie  eine  Kartoffel  geformt  gewesen  zu  sein  scheint.  Die 
gewölbte  Seite  des  Fragments  entspricht  der  Außenseite  des  Schwammkörpers.  Die  Bruchfläche  kann 
man  als  Schnittebene  eines  Medianschnitts  ansehen.  Da  aber  stielartige  Bildungen  fehlen  und  auch  kein 
Paragaster  sichtbar  ist,  bleibt  es  unklar,  ob  der  Schwamm  in  vertikaler  oder  in  horizontaler  Richtung 
halbiert  wird.  An  der  Bruchfläche  liegen  zahlreiche  Längs-  und  Querschnitte  von  durchschnittlich  2  mm 
weiten,  aber  auch  engeren  und  weiteren  Kanälen,  die  ähnlich  wie  bei  Hippospongia  equina  unter  Bildung 
von  Anastomosen  den  Schwammkörper  durchziehen.  Über  die  Außenseite  sind  in  unregelmäßiger  Anord- 
nung zahlreiche  Kanalöffnungen  verteilt,  deren  Größe  der  Weite  der  Kanäle  im  Innern  entspricht.  Das 
Skelett  besteht  hauptsächlich  aus  5 — 7  mm  langen,  in  der  Mitte  0,1 — 0,2  mm  dicken  Ophirhabden,  die 
nicht  selten  nur  an  einem  Ende  spitz  auslaufen,  während  sie  am  anderen  abgerundet  oder  kugelig  ver- 
dickt sind.  (Gewöhnlich  spitzen  sich  die  Ophirhabde  aber  an  beiden  Enden  peitschenschnurartig  zu.) 
Zwischen  den  Ophirhabden  kommen  stellenweise  0,5 — 1,0  mm  lajige  glatte  Amphityle,  Amphistrongyle 
und  Tylostyle  vor.  In  den  Skelettmaschen  2 — 4  mm  lange,  gerade  oder  leicht  gekrümmte  Amphioxe. 
Tetraxone  Megasclere  fehlen. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Oberg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Gattung  Polytretia  nov.  gen. 
(Skelettabbildung  Texttafel  VII,  Fig.  8.) 

Ohrförmige  O phiraphididae  mit  großen  Ostien  an  der  Außenseite  und  mit  Postikengruppen  an  der 
Innenseite.    Das  Skelett  besteht  aus  verfilzten  Ophirhabden.    In  den  Maschen  Amphioxe  und  Triaene. 
Kreide. 

Polytretia  seriatopora  nov.  sp.  (Tafel  XIV,  Fig.  4—6.  —  Texttafel  VII,  Fig.  8.) 

Ohrförmig,  sitzend.  Von  den  beiden  Exemplaren  meiner  Sammlung  ist  das  größere  6  cm  hoch, 
5  cm  breit  und  1  cm  dick;  das  kleinere,  ein  junges  Individuum,  3  cm  hoch  und  breit,  0,6  cm  dick.  Außen- 


—   127  — 


Seite  mit  deutlich  sichtbaren,  ca.  2  mm  weiten  rundlichen  Ostien,  die  ziemlich  gleichmäßig  über  die  Ober- 
fläche verteilt  sind  (ca.  10  auf  1  qcm).  Die  an  der  Innenseite  liegenden  Postiken  sind  ebensogroß  wie 
die  Ostien.  Je  5 — 10  liegen  dicht  nebeneinander  und  bilden  Gruppen,  zwischen  denen  postikenfreie  Skelett- 
brücken liegen.  Durch  die  großen  Ostien  an  der  Außenseite,  namentlich  aber  durch  die  eigentümliche 
Gruppierung  der  Postiken  unterscheidet  sich  Polytretia  seriatopora  recht  deutlich  von  allen  anderen 
Ophiraphididae. 

Das  Skelett  besteht  aus  bis  5  mm  langen  Ophirhabden,  zwischen  denen  bis  4  mm  lange  gerade 
Amphioxe  und  imgegabelte  Triaene  vorkommen.  Der  Schaft  der  Triaene  wird  0,3 — 0,5  mm  lang.  Länge 
der  Zinken  0,2 — 0,3  mm. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Das  Original  befindet  sich  in  meiner  Sammlung. 

Gattimg  Megaloraphium  nov.  gen. 

(Skelettabbildung  Texttafel  VII,  Fig.  7.) 

Ohrförmige  Ophiraphididae  ohne  größere  Ostien,  deren  Skelett  aus  sehr  großen  verfilzten  Ophi- 
rhabden besteht.    In  den  Skelettmaschen  Amphioxe  und  Triaene. 
Obere  Kreide. 

Megaloraphium  auriforme  nov.  sp.    (Tafel  XIV,  Fig.  1 — 3.  —  Texttafel  VII,  Fig.  7.) 

Ohrförmig.  Mittelgroße  Exemplare  sind  etwa  fingerlang,  3 — 4  cm  breit  und  0,5 — 1,0  cm  dick.  Mein 
größtes  Stück  ist  kind  er  faustgroß  und  hat  eine  2  cm  dicke  Wandung.  Größere  Ostien  oder  Postiken  sind 
nicht  vorhanden.  Eine  in  die  Augen  fallende  Eigentümlichkeit  des  Skeletts  ist  die  ungewöhnliche  Länge 
und  Dicke  der  Ophirhabde,  die  bis  10  mm  lang  werden  und  viel  dicker  sind  als  die  Ophirhabde  aller 
anderen  Ophiraphididen.  Zwischen  den  mehr  oder  weniger  stark  verfilzten  Ophirhabden  liegen  3 — 4  mm 
lange,  gerade  Amphioxe  und  ungegabelte  Triaene  mit  rückwärts  gebogenen  Zinken.  Schaft  und  Zinken 
sind  ungefähr  gleichlang  (0,8  mm). 

Um  Verwechslungen  mit  Ophiraphidites  infundibuliformis  zu  vermeiden,  beachte  man,  daß  jene 
Art  kleinere  und  dünnere  Ophirhabde  und  auf  beiden  Seiten  zahlreiche  stecknadelkopfgroße  Ostien  hat. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (selten). 

AnzahlderuntersuchtenStücke:6. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Familie  Helobrachiidae  nov.  fam. 

Die  Megasclere  sind  verfilzte  tetraxone  Triactine  mit  3  langen  vogelkrallenartig  gekrümmten 
Strahlen.    Der  vierte  Strahl  ist  auf  eine  halbkugelige  Anschwellung  reduziert.    Microsclere  unbekannt. 
Kreide. 


—    128  — 


Die  Helobrachiidae  gehören  unzweifelhaft  zu  den  tetraxonen  Silicea.  Da  aber  die  Microsclere  un- 
bekannt sind,  und  die  Forineigentümlichkeiten  der  Megasclere  keinerlei  Hinweise  auf  nähere  Beziehungen 
zu  einer  Gattung  von  bekannter  Stellung  enthalten,  hänge  ich  die  Helobrachiidae  als  fam.  incert.  sed. 
den  Tetraxonia  an. 

Gattung  Helobrachium  uov.  gen. 

(Skelettabbildung  Texttafel  VII,  Fig.  1.) 

Krustenartige  oder  lappige  Helobrachiidae  mit  wenig  entwickeltem  Kanalsystem. 
Obere  Kreide. 

Helobrachium  consecatum  n.  sp.   (Texttafel  VII,  Fig.  1.) 

Wenn  man  Kalk})rocken  von  Oberg  in  größeren  Mengen  oberflächlich  mit  verdünnter  Salzsäure 
anätzt,  findet  man  zuweilen  Fragmente,  sehr  selten  auch  ganze  Exemplare  einer  Spongie,  die  in  der  Körper- 
form eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  kleineren  Individuen  von  Propachastrella  primaeva  v.  Zittel  sp.  besitzt. 
Sie  besteht  nämlich  aus  unregelmäßig  lappigen  oder  ohrförmigen  Krusten  und  Blättern,  die  0,5 — 1  cm  dick 
sind.  Unter  dem  Mikroskop,  aber  auch  schon  unter  einer  schwach  vergrößernden  Lupe  erweist  sich  das 
Skelett  aus  Megascleren  zusammengesetzt,  die  man  weder  von  fossilen  noch  von  lebenden  Spongienarten 
gekannt  hat.  Es  sind  große  Triactine  mit  glatten,  0,5 — 1,0  mm  langen  Strahlen,  die  wie  die  Krallen  eines 
Vogels  gekrümmt  sind.  Wo  die  di'ei  Strahlen  sich  vereinigen,  liegt  eine  halbkugelige  Anschwellung,  die 
durch  einen  ganz  kurzen  Axenkanal  als  Rudiment  eines  vierten  Strahls  gekennzeichnet  ist.  Zygome  sind 
nicht  entwickelt.  Der  Zusammenhang  der  Skelettelemente  beruht  vielmehr  auf  Verfilzung,  die  infolge 
der  starken  Krümmung  der  Strahlen  so  innig  ist,  daß  das  ganze  Gerüst  auch  an  Stücken,  die  durch  Atzen 
gänzlich  von  dem  Gestein  befreit  worden  sind,  seine  Form  beibehält.  In  den  Skelettmaschen  kommen  an 
einzelnen  Stellen  zahlreiche  1,0 — 3,0  mm  lange,  gerade  oder  leicht  gekrümmte,  schlanke  Amphioxe  vor. 
Oberflächennadeln  und  Microsclere  habe  ich  nicht  beobachtet.  Das  Kanalsystem  ist  wenig  entwickelt. 
An  der  Oberfläche  der  Spongie  bemerkt  man  porenartige  Osticn,  bezw.  Postiken,  die  an  beiden  Seiten  gleich- 
mäßig verteilt  sind. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Oberg,  selten. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Familie  Helomorinidae  nov.  fam. 

(Etym.  ö  r'jXog  die  Klammer.) 

Das  Stützskelett  besteht  aus  monocrepiden,  durch  Zygose  verbundenen  Heloclonen.   Als  Dermalia 
Triaene  (Dichotriaene).    Microsclere  unbekannt. 
Kreide. 


—    129  — 


Das  Heloclon  kann  man  definieren  als  verhältnismäßig  großes,  fadenförmiges,  mit  kurzen  Höckern 
und  zangenförmigen  Ausschnitten  versehenes  Kieselkörperchen,  das  an  den  Enden  meist  klammerartig 
gebogen  ist,  und  in  seiner  ganzen  Länge  von  einem  in  der  Regel  gut  sichtbaren  Axenkanal  durchzogen  wird. 
Die  Verbindung  der  Heloclone  erfolgt  durch  Zygose,  indem  sich  die  klammerartigen  oder  hakenförmigen 
Teile  um  die  Höcker  benachbarter  Desme  legen. 

Das  Heloclon  unterscheidet  sich  vom  Ophirhabd  u.  a.  durch  Zygome;  vom  Megaclon  durch  faden- 
förmige Gestalt,  Mangel  an  längeren  Ästen  und  einen  Axenkanal,  der  nicht  nur  wie  beim  Megaclon  einen 
kurzen  Teil  des  Epirhabds,  sondern  das  ganze  Heloclon  der  Länge  nach  durchzieht. 

Die  Familie  H elomorinidae  umfaßt  die  Gattungen  Carterella  v.  Zitt.,  Isoraphinia  v.  Zitt.  und 
Pachycothon  Schrammen,  die  man  bisher  zur  Familie  Megamorinidae  gerechnet  hat. 

Nach  der  Axenanlage  und  Kombination  der  Skelettelemente  (monocrepide  Desme  und  tetraxone 
Dermalia)  gehören  die  H  elomorinidae  zu  den  Tetraxonia.  Die  Microsclere  sind  aber  nicht  bekannt,  und 
darum  behandle  ich  die  Familie  hier  als  incert.  subordinis. 


Gattimg  Isoraphinia  Zittel.  1878. 

Zylindrisch,  walzen-  oder  keulenförmig,  mit  abgestutztem  Scheitel  und  tiefem  Paragaster,  gestielt. 
Ohne  besondere  Ostien  und  Postiken.  Die  Wasserzirkulation  erfolgt  durch  die  weiten  und  unregelmäßig 
geformten  Skelettmaschen.  Das  Stützskelett  besteht  aus  durch  Zygose  verbundenen  Heloclonen.  Dermalia 
unbekannt  (wahrscheinlich  sind  es  Dichotriaene). 

Obere  Kreide. 

Isoraphinia  texta  Roem.  sp. 

1864.  Siphonocoelia  texta  Roemer,  Sp.,  S.  29,  Taf.  X,  Fig.  11. 

1864.  Jerea  spiculigera  Roemer,  Sp.,  S.  34,  Taf.  XII,  Fig.  6. 

1878.  Eulespongia  texta  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  417,  Taf.  CXXXV,  Fig.  3—7. 

1878.  Carterella  spiculigera  Zittel,  Stud.  II,  S.  69,  Taf.  VII,  Fig.  2. 

1878.  Isoraphinia  texta  Zittel,  Stud.  II,  S.  69,  Taf.  V,  Fig.  8— Taf.  VII,  Fig.  3. 

1883.  Isoraphinia  texta  Hinde,  Catal.,  S.  55. 

1886.  Isoraphinia  texta  Zahalka,  Wien.  Acad.  d.  Wiss.  Bd.  XCII,  S.  047,  Taf.  I,  Fig.  1,  2. 

Walzenförmig  und  zylindrisch  (Typus),  oder  keulenförmig  (çar.  clavata),  mit  abgestutztem  Scheitel 
und  tiefem  Paragaster,  langgestielt.  Mittelgroße  Exemplare  sind  15 — 20  cm  lang  (ohne  Stiel)  und  5 — 8  cm 
dick.  Die  größten  mir  bekannten  Stücke  messen  mit  Stiel  fast  m  in  der  Länge  und  fast  10  cm  in  der 
Dicke.  Paragasteröffnung  2,5 — 4  cm  weit;  Wandungen  1,5 — 2  cm  dick.  Die  Oberfläche  ungeätzter 
Exemplare  bildet  ein  scheinbar  dichtes  filzartiges  Gewebe.  Durch  Behandlung  mit  Salzsäure  vom  Gestein 
befreite  Stellen  zeigen,  daß  die  Wasserzufuhr  und  Zirkulation  unabhängig  von  besonderen  Ostien  und 
Kanälen  unmittelbar  durch  die  Maschen  des  Skeletts  erfolgt. 

Isoraphinia  texta  ist  eine  der  häufigsten  Spongienarten  des  Cuvieripläners  und  leicht  kenntlich 
an  den  schon  mit  unbewaffnetem  Auge  sichtbaren,  fadenförmigen  Skelettelementen.  Zu  verwechseln 
wäre  sie  allenfalls  mit  zylindrischen  Ophiraphidites-Avien. 

Palaeontographica.    Suppl.  V.  17 


—   130  — 


RoEMERS  Jerea  spicidigera  aus  dem  Tiiron  von  Salzgitter  ist  wahrscheinlich  ein  Stielfragment  von 
Isoraphinia  texta. 

Alter  und  Facies:  Scaphitenpläner  und  Cuvieripläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Nettlingen  (z.  s.),  Heere  (h.),  Salder  (h.), 
Anzahl  d  e  r  u  n  t  e  r  s  u  c  h  t  e  n  S  t  ü  c  k  e  :  ca.  20. 


Gattung  Pachycothon  Schrammen.  1901. 
(Skelettabbildung  Texttafel  VIII,  Fig.  3.) 

Ohr-,  Schüssel-  oder  trichterförmig,  ziemlich  dickwandig,  gestielt  oder  sitzend.  Beide  Seiten  ohne 
besondere  Ostien  bezw.  Postiken,  aber  mit  weiten,  unregelmäßig  geformten  Skelettmaschen,  durch  welche 
die  Wasserzirkulation  erfolgt.  Das  Stützskelett  besteht  aus  durch  Zygose  verbundenen  Heloclonen.  Die 
Dermalia  sind  Orthodichotriaene.    Auch  kommen  Amphioxe  vor. 

Obere  Kreide. 

Pachycothon  giganteum  Roem.  sp.   (Tafel  XVII,  Fig.  6.  —  Texttafel  VIII,  Fig.  3.) 

1864.  Cupulospongia  giganlea  Roemer,  Sp.,  S.  51,  Taf.  XVIII,  Fig.  1. 

1878.  Carlcri'lla  spiculigera  Zittel,  Stud.  II,  S.  69,  Taf.  VII,  Fig.  2. 

188;i.  Carlerclla  spiculigera  Hinde,  Calal.,  S.  55. 

18'JO.  Isoraphinia  siniplicissiina  PocTA,  Spongien  von  Paderborn,  S.  229,  Taf.  VI,  Fig.  1. 

1901.  Paclnjcoihon  giganteum  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  12,  Taf.  III,  Fig.  2,  Taf.  V,  Fig.  3. 

Ohr-,  Schüssel-,  blatt-,  trichter-  oder  halbtrichterförmig,  ziemlich  dickwandig,  mit  abgerundetem 
oder  abgestutztem  Rand,  gestielt  oder  sitzend.  Ober-  und  Unterseite  ohne  besondere  Ostien  bezw.  Postiken. 
Die  Wasserzu-  und  -abfuhr  erfolgt  durch  die  unregebnäßig  geformten  Skelettmaschen,  die  aber  nur  an 
geätzten  Stücken  sichtbar  werden,  während  die  Oberfläche  ungeätzter  Exemplare  aus  einem  dichten 
Filz  winziger  Fädchen  zu  bestehen  scheint.  Die  Wandung  ist  1 — 1,5  cm  dick;  bei  ungewöhnlich  großen 
Excm.plaren  auch  noch  dicker.  In  der  Regel  sind  die  IndiAaduen  nicht  über  15  cm  hoch  und  breit.  Ein  ohr- 
förmiges  Exemplar  vom  Sudmerberg,  wo  die  Art  sehr  selten  vorkommt,  ist  nur  3  cm  hoch,  6  cm  breit,  1  cm  dick. 

Die  vertikale  Verbreitung  der  Spezies  reicht  vom  Scaphitenpläner  bis  in  die  Mucronatenkreide. 

Kleinere  Exemplare  können  mit  Ophiraphidites  infundibuliformis  verwechselt  werden,  weil  bei 
beiden  Arten  die  fadenförmigen  Skelettelemente,  (sie  sind  bei  Ophiraphidites  glatt,  bei  Pachycothon  mit 
kleinen  Zygomen  verschen)  mit  unbewaffnetem  Auge  wohl  erkennbar,  aber  nicht  unterscheidbar  sind. 

Carterella  spiculigera  Zittel  aus  der  Mucronatenkreide  von  Ahlten  ist  wohl  ein  Stiel  von  Pachycothon 
giganteum,  denn  eine  Carterella  kommt  in  der  Mucronatenkreide  nicht  vor. 

Alter  und  Facies:  Scaphitenpläner,  Cuvieripläner  (cf.  Pocta),  untersenone  Sandmergel, 
Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Halberstadt,  Nettlingen  (z.  h.),  Paderborn,  Sudmer- 
berg (s.),  Misburg  (z.  s.),  Oberg  (z.  h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:   ca.  15. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 


—   131  — 

Monaxone  Silicea. 

Familie  Homoraphidae  Ridley  u.  Dendy. 

(1887.    Report  on  the  SciiMitific  Results  of  the  voyage  of  H.  M.  S.  „Challenger",  Bd.  XX,  S.  1.  —  1890.  Lendenfeld,  Das 

System  der  Spongien,  S.  410.) 

Das  Skelett  besteht  ans  amphioxen  und  amphistrongylen,  selten  stylen  Nadeln,  die  durch  Spongin 
verkittet  werden,  oder  in  Sponginfasern  eingebettet  sind.  In  der  Grundsubstanz  zerstreute  Nadeln 
sind  nicht  selten  vorhanden.  Diese  sind  in  der  Regel  den  Nadeln  in  den  Fasern  ähnlich,  ausnahmsweise  Toxe. 

Subfamilia  Renierinae  Ridley  u.  Dendy. 
(1887.    Chall.  Rep.  Bd.  XX,  S.  1.  —  1890.    Lendenfeld,  System  d.  Sp.,  S.  411.) 

Homoraphidae  mit  brüchigem  oder  hartem,  stets  unelastischem  Skelett,  welches  nur  sehr  wenig 
Hornsubstanz  enthält. 

Gattung  Halichondria  Fleming.  1828. 

Massige  Renierinae  mit  einem  Skelett,  welches  aus  unregelmäßigen  Bündeln  schlanker  Nadeln 
besteht. 

Halichondria  Vosmaeri  nov.  sp.   (Tafel  XIII,  Fig.  2.  —  Texttafel  VIII,  Fig.  10.) 

ImScaphitenplänervon  Nettlingen  habe  ich  einige  undeutlich  traubige  oder  nierenförmige  Schwamm- 
körper gefunden,  bei  denen  die  inneren  Skelettteile  total  ,, verrostet''  sind,  während  äußere  Form  und 
Oberflächenskelett  sich  ausgezeichnet  erhalten  haben.  Sic  sind  5 — 10  cm  lang  und  mehrere  Zentimeter 
dick.  Dem  unbewaffneten  Auge  erscheint  die  Oberfläche  fast  strukturlos.  Aber  schon  mit  einer  schwach 
vergrößernden  Lupe  sieht  man,  daß  die  äußerste  Skelettlage  von  zahllosen,  tangential  zur  Oberfläche 
liegenden,  etwa  1,0  mm  langen  Amphioxen  gebildet  wird.  In  der  Anordnung  der  Amphioxe  besteht 
eine  gewisse  Gesetzmäßigkeit.  Sie  gruppieren  sich  nämlich  zu  zahlreichen  Nadelbündeln,  deren  mit  den 
Längsaxen  der  in  den  Bündeln  parallel  aneinander  liegenden  Amphioxe  zusammenfallende  Längsaxen 
sich  in  der  Verlängerung  imter  mehr  oder  weniger  spitzen  Winkeln  schneiden.  Dadurcli  ist  die  Oberfläche 
des  Schwammes,  wo  Nadelbündel  übereinander  liegen,  mit  zahllosen  winzigen  Parallelogrammen  über- 
zogen.   Mündungen  von  Kanälen  sind  nicht  sichtbar. 

Unter  den  fossilen  Spongien  steht  der  Schwamm  ganz  isoliert.  Man  kennt  aber  aus  den  Meeren 
der  Jetztzeit  nah  verwandte  Formen ,  die  Halichondrien.  Die  Angaben  über  das  Dermal-Skelett  der 
lebenden  passen  auch  auf  die  Oberflächenschicht  der  einzigen  fossilen  Art  und  auch  hinsichtlich  der  äußeren 
Form  besteht  eine  sehr  weitgehende  Übereinstimmung.  Z.  B.  besitzt  Halichondria  pelliculata  Ridley 
und  Dendy  (Chall.  Monact.  S.  5,  Taf.  I,  Fig.  1)  die  gleiche  nierenförmige  Gestalt  und  auch  ungefähr  die- 
selbe Größe  wie  unsere  Halichondria  Vosmaeri. 

Alter  und  Facies:  Scaphitenpläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Nettlingen  (sehr  selten). 

AnzahIderuntersuchtenStüke:5. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


—   132  — 


Fiiniilie  Desmacidonidae  Ridley  u.  Dendy. 

(1887.    Chall.  Rep.  Bd.  XX,  S.  62.  —  1890.    Lendenfeld,  System  d.  Sp.,  S.  403.) 

Meist  mit  chelcn  Microscleren  und  häufig  abstehenden  Nadeln  an  den  Skelettfasern.  Fehlen 
die  Chele,  so  sind  abstehende  Nadeln  vorhanden. 

Esperites  Carteri  Zittel. 

1876.    Esperites  Carlen  Zittel,  Coelopt.,  Taf.  IV,  Fig.  27—29. 
1878.    Esperites  Carteri  Zittel,  Stud.  III,  S.  3. 

Unter  diesem  Namen  bildet  Zittel  aus  der  Quadratenkreide  von  Vordorf  in  Braunschweig  S'gme 
(1.  c.  Fig.  27  u.  28)  und  ein  Isochel  (1.  c.  Fig.  29)  ab.  Sigme  treten  in  verschiedenen  Familien  auf,  Chele 
aber  nur  bei  den  Desmacidoniden. 


Gattung  Rhizopsis  nov.  gen. 
(Skelettabbildung  Texttafel  VIII,  Fig.  11.) 

Wurzelartig  zerschlitzte,  zackige  Lappen,  die  aus  zu  dichten  Faserzügen  vereinigten  Amphioxen 
und  Amphistrongylen  bestehen. 
Obere  Kreide. 

Rhizopsis  horrida  nov.  sp.   (Tafel  XIII,  Fig.  4.  —  Texttafel  VIII,  Fig.  11.) 

Im  Scaphitenpläner  von  Nettlingen  und  in  der  Quadratenkreide  von  Oberg  kommen  zuweilen 
bizarr  gestaltete  Schwammkörper  vor,  die  man  vielleicht  mit  einigem  Recht  als  Desmacidoniden  an- 
sprechen kann. 

Sie  sind  etwa  kinderfaustgroß  und  bestehen  aus  wurzelartig  zerschlitzten,  zackigen  Lappen.  Ostien 
felilen.  Das  Skelett  besieht  aus  geraden  oder  leicht  gekrümmten,  glatten  Amphioxen  und  Amphistron<rylen 
von  verschiedener  Größe.  Die  kleinsten  sind  kaum  0,1  mm,  die  größten  etwa  4  mm  lang.  Neben  manchen 
im  Verhältnis  zur  Länge  sehr  schlanken  Nadeln  kommen  auch  kurze  und  dicke  vor.  Die  Skelettelemente 
sind  der  Länge  nach  eng  aneinander  gedrängt  und  bilden  dadurch  starke  Faserzüge. 

In  der  äußeren  Form  erinnert  Rhizopsis  horrida  an  Desmacidon  grandis  Ridley  und  Dendy  (Chall. 
Rep.  Bd.  20,  S.  III,  Taf.  XXII,  Fig.  1).  Das  Skelett  dieser  Art  ist  ,,very  well  developed;  composed  of 
stout,  branching,  Axinella-like  spiculo-fibre,  made  up  of  stout  oxeote  spicules",  also  ähnlich  wie  bei  Rhiz- 
opsis gebaut.  Desmacidon  grandis  hat  aber  viel  kleinere  (nicht  über  0,5  mm  lange)  und  plumpere  Mega- 
sclere,  die  an  der  Oberfläche  büschelförmig  angeordnet  sind. 

Alter  und   Facies:   Scaphitenpläner  und  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Nettlingen  (sehr  selten),  Oberg  (sehr  selten). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


—   133  — 


Familie  Scolioraphidae  Schrammen. 

(iy03.    Zur  Systematik  dor  Kioselspoiigien.     Mitt.  a.  d.  Roem.-Mus.,  No.  19,  S.  21.) 

Silicea,  deren  verfilzte,  aber  niemals  durch  Zygose  verbundenen  Megasclere  geschlängelte  oder  un- 
regelmäßig gekrümmte,  an  den  Enden  stumpfe,  und  in  der  ganzen  Länge  durch  kragenförmige  Anschwel- 
lungen knorrige  monaxone  Rhabde  sind.  Einfache  Stabnadeln  von  verschiedener  Form  und  Größe  können 
außerdem  vorkommen.    Microsclere  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Die  einzigen  Vertreter  dieser  Familie  sind  die  hier  beschriebenen  zwei  Arten  aus  der  oberen  Kreide 
Nordwestdeutschlands.  Sonst  sind  weder  aus  den  mächtigen  und  gründlich  durchforschten  Kreide- 
bildungen von  England  und  Böhmen,  noch  aus  den  durch  die  Tiefseeforschung  immer  mehr  entschleierten 
Tiefen  der  neuzeitlichen  Ozeane  Formen  mit  ähnlichen  Gerüsten  bekannt  geworden. 

Trotzdem  ist  es  vielleicht  nicht  ausgeschlossen,  daß  auch  jetzt  noch  Scolioraphidae  leben.  Bower- 
bank  ^)  bildet  nämlich  ein  aus  dem  Atlantischen  Ozean  stammendes  ,,nodulated-cylindrico-vermiculatcd" 
Spiculum  ab,  das  sich,  wie  es  scheint,  nur  durch  schlankere  Gestalt  von  den  Megascleren  der  beiden 
fossilen  Arten  unterscheidet. 

Gattung  Scolioraphis  Zittel.  J878. 
(Skelettabbildung  Texttafel  VIII,  Fig.  9.) 

Krustenartige  oder  aus  anastomosierenden  Blättern  bestehende  Scolioraphidae. 
Obere  Kreide. 

Scolioraphis  tesselata  Roem.  sp.   (Texttafel  VIII,  Fig.  9.) 

1864.    Enaulofungia  tesselata  Roemer,  Sp.,  S.  41,  Taf.  XIV,  Fig.  11. 
1878.    Scolioraphis  cerebriformis  Zittel,  Stud.  III,  S.  5,  Taf.  XII,  Fig.  1. 

Der  Schwammkörper  bildet  kinderfaustgroße,  halbkugehge  Krusten.  Durch  tiefe  anastomosierende 
Furchen  ist  die  gewölbte  Oberseite  in  zahlreiche  Kämme  und  Höcker  zerlegt.  Die  Unterseite  ist  etwas 
ausgehöhlt.  Ostien  sind  nicht  sichtbar.  Das  Skelett  ist  sehr  dicht  und  besteht  fast  ausschließlich  aus 
geschlängelten,  an  den  Enden  sturo.pfen  und  ihrer  ganzen  Länge  nach  durch  kragenförmige  Anschwellungen 
knorrigen,  monaxonen  Rhabden,  die  ähnlich  wie  die  Ophirhabde  verfilzt  und  nie  durch  Zygose  verbunden 
sind.  In  geringer  Menge  kommen  noch  Style  vor.  Die  Rhabde  sind  etwa  0,5  mm  lang,  die  Style  etwas  kürzer. 

V.  Zittel  hat  wohl  übersehen,  daß  die  Art  schon  von  F.  A.  Roemer,  der  sie  zu  der  für  Kalk- 
schwämme kreierten,  aber  nach  v.  Zittel  auf  eine  irrige  Beobachtung  basierten  Gattung  Enaulofungia 
Fromentel  stellte,  benannt  war. 

Alter  und  Facies:  Sandmergel  der  Granulatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg  (selten). 

AnzahlderuntersuchtenStücke:4. 

Das  Original  liegt  im  Hildesheimer  Museum. 

1)  Monogr.  Spong.  I,  Taf.  I,  Fig.  14. 


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Scolioraphis  anastomans  Zittel. 

1878.    Scolioraphis  anaslomans  Zittel,  Stud.  Ill,  S.  5,  Taf.  XII,  Fig.  1  (nicht  Fig.  2). 

Die  Originaldiagnose  lautet:  ,,Schw.  knollig,  löcherig,  aus  dünnen,  verschlungenen  und  anastomo- 
sierenden  Blättern  bestehend.  Skelett  mit  ziemlich  langen,  wurmförmig  gekrümmten,  knorrigen  Nadeln, 
denen  sich  in  größerer  Menge  einfache  Stabnadeln  von  verschiedener  Größe  und  Form  beimischen." 

Ich  selber  habe  kein  Exemplar  dieser  Art  auffinden  können. 

Alter  und   Facies:    Kalkmergel  der  Quadratenkreide  und  unteren  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Linden  und  Ahlten  (sehr  selten). 

Monaxone  Silicea  incert.  fam. 

Gattung  Opetionella  v.  Zittel.  1878. 

Schwammkörper  unregelmäßig  knollig,  rindenartig  oder  trichterförmig.  Die  Megasclere  sind 
große,  dicht  nebeneinander  liegende  Amphioxe.   Kanalsystem  und  Microsclere  unbekannt.   Obere  Kreide. 

Auffälligerweise  werden  fossile  Kieselspongien,  bei  denen  als  Megasclere  nur  große  Amphioxe  nach- 
zuweisen sind,  fast  immer  aus  Ablagerungen  beschrieben,  in  denen  die  Skelette  durch  Umwandelung 
in  Eisenhydroxyd  etc.  große  Veränderungen  erlitten  haben,  die  eine  genaue  Untersuchung  sehr  erschweren 
oder  unmöglich  machen.  In  den  Kalkmergeln  von  Oberg  und  Misburg,  wo  die  Skelette  gewöhnlich  so 
gut  erhalten  sind,  daß  es  bei  Anwendung  geeigneter  Präparationsmethoden  möglich  ist,  auch  die  kleineren 
Megasclere  zu  erkennen,  habe  ich  keine  Formen  angetroffen,  die,  wie  z.  B.  die  Opetionella- Arien  nur  aus 
großen  Amphioxen  bestehen.  Es  liegt  aber  nahe,  eine  ähnliche  Skelettzusammensetzung,  wie  die  gut 
erhaltenen  Skelette  besitzen,  auch  bei  den  in  Eisenhydroxyd  oder  andere  mineralische  Massen  umgewan- 
delten zu  vermuten.  Die  Opetionellaarten,  deren  Skelette  durchgängig  stark  verrostet  gefunden  werden, 
könnten  also  recht  gut  außer  den  großen  Amphioxen  noch  kleine  tetraxone  Megasclere  besessen  haben, 
die  jetzt  infolge  ungünstiger  Erhaltung  nicht  mehr  nachzuweisen  sind. 

V.  Zittel  stellte  Opetionella  in  die  Nachbarschaft  von  Tethya  lynciirium. 

Opetionella  radians  v.  Zittel. 

1878.    Opetionella  radians  Zittel,  Stud.  III,  S.  4,  Taf.  XI,  Fig.  1. 
1880.    Opetionella  radians  Zittel,  Handb.,  S.  144. 

Diese  Art  bezeichnet  v.  Zittel  als  Typus  der  Gattung.  Sein  Original  ist  ein  etwas  mehr  als  walnuß- 
großes, etwa  12  mm  dickes,  rindenartiges  Fragment,  das  aus  dicht  aneinander  gedrängten,  senkrecht  zur 
Oberfläche  des  Schwammes  gestellten,  5 — 10  mm  langen  Amphioxen  besteht.   Kanalsystem  unbekannt. 

Alter  und  Facies:  Cuvieri-Pläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Windmühlenberg  bei  Salzgitter. 

Opetionella  poculum  n.  sp.   (Tafel  XIII,  Fig.  3.) 
Der  zusammengedrückt  trichterförmige  Körper  des  einzigen  mir  vorliegenden  Exemplars  hat 
einen  Längsdurchmesser  von  4  cm,  einen  größten  Querdurchmesser  von  5,5  cm  und  einen  kleinsten  von 


—    135  — 


2,5  cm.  Die  Wandung  ist  1,0  cm  dick,  das  Paragasler  lief  eingesenkt.  Außenseite  runzelig.  Ostien 
und  Kanäle  sind  nicht  erhalten.  Das  Skelett  ist  vollständig  in  rostfarbiges  Eisenhydroxyd  umgewandelt 
und  besteht  aus  dicht  aneinander  gedrängten,  mehrere  mm  langen  Stabnadeln.  Ob  es  Amphioxe  oder 
Style  sind,  kann  ich  nicht  sicher  unterscheiden. 

Unter  dem  Namen  Opetionella  Klemmi  erwähnt  v.  Zittel  aus  den  Impressa-Kalken  von  Geislingen 
in  Württemberg  einen  ähnlich  wie  0.  poculum  geformten  Schwamm,  der  ebenfalls  nur  aus  Stabnadeln 
besteht.  Schon  aus  der  erheblichen  Altersverschiedenheit  der  Fundschichten  ist  wohl  zu  folgern,  daß  Ope- 
tionella Klemmi  und  Opetionella  pocw^wm  verschiedene  Arten,  oder  Arten  verschiedener  Gattungen  darstellen. 

Alter  und   Facies:  Scaphiten-Pläner. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  NettUngen. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Familie  Rhizomorinidae  v.  Zittel. 

(1878,  Studien  über  fossile  Spongien  II,  S.  33.) 

Das  Stützskelett  besteht  aus  kleinen,  gestreckten  oder  in  mehrere  Arme  geteilten,  mit  zahlreichen 
wurzelartigen  Ausläufern  und  Zäckchen  besetzten  monocrepiden  Desmen  (Rhizoclonen).  Dernialia  fehlen 
oder  sind  als  kleine  monaxone  Rhabde,  monocrepide  Kieselscheibchen  oder  tangential  ausgebreitete 
monocrepide  Desme  vorhanden.    Die  Microsclere  sind  Sigmaspire  und  Microrhabde  oder  fehlen. 

Jura;  Kreide;  Jetztzeit. 

Die  lebenden  Rhizomoriniden  hat  Sollas  (Chall.  Rep.  Bd.  25,  S.  CXIX,  CLIV,  CLVI,  CLVII, 
CLVIII)  in  die  Familien  Scleritodermidae,  Neopeltidae,  Cladopeltidae  und  Azoricidae  eingeteilt.  Die 
Scleritodermidae  [Rhizomorinidae  mit  kleinen  dermalen  Amphistrongylen  und  Sigmaspiren  im  Innern), 
Neopeltidae  {Rhizomorinidae,  deren  Dermalia  monocrepide  Scheibchen  sind)  und  Cladopeltidae  {Rhizo- 
morinidae ohne  Microsclere,  deren  Dermalnadeln  stark  verzweigte,  tangential  ausgebreitete  Desme  sind) 
enthalten  nur  ie  eine  récente  Gattung.  Alle  anderen  lebenden  Genera,  darunter  auch  Gastrophanella  Sdt., 
Poritella  Sdt.,  Azorica  Carter  und  Amphibleptula  Sdt.,  die  unzweifelhaft  in  nahen  Beziehungen  zu 
Gattungen  aus  der  oberen  Kreide  stehen,  rechnet  Sollas  zu  den  Azoricidae  {Rhizomorinidae  ohne  be- 
sondere Dermalnadeln  und  ohne  Microsclere).  Bei  der  Klassifikation  der  Kreide-Rhizomorinen  konnte 
die  speziellere  Einteilung  von  Sollas  nicht  zu  Grunde  gelegt  werden,  weil  sie  zur  Voraussetzung  die  Kenntnis 
der  winzigen  Dermalia  und  Microsclere  hat,  die  durch  den  Versteinerungsprozeß  zerstört  werden. 

Zu  den  Rhizomorinidae  haben  v.  Zittel  und  Hinde  auch  die  genera  Chenendopora  Lamx.  emend. 
V.  Zittel  und  Pachinion  v.  Zittel  gerechnet.  Die  typische  Art  der  einen  Gattung,  Chenendopora  fungi- 
formis  Lamx.  ist  aber  eine  Tetracladine  (vgl.  Texttafel  VI,  Fig.  7)  und  Pachinion  gehört  zu  den  Corallistidae. 

Gattung  Verruculina  v.  Zittel.   1878.  —  Syn.  Amphithelion  v.  Zittel  et  auct. 

(Skelettabbildung  Texttafel  VIII,  Fig.  5,  6.) 

Trichter-,  Schüssel-,  napf-,  ohr-  oder  blattförmige,  seltener  plattig-ästige  Rhizomorinidae  mit 
warzenförmig  erhöhten  Postiken  auf  der  Innenseite  (Oberseite),  und  porenartigen  Ostien  an  der  Außen- 


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Seite  (Unterseite),  oder  mit  warzenförmig  erhöhten  Postiken  bezw.  Ostien  auf  beiden  Seiten.  Oberfläche 
mit  Ausnahme  der  Kanalmündungen  mit  einer  dichten  Deckschicht  überzogen,  die  aus  einem  innigen 
Geflechte  kleiner,  stark  verästelter  Rhizoclone  besteht.    Von  freien  Kieselgebilden  kommen  gerade  oder 
gebogene  Amphioxe  vor. 
Obere  Kreide. 

Nach  HiNDES  Vorgang  rechne  ich  zu  dieser  Gattung  die  genera  Verruculina  v.  Zitt.  und  Amphi- 
thelion  v.  Zitt.,  die  sich  nur  dadurch  unterscheiden,  daß  bei  der  einen  Gattung  nur  die  Postiken,  bei  der 
anderen  auch  die  Ostien  warzenförmig  erhöht  sind. 

Von  den  hier  beschriebenen  11  Arten  erreichen  V.  tenuis,  V.  convoluta  und  V.  seriatopora  die  größte 
vertikale  Verbreitung,  denn  sie  gehen  durch  das  ganze  spongienführende  Turon  bis  in  das  Senon  mit 
Belemnitella  mucronata  hinauf.  Auf  den  Scaphiten-Plänor  beschränkt  sind  F.  miliaris  und  V.  damae 
cornis.  V.  crassa  kommt  im  Scaphiten-  und  Cuvieri-Pläner  vor,  V.  micrommata  und  Verruculina 
angulata  nur  in  der  Sudmerbergfacies.   V.  macrommata,  V.  astraea  und  V.  cupula  sind  obersenone  Formen. 

Verruculina  tenuis  Roem.  sp. 

1841.    Mnnon  tenue  Roemer,  Kr.,  S.  II,  Taf.  I,  Fig.  7. 

1845—46.    Manon  miliare  Reuss,  Böhm.  Kr.,  S.  78,  Taf.  XIX,  Fig.  13. 

1864.    Chenendopora  tenuis  Roemer,  Sp.  S.  43,  Taf.  XV,  Fig.  4. 

1870.    Chenendopora  tenuis  Ferdinand  Roemer,  Oberschlesion,  S.  301,  Taf.  XXXI,  Fig.  6,  7,  8  (non  Fig.  1). 

1877.  Chenendopora  tenuis  Quenstedt,  Pelr.  V,  S.  324,  Taf.  CXXXI,  Fig.  8;  Taf.  CXXXII,  Fig.  46—48. 

1878.  Amphithelion  tenue  Zittel,  Stud.  II,  S.  CO. 

1883.  Verruculina  pustulosa  Hinde,  Catal.  S.  39,  Taf.  III,  Fig.  2,  2a. 

1884.  Amphithelion  tenue  Pocta,  Beitr.  II,  S.  23. 

1897.    Amphithelion  tenue  Leonhard,  Oberseh.  Kr.,  S.  37. 

1900.  cf.  Amphitlielion  miliare  Wollemann,  Kreide  von  Biewende,  S.  5. 

1901.  Amphithelion  tenue  Schrammen,  Neue  Kieselschw,,  S.  21. 

Der  dünnwandige,  ungestielte  Schwammkörper  ist  ohr-,  blatt-,  napf-,  tuten-,  oder  tellerförmig. 
Jüngere,  taler-  bis  handtellergroße  Exemplare  sind  gewöhnlich  flach,  ältere  neigen  zur  Faltenbildung, 
wobei  die  lappigen  Falten  in  unregelmäßiger  Weise  miteinander  verwachsen  können.  Die  Wandung  ist 
bei  kleinen  Exemplaren  etwa  3  mm,  bei  mittelgroßen  bis  5  mm  dick.  Ein  ungewöhnlich  großes  Exemplar 
aus  dem  Scaphiten  Pläner  von  Oppeln  (das  dickste,  welches  ich  kenne)  mißt  sogar  7  mm  im  Querschnitt. 
Auf  der  Innenseite  liegen  in  unregelmäßiger  Anordnung  kleine,  bis  0,5  mm  weite,  warzenförmige  Postiken. 
(Auf  1  qcm  15 — 20.)  Außenseite  mit  dichtstehenden,  sehr  feinen,  bei  günstiger  Erhaltung  etwas  erhöliten 
Ostien.  (Auf  1  qmm  etwa  4.)  Habitus  und  Dimensionen  des  Schwammes  bleiben  voul  Turon  bis  zur 
Mucronatenkreide  konstant.  Nur  vom  Sudmerberg  liegen  mir  2  Fragmente  vor,  die  wohl  in  der 
Größe  und  Anordnung  der  Ostien  und  Postiken  mit  typischen  Exemplaren  übereinstimmen,  aber  ver- 
hältnismäßig dicker  sind. 

RoEMERS  erste  Abbildung  der  Spezies  (Kr.  Taf.  I,  Fig.  7)  ist  mißlungen,  die  spätere  Abbildung 
(Sp.  Taf.  XV,  Fig.  4)  brauchbar. 

Obgleich  Roemer,  der  Begründer  der  Art,  beide  Namen  identifiziert  hat,  glaubt  Hinde,  daß  Manon 
tenue  Roem.  aus  dem  Scaphiten-Pläner  von  Oppeln  und  Chenendopora  tenuis  Roem.  aus  dem  Scaphiten- 


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Pläner  von  Heiningen,  Salzgitter  etc.  verschiedene  Arten  seien  und  gibt  darum  den  Formen  au«  dem 
Senon  von  England,  die  mit  denen  des  nordwestdeutschen  Turon  übereinstimmen,  einen  anderen  Namen 
(V.  pustulosa).  Die  Oppelner  Vorkommnisse,  die  Roemers  erster  Beschreibung  zu  Grunde  lagen,  sind 
aber,  wie  mir  eine  Anzahl  gut  erhaltener  Stücke,  die  ich  selber  in  Oppeln  gesammelt  habe,  bestätigen,  von 
den  nordwestdeutschen,  die  Roemer  später  abgebildet  und  beschrieben  hat,  nicht  spezifisch  verschieden. 

Ferdinand  Roemer,  der  F.  A.  Roemers  Original  von  Manon  tenue  nachgeprüft  hat,  identifiziert  wie  sein 
Bruder  M.  tenue  mit  Chenendopora  tenuis,  die  er  als  einen  lappigen,  ohr-  oder  trichterförmigen  Schwamm, 
,, welcher  auf  der  Außenseite  mit  punktförmigen,  dicht  gedrängten,  feinen  Öffnungen  mit  wenig  vorstehen- 
dem Mündungsrand,  auf  der  Innenseite  mit  größeren  und  entfernter  stehenden  Öffnungen  mit  ringförmig 
vorstehendem  Rand  besetzt  ist",  beschreibt.  Im  übrigen  bildet  aber  Ferdinand  Roemer unter  dem 
Namen  Chenendopora  tenuis  zwei  verschiedene  Arten  ab.  Fig.  6,  7  und  8  passen  zur  Diagnose  und  stimmen 
auch  mit  den  norddeutschen  und  englischen  Exemplaren  von  Verruculina  tenuis  Roem.  sp.  überein.  Figur  1 
stellt  dagegen  eine  andere  Art,  wahrscheinlich  Verruculina  convoluta  Quenstedt  sp.  dar. 

HiNDE,  PocTA  und  Leonhard  halten  oMch  Manon  tenue  Reuss  (Böhm.  Kr.  S.  78,  Taf.  XX,  Fig.  2) 
für  synonym  mit  Verruculina  tenuis  Roem.  sp.  aber  m.  E.  nicht  mit  Recht.  Eher  könnte  das  von  Reuss 
1.  c.  Taf.  XIX,  Fig.  13  abgebildete  Fragment  von  Verruculina  tenuis  herrühren. 

Quenstedt  unterscheidet  drei  Varietäten:  var.  simplex,  complex  und  petiolata.  Bei  der  enormen 
Vielgestaltigkeit  der  Spezies  wären  unschwer  noch  einige  hinzuzufügen. 

Alter  und  Facies:  Scaphiten-Pläner,  Cuvieri-Pläner,  Sandmergel  der  Westfalicus- Kreide^ 
Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronaten-Kreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oppeln  (s.),  Netthngen  (h.),  Heere  (z.  s.),  Sudmerberg 
(s.),  Misburg  (s.),  Oberg  (s.),  Biewende  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:   Über  hundert. 

Verruculina  damaecornis  Roem.  sp. 

1864.     Verrucospongia  damaecornis  Roemer,  Sp.  S.  45,  Taf.  XVI,  Fig.  5. 
1878.    Amphithelion  damaecorne  Zittel,  Stud.  II,  S.  60. 

Der  dünnwandige  Schwammkörper  ist  blatt-  oder  ohrförmig,  mit  langen,  schmalen,  fingerartigen 
Fortsätzen,  zuweilen  auch  geweihartig  verästelt.  Selten  wird  der  ohrförmige  Teil  mehr  als  talergroß; 
die  Fortsätze  erreichen  bis  5  cm  Länge  bei  einer  Breite  von  5 — 10  mm.  Dicke  des  Schwammkörpers  bezw. 
der  Äste  5  mm.  Außenseite  mit  feinen,  zerstreut  liegenden,  bei  günstiger  Erhaltung  warzenförmig  erhöhten 
Ostien.   Die  an  der  Innenseite  liegenden  Postiken  sind  ebenfalls  warzenförmig  erhöht  und  etwas  größer. 

In  den  Dimensionen  der  Ostien  und  Postiken  stimmt  die  Art  ungefähr  mit  Verruculina  tenuis 
überein.  Bei  Verruculina  damaecornis  liegen  die  Ostien  aber  nicht  unregelmäßig  über  die  Oberfläche 
zerstreut,  sondern  sie  stehen  in  Gruppen  oder  kurzen,  3^ — 6  Ostien  enthaltenden  Reihen. 

Alter  und  Facies:  Scaphiten-Pläner,  Cuvieri-Pläner  (?). 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Nettlingen  (s.  s.),  Windmühlenberg  bei  Salzgitter 
(n.  Roemer). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

1)  Geologie  von  Oberschlesien  Taf.  XXXII. 
Palaeontographica.    Suppl.  V.  18 


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Verruculina  convoluta  Quenst.  sp. 

1870.    Chenendopora  tenuis  Ferd.  Roemer,  Oberschl.,  Taf.  XXXI,  Fig.  1  (nicht  Fig.  6,  7,  8). 

1877.  Spongia  cotwoluta  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  368,  Taf.  CXXXII,  Fig.  49,  50,  51. 

1878.  Amphilhelion  c.onvolulum  Zittel,  Stud.  II,  S.  60. 

1883.     Verruculina  convoluta  Hinde,  Catal.  S.  38,  Taf.  IV,  F'ig.  1,  Fig.  la — d. 

Der  Schwammkörper  ist  ohr-  oder  blattförmig.  Ältere,  Handteller-  bis  handgroße  Exemplare 
werden  etwa  6  mm  dick.  Bei  einem  ungewöhnlich  großen  Stück  aus  der  Quadraten-Kreide  von  Misburg 
beträgt  die  Dicke  der  Wandung  sogar  1  cm.  Außen-  und  Innenseite  mit  kleinen,  dichtstehenden,  bei 
guter  Erhaltung  umwallten  Ostien  bezw.  Postiken.  (Auf  0,5  qcm  etwa  60).  An  der  Innenseite  stehen 
die  Kanalmündungen  wohl  etwas  weniger  dicht,  sind  aber  nicht  größer  wie  an  der  Außenseite.  Jeden- 
falls erscheinen  dem  unbewaffneten  Auge  die  Oberflächen  beider  Seiten  des  Schwammkörpers  gleich. 

Mit  anderen  Verruculinen  ist  V.  convoluta  kaum  zu  verwechseln.  Eher  ist  schon  eine  Ver- 
wechselung abgeriebener  Exemplare  mit  Chonella- Avien  möglich.  Diese  haben  aber  niemals  umwallte 
Kanalmündungen. 

Alter  und  Facies:  Scaphiten-  und  Cuvieri-Pläner,  Kalkmergel  der  Quadraten-  und 
Mucronaten- Kreide. 

Verbreit  II  n  g  und  Vorkommen:  Nettlingen  (z.  s.),  Oppeln  (s.  s.),  Dörnten,  Mis- 
burg (z.  s.),  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  12. 

Verruculina  crassa  Roemer  sp. 

1864.    Chenendopora  crassa  Roemer,  Sp.  S.  43,  Taf.  XVI,  Fig.  1. 

1877.  Manon  circumporosum  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  372,  Taf.  CXXXII,  Fig.  55. 

1878.  Amphithelion  circumporosum  Zittel,  Stud.  II,  S.  60. 
1878.    Ampltithelion  crassum  Zittel,  Stud.  II,  S.  60. 

Der  ziemlich  dickwandige  (1 — 1,5  cm),  walnuß-  bis  mannsfaustgroße  Schwammkörper  ist  bei  aus- 
gewachsenen Individuen  gewöhnlich  unregelmäßig  trichterförmig,  seltener  ohrförmig.  Jugendformen 
sind  keulenförmig  und  ähneln  manchen  S tichophy ma- Arten.  Außen-  und  Innenseite  mit  gleich  großen, 
umwallten  Ostien  bezw.  Postiken,  die  etwa  um  ihren  0,5 — 0,8  mm  betragenden  Durchmesser  von  einander 
entfernt  stehen.    (Auf  0,5  qcm  zähle  ich  an  beiden  Seiten  12 — 14  Ostien  bezw.  Postiken.) 

Von  Verruculina  convoluta  Qu.  sp.,  bei  de^r  ebenfalls  Außen-  und  Innenseite  übereinstimmen,  unter- 
scheidet sich  Verruculina  crassa  durch  eine  dickere  Wandung  und  erheblich  größere  Kanalmündungen. 
Verruculina  macrommata  Roem.  sp.  hat  auf  der  Innenseite  größere  und  auch  weniger  dicht  zusammen- 
stehende Kanalmündungen  wie  auf  der  Außenseite. 

Die  RoEMER'sche  Abbildung  ist  recht  schematisch,  die  Abbildung  bei  Quenstedt  gut. 

Alter  und   Facies:   Scaphiten-  und  Cuvieri-Pläner. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Nettlingen  (h.),  Heere  (z.  s.),  Gustedt. 
Anzahl   der  untersuchten   Stücke:  45. 


—    139  — 


Verruculina   miliaris  Reuss  sp. 

1845 — 46.    Manon  miliare  Reuss,  Böhm.  Kr.,  S.  78,  Taf.  XIX,  Fig.  11. 
1878.    Amphithelion  miliare  Zittel,  Stud.  II,  S.  60. 
188;î.     Verruculina  miliaris  Hinde,  Catal.  S.  39,  Taf.  III,  Fig.  3,  3a. 
1884.    Amphithelion  miliare  Pocta,  Beitr.  II,  S.  24. 

Der  ziemlich  dünnwandige,  nämlich  nur  0,5  cm  dicke,  ohr-  oder  unregelmäßig  trichterförmige 
Schwammkörper  wird  etwa  handtellergroß.  Außenseite  mit  kleinen,  ca.  0,3  mm  weiten,  zerstreut  liegenden, 
warzenförmig  erhöhten  Ostien.  Innenseite  mit  etwas  größeren  (ca.  1  mm  weiten)  und  noch  vereinzelter 
hegenden,  ebenfalls  warzenförmigen  Postiken.  (Auf  1  qcm  an  der  Unterseite  40 — 60,  an  der  Oberseite 
4 — 6  Kanalmündungen.) 

Von  Verruculina  tenuis  Roem.  sp.  unterscheidet  sich  die  Art  durch  viel  größere  und  weiter  aus- 
einanderliegende Postiken  und  auch  durch  weniger  dicht  zusammenstehende  Ostien,  von  Verruculina 
seriatopora  Roem.  sp.  durch  eine  dünnere  Wandung  und  größere,  warzenförmig  erhöhte  und  weiter  aus- 
einander liegende  Ostien. 

Ich  habe  von  dieser  nach  Reuss  im  Cenoman  von  Böhmen  häufigen  Art  nur  zwei,  allerdings  aus- 
gezeichnet erhaltene  Exemplare  im  Scaphiten-Pläner  von  Nettlingen  gefunden.  In  England  soll  sie 
nach  Hinde  auch  im  Senon  vorkommen. 

Mit  Hinde  betrachte  ich  das  von  Reuss  1.  c.  Taf.  XIX,  Fig.  Hau.  b  abgebildete  Exemplar 
als  Typus  der  Art.  Die  bei  Reuss  unter  Fig.  13  abgebildete  Spongie  stellt  Hinde  wohl  mit  Recht  zu 
einer  anderen  Spezies,  nämlich  zu  Verruculina  pustulosa  Hinde  =  V.  tenuis  Roem.  sp.  (Man  beachte, 
daß  Reuss  die  innere  (obere)  Seite  als  die  äußere  (untere)  bezeichnet.) 

Pocta  meint  irrtümlich,  daß  Quenstedt  a.  a.  O.  Taf.  CXXXlll,  Fig.  52  vom  Sudmerberge  ein 
Bruchstück  von  V.  miliaris  Reuss  sp.  abbilde.  Manon  miliare  Quenstedt  ist  synonym  mit  Verruculina 
micrommata  Roemer  sp.,  einer  von  Verruculina  miliaris  Reuss  sp.  ganz  verschiedenen  Art. 

Auch  die  Spongie,  welche  Zahalka  (Beitr.  zur  Palaeontologie  Österreich-Ungarns  V,  Taf.  X, 
Fig.  1 — 8)  aus  dem  Senon  von  Raudnitz  unter  dem  Namen  V .  miliaris  Reuss  beschreibt  und  abbildet, 
stimmt  nicht  mit  dem  REUss'schen  Typus  überein.  Sie  hat  viel  größere  und  auch  anders  angeordnete 
Ostien  und  Postiken. 

Alter  und  Facies:  Scaphiten-Pläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Nettlingen  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Verruculina  micrommata  Roem.  sp. 

1841.    Manon  micrommata  Roemer,  Kr.,  S.  3,  Taf.  I,  Fig.  4. 
1864.    Chenendopora  micrommata  Roemer,  Sp.  S.  42. 

1877.  Manon  miliare  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  370,  Taf.  GXXXII,  Fig.  52. 

1878.  Verruculina  micrommata  Zittel,  Stud.  II,  S.  59. 

Der,  nach  den  mir  vorliegenden,  bis  handtellergroßen  Fragmenten  zu  schließen,  ohr-  oder  trichter- 
förmige Schwammkörper  ist  verhältnismäßig  dickwandig  (1 — 2  cm).  Außenseite  wulstig  und  runzelig, 
mit  winzigen,  dicht  aneinander  gedrängten  Ostien.    Innenseite  mit  ziemlich  dichtstehenden,  warzenförmig 


—    140  — 


erhöhten  Postiken,  die  etwa  1,0  mm  weit  sind.  (Auf  1  qcm  50 — 60.)  Ganze  Exemplare  kenne  ich  nicht. 
Auch  RoEMER  und  Quenstedt  bilden  nur  Fragmente  ab.  Der  von  Quenstedt  I.e.  Taf.  CXXXII,  Fig.  52r 
abgebildete  Querschnitt  läßt  die  Wülste  an  der  Unterseite,  die  den  Schwamm  vor  den  anderen  V erruciilina- 
Arten  auszeichnen,  gut  erkennen.  Quenstedt  hat,  im  Gegensatz  zu  F.  A.  Roemer,  den  Schwamm  gut 
abgebildet.    Die  Abbildung  Roemers  wird  aber  durch  eine  prägnante  Diagnose  ergänzt. 

Alter  und   Facies:   Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Sudmerberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Verruculina  macrommata   Roem.  sp.   (Texttafel  Vlll,  Fig.  6.) 

1864.     Verrucospongia  macroinmala  Roemer,  Sp.  S.  45,  Taf.  XVI,  Fig.  4. 
1878.    Amphithelion  macrommata  Zittel,  Stud.  II,  S.  60,  Taf.  III,  Fig.  15. 
1883.     Verruculina  Reussii  Hinde,  Catal.  S.  40,  Taf.  V,  Fig.  1,  la. 
1883.     Verruculina  macrommata  Hinde,  Catal.  S.  40. 
1883.    Verruculina  papillata  Hinde,  Catal.  S.  41,  Taf.  V,  Fig.  2,  2a. 
1901.    Amphithelion  macrommata  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  21. 

Der  dickwandige  Schwammkörper  ist  ohr-  oder  unregelmäßig  trichterförmig.  Außenseite  mit 
großen,  ca.  1  mm  weiten,  mehr  oder  weniger  dichtstehenden,  bei  günstiger  Erhaltung  warzenförmig  erhöhten 
Ostien.  Die  Postiken  an  der  Innenseite  sind  ca.  2  mm  weit,  warzenförmig  erhöht  oder  auch  papillenartig 
verlängert  und  liegen  weiter  auseinander  wie  die  Ostien.  (Auf  1  qcm  stehen  an  der  Außenseite  24 — 30, 
an  der  Innenseite  5 — 7  Kanalmündungen.  Bei  den  Exemplaren  aus  der  Quadraten-Kreide  liegen  die 
Ostien  zerstreuter  wie  bei  denen  aus  der  Mucronaten-Kreide.)  Die  Wandung  mittelgroßer  Stücke  ist 
etwa  1,5  cm  dick.  V .  macrommata  kann  sehr  groß  werden.  Ich  habe  ein  regelmäßig  trichterförmiges  Stück 
gefunden,  dessen  Querdurchmesser  beinahe  einen  halben  Meter  beträgt. 

Mit  anderen  Verruculinen  aus  der  oberen  Kreide  Nordwestdeutschlands  ist  die  Art  gar  nicht  zu 
verwechseln. 

Verruculina  Reussi  M'Coy  (bei  Hinde)  und  Verruculina  papillata  Hinde  halte  ich  für  Synonyme 
von  Verruculina  macrommata.  Nach  Hinde  sollen  sich  diese  beiden  Arten  aus  der  oberen  Kreide  von 
England  von  V.  macrommata  durch  papillenartige  Postiken  unterscheiden.  Solche  besitzt  aber  nicht 
selten  auch  Verruculina  macrommata. 

Der  M'CoY'sche  Name  würde  Priorität  haben,  wenn  M'Coy  seine  Art  deutlich  charakterisiert  hätte, 
was  aber  nicht  der  Fall  ist.  Hinde  meint  zwar,  es  sei  nicht  schwierig  aus  M'Coys  Beschreibung  (eine 
Abbildung  hat  M'Coy  nicht  gegeben),  die  Art  wiederzuerkennen  und  doch  irrt  er  sich  selber,  indem  er 
die  von  ihm  unter  dem  Namen  Verruculina  Reussi  M'Coy  abgebildete  Art  mit  V.  circumporosa  Quenst.  sp. 
(=  V.  crassa  Roem.  sp.)  identifiziert,  die  sich  von  Hindes  V.  Reussi  recht  bestimmt  durch  auf  beiden  Seiten 
gleichgroße  und  gleichmäßig  verteilte  Ostien  bezw.  Postiken  unterscheidet. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronaten-Kreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Misburg  (z.  h.),  Oberg  (z.  h.),  Adenstedt,  Ahlten. 

Anzahl  der  untersuchten   Stücke:  24. 


—    141  — 


Verruculina  seriatopora  Roem.  sp.   (Tafel  21,  Fig.  1.  —  Texttafel  VIII,  Fig.  5.) 

1841.    Manon  seriatoporum  Roemer,  Kr.,  S.  3,  Taf.  I,  Fig.  6. 

1841.    Manon  distans  Roemer,  Kr.,  S.  3. 

1864.    Chenendopora  seriatopora  Roemer,  Sp.  S.  43. 

1864.    Chenendopora  aurita  Roemer,  Sp.  S.  43. 

1877.  Spongia  marginata  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  371,  Taf.  CXXXII,  Fig.  53. 

1878.  Verruculina  seriatopora  Zittel,  Beit.r.  II,  S.  59,  Taf.  IV,  Fig.  1. 
1878.    Verruculina  distans  Zittel,  Eeilr.  II,  S.  59. 

1878.    Verruculina  aurita  Zittel,  Beitr.  II,  S.  59. 
1880.     Verniculina  auriformis  Zittel,  Handb.  S.  153,  Fig.  68. 
1883.     Verruculina  seriatopora  Hinde,  Catal.  S.  36,  Taf.  Ill,  Fig.  4. 
1883.    Verruculina  plicata  Hinde,  Catal.  S.  36,  Taf.  IV,  Fig.  2. 
1888 — 89.    Verruculina  aurita  Griepenkerl,  Königslutter,  S.  16. 
1895.    Verruculina  auriformis  Zittel,  Grundz.,  S.  51,  Fig.  68. 

1900.  Verruculina  aurita  Wollemann,  Kreide  von  Biewende,  S.  4. 

1901.  Verruculina  aurita  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  21. 

Der  ziemlich  dickwandige,  zuweilen  Ys  qm  bedeckende,  gewöhnlich  aber  nur  faust-  bis  handgroße 
Schwammkörpcr  ist  ohrförmig,  plattig,  pilz-,  trichter-  oder  napfförmig.  Die  Wandung  ist  bei  kleinen 
und  mittelgroßen  Exemplaren  etwa  1  cm,  bei  großen  1,5 — 2,0  cm  dick.  Außenseite  mit  winzigen,  dicht- 
stehenden,  porenartigen  oder  etwas  vorstehenden  Ostien  (4  auf  1  qmm).  Innenseite  mit  ziemlich  großen, 
1  mm  weiten,  warzenförmig  erhöhten  Postiken.    (Auf  Iqcm  10 — 15.) 

Verruculina  seriatopora  unterscheidet  sich  von  Verruculina  miliaris  durch  eine  dickere  Wandung 
und  durch  die  an  der  Unterseite  dicht  aneinander  gedrängten  und  gewöhnlich  porenartigen,  (bei  V.  miliaris 
zerstreut  liegenden  und  immer  warzenförmig  erhöhten)  Ostien. 

Die  Individuen  aus  den  älteren  Bänken  der  Quadraten-Kreide  zeichnen  sich  vor  denen  aus  den 
jüngeren  Bänken  und  aus  der  Mucronaten-Kreide  durch  dünnere  Wandungen  und  kleinere  Postiken  aus. 
In  der  Mucronaten-Kreide  kommen  zuweilen  Exemplare  vor,  die  wohl  in  der  Anordnung  und  Größe  der 
Kanalmündungen  mit  dem  Typus  übereinstimmen  aber  ungewöhnlich  dickwandig  sind.  Sie  gehören 
nicht  zu  einer  von  V.  seriatopora  verschiedenen  Art,  sondern  sind  sehr  alte  Individuen;  dafür  spricht 
namentlich  ihre  immer  sehr  erhebliche  Größe. 

Wenn  Verruculina  seriatopora  mit  Verruculina  Phillipsi  Reuss  sp.  in  der  Tat  synonym  ist,  wie 
PocTA  annimmt,  so  tritt  sie  in  Böhmen  schon  imCenoman  auf.  In  Norddeutschland  findet  man  sie  erst  im 
Turon  und  auch  hier  nur  sehr  selten.  Ich  habe  V.  Phillipsi  Reuss  sp.  unter  den  Synonymen  der  Verru- 
culina seriatopora  nicht  angeführt,  weil  die  Böhmische  Art  nach  Pocta  keine  wesentlichen  Unterschiede 
von  V.  micrommata  Roemer  sp.  besitzen  soll.  Verruculina  micrommata  und  V.  seriatopora  sind  aber  zwei 
ganz  erheblich  verschiedene  Arten  und  nicht  wie  Pocta  mit  Quenstedt  annimmt,  Extreme  derselben 
Entwicklungsreihe. 

Roemer  teilte  die  alte  Gattung  Chenendopora,  welche  vornehmlich  Verruculina- Arten  ent- 
hielt, in  zwei  Gruppen:  becher-  oder  trichterförmige  und  in  ohrförmige  Chenendoporidae.  Die  Folge  davon 
waren  zahlreiche  Arten,  die,  wie  z.  B.  Ch.  aurita  Roemer  nur  eine  Bereicherung  der  Synonymie  darstellen. 

Alter  und  Facies:  Scaphiten-Pläner,  untersenone  Sandmergel,  Grünsand  der  Quadraten- 
Kreide,  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  unteren  Mucronaten-Kreide. 


—    142  — 


Verbreitung  und  Vorkommen:  Neitlingon  (s.  s.),  Sudmerberg  (z.  h.),  Misburg  (z.  Ii.), 
Oberg  (z.  h.),  Adenstedt,  Boimsdorf,  Biewende. 

Anzahl   der  untersuchten  Stücke:   ül)or  100. 
Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Verruculina  cupula  nov.  nom. 

1864.    Ckenendopo/a  marguiala  Hoiomer,  S]1.,  S.  42. 

1888 — 89.     Verruculina  luargiiuita  Giuepenkiuil,  Königslutter,  S.  16. 

1900.  Verruculina  marginata  Wollkmann,  Kreide  von  Biewende,  S.  4. 

1901.  Verruculina  marginata  Sciikammen,  Neue  Kieselscluv.,  S.  21. 

Der  sehr  dickwandige,  selten  mehr  als  faustgroße  Schwammkörper  ist  napfförmig,  oder  bei  jüngeren 
Individuen  auch  wohl  keulenförmig,  mit  flachem  oder  wenig  vertieftem  Paragaster.  Außenseite  mit 
mehr  oder  weniger  dicht  zusammenstehenden,  porenartigen  oder  leicht  warzenförmig  erhöhten  Ostien. 
Die  Postiken  an  der  Innenseite  hegen  zerstreut  und  sind  stark  warzenförmig  erhöht.  Durchmesser  der 
Ostien  0,5  mm  und  mehr,  der  Postiken  bis  2  mm.    (Auf  1  qcm  6 — 10  Postiken.) 

V.  cupula  unterscheidet  sich  von  V.  seriatopora  durch  eine  dickere  Wandung,  gedrungenere 
Gestalt  und  durch  größere  Kanalmündungen  an  beiden  Seiten. 

Diese  Spezies  ist  walu'scheinlich  die  Spongia  oder  Chenendopora  marginata,  die  verschiedene  Autoren 
Phillips  zuschreiben,  stimmt  aber  mit  der  Verruculina-Art,  die  Phillips  als  marginata  beschrieben 
und  abgebildet  hat,  nicht  überein. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  unteren  Mucronaten-Kreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg  (s.),  Oberg  (s.). 

A  n  z  a  Ii  1   der  untersuchten  Stücke:  8. 

Verruculina  astraea  Hinde. 

188:i.     Verruculina  astraea  Hinde,  Calal.,  S.  :^.7,  Taf.  III,  Fig.  5,  5a. 

Der  dünnwandige,  bis  handgroße  Schvvammkörper  ist  plattig,  teller-,  trichter-  oder  ohrförmig. 
Innenseite  mit  ziemlich  weit  auseinander  liegenden,  unregelmäßig  verteilten,  warzenförmigen  Postiken, 
zwischen  denen  zahlreiche  anastomosierende  Horizontalkanälchen,  welche  z.  T.  von  den  Postiken  stern- 
förmig ausstrahlen,  die  Oberfläche  durchfurchen.  Außenseite  mit  winzigen,  bei  günstiger  Erhaltung  warzen- 
förmig erhöhten  Ostien,  die  etwa  um  ihren  X)urchmesser ,  oder  etwas  mehr  oder  weniger  weit  von 
einander  entfernt  sind.  Dicke  der  Wandung:  ca.  5  mm.  Durchmesser  der  Postiken  ca.  1,0  mm,  der 
Ostien  ca.  0,3  mm. 

V.  astraea  unterscheidet  sich  von  den  anderen  Arten  recht  deutlich  durch  die  sternförmigen  Ana- 
stomosen, die  von  den  Postiken  ausgehen. 

Aller  und   Facies:   Kalkmergel  der  unteren  Mucronaten-Kreide. 
Verbreitung   und   Vorkommen:   Misburg  (z.  s.). 
Anzahl   der   untersuchten   Stücke:  3. 


—    143  — 


Verruculina  angulata  nov.  sp. 

Regelmäßig  oder  unregelmäßig  kreisel-  oder  tischförmig,  mit  abgestutztem  Rand,  der  bei  älteren 
Exemplaren  kurze,  ohrförmige  oder  lappige  Fortsätze  bilden  kann,  und  ebener  Oberseite;  kurz  gestielt 
oder  sitzend.  Außenseite  mit  dicht  zusammenstehenden  porenartigen  Ostien.  Die  ca.  1  mm  weiten 
Postiken  sind  gewöhnlich  warzenförmig  erhöht  und  in  Abständen  von  2 — 3  mm  über  die  ganze  Scheitel- 
fläche zerstreut.  Ausgewachsene  Individuen  werden  über  10  cm  hoch  und  dick.  Junge  Exemplare 
erinnern  an  Jereica-  und  S tichophy ma- Arten.  Sie  unterscheiden  sich  aber  von  den  letzteren  durch  eine 
feinporöse  Außenseite,  von  ersteren  durch  die  kleineren  und  stets  warzenförmig  erhöhten  Postiken. 

Alter  und   Facies:   Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Gattung  Slichophyma  Pomel  emend,  v.  Zittel.  1878. 

Walzen-,  keulen-  oder  kreiseiförmige  Rhizomorinidae.  Im  abgestutzten  Scheitel  große,  vorstehende 
Postiken  von  Vertikalaporhysen.  Außenseite  mit  ziemlich  großen,  zerstreut  liegenden  oder  gleichmäßig 
verbreiteten,  warzenartig  hervorragenden  oder  einfachen  Kanalmündungen.  Die  Außenseite  ist  zuweilen 
mit  einer,  aus  einem  innigen  Geflecht  kleiner,  stark  verästelter  Rhizoclone  zusammengesetzten  Deck- 
schicht überzogen,  die  aber  die  größeren  Kanalmündungen  freiläßt. 

Obere  Kreide. 

Stichophyma  verrucosa  Roem.  sp. 

?1845— 46.    Manon  sparsum  Reuss,  Böhm.  Kr.,  S.  78,  Taf.  XVIII,  Fig.  12—20. 
71845.    Manon  turbinaium  Reuss  (nicht  Roemer),  Böhm.  Kr.,  S.  78,  Taf.  XIX,  Fig.  1—6. 
1864.    Polyjerea  verrucosa  Roemer,  Sp.,  S.  .35,  Taf.  XIII,  Fig.  5. 

1878.    Manon  turbinaium  Quenstedt  (nicht  Roemer),  Petr.  V,  S.  372,  Taf.  CXXXII,  Fig.  12. 

1878.    Polyjerea  verrucosa  Quenstedt,  Pelr.  V,  S.  425,  Taf.  CXXXV,  Fig.  12. 

1878.  Stichophyma  verrucosa  Zittel,  Stud.  II,  S.  61. 
?1884.  Stichophyma  iurbinata  Pocta,  Beitr.  II,  S.  25. 
?1884.    Slichophyma  sparsa  PofiTA,  Beitr.  II,  S.  26. 

Walzen-  oder  keulenförmig,  mit  abgerundetem  oder  abgestutztem  Scheitel  und  scheibenartig  ver- 
breiterter Basis.  Außenseite  mit  großen,  vereinzelt  liegenden  oder  zu  kleinen  Gruppen  vereinigten  warzen- 
förmig erhöhten  Kanalmündungen.  Auch  im  Scheitel  mehr  oder  weniger  zahlreiche,  umwallte  oder  ein- 
fache Postiken,  die  ebensogroß  oder  nur  wenig  größer  wie  die  warzenförmigen  Ostien  an  der  Außenseite 
sind.  Durchmesser  der  Ostien  und  Postiken  1,5 — 2  mm.  (Auf.  1  qcm  stehen  8 — 12.)  Stichophyma  i>errn- 
cosa  kann  20  cm  lang  und  am  vorderen  Ende  bei  keulenförmigen  Exemplaren  bis  5  cm  dick  werden. 
So  große  Stücke  gehören  aber  zu  den  Ausnahmen  und  kommen  nur  im  Cuvieri-Pläner  vor.  Die  Jugend- 
formen ähneln  jungen  Individuen  von  Stichophyma  multiformis,  unterscheiden  sich  aber  von  juvenilen 
Exemplaren  dieser  jüngeren  Art  durch  etwas  größere  und  vereinzelter  stehende  Ostien. 


—    144  — 


Ob  Stichophyma  turbinata  Reuss  sp.  und  Stichophyma  verrucosa  Roem.  sp.  in  der  Tal  Synonyme  sind, 
kann  ich  in  Ermangelung  Böhmischen  Vergleichsniaterials  nicht  entscheiden.  Zweifellos  stehen  aber  Sticho- 
phyma turbinata  Reuss  und  ihre  von  Reuss  und  Pocta  Stichophyma  sparsa  genannte  Jugendform  Roemers 
Stichophyma  verrucosa  näher  wie  der  Stichophyma  turbinata  dieses  Autors. 

Alter  und   Facies:   Scaphiten-  und  Cuvieri-Pläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Nettlingen  (z.  s.),  Groß-  und  Klein-Heere  (s.), 
Langelsheim  (s.). 

Anzahl   der   untersuchten  Stücke:  15. 

Stichophyma  robusta  nov.  sp.  (Taf.  XXII,  Fig.  1). 

Kanalsystem  wie  bei  Stichophyma  verrucosa,  aber  von  dieser  Art  leicht  zu  unterscheiden  an  der 
eckig-kreiselförmigen  oder  tischförmigen  Gestalt.  Über  der  lappigen  Fußscheibe  ist  der  Stiel  nur  2  cm 
dick.  Von  da  ab  verbreitert  sich  der  Körper  so  schnell,  daß  der  Querdurchmesser,  der  am  vorderen  Ende 
10  cm  beträgt,  schon  wenig  über  der  Mitte  größer  ist  wie  der  ganze,  7  cm  betragende  Längsdurchmesser. 

Alter  und   Facies:  Scaphiten-Pläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Nettlingen  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Stichophyma  turbinata  Roem.  sp. 

1840 — 41.    Manon  turbinalum  Roem  kr,  Kr.,  Ö.  3,  Taf.  I,  Fig.  5. 
1864.     Verrucospongia  turbinata  Roemer,  Sp.,  S.  44. 
1878.    Stichophyma  turbinata  Zittel,  Stud.  II,  S.  61,  Taf.  IV,  Fig.  5. 
1883.    Stichophyma  turbinata  Hinde,  Catal.,  S.  41. 
?1888 — 1889.    Stichophyma  turbinata  Griepenkerl,  Königslutter,  S.  16. 

Kreiseiförmig,  mit  flachem,  abgerundetem  oder  abgestutztem  Scheitel.  Außenseite  mit  zerstreut 
liegenden,  warzenförmig  erhöhten  oder  auch  nur  porenartigen,  0,5 — 1,0  mm  weiten  Ostien.  (30 — ^60  auf 
1  qcm.)  Auf  dem  Scheitel  zahlreiche  umwallte  oder  flache  Postiken  (auf  1  qcm  6 — 12),  deren  Durchmesser 
1 — 2  mm  beträgt.  (Bei  jungen  Individuen  sind  sie  aber  gar  nicht  oder  nur  wenig  größer  wie  die  Ostien.) 
Ausgewachsene  Exemplare  werden  nur  etwa  6  cm  lang  und  zuweilen  am  vorderen  Ende  fast  ebenso  dick. 
Die  Art  bleibt  demnach  weit  hinter  den  Dimensionen  der  nächstverwandten  Spezies  Stichophyma  multi- 
formis zurück,  von  der  sie  sich  übrigens  auch  durch  kreiseiförmige  Gestalt,  viel  kleinere  Postiken 
und  zerstreuter  liegende  und  gewöhnlich  warzenförmig  erhöhte  Ostien  unterscheidet.  Das  einzige.  Exem- 
plar, welches  ich  in  der  Quadraten- Kreide  gefunden  habe,  zeichnet  sich  vor  den  typischen  Stücken  vom 
Sudmerberg  durch  etwas  kleinere  Kanalmündungen  aus ,  stimmt  aber  sonst  mit  dem  Typus  überein. 

Griepenkerl  führt  die  Art  aus  dem  Obersenon  von  Königslutter  an;  ob  mit  Recht,  kann  ich 
nicht  sagen. 

Nach  PocTA  soll  sie  auch  im  Cenoman  von  Böhmen  vorkommen.  Es  handelt  sich  da  aber  m.  E. 
um  eine  Form,  die  Stichophyma  verrucosa  Roemer  sp.  nahesteht. 


—    145  — 


Alter  und  Facies:  Untersenone  Sandmergel,  obersenone  Kalkmergel. 
Verbreitung  und  Vorkommen:   Sudmerberg  (h.),  Misburg  (s.  s.). 
Anzahl  der  untersuchten   Stücke:  9. 

Stichophyma  multiformis  Bronn  s]). 

18:i7.  Siphonia  midhformis  Bronn.,  Leth.,  Taf.  XXVII,  Fig.  20. 

1864.  Jerea  multiformis  Roemer,  Sp.,  S.  33. 

1901.  Jereica  multiformis  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  21. 

1902.  Jereica  multiformis  Schrammen,  Neuo  Hexact.,  S.  3. 

1883.    Stichophyma  tumida  Hinde,  Catnl.,  S.  41,  Taf.  V,  Fig.  3,  4. 

Walzen-  oder  keulenförmig,  mit  abgestutztem  oder  abgerundetem  Scheitel  und  ringförmigen  Quer- 
wülsten und  Einschnürungen,  lang  gestielt.  Im  Scheitel  mehr  oder  weniger  zahlreiche,  um  ihren  Durch- 
messer von  einander  entfernte  umwallte  oder  seichte  Postiken.  Außenseite  mit  runden  Ostien,  die  bei 
jungen  Individuen  und  an  der  Basis  älterer  vereinzelt  oder  in  kleinen  Gruppen  stehen,  sonst  aber  als  poren- 
artige Löcherchen  ziemlich  dicht  und  gleichmäßig  über  die  Oberfläche  verteilt  sind.  Durchmesser  der 
Postiken  2 — 5  mm,  der  Ostien  ca.  1,0  mm.    (Auf  1  qcm  50 — 60  Ostien.) 

Den  Namen  multiformis  führt  die  Art  nicht  mit  Unrecht.  Denn  je  nachdem  die  Bildung  ring- 
förmiger Querwülste,  durch  die  der  Schwammkörper  in  übereinander  liegende  Abschnitte  zerlegt  wird, 
in  der  Nähe  der  Basis  oder  mehr  in  der  oberen  Hälfte  erfolgt,  wird  die  Gestalt  des  Schwammes  mehr  ab- 
gestutzt kegelförmig  oder  mehr  keulen-  und  umgekehrt  flaschenförmig.  Am  häufigsten  sind  walzenförmige 
Exemplare,  bei  denen  sich  die  ringförmigen  Anschwellungen  in  annähernd  gleichen  Abständen  wiederholen. 
Mittelgroße  Individuen  sind  etwa  15  cm  lang  und  5 — 10  cm  dick.  Das  größte  mir  bekannte  Stück  erreicht 
die  stattliche  Länge  von  55  cm,  während  das  kleinste  nur  3,5  cm  lang  ist. 

Stichophyma  multiformis  unterscheidet  sich  von  Stichophyma  turbinata  durch  langgestreckt- 
walzenförmige (bei  St.  turbinata  niedrig-kreiseiförmige)  Gestalt,  durch  größere  Postiken  und  dichter  ge- 
stellte Ostien. 

Die  Spezies  kann  leicht  mit  Jereica  polystoma  Roem.  sp.  verwechselt  werden.  Nach  der  äußeren 
Form  sind  die  beiden  Arten  kaum  zu  unterscheiden.  Die  Jereica-Ari  hat  aber  an  der  Außenseite  nur 
ganz  winzige  und  sehr  dicht  zusammenstehende  Ostien. 

Jugendstadien  von  Stichophyma  multiformis  erinnern  durch  ihre  Gestalt  und  die  Anordnung  und 
Größe  der  Ostien  und  Postiken  an  ausgewachsene  Individuen  von  Stichophyma  verrucosa  Roem.  sp. 
Man  darf  vermuten,  daß  die  senone  Art  eine  Umbildung  der  turonen  darstellt.  In  Nordwestdeutsch- 
land sind  ja  die  Schichten,  in  denen  die  Übergangsformen  zu  suchen  wären,  nicht  in  Spongienfacies 
entwickelt.  Vielleicht  ist  aber  Hindes  Stichophyma  tumida  aus  dem  Upper  Chalk  von  Flamborough  (eine 
genauere  Angabe  des  Horizontes  fehlt  bei  Hinde),  die  sich,  nach  der  Abbildung  zu  urteilen,  von  typischen 
Exemplaren  der  St.  multiformis  durch  etwas  weiter  gestellte  und  warzenförmig  erhöhte  Ostien  unter- 
scheidet, ein  Glied  der  Entwicklungsreihe  Stichophyma  verrucosa  —  Stichophyma  multiformis. 

v.  ZiTTEL  hat  Siphonia  multiformis  Bronn  (=  Stichophyma  multiformis  Bronn  sp.)  irrtümlich  an 
Jerea-Arien,  die  ja  zu  den  Tetracladinen  gehören,  angeschlossen. 

Falaeontographica.    Suppl.  V.  19 


—   146  — 


Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronaten- Kreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:   Misburg  (z.  h.),  Oberg  (z.  h.),  Adenstedt  (z.  b.), 
Biewende  (z.  h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  40. 

Gattung  Jereica  v.  Zittel.  1878. 

Walzenförmige,  kugelige,  kreisel-,  birn-,  keulen-  oder  umgekehrt  kegelförmige  Rhizomorinidae. 
Im  abgestutzten,  zugespitzten  oder  vertieften  Scheitel  große  Postiken  von  vertikalen  Aporhysen.  Außen- 
seite gleichmäßig  mit  dichtstehenden,  porenförmigen  Ostien  von  haarfeinen  radialen  Epirhysen  besetzt. 

Obere  Kreide. 

Jereica  punctata  (Münster)  Goldf.  sp. 

1826—33.    Siphonio  punctata  (Münster)  Goldfuss,  Petr.  Germ-,  Taf.  LXV,  Fig.  13. 
1841.    Siphonia  punctata  Roemer,  Kr.,  S.  4. 
1864.    Jerea  punctata  Roemer,  Sp.,  S.  32. 

1877.  Spumispongia  punctata  foveata  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  405,  Taf.  CXXXIV,  Fig.  12. 

1878.  Jereica  punctata  Zittel,  Stud.  II,  S.  63. 
1883.    Jereica  punctata  Hinde,  Catal.,  S.  42. 

Kugelig  oder  birnförmig,  mit  abgerundetem,  abgestutztem  oder  ganz  leicht  vertieftem  Scheitel, 
kurz  gestielt.  Im  Scheitel  zahlreiche,  dicht  zusammenstehende,  rundliche  Postiken,  deren  Durchmesser 
etwa  2  mm  beträgt.   Oberfläche  mit  porenartigen  Ostien.   Ausgewaclisene  Exemplare  sind  etwa  faustgroß. 

Jereica  punctata  kann  leicht  mit  Coelocorypha  subglobosa  v.  Zittel  verwechselt  werden,  namentlich, 
wenn  die  Scheitelregion  nicht  gut  erhalten  ist.  (Die  Außenseiten  beider  Arten  sind  gleich;  Coelocorypha 
subglobosa  hat  aber  eine  einfache  Centraihöhle.)  Quenstedt  z.  B.  bildet  unter  dem  Namen  Spumispongia 
punctata  Exemplare  von  Coelocorypha  subglobosa  (1.  c.  Taf.  CXXXIV,  Fig.  9,  10  u.  14)  und  von  Jereica 
punctata  (1.  c.  Fig.  12)  ab. 

Alter  und   Facies:   Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Sudmerberg  (häufig). 

AnzahlderuntersuchtenStücke:15. 

Jereica  excavata  nov.  sp. 

Kugelig  oder  birnförmig,  mit  mehr  oder  weniger  stark  vertieftem  Scheitel,  sitzend  oder  kurz  gestielt. 
In  der  Scheitelgrube  zahlreiche,  etwa  um  ihren  Durchmesser  von  einander  entfernte,  2  mm  weite  runde 
Postiken.  Außenseite  mit  dicht  zusammenstellenden  porenartigen  Ostien.  Diese  Art,  die  sich  von  der 
älteren  aber  in  ähnlicher  Facies  vorkommenden  Jereica  punctata  hauptsächlich  durch  eine  wohl  ausgeprägte 
Scheitelvertiefung  unterscheidet,  erreicht  auch  größere  Dimensionen.  Das  größte  mir  vorliegende  Exem- 
plar ist  11  cm  hoch  und  fast  ebenso  dick. 

Alter  und  Facies:    Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Adenstedt-Bülten  (z.  h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  7. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


147  — 


Jereica  turbo  no  v.  sp. 

Regelmäßig  kreiseiförmig,  mit  abgestutztem  Rand  und  flachem  Scheitel,  sitzend.  Von  der  2  cm 
dicken  Basis  ab  nimmt  der  Körper  schnell  und  gleichmäßig  an  Dicke  zu  und  erreicht  am  Scheitel  seinen 
größten,  etwa  10  cm  betragenden  Querdurchmesser,  der  den  Längsdurchmesser  fast  um  das  doppelte 
übertrifft.  Oberfläche  der  Außenseite  wie  bei  den  anderen  Arten.  Die  etwa  2  mm  im  Durchmesser  halten- 
den Postiken  sind  auf  eine  kleine  Stelle  in  der  Mitte  des  Scheitels  beschränkt. 

Alter  und  Facies:   Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und  Vorkommen:    Gr.  Ilsede  (s.  selten). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Jereica  polystoma  Roem.  sp. 

1864.  Jerea  polystoma  Roemer,  Sp.,  S.  34,  Taf.  XII,  Fig.  5. 

1877.  Spongites  cellulosus  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  386,  Taf.  CXXXIII,  Fig.  16. 

1878.  Jereica  polystoma  Zittel,  SUid.  II,  S.  63,  Taf.  IV,  Fig.  11. 
1883.  Jereica  polystoma  Hinde,  Catal.,  S.  42. 

1888 — 89.    Jereica  punctata  Griepenkerl,  König.slutt.er,  S.  17. 

1901.  Jereica  polystoma  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  21. 

Cylindrisch,  walzen-  oder  keulenförmig;  glatt  oder  mit  schwachen,  ringförmigen  Wülsten;  lang- 
gestielt. Oberfläche  gleichmäßig  mit  dicht  zusammenstehenden,  porenartigen,  sehr  selten  auch  pustelartig 
erhöhten  Osticn  besetzt.  Im  abgerundeten  oder  abgestutzten  und  zuweilen  leicht  vertieften  Scheitel 
zahlreiche  große,  rundliche  Postiken  von  2 — 5  mm  Durchmesser.  Mittelgroße  Exemplare  werden  schon 
über  20  cm  lang  und  Stücke  von  40 — 50  cm  Länge  gehören  nicht  zu  den  seltenen  Vorkommnissen. 
Bei  typischen  Exemplaren  beträgt  der  Querdurchmesser  etwa  V4  —  Ve  des  Längsdurchmessers,  selten  mehr. 

Jereica  polystoma  kann  leicht  mit  Stichophyma  multiformis  Bronn  sp.,  die  mit  ihr  in  der  Gestalt, 
den  Dimensionen  und  Postiken  fast  übereinstimmt,  verwechselt  werden.  Ein  sicheres  Unterscheidungs- 
merkmal giebt  aber  die  Größe  der  Ostien  ab,  welche  bei  der  Jereica-Art  sehr  klein  und  porenartig,  bei 
Stichophyma  multiformis  ziemlich  groß  und  häufig  auch  warzenförmig  erhöht  sind. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronaten- Kreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (häufig),  Oberg  (häufig),  Ahlten,  Biewende, 
Boimsdorf. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  100. 

Jereica  tuberculosa  Roem.  sp. 

1864.    Jereica  tuberculosa  Roemer,  Sp.,  S.  35,  Taf.  XIII,  Fig.  3. 
1878.    Jereica  tuberculata  v.  Zittel,  Stud.  II,  S.  63. 

1902.  Jereica  polystoma  var.  tuberculosa  Wollem.vnn,  Lüneburger  Kreide,  S.  8, 

Allgemeine  Körperform,  Dimensionen  und  Kanalsystem  wie  bei  Jereica  polystoma  Roem.  sp.,  aber 
vor  dieser  Art  durch  zahlreiche,  etwa  nußgroße,  halbkugelige  oder  fingerförmige  Auswüchse  ausgezeichnet. 

Ob  man  die  eigentümlichen  Knoten  als  Arteigentümlichkeit  ansehen  darf,  könnte  fraglich  sein. 
Ganz  ähnliche  Knollen,  die  aber  durch  schmarotzende  Cirrhipedien  (Acasta)  hervorgerufen  werden,  hat 
nämlich  Doederlein  (Stud,  an  jap.  Lithistiden  S.  71)  an  recenten  Discodermien  beobachtet. 


—   148  — 


Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  unteren  und  mittleren  Mucronaten-Kreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:   Misburg  (z.  s.),  Ahlten  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  15. 

Jereica  oligostoma  nov.  sp. 

Kegelförmig,  umgekehrt  birnenförmig  oder  tannenzapfenförmig;  glatt  oder  mit  ringförmigen  Quer- 
wülsten, die  zuweilen  lappige  Fortsätze  bilden,  und  gewöhnlich  in  der  Nähe  der  Basis  oder  doch  wenigstens 
an  der  unteren  Hälfte  der  Spongie  liegen.  Oberfläche  mit  dicht  zusammenstehenden  porenartigen  Ostien. 
Auf  dem  zugespitzten  Scheitel  einige  rundliche  Postiken  von  1,5 — 3  mm  Durchmesser.  Der  Stiel  geht 
nicht  wie  bei  /.  polystoma  allmählich  in  einen  nach  vorn  immer  dicker  werdenden  Schwammkörper  über, 
sondern  er  ist  scharf  abgesetzt,  indem  der  Schwamnikörper  dicht  über  dem  Stielansatz  unvermittelt  so 
stark  an  Dicke  zunimmt,  daß  der  größte  Querdurchmesser  schon  im  unteren  Drittel  erreicht  wird.  Das 
kleinste  der  mir  vorliegenden  p]xemplare  ist,  ohne  Stiel  gemessen,  5  cm  lang,  an  der  dicksten  Stelle  4,5  cm, 
und  am  Scheitel  1,0  cm  dick.  Das  größte  ist  10  cm  lang  und  an  der  dicksten  Stelle  9  cm,  am  Scheitel  aber 
nur  2  cm  dick. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronaten-Kreide. 
Verbreitung  und   Vorkommen:  Misburg  (s.),  Oberg  (s.),  Adenstedt  (s.). 
Anzahl   der  untersuchten   Stücke:  8. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Stachyspongia  v.  Zittel.  1878. 

Cylindrische  oder  walzenförmige  Rhizomorinidae  mit  tiefem,  röhrenförmigem  Paragaster.  An 
der  Außenseite  ziemlich  große,  kegelförmige,  zitzenartige  oder  warzige  Höcker.  Kanalsystem  wie  bei 
Scytalia. 

Obere  Kreide. 

Stachyspongia  ramosa  Quenstedt  sp. 

1877.    Spongia  ramosa  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  :î99,  Taf.  CXXXIV,  Fig.  7  (?),  Fig.  8. 

Cylindrisch,  walzen-  oder  keulenförmig,  gerade  oder  gekrümmt,  mit  abgestutztem  oder  abgerundetem 
Scheitel,  gestielt.  Paragaster  sehr  tief  und  eng.  Sonst  wie  Stachyspongia  spica,  von  der  sich  die  Art 
hauptsächlich  durch  gradieren  Bau  unterscheidet.  Das  größte  mir  vorliegende  Exemplar  ist  ohne  Stiel 
30  cm  lang,  aber  nur  3  cm  dick.  Exemplare  von  Stachyspongia  spica,  die  nur  halb  so  lang  sind,  sind 
gewöhnlich  fast  noch  einmal  so  dick.  Ich  besitze  aber  auch  Stücke  von  Stachyspongia  ramosa,  bei  denen 
die  Durchmesser  sich  fast  wie  bei  Stachyspongia  spica  verhalten,  die  aber  mittelgroßen  ^pica-Exemplai'en 
an  Größe  erheblich  nachstehen. 

Alter  und   Facies:  Scaphiten-Pläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Nettlingen  (h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  50. 


—   149  — 


Stachyspongia  spica  Roem.  sp. 

1864.    Siphonocoelia  spica  Roem.,  Sp.,  S.  30,  Taf.  XI,  Fig.  5. 
1878.    Stachyspongia  spica  Zittel,  Stud.  II,  S.  65,  Taf.  V,  Fig.  5. 
1883.    Stachyspongia  spica  Hinde,  Calal.,  S.  45,  Taf.  VI,  Fig.  2. 

Cylindrisch,  gerade  oder  leicht  gekrümmt,  mit  tiefem  und  gewöhnlich  engem  Paragaster,  gestielt. 
Außenseite  mit  ziemlich  langen,  zitzon-  oder  kegelförmigen  Zacken,  die  der  Spongie  einen  eigentümlich 
stacheligen  Habitus  geben  aber  gewöhnlich  im  Gestein  stecken  bleiben.  Von  den  Zitzen  laufen  bis  1  mm 
breite  Furchen  herab,  die  zwischen  den  Zitzen  anastomosieren  und  dadurch  eine  ziemlich  stark  ausgeprägte 
Runzelung  der  Oberfläche  verursachen.  Mein  größtes  Exemplar  ist  21  cm  lang  (ohne  Stiel),  5  cm  dick, 
und  hat  bis  1  cm  lange,  und  an  der  Basis  0,5 — 1  cm  dicke  Zitzen. 

RoEMERs  Abbildung  ist  nicht  ganz  korrekt.  So  stark  nach  vorn  gerichtet  sind  die  Spitzen  der  Zilzcii 
niemals.    Auch  sind  die  Zitzen  nicht  so  regelmäßig  angeordnet. 

Alter  und   Facies:  Cuvieri-Pläner. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Heere  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  6. 

Stachyspongia  tuberculosa  Roem.  sp. 

1864.    Siphonocoelia  tuberculosa  Roemer,  Sp.,  S.  29,  Taf.  XI,  Fig.  4. 
1878.    Stachyspongia  tuberculosa  Zittel,  Stud.  II,  S.  65. 

1889.    Stachyspongia  tuberculosa  Griepenkerl,  Kreide  von  Königslutter,  S.  18. 

10 — 15  cm  lange,  bis  4  cm  dicke  Cylinder  oder  Walzen  mit  abgestutztem  oder  abgerundetem 
Scheitel  und  tiefem  und  ziemlich  engem  Paragaster,  gestielt  oder  sitzend.  Oberfläche  mit  zahlreichen 
rundlichen  Höckern  und  Warzen,  von  denen  feine  Radialfurchen  herablaufen,  die  zwischen  den  Höckern 
Verzweigungen  bilden.  Stachyspongia  tuberculosa  unterscheidet  sich  von  den  beiden  älteren  Arten  da- 
durch, daß  bei  ihr  die  zitzenartigen  Stacheln  auf  Höcker  und  Knötchen  reduziert  sind,  und  durch  feinere 
Runzelung  der  Oberfläche. 

Alter  und  Facies:  Untersenone  Sandmergel.  Mergel  und  Kalke  der  Quadraten-  und 
Mucrona  ten  -  Kreide . 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Sudmerberg  (s.),  Glentorf  (h.),  Misburg  (s.  s.) 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 


Gattimg  Scytalia  v.  Zittel.  1878. 

Walzen-,  kreisel-,  keulen-  oder  cylinderförmige  Rhizomorinidae  mit  einfacher,  tiefer  Centraihöhle. 
Außenseite  mit  feinen  Ostien.  Paragaster  mit  etwas  größeren  Postiken.  Zuweilen  ist  die  Außenseite 
mit  einer  glatten  und  dünnen  Kieselhaut  überzogen. 

Obere  Kreide. 


—  150 


Scytalia  terebrata  Phill.  sp.  (Taf.  XXI.  Fig.  3). 

» 

1835.    Spongia  terebrata  Phill.,  Geol.  Yorksh.,  S.  90,  Taf.  I,  Fig.  10. 
?1845 — 'i6.    Cnemidium  pertusuin  Reuss,  Böhm.  Kr.,  S.  71,  Taf.  XVI,  Fig.  8,  14. 

1864.    Jerea  turbinala  Roemer,  Sp.,  S.  32,  Taf.  XII,  Fig.  1. 

1878.    Scytalia  terebrata  Zittel,  Stud.  II,  S.  65. 

1878.    Scytalia  turhinata  Zittel,  Stud.  II,  S.  65. 
?1878.    Scytalia  pertusa  Zittel,  Stud.  II,  S.  65. 

1883.    Scytalia  terebrata  IIi\de,  Catal.,  S.  45. 
?1884.    Scytalia  pertusa  Pocta,  Beitr.  II,  S.  28,  Taf.  II,  Fig.  2  und  Textfiguren. 
?1886.    Scytalia  pertusa  Zahalka,  Wiener  Akad.  d.  Wissensch.,  Bd.  XCII,  S.  649. 

1889.    Scytalia  turbinata  Griepenkerl,  Königslutter,  S.  18,  Taf.  II,  Fig.  4. 

Dick  keulen-,  kreisel-  oder  dick  walzenförmig,  glatt  oder  mit  konzentrischen  Wülsten,  gestielt  mit 
scheibenartiger  Verbreiterung  oder  wurzelförmiger  Zerschlitzung  des  Stielendes.  Scheitel  abgestutzt  oder 
abgeschrägt.  In  seiner  Mitte  die  runde  Öffnung  der  tiefen  Zentralhöhle.  Die  Außenseite  ist  zuweilen 
mit  einer  glatten  Kieselhaut  überzogen,  die  aber  gewöhnlich  fehlt.  Dann  ist  die  Oberfläche  mit  dicht 
aneinanderliegenden,  nadelstichartigen  Ostien  bedeckt.  Wo  die  Oberfläche  noch  weiter  abgerieben  ist, 
kommen  zahlreiche,  ca.  1  mm  weite  Kanalmündungen  zum  Vorschein,  von  denen  grobe  Kanäle  schräg 
von  unten  nach  oben  in  die  Wandung  eindringen.  Verlauf  und  Verzweigungen  dieser  Kanäle 
kann  man  gut  am  Scheitel  der  Spongie,  wo  sie  sich  als  Furchen  darstellen,  beobachten.  Sie  münden 
mit  ziemlich  großen,  dicht  aneinander  liegenden  Postiken  auf  der  Paragasterwandung.  Mein  kleinstes 
Exemplar,  es  ist  das  geologisch  älteste  und  stammt  aus  dem  Scaphilen-Pläner  von  Nettlingen,  ist  7  cm 
hoch  und  ca.  3,5  cm  dick.  Paragaster  0,7  cm  weit.  Mein  größtes,  ein  Prachtstück  aus  der  Mucronaten- 
Kreide  von  Misburg,  ist  25  cm  lang  und  10  cm  dick,  mit  2  cm  weitem  Paragaster. 

PocTA  will  im  Skelett  der  Scytalia  pertusa  ,,hier  und  da  deutlicher  vierstrahlige  Elemente"  gefunden 
haben,  „so  daß  diese  Art  sozusagen  einen  Übergang  von  den  Rhizomorinen  zu  den  Tetracladinen  bildet". 
Die  Ähnlichkeit  der  von  Pocta  beobachteten  Rhizoclone  mit  Tetraclonen  kann  aber  nur  eine  zufällige 
vmd  rein  äußerliche  sein,  und  der  Schluß  auf  nähere  Beziehungen  zwischen  Scytalia  pertusa  und  den  Tetra- 
cladinen ist  durchaus  unbegründet. 

Ob  Scytalia  terebrata  Phill.  sp.  und  Scytalia  pertusa  Reuss  sp.  Synonyme  sind,  möchte  ich  in  Er- 
mangelung böhmischen  Vergleichsmaterials  nicht  entscheiden.  Es  ist  aber  nicht  unwahrscheinlich.  Im 
umgelagerten  Cuvieri-Pläner  von  Oppeln  kommen  nämlich  neben  Formen,  die  sich  gar  nicht  von  typischen 
terebrata-?)i\xcken  unterscheiden,  auch  Exemplare  vor,  die  wie  die  von  Pocta  und  Zahalka  beschriebenen 
und  abgebildeten  Stücke  von  Scytalia  pertusa  am  Basalteil  ringförmige  Wülste  mit  knotigen  und  lappigen 
Anhängseln  und  Auswüchsen  besitzen.  In  diesen  Bildungen,  die  vielleicht  nur  Wachstumseigentümlich- 
keiten darstellen,  scheint  aber  der  einzige  Unterschied  zwischen  Scijtalia  terebrata  und  Scytalia  pertusa 
zu  bestehen. 

Alter  und  Facies:  Scaphiten-Pläner,  Cuvieri-Pläner,  ?  Cenoman  (Korytzaner  Schichten), 
Kalkmergel  der  Mucronaten-  und  Quadraten- Kreide.    ?  Priesener  Schichten. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Nettlingcn  (s.  s.),  Salder,  Heere  (z.  s.),  Oppeln 
(h.),  Misburg,  Oberg,  Adenstedt,  Glentorf. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  50. 


—    151  — 


Scytalia  terebrata  Phill.  sp.,  var.  elongata  Pocta. 

?1884.  Scytalia  pertu^a  Reuss  sp.,  var.  elongata  Pocta,  Beitr.  II,  S.  29,  Fig.  16. 
Zylindrisch,  mit  zahlreichen,  dicht  übereinanderliegenden,  konzentrischen  Runzeln  und  Wülsten, 
gestielt  oder  sitzend.  Scheitel  abgestutzt.  In  seiner  Mitte  die  runde  Öffnung  des  tiefen  und  engen  Para- 
gasters.  Oberfläche  und  Kanalsystem  wie  bei  Scytalia  terebrata,  von  der  sich  die  Art  namentlich  durch 
verhältnismäßige  Schlankheit  und  langgestreckte  Zylinderform  unterscheidet.  Das  Verhältnis  des  Längs- 
durchmessers zum  Querdurchmesser  ist  bei  Scytalia  terebrata  ungefähr  wie  2:1,  bei  var.  elongata  aber 
wie  3  oder  4:1. 

Auch  bei  der  Varietät  habe  ich  an  Exemplaren  aus  dem  umgelagerten  Cuvieri-Turon  von  Oppeln 
die  knotigen  und  lappigen  Wülste  beobachtet,  die  Pocta  und  Zahalka  als  Eigentümlichkeiten  der  Scytalia 
pertusa  Reuss  sp.  anführen. 

Alter  und   Facies:  Cuvieri-Turon  ;  Quadraten-Senon. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Oppeln,  Misburg,  Adenstedt. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  6. 

Belegstücke  in  meiner  Sammlung. 

Scytalia  radiciformis  Phill.  sp.  (Tafel  XXI,  Fig.  2.) 

1829.    Spongia  radiciformis  Phill. ,  Geol.  Yorksh.  II,  S.  90,  Taf.  I,  Fig.  9. 

1864.    Eudea  annulala  Roemer,  Sp.,  S.  26,  Taf.  XI,  Fig.  2. 

1878.    Scytalia  radicijormis  Zittel,  Stud.  II,  S.  65,  Taf.  V,  Fig.  4. 

1883.    Scytalia  radicijormis  Hinde,  Catal.,  S.  44,  Taf.  VI,  Fig.  4. 

1900.    Scytalia  annulata  Wollemann,  Kreide  von  Biewende,  S.  5. 

Schlank-zylindrisch  oder  walzenförmig;  gewöhnlich  mit  mehreren  schwachen,  ringförmigen  Ver- 
dickungen, die  mit  Einschnürungen  abwechseln;  gestielt  oder  an  der  Basis  in  mehrere  Wurzeln  geteilt, 
einfach  oder  zusammengesetzt.  Scheitel  abgerundet,  abgeschrägt  oder  zugespitzt.  In  seiner  Mitte  die 
runde  Öffnung  der  einfachen,  tiefen  Zentralhöhle.  Außenseite  fein  porös,  mit  zerstreut  liegenden,  nadel- 
stichartigen Ostien.  Die  Postiken  sind  etwas  größer  und  auch  dichter  aneinander  gerückt.  Mittelgroße 
Exemplare  sind  8 — 14  cm  lang,  3 — 4  cm  dick.    Das  Paragaster  ist  0,5 — 1  cm  weit. 

Von  den  anderen  Scytalia-Kvien  ist  die  zierliche  Scytalia  radiciformis  leicht  zu  unterscheiden. 
Dagegen  sind  Verwechslungen  mit  Phalangium-Arten  möglich.  In  Fällen,  wo  die  Untersuchung  des  Ske- 
letts wegen  schlechter  Erhaltung  für  die  Differentialdiagnose  keinen  Erfolg  verspricht,  kann  man 
Scytalia  auch  wohl  an  der  Neigung  zur  Bildung  ringförmiger  Verdickungen  erkennen. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronaten- Kreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Misburg  (h.),  Oberg  (z.  h.),  Adenstedt  (h.).  Biewende. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  40. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Coelocorypha  Zittel.  1878. 

Einfache  oder  zusammengesetzte ,  birnen-  oder  zylinderförmige  Rhizomorinidae  mit  engem, 
mäßig  tiefem  oder  seichtem  Paragaster.    Außenseite  mit  dichtstehenden,  porenartigen  Ostien  von 


—    152  — 


feinen,  radial  verlaufenden  Epirhysen.  Paragasterwandung  mit  etwas  größeren  Postiken  von  kurzen 
Aporhysen. 

Obere  Kreide. 

V.  ZiTTEL  führt  auch  Polycoelia  familiaris  Roem.  und  Eudea  crassa  Roem.  als  Coelocorypha-Arten 
an.  Polycoelia  familiaris  ist  aber  eine  Pachinion-Xri  (Farn.  Corallistidae),  und  Eudea  crassa  ist  synonym 
mit  Pachytrachelus  conicus  Roem.  sp.  (Farn.  Sphaerocladinidae). 

Von  den  Coelocorypha-Arten,  die  Griepenkerl  erwähnt,  ist  Coelocorypha  Janus  Roem.  sp.  (bei 
Griepenkerl)  eine  Tetracladine,  die  hier  (Seite  110)  als  Lopadophorus  Griepenkerli  beschrieben  worden  ist. 

Coelocorypha  (Diseudea)  tuberculosa  Roem.  sp.  nennt  Griepenkerl  eine  nur  in  einem  Exemplar 
aufgefundene  Spongie  aus  der  Quadraten- Kreide  von  Glentorf,  deren  Gattungszugehörigkeit  aber  m.  E. 
zweifelhaft  ist. 

Coelocorypha  subglobosa  Zittel. 

1877.  Spumispongia  punctata  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  405,  Taf.  CXXXIV,  Fig.  9,  13,  14,  15. 

1878.  Coelocorypha  suhglohosa  Zittel,  Stud.  II,  S.  64,  Taf.  II,  Fig.  4;  Taf.  VI,  Fig.  9. 

Kugelig,  birnen-,  apfel-  oder  eicheiförmig,  mit  abgerundetem  oder  leicht  zugespitztem  Scheitel, 
kurz  gestielt.  Im  Scheitel  die  runde  Mündung  einer  einfachen,  engen  und  kurzen  Zentralhöhle,  von  deren 
Rande  über  den  Scheitel  feine  Furchen  ausstrahlen.  Oberfläche  gleichmäßig  mit  dicht  zusammenliegenden, 
porenförmigen  Ostien  bedeckt.  An  einem  mittelgroßen,  kugeligen  Exemplar  beträgt  der  Längsdurch- 
messer (ohne  Stiel)  5  cm,  der  Querdurchmesser  ca.  7  cm,  die  Länge  des  Stiels  1,5  cm,  der  Querdurchmesser 
des  Paragasters  0,5  cm,  die  Tiefe  des  Paragasters  2,5  cm. 

Coelocorypha  subglobosa  ist  von  den  anderen  Coelocorypha-Arten  leicht  zu  unterscheiden.  Ver- 
wechslungen mit  Jereica  punctata  Goldf.  sp.  könnten  aber  vorkommen,  denn  die  beiden  Arten  stimmen 
in  der  Körperform  und  in  der  Oberflächenstruktur  überein  (vgl.  die  Abbildungen  beider  Arten  bei  Quen- 
stedt). Die  Coelocorypha  hat  eine  einfache  Centraihöhle,  während  im  Scheitel  von  Jereica  punctata  mehr 
oder  weniger  zahlreiche  große  Postiken  von  Vertikalkanälen  liegen. 

Alter  und   Facies:   Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg  (häufig). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  20. 

Coelocorypha  socialis  Roem.  sp. 

1841.    Siphonia  socialis  Roemer,  Kr.,  Taf.  II,  Fig.  5. 

1878.    Cocloconjpha  socialis  Zittel,  Stud.  II,  S.  64,  Taf.  IV,  Fig.  10. 

Zylindrisch  oder  walzenförmig,  einfach  oder  zusammengesetzt,  mit  abgerundetem  Scheitel,  in  dessen 
Mitte  die  runde  Öffnung  des  engen  und  kurzen  Paragasters  liegt,  sitzend.  Oberfläche  mit  sehr  feinen, 
dichtstehenden  Ostien.  Ein  zylindrisches  Fragment  (nur  die  Basis  fehlt),  ist  2,5 — 3  cm  dick.  Der 
Querdurchmesser  des  Paragasters  beträgt  nur  0,3 — 0,4  cm.  Von  zwei  zusammengewachsenen  Exemplaren 
ist  das  größere  5  cm,  das  kleinere  ca.  4  cm  lang.  Sie  sind  ca.  2  cm  dick  und  die  Offnungen  im  Scheitel 
wenig  über  2  mm  weit. 


—   153  — 


Alter  und  Facies:  Untersenone  Sandmergel. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg. 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3. 

Coelocorypha  acuta  Roem.  sp. 

1841.    Scyphia  acuta  Roemer,  Kr.,  Taf.  II,  Fig.  4. 
1864.    Siphonocoelia  acuta  Roemer,  Sp.,  S.  29. 
1878.    Coelocorypha  acuta  Zittel,  Stud.  II,  S.  64. 

Die  kleinste  Coelocoryphen-Art.  Längsdurchmesser  ca.  3  cm,  Querdurchmesser  1  cm.  Sie  bildet 
kleine  Zylinder  mit  verbreiterter  Basis  und  abgerundetem  Scheitel ,  von  dessen  Mitte  kurze  Furchen 
ausstrahlen.    Oberfläche  mit  feinen  Ostien. 

Alter  und   Facies:   Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg  (selten). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  5. 

Coelocorypha  nidulifera  Roem.  sp. 

1864.    Siphonocoelia  nidulifera  Roemer,  Sp.,  S.  29,  Taf.  XI,  Fig.  3. 
1878.    Coelocorypha  nidulifera  Zittel,  Stud.  II,  S.  64. 

1888.    Coelocorypha  nidulifera  Griepenkerl,  Kreide  von  Königslutter,  S.  17. 

Nach  Roemer  und  Griepenkerl  kugelig,  birnförmig  oder  walzenförmig,  mit  engem  Paragaster, 
von  dessen  Öffnung  deutliche,  anastomosierende  Furchen  ausstrahlen.  An  den  Seiten  mit  großen,  mehr 
oder  weniger  zahlreichen,  scharfgerandeten,  napfförmigen  Gruben.  Zittel  vermutete,  aber  ohne  das  Skelett 
zu  kennen,  daß  Siphonocoelia  nidulifera  Roem.  eine  Coelocorypha  sei.  Ich  selber  habe  die  Art  niemals 
beobachtet,  möchte  aber  aus  Roemers  und  Griepenkerls  Beschreibungen  schließen,  daß  entweder  eine 
Astrobolie  oder  eine  Lopadophorus-Art  vorlag. 

Alter  und   Facies:   Untersenone  Sandmergel;  Grünsande  der  Quadraten-Kreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:    Sudmerberg,  Glentorf. 


Gattung  Âstrobolia  v.  Zittel  1878,  emend. 

Halbkugelige  oder  knollige  Rhizomorinidae  mit  sehr  feinen  Ostien  und  über  die  Oberfläche  zer- 
streuten, ziemlich  großen,  sternförmigen  Postikengruppen. 
Kreide. 

Die  knolligen  und  kreiseiförmigen  Rhizomorinen  mit  grubigen  oder  flächenartigen  Porenfeldern 
(Typus:  Stellispongia  impressa  Roemer),  die  v.  Zittel  zu  Astrobolia  gezogen  hat,  rechne  ich  zur  Gattung 
Cytoracea  Pomel. 

Palaeontographica.    Suppl.  V.  20 


—    154  — 


Astrobolia  conglomerata  Roem.  sp. 

1864.    Slellispongia  conglomerata  Roemer,  Sp.,  S.  49,  Taf.  XVII,  Fig.  4. 
1878.    Astrobolia  conglomerata  Zittel,  Stud.  II,  S.  51. 

Nach  Roemer  bildet  die  Art  rundliche,  halbkugelförmige  oder  oben  etwas  niedergedrückte  Knöllchen. 
An  der  Oberfläche  liegen  mehrere  Kanalmündungen,  von  denen  lange,  bisweilen  recht  tiefe  und  dichotome 
Furchen  ausstrahlen. 

Alter  und  Facies:   Unterer  Pläner  (?). 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Osterholz  bei  Salzgitter. 

Astrobolia  hemisphaerica  Roem.  sp. 

1864.    Slellispongia  hemisphaerica  Roemer,  Sp.,  S.  49,  Taf.  XVII,  Fig.  3. 
1878.    Astrobolia  hemisphaerica  Zittel,  Stud.  II,  S.  51. 

Die  Originaldiagnose  lautet  :  ,,Das  vorliegende  Exemplar  ist  mehr  als  halbkugelförmig,  unten  konkav 
und  konzentrisch  gefurcht;  die  besser  erhaltene  Oberfläche  ist  ziemlich  eben  und  zeigt  zahlreiche  Mün- 
dungen, welche  etwa  3  Linien  weit  voneinander  entfernt  stehen  und  von  kurzen,  tiefen  Furchen  sternförmig 
umgeben  werden;  ist  die  äußere  Schicht  des  Schwammes  zerstört,  so  liegen  die  Mündungen  in  flachen 
Vertiefungen  und  werden  durch  ein  rauhes,  unebenes  Gewebe  voneinander  getrennt." 

Alter  und  Facies:  Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg. 

Astrobolia  tenella  Roem.  sp. 

1864.    Asterospongia  tenella  Roemer,  Sp.,  S.  54,  Taf.  XIX,  Fig.  6. 
1878.    Astrobolia  tenella  Zittel,  Stud.  II,  S.  51. 

Nach  Roemer  ,, mehrere  zollgroße,  unregelmäßig  gestaltete,  abgerundete,  niedergedrückte  Knollen, 
auf  deren  oberen  Fläche  zahlreiche  kleine  Höcker  mit  etwa  fünf  ganz  kurzen,  ausstrahlenden  Furchen 
sitzen,  die  zum  Teil  von  einer  größeren  Pore  ausgehen  und  deren  höckerförmige  Zwischenräume  in  die 
Augen  fallen  ;  die  untere,  unebene  Fläche  zeigt  einen  scharf  abgeschnittenen  Rand  und  stark  konzentrische 
Furchen;  sie  ist  glatt,  ein  Epithel  aber  nicht  erhalten." 

Alter  und  Facies:    Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Sudmerberg. 

Astrobolia  globosa  Roem.  sp. 

1864.    Asterospongia  globosa  Roemer,  Sp.,  S.  54,  Taf.  XIX,  Fig.  5. 
1878.    Astrobolia  globosa  Zittel,  Stud.  II,  S.  51. 

Nach  Roemer  ,, kugelig,  zolldick,  mit  erweiterter  Basis  aufgewachsen,  überall  von  meist  fünf- 
strahligen  Sternen  bedeckt  und  mit  feinporösem  Gewebe." 

Die  Gattungszugehörigkeit  ist  zweifelhaft,  denn  das  Skelett  ist  nicht  bekannt. 


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Alter  und   Facies:   Untersenone  Sandmei'gel. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg. 


Gattung  Cytoracea  Pomel  1872,  emend. 

Knollige,  kreisel-  und  keulenförmige  Rhizomorinidae  mit  flachen  oder  in  grubigen  Vertiefungen 
liegenden  Ostienfeldern,  zwischen  denen  kräftige,  anastomosierende  Furchen  liegen.  Mit  oder  ohne 
Deckschicht.    Paragaster  vorhanden  oder  fehlend. 

Kreide. 

Cytoracea  impressa  Roem.  sp. 

1864.    Stellispongia  impressa  Roemer,  Sp.,  S.  49,  Taf.  XVII,  Fig.  2. 

1877.  Spongiles  impressus  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  374,  Taf.  CXXXIII,  Fig.  1,  2. 

1878.  Astrobolia  impressa  Zittel,  Stud.  II,  S.  51. 

Kastaniengroße,  ungestielte  Knöllchen  und  Klümpchen  mit  0,5 — 1  cm  weiten,  und  ebenso  tiefen, 
runden  Höhlungen  und  größeren,  wie  mit  dem  Finger  eingedrückten  Gruben,  in  denen  Felder  von  sehr 
feinen  Ostien  liegen.  Die  kantigen  oder  abgerundeten  Wülste  zwischen  den  Gruben  werden  von  kräftigen 
Kanälen  durchfurcht.  Man  vermeide  Verwechslungen  mit  der  sehr  ähnlich  gestalteten  Tetracladine 
Lopadophorus  impressus  Schrm.  und  beachte,  wenn  das  Skelett  nicht  erhalten  ist,  daß  im  Scheitel  der 
Lopadophorus-Avt  mehr  oder  weniger  zahlreiche,  bis  1  mm  weite  Postiken  liegen. 

Alter  und   Facies:   Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  6. 

Cytoracea  grandis  Roem.  sp. 

1864.    Stellispongia  grandis  Roemer,  Sp.,  S.  40,  Taf.  XVII,  Fig.  1. 
1878?    Astrobolia  grandis  Zittel,  Stud.  II,  S.  51. 

Bis  faustdicke,  ungestielte  Kreisel  oder  umgekehrte  Kegel.  Scheitel  flach,  mit  1 — 3,  bis  2  cm 
weiten  Paragasteröffnungen,  von  denen  kräftige  Furchen  nach  dem  Rande  ausstrahlen.  Außenseite 
runzelig,  mit  feinen  Ostien. 

Alter  und   Facies:   Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Cytoracea  costata  nov.  sp. 

Kreiseiförmig,  ca.  5  cm  hoch  und  am  Scheitel  ebenso  dick,  mit  flachem  Scheitel,  kurzgestielt.  An 
der  Außenseite  verlaufen  vom  Scheitel  zum  Stiel  fünf  1 — 2  cm  breite  Rippen,  zwischen  denen  grubige 
Porenfelder  liegen.   Die  glatte  Oberfläche  der  Rippen  geht  allmählich  in  die  Scheitelpartie  über,  während 


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die  grubigen  Porenfelder  gegen  Scheitel  und  Rippen  kantig  abgesetzt  sind.  In  der  Scheitelmitte  die  ca. 
1  cm  weite,  runde  Mündung  der  einfachen  Zentralhöhle,  von  welcher  zahlreiche  kräftige  Furchen  bis  zum 
Rand  und  über  die  Oberfläche  der  Rippen  ausstrahlen. 

Cytoracea  co^iafa  unterscheidet  sich  von  allen  anderen  Arten  durch  die  Hallirhoa  ähnliche  Körperform. 

Alter  und  Facies:    Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Cytoracea  rimosa  nov.  sp.  (Tafel  XXII,  Fig.  3.) 

Das  ausgezeichnet  erhaltene  einzige  Exemplar,  das  ich  gefunden  habe,  hat  die  Form  eines  12  cm 
langen,  5 — 7  cm  dicken,  eiförmigen  Knollens  und  ist  mit  der  Basis  auf  ein  Fe/racu/ma-Fragment  fest- 
gewachsen. Im  abgerundeten  vorderen  Ende  mündet  eine  0,7  cm  weite  und  ziemlich  tiefe  Zentralhöhle. 
Außenseite  mit  sieben,  2 — 4cm  langen,  ca.  2  cm  breiten,  1 — 1,5  cm  tiefen  Gruben,  in  denen  Ostien- 
felder  liegen.  Zwischen  den  Gruben  liegen  Wülste,  die  von  1 — 1,5  mm  breiten  Kanälen  durchfurcht  werden. 

Cytoracea  rimosa,  die  wohl  mit  der  älteren  und  in  einer  anderen  geologischen  Facies  vorkommenden 
Cytoracea  impressa  näher  verwandt  ist  als  mit  den  anderen  Arten,  unterscheidet  sich  von  C.  impressa  durch 
verhältnismäßig  sehr  große  Dimensionen,  eiförmige  Gestalt,  Entwicklung  eines  Paragasters  und  durch 
größere  Ostien  und  gröbere  Furchenkanäle. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Mucronaten- Kreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Misburg  (sehr  selten). 

Anzahl  der  unters  uc  Ii  ten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Cytoracea  turbinata  nov.  sp.   (Tafel  XXIII,  Fig.  4,  5.) 

Kreiseiförmig  oder  keulenförmig,  mit  abgerundetem  oder  abgestutztem  und  leicht  gewölbtem  Scheitel, 
kurz  gestielt  oder  sitzend.  Im  Scheitel,  aber  gewöhnlich  nicht  in  der  Mitte  sondern  mehr  oder  weniger 
exzentrisch,  liegt  die  runde  Mündung  einer  engen  und  mäßig  tiefen  Zentralhöhle,  von  der  kräftige  und 
mehr  oder  weniger  verzweigte  Furchen  ausstrahlen.  Seitenflächen  mit  mehreren  umfangreichen  Ostien- 
feldern,  zwischen  denen  starke  Kanalfurchen  wie  am  Scheitel  liegen,  die  miteinander  Anastomosen  bilden. 
Bei  günstiger  Erhaltung  ist  die  ganze  Oberfläche  des  Schwammkörpers  mit  einer  dünnen  Kieselhaut  über- 
zogen, unter  der  die  Ostienfelder  und  Furchenkanäle  verschwinden.  An  einem  kreiseiförmigen  Exemplar 
umzieht  ein  1,5 — 2  cm  breites  Ostienfeld  bandartig  fast  das  ganze  obere  Drittel  des  Schwammes  (mit  Aus- 
nahme des  Scheitels).  Von  dem  Ostienfeld  zweigen  sich  nach  der  Paragasteröffnung  und  nach  der  Basis 
zahlreiche  und  breite  Kanäle  ab.  Die  Bestimmung  dieses  Stückes,  des  ersten,  das  ich  auffand,  hat  mir, 
bis  ich  andere  gefunden  hatte,  an  denen  die  eigentümliche  Zerlegung  der  Oberfläche  in  Ostienfelder  und 
Furchensysteme  deutlicher  ausgeprägt  war,  einiges  Kopfzerbrechen  wegen  der  großen  Ähnlichkeit  mit 
kleineren  Exemplaren  von  Scytalia  terebrata  verursacht.  Die  Art  ist  aber,  wenn  man  erst  einmal  über  ihren 
Charakter  im  klaren  ist,  auch  in  schlechten  Exemplaren  gut  zu  erkennen.   Zuweilen  sind  die  Ostienfelder 


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ganz  leicht  vertieft,  aber  niemals  annähernd  so  stark  wie  bei  Cytoracea  rimosa  oder  Cytoracea  impressa. 
Mein  größtes  Exemplar  ist  10  cm  lang  und  7  cm  dick.  Das  Paragaster  ist  0,7  cm  weit.  Ein  Ostienfeld 
ist  2 — 3  cm  breit  und  ca.  8  cm  lang.  An  einem  kleineren  Exemplar  nimmt  das  Ostienfeld  etwa  8  qcm 
Fläche  ein.  Bei  diesem  Stück  sind  die  übrigen  Teile  der  Oberfläche  und  des  Scheitels  nur  mit  zahlreichen, 
1 — 1,5  mm  breiten  Kanalfurchen  überzogen. 

Alter  und   Facies:  Cuvieri-Pläner,  Kalkmergel  der  Mucronaten-Kreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Heere  (s.  selten),  Misburg  (selten). 

Anzahl  der    untersuchten  Stücke:  8. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattimg  Pachysalax  nov.  gen. 

(Etym.:  6  adka'c  der  durchlöcherte  Boden  des  Siebes.) 

Einfache  oder  zusammengesetzte,  feigen-  oder  birnförmige  Rhizomorinidae  mit  über  die  Oberfläche 
zerstreuten  sehr  feinen  Ostien,  und  Postikengruppen  auf  dem  Scheitel  und  den  Terminalflächen  warzen- 
artiger Fortsätze. 

Obere  Kreide. 

Einzige  Art: 

Pachysalax  processifer  nov.  sp.  (Tafel  XXII,  Fig.  2.) 

Das  einzige  mir  bekannte  Exemplar  ist  ein  birnförmiger,  10  cm  langer,  an  der  dicksten  Stelle  5  cm 
dicker  Knollen.  Auf  dem  abgerundeten  Scheitel  und  an  den  Enden  kurzer  zitzenartiger  Fortsätze  liegen 
Komplexe  von  Postikengruppen,  zu  denen  feine,  geschlängelte  Furchen  hinführen.  Jede  Gruppe  enthält 
10 — 25  Postiken,  deren  Durchmesser  0,5 — 1  mm  beträgt.  Sonst  ist  die  Oberfläche  des  Schwammes  schein- 
bar dicht.  An  angeätzten  Stellen  bemerkt  man  aber  mit  der  Lupe  sehr  zahlreiche  nadelstichartige  Ostien 
von  radialen  Epirhysen. 

Ich  kenne  aus  der  Kreide  keine  andere  Rhizomorine  von  ähnlicher  Gestalt.  Ein  Analogon  bietet 
vielleicht  das  récente  Genus  Siphonidium,  bei  dem  die  Postiken  auf  den  Gipfeln  schlanker  röhrenförmiger 
Fortsätze  des  Schwammkörpers  liegen. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Mucronaten-Kreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg,  sehr  selten. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Bolidiuni  Zittel.  1878. 

Ästige  oder  knollige  Rhizomorinidae,  ohne  sichtbare  Kanalmündungen.    In  der  Nähe  der  Basis 
häufig  mit  einer  aus  verfilzten  Rhizocionen  bestehenden  Deckschicht  überzogen. 
Obere  Kreide. 


—  158 


Bolidium  palmatum  Roem.  sp. 

1864.    Amorphospongia  palmala  Roemer,  Sp.,  S.  55,  Taf.  XIX,  Fig.  8. 
1878.    Bolidium  palmatum  Zitt.,  Stud.  II,  S.  51,  Taf.  IV,  Fig.  8. 

1883.  Bolidium  palmatum  Hinde,  Catal.,  S.  31. 

1884.  ?Bolidium  palmatum  Pocta,  Beitr.  II,  S.  10. 

Diese  einzige  Art,  die  in  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutschland,  und  zwar  nur  in  der  Sudmer- 
bergfacies  vorkommt,  bildet  zylindrische,  wenig  verästelte,  an  den  Enden  abgerundete,  bis  10  cm  lange, 
2 — 3  cm  dicke  Stämmchen,  deren  Oberfläche,  soweit  sie  nicht  von  der  glatten  Kieselhaut  überzogen  wird, 
nur  mit  ganz  feinen  Ostien  versehen  ist. 

Verwechslungen  mit  anderen  Arten  sind  kaum  möglich. 

Alter  und   Facies:   Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Sudmerberg. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  5. 

Gattung  Plinthodermatium  nov.  gen. 

(Etym.:     nXtvOoç  der  Ziegel.) 

Dünnwandige,  ohr-  oder  blattförmige  Rhizomorinidae  ohne  größere  Ostien  und  Postiken.  Außen- 
seite chagrinartig  genarbt.  Innenseite  mit  einer  glatten  Deckschicht,  unter  der  feine,  von  der  Basis  nach 
dem  Rande  verlaufende  Furchen  mit  Postiken  liegen. 

Obere  Kreide. 

Plinthodermatium  exile  n.  sp.  (Tafel  XXIII,  Fig.  1.) 

Ein  vollständiges  Exemplar  habe  ich  nicht  gefunden,  nur  zwei  gut  erhaltene  Fragmente.  Die 
Wandung  ist  im  Verhältnis  zur  Größe  des  ganzen  Schwammkörpers  sehr  dünn  (0,4 — 0,6  cm).  Das  größere 
Stück,  ein  ohr-  oder  halbtrichterförmiges  Fragment,  an  dem  der  obere  Rand  und  der  Rand  der  einen 
Seite  fehlen,  ist  12  cm  hoch  und  über  15  cm  breit.  Die  Unterseite  besitzt  eine  eigentümliche  Oberflächen- 
struktur, die  man  mit  Chagrinleder  vergleichen  könnte.  Wie  bei  diesem  ist  sie  mit  zahllosen,  dicht  an- 
einander liegenden,  durch  seichte  Furchen  getrennten,  warzenartigen  Plättchen  überzogen.  Die  Plätt- 
chen sind  etwa  1  qmm  groß.  (Ich  zähle  sieben  auf  0,5  qcm.)  Mit  Hilfe  der  Lupe  sieht  man  auf  den  Plätt- 
chen und  auch  in  den  dazwischenliegenden  Furchen  sehr  winzige,  dicht  aneinander  gedrängte  Ostien. 
Die  Innenseite  ist  mit  einer  dichten  und  glatten.Deckschicht  überzogen,  unter  der  in  feinen,  von  der  Basis 
nach  dem  Rand  verlaufenden  Furchen  stellenweise  kleine  Postiken  liegen,  von  denen  kurze  gerade  Kanäle 
in  die  Wandung  eindringen. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.  selten). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


—   159  — 


Gattimg  Coelosphaeroma  nov.  gen. 

(Etym.:  xo?Aoç  hohl,  xo  ofpaiQO/i.a  der  kugelförmige  Körper.) 

Kugelige  Rhizomorinidae,  mit  tiefem,  in  der  Nähe  der  Basis  stark  erweitertem  und  mit  Ausstül- 
pungen versehenem  Paragaster,  sitzend.  Oberfläche  mit  vom  Scheitel  herablaufenden  Aporhysal-Furchen 
und  porenartigen  Ostien.    Etwas  größere  Postiken  auf  der  Paragasteroberfläche. 

Obere  Kreide. 

Coelosphaeroma  appendiculata  nov.  sp.   (Tafel  XXIII,  Fig.  2,  3.) 

Das  Original,  übrigens  das  einzige  Stück  der  Art,  das  ich  gefunden  habe,  ist  ein  ca.  6  cm  hoher, 
10  cm  dicker,  oben  und  unten  abgeplatteter  kugeliger  Knollen.  Im  Scheitel  liegt  eine  2  cm  weite,  rund- 
liche Paragasteröffnung.  Das  Paragaster  ist  im  oberen  Teil  zylindrisch  und  erweitert  sich  in  der  unteren 
Hälfte  unter  Bildung  höhlenartiger  Ausstülpungen.  An  der  Basis  des  Schwammes  entspringen  zahlreiche 
kurze  Würzelchen.  Die  Außenseite  ist  mit  von  der  Scheitelöffnung  herablaufenden,  geschlängelten  und 
verzweigten  Kanalfurchen  und  mit  winzigen  Ostien  bedeckt.  Die  Ostien  gehören  zu  dünnen  Kanälen, 
die  senkrecht  zur  Oberfläche  in  den  Schwammkörper  eindringen  (Epirhysen).  Die  vom  Scheitel  herab- 
laufenden Furchen  werden  bei  weiterem  Wachstum  des  Schwammes  zu  Kanälen  (Aporhysen),  die  der 
Peripherie  parallel  laufen,  und  mit  ziemlich  großen  Postiken  auf  der  Paragasterwandung  münden. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Gattung  Leiochonia  Schrammen.  1901. 

Dickwandige,  schüssel-,  teller-,  trichter-  oder  ohrförmige  Rhizomorinidae  mit  scharf  abgesetztem 
Rand.  Oberfläche  mit  einer  glatten  Kieselhaul,  unter  welcher  die  rundlichen  Mündungen  der  Kanäle  liegen. 
Obere  Kreide. 

Leiochonia  pinguis  nov.  sp. 

Von  Herrn  Dr.  Wollemann  in  Braunschweig  erhielt  ich  drei  größtenteils  in  Eisenhydroxyd  um- 
gewandelte Rhizomorinen  aus  dem  Cuvieri-Pläner  von  Salder,  die  ich  für  Leiochonien  halte.  Es  sind  sehr 
dickwandige,  gestielte  Trichter,  die  ganz  mit  einer  dünnen,  glatten  Deckschicht  überzogen  sind,  und 
sich  wie  die  anderen  Arten  durch  den  gegen  Ober-  und  Unterseite  scharf  abgesetzten  Rand,  und  auch  durch 
konzentrische  Wachstumsrunzeln  auszeichnen.  Während  aber  bei  den  übrigen  Spezies  Oberseite  und 
Unterseite  ungefähr  gleich  groß  sind,  ist  bei  Leiochonia  pinguis  die  Oberseite  auf  ein  flaches  Paragaster 
reduziert.  Das  am  besten  erhaltene,  größte  Exemplar  ist  13  cm  hoch  und  vorn  8  cm  dick.  Die  Wandung 
ist  3  cm  dick  (am  Rand  gemessen),  und  das  Paragaster  nur  wenig  über  1  cm  tief. 

Alter  und  Facies:  Cuvieri-Pläner. 


—   160  — 


Verbreitung  und  Vorkommen:  Salder. 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Leiochonia  cryptoporosa  Schrammen.    (Tafel  XXI,  Fig.  4,  5.) 

?1861.    Platispongia  discus  Courtiller,  Ep.  fos.s.,  S.  23,  Taf.  XXXVIII,  Fig.  1. 
1901.    Leiochonia  cryptoporosa  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  16,  Taf.  V,  Fig.  6. 

Teller-,  flachtrichter-  oder  ohrförmig,  nicht  sehr  dickwandig,  gestielt  oder  sitzend.  Rand  gerade, 
gegen  beide  Seiten  fast  rechtwinklig  abgestutzt  (ein  gutes  Erkennungszeichen),  mit  scharfen  Kanten,  die 
bei  fortschreitendem  Wachstum  auf  der  Ober-  und  Unterseite  Spuren  als  konzentrische  Wülste  hinter- 
lassen. Ober-  und  Unterseite  sind  gewöhnlich  mit  einer  scheinbar  glatten,  in  der  Tat  aber  sehr  feinporösen 
Deckschicht  überzogen,  unter  der  zahlreiche,  rundliche  oder  spaltförmige,  zuweilen  bis  1  mm  weite  Ostien 
bezw.  Postiken  liegen.  Der  Rand  wird  von  kräftigen  Kanälen  durchfurcht.  Leiochonia  cryptoporosa 
wird  bis  10  cm  hoch,  bis  20  cm  breit  und  1  cm  dick. 

Verwechslungen  könnten  vorkommen  mit  Chonella  auriformis  Roem.  sp.,  Seliscothon  planumPmLh.  sp. 
und  Chenendopora  fungiformis  Lamx.  (mit  dieser  Art  aber  nur,  wenn  das  Skelett  nicht  nachweisbar  ist). 
Chonella  hat  abgerundete  Ränder  und  auf  der  Innenseite  kleine  runde  Postiken,  Seliscothon  eine  strahlige 
Unterseite,  Chenendopora  abgerundete  Ränder  und  große  Postiken  auf  der  Innenseite. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide.    Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg,  Oberg,  Adenstedt,  Biewende,  Sudmerberg. 

Anzahl   der  untersuchtenStücke:  10. 

Belegstücke  in  meiner  Sammlung. 

Leiochonia  robusta  nov.  sp. 

Trichterförmig,  sehr  dickwandig,  gestielt.  Rand  gerade  und  sehr  breit,  von  kräftigen,  geschlängelten 
Kanälen  durchfurcht,  gegen  die  Oberseite  stumpfwinklig,  gegen  die  Unterseite  spitzwinklig  abgesetzt. 
Wie  bei  Leiochonia  cryptoporosa  hinterlassen  die  Kanten  des  Randes  entsprechend  den  Wachstumsperioden 
der  Spongie  konzentrische  Wülste  auf  der  Ober-  und  Unterseite.  Deckschicht  sowie  Anordnung  und  Größe 
der  Ostien  und  Postiken  wie  bei  L.  cryptoporosa,  von  der  sich  L.  rohiista  hauptsächlich  durch  andere  Maß- 
verhältnisse unterscheidet.  Gleichgroße  Exem'plare  von  L.  cryptoporosa  sind  nämlich  nur  ca.  1  cm  dick, 
während  die  Wandung  von  Leiochonia  robusta  ca.  4  cm  dick  wird.  Die  Art  wird  bis  12  cm  hoch  und  über 
20  cm  breit. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg  (selten). 
Anzahl   der  untersuchtenStücke:  3. 
Das  Original  liegt,  in  meiner  Sammlung. 


—    161  — 


Gattung  Chonella  Zittel.  1878. 

Ohr-,  blatt-  oder  unregelmäßig  trichterförmige  Rhizomorinidae  mit  abgerundetem  Rand  und  kleinen, 
runden,  porenartigen  Kanalmündungen  auf  beiden  Seiten.  Von  freien  Kieselgebilden  kommen  an  der 
Oberfläche  und  in  der  Wandung  Amphioxe  vor. 

Obere  Kreide. 

Nach  Zittel  sollen  im  Chonella-^tkÜQiX  ,,ganz  vereinzelt"  kleine  Triaene  mit  rückwärts  gebogenen 
Zinken  auftreten.  Es  kann  sich  da  nur  um  eingeschwemm.te  Spicula  von  tetraxonen  Kieselspongien 
handeln. 

Chonella  tenuis  Roem.  sp.   (Tafel  XXI,  Fig.  6.) 

186'i.    Cupnlospongia  tenuis  Roem  er,  Sp.,  S.  51,  Taf.  XVII,  Fig.  7. 
1878.    Chonella  tenuis  Zittel,  Stud.  II,  S.  52. 
1883.    Chonella  tenuis  Hinde,  Catal.,  S.  31. 

Trichterförmig,  ohr-  oder  blattförmig,  mit  abgerundetem  Rand,  dünnwandig,  gestielt  oder  sitzend. 
Unterseite  (Außenseite)  und  Oberseite  (Innenseite)  glatt,  mit  zahllosen,  winzigen,  aber  mit  unbewaffnetem 
Auge  eben  noch  sichtbaren  runden  Ostien  bezw.  Postiken  (ca.  5  auf  1  qmm),  die  an  der  Oberseite  vielleicht 
etwas  größer  sind  und  auch  weiter  voneinander  entfernt  liegen  wie  an  der  Unterseite.  Die  Wandung 
ist  4 — 6  mm  dick.  Ein  unregelmäßig  trichterförmiges  Exemplar  aus  der  Mucronatenkreide  von  Misburg 
ist  12  cm  hoch,  8  cm  weit.  Ein  ohrförmiges  aus  dem  Scaphiten-Pläner  von  Nettlingen  ist  4,5  cm  hoch, 
3  cm  breit. 

Chonella  tenuis  unterscheidet  sich  von  Chonella  auriformis  durch  dünnere  Wandungen,  feinere 
Postiken  auf  der  Innen-,  und  deutlicher  sichtbare  Ostien  auf  der  Außenseite.  Die  Unterscheidungs- 
merkmale von  Chonella  tenuis  und  Coscinostoma  jragilis  findet  man  bei  der  Beschreibung  der  letzt- 
genannten Art. 

Alter  und   Facies:  Scaphiten-Pläner,  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und   Vorkommen:   Linden,    Biewende,   Misburg,   Oberg,  Nettlingen, 
Adenstedt. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  8. 


Chonella  auriformis  Roem.  sp.    (Tafel  XIX,  Fig.  3,  4.) 

1841.    Achilleum  auri/orme  Roem  er,  Kr.,  S.  2,  Taf.  I,  Fig.  3. 
1864.    Cupulnspongia  auriformis  Roemer,  Sp.,  S.  51. 
1878.    Chonella  auriformis  Zittel,  SLud.  II,  S.  52. 
1883.    Chonella  auriformis  Hinde,  Catal.,  S.  31. 

RoEMERS  älteste  Diagnose,  die  in  den  ,,Spongitarien  des  Norddeutschen  Kreidegebirges"  nur  wieder- 
holt wird,  lautet:  ,, Halbtrichter-  oder  ohrförmig,  mit  gerundetem,  etwas  rissigem  Rande  und  aus  sehr 
feinen,  schlanken  Fasern  gebildet.  Erreicht  oft  die  doppelte  Größe  der  Abbildung.  Untere  (später: 
Quadraten-) Kreide  bei  Peine,  unterer  Kreidemergel  (später:  Quadratenkreide)  bei  Ilsenburg. 

Die  beigegebene  Abbildung  kann  alles  mögliche  vorstellen,  v.  Zittel  führt  trotzdem  Achilleum 
aurijorme  Roem.  ohne  weiteren  Zusatz,  (auch  ohne  das  Sternchen,  mit  dem  er  bezeichnet,  daß  ihm  Original- 

Palaeontographica.    Suppl.  V.  21 


—    162  — 


slQcke  vorlagen),  als  Chonella-Art  an,  und  Hinde  ist  ihm  gefolgt.  Zieht  man  aber  einmal  Achilleum 
auriforme  zu  Chonella,  so  ist  die  hier  beschriebene  Art  wohl  die  einzige,  die  nach  Habitus  und  geologischem 
Auftreten  den  RoEMER'schen  Artnamen  mit  einigem  Recht  führen  kann.  — 

Chonella  aurijormis  ist  ohrförmig,  blattförmig  oder  lappig,  mit  abgerundetem  Rand,  sitzend.  Außen- 
seite fein  porös.  Innenseite  glatt,  mit  kleinen,  runden,  ziemlich  dicht  beisammenliegenden  Postiken  (auf 
1  qmm  1 — 2).  Die  Wandung  ist  ca.  1  cm  dick.  Das  kleinste  mir  bekannte  Exemplar  ist  6  cm  hoch,  5  cm 
breit.  Das  größte  aber,  ein  vielfach  gebogenes  und  zusammengefaltetes  Prachtstück  aus  der  Mucronaten- 
kreide  von  Misburg  bedeckt  eine  Fläche  von  ungefähr  240  qcm. 

Alter  und  Facies:  Scaphiten-Pläner,  untersenone  Sandmergel,  Kalkmergel  der  Mucro- 
natenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Nettlingen,  Sudmerberg,  Misburg. 
Anzahl   der   untersuchten   Stücke:  8. 


Gattung  Coscinostoma  nov.  gen. 

Dünnwandige,  trichter-,  Schüssel-,  blatt-  oder  ohrförmige  Rhizomorinidae  mit  porenartigen  Ostien 
auf  der  Außenseite,  und  zu  sternförmigen  Gruppen  geordneten  Postiken  auf  der  Innenseite. 
Obere  Kreide. 

Coscinostoma  fragilis  nov.  sp.   (Tafel  XXI,  Fig.  7.) 

Unregelmäßig  trichter-  oder  ohrförmig,  dünnwandig,  mit  abgerundetem  Rand,  gestielt  oder  sitzend. 
Unterseite  (Außenseite)  mit  dicht  aneinander  gedrängten,  winzigen  runden  Ostien.  Oberseite  (Innen- 
seite) mit  über  die  Oberfläche  zerstreuten  sternförmigen  Postikengruppen.  Der  Schwammkörper  ist 
höchstens  0,6  cm  dick,  kann  aber  eine  erhebliche  Größe  erreichen.  Mein  größtes  Exemplar,  ein  unregel- 
mäßiger Trichter,  ist  12  cm  hoch  (ohne  Stiel),  und  vorn  fast  20  cm  weit.  Von  den  sternförmigen 
Postikengruppen  an  der  Oberseite  gehen  etwa  5  auf  1  qcm.  Zu  einer  Gruppe  gehören  3 — 4  Postiken, 
die  gewöhnlich  dicht  zusammenstehen. 

Coscinostoma  fragilis  ist  leicht  mit  Chonella  tenuis  zu  verwechseln,  zumal  sich  die  Unterseiten 
beider  Arten  überhaupt  nicht  unterscheiden  lassen.  Chonella  tenuis  besitzt  aber  an  der  Innenseite  keine 
sternförmigen  Postikengruppen,  sondern  gleichmäßig  über  die  Oberfläche  verteilte  Postiken.  Dann  kämen 
noch  Verwechslungen  mit  V erruculina-Arten  in  Frage,  die  man  vermeidet,  wenn  man  feststellt,  ob  auf 
der  Oberseite  unregelmäßig  zerstreute,  warzenförmig  erhöhte  Postiken  (  V erruculina)  oder  gruppenweise 
beisammenliegende,  nicht  erhöhte  Postiken  (Coscinostoma)  liegen. 

Von  der  anderen  Art  unterscheidet  sich  Coscinostoma  fragilis  durch  dünnere  Wandungen  und 
feinere  und  näher  zusammenliegende  Ostien. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg  (selten),  Oberg  (selten),  Adenstedt  (selten). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  5. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


—  163 


Coscinostoma  auricula  nov.  sp.  (Tafel  XXI,  Fig.  8.) 

Ohrförniig  oder  trichterförmig,  mit  abgerundetem  Rand,  gestielt  oder  sitzend.  Unterseite  (Außen- 
seite) m.it  zerstreut  liegenden,  nadelstichartigen  Ostien.  Oberseite  (Innenseite)  mit  zahlreichen,  zuweilen 
etwas  erhöhten  Postikengruppen,  von  denen  sehr  feine  Kanälchen  ausstrahlen.  Der  Schwammkörper 
ist  0,8 — 1,2  cm  dick,  also  dicker  wie  bei  Coscinostoma  fragilis.  Das  größte  Exemplar  meiner  Sammlung, 
ein  regelmäßiger  Trichter,  ist  7  cm  hoch  (ohne  Stiel)  und  17  cm  weit.  Auf  1  qcm  gehen  etwa  drei  Postiken- 
gruppen. Zu  einer  Gruppe  gehören  5 — 7  oder  noch  mehr  Postiken.  Coscinostoma  auricula  könnte  mit 
Chonella  auriformis  verwechselt  werden.  Man  achte  auf  die  Beschaffenheit  der  Oberseite.  Hier  sind 
bei  Chonella  die  Postiken  nicht  zu  Gruppen  vereinigt,  sondern  gleichmäßig  über  die  Oberfläche  verbreitet. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Misburg  (selten). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Seliscothon  Zittel.  1878. 

Teller-,  schüssel-,  trichter-  oder  becherförmige  Rhizomorinidae,  deren  Wand  aus  dünnen,  radialen, 
senkrechten  Lamellen,  welche  durch  von  Skelettbalken  überbrückte  spaltförmige  Zwischenräume  von 
gleicher  Breite  geschieden  sind,  zusammengesetzt  iàt.  Innenseite  mit  runden,  oder  auch  wohl  mit  spalt- 
förmigen  Postiken.  An  der  Außenseite  dienen  die  Zwischenräume  zwischen  den  radialen  Skelettlamellen 
als  Ostien.  Oberfläche  mit  einer  aus  stark  verästelten  Rhizoclonen  bestehenden  Deckschicht,  in  der 
zuweilen  zahlreiche  Amphioxe  liegen. 

Obere  Kreide.    Jetztzeit  (?). 

Seliscothon  planum  Phill.  sp. 

1835.    Spongia  plana  Phill.,  Geol.  of  Yorkshire,  S.  177,  Taf.  I,  Fig.  1. 
1835.    Spongia  capitata  Phill.  ib.,  S.  177,  Taf.  I,  Fig.  2. 
1864.    Chenendopora  explanata  Roemer,  Sp.,  S.  44,  Taf.  XVI,  Fig.  3. 
1878.    Seliscothon  planum  et  capitatum  Zittel,  Stud.  II,  S.  54. 
1878.    Seliscothon  explanatum  Zittel,  Stud.  II,  S.  54,  Taf.  IV,  Fig.  2. 
1883.    Seliscothon  planum  Hinde,  Catal.,  S.  31,  Taf.  II,  Fig.  2—4. 
1883.    Seliscothon  explanatum  Hinde,  Catal.,  S.  32,  Taf.  II,  Fig.  5. 
^  . 

Trichter-,  teller-,  Scheiben-  oder  pilzförmig,  mit  abgestutztem,  seltener  mit  abgerundetem  Rand, 
gestielt.  Junge  Exemplare  sind  keulenförmig  oder  zylindrisch.  Die  Stücke  aus  den  älteren  Schichten 
der  oberen  Kreide  sind  nur  klein.  So  ist  von  etwa  zwanzig  Exem.plaren  aus  dem  Scaphitenpläner  von 
Nettlingen  das  größte,  ein  ziemlich  flacher  Trichter  ohne  Stiel  nur  3,5  cm  hoch,  10  cm  breit  und  0,8  cm 
dick.  Ungefähr  dieselben  Maße  besitzt  ein  Stück  aus  dem  Cuvieripläner  von  Heere.  Dagegen  kommen 
in  der  Quadraten-  und  in  der  Mucronatenkreide  von  Misburg  nicht  selten  Individuen  vor,  die  einen  Scheiben- 
durchmesser von  über  20  cm  erreichen.  Oberseite  zuweilen  mit  konzentrischgn  Wachstumsrunzeln,  außer- 
dem mit  sehr  zahlreichen,  selten  warzenförmig  erhöhten,  in  der  Regel  aber  nur  eingesenkten  Postiken, 


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deren  Durchmesser  0,5 — 0,8  mm  beträgt.  Bei  den  geologisch  älteren  Vorkommnissen  gehen  etwa  8 — 12, 
bei  den  jüngeren  bis  20  Posliken  auf  5  qmm.  Die  Postiken  sind  bei  älteren  Individuen  über  die  ganze 
Oberfläche  der  Innenseite  zerstreut,  bei  jungen  Exemplaren  aber  auf  die  Mitte  des  Scheitels  beschränkt. 
Unterseite  ohne  Ostien,  aber  mit  vom  Stiel  nach  dem  Rand  verlaufenden,  wenig  erhabenen,  sehr  feinen 
Streifen,  die  den  radialen  Lamellen  entsprechen,  aus  denen  die  Wandung  besteht.  Zuweilen  ist  die  Unter- 
seite aber  ebenfalls  mit  Deckschicht  überzogen,  und  die  Lamellenstruktur,  an  der  allein  man  in  zweifel- 
haften Fällen  die  S eliscothon- Arien  von  manchen ,  in  der  Beschaffenheit  der  Oberseite  sehr  ähnlichen 
V err uculina- Arien  unterscheiden  kann,  verwischt. 

Von  Seliscothon  Mantelli  unterscheidet  sich  Seliscothon  planum  hauptsächlich  durch  größere 
Postiken  an  der  Oberseite.  In  der  äußeren  Form  und  in  der  Beschaffenheit  der  Unterseite  stimmen 
die  beiden  Spezies  ziemlich  überein. 

Man  könnte  versucht  sein  die  zylindrischen  und  keulenartigen  Formen,  bei  denen  der  Längs- 
durchmesser den  Querdurchmesser  zuweilen  um  ein  Mehrfaches  übertrifft,  für  spezifisch  verschieden  zu 
halten,  wie  es  Phillips  auch  getan  hat  (Beisp.:  Sp.  capitata  Phill.).  Mir  liegen  aber  aus  allen  Stufen  der 
oberen  Kreide,  in  denen  S  eliscothon- Arten  vorkommen,  auch  aus  Ablagerungen  verschiedener  Facies, 
Serien  vor,  die  beweisen,  daß  die  keulenförmigen  etc.  Individuen  Jugendstadien  darstellen. 

Nach  H  IN  DE  soll  sich  Seliscothon  explanatum  Roem.  sp.  von  Seliscothon  planum  Phill.  sp.  durch 
kleinere  und  weniger  dicht  zusammenstehende  Postiken  und  durch  feinere  Radialstreifung  der  Unterseite 
unterscheiden.  Ich  glaube  aber  nicht,  daß  zwei  verschiedene  Arten  vorliegen,  denn  die  Abbildungen 
RoEMERS  und  HiNDES  stimmen  unter  sich  und  mit  der  Abbildung  bei  Phillips  ganz  gut  überein.  Auch 
die  ausführliche  Beschreibung,  die  Hinde  von  Seliscothon  planum  Phill.  gibt,  passt  gut  auf  die  RoEMER'sche 
Art.  H  IN  DE  bildet  übrigens  die  Oberseite  eines  Exemplars  mit  abgeriebener  Oberfläche  ab,  während 
RoEMER  eine  etwas  schematisierte  Abbildung  der  Oberseite  eines  Stückes  gibt,  an  dem  die  Postiken  un- 
gewöhnlich gut  erhalten  gewesen  sein  müssen. 

RoEMER  identifiziert  allerdings  auch  selber  nicht  seine  Chenendopora  explanata  mit  Spongia  plana 
Phill.  Er  hält  vielmehr  Spongia  capitata  Phill.  und  Spongia  plana  Phill.  (aber  auch  Spongia  (Scytalia) 
terebrata  Phill.),  für  Synonyme  von  Cupulospongia  marginata  Roem.,  einer  Art,  deren  Diagnose  aber 
lange  nicht  so  gut,  wie  die  von  Chenendopora  explanata  auf  die  Phillips  sehe  Art  paßt. 

Alter  und  Facies:  Scaphitenpläner,  Cuvieripläner,  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucro- 
natenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Nettlingen  (z.  h.).  Salder  (s.),  Heere  (s.),  Misburg, 
Oberg,  Adenstedt,  Biewende  (h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:   Über  hundert. 

cf.  Seliscothon  planum  Phill.  sp. 

In  der  Quadratenkreide  von  Misburg  kommen  als  seltene  Vorkommnisse  Seliscothone  vor,  die  in 
der  Oberflächenstruktur  der  Unterseite,  in  der  Körperform  und  in  den  Dimensionen  gut  mit  typischen 
Exemplaren  von  Seliscothon  planum  übereinstimmen,  aber  größere  und  auch  dichter  gestellte  Postiken 
haben.  Während  an  typischen  Exemplaren  von  Seliscothon  planum,  die  in  demselben  Lager  gefunden 
werden,  auf  5  qmm  Fläche  bis  zu  20  Ostien  stehen,  zähle  ich,  obgleich  sie  näher  zusammenliegen,  bei 


—   165  — 


of.  Seliscothon  planum  nur  6 — 8.  Die  wenigen  Exemplare,  die  mir  in  die  Hand  fielen,  sind  leider  nicht 
gerade  gut  erhalten. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide.  , 
Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg  (selten).  ' 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 
Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Seliscothon  Mantelli  Goldf.  sp. 

1826—33.    Scyphia  Mantelli  Goldfuss,  Petr.  Germ.,  T.  I,  S.  219,  Taf.  LXV,  Fig.  5. 

1864.  Cupulospongia  Mantelli  Roemer,  Sp.,  S.  50,  Taf.  XVII,  Fig.  6. 

?1872.  Cupulospongia  Mantelli  Schlüter,  Spongitarienbänke  des  Münsterlaiides,  S.  'AI. 

1878.  Scyphia  Mantelli  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  375,  Taf.  CXXXIII,  Fig.  4. 

1878.  Seliscothon  Mantelli  Zittel,  Stud.  II,  S.  54,  Taf.  IV,  Fig.  3. 

1883.  Seliscothon  Mantelli  Hinde,  Gatal.,  S.  33. 

?1900.  Seliscothon  Roeineri  Wollemann,  Kreide  von  Biewende,  S.  4. 

Nächst  Seliscothon  planum  Phill.  sp.  ist  Seliscothon  Mantelli  Goldf.  sp.  die  häufigste  Art.  Während 
Seliscothon  planum  gern  teller-  und  scheibenförmige  Schwammkörper  bildet,  deren  Rand  gewöhnlich 
(aber  immer  mit  Ausnahmen)  gegen  beide  Seiten  gut  abgesetzt  ist,  bevorzugt  Seliscothon  Mantelli  mehr 
oder  weniger  regelmäßige  Trichterformen  mit  abgerundetem  oder  nur  gegen  die  Unterseite  scharf  ab- 
gesetztem Rand.  Auch  ohr-  und  blattförmige  Körper  gehören  nicht  zu  den  Seltenheiten.  Das  sicherste 
Kennzeichen  ist  aber  die  feinporöse  Oberflächenstruktur  der  Innenseite.  Die  Postiken  sind  hier  so  klein, 
daß  etwa  30 — 40  auf  5,0  qmm  gehen  und  nur  eben  noch  mit  unbewaffnetem  Auge  erkennbar  sind.  Häufig 
ist  aber  die  Oberfläche  der  Innenseite  zerstört.  Dann  gleicht  die  Oberseite  der  Unterseite,  welche  bei  gün- 
stiger Erhaltung  die  charakteristische  Radialstreifung  der  Seliscothon- Arten  in  vorzüglicher  Deutlichkeit 
zeigt.  In  den  Dimensionen  stimmen  Seliscothon  Mantelli  und  Seliscothon  planum  so  ziemlich  überein. 
Auch  besitzen  die  Jugendformen  von  Seliscothon  Mantelli  dieselbe  Neigung  wie  junge  pZanum-Individuen 
zur  Bildung  zylindrischer  und  keulenförmiger  Gestalten. 

Alter  und  Facies:  Sandmergel  der  Westphalicus- Kreide;  Kalkmergel  der  Quadraten- 
und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  ?  Ilsede  (z.  h.),  Sudmerberg  (z.  h.),  Misburg  (h.), 
Adenstedt,  Oberg  (s.),  Biewende,  Boimsdorf  etc. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  60. 

Seliscothon  pingue  nov.  sp. 

Trichterförmig,  dickwandig.  Ein  mittelgroßes  Exemplar  ist  8  cm  hoch  (ohne  Stiel),  14  cm  weit, 
2  cm  dick.  Unterseite  wie  bei  allen  Arten  fein  gestreift.  Oberseite  (Innenseite)  mit  netzartig  zusammen- 
hängenden, 1  mm  weiten  Postiken. 

Alter  und  Facies:  Sandmergel  der  Westphalicus-Kreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Ilsede  bei  Peine  (ziemlich  häufig). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


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Seliscothon  marginatum  Roemer  sp. 

1841.    Scyphia  niargmata  Roemer,  Kr.,  S.  6,  Taf.  II,  Fif^.  7. 

1877.  Scyphia  marginata  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  376,  Taf.  CXXXIII,  Fig.  5. 
1889.    Seliscothon  marginatum  Griepenkerl,  Kreide  von  Königslutter,  S.  16. 

?1900.    Seliscothon  marginatum  Wollemann,  Kreide  von  Biewende,  S.  4. 

Pilz-  oder  trichterförmig,  dickwandig,  kurzgestielt.  Oberseite  mit  nadelstichartigen  Postiken 
(die  viel  kleiner  wie  bei  der  vorigen  Art  sind).  Unterseite  mit  sehr  feiner  Radialstreifung.  Eine  Eigen- 
tümlichkeit, welche  auch  schon  an  jungen  Individuen,  die  ja  bei  den  anderen  Arten  ausgewachsenen 
Exemplaren  ziemlich  unähnlich  sind,  stets  hervortritt,  ist  der  deutlich  und  scharf  gegen  Ober-  und 
Unterseite  abgesetzte  Rand.  (Bei  den  mit  Sei.  marginatum  am  Sudmerberg  zusammen  vorkommenden 
Mantelli-FoTmQn  ist  der  Rand  abgerundet.) 

Alter   und  Facies:    Untersenone  Sandmergel.    Grünsand  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg  (n.  s.).  Nach  Griepenkerl  auch  bei 
Glentorf.    Nach  Wollemann  bei  Biewende. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  8. 

Seliscothon  testa-florum  Quenstedt  sp. 

1878.  Scyphin  testa-florum  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  375,  Taf.  CXXXIII,  Fig.  7. 

Unter  diesem  Namen  bildet  Quenstedt  die  Außenseite  eines  blumentopfförmigen  Fragments 
einer  Seliscothon-Avi  vom  Sudmerberg  in  V5  nat.  Größe  ab.  Weder  aus  der  Abbildung,  noch  aus  der  kurzen 
und  nicht  ganz  klaren  Beschreibung  kann  man  ersehen,  ob  das  von  Quenstedt  abgebildete  Exemplar 
wirklich  als  Typus  einer  besonderen  Art  anzusehen  ist. 

Seliscothon  planum  Phill.  sp.,  aberratio  pustulosa  nov.  aberr. 

Aus  der  Mucronatenkreide  von  Misburg  besitze  ich  eine  etwa  handgroße,  tellerförmige  Rhizo- 
morine,  die  sich  durch  die  ausgesprochene  Radialstreifung  der  Unterseite  als  Seliscothon- Art  ausweist 
und  die  in  der  allgemeinen  Form  und  in  den  Proportionen  mit  Seliscothon  planum  Phill.  sp.  überein- 
stimmt. Sie  weist  aber  einige  bemerkenswerte  Abweichungen  vom  Typus  auf.  An  der  Oberseite  liegen 
nämlich  sechs  1 — 1,5  cm  breite,  0,.3  cm  hohe  Buckel.  Außerdem  ist  der  größte  Teil  der  Postiken  deutlich 
warzenförmig  erhöht,  so  zwar,  daß  die  Höhe  der  Pusteln  ungefähr  gleich  dem  Querdurchmesser 
ist.  Dieser  ist  nicht  unbeträchtlich  größer  wie  bei  den  Postiken  typischer  Exemplare  von  Seliscothon 
planum,  denn  er  beträgt  1  mm  und  mehr.  Die  Oberseite  der  Spongie  erhält  durch  die  Buckel 
und  die  vergleiclisweise  großen ,  warzigen  Ostien  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  der  Oberseite  mancher 
V  err  uculina- Arten. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Misburg  (sehr  selten). 

Anzahl   der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


—    167  — 


Seliscothon  giganteum  v.  Zittel. 

1878.    Seliscolhon  giganteum  Zittel,  Stud.  II,  S.  54. 
1883.    Seliscothon  giganteum  Hinde,  Catal.,  S.  33. 

1889.    Seliscothon  giganteum  Griepenkerl,  Kreide  von  Königslutter,  S.  15. 
1900.    cf.  Seliscothon  giganteum  Wollemann,  Kreide  von  Biewende,  S.  3. 

Als  S eliscothon- Avi  führen  Zittel,  Hinde,  Griepenkerl  und  Wollemann  auch  Cupulospongia 
gigantea  Roem.  (Spongit.  S.  51,Taf.  XVIII,  Fig.  1)  an,  die  aber  wohl  mit  Pachycothon  simplicissimumPocT  Asp. 
identisch  ist.  Roemer  gibt  irrtümlich  (wie  auch  von  Thecosiphonianobilis  Roem.  sp.)  als  Lager  seiner  Cupulo- 
spongia gigantea  die  Quadraten  kreide  bei  Suderode  an.  Bei  Suderode  liegt  nur  Cuvieri-Turon 
und  im  Turon  gibt  es  keine  S  eliscothon- Avi,  auf  die  Roemers  Beschreibung  und  Abbildung  der  Art  passen 
könnten.  Dagegen  stimmen  Artbeschreibung  und  Horizont  gut  zu  Pachycothon  simplicissimum  Pocta  sp. 


Familie  Megarhizidae  Schrammen. 

(1903.    Zur  Systematik  der  Kieselspongien.    Mitt.  Roem. -Mus.  No.  19,  S.  21.) 

Lithistide  Monaxonia,  deren  Stützskelett  aus  großen,  wurzelartig  zerschlitzten  und  mit  langen 
Zacken  und  Zasern  besetzten  Kieselkörperchen  (Megarhizoclonen)  besteht.  Dermalia,  wenn  vorhanden, 
den  Desmomen  des  Stützskeletts  ähnlich,  aber  kleiner  und  plattig  ausgebreitet.    Microsclere  unbekannt. 

Jura  (?).    Obere  Kreide. 

Die  Skelettelemente  der  Megarhizidae  haben  im  Habitus  große  Ähnlich.keit  mit  Rhizoclonen,  von 
denen  sie  sich  aber  u.  a.  durch  viel  erheblichere  Größe  unterscheiden.  So  sind  die  Hauptäste  der  Desmome 
von  Megarhiza  dubia  bis  0,1  mm  dick,  während  die  entsprechenden  Teile  eines  Verruculina-Rhizoc\ons 
nicht  mehr  als  0,03  mm  dick  sind.  Dagegen  erreichen  die  Megarhizoclone  nicht  ganz  die  Größe  der  Mega- 
morinen  Desmome.  Auch  haben  die  Megaclone  in  der  Regel  gut  ausgebildete  Zygome,  während  die 
Megarhizoclone  mehr  lose  ineinander  hängen. 

Wahrscheinlich  gehen  die  Megarhizidae  bis  zum  oberen  Jura  hinunter  und  zwar  mit  der  Gattung 
Lecanellav.  Zm Eh.  v.  Zittel  rechnete  LecaweWa  zuerst^)  zu  den  Anomocladinen,  später^)  zu  den  Eutaxi- 
cladinen.  Die  in  Stud.  II,  Taf.  VI,  Fig.  1  abgebildeten  Skelettelemente  von  Lecanella  pateraeformis  Zitt. 
stimmen  aber  mit  den  Desmomen  der  Megarhiziden  fast  vollständig  überein.  Sie  sind  nur  etwas  kleiner 
und  weniger  mit  Zacken  besetzt. 

Gattung  Megarhiza  Schrammen,  lyoi. 

(Skelettabbildung  Texttafel  VIII,  Fig.  7.) 

Zylindrische  oder  abgestutzt  kegelförmige  Megarhizidae,  die  aus  schichtenweise  übereinanderliegenden 
dünnen  Blättern  bestehen.  Außenseite  mit  Deckschicht.  Unter  dieser  porenartige  Ostien  von  horizontal 
verlaufenden  Kanälen.    Am  Scheitel  rundliche  Postiken  von  Vertikalkanälen.    Die  Deckschicht  besteht 

M  Stud.  II,  S.  71. 

")  Grundzüge  der  Palaeonl.,  S.  47. 


—   168  — 


aus  ähnlich  wie  die  Desmome  gestalteten,  aber  viel  kleineren  und  plattig  ausgebreiteten  Kieselkörperchen. 
Daneben  können  Amphioxe  und  Amphistrongyie  vorkommen.  Microsclere  unbekannt. 
Obere  Kreide. 

Megarhiza  dubia  Schrammen.   Tafel  XX,  Fig.  3.  —  Texttafel  VIII,  Fig.  7.) 
1901.    Megarhiza  dubia  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  16,  Taf.  V,  Fig.  5. 

An  den  wenigen  Exemplaren,  die  ich  aufgefunden  habe,  waren  nur  die  Skelettelemente  stets 
gut  erhalten,  äußere  Form  und  Kanalsystem  aber  nicht  immer  deutlich  zu  erkennen.  Wie  es  scheint, 
besteht  der  etwa  kinderfaustgroße  Schwammkörper  aus  schichtenweise  übereinanderliegenden,  etwa 
4  mm  dicken  Blättern  ,  die  an  der  Oberfläche  konzentrische  Wülste  bilden.  Bei  einem  Korrosions- 
präparat aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg  ist  die  Außenseite  z.  T.  mit  einer  dichten  Deckschicht  über- 
zogen. Das  Kanalsystem  besteht  aus  engen  Epirhysen,  die  von  der  Außenseite  in  verschiedener  Richtung 
zwischen  den  Lamellen  in  den  Schwammkörper  eindringen,  und  weiteren  Aporhysen,  die  den  Schwamm 
in  der  Längsrichtung  durchziehen  und  am  Scheitel  mit  Postiken  von  verschiedener  Größe  münden.  Das 
Stützskelett  ist  ziemlich  locker  und  aus  verfilzten  oder  lose  ineinander  hängenden  Megarhizoclonen  zu- 
sammengesetzt. Die  Hauptäste  dieser  Körperchen  sind  bis  0,1  mm  dick  und  stellenweise  mit  langen 
Zacken  versehen.  Die  Deckschicht  setzt  sich  aus  einem  innigen  Geflecht  von  Kieselkörperchen  zusammen, 
die  ähnlich  wie  die  Desmome  des  Stützskeletts  geformt,  aber  viel  kleiner  und  meist  plattig  ausgebreitet 
sind.  In  den  Maschen  des  Skeletts  liegen  zahlreiche,  bis  1,5  mm  lange  Amphioxe  und  2 — 3  mm  lange 
Amphistrongyie.  Die  letzteren  sind  hauptsächlich  auf  die  Deckschicht  und  die  der  Deckschicht  nahe 
gelegenen  Parlieen  beschränkt. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Misburg  (sehr  selten)  und  Oberg  (sehr  selten). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 
Das  Original  zu  der  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Chalaropegma  nov.  gen. 

.  (Etym.:  ;i;o/.aoôç  lose,  to  .iijYf.ut  das  Gerüst  ) 
(Skelettabbildung  Texttafel  VIII,  Fig.  8.) 

Knollige  Megarhizidae,  die  aus  gehirnarlig  gewundenen,  anastomosierenden  Wülsten  zusammen- 
gesetzt sind.    Kanalsystem,  Dermalia  und  Microsclere  unbekannt. 
Obere  Kreide. 

Von  Megarhiza  Schrm.  unterscheidet  sich  Chalaropegma,  auch  abgesehen  von  der  großen  Verschieden- 
heit in  der  Gestalt,  durch  dornigere  und  zerschlitztere  Megarliizoclone. 

Chalaropegma  cerebriformis  nov.  sp.   (Tafel  XIX,  Fig.  2.  —  Texttafel  VIII,  Fig.  8.) 

Der  etwa  faustgroße  Körper  des  einzigen  Exemplars,  das  ich  aufgefunden  habe,  stellt  einen  an 
der  einen  Seite  abgeflachten,  an  der  gegenüberliegenden  Seite  in  drei  stumpfe,  kegelförmige  Höcker  ge- 


—    169  — 


teilten  Knollen  dar.  Die  ganze  Oberfläche  ist  mit  2 — 5  mm  dicken,  gekröseartig  gewundenen  Runzeln 
überzogen,  zwischen  denen  mehrere  mm  tiefe,  unregelmäßig  rundliche  oder  längliche  Löcher  und  Furchen 
liegen.  Welches  die  Oberseite  und  welches  die  Unterseite  ist,  kann  ich  nicht  entscheiden.  Das  Kanal- 
system ist  leider  nicht  erkennbar.  (Die  ovalen  oder  rundlichen  Lücken  zwischen  den  anastomosierenden 
Wülsten  an  der  Oberfläche  möchte  ich  als  Intercanalia  ansehen.)  Die  Desmome  sind  locker  verbundene 
Megarhizoclone  mit  bis  0,1  mm  dicken,  dornigen  Ästen,  deren  Enden  im  Vergleich  zu  den  Megarhizoclonen 
der  anderen  Gattung  ziemlich  stark  zerschlitzt  sind.  Anders  geformte  Megasclere  habe  ich  nicht  be- 
obachtet. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:   Misburg  (sehr  selten). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Familie  Sphaerocladitiidae  nov.  fam. 

Lithistide  Silicea,  deren  Desmome  (Sphaeroclone)  aus  einer  kugeligen  Verdickung  bestehen,  von 
der  1 — 8  glatte  oder  mit  Dornen  besetzte,  an  den  Enden  zu  ausgezackten  Scheibchen  verbreiterte  Arme 
ausgehen.  Megasclere:  Amphistrongyle.  Als  Dermalia  können  gezackte  Kieselplättchen  vorkommen. 
Microsclere  unbekannt. 

Silur  bis  Jetztzeit. 

Auf  die  Sphaerocladinidae  würde  v.  Zittels  erste  Diagnose  der  Anomocladina  (Stud.  II,  S.  36) 
fast  ohne  Einschränkung  passen.  (,,Skeletlelemente  aus  vier  oder  mehr  glatten,  in  einem  ver- 
dickten Zentrum  zusammenstoßenden  Armen  bestehend,  welche  an  ihrem 
Ende  vergabelt  sind.    Außerdem  Stabnadeln  in  großer  Menge  vorhanden.") 

Zuletzt  (Grundzüge  der  Palaeontologie  S.  48)  hat  aber  v.  Zittel  die  Anomocladina  ganz  anders 
definiert.  (,, Skelettelemente  aus  einem  kurzen  glatten  Stiel  mit  kugelig  ver- 
dickten Enden  bestehend,  von  denen  je  drei,  vier  oder  mehr  einfache  oder  ästige  Arme  aus- 
gehen etc.) 

Danach  wäre  das  von  Rauff  ,,Didymmoclon"  genannte  Kieselkörperchen  das  Desmom  der  Anomo- 
cladinidae. 

Ich  muß  gestehen,  daß  ich  an  die  Existenz  des  Didymmoclons  vorläufig  nicht  recht  glauben  kann, 
sondern  daß  ich  das  Didymmoclon  für  zwei  durch  einen  Glon  verbundene  Sphaeroclone  halte.  (Vgl. 
Texttafel  VIII,  Fig.  Ib.) 

Ich  kann  aber  nicht  den  direkten  Nachweis  erbringen,  daß  v.  Zittels  zweite  Familiendiagnose 
lediglich  auf  einer  irrigen  Beobachtung  Rauffs  beruht,  weil  mir  einschlägiges  jurassisches  Material 
nicht  zur  Verfügung  steht.  Darum  muß  ich  darauf  verzichten  für  die  Kreideschwämme,  die  ich  für 
Anomocladinen  im  Sinne  der  ersten  v.  ZiTTEL'schen  Diagnose  halte,  die  ältere  Familienbezeichnung  auf- 
zunehmen und  habe  einen  neuen  Namen  gewählt. 

Palaeontographica.    Suppl.  V.  22 


—  170 


7.11  den  S phaerocladinidae  rechne  ich  außer  den  hierunter  beschriebenen  Gattungen  auch  die  palaeo- 
zoischen  Astylospongiden  und  die  rezente  Vetulina.  Für  wahrscheinlich  halte  ich  daß  die  Gattung 
Cylindrophyma  das  jurassische  Glied  der  ganzen  Reihe  darstellt. 

Bei  den  Gattungen  aus  der  Kreide  ist  die  kugelige  Verdickung  der  Sphaeroclone  in  der  Regel  sehr 
kräftig  entwickelt  und  mit  Zasern  und  schwalbenschwanzartigen  Dornen  besetzt. 

Die  Zahl  der  Arme  wechselt.  Am  häufigsten  sind  4 — 6,  die  in  der  Regel  nur  auf  einer  Seite  der 
kugeligen  Verdickung  liegen.  Neben  den  typischen  Sphaeroclonen  kommen  in  geringer  Zahl  auch  Des- 
mome  mit  mehr  oder  weniger  zahlreichen  Armen,  aber  ohne  zentrale  Verdickung  vor.  Wenn  diese  aus 
sechs,  ungefähr  wie  die  Axen  eines  regulären  Oktaeders  unter  einem  rechten  Winkel  zusammenstoßenden 
Armen  zusammengesetzt  sind,  entstehen  Gebilde,  die  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  einem  verzerrten 
Hexactin  haben. 

Die  Verbindung  der  Desmome  erfolgt,  indem  sich  die  napfartig  vertieften,  verbreiterten  Enden  der 
Clone  an  die  kugelförmige  Verdickung  der  Nachbarsphaeroclone  festheften.  Dabei  legen  sich  die  Aus- 
schnitte der  endständigen  Scheibchen  wie  Klammern  um  die  von  den  Verdickungen  ausstrahlenden  Kiesel- 
dornen. 

Von  ausschlaggebender  Bedeutung  für  die  systematische  Stellung  ist  die  Axenanlage.  Umsomehr 
bedauere  ich,  daß  es  mir  trotz  vieler  Mühe  nicht  gelungen  ist,  sie  endgültig  zu  ermitteln.  Spuren  davon 
habe  ich  aber  an  Skelettelementen  \on  Pachytrachelus  exspectatusheohdiChiQi.  (Vgl.  Textt.  VIII,  Fig.  1  f  u.g.) 
Das  Fig.  1  f  abgebildete  Sphaeroclon  wendet  einmal  (links  von  dem  Buchstaben  f)  dem  Beschauer  die 
zentripetale,  das  andere  Mal  (rechts  von  f)  die  zentrifugale  Seite  zu.  In  beiden  Fällen  sind  zwei  Enden 
des  Axenkanals  sichtbar.  Leider  besteht  im  Zentrum,  wo  man  die  Vereinigung  der  beiden  Enden  suchen 
muß,  eine  durch  Ablagerung  von  schwärzlichen,  mineralischen  Massen  entstandene  Trübung,  in  der  die 
zentralen  Partieen  versteckt  liegen.  Nur  noch  an  einem  zweiten  Sphaeroclon  habe  ich  Teile  des  Axen- 
kanals beobachtet  (Fig.  1  g).  (Wie  man  sich  den  Zusammenhang  denken  könnte,  ist  durch  punktierte 
Linien  angedeutet.) 

Im  geschlemmten  Ätzrückstand  von  Pachytrachelus  exspectatus  fanden  sich  nicht  ganz  selten 
sehr  zarte,  ungestielte  Kieselplättchen  mit  zackigem  Rand.  Wahrscheinlich  sind  es  die  Dermalia 
der  Spezies. 

Die  Desmome  der  S  phaerocladinidae  zeichnen  sich  vor  den  Skelettelementen  aller  anderen  lithistiden 
Silicea  durch  geringe  Größe  aus.  Z.  B.  beträgt  die  Länge  der  Arme  bei  den  Macrobrochusarten  nur  0,05  mm, 
die  Dicke  ca.  0,02  mm. 

Gattung  Pachytrachelus  nov.  gen.  —  Syn.  Eudea,  Cnemidium,  Stelh'spongia  F.  A.  Roemer; 

Spongites  Quenstedt,  Polypora  Schrammen. 
(Skelettabbildung  Texttafel  VIII,  Fig.  1.) 

Schwammkörper  halbkugelig,  zylinder-,  walzen-  oder  keulenförmig;  sitzend  oder  lang  gestielt;  dick- 
wandig, mit  tiefem  und  engem  oder  mit  seichtem  Paragaster.  Außenseite  mit  porenartigen,  seltener 
warzenförmigen  Ostien,  von  denen  gerade  oder  leicht  gekrümmte  Kanäle  in  horizontaler  oder  schräger 
Richtung  in  den  Schwammkörper  eindringen.   Sie  werden  von  einem  zweiten  System  von  Kanälen  gekreuzt, 


—    171  — 


(lie  in  ciilgogeiigesetzier  Richliiiig  verlaufni  und  im  Puragaslcr  münden.    Das  Stützskeletl  bestellt  aus 
Sphaeroclonen.    Die  Dermalia  sind  walirscheinlich  gezackte  Kieselscheibchen. 
Obere  Kreide. 

Pachytrachelus  conicus  Roem.  sp.   (Tafel  XXIV,  Fig.  1.) 

1841.    Ciieinidiuin  conicuin  Hoemer,  Kr.,  S.  4,  Taf.  I,  Fig.  10. 
1864.    Eudea  lubcrosa  Roemer,  Sp.,  S.  25,  Tal'.  X,  Fig.  3. 
1864.    Stcllispongia?  cotiica  Roemer,  Sp.,  S.  49. 

1878.    Spongiles  conicus  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  374,  Taf.  CXXXIII,  Fig.  3. 

Nicht  über  kastaniengroß.  Halbkugelig,  kurz-zylindrisch  oder  abgestutzt-kegelförmig;  sitzend. 
Halbkugelige  Exemplare  sind  am  häufigsten.  Paragaster  eng,  mäßig  tief-  eingesenkt.  Sein  Querdurch- 
messer beträgt  etwa  V7  vom  Querdurchmesser  des  Schwammkörpers.  Von  der  Paragasteröffnung  strahlen 
an  manchen  Exemplaren  feine  Furchen  aus.  Außenseite  mit  dichtstehenden  porenartigen  Ostien.  (10 — 12 
auf  0,5  qcm.) 

F.  A.  Roemer  hat  die  Art  zweimal  unter  verschiedenen  Namen  beschrieben.  Das  mir  vorliegende 
Original  zu  der  älteren  Beschreibung  ist  ein  abgestutzt-kegelförmiges  Fragment,  das  von  Roemer  ver- 
hältnismäßig gut  abgebildet  worden  ist.  Die  Abbildung  zu  Eudea  crassa  ist  aber  verunglückt.  So  groß 
und  so  weit  voneinander  entfernt  sind  die  Ostien  nicht  und  auch  die  vom  Scheitel  ausstrahlenden  Furchen 
sind  viel  zu  stark  gezeichnet. 

Alter  und  Facies:   Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg  (ziemlich  häufig)  ;  Bahneinschnitt 
Pelersberg  (häufig). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  10. 
Das  Original  zu  der  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Pachytrachelus  reticulatus  Schrammen. 

1901.    Polypora  reticulata  Schrammen,  Neue  Kieselschw.,  S.  16,  Taf.  II,  Fig.  6;  Taf.  V,  Fig.  7. 

Das  einzige  Exemplar  dieser  Art  stellt  eine  im  Verhältnis  zur  Länge  ziemlich  dünne,  am  vorderen 
Ende  halsartig  eingeschnürte,  langgestielte  Walze  dar.  Längsdurchmesser  13  cm,  Querdurchmesser  in 
der  Mitte  1,5  cm.  Außenseite  mit  unregelmäßig  angeordneten,  runden  oder  ovalen  Ostien,  die  z.  T.  in 
seichten  Längsfurchen  liegen.  Der  Durchmesser  der  Ostien  beträgt  fast  1  mm.  Auf  0,5  qcm  Fläche 
liegen  höchstens  neun.  Der  Querdurchmesser  des  Paragasters  beträgt  etwa  vom  mittleren  Querdurch- 
messer des  Schwam.mkörpers.  Die  Verzweigungen  des  Kanalsystems  waren  infolge  der  weit  vorgeschrit- 
tenen Umwandlung  des  Schwammes  in  bröckliges  rotes  Eisenhydroxyd  nicht  festzustellen. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Misburg  (sehr  selten). 

Anzahl  der  untersuchtcn  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  im  RoEMER-Museum  in  Hildesheim 


Texttafel  VIII. 

Skelettelemente  der  Familien  Sphaerocladinidae  Schrammen,  Helomorinidae  Schrammen,  Rhizomorinidae  v.  Zittel,  Mega 
rhizidae  Schrammen,  Scolioraphidae  Schrammen,  Homoraphidae  Ridley  u.  Dendy  ,  Desmacidonidae  Ridley  u.  Dendy 


A.  Schrammen  del. 


—    173  — 


Erklärung  zu  Texttafel  VIII. 

Familie  Sphaerociadinidae. 

Fig.    1.  Pachylrachelus  exspectatus  Schrammen  aus  der  Mucronatenkreide  von  Misburg. 

a)  Sphaeroclone  mit  1 — 5  Clonen  in  50facher  Vergrößerung. 

b)  Zwei  Sphaeroclone  im  Zusammenhang  (50mal  vergr.). 

c)  und  d)  Undeutlich  sechsarmige  Kieselkörperchen  (50mal  vergr.). 

e)  Dermalia  (60mal  vergr.).  f)  EinSphaeroclon  mit  den  Enden  des  Axenkanals  von  oben  und  von 
unten  gesehen.  (50mal  vergr.)    g)  Zentralmasse  eines  anderen  Sphaeroclons  mit  Teilen  des 
Axenkanals  in  lOOfacher  Vergrößerung.    (Die  punktierten  Linien  sind  ergänzt.) 
Fig.    2.  Macrohrochus  emscheris  Schrammen  aus  dem  Untersenon  von  Adenstedt-Bülten  bei  Peine. 
Sphaeroclone  in  50facher  Vergrößerung. 

Familie  Helomorinidae. 

Fig.  3.  Pachycothon  giganteum  Roemer  sp.  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,  a)  Heloclone.  b)  Ein 
Dichotriaen  von  der  Oberfläche,    c)  Amphiox.    Sämtliche  Objekte  in  16facher  Vergrößerung. 

Familie  Rhizomorinidae. 

Fig.    4.  Seliscothon  Mantelli  Goldfuss  sp.  aus  der  Mucronatenkreide  von  Misburg.  Rhizoclone. 
Fig.    5.  Verruculina  seriatopora  Roemer  sp.  aus  der  Mucronatenkreide  von  Misburg.  Rhizoclone. 
Fig.    6.  Verruculina  macrommata  Roemer  sp.  aus  der  Mucronatenkreide  von  Ahlten.  Rhizoclone. 
Sämtliche  Rhizoclone  in  20facher  Vergrößerung. 

Familie  Megarhizidae. 

Fig.  7.  Megarhiza  dubia  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Megarhizoclone  in  16facher 
Vergrößerung. 

Fig.  8.  Chalaropegma  cerebriformis  Schrammen  aus  der  Mucronatenkreide  von  Misburg.  Megarhizo- 
clone in  IGfacher  Vergrößerung.  (Zum  Vergleich  der  Größenunterschiede  ein  Megaclon  (8a)  und 
ein  Rhizoclon  .(8  b)  in  16facher  Vergrößerung. 

Familie  Scolioraphidae. 

Fig.  9.  Scolioraphis  tesselata  Roemer  sp.  aus  dem  Untersenon  von  Goslar.  Megasclere  in  lOfacher 
Vergrößerung. 

Familie  Homoraphidae. 

Fig.  10.  Halichondria  Lendenfeldi  Schrammen  aus  dem  Scaphitenpläner  von  Nettlingen.  Amphioxe  von 
der  Oberfläche  in  lOfacher  Vergrößerung. 

Familie  Desmacidonidae. 

Fig.  11.    Rhizopsis  horrida  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.    Megasclere  in  lOfacher 
Vergrößerung. 

Fig.  3a  und  Fig.  10  sind  bei  auffallendem,  alle  anderen  Figuren  bei  durchfallendem  Licht  gezeichnet. 


-    174  — 


Pachytrachelus  exspectatus  nov.  sp.   (Tafel  XXIV,  Fig.  2.  —  Texttafel  VIII,  Fig.  1.) 

Walzenförmig  oder  zylindrisch,  mit  abgerundetem,  abgestutztem  oder  zugespitztem  Scheitel; 
Basis  lang  gestielt  oder  in  mehr  oder  weniger  zahlreiche  kurze  Wurzeln  zerschlitzt.  Mittelgroße  Exemplare 
sind  etwa  12  cm  lang  und  3 — 4  cm  dick.  Das  größte  das  ich  kenne,  ist  über  20  cm  lang  und  an  der 
dicksten  Stelle  7  cm  dick.  Außenseite  mit  dichtstehenden,  gewöhnlich  porenartigen,  stellenweise  auch 
warzenförmig  erhöhten  Ostien  (etwa  10 — 20  auf  0,5  qcm).  Von  den  Ostien  dringen  gerade  oder  leicht 
gekrümmte  Kanäle  manchmal  in  horizontaler  Richtung,  gewöhnlich  aber  schräg  von  oben  nach  unten 
in  den  Schwammkörper  ein.  Sie  werden  von  anderen  Kanälen  gekreuzt,  deren  Mündungen  auf  der  Ober- 
fläche des  Paragasters  liegen.  Das  Paragaster  ist  tief  eingesenkt  und  ziemlich  eng.  Sein  Querdurchmesser 
beträgt  etwa  Y-  vom  Querdurchmesser  des  Schwammkörpers. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Misburg  (seilen). 

Anzahl  der  un  ter  suc  Ii  ten  Stücke:  6. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Macrobrochus  nov.  gen. 

(Etyin.:  <j  i^oo/og  die  Masche.) 
(Skelettabbildung  Texttafel  VIII,  Fig.  2.) 

Schwamm.körper  halbkugelig,  mit  seichtem  Paragaster,  sitzend.  Oberfläche  mit  mehreren  vom 
Scheitel  herablaufenden  breiten  Furchen  und  zahlreichen  großen  Ostien.  Das  Stützskelett  besteht  aus 
sehr  kleinen  Sphaeroclonen.    Dermalia  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Macrobrochus  emscheris  nov.  sp.    (Tafel  XXIV,  Fig.  4.  —  Texttafel  VIII,  Fig.  2.) 

Das  Original  ist  ein  etwa  kinderfaustgroßer,  zusammengedrückt-halbkugeliger  Knollen,  der  am 
Scheitel  leicht  zugespitzt  ist.  Vom  Scheitel  herab  laufen  mehrere  1 — 2  mm  breite,  und  ebenso  tiefe  Furchen, 
die  z.  T.  fast  bis  zur  Basis  reichen.  NamentUch  zwischen  den  Furchen,  aber  auch  an  anderen  gut  erhaltenen 
Stellen  der  Oberfläche  Hegen  zahlreiche,  auffallend  weite,  nämlich  etwa  linsengroße,  rundliche  Ostien. 
Leider  erlaubt  die  Erhaltung  des  im  Inneren  verkalkten  Originals  nicht  die  feinen  Verzweigungen  des 
Kanalsystems  festzustellen.    Basis  leicht  ausgehöhlt;  stielartige  Bildungen  fehlen. 

Alter  und  Facies:  Sandmergel  der  Westphalicus- Kreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Ilsede  (sehr  selten). 

AnzalilderuntersuchtenStücke:!. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Macrobrochus  rimosus  n.  sp.  (Tafel  XXIV,  Fig.  3.) 
Das  einzige  Exemplar,  welches  ich  in  vieljähriger  Sammeltätigkeit  gefunden  habe,  hat  ungefähr 
die  Gestalt  eines  4,5  cm  hohen,  ebenso  breiten,  und  2  cm  dicken,  linsenförmigen  Knollens.    Leider  ist 


—    175  — 


die  eine  Hälfte  in  rostbraunes  Eisenhydroxyd  umgewandelt.  Auch  fehlen  die  basalen  Teile.  Scheitel 
und  Oberfläche  der  anderen  Hälfte  sind  aber  gut  erhalten.  Das  Paragaster  bildet  eine  etwa  des  ganzen 
Längsdurchmessers  betragende  grubenartige  Einsenkung  im  Scheitel,  in  der  zahlreiche  runde,  etwa  1  mm 
weite  Postiken  liegen.  Vom  Scheitel  herab  laufen  1  mm  breite  Furchen  (Aporhysen),  die  stellenweise 
anastomosieren  und  die  Oberfläche  der  gut  erhaltenen  Hälfte  mit  einem  groben  Geflecht  überziehen. 
Zwischen  den  Furchen  liegen  rundliche  Ostien,  die  etwa  um  ihren  ca.  1  mm  betragenden  Durchmesser 
oder  auch  noch  weiter  von  einander  entfernt  sind,  und  die  Mündungen  der  Epirhysen  darstellen.  Das 
Skelett  ist  leider  sehr  schlecht  erhalten.  Ich  konnte  mich  aber  mit  Sicherheit  überzeugen,  daß  ein  wesent- 
licher Unterschied  zwischen  den  Sphaeroclonen  der  beiden  Macrobrochus-Arten  nicht  besteht. 

Mit  anderen  Spongienarten  aus  der  oberen  Kreide  ist  die  Spezies  nicht  zu  verwechseln.  Von  der 
nächstverwandten,  aber  älteren,  und  auch  in  einer  anderen  geologischen  Facies  vorkommenden  Art 
Macrobrochus  emscheris  unterscheidet  sie  sich  durch  eine  Scheitelvertiefung,  durch  zahlreichere  und 
schmälere  Aporhysalfurchen  und  durch  viel  kleinere  Ostien. 

Auf  die  auffallende  Ähnlichkeit  in  Habitus  und  Kanalsystem  mit  palaeozoischen  Schwämmen 
(Astylospongia),  mit  denen  Macrobrochus  rimosus  ja  auch  im  Bau  des  Skeletts  fast  übereinstimmt,  sei 
noch  hingewiesen. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Misburg,  sehr  selten. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


PALAEONTOQRAPHICA 


BEITRAEGE 

ZUR 


NATURGESCHICHTE  DER  VORZEIT 


Herausgegeben 
von 


E.  KOKEN  und  J.  F.  POMPECKJ 


in  Tübingen 


in  Göttingen. 


Unter  Mitwirkung  von 

O.  Jaekel,  A.  von  Koenen,  A.  Rothpietz  und  G.  Steinmann 

als  Vertretern  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 


Supplement  V. 

Dritte  Lieferung. 
Inhalt: 

Schrammen,  A.,  Die  Kieselspongien  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutschland.    Lieferung  3.    (SJ77 — 280  mit 
Taf.  XXV— XXXV.) 


Stuttgart. 

E.  Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlung,  Nägele  &  Dr.  Sproesser. 

1912. 

Ausgegeben  im  Juli  1912. 

7iM«r  Litferung  liegt  bei  ein  Prospekt  der  €.  Sàkîveizerbarf 'sehen  Derlagsbuehhandiung,  Tlägeie  â  Sr.  Spro9SS6r, 
in  Sfutfgarf  betr.  Freeh:  f,Deutsehlanäs  Sieinkohlenf elder"  und  Kennig:  ,jdm  Tenäaguru", 


E.  Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlung,  Nägele  &  Dr.  Sproesser  in  Stuttgart. 


Soeben  erschien  : 

Çmnlziige  der  palaeobîolOBîe  der  Wirbeltiere 

Von 

Prof.  Dr.  O.  Abel,  Wien. 

Gr.  8».    724  Seiten  mit  470  Textfiguren. 
Preis  geb.  M.  18. — . 

Das  Werk  behandelt:  I.  Die  Geschichte  und  Entwicklung  der  Palaeontologie.  II.  Die  Über- 
reste der  fossilen  Wirbeltiere.  III.  Die  Wirbeltiere  im  Kampfe  mit  der  Außenwelt.  IV.  Die  Palaeo- 
biologie  und  Phylogenie  —  und  legt  die  strenge  Gesetzmäßigkeit  dar,  nach  der  sich  seit  den 
ältesten  Zeiten  organischen  Lebens  die  Anpassung  auf  der  Erde  vollzieht. 

Ein  gewaltiges  Wissens-  und  neues  Arbeitsgebiet  ist  in  diesem  Buche  erörtert  und 
eröffnet;  das  Werk  wird  von  keinem  Palaeontologen  unberücksichtigt  gelassen  werden  können. 


E.  Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlung,  Nägele  &  Dr.  Sproesser  in  Stuttgart, 


Die  Anatomie  und  Pliysioiogle  der  Fusulinen. 

Von 

lESIa-rLS  TT".  Sta.fif- 

(Zoologica,  herausgegeben  von  Prof.  Dr.  C.  Chun,  Leipzig,  Heft  58.) 

  4°.  VIII.  93  Seiten.  Mit  2  Tafeln  und  62  Textfiguren.   

Preis  Mk.  24.—. 

Diese  Abhandlung  bildet  eine  wichtige  und  unentbehrliche  Ergänzung  der  in  der  „Palae- 
ontographica"  Bd.  55,  56  und  59  erschienenen  beiden  ersten  Teile  der  Monographie  der 
Fusulinen  von  Prof.  Dr.  E.  Schellwien  f.  Wenn  auch  durchaus  auf  Schellwiens  lang- 
jährige Untersuchungen  sich  stützend,  so  bringt  die  Arbeit  doch  viele  neue  Gesichtspunkte,  die 
bei  einem  Studium  der  Schell wien'schen  Monographie,  von  der  noch  weitere  Teile  in  der  „Palae- 
ontographica"  ersclieinen  werden,  unbedingt  bertlcksichtigt  werden  müssen. 


E.  Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlung,  Nägele  &  Dr.  Sproesser  in  Stuttgart. 


Professor  Dr.  G.  Schwalbe,  Strassburg:. 

1.  Studien  zur  Vorgeschichte  des  Menschen.    I.  Zur  Frage  der  Ab- 

stammung des  Menschen.    II.  Das  Schädelfragment  von  Brüx  und  ver- 
wandte Schädelformen.    HI.  Das  Schädelfragment  von  Cannstatt. 
Gr.  8«.    228  Seiten  mit  4  Tafeln  und  62  Textfiguren.  —  Mk.  18.—. 

2.  Über  Darwins  Werk:  Die  Abstammung  des  Menschen. 

Gr.  8°.    32  Seiten.  —  IHk.  2.—. 


Die  Kieselspongien 

der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutschland 


IL  Teil 

Triaxonia  (tiexactinellida) 


A.  Schrammen 

Herausgegeben  mit  Unterstützung 
der  Kgl.  preussischen  Akademie 
:  der  Wissenschaften  in  Berlin  : 


Mit  21  Tafeln,  7  Texttafeln  und  5  Textfiguren 


von 


E. 


STUTTGART  1912 

Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlung 
Nägele  &  Dr.  Sproesser 


I 


Vorwort. 


Die  vorliegende  Monographie  soll  in  den  ,,Palaeontographica"  erschienene  spongiologische  Arbeiten 
fortsetzen,  die  mit  H.  Rauffs  ,,Palaeospongiologie"  begannen,  durch  R.  Kolbs  „Kieselspongien  des 
schwäbischen  weißen  Jura"  erweitert  wurden,  und  hoffentlich  mit  einer  Bearbeitung  der  Tertiärschwämmc 
zu  einem  gewissen  Abschlüsse  kommen  werden. 

Die  obere  Kreide  von  Nordwestdeutschland  steuert  unzweifelhaft  die  besterhaltenen  und  wohl 
auch  die  reichsten  Spongienfunde  bei.  Das  schöne  Material  hat  nunmehr  den  Kontakt  mit  der  Jetztzeit 
hergestellt  und  zu  phylogenetischen  Reflexionen  geführt,  welche  die  Entwicklung  des  Spongienstammes 
in  wichtigen  Punkten  klarer  stellen. 

Als  Karl  A.  v.  Zittel  mich  mit  der  Abfassung  einer  Monographie  der  nordwestdeutschen  Kreide- 
spongien  für  die  ,,Palaeontographica"  betraute,  verlangte  er,  daß  die  Bearbeitung  eine  erschöpfende 
sein  solle.  Große  Fülle  des  Stoffes  und  Rücksichtnahme  auf  den  Buchumfang  zogen  indessen  den  guten 
Absichten  manche  Schranken.  Ich  hoffe  jedoch,  wenigstens  in  zwei  Punkten,  nämlich  in  der  gründlichen 
Durchforschung  unserer  Kreideablagerungen  und  in  der  Festlegung  der  so  überaus  mannigfaltigen 
Skelettstrukturen,  die  Bedingung  des  großen  Paläontologen  einigermaßen  erfüllt  zu  haben. 

Nicht  ohne  Absicht  wurden  alle  Formen  mit  unbekannter  oder  zweifelhafter  Skelettbeschaffenheit 
außer  Betracht  gelassen.    Die  bedeutungslosen  Namen  würden  nur  die  Literatur  beschwert  haben. 

Auf  die  wechselvollen  Erhaltungszustände  bin  ich  bei  der  Artbeschreibung  nur  eingegangen,  wo 
es  nicht  zu  vermeiden  war.  Einige  allgemeine  Angaben  enthält  die  Einleitung  zum  ersten  Teil.  Wer 
sich  noch  näher  mit  diesem  Stoffe  beschäftigen  will,  sei  auf  H.  Rauffs  ,,Palaeospongiologie"  verwiesen. 

Um  Wiederholungen  zu  vermeiden,  wurden  die  Angaben  über  das  Skelett  der  Arten  aus  den 
lithistiden  Gruppen  nur  in  die  Gattungsdiagnose  gelegt.  Das  kann  ich  wohl  um  so  eher  ver- 
antworten, als  die  Mikrosklere,  die  ja  bei  den  rezenten  Spezies  zur  Artentrennung  mit  herangezogen  werden 
können,  bei  den  fossilen  gewöhnlich  nicht  einmal  isoliert,  und  nur  in  den  allerseltensten  Fällen  in  Gesell- 
schaft der  Desme  erhalten  sind.  Zwischen  den  Desmen  sind  aber  bemerkenswerte  Verschiedenheiten 
bei  fossilen  Lithistidenarten  derselben  Gattung  kaum  vorhanden  oder  nachweisbar. 

Die  Texttafeln  I — VIII  bringen  die  am  häufigsten  vorkommenden  Skelettelemente  der  betreffenden 
Genera  und  Spezies  zur  Darstellung.  Auf  diese  Typen  wird  man  unschwer  auch  die  sonst  noch  vorhandenen 
und  individuell  recht  variablen  Desmenformen  beziehen  können. 

Die  Angaben  über  Horizonte  und  Fundpunkte  machen  Anspruch  auf  unbedingte  Zuverlässigkeit, 
denn  ich  habe,  mit  verschwindenden  Ausnahmen,  alle  Belegstücke  persönlich  gesammelt.   Hierbei  war  mir. 


—  II  — 


wie  ich  sehr  dankbar  anerkenne,  namentlich  die  von  Herrn  Fabrikdirektor  Lange  in  Misburg  erteilte  Er- 
laubnis zeitweise  in  den  Steinbrüchen  der  Zementfabrik  Teutonia"  sammeln  zu  dürfen,  von  großem 
Nutzen.  Auch  Herrn  Geheimen  Bergrat  Professor  Dr.  A.  v.  Koenen,  der  mir  wertvolle  Stücke  aus  der 
Sammlung  des  paläontologischen  Museums  der  Universität  Göttingen  anvertraute,  und  den  Herrn  Rent- 
ner H.  Brandes  in  Hoheneggelsen,  Zahnarzt  E.  Torger  in  Halberstadt  und  Lehrer  W.  Reitemeyer  in 
Goslar  bin  ich  für  Zuwendung  von  Material  verpflichtet. 

In  tiefer  Dankbarkeit  möchte  ich  noch  des  so  früh  verstorbenen  und  unersetzlichen  früheren 
Direktors  des  Roemer-Museums  in  Hildesheim,  Professor  Dr.  A.  Andreaes  gedenken,  dessen  vorurteilsfreie 
Ermunterungen  dem  Autodidakten  und  Nichtzünftler  das  Vertrauen  gaben,  sich  an  ein  Gebiet  der  Palä- 
ontologie zu  wagen,  das  einer  gewissen  Sprödigkeit  nicht  ermangelt. 

Die  ehrerbietigst  entgegengenommene  Munifizenz  der  Königlich  preußischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Berlin  hat  es  dem  Verlage  erleichtert,  alle  meine  Wünsche  hinsichtlich  der  Zahl  und  Aus- 
führung der  Tafeln  und  Textfiguren  zu  erfüllen. 

H  i  1  d  e  s  h  e  i  m,  den  2.  Februar  1912. 

Dr.  A.  Schrammen, 


Einleitung 


Die  Hexaclinelliden  bilden  nicht  ganz  die  Hälfte  aller  aus  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutsch- 
land bekannten  Silicea.  Dies  Verhältnis  müßte  sich  freilich,  nach  den  bei  Oberg  gemachten  Beobachtungen 
erheblich  zu  ihren  Gunsten  verschieben,  wenn  es  gelingen  könnte,  alle,  oder  wenigstens  die  meisten  Hexac- 
tinelliden-Arten  nachzuweisen,  welche  überhaupt  den  Grund  der  Kreide-Ozeane  bevölkert  haben.  Das  ist 
aber  ganz  ausgeschlossen,  weil  es  für  sämtliche  Schichten  Erhaltungszustände  voraussetzen  würde,  die  tat- 
sächlich nur  lokal  an  einer  bloß  wenige  Meter  mächtigen  Bank  einer  einzigen  Zone  (der  Quadraten- 
kreide von  Oberg)  zu  beobachten  sind.  Es  gelingt  also  nur  äußerst  selten,  das  ganze  Bild  einer  jener 
zahlreichen,  über-  und  nebeneinander  liegenden  kretazischen  Hexactinelliden-Faunen  aus  allen  Gompo- 
nenten  wiederherzustellen.  Gewöhnlich  ist  man  auf  die  Vermittelung  der  wenigen  Arten  angewiesen, 
die  wegen  der  Massigkeit  der  Schwammkörper  oder  aus  andern  Gründen  auch  noch  nachweisbar  und 
bestimmbar  bleiben,  wenn  von  dem  Kieselgerüst  nur  noch  geringfügige  oder  gar  keine  Spuren  mehr 
vorhanden  sind. 

Aus  dem  nordwestdeutschen  Cenoman  kann  ich  nur  zwei,  der  Skelettstruktur  nach  bekannte 
Hexactinelliden- Arten  anführen,  die  alle  beide  auf  den  Varianspläner  beschränkt  sind.  Die  eine  Spezies, 
Ophrystoma  micrommata  Roem.,  vertritt  eine  Familie,  die  in  turonen  und  senonen  Schichten  zu  fehlen 
scheint  und  ist  nur  vom  Kahnstein  bei  Langelsheim  bekannt.^)  Die  Verbreitung  von  Plectascus  labrosus 
T.  Smith  sp.,  der  anderen  Art,  die  ich  am  Kahnstein  und  bei  Misburg  beobachtet  habe,  reicht  dagegen 
bis  in  das  Gebiet  der  englischen  Kreide. 

In  unserem  Labiatuspläner  sind  m.  W.  überhaupt  noch  keine  Spongien  gefunden  worden. 

Auch  der  Brogniartipläner  führt  nur  Cystispongia  bursa  Roem.  sp.  und  zwar  nur  in  den  Galeriten- 
schichten.  Analoge  faunistische  Verhältnisse  bietet  übrigens  in  der  Jetztzeit  das  Rote  Meer,  wo  die  Pola- 
expedition  an  15  verschiedenen  Stationen  nur  zwei  Hexactinelliden-Spezies  in  Tiefen  von  341 — 820  m 
gefischt  hat.  Es  ist  ein  merkwürdiges  Spiel  des  Zufalls,  daß  die  eine  lebende  Art,  Aulocystis  Grayi  Bwbk. 
zu  einer  Gattung  gehört,  die  man  aus  guten  Gründen  unter  die  nächsten  Verwandten  von  Cystispongia 
zählen  darf. 

Mit  der  Ablagerung  der  Scaphitenpläner  begann  die  Einwanderung  jener  Fauna,  welche  auch  die 
oberturonen  und  senonen  Horizonte  Nordwestdeutschlands  erfüllt,  und  mit  ihren  Spitzen  bis  in  die 
Jetztzeit  reicht. 


^)  Griepenkerl    führt   (Königslutter   S.  23)   Ophrystoma   micrommata   Roem.   sp.   irrtümlich    auch   aus  der 
Quadraten-Kreide  von  Glentorf  an. 

Palaeontographica.    Suppl.-Bd.  V.  23 


—   178  — 


Der  Scaphitenpläner  enthält  folgende  Hexactinelliden  : 

Leptophragma  glutinata  Quenstedt  sp.  Plocoscyphia  Roemeri  Leonhard. 

Ventriculites  radiatus  Mantell.  Plectascus  clathratus  Roemer  sp. 

Leiostracosia  alcyonoides  Mantell  sp.  Oncotoechus  cavernosus  Schrammen. 

,,  angustata  Roemer  sp.  Camerospongia  jungijormis  Ferd.  Roemer. 

Callodictyon  fragile  Roemer  sp.  Tremabolites  Leonhardi  Schrammen. 

Becksia  nidiformis  Leonhard  sp.  Cameroptychium  patella  Leonhard. 

Auf  den  Scaphitenpläner  beschränkt  sind  Leptophragma  glutinata,  Callodictyon  fragile,  Becksia 
nidiformis,  Plocoscyphia  Roemeri,  Plectascus  clathratus,  Oncotoechus  cavernosus,  Camerospongia  fungiformis, 
Tremabolites  Leonhardi  und  Cameroptychium  patella. 

Leptophragma  glutinata,  Callodictyon  fragile,  Becksia  nidiformis,  Tremabolites  Leonhardi  und 
Cameroptychium  patella  sind  dem  oberschlesischen  Kreidebecken  eigentümlich,  während  Plocoscyphia 
Roemeri  und  Oncotoechus  cavernosus  die  nordwestdeutsche  Kreideprovinz  der  Turonzeit  mit  der  ober- 
schlesischen verbinden. 

An  die  Hexactinelliden-Fauna  dos  Scapliitcnpläners  schließt  sich  die  Fauna  des  Cuvieripläners 
mehr  oder  weniger  eng  an.  Ventriculites  radiatus  Mantell,  Leiostracosia  alcyonoides  Mantell  sp.  und 
Leiostracosia  angustata  Roemer  sp.  kommen  in  beiden  Schichtenkomplexen  vor.  An  die  Stelle  von 
Cameroptychium  patella  Leonhard  tritt  im  Cuvieripläner  Cameroptychium  planum  Schrammen;  für  Becksia 
nidiformis  Leonhard  sp.  erscheint  Becksia  crispata  Quenstedt  sp.,  für  Plocoscyphia  Roemeri  Leonhard 
Plocoscyphia  Maaki  Schrammen  und  für  Oncotoechus  cavernosus  Schrammen  Oncotoechus  subrutus  Quen- 
stedt sp.  Die  jüngeren  Arten  stehen  zu  den  Spezies  des  Scaphitenpläners  meist  im  Verhältnis  späterer 
Mutationen.  Dazu  kommen  dann  noch  Coscinopora  micropora  Goldfuss,  Marshallia  Frechi  Schrammen, 
Botryosellalabyrinthica  Schramme:^,  Cinclidella  solitaria  Schrammen  und  Hexactinella  angu.vto^a  Schrammen. 

In  der  letztgenannten  Form  begegnet  uns  zum  erstenmal  eine  Gattung,  die  auch  noch  in  der  Jetzt- 
zeit mit  einer  der  fossilen  nahverwandten  Spezies  {Hexactinella  ventilabrum  Carter)  fortlebt. 

Insgesamt  enthält  der  Cuvieripläner  folgende  Arten: 

Hexactinella  angustata  Schrammen.  Coscinopora  macropora  Goldfuss. 

Botryosella  labyrinthica  Schrammen.  Becksia  crispata  Quenstedt  sp. 

Ventriculites  radiatus  Mantell.  Plocoscyphia  Maaki  Schrammen. 

Leiostracosia  alcyonoides  Mantell  sp.  Oncotoechus  subrutus  Quenstedt  sp. 

„         angustata  Roemer  sp.  Cameroptychium  planum  Schrammen. 

Marshallia  Frechi  Schrammen.  Cinclidella  solitaria  Schrammen. 

Leider  unterliegt  es  keinem  Zweifel,  daß  die  Hexactinelliden-Faunen  der  Scaphiten-  und  Cuvieri- 
pläner nur  zum  kleineren  Teil  bekannt  sind.  Auch  in  Zukunft  werden  wir  die  Lücken  unserer  Kenntnisse 
nicht  in  erheblicherem  Maße  ausfüllen  können.  Das  ist  bedingt  durch  die  aus  mechanischen  und  chemischen 
Agentien  hervorgegangenen  und  zur  Zerstörung  aller  zarteren  Spongiengerüste  führenden  Umwandlungen, 
welche  die  turonen  Sedimente  betroffen  haben. 

In  noch  höherem  Grade  gilt  das  ,,ignorabimus"  von  den  spongienführenden,  sandigen  und  tonigen 
Schichten  des  Untersenons,  die  am  Sudmerberg,  bei  Adenstedt-Bülten,  und  in  der  Umgebung  von  Braun- 


—    179  — 


schweig  (Broitzem)  entwickelt  sind.  Am  Sudmerberg  und  bei  Adenstedt-Bülten  finden  sich  nur 
Guettardien  und  eine  Craticiilaria,  und  zwar  Craticularia  Roemeri  Schrammen,  Gueltardia  bis-alata 
Schrammen  (Sudmerberg)  und  Guettardia  trilobata  Roemer  sp.  (Adenstedt-Bülten).  Dabei  ist  allerdings 
in  Betracht  zu  ziehen,  daß  Litoralbildungen  überhaupt  nicht  reich  an  Hexactinelliden  sind. 

Die  tonigen  Sedimente  liefern  in  der  Regel  nur  Abdrücke  und  Steinkerne,  nach  denen  eine  zuver- 
lässige Artbestimmung  nur  in  seltenen  Fällen  möglich  ist.  Ich  kann  darum  aus  der  tonigen  Granulaten- 
kreide von  Braunschweig  ebenfalls  nur  drei  Arten  anführen,  nämlich  Leptophragma  micropora  Schrammen, 
? Becksia  Soekelandi  Schlüter  imd  Myrmecioptychium  Bodei  Schrammen.  Leptophragma  micropora  ist 
eine  weit  verbreitete  Spezies,  die  bis  in  die  Mucronatenkrcide  geht,  und  Becksia  Soekelandi  wurde  bekannt- 
lich zuerst  aus  der  Quadratenkreide  beschrieben.  Dagegen  scheint  Myrmecioptychium  Bodei,  das  einer 
von  SiNZow  aus  dem  Gouvernement  Saratow  unter  dem  Namen  Coeloptychium  suhagaricoides  beschriebenen 
Art  sehr  nahesteht,  auf  die  Granulatenkreide  beschränkt  zu  sein. 

Die  Quadratenkreide  enthält  dank  der  einzigartigen  Erhaltung  der  Oberger  Schwämme  die  best- 
gekannte imd  größte  mesozoische  Hexactinelliden-Fauna. 


Verzeichnis  der  Hexactinelliden-Arten  aus  der  Quadraten-Kreide. 


RegadreUa  Petri  Jacohi  Schrammen. 
Farrea  Clarcei  Schrammen. 


Leptophragma  Murchisom  Goldfuss  sp. 

pusilla  Schrammen. 
,,  micropora  Schrammen. 


Halli  Schrammen. 


Eurete  Rauffi,  Schrammen. 
Periphragella  plicata  Schrammen. 


Pleurostoma  radiata  Roemer. 
Guettardia  Stümpeli  Schrammen. 


Johannae  Schrammen. 
simplex  Schrammen. 


Andreaea  hexagonalis  Schrammen. 
Callibrochis  senonensis  Schrammen. 
Wollemannia  araneosa  Schrammen. 
Hahrosium  conçolutum  Schrammen. 
Oxyrhizium  eximinum  Schrammen. 
Pleurothyris  tortuosa  Schrammen. 


striata  Schrammen. 


Lefroyella  favoidea  Schrammen. 
Chonelasma  Hindei  Schrammen. 


punctata  Schrammen. 
Aphrocallistes  alveolites  Roemer  sp. 

,,  cylindrodactylus  Schrammen 

Hexactinella  angustata  Schrammen. 

,,         laevis  Schrammen. 
Tretodictyum  Loeschmanni  Schrammen. 
,,  Pfaffi  Schrammen. 


Pleurochorium  F.  E.  Schulzei  Schrammen. 
Ptychodesia  papillata  Schrammen. 
Polystigmatium  striato-punctatum  Schrammen. 
Stichmaptyx  alatus  Schrammen. 
Syringium  textum  Schrammen. 
Pleurotrema  Ijimai  Schrammen. 
Hapalopegma  fragilis  Schrammen. 


folium  Schrammen. 


Scleroplegma  macrochorium  Schrammen. 
Auloplax  spongiosus  Schrammen. 
Stereochlamis  praecissa  Schrammen. 


,,  caliculum  Schrammen. 

,,  pilosum  Schrammen. 

Craticularia  relicta  Schrammen. 

,,  virgatula  Schrammen. 


Balantionella  elegans  Schrammen. 
Polythyris  cuneata  Schrammen. 


maeandrina  Schrammen. 


—    180  — 


Ventriculites  radiatus  Manteli,. 

,,        stellatus  Schrammen. 

„        cylindratus  Schrammen. 

„        fistulosus  Schrammen. 
Lepidospongia  rugosa  Schlüter. 

„  frag  His  Schrammen. 

,,  inermis  Schrammen. 

Rhizopoterion  solidum  Schrammen. 
Napaea  striata  Schrammen. 

,,      micropora  Schrammen. 
Pleiiropyge  plana  Schrammen. 
Polyhlastidium  racacmosum  T.  Smith  sp. 
Actinocyclus  mir  us  Schrammen. 

,,         alternans  Schrammen. 
Microhlastidium  decurrens  Schrammen. 
S poradoscinia  Decheni  Goldfuss  sp. 

venosa  Roemer  sp. 

„  micrommata  Roemer  sp. 

„  stir p s  Schrammen. 

,,  Quenstedti  Schrammen. 

Leiostracosia  punctata  Schrammen. 
,,  rohusta  Schrammen. 

,,  Brandesi  Schrammen. 

Callodictyon  infundibulum  v.  Zittel. 
Pleurope  lacunosa  Roemer  sp. 
Marshallia  tortuosa  Roemer  sp. 
Coscinopora  injundibulijormis  Goldfuss. 


Becksia  Soekelandi  Schlüter  (Westfalen,   ?  Bie 
wende). 

Becksia  Augustae  Schrammen. 

Feuerwehri  Schrammen. 
,,      arbor ea  Schrammen. 
Plocoscyphia  centuncula  Schrammen 
Centrosia  incrnstans  Schrammen. 
Callicylix  farreides  Schrammen. 
Cyclostigma  acinosa  Schrammen. 

„         maeandrina  Schrammen. 
Sarophora  armata  Schrammen. 
Calyptrella  Bertae  Schrammen. 
Camerospongia  pervia  Schrammen. 
Cystispongia  monostoma  Schrammen. 
Tremabolites  megastoma  Roemer  sp. 
Toulminia  Wotiemanni  Schrammen. 
Phalacrus  flosculus  Schrammen. 

,,        hemisphaericus  Schrammen. 
,,        decurrens  Schrammen. 
Coeloptychium  agaricoides  Goldfuss. 
„         lobatum  Goldfuss. 
,,         deciminum  Roemer. 

sulciferum  Roemer. 
,,         incisum  Roemer. 
rude  V.  Seebach. 
Bolitesia  mirabilis  Schrammen. 


Die  Liste  enthält  zum  erstenmal  auch  zahlreiche  Arten  aus  Gattungen,  die  noch  in  den  Meeren 
der  Jetztzeit  florieren.  Um  zu  zeigen,  wo  etwa  heute  die  Fortsetzung  der  Spongienfauna  unserer 
Oberkreide  zu  suchen  sein  könnte,  habe  ich  sämtliche  bekannten  lebenden  Arten  der  in  Frage  kommenden 
Genera  Regadrella,  Farrea,  Enrete,  Periphragella,  Lefroyella,  Chonelasma,  Aphrocallistes,  Hexactinella, 
Sclcroplegma  und  Auloplax  unter  Angabe  ihres  Vorkommens  in  Form  einer  Tabelle  zusammengestellt. 


Tabelle  der  geographischen  Verbreitung  aller  bekannten  lebenden 
Hexactinellidenarten  aus  Gattungen,  die  auch  in  der  Quadratenkreide 

von  Oberg  vorkommen. 

Nach  den  drei  Ozeanen  geordnet. 


—    182  — 


Oaf  111  Tier 

Stiller  Ozean 

Name 

Fundort 

Regadrella  0.  Schmidt 

Regadrella  okinoseana  Ijima 

Japan 

(1  fossile  Art  aus  der  Quadratenkreide.) 

Regadrella  phoenix  0.  Schmidt 

fialanaffos 

\_<  lA*  lA.  Y'  \JtJ 

f^ppndrpJJn    îC nrup'ïinrïini  Ttimä 

Chonela^ma  F   F,    Sphitt  7v 

t  n rtvi Ol n cryi /t    InrYiollrf    H      H      ^r'UTTT  TT? 
^  icUrCc  Ltiö  fr  tll   illiilcLtU'    SP*    J-j  .    OCrl  U  LZjE* 

ivt;i  IlldtitrL'  lil&cl 

(2  Arten  aus  der  Quadratenkreide.) 

1  cur  tolUo  Ilia   itUiiiaCUiit    r<    S-j.  OCriUL/jr* 

)  j 

f  nnnoinQYYin    Tt/^o/i ovl oi  m    Tr     H      ^r'UTTT  TV 

^  1  LU  1  tatio  1 1  tu  lyuctici  Loiii'L  r  .  i-i.  ovjriuijitijî. 

T  Q 1^  Q  ri 
«1  dUcLii 

f^hnTip]nçrï)n  pnliiT  F    F    .^phitî  7.f 

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\,hny}pln^Yy}n  ipupriiiy)  F    F    .SrHTTi  7,F 

K  Alifornion 

Pprinhfaffplln  W  IVTabsihatt 

1  vi  llllll  AgVlld     VV  .    iYXA.l\ofl  Al_<Li 

Periphragella  Elisae  Marshall 

Japan 

(3  Arten  aus  der  Quadratenkreide.) 

Lefroyella  Wyv.  Thomson 

(1  Art  aus  der  Quadratenkreide.) 

Farrea  Bowerbank 

Farrea  occa  (Bwbk.)  Carter 

Japan,  Kalifornien 

(2  Arten  aus  der  Quadratenkreide.) 

,,      Sollasi  F.  E.  Schulze 

Japan 

,,      Vosmaeri  F.  E.  Schulze 

clavigera  F.  E.  Schulze 

Banda-Insel 

aculeata  F.  E.  Schulze 

Cap  Flattery 

convolmlus  F.  E.  Schulze 

Kalifornien 

Eurete  Semper 

Eurete  Semperi  F.  E.  Schulze 

Molukken 

(1  Art  aus  der  Quadratenkreide.) 

Schmidti  F.  E.  Schulze 

Philippinen 

I  1 

,,     jarreopsis  Carter 

Molukken 

,,     Carteri  F.  E.  Schulze 

,,      Marshalli  F.  E.  Schulze 

,,     Bowerbanki  F.  E.  Schulze 

Japan 

,,     erectum  F.  E.  Schulze 

Galapagos 

AphrocalHstes  Gray 

AphrocalHstes  Bocagei  Wright 

Japan 

(3  Arten  aus  der  Quadratenkreide.) 

vastus  F.  E.  Schulze 

Japan,  Aleuten  bis 

Kalifornien 

ramosus  F.  E.  Schulze 

Japan,  Philippinen 

,,           whiteavesianus  Lambe 

Vancouver-Insel 

Hexactinella  Carter 

Hexactinella  ventilabrum  Carter 

Japan 

(3  Arten  aus  der  Quadratenkreide.) 

,,         lata  F.  E.  Schulze 

Molukken 

„         tubulosa  F.  E.  Schulze 

Japan 

Scleroplegma  F.  E.  Schulze 

(1  Art  aus  der  Quadratenkreide.) 

—    183  — 


Atlantischer  Ozean 

Indischer  Ozean 

Name 

Fundort 

Name 

Fundort 

Regadrella  phoenix  0.  Schmidt 

Westindien 

Chonelasma  Schulzei  Topsent. 

Azoren 

Periphragella  lusitanica  Topsent 

Azoren 

Lefroyella  decora  Wyv.  Thomson 

Westindien 

Farrea  occa  Carter 

Westindien, 
Azoren,  Portugal 

Farrea  occa  Carter 

Bai  von  Bengalen 

Aphrocallistes  Bocagei  Wright 

,,          ramosus  F.  E.  Schulze 

N.-Atlantik,  Portu- 
gal, Westindien 
Azoren 

A  phrocallistes 
beatrix  Gray 

Malacca, 
Andamanen 

Hexactinella  Grimaldi  Topsent 
Scleroplegma  conica  0.  Schmidt 

Azoren 
Westindien 

—    184  — 


Die  Übersicht  ergibt,  daß  diejenige  Hexactinelliden-Fauna  der  Jetztzeit,  welche  in  der  Zusammen- 
setzung der  Gattungen  der  Fauna  der  Quadratenkreide  von  Nord  Westdeutschland  am  nächsten  steht, 
im  Stillen  Ozean  in  der  Nähe  der  japanischen  Küste  lebt.  Ich  kann  noch  hinzufügen,  daß  fünf  Arten  der 
Quadratenkreide,  nämlich  Chonelasma  Hindei,  Periphragella  Johannae,  Hexaciinella  laevis,  Tretodictyum 
(Hexactinella)  Loeschmanni  und  Tretodictyum  Pfaffi  in  der  allgemeinen  Körperform,  in  der  Organisation 
des  Kanalsystems  und  im  Bau  des  Diktyonalgerüstes  den  von  Japan  bekannten  lebenden  Arten  ihrer 
Gattung  näherstehen,  wie  diese  lebenden  Arten  allen  anderen  rezenten  Spezies  der  drei  Ozeane. 

Die  folgende  Tabelle  enthält  Angaben  der  Meerestiefen,  in  der  die  rezenten  Hexactinelliden  aus 
einer  Anzahl  Gattungen  leben,  die  auch  in  der  Quadratenkreide  von  Oberg  vertreten  sind. 


Bathymetrische  Verbreitung  der  lebenden  Hexactinelliden  aus  Gattungen,  die  auch  in  der 

Quadratenkreide  von  Oberg  vorkommen. 


Gattung 

Art 

Tiefe 
in  m 

Autorität 
(Expedition) 

Regadrella 

0.  Schmidt 

1. 
2. 

Regadrella  phoenix  0.  Schmidt 

! >                             !!                 5 )                  ; J 

400 
540 

] 

>  0.  Schmidt 

3. 

JS                             ))                 )>  5> 

500 

4. 

λ                             Ï)                 >)  5> 

öOD 

F.  E.  Schulze  (,,Valdivia") 

5. 

:  Ï                       >  )             Î  Î              Ï  Î 

3200 

Ijima  (,, Albatross") 

6. 

Regadrella  Komeyainai  Ijima 

787 

Ijima  (,,Jnvestigator") 

7. 

Regadrella  okinoseana  Ijima 

400 

Ijima 

8. 

800 

3  3 

Chonelasma 

F.  E.  Schulze 

9. 
10 

Chonelasma  calyx  F.  E.  Schulze 

>>                  r>  >j 

180 

360 

F.  E.  Schulze 

11. 

;)                  >)               ^  )) 

88 

F.  E.  Schulze  (,, Albatross") 

12. 

)>                  j)  >> 

435 

5)                                               3  3 

13. 

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1053 

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14. 

)J                           ÎÎ  35 

1251 

3  ;                                          3  3 

Periphragella 

W.  M  ARS  H  ALL 

15. 
16. 

Periphragella  Elisae  Marshall 

180 
360 

Carter,  Doederlein 

5  3                                     3  3 

Lefroyella 

Wyv.  Thomsoin 

17. 

Lefroyella  decora  Wyv.  Thomson 

800 

F.  E.  Schulze  (,, Challenger") 

Farrea 

BoWERBANK 

18. 
19. 

Farrea  occa  Carter 

540 
1400 

Carter 
Doederlein 

20. 

Farrea  Sollasi  F.  E.  Schulze 

360 

3  5  • 

21. 

Farrea  Vosmaeri  F.  E.  Schulze 

360 

5  3 

22. 

Farrea  convolvulus  F.  E.  Schulze 

656 

F.  E.  Schulze  (,, Albatross") 

23. 

Farrea  aculeata  F.  E.  Schulze 

1161 

5  J  53 

—    185  — 


Gattung 

Art 

Tiefe 
in  m 

Ä  1 1  f  f\v\  f  ä  1 
il.  LI  tUl  1  td  t 

(Expedition) 

Eurete 

24. 

Eurete  Semper i  F.  E.  Schulze 

300 

F.  E.  Schulze  („Cliallenger") 

Semper 

25. 

Eurete  Schmidti  F.  E.  Schulze 

360 

F.  E.  Schulze 

26. 

Eurete  iarreopsis  F.  E.  Schulze 

360 

Carter 

27. 

Eurete  Carteri  F.  E.  Schulze 

220 

F.  E.  Schulze  (,, Challenger") 

28. 

300 

î  3                                                3  3 

29. 

Eurete  Marshalli  F.  E.  Schulze 

260 

3  3                                                3  3 

30. 

Eurete  Bowerbanki  F.  E.  Schulze 

360 

3  3                                                 3  3 

31. 

Eurete  erectum  F.  E.  Schulze 

717 

F.  E.  Schulze  (,, Albatross") 

AphrocalUstes 

32. 

180 

Doederlein,  Wright 

Gray 

33. 

))                         ))  ') 

360 

34. 

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35. 

907 

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36. 

AphrocalUstes  ramosus  F.  E.  Schulze 

360 

Doederlein 

37. 

AphrocalUstes  beatrix  Gray 

1694 

F.  E.  Schulze  („Valdivia") 

38. 

680 

39. 

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141 

40. 

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43. 

AphrocalUstes  vastus  F.  E.  Schulze 

97 

F.  E.  Schulze 

44. 

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45. 

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360 

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46. 

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1602 

33 

Hexactinella 

47. 

Hexactinella  ventilabrum  F.  E.  Schulze 

180 

Carter 

Carter 

48. 

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360 

Doederlein 

49. 

Hexactinella  tubulosa  F.  E.  Schulze 

180 

33 

50. 

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360 

33 

Scleroplegma 

51. 

Scleroplegma  conica  0.  Schmidt 

540 

0.  Schmidt 

F.  E.  Schulze 

Auloplax 

52. 

Auloplax  auricularis  F.  E.  Schulze 

2500 

F.  E.  Schulze 

F.  E.  Schulze 

Als  Durchschnitt  ergibt  sich  eine  Tiefe  von  ca.  600  m.  Ähnliche  Tiefenverhältnisse  werden  auch 
für  die  Teile  des  Kreidemeeres  anzusetzen  sein,  welche  die  Quadratenkreide  von  Oberg  und  oberkretazische 
Schichten  gleicher  Facies  sedimentiert  haben. 

Unter  den  stratigraphisch  wertvolleren  Arten  der  Quadratenkreide  sind  namentlich  Z?eo/c,çia- Ar  ten 

Palaeontographica.   Suppl.-Bd.  V.  ^4 


—   186  — 


XU  nennen.  Im  übrigen  ist  die  große  Mehrzahl  der  Spezies  wohl  nur  scheinbar  auf  die  Quadraten- 
kreide beschränkt,  da  nur  in  den  Kalkmergcln  dieser  Zone  stellenweise  die  günstigen  Erhaltungs- 
bedingungen gegeben  sind,  welche  die  fragileren  Hexactinelliden- Arten  verlangen. 

Viele  zuerst  in  der  Quadratenkreide  auftretende  Arten  gehen  bis  in  die  mittlere,  und  sogar 
bis  in  die  obere  Mucronatenkreide  hinauf,  wie  denn  die  Mucronatenkreide  überhaupt  im  großen  ganzen 
die  Hexactinelliden-Fauna  der  Qiiadratenkreide  zu  wiederholen  scheint. 

Verzeichnis  der  in  der  Mucronaten-Kreide  vorkommenden  Hexactinelliden, 

Aphrocallistes  alveolites  Roemer  sp.  Pleiirope  lacunosa  Roemer  sp. 


Die  meisten  Arten  sind  auch  schon  aus  der  Quadratenkreide  angeführt  worden.  Auf  die  Mucro 
natenkreide  beschränkt  sind  Aphrocallistes  lobatus,  Leptophragma  memhranacea,  Pleurostoma  dichotoma, 
Rhizopoterion  tiihijorme,  Sporadoscinia  Teutoniae,  Cyclostigtna  lobata,  Toulminia  Bmettiae  und  compressa, 
Coeloptychiiim  Seebachi  und  Coeloptyc.hium  princeps. 

Die  Kalkmergel  der  unteren  Mucronatenkreide  (Ahlten,  Misburg)  sind  am  arten-  und  individueu- 
reichsten.  Mit  Ausnahme  von  Coeloptychium  princeps  entlialten  sie  alle  Spezies,  die  in  der  vorstehenden 
Liste  angeführt  werden. 

Aus  der  fazioU  ziemlich  gleicliartigen  aber  jüngeren  Heteroceraskreide  von  Lüneburg  kennt 
Wollemann  Leptophragma  memhranacea  Quenstedt  sp.,  Coscinopora  infundibuliformis  Goldfuss,  Aphro- 
callistes alveolites  Roemer  sp.,  Ventriculites  striatus  T.  Smith  (?),  Ventriculites  radiatus  Mantell,  Sporado- 
scinia venosa  und  micrommata  Roemer  sp.,  Sporadoscinia  Decheni  Goldfuss  var.  quadrata  Quenstedt 
(=  Sporadoscinia  Quenstedti  Schrammen),  Coeloptychium  deciminum,  Seebachi,  agaricoides  und  rude. 

Als  Hexactinelliden  führende  Litoralfacies  der  Heteroceraskreide  sind  schließlich  die  Sandmergel 
von  Haldem  und  Lemförde  zu  erwähnen.  Sie  schließen  von  Kieselspongien  fast  nur  Coeloptychien  ein 
und  zwar  Coeloptychium  agaricoides,  Coeloptychium  Seebachi  und  auch  das  seltene  und  schöne  Coelo- 
ptychium princeps. 


,,  cylindrodactylus  Schrammen. 

,,  lobatus  Schrammen. 

Leptophragma  Murchisoni  Goldfuss  sp. 

membranacea  Quenstedt  sp 
,,  micropora  Schrammen. 


Coscinopora  injundibuliformis  Goldfuss. 
Plocoscyphia  centuncula  Schrammen. 
Cyclostigma  acinosa  Schrammen. 

,,         lobata  Schrammen. 
Tremabolites  megasloma  Roemer  sp. 
Toulminia  Benettiae  Mantell  sp. 

,,        compressa  Schrammen. 
Coeloptychium  agaricoides  Goldfuss. 


Pleurostoma  dichotoma  Schrammen. 
Guettardia  striata  Schrammen. 
Ventriculites  radiatus  Mantell. 
Lepidospongia  rugosa  Schlüter. 
Rhizopoterion  tubijorme  Schrammen. 
Napaea  striata  Schrammen. 
Polyblastidinm  racaemosum  T.  Smith  sp. 
Sporadoscinia  micrommata  Roemer  sp. 


lobatum  Goldfuss. 
deciminum  Roemer. 
incisum  Roemer. 
rude  V.  Seebach. 
Seebachi  v.  Zittel. 
princeps  Roemer. 


Teutoniae  Schrammen. 


—   187  — 


Die  VuA  ZiTTEL  eingeführte  Zweiteilung  der  Ilcxactinelliden  in  Dictyonina  („die  Sech«stralder  ver- 
scluuelzcn  zu  einem  zusammenhängenden  Gitterwerk,  indem  sicli  jeder  Arm  eines  Hexaktins  an  den 
entsprechenden  Arm  eines  benachbarten  Sechsstrahlers  h^gt,  und  Ijeidc  von  einer  gemeinsamen  Kiesel- 
hülle umschlossen  werden")  und  Lyssacina  (,,Die  Skelettelemente  bleiben  entweder  alle  isoliert,  oder 
sind  nur  zum  Teil  in  unregelmäßiger  Weise  miteinander  verlötet"),  habe  ich  nicht  beibehalten.  Diese 
Einteilung  beruht  nur,  ganz  abgesehen  davon,  daß  keineswegs  bei  allen  Diktyoninen  die  Verbindung  der 
Hexaktine  oder  Lychniske  in  der  von  ZrrTEL  geforderten  Weise  erfolgt,  auf  Eigentümlichkeiten  der 
erhaltungsfäiiigen  Bestandteile  des  Kieselgerüstes,  während  die  für  den  Ausbau  eines  natürlichen  Systems 
überaus  wichtigen  Fleischnadeln,  welche  bei  den  fossilen  Hexactinelliden  allerdings  nicht  erhalten  bleiben, 
keine  Berücksichtigung  finden. 

In  der  Hauptgliederung  folge  ich  lieber  F.  E.  Schulze,  der  als  systematische  Einheiten  höchsten 
Grades  die  Unterordnungen  Amphidiscophora  und  Hexasterophora  unterschieden  hat.  Die  Amphidisco- 
phora  sind  nach  F.  E.  Schulze  nicht  allein  durch  den  ausschließlichen  Besitz  der  eigenartigen  Amphidiske 
deutlich  charakterisiert  und  von  den  Hexasterophora  leicht  und  scharf  zu  trennen,  sondern  sie  zeigen  auch 
im  übrigen  so  gleichartige  Organisationsverhältnisse,  daß  die  Zusammengehörigkeit  aller  ihrer  Glieder 
stets  klar  liervortritt.  Die  Hexasterophora  andererseits  sind  iro.mer  (bei  sonst  weitgehenden  Differenzen) 
durch  das  Vorkommen  des  Hexasters,  der  für  diese  Abteilung  typischen  Nadel  gekennzeichnet. 

Sämtliche  Hexactinelliden,  die  jetzt  aus  der  Kreide  von  Nordwestdeutschland  bekannt  sind,  halte 
ich  für  Hexasterophora.  Die  lebenden  Arten  aller  Gattungen,  welche  unserer  Oberkreide  und  der  Jetztzeit 
gemeinsam,  sind,  haben  ausnahmslos  Hexaster.  Die  fossilen  Spezies  dieser  Genera  dürfen  und  müssen 
darum  ebenfalls  zu  den  Hexasterophora  gerechnet  werden.  Alle  übrigen  Kreide-Hexactinelliden  schließen 
sich  aber  in  der  Tektonik  des  Gerüstes  enger  den  Formen  mit  Hexastern  wie  mit  Amphidisken  an. 

Die  fossilen  und  lebenden  Hexasterophora  mit  Ausnahme  der  rezenten  Euplectellidae,  Caulophacidae, 
Leucopsacidae  und  Rossellidae  teile  ich  in  die  zwei  Triben  Hexactinosa  und  Lychniscosa,  welche  dem  übrigen 
Teile  der  Hexasterophora,  den  Euplectellidae,  Caulophacidae  usw.  gegenüber  immer  durch  ein  aus  ver- 
schmolzenen Hexaktinen  oder  Lychnisken  bestehendes  Kieselgerüst,  das  Diktyonalgerüst,  charakteri- 
siert sind. 

Die  Hexactinosa,  welche  ich  als  Hexasterophora  mit  Diktyonalhexaktinen  definiere,  bilden  etwa  die 
Hälfte  der  fossilen,  aber  die  übergroße  Melirzahl  aller  rezenten  Hexasterophora  mit  Diktyonalgerüsten. 

Der  größere  Teil  der  lebenden  Hexactinosa  besitzt  außer  Hexastern  auch  noch  Uncinate.  Darum 
ist  er  von  F.  E.  Schulze  als  Gruppe  der  Uncinataria  mit  den  Familien  Euretidae  F.  E.  Schulze  (nicht 
Zittel),  Coscinoporidae  F.  E  Schulze  {=  Chonelasmatidae  Schrammen),  Aphrocallistidae  F.  E.  Schulze 
und  Tretocalycidae  F.  E.  Schulze  zusammengefaßt  worden.  In  diese  Gruppe,  der  ich  die  Bedeutung  einer 
Subtribus  der  Hexactinosa  beilege,  beziehe  ich  auch  die  zahlreicnen  fossilen  Euretidae  (im  Sinne  F.  E. 
Schulzes),  Chonelasmatidae,  Tretocalycidae  usw.  ein,  die  ich  in  der  oberen  Kreide  aufgefunden  habe. 
Die  leicht  vergänglichen  Uncinate  waren  allerdings  bei  keiner  Art  mehr  nachweisbar.  Sie  sind  durch  den 
Versteinerungsprozeß  zerstört  worden.  Formeigentümlichkeiten  der  Schwammkörper,  Struktur  der 
Diktyonalgerüste  und  Organisation  des  Kanalsystems  boten  aber  in  ihrer  Gesamtheit  zahlreiche  und 
sichere  Anhaltspunkte  für  die  Beurteilung  der  generischen  Stellung  und  Familienzugehörigkeit. 

Den  Uncinataria  hat  F.  E.  Schulze  als  Inermia  alle  mit  deutlichem  Diktyonalgerüst  versehenen 


—   188  — 


Hexasterophora  gegenüberges teilt,  welche  keine  Uncinate  und  aucli  weder  Scopulae  noch  Clavulae  auf- 
weisen. Als  eine  besondere  Familie  der  Inermia  ( Daclylocalycidae)  hat  Ijima  sodann  die  Gattungen 
Dactylocalyx,  Margaritella,  Myliusia,  Aiilocalyx  und  Euryplegma  zusammengefaßt.  F.  E.  Schulze  fügte 
noch  die  Gattung  Auloplax  hinzu,  während  er  für  die  einzige  durch  Lyclinisken  ausgezeichnete  lebende 
Gattung  Aulocystys  innerhalb  der  Inermia  die  besondere  Familie  Aulocystidae  aufstellte.  Ich  betrachte 
die  Inermia,  aber  mit  Ausnahme  der  Aulocystidae  F.E.Schulze,  die  ich  als  einzige  lebende  Familie  meinem 
Tribus  Lychniscosa  unterordne,  als  zweite  Subtribus  der  Hexactinosa.  Auch  die  Gruppe  der  Inermia 
umfaßt  Hexactinelliden  aus  der  oberen  Kreide.  Ich  rechne  allerdings  aus  naheliegenden  Gründen  nur  die 
wenigen  fossilen  Arten  dazu,  die  zu  /n^rmta-Gattungen  gehören,  welche  auch  noch  in  der  Jetztzeit  leben. 
Es  ist  aber  durchaus  wahrsclieinlich,  daß  noch  viel  mehr  fossile  Arten  den  Inermia  nahestehen. 
Indessen  wird  der  direkte  Nachweis  schwer  zu  erbringen  sein.  Selbstverständlich  wäre  es  verfehlt,  schon 
allein  aus  dem  Fehlen  der  Uncinate,  Clavulae  und  Scopulae  nähere  Beziehungen  herzuleiten,  weil  ja  die 
Fleischnadeln  der  fossilen  Arten  auch  da  nicht  mehr  nachzuweisen  sind,  wo  sie  vorhanden  gewesen  sein 
müssen. 

Alle  Hexactinosa  aus  der  oberen  Kreide,  die  nicht  zu  Gattungen  gehören,  deren  Verhältnis  zu  den 
Uncinataria  oder  Inermia  von  lebenden  Arten  her  bekannt  ist,  behandle  ich  als  Hexactinosa  unsicherer 
Stellung. 

Die  Tribus  Lychniscosa  —  Hexasterophora  mit  Lychnisken  —  enthält  die  zweite  Hälfte  aller  Kreide- 
Hexactinelliden.  In  der  Jetztzeit  sind  die  Lychniscosa  nur  noch  durch  die  einzige  Gattung  Aulocystis 
F.  E.  Schulze  vertreten.  Darum  hat  es  mich  nicht  überrascht,  daß  die  Zoologen  die  Aufstellung  der 
Gruppe  der  Lychniscosa,  die  ich  bereits  im  Jalire  1902  vorgeschlagen  hatte,  zunächst  abgelehnt  haben. 
Die  Einwendungen  Ijimas^)  und  F.  E.  Schulzes^)  kann  ich  aber  nicht  als  überzeugend  anerkennen.  Ich 
bin  auch  selber  der  Ansicht  Ijimas,  daß  das  Lychnisk  eine  Bildung  ist,  die  Hexaktine  zur  Grundlage  hat, 
welche  durch  Hinzutreten  eigentümlich  angeordneter  Synapticula  zu  den  Zentralknoten  zu  Lychnisken 
geworden  sind.  Ferner  teile  ich  die  Meinung  F.  E.  Schulzes,  daß  die  acht  schrägen  Strebepfeiler,  welche 
sich  um  den  Kreuzungsknoten  der  Lychniske  entwickeln,  als  eine  zur  Verstärkung  der  Festigkeit  dienende 
Einrichtung  aufzufassen  sind.  Daß  die  Laternenknoten  aber  höchstens  die  systematische  Bedeutung 
haben  können,  eine  Familie  zu  charakterisieren,  wie  F.  E.  Schulze  annimmt,  möchte  ich  nicht 
zugeben.  F.  E.  Schulze  stützt  sich  namentlich  darauf,  daß  bei  den  lebenden  Hexactinelliden  mit 
Lychnisken  außer  den  regelmäßigen  Lychnisken  zuweilen  auch  einfache  undurchbohrte  Verbindungs- 
knoten vorkommen,  z.  B.  bei  Aulocystis  Grayi  Bwbk.  in  der  Nähe  der  Anheftungsstellen  des  ganzen 
Schwammes  an  seiner  Unterlage.^)   So  wertvoll  das  akzidentielle  Auftreten  von  Hexaktinen  für  phylo- 


1)  Neue  Hexactinelliden  aus  der  oberen  Kreirle.    Mitteilungen  aus  dem  Roem ER-Museum.    No.  15.  S.  7. 
^)  Studies  on  the  Ilexactineliida.    Contribution  III,  S.  24  und  S.  115. 

3)  Wissenschaf tl.  Ergeh,  der  Deutscli.  Tiefsee-Expedition  auf  dem  Dampfer  ,,Valdivia".    Bd.  4.  Hexactinellida, 
S.  170  u.  171. 

Hier  breitet  sich  an  der  Berührungsstelle  mit  dem  Fremdkörper  eine  dünne,  mit  kleinen  rundlichen  Löcherchen 
versehene  Kieselplatte  aus.  Über  dieser  lagert  dann  ein  dichtes  Balkengerüst  mit  undurchbohrten  Knoten,  welches 
allmählicli  in  das  normale  Gerüst  mit  durchbohrten  Ivnoten  übergeht.  —  Auch  bei  fossilen  Lychniscosa,  die  Aulocysüs 
nahestehen,  z.  B.  bei  Trcmabolites  v.  Zitt.  kommen  stellenweise  einfache  Hexactine  vor,  aber  ebensowenig  wie  bei  den 
rezenten  Formen  als  Elemente  des  eigentlichen  Diktyonalgerüstes,  sondern  nur  in  den  Dermal-  und  Gastrairegionen. 


-   189  — 


genetische  Betrachluiigeii  sein  mag,  für  die  Einschätzung  des  systeniatisclien  Wertes  der  Lychniskeu- 
bildung  scheint  es  mir  von  untergeordneter  Bedeutung  zu  sein. 

Wichtig  ist  dagegen,  daß  bei  den  Lychniscosa  gewöhnlich  auch  noch  Differenzierungen  der 
Dictyonalia  vorkommen,  die  den  Hexactinosa  fast  immer  fehlen.  Hierhin  gehören  namentlich  die  aus 
plattigen  Verbreiterungen  der  Tangentialstrahlen  der  dermalen  und  gastralen  Lychniske  hervor- 
gehenden porösen  Membranen  an  beiden  Oberflächen  der  Wandung,  und  die  aus  anastomosierenden 
Zerschlitzungen  der  äußeren  Radialstrahlen  der  Oberflächen-Lychniske  zusammengesetzten  Deckgespinste. 
Den  Ausschlag  gibt  aber  m.  E.  die  ungemein  große  Fülle  und  erstaunliche  Form.enmannigfaltigkeit  der 
Hexactinelliden  mit  Lychnisken.  Sie  wiederholen  alle  oder  fast  alle  Modifikationen  des  Kanalsystems, 
welche  bei  den  Hexactinosa  vorkommen  und  auch  die  verschiedenen  Formentypen  der  Schwammkörper 
kehren  neben  zahlreichen  eigenartigen  Gestalten  wieder.  Darum  betrachte  ich  die  Hexactinosa  und  die 
Lychniscosa  als  Parallelrcihen,  deren  Evolution  noch  während  der  Kreidezeit  gleichen  Schritt  gehalten 
hat.  Beide  standen  damals  wohl  auf  der  Höhe  der  Entwicklung.  In  der  Jetztzeit  '^ind  die  Hexactinelliden 
mit  Lychnisken  fast  ganz  erlosclien  und  die  Hexactinosa  gegen  früher  augenscheinlich  stark  in  der 
Abnahme  begriffen. 

Die  Lychniscosa  und  Hexactinosa  könnte  man,  zu  einer  höheren  systematischen  Einheit  zusammen- 
gefaßt, einer  anderen  gegenüberstellen,  welche  die  Eiiplectellidae,  Caulophacidae,  Leucopsacidae  und 
Rossellidae  umfassen  würde.  Die  drei  letzten  der  eben  genannten  Familien  wird  man  übrigens  in  der 
folgenden  Übersicht  der  Hexasterophora-¥ix.m\\\Qrv  aus  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutschland  ver- 
geblich suchen,  und  auch  die  Euplectellidae  kann  ich  nur  mit  einer  einzigen  Regadrella- Avi  anführen. 


Familien  der  Hexactinelliden  aus  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutscliland. 

I,  Unterordnung  Hexasterophora  F.  E.  Schulze. 

Mit  Hexastern  aber  ohne  Amphidiskc. 

Die  Nadeln  sind  entweder  sämtlich  frei  oder  teilweise  zu  einem  zusammenhängenden  Stützgerüst 
mehr  oder  minder  regelmäßig  verbunden. 

Während  einige  mit  einem  basalen  Nadelschopfe  im  Boden  wurzeln,  sind  andere  direkt  oder 
mittelst  eines  Stieles  auf  der  Untei-lage  befestigt. 

a)  Lyssacine  Hexasterophora. 
1.  Famihe  Euplectellidae  Ijima. 

Die  Originaldiagnose  lautet: 

,, Lyssacine  Hexasterophora  of  tubular  cup-like  or  massive  body;  sometimes  stalked;  either  rooted 
by  a  tuft  of  basal  spicules  or  firmly  attashed  by  compact  base;  generally  possessing  numerous  separate 


—   190  — 


oscilla.  Dermal  skeleton  composed  of  hexactinic  dermalia  the  proximal  ray  of  which  is  as  a  rule  much 
longer  than  any  otlier  in  ilie  same  spicule;  no  hypodermal  peniaclins.    Hexaster  various." 

b)  Dictyonine  Hexasterophora. 

1.  Tribus  Hexactlnosa  Schrammen. 
Hexasterophora  mil  Diktyonalhexaktinen, 

1.  Subtrlbus  Unclnataria  F.  E.  Schulze. 
Hexactinosa  mit  Uncinaten. 

2.  Famihe  Euretidae  F.  E.  Schulze. 

„Uncinataria,  deren  der  Unterlage  fest  aufsitzender  Körper  aus  einem  haumartig  verästelten 
oder  reichlich  anasiomosierenden  Röhrensyslem  besteht,  welches  in  eiiiigen  Fällen  die  Wandung  eines 
größeren  Kelches  bildet.  Das  zusammenhängende  Stützgerüst  setzt  sich  aus  Diktyonalhexaktinen 
zusammen,  welche  meistens  in  regelmäßiger  Weise  durch  Umhüllen  der  parallel  und  dicht  aneinander 
gelegten  Strahlen  mit  Kiesellamellen  zur  Bildung  eines  vorwiegend  rechtwinklige  Maschen  umschließenden 
Balkenwerkes  sich  vereinigen.  Neben  den  pentaktinen  Dermalia  und  Gastralia  treten  außer  den  Uncinaten 
reichlich  Scopulac  oder  Clavulae  auf.  Als  intermediäre  Parenchymalia  kommen  neben  einfachen  Oxy- 
hexaktinen  auch  Oxyhexaster  und  Discohexaster  oder  beide  vor." 

3.  Familie  Chonelasmatidae  Schrammen. 

(  =  Coscino])oridae  F.  E.  Schulze  [non  Zittel]). 

Kelcli-  oder  plattenförmige  Uncinataria,  deren  verhältnismäßig  dünne  Wand  von  geraden,  konischen, 
blind  endigenden  Epi-  und  Aporhysen  quer  durchsetzt  wird.    Mit  Scopulen. 

4.  Familie  AphrocalHstidae  F.  E.  Schulze. 

Kelch-  oder  röhrenförmige  Uncinataria  mit  ziemUch  dümier  Wandung,  deren  Diktyonalgerüst 
vorwiegend  dreieckige  Maschen  zeigt  und,  von  regulär  sechsseitigen  Lücken  gleichmäßig  durchsetzt, 
ein  bienenwabenähnliches  Ausselien  hat.    Mit,  Scopulen. 

5.  Famihe  Tretocalycidae  F.  E.  Schulze. 

Uncinataria  mit  unregelmäßigen  Kanälen,  die  den  Körper  schräg  oder  in  verschiedener  Richtung 
durchdringen,  oder  mit  regelmäßig  alternierenden,  röhrenförmigen,  die  Wandungen  quer  durchsetzenden 
und  blind  endigenden  Epi-  und  Aporhysen.  Mit  Ausnahme  der  Gattung  Uncinatera  Topsent  haben  alle 
Gattungen  Scopulae. 


—   191  - 


2.  Subtribns  Inermia  F.  E.  Schulze. 
Hexaclinosa  oline  Uncinate,  Scopulae  und  Clavulae. 

6.  Familie  Dadylocalycidae  Ijima. 

„Der  massige  oder  kelchförmige,  seltener  platte  Körper  besteht  aus  einem  System  anastomosierender 
Röhren,  zwischen  welchen  ein  interstitielles  Lückensystem  (Cavaedialsystem)  bleibt.  Das  in  letzteres 
eintretende  Wasser  durchsetzt  die  Wand  der  Röhren  und  gelangt  durch  diese  direkt  oder  diircli  einen 
genieinsamen  Gastrairaum  nach  außen." 

7.  Familie  Auloplacidae  Schrammen. 

Kleine,  trichter-,  röhren-  oder  spitzglasïôrmige,  oder  aus  fächerförmig  oder  bündelartig  neben- 
einander liegenden  Röhrchen  bestehende  Inermia  mit  ziemlich  dicker  Wandung.  Oberflächen  mit  kleinen 
Ostien  und  Postiken  von  radiären,  blind  endigenden  Epirhysen  bezw.  Aporhysen  oder  Kanolsystem 
wenig  entwickelt.  Die  großen  Hexaktine  haben  glatte  Strahlen,  die  zu  einem,  mehr  oder  weniger  regel- 
mäßig gebauten  Gerüste  verschmelzen,  in  dem  longitudinale  oder  bogenförmig  von  innen  nach  außen 
strahlende  Balkenzüge  besonders  kräftig  entwickelt  sind.  Die  Enden  dieser  Balkenzüge  erheben  sich 
wie  die  Granen  eines  Pelzes  über  die  Oberfläche  der  Außenseite  oder  beide  Oberflächen  und  bilden  dadurcli 
einen  Schleier  von  langen  Kieselstäben. 

c)  Hexactinosa  incert.  sedis. 

8.  Familie  Craticularidae  Rauff. 

Mehr  oder  weniger  dickwandige,  becherförmige,  zylindrische,  plattige  oder  ästige  (?)  Hexactinosa 
mit  ziemlich  großen,  zu  Längs-  und  Querreihen  gruppierten  Ostien  und  Postiken  von  radiären  röhren- 
f(")rmigcn,  blind  endigenden  Epirhysen  und  Aporhysen.  Die  Hexaktine  haben  glatte  oder  kleindornigc 
Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem  engmaschigen  Gerüste.  Beide  Oberflächen  mit  aus  den  verdickten 
tangentialen  Strahlen  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  hervorgehenden  geflechtartigen  Deck- 
schichten. 

9.  Familie  Leptophragmidae  Schrammen. 

Trichter-,  röhren-  oder  schalenförmige,  dolchscheidenartig  zusammengedrückte  oder  sternförmig 
gefaltete  Hexactinosa  mit  dünner  Wandung.  Beide  Seiten  mit  kleinen,  zu  Längs-  und  Querreihen 
geordneten  odor  in  Quincunx  stehenden  Ostien  und  Postiken  von  röhrenförmigen  Epirhysen  und  Apo- 
rhysen, die  unter  den  Oberflächen  der  Innen-  und  Außenseite  in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Ostien 
und  Postiken  blind  endigen.  Die  kleinen  Hexaktine  haben  glatte  oder  bedornte  Strahlen  und  ver- 
schmelzen gewöhnlich  in  beliebiger  Orientierung  zu  unregelmäßig  gebauten  und  engmaschigen  Gerüsten. 
Beide  Oberflächen  mit  mehr  oder  weniger  stark  entwickelten  Verdichtungen,  die  aus  Verdickungen  der 
tangentialen  Strahlen  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  hervorgehen. 


—  192  — 


10.  Familie  Callibrochidae  Schrammen. 

Trichter-  oder  spitzglasförmige  Hexactinosa  mit  dünner  oder  dicker  Wandung.  Ohne  besondere 
Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken;  gewöhnlich  auch  ohne  Ostien.  Das  Diktyonalgerüst  ist  sehr  regel- 
mäßig gebaut  und  besteht  aus  großen  Hexaktinen,  die  zu  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balken- 
zügen verschmelzen  und  weite  kubische  Maschen  umschließen.  In  den  Maschen  liegen  häufig  Oxyhexaktinc 
von  verschiedener  Größe,  deren  Strahlen  frei  endigen,  oder  untereinander  und  mit  den  Dictyonalia  ver- 
bunden sind.  Äußere  Oberfläche  mit  aus  Verbreiterungen  oder  Verdickungen  der  Tangontialstrahlen 
der  dermalen  oder  gastralen  Hexaktine  hervorgehenden  engmaschigen  Deckschichten.  Innenseite  ge- 
wöhnlich ohne  Deckschichten. 

11.  Familie  Pleurothyrisidae  Schrammen. 

Kleine  röhren-,  spitzglas-  oder  blattförmige  Hexactinosa,  deren  sehr  dünne  Wandung  dolch 
scheidenartig  zusammengedrückt  oder  spiralig  gefaltet  ist.  Schmalseiten  bezw.  Faltenrücken  mit  größe- 
ren rundlichen  Wandlücken,  zuweilen  auch  mit  übereinanderliegenden  dütenförmigen  Fortsätzen 
Besondere  Ostien,  Epirliysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt.  Die  Hexaktine  haben 
glatte  oder  dornige  Strahlen  \ind  verschmelzen  im.  Innern  der  Wandung  zu  einem  mehr  oder  weniger 
regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen,  während  sie  an 
den  Oberflächen  unregelmäßig  gebaute  Geflechte  bilden. 

12.  Familie  Ptychodesidae  Schrammen. 

Plattige  Hexactinosa  mit  dünner  Wandung,  welche  durch  Longitudinalfaltung  an  der  Außenseite 
röhrenförrhige,  alleinstehende  oder  zu  Gruppen  vereinigte  Vorstülpungen  oder  kantige  Leisten  bildet, 
die  am  Scheitel  von  größeren  runden  Öffnungen  durchbrochen  werden.  Beide  Seiten  mit  kleinen,  zu  mehr 
oder  weniger  regelmäßigen  Längs-  und  Querreihen  geordneten  Ostien  und  Postiken  von  röhrenförmigen 
Epirhysen  und  Aporhysen,  welche  die  Wandung  alternierend  durchsetzen,  und  unter  den  Oberflächen 
der  Innen-  bezw.  Außenseite  blind  endigen.  Die  Hexaktine  haben  mit  Dornen  besetzte  Strahlen  und 
verschmelzen  im  Innern  der  Wandung  und  an  beiden  Oberflächen  zu  einem  unregelmäßig  gebauten 
Gerüste.  Die  nach  außen  gerichteten  Strahlen  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  endigen  als  lange, 
mit  kleinen  Dornen  besetzte  Stacheln. 

13.  Familie  Polystigmatidae  Schrammen. 

Ohr-,  blatt-  oder  unregelmäßig  trichterförmige  Hexactinosa  mit  dünner  Wandung  und  stark  ent- 
wickelter plattiger  Basis.  Beide  Oberflächen  mit  zu  Längs-  und  Querreihen  geordneten  oder  unregel- 
mäßig verteilten  und  dicht  nebeneinander  liegenden  Ostien  und  Postiken.  Die  Epirliysen  und  Aporhysen 
endigen  blind  unter  den  Oberflächen  der  Innen-  und  Außenseite.  Die  parenchymalen  Hexaktine  haben 
kleindornige  Strahlen,  die  \m  Innern  der  Wandung  zu  einem  mehr  oder  weniger  regelmäßig  gebauten 
Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verschmelzen.  Die  Kreuzungsknoten 
der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  sind  kugelig  verdickt  und  mit  kurzen  Höckern  besetzt. 


—   193  - 


14.  Familie  Stichmaptycidae  Schrammen. 

Dünnwandige  Hexactinosa,  deren  Schwammkörper  durch  starke  Fallung  der  Wandung  aus  in 
unregelmäßiger  Weise  anastomosierenden  Blättern  und  weiten  Röhren  bestehen.  Außenseite  mit  nadel- 
stichartigen, gleichmäßig  über  die  Oberfläche  verbreiteten  Ostien  von  kurzen  geraden  Epirhysen.  Innen- 
seite mit  kleinen  ovalen  Postiken.  Die  Aporhysen  durchdringen  die  Wandung  in  schräger  Richtung, 
wobei  sie  die  Epirhysen  durchkreuzen.  Die  Hexakline  haben  glatte  Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem 
unregelmäßig  gebauten  engmaschigen  Gerüste.   Außenseite  mJt,  Innejisoite  ohne  Oberflächenverdichtung. 

15.  Familie  Syringidae  Schrammen. 

Röhrenförmige  und  dünnwandige  Hexactinosa,  an  deren  Außenseite  in  quadratischen  Feldern 
kleine  Ostien  von  Epirhysen  liegen,  welche  die  Wandung  vollständig  durchdringen.  Die  Aporhysen 
beginnen  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  und  münden  an  der  inneren  Oberfläche  mit  runden  Postiken, 
dif  mit  den  inneren  Mündungen  der  Epirhysen  alternieren.  Die  Hexaktine  verschmelzen  zu  einem  mehr 
oder  weniger  regelmäßig  gebauten  Gerüste,  dessen  äußere  Oberfläche  mit  Deckschicht  überzogen  ist. 
Innenseite  ohne  Deckschicht. 

16.  Familie  Hapalopegmidae  Schrammen. 

Kleine,  zusammengedrückt  röhrenförmige  oder  aus  anastomosierenden  Röhren  bestehende 
Hexactinosa  ohne  besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken.  Die  Hexaktine  verschmelzen 
zu  einem  sehr  weitmaschigen  Gerüste  mit  vorwiegend  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balken- 
zügen.   Ohne  Deckschichten. 

17.  Familie  Botryosellidae  Schrammen. 

Knollige  oder  plattige  Hexactinosa,  deren  Schwammkörper  aus  dicken,  gekröseartig  gewundenen 
oder  zu  röhrigen  Anastomosen  gefalteten  Lappen  besteht.  Außenseite  mit  kleinen,  unregelmäßig  an- 
geordneten Ostien  von  verschiedener  Weite.  Als  Postiken  fungieren  die  weiten  Skelettmaschen  an  der 
inneren  Oberfläche.  Regelmäßige  Kanäle  fehlen.  Die  Diktyonalhexaktine  sind  sehr  groß  und  verschmelzen 
zu  einem  unregelmäßigen  oder  aus  undeutlich  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen 
bestehenden  Gerüste.    Beide  Oberflächen  mit  weitmaschigen,  geflechtartigen  Verdichtungen. 

18.  Familie  Balantionellidae  Schrammen. 

Krustenförmige  Hexactinosa  mit  dünner  Wandung,  die  aus  zu  traubigen  Stückchen  vereinigten, 
stark  zusammengedrückten  Beutelchen  bestehen.  Schmalseiten  der  Beutelchen  mit  großen,  rundlichen 
Wandlücken.  Breitseiten  mit  von  der  Basis  nach  den  Rändern  strahlenden  Ostienreihen.  Ostien  winzig. 
Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt.  Die  Hexaktine  verschmelzen  im 
Innern  der  Wandung  und  an  der  Oberfläche  der  Innenseite  zu  einem  regelmäßigen,  aus  longitudinalen, 
radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  aufgebauten  Gerüste,  in  dessen  Maschen  zahlreiche  beliebig  orien- 
tierte und  verschieden  große  Oxyhexaktine  liegen,  die  sich  mit  einem  oder  mehreren  Strahlen  an  die 

Palaeontographica.   Suppl.-Bd.  V.  25 


I 


—   194  — 


Dictyonalia  heften.  Äußere  Oberfläche  mit  einer  engmaschigen  Deckschicht,  die  aus  beliebig  orien- 
tierten Diktyonalhexak linen  mit  verdickten  Strahlen  hervorgeht. 

19.  Famili^^  Polythyrisidae  Schrammen. 

Kleine,  dünngestielte,  kugelige  oder  eiförmige  Hexactinosa  mit  dicker  Wandung  und  sternförmig 
gebuchtetem  Paragaster.  Außenseite  mit  einigen  großen  runden,  mit  den  Paragasterausbuchtungen 
kommunizierenden  Wandlücken  und  zahlreichen  kleinen,  unregelmäßig  verteilten  Ostien.  Auf  der 
Paragasteroberfläche  winzige  Postiken.  Die  Hexaktine  haben  dornige  Strahlen  und  verschmelzen  in 
beliebiger  Orientierung  zu  einem  engmaschigen  Gerüste,  dessen  oberflächlich  gelegenen  Teile  zwar  dichter 
wie  die  parenchymalen  sind,  aber  keine  eigentlichen  D(>ckschic]iten  entwickeln. 


2.  Tribus  Lycliniscosa  Schrammen. 
Hexasterophora  mit  Lychnisken. 

20.  Familie  Ventriculitidae  v.  Zittel  emend. 

Trompeten-,  hutpilz-,  trichter-  oder  schirmförmige,  zylindrische  oder  zusammengedrückt  röhren- 
förmige Lychniscosa  mit  langem  Stiel  und  kräftiger  Wurzel.  Außenseile  entsprechend  einer  mehr  oder 
weniger  deutlich  ausgesprochenen  Radialfaltung  der  dünnen  oder  dicken  Wandung  mit  alternierend  in 
Längsreihen  oder  -furchen  liegenden  längsovalen  Ostien  von  einfachen  Epirhyscn,  die  unter  der  Ober- 
fläche der  Innenseite  in  den  Brücken  zwischen  den  Posliken  blind  endigen.  Die  Aporhysen  beginnen 
unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  in  den  Brücken  zwisclien  den  Ostien  und  münden  an  der  Innenseite 
mit  runden  oder  querovalen  Postiken,  die  gewöhnlicli  in  Quincunx  stehen.  Die  Lychniske  haben  bedornte 
StT>ahlen,  die  zu  einem  mehr  oder  weniger  unregelmäßig  gebauten  Gerüste  verschmelzen.  Beide  Ober- 
flächen sind  mit  plattigen  oder  geflechtartigen  Deckschichten,  die  aus  siebarlig  durchlöcherten  Ver- 
breiterungen der  tangentialen  Strahlen  der  dermalen  und  gastralen  Lychniske  hervorgehen,  überzogen. 
Ais  Derivate  der  nach  außen  gerichteten  radialen  Lychniskenstrahlen  erheben  sich  gewöhnlich  außerdem 
nocli  plattige  oder  raseiiartige  Deckgespinste,  auch  wohl  schuppenartig  übereinander  liegende  Kiesel- 
bänder über  die  innere  Oberfläche  des  Diktyonalgerüstes. 

21.  Familie  Polyblastididae  Schrammen. 

Stockartige  Lychniscosa,  deren  Schwammkörper  aus  zahlreichen  kreiseiförmigen  Knospen  mit 
radial  gefalteter  Wandung  und  gut  entwickeltem  Paragaster  besteht,  die  von  einem  dünn-röhrenförmigen 
Axenteile  ausstrahlen.  Ostien  klein,  oval.  Ohne  Aporhysen  und  Postiken.  Die  Lychniske  haben  klein- 
dornige Strahlen,  die  zu  einem  mehr  od(^r  weniger  regelmäßig  gebauten  Gerüste  verschmelzen.  Äußere 
Oberfläche  mit  Deckschicht.  Iiuienseite  ohne  Deckschicht,  aber  mit  einem  aus  den  verlängerten  äußeren 
Radialstrahlen  der  gastralen  Lychniske  bestehenden  Rasen  von  Kieselstacheln. 


—    195  — 


22.  Fmiiilie  Actinocyclidae  Schkammen. 

Pilz-  oder  schirmförmige  Lychniscosa.  Oberseite  mit  zahlreichen,  in  der  Mitte  beginnenden,  ein- 
faclien  oder  vergabeltcn,  flaclieji  oder  gewölbten  Radialfalten.  Unterseite  mit  vom  Stiele  nach  dem. 
Rande  verlaufenden,  in  einfachen  oder  dichotomen  Reihen  stehenden,  großen  rundlichen  Ostien  von 
kurzen  Epirhysen,  die  im  Innern  der  Radialfalten  münden.  Postiken  in  den  Furchen  zwischen  den  Radial- 
falten oder  auf  den  Faltenrücken  und  -Seiten.  Diktyonalgerüst  ziemlich  unregelmäßig.  Ober-  und  Unter- 
seite mit  membranösen  oder  geflechtartigcn  Deckschichten. 

23.  Familie  Microblastididae  Schrammen. 

Trichterförmige  Lychniscosa  mit  ziemlich  dicker,  radial  gefalteter  Wandung.  Auf  den  Faltenrücken 
liegen  an  der  Außenseite  in  Längsreihen  zitzen-  oder  warzenförmige  Vorstülpungen,  die,  wie  auch  die 
Seiten  der  Falten,  von  ziemlich  großen  rundlichen  Löchern  durchbrochen  werden.  Äußere  Oberfläche  mit 
winzigen  Ostien.  Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen.  Das  Diktyonalgerüst  ist  ziemlich 
regelmäßig  gebaut.  Außenseite  mit  Deckschicht;  Innenseitc  ohne  Deckschicht,  aber  stellenweise  mit  einem 
äußerst  zarten  Deckgespinst,  das  von  den  äußeren  Radialstrahlen  der  gastralen  Lychniske  ausgeht. 

24.  Familie  Sporadoscinidae  Schrammen. 

Mehr  oder  weniger  dünnwandige,  kelch-,  röhren-,  trichter-,  napf-  oder  schirmförmige  Lychniscosa. 
Außenseite  mit  gleichmäßig  über  die  Oberfläche  verteilten,  querovalen,  spaltförmigen,  rundlichen,  unregel- 
mäßig polygonalen  oder  quadratischen  Ostien  von  röhrenförmigen  Epirhysen,  die  blind  unter  der  Ober- 
fläche der  Innenseite  endigen.  Oberfläche  der  Innenseite  mit  in  Quincunx  stehenden  oder  in  Längsfurchen 
liegenden  runden  Postiken  von  ziemlich  weiten  Aporhysen,  die  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite 
beginnen.  Die  Lychniske  haben  bedornte  Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem  mehr  oder  weniger  unregel- 
mäßig gebauten  Gerüste.  Äußere  Oberfläche  immer  mit  Deckschicht.  Innere  Oberfläche  mit  oder  ohne 
Deckschicht;  zuweilen  mit  plattigen  Kieselgespinsten. 

25.  Familie  Callodictyonidae  v.  Zittel  emend. 

Trichterförmige  Lychniscosa  mit  düniier  Wandung,  die  auch  spiralig  gefaltet  oder  dolchscheiden- 
artig  zusammengedrückt  sein  kann  und  dann  von  großen  runden  Wandlücken  auf  den  Faltenrücken  oder 
Schmalseiten  durchbrochen  wird.  Oberflächen  mit  kleinen,  in  Quincunx  stehenden  oder  unregelmäßig 
verteilten  Ostien  und  Postiken.  Die  Wasserzirkulation  erfolgt  ohne  Vermittelung  besonderer  Epirhysen 
und  Aporhysen  durch  die  weiten  Skelettm.aschen.  Das  Diktyonalgerüst  ist  sehr  regelmäßig  gebaut  und 
besteht  aus  Lychnisken,  deren  Strahlen  zu  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verbunden 
sind.    Gewöhnlich  mit  Deckschichten. 

26.  Familie  Coscinoporidae  v.  Zittel  emend. 

Trichter-  oder  becherförmige  Lychniscosa  mit  dünner  Wandung  und  kräftiger  Wurzel.  Außen- 
und  Innenseite  mit  kleinen  in  Quincunx  stehenden  Ostien  bezw.  Postiken.    Die  geraden  röhrenförmigen 


-   196  — 


Epirhysen  und  vVporliyseii  endigen  blind  unier  den  Oberflächen  dei'  innen-  bezvv.  Außenseile.  Diktyonal- 
gerüst  unregelmäßig;  an  beiden  Oberflächen  mit  plattigen  und  durchlöcherten  Deckschichten,  die  von 
dermalen  und  gaslralen  Stauraktinen  ausgelien. 

27.  Familie  Becksidae  Schrammen. 

Schalen-,  napf-  und  kelchförmige,  oder  paragasterlose  knollige,  krustenartige,  birnförmige  oder 
dickzylindrische  Lychniscosa,  deren  dünne  Wandung  stark  gefaltet  ist  und  anastomosicrende  Röhren 
und  Lappen  bildet,  zwischen  denen  unregelmäßige  Cavaedien  liegen.  An  der  Außenseite  der  Röhren 
und  Lappen  winzige  Ostien,  die  aber  auch  fehlen  können.  Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Posiiken 
sind  nicht  entwickelt.  Wasserabfuhr  durch  die  weiten  Röhrenmündungen.  Die  Lychniske  verschmelzen 
zu  einem  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen.  Äußere 
Oberflächen  mit  Deckschichten,  die  von  den  Tangenlialstrahlen  der  dermalen  Lychniskenlage  ausgehen 
oder  ohne  Deckschichten. 

28.  Familie  Calyptrellidae  Schrammen. 

Aus  lappigen  Blättern  und  anastomosierenden,  distal  offenen  Röhren  bestehende  Lychniscosa, 
deren  Wandung  nur  aus  einer  einschichtigen  Lychniskenlage  besteht.  Die  Tangentialstrahlen  ver- 
schmelzen zu  einem  sehr  regelmäßig  gebauten  Gitterwerk;  die  Radialstrahlen  endigen  an  beiden  Ober- 
fläclien  als  konisclie  Zapfen. 

29.  FamiÜc  Plectascidae  Schrammen. 

Knollen-  oder  stockartige  Lychniscosa,  deren  Wandung  durch  Faltung  lappige  Blätter  und  dicke 
anastomosicrende  Röhren  bildet,  die  distal  geöffnet  sind.  Beide  Oberflächen  mit  in  Längs-  und  Querreihen 
liegenden,  ziemlich  großen  Ostien  bezw.  Posiiken. 

30.  Familie  Oncotoechidae  Schrammen. 

Zylindrische  oder  birnförmige  Lychniscosa  mit  engem,  und  tiefem  Paragasier,  deren  dünne  Wandung 
an  der  Außenseite  radiale  Vorstül[)ungen  bildet,  die  an  den  Scheiteln  abgestutzt  und  durch  tiefe  Furchen 
getrennt  sind.  Äußere  Oberfläche  mit  unregelmäßig  verteilten  kleinen  Ostien.  Das  Diktyonalgerüst  ist 
ziemlich  unregelmäßig.    Mit  oder  ohne  Deckschicht. 

31.  Familie  Camerospongidae  Schrammen. 

Eiförnug(>,  knollige,  Scheiben-,  schirm-  oder  pilzförmige  Lychniscosa,  deren  dünne  Wandung  zu 
mehr  oder  weniger  weilen  anastomosierenden  Röhren  gefaltet  ist,  zwischen  denen  unregelmäßige  Cavaedien 
liegen.  Scheitel,  Scheilelrand  oder  ganze  Oberfläche  (mit  Ausnahme  der  Paragastermündungen)  sind 
mit  einer  glatten  Kieselhaut  überzogen.  Außenseile  der  Röhren  mit  winzigen  Ostien.  Besondere  Epi- 
rhysen, Aporhysen  und  Posiiken  fehlen.  Das  Diktyonalgerüst  ist  ziemlich  regelmäßig.  Die  oberste 
Lychniskenlage  der  Außenseile  ist  durch  Verdickung  und  Abplattung  der  Lychniskenbalken  und  Ausbildung 


—   197  — 


durchlöcherter  Kieselplatten  mehr  oder  weniger  stark  verdiclitet.  Innenseite  ohne  Oberflächenverdichtung, 
aber  häufig  mit  einem  Überzuge  von  kleinen  beliebig  orientierten  Hexaktinen.  In  der  glatten  Kieselhaut 
zahlreiche  Axenkreuze  von  Stauraktinen  (Pentaklinen). 

32.  Familie  Coeloptychidae  v.  Zittel. 

Scheiben-,  schirm-  oder  pilzförmige  Lychniscosa,  deren  dünne  Wandung  zahlreiche,  mehr  oder 
weniger  regelmäßig  vergabelte,  innen  hohle  Radialfalten  bildet.  Oberseite  flach  oder  trichterförmig  ver- 
tieft, mit  fein-  oder  grobmaschigen  Diaphragmen  überzogen,  die  in  der  Regel  mit  glatten  Radialbändern 
alternieren.  Rand  bandartig  und  scharfkantig  gegen  Ober-  und  Unterseite  abgesetzt,  oder  eingekerbt, 
oder  aber  in  Radiallappen  zerlegt.  Faltenrücken  mit  mehr  oder  weniger  großen,  rundlichen,  spaltförm.igen 
oder  auf  den  Gipfeln  warzenförmiger  Fortsätze  liegenden  Wandlücken.  Die  Ostien  sind  als  winzige 
Löcherchen  alternierend  über  die  ganze  äußere  Oberfläche  der  Falten  verteilt.  Besondere  Epirhysen, 
Aporhysen  und  Postiken  fehlen.  Diktyonalgerüst  sehr  regelmäßig.  Äußere  Oberfläche  z.  T.  mit  Deck- 
schiclit  überzogen,  die  aus  dermalen  Hexaktinen  (Pentaktinen,  Stauraktinen)  hervorgeht. 

33.  Familie  Cinclidellidae  Schrammen. 

Schlank-trichterförmige  (spitzglasförmige)  Lychniscosa  mit  dünner  Wandung.  Außenseite  mit 
kleinen,  dicht  nebeneinander  liegenden,  rundlichen  Ostien  von  kurzen  Epirhysen.  Ohne  besondere  Apo- 
rhysen und  Postiken.  Im  Diktyonalgerüst  große  Lychniske,  die  im  Innern  der  Wandung  und  an  der  Obei'- 
fläche  der  Innenseite  ein  weitm.aschiges  Gerüst  mit  vorwiegend  rechteckigen  Maschen  aufbauen,  und 
kleinere,  die  zu  unregelmäßigen  Geflechten  verschmelzen,  welche  z.  T.  die  großen  Maschen  überbrücken 
und  ausfüllen.    Außenseite  mit  einer  geflechtartigen  Deckschicht. 

34.  Familie  Bolitesidae  Schrammen. 

Plattige  Lychniscosa  mit  dicker  Wandung.  Außenseite  mit  ovalen,  in  Quincunx  stehenden  Mün- 
dungen von  weiten  röhrenförmigen  Kanälen,  welche  die  Wandung  in  schräger  Richtung  durchdringen 
An  der  wabenartigen  Innenseite  stehen  die  unregelmäßig  rundlichen,  sehr  weiten  Mündungen  dieser 
Kanäle  alternierend  in  Längs-  und  Querreihen  mit  ähnlich  geformten  Mündungen  von  Kanälen,  die  unter 
der  Oberfläche  der  Innenseite  blind  endigen.  Die  Verbindung  beider  Kanalsysteme  erfolgt  durch  kleine 
rundliche  Offnungen  in  den  Septen.  Die  sehr  weiten  Maschen  des  aus  Lychnisken  mit  ungewöhnlich  langen 
und  dünnen  Strahlen  bestehenden  Diktyonalgerüstes  sind  von  unregelmäßigen  axenkanalfreien  Kiesel- 
gespinsten überbrückt,  die  von  den  Strahlen  der  Lychniske  ausgehen.  Die  Tangentialstrahlen  der 
dermalen  und  gastralen  Lychniske  sind  plattig  verbreitert.  Ihre  äußeren  Radialstrahlen  erheben  sich 
über  die  Oberfläche  als  lange  dornige  Kieselstäbe  und  endigen  mit  kurzen  Kieselbüscheln. 

35.  Familie  Ophrystomatidae  Schrammen. 

Plattige  Lychniscosa,  die  auf  der  Oberseite  mit  einer  glatten,  von  zahlreichen  rundlichen  Öffnungen 
mit  umwallten  Rändern  durchbrochenen  Kieselhaut  überzogen  sind.  In  der  Deckschicht  kleine  Axenkreuze 
(?  von  Stauraktinen). 


—   198  — 


Tabellarische  Übersicht  der  Kreide^Hexactinelliden  bis  zu  den  Gattungen. 

{Die  gesperrt  gedruckten  Gattungen  kommen  in  der  oberen  Kreide  und  in  der  Jetztzeit  vor.) 


Hexasterophora  F.  E.  Schulze 


I.  Euplectellidae  Ijima. 

1.  Regadrella.  0.  Schmidt. 

A.  Hexactinosa  Schrammen. 
a)  Uaclnataria  F.  E.  Schulze. 
II.  Euretidae  F.  E.  Schulze. 

2.  Farrea  Bowerbank 

3.  Eurete  Semper. 

\.  Periphragella  W.  Marshall. 
5  Lejroyella  W  y  v.  Thomson. 

III.  Chonelasmatidae  Schrammen. 

6.  C  h  0  n  e  l  a  s  m  a  F.  E.  Schulze. 

IV.  Aphrocallistidae  F.  E.  Schulze. 

7.  Aphrocallistes  Gray . 

V.  Tretocalycidae  F  E.  Schulze. 

8.  II  e  X  a  c  t  i  n  e  1 1  a  Carter. 

9.  T  r  e  t  0  d  i  c  t  y  u  m  F.  E.  Schulze. 

b)  Inermia  F.  E.  Schulze. 

VI.  Dactylocalycidae  Ijima. 

10.  Scleroplegma  F.  E.  Schulze. 

VII.  Auloplacidae  Schrammen. 

11.  Au  lop  lax  F.  E.  Schulze. 

12.  Stereochlamis  Schrammen. 

c)  Hexactiaosa  incert.  sed. 
VIII.  Craticularidae  Raufe. 

13.  Craticularia  v.  Zittel. 


IX.  Leptophragmidae  Schrammen 

14.  Leptophragma  v.  Zittel. 

15.  Pleurostoma  Roemer. 

16.  Guettardia  Michelin. 

17.  Andreaea  Schrammen. 

X.  Callibrochidae  Schrammen. 

18.  Callihrochis  Schrammen. 

19.  Wollemannia  Schrammen. 

20.  Habrosia  Schrammen. 

21.  Oxyrhizium  Schrammen. 

XI.  Pleurothyrisidae  Schrammen 

22.  Pleurothyris  Schrammen. 

23.  Pleurochorium  Schrammen. 

XII.  Ptychodesidae  Schrammen. 

24.  Ptychodesia  Schrammen. 

XIII.  Polystigniatidae  Schrammen 

25.  Poly  Stigmatill  m  Schrammen. 

XIV.  Stichmaptycidae  Schrammen 

26.  Stichmaptyx  Schrammen. 

XV.  Syringidae  Schrammen. 

27.  Syringium  Schrammen. 

XVI.  Hapalopegmidae  Schrammen 

28.  Hapalopegma  Schrammen. 

29.  Pleur otrema  Schrammen. 

XVII.  Botryosellidae  Schr.\mmen. 

30.  Botryosella  Schrammen. 


199 


XVIII.  Balantionellidae  Schrammen. 

31.  Balantionella  Schrammen. 

XIX.  Polythyrisidae  Schrammen. 

32.  Polijthyris  Schrammen. 

B.  Lychniscosa  Schrammen. 

XX.  Ventriculitidae  v.  Zittel. 

33.  Ventriculites  Mantell. 

34.  Lepidospongia  Roemer. 

35.  Rhizopoterion  v.  Zittel. 

36.  Napaea  Schrammen. 

37.  Pleuropyge  Schrammen. 

XXI.  Polyblastididae  Schrammen. 

38.  Polyblastidium  v.  Zittel. 

XXII.  Actinocyclidae  Schrammen. 

39.  Actinocyclus  Schrammen. 

XXIII.  Microblastididae  Schrammen 

40.  Microblastidium  Schrammen. 

XXIV.  Sporadoscinidae  Schrammen. 

41.  Sporadoscinia  v.  Zittel. 

42.  Leiostracosia  Schrammen. 

XXV.  Callodictyonidae  v.  Zittel. 

43.  Callodictyon  v.  Zittel. 

44.  Pleurope  v.  Zittel. 

45.  Marshallia  v.  Zittel. 

XXVI.  Coscinoporidae  Schrammen. 

46.  Coscinopora  Goldfuss. 


XXVII.  Becksidae  Schrammen. 

47.  Becksia  Schlüter. 

48.  Plocoscyphia  Reuss. 

49.  Centrosia  Schrammen. 

50.  Callicylix  Schrammen. 

51.  Cyclostigma  Schrammen. 

52.  Sarophora  Schrammen. 

XXVIII.  Calyptrellidae  Schrammen. 

53.  Calyptrella  Schrammen. 

XXIX.  Plectascidae  Schrammen. 

54.  Plectascus  Schrammen. 

XXX.  Oncotoechidae  Schrammen. 

55.  Oncotoechus  Schrammen. 

XXXI.  Camerospongidae  Schrammen. 

56.  Camer  OS  pongia  cI'Orbigny. 

57.  Cystispongia  Roemer. 

58.  Tremabolites  v.  Zittel. 

59.  Toulminia  v.  Zittel. 

60.  Cameroptychium  Leonhard. 

61.  Phalacriis  Schrammen. 

XXXII.  Coeloptychidae  v.  Zittel. 

62.  Coeloptychium  Goldfuss. 

63.  Myrmecioptychium  Schrammen. 

XXXIII.  Cinclidellidae  Schrammen. 

64.  Cinclidella  Schrammen. 

XXXIV.  Bolitesidae  Schrammen. 

65.  Bolitesia  Schrammen. 

XXXV.  Ophrystomatidae  Schrammen. 

66.  Ophrystoma  v.  Zittel. 


—   200  — 


Tabelle  der  Hexactinellidenarten  aus  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutschland. 

Nach  Familien  und  Stufen  geordnet. 


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Bemerkungen 


Ordn.  Triaxonia  F.  E.  Schulze. 

Unterordnung  Hexasterophora  F.  E.Schulze. 

Familie  Euplectellidae  Ijima. 
Unterfaniilie  Corbitellinae  Ijima. 
Regadrella  Petri  Jacobi  Schrammen  


Tribus  Hexactiuosa  Schrammen. 
Subtrlbus  üncinatarla  F.  E.  Schulze. 

Familie  Euretidae  F.  E.  Schulze. 

Farrea  Clarkei  Schrammen  

Farrea  Halli  Schrammen  

Eurete  Bouffi  Schrammen  

Periphragella  plicata  Schrammen   

Periphragella  Johannae  Schrammen   

Periphragella  simplex  Schrammen  

Lefroyella  fai'oidea  Schrammen   .  . 

Familie  Chonelasmatidae  Schrammen. 

Chonelasma  Hindei  Schrammen  ^. 

Chonelasma  punctata  Schrammen  

Familie  Aphrocallistidae  F.  E.  Schulze. 

Aphrocallistes  alveolites  Roemer  sp  

Aphrocallistes  cylindrodactyhis  Schrammen  

Aphrocallistes  lobatiis  Schrammen  


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Familie  Tretocalycidae  F.  E.  Schulze. 

Hexactimlla  ansustata  Schrammen   il. 

Hexactinella  laevis  Schrammen    i. 

Tretodictyum  Loeschmanni  Schrammen  

Tretodictyiim  Pfaffi  Schrammen  


+ 


Subtribus  Inermia  F.  E.  Schulze. 
Familie  Dactylocalycidae  Ijima. 

Scleroplegma  macrocJwrium  Schrammen  

Familie  Auloplacidae  Schrammen. 

Aiiloplax  spongiosiis  Schrammen  

Stereochlamis  praecissa  Schrammen   

Stereochlamis  calyculum  Schrammen   .  . 

Stereochlamis  pilosa  Schrammen   . 

Hexactinosa  incert.  sedis. 
Familie  Craticularidae  F{auff. 

Craticiilaria  Roemeri  Schrammen   

Craticularia  relicta  Schrammen  

Cralicularia  virgatula  Schrammen  

Familie  Leptophragmidae  Schrammen. 

Leptophragma  Murchisoni  Goldfuss  sp  

Leptophragma  glutinatum  Quenstedt  sp.  .  .  . 
Leptophragma  membranaceum  Quenstedt  sp. 

Leptophragma  piisülnm  Schrammen  

Leptophragma  micropora  Schrammen  

Pleurostoma  radiata  Roemer  

Pleurostoma  dichotoma  Roemer  

Giiettardia  trilobata  Roemer  sp  

Gnettardia  Stümpeli  Schrammen  .  .   

Palaeontographica.    Suppl.-Bd.  V 


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Bemerkungen 


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Bemerkungen 


Gucttardia  striata  Schrammen  . . . 
Gueltardia  his-alata  Schrammen.. 
Andreaea  hexasonalis  Schrammen 


Familie  Callibrochidae  Schrammen. 

Callihrochis  senonensis  Schrammen  

W ollemannia  araneosa  Schrammen  

Hahrosium  convolutum  Schrammen  

Oxyrhizium  eximiam  Schrammen  .   


Familie  Pleurothyrisidae  Schrammen. 

Pleurothyris  tortuosa  Schrammen  

Pleurothyris  folium  Schrammen  

Pleurochoriiim  F.  E.  Schulzei  Schrammen  . 


Familie  Ptychodesidae  Schrammen. 
Ptychodesia  papillata  Schrammen  

Familie  Polystigmatidae  Schrammen. 
Polystigmatium  striato- punctatum.  Schrammen 

Familie  Stichmaptycidae  Schrammen. 
Stichmapiyx  alaius  Schrammen  

Familie  Syringidae  Schrammen. 
Syringium  textum  Schrammen  

Familie  Hapalopegmidae  Schrammen. 

Pleiirotrema  Ijimai  Schrammen  

Hapalopegma  fragilis  Schrammen  

Hapalopegma  maeandrina  Schrammen  

Familie  Botryosellidae  Schrammen. 
Botrycsella  lahyrinthica  Schrammen  .  .  .  ,  


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Bemerkunseii 


Familie  BalantionelHdae  Schrammen. 
Balantionella  elegans  Schrammen   

Familie  Polythyrisidae  Schrammen. 
Pohjthyris  cuneata  Schrammen   


Tribus  Lychniscosa  Schrammen. 

Familie  Ventriculitidae  v.  Zittel. 

Ventriculites  radiatus  Mantell  

Ventriculites  stellatus  Schrammen  

Ventriculites  cylindratus  Schrammen   

Ventriculites  fistulosus  Schrammen  

Lepidospongia  rugosa  Schlüter  

Lepidospongia  fragilis  Schrammen  

Lepidospongia  inermis  Schrammen  

Rhizopoterion  solidum  Schrammen  

Rhizopoterion  tubiforme  Schrammen  

Napaea  striata  Schrammen  

Napaea  micropora  Schrammen   

Pleuropyge  plana  Schrammen  

Familie  Polyblastididae  Schrammen. 
Polyblastidium  racaemosum  T.  Smith  sp.  .... 

Familie  Actinocyclidae  Schrammen. 

Actinocyclus  niirus  Schrammen  

Actinocyclus  alternans  Roemer  sp  

Familie  Microblastididae  Schrammen. 
Microhlastidium  decurrens  Schrammen  

Familie  Sporadoscinidae. 

Sporadoscinia  Decheni  Goldfuss  sp  


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Sporadoscinia  venosa  Roemer  sp.  ..  

S poradoscinia  micrommata  Roemer  sp  

Sporadoscinia  stirps  Schrammen  

Sporadoscinia  Quenstedti  Schrammen  

Sporadoscinia  Teutoniae  Schrammen  

Leiostracosia  alcyonoides  Mantell  sp  

Leiostracosia  angustata  Roemer  sp  

Leiostracosia  punctata  Schrammen   

Leiostracosia  robusta  Schrammen  

Leiostracosia  Brandesi  Schrammen  

Familie  Callodictyonidae  v.  Zittel. 

Callodictyon  fragile  Roemer  sp  

Callodictyon  infundihulum  v.  Zittel  

Pleurope  laciinosa  Roemer  sp  

Marshallia  tortuosa  Roemer  sp  

Marshallia  Frechi  Schrammen  . .  i  

Familie  Coscinoporidae  Schrammen. 

Coscinopora  macropora  Goldfuss  ....... 

Coscinopora  infundibuliformis  Goldfuss  . . 

Familie  Becksidae  Schrammen. 

Becksia  nidiformis  Leonhard  sp  

Becksia  crispata.QvEi^STEm  sp  

Becksia  Soekelandi  Schlüter  

Becksia  Augiistae  Schrammen   

Becksia  Feuerwehr i  Schrammen  

Becksia  arborea  Schrammen  

Plocoscyphia  Boemeri  Leonhard  

Plocoscyphia  Maaki  Schrammen  

Plocoscyphia  centuncula  Schrammen   

Centrosia  incrustans  Schrammen  


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In  der  Qiiadiateii- 
Kic.de    des  Jlünslc!- 
liindes.  Vielleicht  aucli 
bei  liieweiide. 


-    205  - 


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Bemerkungen 


Calliajlix  farrcides  Schrammen  

Cyclosti'^ma  acinosa  Schrammen   

Cyclostigma  maeandrina  Schrammen  

Cyclostigma  lobata  Schrammen  

Sarophora  annata  Schrammen  

Familie  CalyptrelHdae  Schrammen. 
Calyplrella.  Bertae  Schrammen  

Familie  Plectascidae  Schrammen. 

Plectasciis  clathratus  Roemer  sp  

Plectascus  lahrosus  T.  Smith  sp  

Familie  Oncotoechidae  Schrammen. 

Oncotoechiis  cavernosus  Schrammen  

Oncotoechus  siibriitus  Quenstedt  sp  

Familie  Camerospongidae  Schrammen. 

Camerospongia  jungiformis  Ferd.  Roemer  . 

Camerospongia  pervia  Schrammen   

Cystispongia  bursa  Quenstedt  

Cystispongia  monostoma  Schrammen  

Tremabolites  Leonhardi  Schrammen   

Tremabolites  megastoma  Roemer  sp  

Toulminia  Benettiae  Mantell  sp  

Toulminia  Wollemanni  Schrammen  ....... 

Toulminia  compressa  Schrammen  

Cameroptychium  patella  Leonhard  

Cameroptychium  planum  Schrammen  .... 

Phalacrus  flosculus  Schrammen  

Phalacrus  hemisphaericus  Schrammen  

Phalacrus  decurrens  Schrammen  , 


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I  Im  Klaiiiuu'iiMierycl 
[   1111(1  Vaiiuu,- Planer. 


Nur  in  der  (.ialeriteii- 
Faciesdes  Brongiiiarti- 
Plauer.s 


-  206  - 


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Beinerkiinsen 


Familie  Coeloptychidae  v.  Zittel. 

Myrmecioptychium  Bodci  Schrammen    .  .  . 

Coeloptychiiim  agaricoides  Goldfuss  

Coeloptychium  lobatiim  Goldfuss  

Coeloptychium  deciminum  Roemer  

Coeloptychium  sulciferum  Roemer   

Coeloptychium  rude  v.  Seebach   

Coeloptychium  Seebachi  v.  Zittel  ......... 

Coeloptychium  princeps  Roemer  

Coeloptychium  incisum  Roemer  

Familie  Cinclidellidae  Schrammen. 
Cinclidella  solitaria  Schrammen  

Familie  Bolitesidae  Schrammen. 
Bolitesia  mirabilis  Schrammen  

Familie  Ophrystomatidae  Schrammen. 
Ophrystoma  micrommata  Roemer  sp  


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+ 


Nach    11  o  e  III  e  r  im 

Vaiians-Phäner  am 
Kaliiistein  bei  Langels- 
lieira. 


Ordnung'  Triaxonia  F.  E.  SCHULZE. 
(Hexactinellida.) 

Unterordnung-  Hexasterophora  F.  R.  SCHULZE. 

Mit  Hexastern  a])er  ohne  Amphidiske. 

a)  Lyssakine  Hexasterophora. 
laniilie  Euplectellidae  Ijima. 

(1903,  Contrib.  III,  S.  19  und  f.) 

„Lyssacine  Hexasterophora  of  tubular  cup-hkc  or  massive  body;  sometimes  stalked;  either  rooted 
by  a  tuft  of  basal  spicules  or  firmly  attached  by  compact  base;  generally  possessing  numerous  separate 
oscula.  Dermal  skeleton  composed  of  hexactinic  dermalia  the  proximal  ray  of  which  is  as  a  rule  much 
longer  than  any  other  in  the  same  spicule;  no  hypodermal  pentactins.    Hexaster  various." 

UnterfamiUe  Corbitellinae  Ijima. 

,, Euplectellidae  firmly  attached  to  the  substratum  ])y  compact  base." 

Gattung  Regadrella  0.  Schmidt.  1880. 

Die  Gattungsdiagnose  lautet  nach  F.  E.  Schulze in  der  im  Jahre  1901  von  Ijima  gegebenen 
Fassung  (Journ.  Coli.  Science  Tokyo.   Vol.  XV.  p.  220): 

,, Röhren-  oder  sackförmige  Euplectelliden,  welche  mittelst  einer  harten  knorrigen  Basis  einer 
festen  Unterlage  aufsitzen.  Die  terminale  Siebplatte  kann  durch  radiär  gerichtete  Strahlen  derber  Rand- 
nadeln ersetzt  sein.  Die  Seitenwand  ist  von  mehr  oder  weniger  regelmäßig  in  schrägen  Spiralreihen 
angeordneten  kreisrunden  Wandlücken  durchsetzt,  entsprechend  der  schrägen  Richtung  der  Haupt- 
nadelzüge, welche  vorwiegend  aus  diaktinen  Principalia  bestehen,  am  unteren  Ende  aber  zu  einem  starren 
Gerüst  verwachsen.  Als  Accessoria  treten  im  Parenchym  dünnere  Hexaktine  und  Diakline  auf.  Von 
Hexastern  kommen  vor:  1.  Floricome,  2.  Graphiocome  und  3.  Onychaster  oder  Oxyhexaster,  resp.  Oxystau- 
r  as  ter." 

Obere  Kreide  und  Jetztzeit. 

Wissenscliaftl.  Ergebii.  der  Deiitsclion  Tief.sep-Expedit.  Ö.  lll'i. 


—    208  — 


Regadrella  Petri  Jacobi  nov.  sp.    (Tafel   XXVIL  Fig.  9—11;    Tafel  XXXI,  Fig.  2;  Text- 
tafel XI,  Fig.  4.) 

Der  kaum  lialbfingerlange  und  vorn  1,5 — 3  cm  dicke  Schwammkörper  dieser  ersten  und  einzigen 
fossilen  Regadrella-Ari  ist  trichter-  oder  röhrenförmig  und  hat  eine  dünne  (2 — 3  mm  dicke)  Wandung. 
Diese  ist  von  ziemlich  großen,  rundlichen  oder  unregelmäßig  polygonalen  Lücken  durchbrochen,  die 
beliebig  oder  in  undeutlichen  Spiralreihen  angeordnet  sind  und  durch  1 — 4  mm  breite  Skelettbrücken 
getrennt  werden.  Durch  ein  oder  zwei  großlöcherige  Quersepton  wird  die  Zentralhöhle  in  übereinander 
liegende  Abteilungen  zerlegt.  Die  Lage  der  Septen  bezeichnen  an  der  Außenseite  lange  und  dicke  strahlige 
Fortsätze,  die  in  der  Struktur  mit  den,  im  Verhältnis  zu  der  geringen  Körpergröße  der  Spongie  ungewöhnlich 
kräftig  entwickelten  Verzweigungen  der  Wurzel  übereinstimmen.  Der  Schwam.mkörper  besteht  also 
sewissermaßen  aus  mehreren  übereinander  sitzenden  Individuen.  Der  obere  Rand  des  unteren  vuid 
älteren  gibt  die  Basis  für  das  obere  und  jüngere  Individuum  ab. 

Das  Skelett  ist  sehr  dicht  und  besteht  aus  bis  1,5  cm  langen,  mit  unbewaffnetem  Auge  noch  deutlich 
erkennbaren,  geraden  glatten  Oxydiaktinen,  denen  als  Comitalia  nicht  viel  kürzere  aber  bei  weitem 
dünnere,  isolierte  oder  zu  Bündeln  vereinigte  Stabnadeln  mit  stumpfen  Enden  zugesellt  sind.  Alle 
Nadeln  sind  verfilzt  und  außerdem  noch  durch  Synapticula  vereinigt. 

Da  die  freien  Nadeln  (Onychaster,  Oxystauraster  usw.)  nicht  erhalten  sind,  bleibt  es  unbestimmt, 
welcher  der  drei  sicheren  lebenden  Arten  Regadrella  Petri  Jacobi  näher  stellt.  In  der  äußeren  Körperform 
stimmt  die  Spezies  am  besten  mit  einem,  von  0.  Schmidt  (Spong.  d.  Meerbus.  v.  Mexiko  Bd.  II,  Taf.  VIll, 
Fig.  6,  7)  abgebildeten  Exemplar  von  Regadrella  phoenix  überein. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   V  o  r  k  o  m  m  e  n  :   Oberg  (s.). 

Anzahl  der  u  n  t  e  r  s  u  c  Ii  t  e  n   St  ü  c  k  <>  •  6. 

Die  Originale  liegeit  in  m(>iner  Sammlung. 


b)  Diktyonine  Hexasterophora. 

1.  Tribus  Hexactinosa  nov.  trib. 

Hexastero])hora  mit  Diktyonalliexaktinen. 

1.  Subtribus  Uncinatarla  F.  E.  Schulzk. 
Hexa(-tinosa  mit  Uncinaten. 

Familie  Euretidae  F.  E.  Schulze  (nicht  Zittel). 

(1904.    Wissenschaft].  Ergebn.  dor  Doulschen  Tiefsec-Expedit.    Hexactiiiellida.    S.  177.) 

„Uncinataria,  deren  der  Unterlage  fest  aufsitzender  Körper  aus  einem  baumartig  verästelten 
oder  reichlich  anastomosierendcn  Röhrensystem  besteht,  welches  in  einigen  Fällen  die  Wandung  eines 
größeren  Kelches  bildet.    Das  zusammenhängende  Stützgeriist  setzt  sich  aus  Diktyonalhexaktinen  zu- 


—    209  — 


sammen,  welche  meistens  in  regelmäßiger  Weise  durch  Umhüllen  der  parallel  und  dicht  aneinander 
gelegten  Strahlen  mit  Kiesellamellen  zur  Bildung  eines  vorwiegend  rechtwinklige  Maschen  umschließenden 
Balkenwerkes  sich  vereinigen.  Neben  den  pentaktinen  Dermalia  und  Gastraha  treten  außer  den  Uncinaten 
reichlich  Scopulae  oder  Clavulae  auf.  Als  intermediäre  Parenchymalia  kommen  neben  einfachen 
Oxyhexaktinen  auch  Oxyhexaster  und  Discohexaster  oder  beide  vor." 
Obere  Kreide  und  Jetztzeit. 

Die  Familien-  und  Gattungsbestimmung  der  hier  beschriebenen  Euretiden-Arten,  die  sämlhch 
neu  sind  und  zu  genera  gehören,  aus  denen  noch  keine  fossilen,  wohl  aber  zahlreiche  lebende  Spezies 
bekannt  sind,  konnte  ich  nur  aus  der  äußeren  Körperform  der  Schwammkörper,  Eigentümlichkeiten  des 
Kanalsystems  und  der  Tektonik  der  Diktyonalgerüste  herleiten.  Die  Uncinate  werden  ebenso  wie  die 
Clavulae  und  Scopulae  beim  Versteinerungsprozeß  zerstört.  Die  Bestimmung  darf  aber  als  gut  gesichert 
gelten.  Damit  werden  mit  Ausnahme  von  Ramella  und  Claviscopulia  alle  Gattungen  der  Familie  Euretidae 
F.  E.  Schulze  auch  aus  der  oberen  Kreide  nachgewiesen. 

Leider  besitzen  die  fossilen  Euretidae  überaus  zarte  und  fragile  Schwammkörper.  Unsere  Kennt- 
nisse von  der  horizontalen  und  vertikalen  Verbreitung  der  Arten  müssen  darum  allezeit  durchaus  lücken- 
haft bleiben. 

Die  Hexaktine  der  fossilen  Arten  haben  glatte  oder  bedornte  Strahlen  und  verschmelzen  im  Inneren 
der  Wandung  zu  einem  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  ziemlich  engen,  quadratischen  oder  rechteckigen 
Maschen.  An  beiden  Oberflächen,  namentlich  aber  an  der  äußeren,  bilden  die  zahlreicheren  und  weniger 
regelmäßig  orientierten  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  ein  mehr  oder  weniger  dichtes,  von  rundlichen 
oder  polygonalen  Lücken  durchbrochenes,  geflechtartiges  Netzwerk.  Die  äußeren  Radialstrahlen  der 
Oberflächenhexaktine  endigen  frei  als  mehr  oder  weniger  lange  konische  Zapfen. 

Das  Kanalsystem  ist  wenig  entwickelt.  Nur  an  der  äußeren  Oberfläche  liegen  gewöhnlich  zahl- 
reiche winzige  Ostien,  während  besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen. 


Gattung  Farrea  Bowerbank.  1862. 

,,Der  Körper  besteht  aus  einem  dichotomisch  verzweigten  und  zur  Anastomosenbildung  neigenden 
Systeme  dünnwandiger  Röhren  von  kreisförmigem  Querschnitt.  Das  Diktyonalgerüst  bildet  in  den 
äußersten,  also  jüngsten  Körperpartien,  den  Röhrenenden,  nur  ein  einschichtiges  Netz  mit  quadratischen 
Maschen,  von  dessen  unverdickten  Knoten  beiderseits  höckerige  konische  Zapfen  rechtwinklig  abgehen. 
Neben  den  pentaktinen  Hypodermalia  und  Hypogastralia  finden  sich  radial  gestellte  Clavulae.  Im 
Parenchym  kommen  Oxyhexaster  oder  Discohexasler  vor."  (1904.  F.  E.  Schulze.  Wissenschaftl.  Ergebn. 
d.  Deutsch.  Tiefsee-Expedition.    HexactineUida  S.  142.) 

Obere  Kreide  und  Jetztzeit. 

Das  Diktyonalgerüst  der  fossilen  Arten  besteht  aus  Hexaktinen  mit  glatten  oder  bedornten  Strahlen, 
die  im  Inneren  der  Wandung  zu  einem  regelmäßigen  Balkenwerk  mit  quadratischen  oder  rechteckigen 
Maschen  verschmelzen.  An  beiden  Oberflächen  nimmt  das  Gerüst  den  Charakter  eines  mehr  oder  weniger 
dichten  und  unregelmäßig  gebauten,  netzartigen  Geflechtes  an. 

Palaeontographica.   Suppl.-Bd.  V.  27 


—    210  - 


Penlakiine  Hypodcrmalia  und  Hypogastralia,  Clavulac  und  parenchymale  Hexastor,  die  bei  den 
lebenden  Arten  vorkommen,  sind  bei  den  fossilen  Spezies  nicht  mehr  erhalten. 

Farrea  Clarkei  nov.  sp.  (Tafel  XXVlll,  Fig.  5,  6,  7;  Tafel  XXXXIV,  Fig.  6.) 

Der  bis  kinderfaustgroße,  stockartige,  nach  unten  verjüngte  und  mäßig  bewurzelte  Schwamm- 
körper hat  eine  sehr  dünne  Wandung  (0,5 — 1  mm),  und  besteht  aus  zirka  1  cm  dicken,  gleichweitcn 
Röhren  von  kreisförmigem  Querschnitt,  die  unregelmäßig  verzweigte  Anastomosen  bilden.  Die  distal 
erweiterten  und  offenen  Enden  der  Röhren  liegen  am  Scheitel  der  Spongie. 

Außenseite  mit  winzigen,  dicht  nebeneinander  liegenden  und  gleichmäßig  über  die  Oberfläche 
verbreiteten  Ostien.    Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt. 

Wie  bei  der  anderen  fossilen  Art  bildet  das  Diktyonalgerüst  im  Inneren  der  Wandung  ein  regel- 
mäßiges und  dichtes  Balkenwerk  mit  quadratischen  oder  rechteckigen  Maschen.  An  der  Außenseite  ver- 
schwindet aber  die  Gitterstruktur,  indem  hier  die  oberste  Hexaktinenlage  den  Charakter  eines  unregel- 
mäßigen Geflechtes  mit  rundlichen  oder  polygonalen  Lücken  annimmt.  An  der  Oberfläche  der  Innen- 
seite sind  die  quadratischen  Maschen  noch  eben  erkennbar,  aber  z.  T.  durch  unregelmäßig  orientierte 
Hexaktine  überbrückt  und  verwischt.  Die  äußeren  Radialstrahlen  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine 
bilden  an  beiden  Oberflächen  einen  förmlichen  Rasen  von  Kieselstacheln. 

Farrea  Clarkei  hat  in  der  äußeren  Körperform  und  in  den  Maßverhältnissen  weitgehende  Ähnlich- 
keit mit  einem  von  F.  E.  Schulze  (Chall.  Report  Taf.  LXXI,  Fig.  2)  abgebildeten  Exemplar  der  lebenden 
Farrea  occa  Bowerbank,  einer  ziemlich  kosmopolitischen  Art. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Farrea  Halli  nov.  sp.   (Tafel  XXVIII,  Fig.  4;  Tafel  XXXX,  Fig.  19;  Tafel  XXXXIV,  Fig.  5; 

Texttafel  XIX,  Fig.  10.) 

Besteht,  wie  die  andere  fossile  Art,  aus  gleichweiten,  anastomosierenden,  an  den  Enden  offenen 
Röhren  von  kreisförmigem  Querschnitt.  Der  Schwammkörper  ist  aber  viel  kleiner  (ca.  2  cm  hoch),  die 
Röhren  sind  dünner  (sie  sind  ca.  0,5  cm  dick)  und,  wenn  icli  nicht  durch  Erhaltungsfehler  getäusclit 
werde,  stellenweise  von  großen  runden  Wandlücken  durchbrochen. 

Außenseite  mit  winzigen,  dicht  nebeneinander  liegenden  und  gleichmäßig  über  die  Oberfläche 
verbreiteten  Ostien.    Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  "nicht  entwickelt. 

Die  diktyonalen  Hexaktine  haben  glatte  oder  bedornte  Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem  vor- 
wiegend regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  quadratischen  oder  rechteckigen  Maschen.  An  beiden  Ober- 
flächen, an  der  Außenseite  aber  mehr  wie  an  der  Innenseite,  entsteht  eine  gewisse  Verdichtung  dadurch, 
daß  zahlreiche,  unregelmäßig  orientierte  Hexaktine,  welche  z.  T.  so  groß  wie  die  zu  regelmäßigen  Balken- 
zügen angeordneten  parenchymalen  Hexaktine,  zum  Teil  aber  auch  kleiner  sind,  in  die  quadratischen 
Maschen  hineinwachsen.  Namentlich  an  den  Umschlagsfalten  und  an  den  älteren  Teilen  der  Röhren 
bilden  sich  infolgedessen  förmliche  Deckgeflechtc  heraus,  unter  denen  die  regelmäßigen  Maschen  ver- 


—    211  — 


schwinden.  Die  äußeren  Radialstrahlen  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  endigen  als  kurze  konische 
Zapfen. 

Freie  Nadeln  habe  ich  nicht  beobachtet. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Oberg  (s.). 

Anzahl  deruntersuchte  a  Stücke:  3. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Gattung:  Eurete  Semper  1868,  emend.  F.  E.  SCHULZE.  1904. 

(1904.    Wissenschaftl.  Ergeb.  der  Deutsch.  Tiefsee-Expedition.    Hexactinellida.    S.  4.3.) 

„Ein  dichotomisch  verzweigtes  und  zur  Anastomosenbildung  geneigtes  System  dünnwandiger 
Röhren  kreisförmigen  Querschnitts  oder  gerade  gestreckte  Röhren  der  Art  m't  kurzen  seitlicnen  Ästen 
gleicher  Bildung.  Das  früh  auftretende  Diktyonalgerüst  wird  bald  nach  der  Anlage  mehrschichtig.  Neben 
den  fast  stets  vorhandenen  pentaktinen  (oder  hexaktinen)  Hypodermalia  und  Hypogastralia  finden  sich 
radial  gestellte  Scopulae.    Im  Parenchym  Oxyhexaster  und  Discohexaster." 

Obere  Kreide  und  lebend. 

Eurete  Rauffi  nov.  sp.  (Tafel  XXVIIl,  Fig.  8,  9;  Tafel  XXXXIV,  Fig.  3,  4;  Texttafel  XII,  Fig.  7.) 

Kleine,  ziemlich  langgestielte  und  gut  bewurzelte  stockartige  Schwammkörper,  die  aus  dünnen 
und  dünnwandigen,  mäßig  zusammengedrückten  Röhren  von  annähernd  gleicher  Weite  bestehen.  Die 
Röhren  bilden  verzweigte  Anastomosen.  Ihre  Wandungen  sind  in  unregelmäßigen  Abständen  von  großen 
rundlichen  Wandlücken  durchbrochen,  die  gewöhnlich  an  oder  auf  den  Scheiteln  zylindrischer,  in  der 
Nähe  des  Stiels  nach  unten  gerichteter  Fortsätze  liegen. 

Besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt. 

Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus  Hexaktinen  mit  bedornten  Strahlen  und  bildet  ein  regelmäßiges 
Balkenwerk  mit  quadratischen  oder  rechteckigen  Maschen.  An  der  äußeren,  und  in  geringerem  Grade 
auch  an  der  inneren  Oberfläche  tritt  eine  mäßige  Verdichtung  der  obersten  Skelettlagen  ein,  indem  sich 
zuweilen  die  Tangentialstrahlen  nicht  der  Länge  nach  aneinander  legen  sondern  an  die  Kreuzungsknoten 
benachbarter  Hexaktine  heften.  Die  Verdichtung  ist  aber  nicht  so  erheblich,  daß  nicht  auch  noch  an  den 
Oberflächen  die  regelmäßig  quadratischen  Skelottniaschen  zu  erkennen  wären.  Die  äußeren  Radial- 
strahlen der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  endigen  als  .konische  Zapfen. 

Freie  Nadeln  sind  nicht  erhalten.  (Bei  den  lebenden  Arten  kommen  Uncinate,  Oxyhexaster, 
Discohexaster  und  Scopulae  vor.) 

Maße:  Höhe  des  Schwammkörpers  ca.  5  cm;  Dicke  der  Röhren  3 — 4  mm.  Breite  5 — 10  mm; 
Dicke  der  Wandung  ca.  0,5  mm;  Weite  der  rundlichen  Wandlücken  2 — 3  mm. 

Von  den  zahlreichen  lebenden  Eurete- Arten  kommt  wohl  Eurete  Carteri  F.  E.  Schulze  den  Dimen- 
sionen und  der  Körperform  der  fossilen  Spezies  am  nächsten. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Oberg  (s.). 


Texttafel  IX. 

Skelettbestandteile  der  Familien  Leptophragmidae  Schrammen,  Balanlionellidae  Schrammen,  Slichrnaptycidae  Schrammen, 
Auloplacidae  Schrammen,  Botryosellidae  Schrammen,  Hapalopegmidae  Schrammen  und  Callibrochidae  Schrammen. 

(In  45  facher  Vergrößerung.) 


f 
I 


—   213  — 


Erklärung  zu  Texttafel  IX. 

Familie  Leptophragmidae. 

Fig.    1.    Leptophragmo  micropora  Schra-Mmeiv  aus  der  Quadratenkreidc    von    Oberg.  Diktyonale 
Hexaktine. 

Fig.    2.    Leptophrasma  pusilla  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.   Diktyonale  Hexaktine. 
Fig.    3.    Giiettardia  Stümpeli  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 
Fig.    4.    Ple.iirostoma  radiata  Roemer  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 
Fig.    5.    GueUardia  striata  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 
Fig.    6.    Leptophragma  Murchisoni  Goldfuss  sp.  aus  der  Quadratenkreide  von   Oberg.  Diktyonal- 
hexaktine. 

Familie  Balantionellidae. 

Fig.    7.    Balantionella  elegans  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 

Familie  Stichmaptycidae. 

Fig.    8.    Stichmaptyx  alatus  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 

Familie  Auloplacidae. 

Fig.  9.  Stereochlamis  pilosa  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 
Fig.  10.    Auloplax  spongiosus  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 

Familie  Botryosellidae. 

Fig.  11.    Botryosella  lahyrinthica  Schrammen  aus  dem  Cuvieri- Pläner  von  Gr.-Heere.  Diktyonalhexaktine. 

Familie  Polythyrisidae. 

Fig.  12.    Pohjthyris  cimenta  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 

Familie  Hapalopegmidae. 

Fig.  13.    Hapalopegma  maenndrina  Schrammen    aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonal- 
hexaktine. 

Fig.  14.  Pleurotrema  Ijimai  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 
Fig.  15.    Hapalopegma  fragilis  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 

Familie  Callibrochidae. 

Fig.  16.    Oxyrhiziiim  eximium  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 


-   214  — 


Anzahl  der  n  ii  t  e  r  s  u  c  Ii  t  e  n  Stücke:  6. 
Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Periphragella  Marshall.  1875. 

„Gestielte,  kelchförmige  Euretidae  ohne  longitudinale  Rippen  auf  der  Innenseite.'' 
(1890.    R.  V.  Lf.ndenfeld,  Das  System  der  Spongien,  S.  379.) 

Obere  Kreide  und  Jetztzeit. 

Das  Skelett  der  fossilen  Arten  besteht  aus  Hexaktinen  mit  glatten  oder  dornigen  Strahlen,  die 
im  Innern  der  Wandung  und  an  der  Oberfläche  der  Innenseite  zu  einem  regelmäßig  gebauten  Gerüste 
mit  quadratischen  oder  rechteckigen  Maschen  verschmelzen,  an  der  Oberfläche  der  Außenseite  aber  ein 
unregelmäßiges,  von  rundlichen  oder  polygonalen  Lücken  (den  Ostien)  durchbrochenes  Netzwerk  bilden. 
Die  äußeren  Radialstrahlen  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktinc  endigen  als  spitzkonische  Zapfen. 

Die  bei  der  lebenden  Spezies  vorkommenden  Hexaster  und  Scopulae  sind  bei  den  Kreide-Peripiira- 
gellen  nicht  erhalten. 

Periphragella  plicata  Schrammen.   (Tafel  XXV,  Fig.  3  und  Fig.  4:  Tafel  XXXXIV,  Fig.  1,  2; 

Texttafel  XII,  Fig.  2,  3.) 
1902.    Procurete  plicata  Schrammen,  Hexact.  S.  22,  Taf.  I,  Fig.  6. 

Der  etwa  fingerlange  und  2 — 6  cm  dicke,  aber  sehr  dünnwandige  (0,5 — 1  mm)  Schwammkörper 
besteht  aus  ein  oder  mehreren,  von  einer  gemeinsamen  Basis  ausgehenden,  bis  fingerdicken,  aber  in  der 
Weite  schwankenden  Röhren,  deren  Wandungen  zu  zahlreichen,  5 — 7  mm  dicken,  unregelmäßig  angeord- 
neten, fingerförmigen  Vorstülpungen  und  Fortsätzen  von  kreisförmigem  Querschnitt  und  gleicher  Weite, 
oder  zu  röhrenförmigen  Anastomosen  gefaltet  sind.  Die  Enden  der  Röhren  und  fingerförmigen  Fortsätze, 
auch  wohl  die  Unterseiten  der  Fortsätze  sind  von  ca.  3  mm  weiten  kreisrunden  Lücken  durchbrochen. 
Ganz  junge  Individuen  sind  dünnwandige  Trichterchen,  deren  Wandung  noch  nicht  gefaltet  ist,  aber 
an  verschiedenen  Stellen  von  großen  rundlichen  Wandlücken  gefenstert  wird.  Im  nächsten  Altersstadium 
sprossen  an  Stelle  der  Wandlücken  kurze  nasenförmige  Fortsätze,  an  deren  Unterseite,  wie  bei  der  Nase 
die  Nasenlöcher,  je  eine  rundliche  Wandlücke  liegt.  Aus  den  Fortsätzen  entwickeln  sich  schließlich  die 
Anastomosen.  ^ 

Außenseite  mit  winzigen,  dicht  nebeneinander  liegenden  und  gleichmäßig  über  die  Oberfläche 
verbreiteten  Ostien.    Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt. 

Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus  Hexaktinen  mit  glatten  oder  mit  kleinen  Dornen  besetzten 
Armen  und  ist  im  Innern  der  Wandung  und  an  der  Oberfläche  der  Innenseite  ein  regelmäßig  gebautes 
Gitterwerk  mit  quadratischen  oder  rechtwinkligen  Maschen.  An  der  Oberfläche  der  Außenseite  tritt  | 
eine  mehr  oder  weniger  starke  Verdichtung  ein,  indem  sich  die  Strahlen  der  Hexaktine  nicht  mehr  nur  der  1 
Länge  nach  aneinander  legen  (wie  in  den  parenchymalen  und  gastralen  Teilen),  sondern  auch  in  unregel- 
mäßiger Orientierung  an  die  Kreuzungsknoten  benachbarter  Hexaktine  heften.  Die  äußeren  Radialstrahlen 
der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  endigen  als  kurze  konische  Zapfen. 


215  — 


Alter  und  Facies:    Kalkincrgel  der  Quadraleiikrcide. 
Verbreitung  und   Vorkommen:   Oberg  (s.). 
Anzabl  der  untersucbten  Stücke:  11. 
Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Periphragella  Johannae  nov.  sp.  (Tafel  XXV,  Fig.  5  und  Fig.  6;  Texttafel  XII,  Fig.  5,  6.) 

Der  nur  2 — 3  cm  hohe  und  dicke  und  sehr  dünnwandige  Schwammkörper  besteht  aus  mehreren, 
ca.  0,5  cm  weiten,  zusammenhängenden  Röhren,  deren  Wandung  zu  ca.  3  mm  dicken  und  überall  gleich- 
weiten hohlen  Vorstülpungen  gefaltet  ist.  Die  Vorstülpungen  verschmelzen  entweder  zu  unregelmäßig 
verzweigten  Anastomosen  oder  endigen  als  kurze  Fortsätze,  die  in  der  Nähe  des  Scheitels  seitlich  von 
einer  großen  runden  Wandlücke  durchbrochen  werden. 

Außenseite  mit  winzigen,  dicht  nebeneinander  liegenden  und  gleichmäßig  über  die  Oberfläche 
verbreiteten  Ostien.    Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen. 

Das  Diktyonalgerüst  wird  von  Hexaktinen  mit  glatten  oder  mäßig  bedornten  Strahlen  aufgebaut. 
Im  Innern  und  an  der  Innenseite  der  Wandung  umschließen  die  Balken  vorwiegend  kubische  Maschen. 
An  der  Außenseite  wird  die  Struktur  unregelmäßiger,  indem  sich  eine  geflechtarlige  Oberflächenver- 
dichtung mit  rundlichen  Lücken  (den  Ostien)  herausbildet.  Die  äußeren  Radialstrahlen  der  dermalen 
und  gastralen  Hexaktine  endigen  als  ziemlich  lange  konische  Zapfen. 

Periphragella  Johannae  unterscheidet  sich  von  den  beiden  anderen  fossilen  Arten  u.  a.  durch  den 
viel  kleineren  und  zarteren  Schwammkörper  und  durch  dünnere  Vorstülpungen  und  Anastomosen.  (Von 
den  Jugendformen  der  anderen  Arten  durch  stärkere  Verästelung.) 

Ich  halte  diese  unscheinbarste  der  drei  Periphragella- Krien  aus  der  oberen  Kreide  für  ein  fossiles 
Glied  der  Entwicklungsreihe,  die  mit  P.  Elisae  W.  Marshall,  der  einzigen  lebenden  Periphragella- Art, 
abschließt. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.). 
AnzahlderuntersuchtenStücke:5. 
Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Periphragella  simplex  nov.  sp.  (Tafel  XXV,  Fig.  1  und  Fig.  2;  Texttafel  XII,  Fig.  4.) 

Die  dünne  Wandung  des  kelchförmigen,  mehr  als  fingerlangen,  vorn  bis  5  cm  dicken  Schwamm- 
körpers ist  zu  schräg  nach  außen  und  unten  gerichteten,  0,7 — 1  cm  dicken,  fingerförmigen  Vorstülpungen 
gefaltet,  deren  gerundete  Scheitel  gewöhnlich  geschlossen  sind,  aber  auch  von  weiten  runden  Öffnungen 
durchbrochen  werden  können. 

Außenseite  mit  winzigen,  dicht  nebeneinander  liegenden  und  gleichmäßig  über  die  Oberfläche  ver- 
teilten Ostien.    Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt. 

Die  diktyonalen  Hexaktine  sind  glattarmig  und  bilden  im  Inneren  der  Wandung  und  an  der  Ober- 
fläche der  Innenseite  ein  sehr  regelmäßig  gebautes  Gerüst  mit  vorwiegend  rechteckigen  Maschen.  An  der 
Oberfläche  der  Außenseite  nimmt  das  Gerüst  den  Charakter  eines  ziemlich  dichten  Geflechtes  mit  unregel- 
äßig  rundlichen  Öffnungen  (den  Ostien)  an.    Dies  Deckgeflecht  entsteht  dadurch,  daß  die  tangentialen 


—   216  — 


Strahlen  der  dermalen  Hexaktine  unter  verschiedenen  Winkeln  mit  den  Kreuzungsknoten  oder  Strahlen 
benachbarter  Hexaktine  verschmelzen.  Die  äußeren  Radialstrahlen  der  obersten  Skelettlagen  endigen 
an  beiden  Oberflächen  als  ziemlich  lange  konische  Zapfen. 

Periphragella  simplex  ist  von  den  anderen  Arten  an  den  traubigen,  nach  außen  und  unten  zeigenden 
Ausstülpungen  der  Wandung  leicht  zu  unterscheiden. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Lefroyella  Wy ville  Thomson.  1877. 

„Kelchförmigc  Euretidae  mit  Längsrippen  auf  der  Innenseite." 

(1890.    R.  V.  Lendenfeld;  das  System  der  Spongien,  S.  379.) 

Lefroyella  favoidea  nov.  sp.  (Tafel  XXVlll,  Fig.  10, 11  ;  Tafel  XXXXII,  Fig.  1  ;  Texttafel  X 11,  Fig.  8, 9.) 

Der  kaum  mehr  als  haselnußgroße  Schwammkörper  dieser  ersten  und  einzigen  fossilen  Lefroyella-Ari 
ist  kelchförmig  und  hat  eine  dünne  Wandung,  die  diu-ch  eine  eigentümliche  Radialfaltung  ausgezeichnet 
ist.  Am  deutlichsten  prägt  sich  die  Faltung  an  der  Innenseite  aus,  wo  die  inneren  Faltenrücken  longi- 
tudinale Rippen  bilden,  welche  die  Zentralhöhle  sternförmig  einbuchten.  Die  äußeren  Faltenrücken 
sind  von  ziemlich  weiten  runden  Öffnungen  durchbrochen,  die  an  der  Außenseite  des  Schwammkörpers 
von  ringförmigen  Wällen  umgeben  werden.  Diese  Ringwälle  sind  alle  gleich  groß,  in  Längsreihen  oder 
undeutlich  spiralig  angeordnet  und  liegen  ziemlich  dicht  nebeneinander.  Dadurch  gleicht  die  äußere 
Oberfläche  der  Spongie  einer  Wabe. 

Zwischen  den  Wällen  liegen  unregelmäßig  zerstreut  winzige  Ostien  von  verschiedener  Weite. 
Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt. 

Wie  bei  allen  fossilen  HexaktineUiden  ist  vom  Skelett  nur  das  Diktyonalgerüst  erhalten.  Es 
besteht  aus  Hexaktinen  mit  dornigen  oder  glatten  Strahlen,  und  bildet  im  Innern  der  Wandung  ein  regel- 
mäßig gebautes  lockeres  Balkenwerk  mit  vorwiegend  quadratischen  Maschen.  An  den  Oberflächen  tritt 
eine  geringe  Verdichtung  ein.  Die  Hexaktine  sind  hier  unregelmäßiger  orientiert  und  die  Enden  der 
Strahlen  häufig  an  die  Kreuzungsknoten  benachbarter  Hexaktine  geheftet. 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  ca.  1,5  cm;  Dicke  1,5  cm;  Dicke  der  Wandung  ca.  1  mm; 
Weite  der  Ringwälle  ca.  2  mm. 

Die  einzige  lebende  Art,  Lefroyella  decora  Wyville  Thomson  ist  schlank  trichter-  oder  spitz- 
glasförmig  und  beträchtlich  größer. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Oberg  (s.  s.). 

Das  Original  ist  Unicum  und  liegt  in  meiner  Sammlung. 


—   217  — 


Familie  Chonelasmatidae  nov.  nom.  =  Coscinoporidae  F.  E.  Schulze. 

„  Kelch-  oder  plattenförmige  Scopularia,  deren  verhältnismäßig  dünne  Wand  von  geraden,  konischen, 
blind  endigenden  Epi-  und  Aporhysen  quer  durchsetzt  wird." 

(1904.    Wissenschaft!.  Ergeh,  der  Deutsch.  Tiefsee-Exped.;  Hexactinelhda,  S.  178.) 
Obere  Kreide  und  lebend. 

Die  Chonelasmatidae  stehen  hinsichtlich  der  Skelettstruktur  und  auch  im  Bau  des  Kanalsystems 
den  Euretidae  F.  E.Schulze  {Periphragella,  Farrea  etc.)  näher  wie  allen  anderen  Hexaktinellidengruppen. 
Dagegen  haben  sie  mit  den  Coscinoporidae  (im  Sinne  v.  Zittels),  zu  denen  F.  E.  Schulze  die  Gattung 
Chonelasma  gerechnet  hat,  nur  unbedeutende  Berührungspunkte.  Übrigens  gehört  die  Gattung  Coscino- 
pora  zu  den  Hexaktinelliden,  deren  Diktyonalgerüst  aus  Lychnisken  besteht.  Darum  schlage  ich  vor, 
die  Familie,  zu  der  Chonelasma  F.  E.  Schulze  und  Bathyxiphus  F.  E.  Schulze  gehören,  als  Chonelasmatidae 
zu  bezeichnen. 

Gattung  Chonelasma  F.  E.  Schulze.  1886. 

„Der  ganze  Körper  besteht  entweder  aus  einer  senkrecht  aufgewachsenen,  tafelförmigen  oder  ganz 
schwache  Biegungen  zeigenden,  mit  unregelmäßig  abgerundetem,  glattem  Rande  versehenen  Platte  bis 
zur  Handgröße  und  darüber,  oder  aus  einem  trichterförmigen  Kelche  mit  seithch  vorspringenden,  hand- 
schuhfingerförmigen Ausstülpungen." 

Obere  Kreide  und  Jetztzeit. 

Chonelasma  Hindei  nov.  sp.   (Tafel  XXVIII,  Fig.  1,  2;  Tafel  XLII,  Fig.  3;  Texttafel  XII,  Fig.  1.) 

Der  bis  10  cm  hohe  und  ca.  5  cm  dicke  Schwammkörper  ist  trichterförmig  mit  weiter  Zentralhöhle 
und  hat  eine  nur  ca.  1,5  mm  dicke  Wandung,  die  in  zahlreiche  radiale,  handschuhfingerförmige  Vor- 
stülpungen gefaltet  ist.  An  der  Außenseite  erscheinen  die  Vorstülpungen  als  kurzzylindrische,  0,5—1  cm 
auseinander  liegende,  ca.  1  cm  lange  und  dicke,  nach  den  Enden  mäßig  verdickte  Fortsätze.  Die  Scheitel 
sind  geschlossen  bis  auf  eine  ca.  3  mm  weite  runde  Öffnung,  die  in  der  Scheitelmitte  zwischen  zwei  bis  drei 
stumpfkonischen  Höckern  oder  spitzkonischen  Zipfeln  hegt.  Eine  ähnliche  Öffnung  wie  am  Scheitel 
fenstert  die  Wandungen  der  Vorstülpungen. 

Außenseite  mit  winzigen,  unregelmäßig  über  die  Oberfläche  zerstreuten  Ostien.  Innenseite  mit 
ebensolchen  Postiken  oder  ohne  Postiken.  Epirhysen  und  Aporhysen  sind  kaum  entwickelt;  die  Durch- 
spülung erfolgt  vielmehr  unmittelbar  durch  die  weiten  Skelettmaschen. 

Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus  Hexaktinen  mit  kleindornigen  Stralilen  und  bildet  im  Innern  der 
Wandung  ein  gewöhnlich  aus  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Zügen  gebautes  Balkenwerk  mit 
quadratischen  oder  rechteckigen  Maschen.  An  den  Oberflächen  der  Außen-  und  Innenseite  sind  die 
Hexaktine  unregelmäßig  orientiert  und  zu  relativ  dichten  geflechtartigen  Deckschichten  mit  rundlichen 
oder  polygonalen  Öffnungen  (den  Ostien  und  Postiken)  verschmolzen.  An  den  älteren  Teilen  der  Wandung 
kann  die  unregelmäßige  Struktur  auch  auf  die  parenchymalen  Skelettpartien  übergreifen  und  die  kubischen 
Maschen  ganz  verwischen.  In  den  Maschen  habe  ich  häufig  mit  einem  Strahle  an  die  dicken  Gerüstbalken 
festgeheftete  Oxyhexaktine  beobachtet. 

Palaeontographica.  Suppl.-Bd.  V.  28 


Im  ParenchyiTL  der  rezenten  Arien  kommen  zahlreiche  und  verschiedenartige  freie  Nadehi  wie 
Discohexakte,  Oxyhexaster  und  Discohexaster  vor;  im  Dermalskelett  außerdem  Scopulae.  Bei  der  fossilen 
Spezies  sind  alle  „Fleischnadeln"  durch  den  Versteinerungsprozeß  zerstört  worden. 

Chonelasma  Hindei  steht  der  lebenden  Chonelasma  calyx  F.  E.  Schulze  (Chall.  Rep.  Taf.  LXXXIX, 
Fig.  1,  2)  sehr  nahe.  Die  Übereinstimmung  der  rezenten  und  fossilen  Art  in  der  äußeren  Körperform 
geht  so  weit,  daß  ein  Kenner  der  lebenden  Hexactinelliden,  dem  die  mesozoische  Art  ohne  Angabe  der 
Herkunft  vorgelegt  würde,  zunächst  wohl  an  Chonelasma  calyx  dächte.  Es  kann  nicht  dem  geringsten 
Zweifel  unterliegen,  daß  die  Spezies  aus  der  Kreide  mit  Chonelasma  calyx  näher  verwandt  ist  wie  Chonelasma 
calyx  mit  den  durch  Chonelasma  lamellosa  repräsentierten  plattigen  Chonelasmen  der  Jetztzeit. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Chonelasma  punctata  nov.  sp.   (Tafel  XXVIII,  Fig.  3.) 

Zusammengedrückt-trichterförmig,  mit  ziemlich  dicker  Wandung  und  enger,  durch  in  der  Mittel- 
linie erfolgende  longitudinale  Verwachsungen  der  inneren  Oberflächen  in  zwei  Röhren  geteilter  Zentral- 
höhle, sitzend.  Die  handschuhfingerförmigen  Ausstülpungen  der  Wandung  liegen  als  kurze,  im  Scheitel 
von  einer  großen  runden  Öffnung  durclibohrte  Fortsätze  in  undeutlichen  Spiral-  oder  Längsreihen  an 
den  Schmalseiten  des  Schwammkörpers  oder  werden  hier  durch  große  runde  Wandlücken  vertreten. 

Äußere  Oberfläclie  mit  nadelstichartigen,  dicht  nebeneinander  liegenden  und  gleichmäßig  ver- 
breiteten Ostien.    Innenseite  mit  unregelmäßig  zerstreuten  Postiken  von  verschiedener  Größe. 

Das  Diktyonalgerüst  ist  im  Innern  der  Wandung  unregelmäßiger  wie  bei  der  andern  Art  und  an 
den  Oberflächen  dichter,  besitzt  aber  sonst  keine  bemerkenswerten  Besonderheiten. 

Freie  Nadeln  sind  nicht  erhalten. 

Maße:  Länge  des  Originals  7  cm.  Breite  4  cm,  Dicke  ca.  2,5  cm  ;  Dicke  der  Wandung  3 — 5  mm  ;  Weite 
der  runden  Offnungen  in  den  Scheiteln  der  Vorstülpungen  ca.  4  mm;  Anzahl  der  Ostien  auf  0,5  qcm  20 — 25. 

Chonelasma  punctata  unterscheidet  sich  von  der  zweiten  fossilen  Spezies  durch  dickere  Wandungen 
und  deutlicher  entwickelte  Ostien  und  Postiken.  Die  Ausstülpungen  der  Wandung  sind  kleiner  und 
plumper  und  nicht  radial  gestellt  sondern  hauptsächlich  an  den  Schmalseiten  des  mäßig  zusammen- 
gedrückten Schwammkörpers  entwickelt. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (s.  s.). 

Das  Original  ist  Unikum  und  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Familie  Aphrocallistidae  F.  E.  Schulze. 

(1904.    Wissenschaft!.  Ergeh,  der  Deutsch.  Tiefsee-Expedit.;  Hexactinelhda,  S.  178.) 

,, Kelch-  oder  röhrenförmige  Scopularia  mit  ziemlich  dünner  Wandung,  deren  Diktyonalgerüst 
vorwiegend  dreieckige  Maschen  zeigt  und,  von  regulären  sechsseitigen  Lücken  gleichmäßig  durchsetzt, 
ein  bienenwabenähnliches  Aussehen  hat." 


—   219  — 


Obere  Kreide  und  Jetztzeit. 

K.  V.  ZiTTEL,  der  als  erster  die  nahen  Beziehungen  der  kretazischen  Scyphia  alveolites  Roemer 
zu  lebenden  A phrocallistes- Arien  erkannte,  zog  die  Gattung  Aphrocallistes  Gray  zu  seiner  Familie 
Mellitionidae,  von  der  F.  E.  Schulze  auf  Grund  der  am  lebenden  Material  gewonnenen  Forschungsergebnisse 
die  Aphrocallistidae  abgetrennt  hat. 

Grattung  Aphrocallistes  Gray.  1888. 

F.  E.  Schulze  liat  zuletzt  (Wissenschaftl.  Ergebn.  der  Deutsch.  Tiefsee-Exped.,  Hexactinellida 
S.  148)  folgende  Gattungsdiagnose  gegeben: 

„Kelch-  oder  röhrenförmige  Scopularia,  deren  ziemlich  gleichmäßig  dünne  Wand  ein  bienenwaben- 
ähnliches Skelettgerüst  besitzt  und  bei  kelchförmigen  Stücken  in  bald  einfache  Längsfalten  gelegt,  bald 
mit  radiären,  liandschuhfingerförmigen  Aussackungen  besetzt  ist.  Die  obere  Kelchöffnung  kann  offen 
oder  mit  einer  quergestellten,  planen  oder  schwach  gewölbten  terminalen  Siebplatte  verschlossen  sein. 
Ähnliche,  aber  mehr  unregelmäßige  netzförmige  Septa  können  außerdem  hier  und  da  das  Kelch-  oder 
Röhrenlumen  quer  durchsetzen.  Die  die  Körperwandung  rechtwinklig  durchsetzenden,  regulär-sechs- 
seitig prismatischen  „Radialtuben"  dieses  Gerüstes  werden  durch  plane  Scheidewände  geschieden,  welche 
aus  einem  meist  einschichtigen  diktyonalen  Balkenwerk  mit  vorwiegend  dreieckigen  Maschen  bestehen 
und  mit  konischen  Zapfen  sowohl  an  den  dermalen  und  gastralen  Rändern  als  auch  an  der  Innenfläche 
besetzt  sind. 

Die  als  ziemlich  ebenes  Gitternetz  sich  über  die  ganze  Außenfläche  hinziehende  Dermalmembran 
enthält  hexaktine,  seltener  pentaktine  Dermalia,  welche  im  ersteren  Falle  einen  mehr  oder  minder  weit 
hervorragenden  äußeren  Pinulstrahl  haben,  während  die  ähnliche,  aber  viel  weitmaschigere  Gastral- 
membran  gewöhnlich  nur  durch  tangentiale  Diaktine  gestützt  wird. 

Als  intermediäre  Parenchymalia  kommen  Hexaktine  und  Hexaster  bald  mit  spitzen,  bald  mit 
Krallen  tragenden  oder  geknöpften  resp.  Querscheiben  tragenden  Enden  vor.'' 

Obere  Kreide  und  Jetztzeit. 

Aphrocallistes  alveolites  Roem.  sp.    (Tafel  XXV,  Fig.  8,  9,  10;  Tafel  XXXI,  Fig.  3;  Texttafel  XL 

Fig.  5.) 

1841.    Scyphia  alveolites  Roemer,  Kr.  Taf.  III,  Fig.  6. 
1877.    Aphrocallistes  alveolites  Zittel,  Stud.  1,  S.  49. 
1883.  „  „      HiNDE,  Catal.  S.  106. 

1900.  „  ,,      Wollemann,  Biwende  S.  8. 

1902.  „  „       Wollemann,  Lüneb.  S.  8. 

Bis  fingerlange  und  -dicke,  oder  noch  stärkere,  nach  oben  gewöhnlich  allmählich,  seltener  schnell 
an  Umfang  zunehmende,  einfache,  oder  durch  seitliche  Sprossung  ästige,  dünnwandige  Röhren  von  kreis- 
förmigem Querschnitt. 

Äußere  und  innere  Oberfläche  der  Röhrenwandungen  mit  etwa  nadelstichweiten,  dicht  neben- 
einander liegenden,  gleichmäßig  verbreiteten,  unter  der  Lupe  polygonalen  Öffnungen,  die  zu  regulär- 


—  220  — 


sechsseitig  prismatischen  Radialtuben  gehören,  welche  die  Wandung  rechtwinklig  durchsetzen.  Der 
Scheitel  der  Röhren  ist  abgestutzt  und  durch  ein  planes  Diaphragma  geschlossen,  das  dünner  wie  die 
Röhrenwandungen  und  siebartig  durchlöchert  ist.  Die  Löcherchen  sind  wie  die  Mündungen  der  Radial- 
tuben angeordnet,  aber  etwas  größer  und  haben  keinen  regulär-sechsseitigen  sondern  kreisförmigen  oder 
unregelmäßig  rundlichen  Umriß. 

Das  Skelett  besteht  aus  Diktyonalhexaktinen,  die  zu  einem  sehr  soliden  Gerüste  verschmelzen. 
Die  große  Festigkeit  ist  auf  starke  Anreicherung  von  Kieselsubstanz  um  die  Strahlen  der  Hexaktine  zurück- 
zuführen, die  auch  bedingt,  daß  die  ursprünglich  eckigen  Maschen  zwischen  den  Gerüstbalken  auf  kleine 
rundliche  Lücken  von  verschiedener  Größe  reduziert  werden  können.  Eine  wesentliche  Abweichung 
vom  Bau  des  Diktyonalgerüstes  der  lebenden  Arten  ist  das  nicht.  —  Nach  F.  E.  Schulze  heften  sich 
bei  den  rezenten  Aphrocallistidae  die  Strahlen  der  Hexaktine  mit  Vorliebe  an  die  Kreuzungsknoten 
benachbarter  Hexaktine;  dadurch  überwiegen  im  Diktyonalgerüst  dreieckige  Maschen.  Auch  an  den 
fossilen  Gerüsten  ist  diese  Eigentümlichkeit,  namentlich  wenn  man  die  Beobachtung  der  in  der  Regel 
stark  erweiterten  Axenkanäle  zu  Hilfe  nimmt,  deutlich  zu  erkennen.  —  Das  Diktyonalgerüst  ist  an  den 
Oberflächen  und  in  den  Scheidewänden  der  Radialtuben  nach  demselben  Schema  gebaut.  Auch  die 
Diaphragmen  am  Ende  der  Röhren  besitzen  im  wesentlichen  dieselbe  Struktur  wie  die  Röhrenwandungen. 

Die  bei  den  lebenden  Arten  von  hexaktinen  oder  pentaktinen  Dermalia  gestützte  Dermalmembran 
und  die,  tangentiale  Diaktine  enthaltende,  Gastraimembran  sind  bei  den  fossilen  Spezies  ebensowenig 
erhalten  wie  die  intermediären  Parenchymalia  (Discohexaster,  Oxyhexaster  und  Onychaster). 

Maße:  Länge  der  Röhren  3,5 — 10  cm;  Dicke  am  unteren  Ende  ca.  1  cm,  am  Scheitel  4 — 5  cm; 
Dicke  der  Wandung  1 — 1,5  mm;  Dicke  der  Scheiteldiaphragmen  ca.  0,5  mm;  Anzahl  der  Radialtuben 
auf  0,5  qcm  50 — 70,  der  Löcherchen  in  den  Scheiteldiaphragmen  ca.  36. 

Aphrocallistes  alveolites  gehört  in  eine  Entwicklungsreihe,  die  auch  den  Formenkreis  des  rezenten 
Aphrocallistes  beatrix  Gray  (im  Sinne  der  zuletzt^)  von  F.  E.  Schulze  gegebenen  erweiterten  Fassung 
des  Artbegriffes)  enthält.  In  der  äußeren  Körperform  steht  A.  alveolites  aus  der  oberen  Kreide  den 
früher  als  Aphrocallistes  ramosus  F.  E.  Schulze  (Küste  von  Japan,  Philippinen)  bezeichneten,  verästelten 
Stöckchen  näher,  wie  den  radiäre  Divertikel  tragenden  Kelchen  von  A.  beatrix  und  A.  bocagei.  Die  fossile 
Spezies  stellt  aber  insofern  einen  eigenen  Formentypus  dar,  als  die  Röhren  oder  die  Verästelungen  der  Röhren 
kreisel-  oder  keulenförmig,  an  den  Enden  abgestutzt  und  durch  plattige  Diaphragmen  geschlossen  sind. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.),  Oberg  (z.  h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  10. 

Die  Originale  zu  den  Abbildungen  liegen  in  meiner  Sammlung. 

f 

Aphrocallistes  cylindrodactylus  nov.  sp.    (Textfigur  1;  Texttafel  XI,  Fig.  6.) 

Bis  faustdicke,  im  Scheitel  trichterförmig  vertiefte,  gestielte  Knollen,  deren  sehr  dünne  Wandung 
zu  zahlreichen  radiären,  handschuhfingerförmigen  Vorstülpungen  gefaltet  ist.    Außen  erscheinen  die 

^)  Deutsche  Tiefseeexpedition  Bd.  IV,  S.  145 — -148.  Die  früher  als  Aphr.  beatrix,  bocagei  und  ramosus  beschriebenen 
lebenden  Arten  sind  nach  F.  E.  Schulze  nur  verschiedene  Formen  ein  und  derselben,  durch  große  Variabilität  der  Körperform 
ausgezeichneten  Spezies  {A.  beatrix  Gray). 


—  221  — 


Vorstülpungen  als  kinderfingerlange  und  -dicke,  walzenförmige,  an  den  Enden  abgerundete  Fortsätze, 
die  dicht  nebeneinander  liegen  und  in  der  Nähe  des  Stiels  am  längsten  sind,  während  sie  am  Vorderteil 
auf  traubige  Wülste  reduziert  sein  können. 

Außenseite  mit  zu  Längsreihen  geordneten  oder  gleichmäßig  zerstreuten  nadelstichweiten  Öffnungen 
von  zylindrischen  Radialkanälen,  welche  die  Wandung  vollständig  durchdringen. 

Die  Oberfläche  der  trichterförmigen 
Scheitelvertiefung  nimmt  ein  grobmaschiges 
Diaphragma  ein,  das  entweder  gleichmäßig  ver- 
breitet ist  oder  aus  alternierenden,  fein-  und 
grobporösen  Radialbändern  besteht. 

Die  Diktyonalia  sind  Hexaktine  mit 
glatten  Strahlen  und  verschmelzen  im  Innern 
der  Wandung  und  an  der  Oberfläche  der  Innen- 
seite zu  einem  unregelmäßig  gebauten  und  nur 
aus  ein  bis  zwei  Schichten  beliebig  orientierter 
Hexaktine  bestehenden  Gerüste  mit  vorwiegend 
dreieckigen  Maschen.  Hierüber  legt  sich  an  der 
äußeren  Oberfläche  eine  dicke  Deckschicht,  die 
aus  Verdickungen  der  oberflächlich  gelegenen 
Hexaktinen-Strahlen  hervorgeht.  Ähnlich  wie 
die  Deckschicht  ist  auch  das  Scheiteldiaphragma 
zusammengesetzt. 

Maße:  Dicke  der  Wandung  ca.  0,3  mm  ; 
Anzahl  der  Radialkanäle  auf  0,5  qcm  ca.  100; 
Weite  der  Maschen  im  Scheiteldiaphragma  0,5 
bis  1  mm  (auf  0,5  qcm  ca.  20). 

Radiäre  Divertikel  in  Form  handschuh- 
fingerförmiger Aussackungen  der  Wandung 
eines  oben  diu*ch  eine  Siebplatte  geschlossenen 
Kelches  kommen  auch  bei  Aphr.  heatrix  Gray,  der  häufigsten  und  formenreichsten  rezenten  Art, 
vor.  Die  beiden  Arten  unterscheiden  sich  aber  recht  deutlich  durch  verschiedenartige  Struktur 
der  Wandung.  Bei  Aphr.  heatrix  wird  sie  wie  eine  Honigwabe  von  prismatischen,  durch  plane 
Scheidewände  geschiedenen  Radialtuben  rechtwinklig  durchsetzt.  Auch  ist  sie  im  Innern  und  an  beiden 
Oberflächen  nach  demselben  Schema  gebaut.  Bei  Aphrocallistes  cylindrodactylus  verschmelzen  dagegen 
die  Strahlen  der  Hexaktine  im  Innern  der  Wandung  und  an  der  Oberfläche  der  Innenseite  zu  einem  sehr 
lockeren  Gerüste,  das  nur  an  der  äußeren  Oberfläche  von  der  dichten  Deckschicht  überzogen  wird. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (z.  s.),  Misburg  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 


Textfigur  1. 

Aphrocallistes  q/lindrodoctylus  Schrammen  aus  der  Quadraten- 
Kreide  von  Oberg. 


—   222  - 


Aphrocallistes  lobatus  nov.  sp.  (Textfigur  2;  Tafel  XXVI,  Fig.  1.) 

Der  bis  kinderhandgroße  Schwammkörper  besteht  aus  gerundeten,  1  cm  dicken,  ohr-  oder  blatt- 
förmigen Lappen  und  Wülsten,  die  innen  hohl  sind  und  Ausstülpungen  der  nur  1  mm  dicken  Wandung 
darstellen. 

Struktur  der  Wandung  und  Kanalsystem  wie  bei  Aphrocallistes  cylindrodactylus. 

Aphrocallistes  lobatus  schließt  sich  durch  ge- 
wisse Eigentümlichkeiten  der  äußeren  Körper- 
form, worunter  ich  namentlich  die  beuteiförmigen 
Ausstülpimgen  der  Wandung  verstehe  und  auch 
durch  die  Tektonik  des  Diktyonalgerüstes  enger 
an  Aphrocallistes  cylindrodactylus  wie  an  Aphro- 
callistes alveolites  an.  Ob  die  Art  auch,  wie  Aphr. 
cylindrodactylus  eine  terminale  Siebplatte  ent- 
wickelt, konnte  ich  nicht  feststellen,  weil  das 
Material  nicht  genügte.  Es  ist  aber  nicht  un- 
wahrscheinlich. 

Ich  möchte  den  Hinweis  nicht  unterlassen, 
daß  Aphrocallistes  lobatus  Übereinstimmungen  mit 
einem,  von  F.  E.  Schulze  abgebildeten  japanischen 
Exemplare  von  Aphrocallistes  vastus  zeigt.  Es' wäre 
immerhin  denkbar,  daß  Aphrocallistes  lobatus  und 
Textfigur  2.  der  mit  dieser  Art  nah  verwandte  A phr.  cylindro- 

Aphrocalli.^tcs  lobatus  Schrammen  avis  der  Mucronaten-Kreide    dactylus  ZU  einer  Formenreihe  gehören,  die  in  der 
von  Ahlten.  Jetztzeit  durch  Aphr.  castus,  der  allerdings  durch 

offene   Kelchform  und  den  Mangel  einer 
terminalen  Siebplatte  charakterisiert  sein  soll,  vertreten  wird. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Ahlten  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Familie  Tretocalycidae  F.  E.  Schulze. 

(1904.    Wissenschaftl.  Ergebn.  der  Deutsch.  Tiefsee-Expedit.  S.  179.) 

Uncinataria  mit  unregelmäßigen  Kanälen,  die  den  Körper  schräg  oder  in  verschiedener  Richtung 
durchdringen,  oder  mit  regelmäßig  alternierenden,  röhrenförmigen,  die  Wandung  quer  durchsetzenden 
und  blind  endigenden  Epirhysen  und  Aporhysen.  Mit  Ausnahme  der  Gattung  Uncinatera  Topsent  haben 
alle  Gattungen  Scopulae. 

Obere  Kreide  und  Jetztzeit. 


—   223  — 


Von  den  fossilen  Arten  stehen  Tretodictyiim  Loeschmanni  Schrammen  und  Tretodictyiim  Pfaffi 
Schrammen  den  lebenden  Hexactinella  lata  F.  E.  Schulze  und  Hexactinella  tubulosa  F.  E.  Schulze  nahe, 
während  Hexactinella  angustata  Schrammen  und  Hexactinella  laevis  Schrammen  in  die  Verwandtschaft 
der  Hexactinella  ventilabrum  Carter  gehören.  Die  erste  Gruppe  wird  charakterisiert  durch  anastomosierende 
Röhren  mit  unregelmäßigen  Kanälen,  die  andere  enthält  trichter-  oder  ohrförmige  Schwammkörper 
mit  mehr  oder  weniger  regelmäßig  entwickeltem  Kanalsystem.  Auf  Grund  der  ziemlich  erheblichen 
Unterschiede  trenne  ich  von  der  Gattung  Hexactinella  Carter,  als  deren  Typus  ich  Hexactinella  venti- 
labrum Carter  ansehe,  die  aus  anastomosierenden  Röhren  bestehenden  Formen  ab  und  schlage  dafür 
den  von  F.  E.  Schulze  eingeführten,  aber  aus  Prioritätsgründen  wieder  aufgegebenen  Gattungsnamen 
Tretodictyum  vor. 

Gattung  Hexactinella  Carter  emend. 

Der  dünn-  oder  dickwandige  Schwammkörper  ist  zylindrisch,  trichter-  oder  ohrförmig.  Außenseite 
mit  gleichmäßig  verbreiteten  Ostien  von  Epirhysen,  welche  die  Wandung  in  gerader  Richtujig  durchdringen 
und  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Postiken  bhnd  endigen. 
Die  Aporhysen  beginnen  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Ostien, 
münden  aber  nicht  unmittelbar  in  die  Postiken,  sondern  schon  vorher  unter  der  inneren  Oberfläche.  Zu 
jeder  Postike  gehören  mehrere  Aporhysen.  Die  Hexaktine  haben  dornige  Strahlen  und  verschmelzen 
im  Innern  der  Wandung  zu  einem  mehr  oder  weniger  regelmäßig  gebauten,  an  den  Oberflächen  mäßig 
verdichteten  Gerüste.    Ihre  nach  außen  gerichteten  Stralilen  endigen  als  lange  konische  Zapfen. 

Obere  Kreide  und  Jetztzeit. 

Hexactinella  angustata  Schrammen.  (Tafel  XXVI,  Fig.  6,  Fig.  7  und  Fig.  10;  Texttafel  XI,  Fig.  8.) 

1902.    Polyopesia  angustata  Schrammen,  Hexact.  S.  26,  Taf.  II,  Fig.  1. 
1902.  „   •     radiciformis  Schrammen,  Hexact.  S.  26,  Taf.  III,  Fig.  1. 

Mehr  oder  weniger  dickwandige  Trichter  mit  kräftigem  Stiel  und  gut  entwickelter  Wurzel. 

Außenseite  mit  größeren  oder  kleineren,  unregelmäßig  angeordneten,  rundlichen  Ostien  von  Epi- 
rhysen, welche  die  Wandung  in  gerader  Richtung  durchdringen  und  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite 
in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Postiken  blind  endigen.  Die  Aporhysen  beginnen  unter  der  Ober- 
fläche der  Außenseite  in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Ostien,  münden  aber  nicht  erst  an  der  Ober- 
fläche der  Innenseite,  sondern  schon  etwas  vorher.  Zu  mehreren  Aporhysen  gehört  je  eine  der  großen 
rundlichen  Postiken,  die  gleichmäßig  über  die  Oberfläche  der  Innenseite  a  erbreitet  sind.  Auf  den  Skelett- 
brücken zwischen  den  Ostien  sitzen  an  der  äußeren  Oberfläche  kleine  unregelmäßig  zerstreute  Knötchen 
und  Wärzchen,  die  am  Scheitel  von  nadelstichweiten,  unmittelbar  in  die  Aporhysen  führenden  Öffnungen 
durchbrochen  werden. 

Die  Diktyonalia  sind  mit  winzigen  Dornen  besetzt  und  bilden  ein  ziemlich  regelmäßig  gebautes 
Gerüst  mit  vorwiegend  quadratischen  Maschen.  An  der  äußeren  und  inneren  Oberfläche  nimmt  das 
Diktyonalgerüst  mehr  den  Charakter  eines  Geflechtes  an,  indem  eine  Verdickung  der  tangentialen  Strahlen 
eintritt,  welche  die  eckigen  Skelettmaschen  in  rundliche  Lücken  verwandelt.    Die  nach  außen  oder  nach 


—  224  — 


den  Lumina  der  Kanäle  gerichteten  Hexaktinenstrahlen  endigen  als  lange  konische  Zapfen,  die  nicht  selten 
kleine  Oxyhexaktine  tragen. 

Maße:  Höhe  bis  10  cm  ;  größte  Weite  ca.  15  cm  ;  Dicke  der  Wandung  ca.  6  mm  ;  Weite  der  Ostien 
und  Postiken  1,5 — 3  mm.  Anzahl  auf  1  qcm  5 — 8. 

Die  Spezies  unterscheidet  sich  von  Hexactinella  laevis,  der  nächstverwandten  fossilen  Art  u.  a. 
durch  den  größeren  und  dickwandigeren  Schwammkörper  und  durch  Knötchen  und  Warzen  auf  den 
Brücken  zwischen  den  Ostien. 

Alter  und   Facies:   Cuvieripläner,  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Heere  (s.  s.),  Oberg  (z.  s.),  Misburg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  6. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Hexactinella  laevis  hov.  sp.   (Tafel  XXVI,  Fig.  5;  Tafel  XLIl,  Fig.  5.) 

Der  etwa  fingerlange  und  am  vorderen  Ende  ca.  2  cm  dicke,  kurzgestielte  Schwammkörper  ist 
spitzglas-  oder  röhrenförmig  und  hat  eine  3 — 4  mm  dicke  Wandung. 

Außenseite  mit  rundlichen  oder  ovalen,  1 — 1,5  mm  weiten,  unregelmäßig  angeordneten,  aber 
gleichmäßig  über  die  Oberfläche  verbreiteten  Ostien  von  geraden  röhrenförmigen  Epirhysen,  welche  die 
Wandung  rechtwinkelig  durchdringen  und  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite,  in  den  Skelettbrücken 
zwischen  den  Postiken  blind  endigen.  Auf  den  Brücken  zwischen  den  Ostien  liegen  außerdem  an  der 
Oberfläche  der  Außenseite  zahlreiche  nadelstichartige  Öffnungen  von  feinen  Kanälchen,  die  direkt  in  die 
Aporhysen  münden.  Diese  beginnen  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  in  den  Skelettbrücken  zwischen 
den  Ostien  und  münden  an  der  inneren  Oberfläche  mit  großen,  fast  2  mm  weiten  Postiken.  Zu  jeder 
Postike  gehören  mehrere  Aporhysen,  die  aber  nicht  unmittelbar  hineinmünden,  sondern  schon  in  der 
Nähe  der  inneren  Oberfläche  endigen.  Die  mesialen  Teile  des  Diktyonalgerüstes  erleiden  durch  den  in 
der  Nähe  der  inneren  Oberfläche  eintretenden  Fortfall  der  Aporhysenwandungen  eine  nicht  unerhebliche 
Einbuße  an  Stabilität,  die  bei  geätzten  Exemplaren  leicht  zur  Ablösung  der  gastralen  Partien  führt. 

Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus  Hexaktinen  mit  kleindornigen  Strahlen.  Im  Innern  der  Wandung 
sind  die  Maschen  vorwiegend  quadratisch.  An  der  Außenseite  und  mehr  noch  an  der  Innenseite  tritt  eine 
leichte  Verdichtung  der  äußersten  Skelettlage  dadurch  ein,  daß  die  Zahl  der  Hexaktine  zunimmt  und 
die  Tangentialstrahlen  durch  Zufuhr  von  Kieselsubstanz  verdickt  werden.  Infolgedessen  werden  hier  die 
Skelettmaschen  rundlich.  Die  äußeren  Radialstrahlen  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  endigen  frei 
als  ungewöhnlich  lange  Kieselstacheln.  (Länge  der  Stacheln  =  der  Länge  eines  normalen  Gerüstbalkens, 
von  einem  Kreuzungsknoten  zum  andern  gemessen.) 

Hexactinella  laevis  gehört  in  eine  Entwicklungsreihe,  die  in  der  Jetztzeit  anscheinend  nur  noch  durch 
Hexactinella  ventilabrum  Carter  (von  Japan)  vertreten  wird. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 


—  225  — 


Hexactinella  laevis,  var.  auricularis  nov.  var.   (Tafel  XXVI,  Fig.  8  u.  9.) 

Unterscheidet  sich  vom  Typus  nur  durch  ohr-  oder  fächerförmige  Gestalt. 
Maße:   Höhe  6  cm,  größte  Breite  8  cm;  Dicke  der  Wandung  ca.  4  mm. 
Quadratenkreide  von  Oberg. 
Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 


Gattung  Tretodyctium  F.  E.  Schulze  emend. 

Der  Schwammkörper  besteht  aus  ziemlich  dicken,  aber  dünnwandigen  Röhren,  die  unregelmäßige 
Anastomosen  bilden  und  distal  mit  schalltrichterförmigen  Erweiterungen  endigen.  Die  Kanalmündungen 
sind  ganz  unregelmäßig  über  die  Oberflächen  verbreitet  und  gehören  zu  Epirhysen  und  Aporhysen,  die  die 
Wandung  nicht  quer,  sondern  schräg  oder  in  longitudinaler  Richtung  durchsetzen.  Die  Hexaktine  haben 
dornige  Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem  im  Inneren  der  Wandung  ziemlich  regelmäßig  gebauten,  an 
den  Oberflächen  aber  mäßig  verdichteten  Gerüste.  Die  nacli  außen  gerichteten  Strahlen  endigen  frei 
als  lange  spitzkonische  Zapfen. 

Obere  Kreide  und  Jetztzeit. 

Tretodictyum  Loeschmanni  nov.  sp.  (Tafel  XXV,  Fig.  7;  Texttafel  XII,  Fig.  11.) 

Bis  fingerdicke,  distal  trompetenförmig  erweiterte  Röhren  mit  dünner  Wandung,  die  unregel- 
mäßige Anastomosen  bilden. 

Beide  Oberflächen  mit  kleinen,  unregelmäßig  verbreiteten  Ostien  und  Postiken,  die  zu  Epirhysen 
bezw.  Aporhysen  gehören,  welche  in  schräger  Richtung  in  die  Wandung  eindringen  und  an  der  anderen 
Oberfläche,  oder  blind  endigen. 

Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus  kleindornigen  Hexaktinen,  die  im  Inneren  der  Wandung  in  regel- 
mäßiger Weise  verschmelzen,  indem  die  benachbarten  Strahlen  von  gemeinsamen  Kiesellamellen  umhüllt 
werden.  An  den  beiden  Oberflächen  wird  die  Skelettstruktur  durch  Häufung  der  Hexaktine  dichter, 
und  dadurch  daß  die  Strahlen  mit  Vorliebe  an  die  Kreuzungsknoten  benachbarter  Hexaktine  geheftet 
sind,  auch  unregelmäßiger.  Die  nach  außen  gerichteten  Strahlen  der  Hexaktine  endigen  frei  als  lange 
spitzkonische  Zapfen. 

Die  beiden  fossilen  Arten  sind  u.a.  leicht  an  der  verschiedenen  Dicke  und  Weite  der  Röhren  zu 
unterscheiden. 

Tretodictyum  Loeschmanni  ist  das  einzige  bekannte  Glied  einer  Entwicklungsreihe,  zu  deren  Aus- 
läufern das  lebende  Tretodictyum  (Hexactinella)  latum  F.  E.  Schulze  von  Japan  (Chall.  Rep.  Taf.  XCIV, 
Fig.  1,2,  S.  329)  gehört. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Palaeontographica.   Suppl.-Bd.  V.  29 


—  226  — 


Tretodictyum  Pfaffi  nov.sp.    (Tafel  XXVIII,  Fig.  12;  Tafel  XLII,  Fig.  4;  Texltafel  XII,  Fig.  10.) 

Wenig  über  cm  dicke,  dünnwandige  Röhren,  die  unregelmäßige  Anastomosen  bilden  und  distal 
mit  schalltrichterförmigen  Erweiterungen  endigen. 

Beide  Oberflächen  mit  kleinen,  unregelmäßig  verbreiteten  Mündungen  von  Epirhysen  und  Apo- 
rhysen,  welche  die  Wandung  in  schräger  Richtung  entweder  vollständig  durchdringen  oder  blind  aus- 
laufen. 

Das  Skelett  besteht  aus  Diktyonalhexaktinen  mit  glatten  oder  dornigen  Strahlen.  Im  Inneren 
der  Wandung  und  an  der  inneren  Oberfläche  verschmelzen  die  Hexaktine  zu  einem  regelmäßig  gebauten 
Gerüste  mit  quadratischen  oder  rechteckigen  Maschen.  Die  Oberfläche  der  Außenseite  ist  mit  einem 
unregelmäßigen  Geflechte  überzogen,  das  aus  Hexaktinen  beliebiger  Orientierung  besteht.  Ihre  Strahlen 
sind  gleich-  oder  verschiedenlang  und  in  unregelmäßiger  Weise  an  die  Gerüstbalken  oder  Kreuzungsknoten 
benachbarter  Hexaktine  geheftet. 

Durch  die  äußere  Körperform  und  die  Organisation  des  Röhren-  und  Kanalsystems  und  auch  in 
den  Dimensionen  nähert  sich  Tretodictyum  Pfajfi  dem  lebenden  Tretodictyum  (Hexactinella)  tuhulosum 
F.  E.  Schulze  (Ghali.  Rep.,  S.  228,  Taf.  XCIII,  Fig.  1)  von  Japan. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (s.  s.). 

Anzahl   der  untersuchten  S  t  ü  c  Je  e  :  2. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

2.  Subtribus  Inermia  F.  E.  Schulze. 
Hexactinosa  ohne  Uncinate,  Scopulac  und  Clavulao. 

Familie  Dactylocalycidae  Ijima. 

(1903.    Contribution  III,  S.  25.) 

,,Dcr  massige  oder  kelchförmige,  seltener  platte  Körper  besteht  aus  einem  System  anastomosierender 
Röhren,  zwischen  welchen  ein  interstitielles  Lückensystem  (Cavaedialsystem)  vorhanden  ist.  Das  in 
letzteres  eintretende  Wasser  durchsetzt  die  Wand  der  Röhren  und  gelangt  durch  diese  direkt  oder  durch 
einen  gemeinsamen  Gastrairaum  nach  außen.    Diktyonalgerüst  ohne  Lychnisken." 

(Familiendiagnose  nach  F.  E.  Schulze,  Wissenschaftl.  Ergeh,  der  Deutsch.  Tiefsee-Exped.  Teil  I, 
S.  178.) 

Obere  Kreide  und  Jetztzeit. 

Zur  Familie  der  Dactylocalycidae  hat  Ijima  die  rezenten  Genera  Dactylocalyx,  Margaritella,  Myliusia, 
Aulocalyx  und  Euryplegma  zusammengefaßt.  Nach  F.  E.  Schulze  gehört  wahrscheinhch  noch  die  Gattung 
Scleroplegma  0.  Schmidt  dazu,  die  auch  in  der  oberen  Kreide  durch  eine  Art  {Scleroplegma  macrochorium 
Schbammen)  vertreten  ist. 


~  227  — 


Gattung'  Scleroplegma  0.  Schmidt. 

„Dickwandige  Kelche  oder  Zylinder,  deren  sprödes  Wandungsgeflecht  aus  runden  oder  prismatischen 
Röhren  gebildet  wird,  welche  vorzugsweise  schief  von  außen  nach  innen  gehen  und  entweder  isoliert  oder 
nachdem  sich  einige  miteinander  verbunden  haben,  in  den  Gastrairaum  münden;  zwischen  ihnen  unregel- 
mäßige Interkanäle."   (0.  Schmidt,  Die  Spongien  des  Meerb.  von  Mexiko,  p.  56.) 

Obere  Kreide  und  lebend. 

Scleroplegma  macrochorium  nov.  sp.   (Tafel  XXVI,  Fig.  11  und  12.) 

Von  dieser  neuen  Art  habe  ich  nur  wenige  Stücke,  nämhcli  ein  kaum  4  cm  langes  und  1,5  cm  dickes 
zylindrisclies  (?  junges)  Individuum  und  zwei,  mehrere  qcm  große,  ca.  7  mm  dicke,  plattigc  Fragmente 
gefunden.  Die  letzteren  werden  wie  eine  Honigwabe  von  dicht  nebeneinander  liegenden,  2 — 3  mm  weiten, 
runden  oder  undeutlich  prismatischen  Röhren  durchsetzt.  Ein  Teil  davon  mündet  an  beiden  Oberflächen. 
Zahlreiche  andere  endigen  blind  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite. 

Die  Wandung  des  zylindrischen  Exemplars  besteht  aus  2 — 3  mm  weiten  anastomosierenden  Röhr- 
chen, zwischen  denen  engere  Gavaedien  liegen.  Die  Mündungen  der  Röhren  und  Cavaedien  liegen  an  der 
Oberfläche  der  Außenseite  und  auf  der  Paragasterwandung. 

Das  Skelett  besteht  aus  Diktyonalhexaktinen  mit  bedornten  Strahlen  und  kugelig  verdickten 
Kreuzungsknoten  und  bildet,  je  nachdem  die  Strahlen  der  Länge  nach  verschmelzen  oder  an  die  Kreuzungs- 
knoten benachbarter  Hexaktine  geheftet  sind ,  ein  dichtes  Gerüst  mit  dreieckigen  oder  viereckigen 
Maschen.  Die  dermalen  und  gastralen  Skelettpartien  unterscheiden  sich  von  den  parenchymalen 
wenig.  Nur  sind  die  äußeren  Radialstranlen  auf  zapfenförmige  Anschwellungen  reduziert.  Die  Weite 
der  Skelettmaschen  übertrifft  in  der  Regel  nicht  den  Durchmesser  der  kugeligen  Verdickungen,  welche 
die  Kreuzungsknoten  der  Hexaktine  umgeben  und  eine  auch  bei  der  lebenden  Art  vorhandene,  recht 
charakteristische  Eigentümlichkeit  darstellen. 

Die  nächstverwandte  rezente  Art  ist  Scleroplegma  conica  0.  Schmidt 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 


Familie  Auloplacidae  nov.  fam. 

Kleine,  trichter-,  röhren-  oder  spitzglasförmige,  oder  aus  fächerförmig  oder  bündelartig  nebeneinan- 
der liegenden  Röhrchen  bestehende  Hexactinosa  mit  ziemlich  dicker  Wandung.  Oberflächen  mit  kleinen 
Ostien  und  Postiken  von  radiären,  blind  endigenden  Epirhysen  bezw.  Aporhysen,  oder  Kanalsystem 
wenig  entwickelt.  Die  großen  Hexaktine  haben  glatte  Strahlen,  die  zu  einem  mehr  oder  weniger  regel- 
mäßig gebauten  Gerüste  verschmelzen,  in  dem  longitudinale  oder  bogenförmig  von  innen  nach  außen 
strahlende  Balkenzüge  besonders  kräftig  entwickelt  sind.    Die  Enden  dieser  Balkenzüge  erheben  sich 


Texttafel  X. 

Skclettbestandteile  der  Familien  Cralicularidae  Rauff,  Callibrochidae  Schrammen,  Plearothyrisidae  Schrammen,  Auloplacidae 
Schrammen,  Folysligmalidae  Schrammen,  Syringidae  Schrammen. 

(lu  45  fâcher  Vergrößerung.) 


A.  Schrammen  del. 


—   229  - 


Erklärung  z-u  Texttafel  X. 


Familie  Craticularidae. 

Fig.    1.    Craticularia  relicta  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 

Familie  Callibrochidae. 

Fig.    2.    Callibrochis  senonensis  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Gerüst, 
Fig.    3.    Callibrochis  senonensis  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.    Äußere  Oberfläche. 
Fig.    4.    Wollemannia  araneosa  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Gerüst. 
Fig.    5.    Wollemannia  araneosa  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Oberfläche  der  Innen- 
seite von  unten  gesehen. 

Fig.    6.    Wollemannia  araneosa  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Oberfläche  der  Außen- 
seite von  unten  gesehen. 

Familie  Pleurothyrisidae. 

Fig.    7.    Pleurothyris  folium  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 
Fig.    8.    Pleiirochorium  Schulzei  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg,    a)  Diktyonalhexak- 
tine.   b)  Deckgespinst. 

Famihe  Auloplacidae. 

Fig.  9.  Stereochlamis  calyculum  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 
Fig.  10.    Stereochlamis  praecissa  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 

Famihe  Polystigmatidae. 

Fig.  11.    Polystigmatium  striato-punctatum  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonal- 
hexaktine. 

Famihe  Syringidae. 

Fig.  12.    iSyringiiim  textum  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 


wie  die  Grannen  eines  Pelzes  über  die  Oberfläche  der  Außenseite  oder  beide  Oberflächen  und  bilden  dadurch 
einen  förmlichen  Schleier  von  langen  Kieselstäben. 
Obere  Kreide  und  Jetztzeit. 

F.  E.  Schulze  hat  Auloplax,  die  typische  Gattung  dieser  Familie,  zur  Familie  Dactylocalycidae 
Ijima  gezogen.  Indessen  scheint  mir,  daß  die  erheblichen  Organisationsverschiedenheiten  zwischen  den 
um  Auloplax  gruppierten  Formen  und  den  Dactylocalycidae  im  Sinne  Ijimas  die  Aufstellung  einer  neuen 
Familie  Auloplacidae  wünschenswert  machten. 

Gattung  Auloplax  F.  E.  Schulze. 

,, Flache  oder  schwach  gebogene  Platten,  welche  mit  einem  verschmälerten  Randende  der  Unterlage 
aufsitzen  und  zur  Hauptsache  aus  fächerförmig  nebeneinander  liegenden  spitzwinklig  sich  teilenden  und 


—  230  — 


der  Länge  nach  verkitteten  Röhren  von  Gänsefederkielstärke  bestehen.  Zwischen  diesen  Röhren,  welche 
teils  am  Rande,  teils  an  den  beiden  Flächen  der  Platte  mit  glatten  rundlichen  oder  ovalen  Öffnungen  nach 
außen  münden  und  auch  durch  ähnliche  Öffnungen  untereinander  vielfach  in  offener  Verbindung  stehen, 
bleiben  beiderseits  rinnenförmige  Lücken  und  Hohlräume,  welche  auch  hie  und  da  durch  ovale  Löcher  der 
die  Röhren  seitlich  verkittenden  Masse  kommunizieren.  An  beiden  Seitenflächen  der  Platte  sieht  man  die 
etwas  schornsteinartig  emporgebogenen  Ränder  der  Kanalöffnungen  schwach  hervorragen.  Während 
sich  über  diesen  Wandlücken  eine  dünne  feinporöse  Dermalmembran  flach  ausspannt,  sind  die  Öffnungen 
selbst  von  einem  gröberen  Gastraihaut gittcr  mit  quadratischen  Maschen  überdeckt.  Das  vorwiegend 
rechteckige  Maschen  aufweisende  Diktyonalgerüst  zeigt  keine  abgesetzten  Knotenverdickungen.  In 
den  Grenzhäuten  kommen  außer  oxypentak linen  auch  oxydiakline  Nadeln,  im  Choanosom  parenchymale 
Discohexaktine  vor."  (1904.  Wissenschaftl.  Ergebn.  d.  Deutsch.  Tiefsee-Expedition  auf  dem  Dampfer 
„Valdivia",  Hexactinellida,  S.  148/149.) 
Obere  Kreide  und  lebend. 

Die  einzige  lebende  Art,  Auloplax  auricularis  F.  E.  Schulze  wurde  von  der  Deutschen  Tiefsee- 
Expedition  auf  dem  Dampfer  ,, Valdivia"  aus  der  großen  Tiefe  von  2500  m  heraufgeholt.  Die  Zusammen- 
setzung des  Schwammkörpers  aus  fächerförmig  angeordneten  Röhrchen  tritt  nur  an  den,  nach  mit  dem 
Weiclikörper  konservierten  Exemplaren  angefertigten  Abbildungen^)  deutlich  hervor.  Die  beiden  Ab- 
bildungen des  ausmazerierten  Skelettes^)  lassen  die  Röhrcheuindividuen  nicht  besser  erkennen  wie  die 
fossilen  Arten. 

Auloplax  spongiosus  nov.  sp.   (Tafel  XXIX,  Fig.  7,  8,  9,  10;  Texllafel  IX,  Fig.  10.) 

Bis  daumenlange,  2 — 3  cm  dicke  plattige  Knollen.  Oberfläche  mit  1 — -2  mm  weiten,  runden,  durcli 
schmale  Brücken  getrennten  Öffnungen,  —  den  Mündungen  der  zu  strahligen  Bündeln  vereinigten  Röhr- 
chen. Durch  unregelmäßig  verteilte  rundliche  Wandlücken,  welche  die  Scheidewände  fonstern,  stehen 
die  Röhrchen  in  vielfacher  Kommunikation. 

Das  Skelett  besteht  aus  großen,  glattstrahligen  Diktyonalhexaktinen.  Ein  Teil  der  Hexaktine 
erbaut  ein  ziemlich  regelmäßiges  Gerüst  mit  weiten,  quadratischen  oder  rechteckigen  Maschen,  in  dem 
die  in  der  Richtung  der  Längsachse  der  Röhrchen  verlaufenden  Strahlen  zu  besonders  kräftigen  und  auf- 
fallenden Balkenzügen  verschmelzen.  Ihre  Enden  überragen  wie  die  Grannen  eines  Pelzes  als  lange  Kiesel- 
stäbe die  Oberfläche  der  Außenseite.  Zahlreiche  Hexaktine  sind  aber  auch  in  beliebiger  Orientierung 
mit  den  Enden  der  Strahlen  an  die  benachbarten  Balken  oder  Kreuzungsknoten  geheftet  und  bilden  da- 
durch ein  ganz  unregelmäßiges  und  ziemlich  dichtes  Balkenwerk,  welches  die  regelmäßig  gebauten  Partien 
stützen  und  verfestigen  hilft. 

Ähnlich  wie  bei  Auloplax  spongiosus  scheint  auch  das  Diktyonalgerüst  der  lebenden  Art  gebaut 
zu  sein.  Die  oxypentaktinen  und  die  oxydiaktinen  Nadeln,  die  in  Parenchym  vorkommen,  sind  bei  der 
fossilen  Spezies  natürlich  nicht  mehr  nachzuweisen. 

Alter  und  Facies:   Kalkniergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Oberg  (s.  s.). 

a.  a.  O.  Taf.  10,  Fig.  1,  2,  3. 
')  ibid.  Taf.  10,  Fig.  4,  5. 


—  231  - 


Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 
Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Gattung-  Stereochlamis  nov.  gen. 

Der  Schwammkörper  bildet  kleine,  verhältnismäßig  dickwandige  Trichterchen  oder  Röhrchen. 
Beide  Seiten  mit  unregelmäßig  zerstreut  oder  in  Längsreihen  liegenden  Ostien  bezw.  Postiken.  Mit  radiären, 
blind  endigejiden  Epirhysen  und  Aporhysen  oder  wenig  entwickeltem  Kanalsystem.  Die  Dictyonalia  sind 
glattarmige  Hexaktine,  die  zu  einem  engmaschigen  und  mehr  oder  weniger  regelmäßig  gebauten  Gerüste 
verschmelzen,  in  dem  namentlich  bogenförmig  von  innen  nach  außen  strahlende  Balkenzüge  deutlich 
hervortreten.  Innere  oder  äußere  Oberfläche  mit  einem  aus  den  verlängerten  äußeren  Radialstrahlen 
der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  hervorgehenden  Rasen  von  Kieselstäben. 

Obere  Kreide. 

Stereochlamis  praecissa  nov.  sp.    (Tafel  XXIX,  Fig.  5  und  6;  Texttafel  X,  Fig.  10.) 

Bis  kinderfingerlange  und  dicke,  verhältnismäßig  dickwandige  (3  mm)  Röhrchen. 

Außenseite  mit  rundlichen,  ungleichmäßig  über  die  Oberfläche  verbreiteten,  oder  in  undeutlichen 
Längsreihen  liegenden,  0,-5 — 1  mm  weiten  Ostien.  Innenseite  mit  winzigen,  in  Längsreihen  liegenden 
Postiken.  Die  radiären  Epirhysen  und  Aporhysen  endigen  blind  unter  den  Oberflächen  der  Innen-  bezw. 
Außenseite. 

Die  Dictyonalia  sind  Hexaktine  mit  glatten  oder  mit  winzigen  Dornen  besetzten  Strahlen  und  in 
der  Mehrzahl  beliebig  orientiert.  Ihre  Strahlen  verschmelzen  mit  den  Strahlen  oder  Kreuzungsknoten 
benachbarter  Hexaktine  unter  verschiedenen  Winkeln  zu  einem  engmaschigen  Gerüste,  wenn  sie  nicht  als 
mehr  oder  weniger  lange  Stacheln  frei  endigen.  Bei  einem  Teile  der  parenchymalen  Dictyonalia  verschmel- 
zen die  in  der  Längsachse  des  Schwarames  verlaufenden  Strahlen  zu  kräftigen,  longitudinalen  oder  bogen- 
förmig von  innen  nach  außen  strahlenden  Balkenzügen,  deren  Enden  an  der  Oberfläche  der  Innenseite 
einen  dichten  Rasen  von  langen,  stabförmigen  Kieselstäben  bilden. 

-5'^  praecissa  unterscheidet  sich  von  der  anderen  Art  u.  a.  durch  zylindrische  Gestalt  und  ein  gut 
entwickeltes  Kanalsystem. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:   Oberg  (s.  s.). 

A  n  z  a  il  1   der  untersuchten  Stücke:  2. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Stereochlamis  caliculum  nov.  sp.   (Tafel  XXIX,  Fig.  4;  Texttafel  X,  Fig.  9.) 

Kleine,  nur  2 — 3  cm  lange  und  bis  1 ,5  cm  dicke,  verhältnismäßig  dickwandige  (ca.  4  mm)  Trichter- 
chen mit  kurzem  dünnem  Stiel. 

Außen-  und  Innenseite  mit  kleinen  und  unregelmäßig  verbreiteten  Ostien  bezw.  Postiken.  Regel- 
mäßige Epirhysen  und  Aporhysen  sind  nicht  entwickelt. 

Das  Diktyonalgerüst  ist  ziemlich  engmaschig  und  besteht  aus  Hexaktinen  mit  glatten,  und  im 


—   232  — 


Verhältnis  zur  Länge  dünnen  Strahlen,  die  zu  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  ver- 
schmelzen. Die  longitudinalen  sind  besonders  kräftig  entwickelt  und  verlaufen  bogenförmig  von  innen 
nach  außen.  Ihre  Enden  bilden  an  der  Oberfläche  der  Außenseite  einen  Rasen  von  langen,  zylindrischen 
stumpfendigen  Kieselstäben.  An  der  Außen-  und  Innenseite  treten  mäßige  Verdichtungen  der  Ober- 
flächen ein. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 
Die  Oiiginale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Stereochlamis  pilosa  nov.  sp.    (Tafel  XXVII,  Fig.  14,  Texttafel  IX,  Figur  9.) 

Die  beiden  Originale  sind  kleine,  nur  wenige  Zentimeter  lange,  vorn  ca.  1,5  cm  dicke,  spitzglas- 
förmige  Trichterchen,  deren  relativ  dicke  Wandung  von  alternierenden  oder  unregelmäßig  angeordneten, 
spaltförmigen  Lücken  durchbrochen  wird. 

An  dem  aus  großen  Hexaktinen  mit  glatten  Strahlen  bestehenden  Diktyonalgerüste  fallen  kräftige 
Balkenzüge  auf,  die  in  longitudinaler  Richtung  beginnen,  dann  strahlenförmig  von  innen  nach  außen 
ziehen,  um  schließlich  als  weit  über  die  Oberfläche  der  Außenseite  hervorragende  Kieselstäbe  zu  endigen. 
Radiäre  und  querringförmige  Balkenzüge  treten  dagegen  nur  undeutlich  hervor,  weil  ihre  Komponenten, 
die  radialen  und  tangentialen  Strahlen  der  Hexaktine  sehr  häufig  frei  endigen.  In  den  Skelettmaschen 
und  an  den  Oberflächen  liegen  zahlreiche  Oxyhexaktine,  die  entweder  in  beliebiger  Orientierung  mit  einem 
Strahl  an  die  dicken  Balken  festgeheftet  sind,  oder  die  Verlängerung  der  frei  endigenden  Strahlen  der 
Diktyonalhexaktine  bilden. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 


c)  Hexactinosa  incert.  sedis. 
Familie  Craticularidae  Rauff. 

(1893.    Palaeospongiologie,  S.  191.) 

Mehr  oder  weniger  dickwandige,  becherförmige,  zylindrische,  plattige  oder  (?)  ästige  Hexactinosa 
mit  ziemlich  großen,  zu  Längs-  und  Querreihen  gruppierten  Ostien  und  Postiken  von  radiären  röhren- 
förmigen, blind  endigenden  Epirhysen  und  Aporhysen.  Die  Hexaktine  haben  glatte  oder  kleindornige 
Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem  engmaschigen  Gerüste.  Beide  Oberflächen  mit  aus  den  verdickten 
tangentialen  Strahlen  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  hervorgehenden  geflechtartigen  Deck- 
schichten. 

Jura,  Kreide,  Miocän. 


—   233  — 


Gattung  Craticularia  v.  Zittel. 

Schwammkörper  röhren-,  trichter-  oder  schalenförmig  (nach  v.  Zittel  auch  plattig  oder  ästig) 
mit  mehr  oder  weniger  dicker  Wandung  und  massiger  Basis.  Außenseite  mit  ziemlich  großen  runden,  zu 
regelmäßigen  Längs-  und  Querreihen  geordneten  Ostien  von  röhrenförmigen  Epirhysen,  die  unter  der 
Oberfläche  der  Innenseite  in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Postiken  blind  endigen.  Die  röhren- 
förmigen Aporhysen  beginnen  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  und  münden  an  der  inneren  Oberfläche 
mit  runden  oder  ovalen,  in  Längs-  und  Querreihen  liegenden  Postiken.  Die  diktyonalen  Hexaktine  haben 
glatte  oder  kleindornige  Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem  unregelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  engen 
Maschen.  Beide  Oberflächen  mit  aus  den  verdickten  oder  verbreiterten  Tangentialstrahlen  der  dermalen 
und  gastralen  Hexaktine  hervorgehenden  plattigen  oder  geflechtartigen  Deckschichten. 

Jura,  Kreide,  Miocän. 

Craticularia  Roemeri  nov.  nom. 

186'i.    Cribrospongia  Beaumonti  Roemer,  Sp.  S.  11,  Taf.  V,  Fig.  1. 
1889.    Craticularia  Beaumonti  Griepenkerl,  Königsl.  S.  22. 

Flachtrichter-  oder  napf förmig,  mit  dicker  Wandung  und  massiger  Basis. 

Außenseite  mit  großen  runden,  zu  regelmäßigen  Längs-  und  Querreihen  geordneten  Ostien  von 
röhrenförmigen  Epirhysen,  die  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  blind  endigen.  Die  röhrenförmigen 
Aporhysen  beginnen  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  in  den  Brücken  zwischen  den  Ostien  und  münden 
an  der  inneren  Oberfläche  mit  ziemlich  großen  längsovalen,  in  Längs-  und  Querreihen  liegenden  Postiken. 

Skelett  wie  bei  den  anderen  Arten  aus  der  Kreide. 

Maße.  Höhe  des  Schwammkörpers  4 — 8  cm;  Weite  10 — 15  cm;  Dicke  der  Wandung  ca.  1  cm; 
Weite  der  Ostien  und  Postiken  ca.  1  mm;  Anzahl  der  Ostien  und  Postiken  auf  1  qcm  ca.  16. 

F.  A.  RoEMERS,  nach  einem  Fragmente  vom  Sudmerberge  hergestellte  Abbildung  (Sp.  Taf.  V, 
Fig.  la — d)  ist  recht  gut  gelungen.  Nach  Pocta  (Beitr.  I,  S.  11)  stimmt  aber  die  von  Roemer  unter  dem 
Namen  Craticularia  Beaumonti  Reuss  abgebildete  Art  mit  der  echten  Craticularia  Beaumonti  aus  dem 
Cenoman  von  Bilin  in  Böhmen  nicht  überein.    Darum  habe  ich  den  Artnamen  geändert. 

Alter  und   Facies:   Untersenone  Sandmergel,  Grünsand  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Sudmerberg,  Glentorf. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  10. 

Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Craticularia  relicta  nov.  sp.  (Tafel  XXXI,  Fig.  4,  5;  Tafel  XLIII,  Fig.  4;  Texttafel  X,  Fig.  1.) 

Von  dieser  sehr  seltenen  Art  besitze  ich  nur  ein  plattiges,  mehrere  qcm  großes  Fragment  der 
Wandung,  das  aber  ausgezeichnet  erhalten  ist. 

Außenseite  mit  großen  rundlichen  oder  undeutlich  quadratischen,  in  regelmäßigen  Längs-  und 
Querreihen  liegenden  Ostien  von  röhrenförmigen  Epirhysen,  die  blind  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite 
in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Postiken  endigen.  Die  Aporhysen  beginnen  unter  der  Oberfläche  der 
Außenseite  in  den  Brücken  zwischen  den  Ostien  und  münden  an  der  inneren  Oberfläche  mit  zu  regel- 
mäßigen Längs-  und  Querreihen  geordneten,  ziemlich  großen  rundlichen  Postiken. 

Palaeontographica.   Suppl.-Bd.  V.  30 


—  234  — 


M  a ß  e:  Dicke  der  Wandung  ca.  8  mm;  Weite  der  Ostien  ca.  1,5  mm,  der  Postiken  1  mm;  Anzahl 
der  Ostien  und  Postiken  auf  1  qcm  ca.  16. 

Die  Diktyonalhexaktine  haben  glatte  Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem  mehr  oder  weniger 
unregelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  ziemlich  engen  Maschen.  Beide  Oberflächen  mit  porösen  Deck- 
schichten, die  an  der  Außenseite  den  Charakter  durchlöcherter  Membranen  annehmen,  an  der  Innenseite 
plattige  Geflechte  bilden,  und  aus  Verdickungen  und  Verbreiterungen  der  tangentialen  Strahlen  der 
dermalen  und  gastralen  Hexaktine  hervorgehen. 

Die  Spezies  steht  Craticularia  Roemeri  sehr  nahe.  Die  Unterschiede  sind  durch  die  Verschieden- 
artigkeit der  faciellen  Provenienz  bedingt.  Craticularia  relicta,  die  Tiefseeform  hat  einen  dünnwandigeren 
Schwammkörper  mit  weniger  massig  entwickelter  Wm-zel  wie  die  litorale  Craticularia  Roemeri. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Craticularia  virgatula  nov.  sp.    (Tafel  XXX,  Fig.  1;  Tafel  XLIII,  Fig.  3;  Texttafel  XI,  Fig.  9.) 

Flachtrichterförmig  oder  schalenförmig;  dünnwandig,  aber  mit  kräftig  entwickelter  Basis. 

Außenseite  mit  kleinen  runden,  zu  regelmäßigen  Längs-  und  Querreihen  geordneten  Ostien  von 
röhrenförmigen  Epirhysen,  die  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  in  den  Brücken  zwischen  den  Postiken 
blind  endigen.  Die  röhrenförmigen  Aporhysen  beginnen  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  in  den 
Skelettbrücken  zwischen  den  Ostien,  und  münden  an  der  inneren  Oberfläche  mit  kleinen  längsovalen,  in 
regelmäßigen  Längs-  und  Querreihen  oder  seichten  Längsfurchen  liegenden  Postiken. 

Maße:  Höhe  des  Schwammkörpers  3  cm  und  mehr;  Weite  bis  10  cm;  Dicke  der  Wandung  ca.  3,5  mm; 
Weite  der  Ostien  und  Postiken  ca.  0,3 — 0,5  mm  ;  Anzahl  der  Ostien  und  Postiken  auf  1  qcm  ca.  60. 

Die  diktyonalen  Hexaktine  haben  glatte  oder  mit  kleinen  Dornen  besetzte  Strahlen  und  ver- 
schmelzen zu  einem  mehr  oder  weniger  unregelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  engen  Maschen.  Beide  Ober- 
flächen mit  Deckschichten,  die  aus  den  verdickten  oder  plattig  verbreiterten  tangentialen  Strahlen  der 
dermalen  bezw.  gastralen  Hexaktine  zusammengesetzt  sind.  Kreuzungsknoten  der  Hexaktine  mehr  oder 
weniger  deutlich  kugelig  verdickt.  Die  nach  außen  gerichteten  Strahlen  endigen  als  kurze  konische  Zapfen. 

Von  Craticularia  relicta  und  Craticularia  Roemeri  unterscheidet  sich  die  Spezies  u.  a.  durch  eine  er- 
heblich dünnere  Wandung  und  viel  kleinere  Ostien  und  Postiken. 

Alter  und   Facies:    Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Familie  Leptophragmidae  nov.  fam. 

Trichter-,  röhren-  oder  schalenförmige,  dolchscheidenartig  zusammengedrückte  oder  sternförmig 
gefaltete  Hexactinosa  mit  dünner  Wandung.    Beide  Seiten  mit  kleinen,  zu  Längs-  und  Querreihen  geord- 


—  235  — 


neten  oder  in  Quincunx  stehenden  Ostien  und  Postiken  von  röhrenförmigen  Epirhysen  und  Aporhysen, 
die  unter  den  Oberflächen  der  Innen-  und  Außenseite  in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Ostien  und 
Postiken  blind  endigen. 

Die  kleinen  Hexaktine  haben  glatte  oder  bedornte  Strahlen  und  verschmelzen  gewöhnlich  in 
beliebiger  Orientierung  zu  unregelmäßig  gebauten  und  engmaschigen  Gerüsten.  Beide  Oberflächen  mit 
mehr  oder  weniger  stark  entwickelten  Verdichtungen,  die  aus  Verdickungen  der  tangentialen  Strahlen 
der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  hervorgehen. 

Obere  Kreide. 

Gattung  Leptophragma  v.  Zittel. 

Schwammkörper  trichter-,  schalen-,  röhren-  oder  ohrförmig,  sehr  dünnwandig,  gestielt  oder  sitzend. 
Außenseite  mit  winzigen,  zu  Längs-  und  Querreihen  geordneten  Ostien  von  röhrenförmigen  Epirhysen, 
die  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  in  den  Brücken  zwischen  den  Postiken  blind  endigen.  Die  ein- 
fachen Aporhysen  beginnen  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  in  den  Brücken  zwischen  den  Ostien 
und  münden  an  der  Oberfläche  der  Innenseite  mit  sehr  kleinen,  in  Längs-  und  Querreihen  stehenden 
Postiken.  Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus  mehr  oder  weniger  unregelmäßig  orientierten  Hexaktinen 
mit  glatten  oder  mit  winzigen  Dornen  besetzten  Strahlen.  Gegenüber  den  parenchymalen  Teilen  sind  beide 
Oberflächen  durch  unregelmäßigere  Anordnung  und  Vermehrung  der  gastralen  und  dermalen  Hexaktine 
mäßig  verdichtet.  Die  äußeren  Radialstrahlen  der  oberflächlich  gelegenen  Hexaktine  endigen  als  spitz- 
konische Zapfen. 

Obere  Kreide. 

Leptophragma  Murchisoni  Goldf.  sp.   (Tafel  XXXII,  Fig.  1;  Texttafel  IX,  Fig.  6.) 

1826.    Scyphia  Murchisoni  Goldfuss,  Petr.  Germ.  S.  219,  Taf.  LX\',  Fig.  8. 

1872.    Coscinopora  Murchisoni  Schlüter,  Sp.  d.  Münsterl.  S.  22. 

1877.    Leptophragma  Murchisoni  Zittel,  Stud.  I,  S.  48. 

1883.  „  „         Binde,  Catal.  S.  102. 

1889.  „  „         Griepenkerl,  Königslutter,  S.  22. 

1900.  ,,  „         Wollemann,  Biewende,  S.  7. 

Weit-  und  flachtrichter-  oder  schalenförmig,  blattförmig  oder  lappig;  dünnwandig,  sitzend. 

Beide  Seiten  mit  winzigen,  in  regelmäßigen  Längs-  und  Querreihen  liegenden  Ostien  und  Postiken 
von  geraden  Epirhysen  und  Aporhysen,  die  blind  unter  den  Oberflächen  der  Innen-  bezw.  Außenseite 
in  den  Brücken  zwischen  den  Postiken  und  Ostien  endigen. 

Maße:  Höhe  bis  10  cm;  Weite  10 — 20  cm;  Dicke  der  Wandung  ca.  2  mm;  Anzahl  der  Ostien  und 
Postiken  auf  0,5  qcm  ca.  50. 

Das  Diktyonalgerüst  ist  sehr  engmaschig  und  besteht  aus  unregelmäßig  orientierten  Hexaktinen 
mit  glatten  oder  mit  winzigen  Dornen  besetzten  Strahlen,  die  sich  der  Länge  nach  aneinander  legen  oder 
an  die  Kreuzungsknoten  benachbarter  Hexaktine  heften.  Die  nach  außen  gerichteten  Strahlen  der 
dermalen  und  gastralen  Hexaktine  endigen  als  kurze  konische  Zapfen.  Im  Innern  der  Wandung  ist  die 
Skelettstruktur  etwas  lockerer  wie  an  den  beiden  Oberflächen.   Auch  kommt  es  hier  öfter  zur  Ausbildung 


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regelmäßig  quadratischer  Maschen,  während  an  den  beiden  Oberflächen  dreieckige  oder  unregelmäßige 
Maschen  überwiegen. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (z.  s.),  Oberg  (z.  s.),  Ahlten  (z.  Ii.),  Bio- 
wende, Münsterland,  Glentorf  (h.). 

cf.  Leptophragma  Murchisoni  Goldf.  sp.  (Tafel  XXXII,  Fig.  1,2.) 

In  der  Quadratenkreide  \on  Oberg  habe  ich  zuweilen  blatt-  oder  trichterförmige  Leptophragmen 
gefunden,  die  sich  von  typischen  Stücken  des  Leptophragma  Murchisoni  nur  durch  einen  noch  zierlicheren 
Habitus  und  kleinere  und  dichter  gestellte  Ostien  und  Postiken  unterscheiden.  Icli  bin  im  Zweifel,  ob 
ich  die  Vorkommnisse  einer  kleineren  Varietät  von  Leptophragma  Murchisoni  zurechnen  oder  für  juvenile 
Stadien  dieser  Spezies  halten  soll. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Leptophragma  glutinatum  Quenstedt  sp. 

1877.    Scyphia  glutinala  Quenstedt,  Petr.  V,  Taf.  CXXXVII,  Fig.  9—12. 
1897.    Leptophragma  glutinata  Leonhard,  Kreide  in  Oberschi.,  S.  .34. 

Diese  nur  aus  dem  Scaphitenpläner  von  Oppeln  bekannte  Art  steht  nach  Leonhard  Leptophragma 
Murchisoni  sehr  nahe.  Vollständige  Exemplare  sind  noch  nicht  gefunden  worden.  Die  Bruchstücke  sollen 
auf  einen  Schwammkörper  von  der  Form  des  Ventriculites  radiatus  hindeuten.  Das  Diktyonalgerüst  ist 
nach  Leonhard  an  beiden  Oberflächen  verschieden  (innere  Oberfläche  mit  regelmäßig  quadratischen 
Maschen).  In  den  nordwestdeutschen  Äquivalenten  der  Oppelner  Kreide  habe  ich  die  Art  vergeblich 
gesucht. 

Leptophragma  membranaceum  Quenstedt  sp. 

1877.    Cylindrospongia  inembranacea  Quenstedt,  Petr.  V,  Taf.  CXXXVII,  Fig.  13. 
1902.    Leptophragma  membranacea  Wollemann,  Lüneb.,  S.  7. 

Unter  dem  Namen  Cylindrospongia  membranacea  hat  Quenstedt  eine  Hexactinellide  abgebildet, 
die  zur  Gattung  Leptophragma  gehören  könnte.  Ob  es  sich  um  eine  nur  bei  Lüneburg  vorkommende 
besondere  Art  oder  etwa  um  ein  schlank-trichterförmiges  Exemplar  von  Leptophragma  Murchisoni  handelt, 
ist  ohne  Kenntnis  des  QuENSTEDTSchen  Originals  schwer  zu  entscheiden. 

Wollemann  hält  Cylindrospongia  membranacea  Roemer  (Sp.  S.  22.  Taf.  8,  Fig.  9)  und  Cylindro- 
spongia membranacea  Quenstedt  für  synonym.  Die  Abbildungen  bei  Roemer  und  Quenstedt  sprechen 
aber  nicht  für  diese  Annahme. 

Leptophragma  pusillum  Schrammen.  (Tafel XXXII,  Fig. 6, 7  ;  Taf.  XLIII,  Fig.  1  ;  Texttafel  IX,  Fig.  2.) 
1902.    Leptophragma  pusilla  Schrammen,  Hexact,  S.  22,  Taf.  III,  Fig.  6. 
Bis  fingerlange  dünnwandige  Röhren. 

Außenseite  mit  zu  Längs-  und  Querreihen  geordneten,  winzigen  runden  Ostien.  Innenseite  mit  in 
seichten  Längsfurchen  liegenden,  sehr  kleinen  längsovalen  Postiken.    Die  einfachen  Epirhysen  und  Apo- 


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rhysen  endigen  blind  unter  den  Oberflächen  der  Innen-  bezw.  Außenseite  in  den  Skelettbrücken  zwischen 
den  Postiken  bzw.  Ostien. 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  3 — 6  cm.  ;  Dicke  1,5 — 2,5  cm  ;  Dicke  der  Wandung  1,5 — 2  mm  ; 
Anzahl  der  Ostien  und  Postiken  auf  0,5  qcm  ca.  50. 

Das  Diktyonalgerüst  ist  etwas  weitmaschiger  wie  bei  den  andern  Arten  und  besteht  im  Inneren 
der  Wandung  und  an  beiden  Oberflächen  aus  wenig  regelmäßig  orientierten  Hexaktinen  mit  glatten 
oder  mit  winzigen  Dornen  besetzten  Strahlen.  Zahlreiche  Strahlen  der  oberflächlichen  Hexaktine  ver- 
schmelzen nicht  mit  den  Strahlen  oder  Kreuzungsknoten  benachbarter  Hexaktine  sondern  endigen  frei 
als  lange  spitzkonische  Zapfen. 

Leptophragma  pusillum  unterscheidet  sich  von  Leptophragma  Murchisoni  und  Leptophragma  micro- 
pora  u.  a.  durch  röhrenförmige  Körperform  und  in  seichten  Längsfurchen  liegende  Postiken. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (z.  h.). 

Anzahl  der  untersachten  Stücke:  ca.  20. 

Die  Originale  zu  den  Abbildungen  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Leptophragma  micropora  nov.  sp.  (Tafel  XXXII,  Fig.  4,  5;  Tafel  XLIII,  Fig.  2;  Texttafel  IX,  Fig.l.) 

Flach-trichterförmig,  mit  eingebuchteter  und  in  ohrförmige  Lappen  geteilter  Wandung;  sehr 
dünnwandig,  gestielt.  Die  lappigen  Ohren  sind  am  ausgeprägtesten  bei  den  Vorkommnissen  aus  dem 
Untersenon  der  Umgebung  von  Braunschweig,  bei  den  späteren  Mutationen  aber  nur  durch  Einbuchtungen 
der  Wandung  angedeutet. 

Außenseite  mit  sehr  winzigen,  in  undeutlichen  Längsreihen  liegenden  Ostien  von  röhrenförmigen 
Epirhysen,  die  blind  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Postiken 
endigen.  Die  Aporhysen  beginnen  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  in  den  Skelettbrücken  zwischen 
den  Ostien  und  münden  an  der  inneren  Oberfläche  mit  winzigen  Postiken,  die  wie  die  Ostien 
gruppiert  sind. 

Maße:  Höhe  des  Schwammkörpers  5 — 10  cm.  ;  Querdurchmesser  10 — 15  cm.  (Aus  dem  Mucronaten- 
senon  von  Misbiu-g  besitze  ich  ein  flachtrichterförmiges  Exemplar,  welches  die  in  Anbetracht  der  dünnen 
Wandung  erstaunliche  Weite  von  ca.  300  mm  aufweist.)  Dicke  der  Wandung  ca.  0,8  mm;  Anzahl  der 
Ostien  und  Postiken  auf  0,5  qcm  120 — 150. 

Das  Stützskelett  besteht  aus  Hexaktinen  mit  glatten  oder  mit  winzigen  Dornen  besetzten  Strahlen, 
die  im  Innern  der  Wandung  zu  einem  ziemlich  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  vorwiegend  longitudinalen, 
radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verschmelzen.  An  beiden  Oberflächen  ändert  sich  die  Skelett- 
struktur, indem  hier  die  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  unregelmäßiger  orientiert  sind  und  ihre  Strahlen 
mit  Vorliebe  an  die  Kreuzungsknoten  benachbarter  Hexaktine  heften.  Während  demnach  in  den 
parenchymalen  Teilen  des  Diktyonalgerüstes  rechteckige  oder  quadratische  Skelettmaschen  vorherrschen, 
sind  die  Maschen  der  dermalen  und  gastralen  Partien  vorwiegend  dreieckig  oder  unregelmäßig  polygonal. 
Die  nach  außen  und  nach  den  Lumina  der  Ostien  und  Postiken  gerichteten  Strahlen  der  dermalen  und 
gastralen  Hexaktine  endigen  als  mäßig  lange  spitzkonische  Zapfen. 

Die  Spezies  unterscheidet  sich  von  Leptophragma  Murchisoni  u.  a.  durch  viel  kleinere,  dichter  und 


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weniger  regelmäßig  gruppierte  Ostien  und  Postiken  und  durch  die  Neigung  der  nicht  unerheblich  dünneren 
Wandung  zu  lappiger  Zerschlitzung. 

Alter  und  Facies:  Tone  der  Granulatenkreide,  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronaten- 

kreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Broitzem  bei  Braunschweig  (z.  h.),  Misburg  (s.), 
Oberg  (s.),  Ahlten  (s.). 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Pleurostoma  Roem. 

Dolchscheidenförmig,  einfach  oder  zu  unregelmäßigen  Stöcken  verwachsen.  Schmalseiten  mit 
übereinander  liegenden,  großen  ovalen  Wandlücken.  Breitseiten  mit  aus  der  Mitte  nach  den  Rändern 
oder  von  einem  nach  dem  anderen  Rande  strahlenden  Ostienreihen.  Die  nadelstichgroßen  Ostien  gehören 
zu  röhrenförmigen  Epirhysen,  die  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  blind  endigen.  Die  Aporhysen  be- 
ginnen unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  und  münden  an  der  inneren  Oberfläche  mit  kleinen  runden 
Postiken,  die  in  strahligen  Furchen  liegen.  Die  diktyonalen  Hexaktine  haben  glatte  oder  mit  winzigen 
Dornen  besetzte  Strahlen,  und  verschmelzen  im  Innern  der  Wandung  zu  einem  unregelmäßig  gebauten 
Gerüste.  Beide  Oberflächen  mit  geflechtartigen  Deckschichten,  die  aus  Verdickungen  und  plattigen 
Ausbreitungen  der  tangentialen  Strahlen  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  hervorgehen.  Die  äußeren 
Radialstrahlen  der  gastralen  Hexaktine  können  mit  keulenförmigen  oder  stecknadelkopfartigen  Ver- 
dickungen endigen. 

Obere  Kreide. 

Pleurostoma  radiata  Roem.    (Tafel  XXXIII,  Fig.  1—3.) 

1841.    Pleurostoma  radiatum  Roem  er,  Kr.,  S.  5,  Taf.  I,  Fig.  11. 

1877.  „  „       ZiTTEL,  Stud.  I,  S.  48. 

1883.    Pleurostoma  radiata  Hinde,  Catal.,  S.  103. 

1889.  „  „     Griepenkerl,  Königsl.,  S.  22. 

Zusammengedrückt-zylindrisch  mit  verschmälerter  Basis  (dolchscheidenförmig),  langgestielt. 
Schmalseiten  mit  großen,  übereinander  liegenden,  ovalen  oder  runden  Wandlücken.  Breitseiten  mit  aus 
der  Mitte  nach  den  Rändern  strahlenden  Ostienreihen. 

Die  Ostien  sind  klein  und  rundlich  (nadelstichartig),  und  gehören  zu  einfachen  Epirhysen,  die  unter 
der  Oberfläche  der  Innenseite  in  zwischen  den  Postikenreihen  liegenden,  kantigen  Leisten  blind  endigen. 
Die  einfachen  oder  dichotomen  Aporhysen  beginnen  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  und  münden 
an  der  inneren  Oberfläche  mit  runden  Postiken,  die  in  tiefen,  durch  die  erwähnten  Leisten  getrennten 
Radialfurchen  liegen. 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  5 — 15  cm,  Dicke  0,6 — 0,8  cm,  Breite  am  vorderen  Ende 
bis  5  cm  ;  Dicke  der  Wandung  ca.  0,2  cm  ;  Längsdurchmesser  der  ovalen  Wandlücken  an  den  Schmalseiten 
0,5  cm,  Querdurchmesser  0,2 — 0,3  cm;  Anzahl  der  Ostien  und  Postiken  auf  0,5  qcm  ca.  24. 

Die  Dictyonalia  sind  Hexaktine  mit  glatten  oder  mit  winzigen  Dornen  besetzten  Strahlen,  die  im 
Innern  der  Wandung  zu  einem  unregelmäßig  gebauten  Gerüste  verschmelzen.    Die  äußere  Oberfläche  ist 


—  239  — 


mit  einer  geflechtartigen  Deckschicht  überzogen ,  die  aus  den  verdickten  tangentialen  Strahlen  der 
dermalen  Hexaktine  besteht.  Die  äußeren  Radialstrahlen  dieser  Hexaktine  sind  auf  ganz  kurze,  kaum 
über  die  Oberfläche  hervorragende  Zäpfchen  reduziert.  Die  Oberflächen  der  Radialfurchen,  in  denen  die 
Postiken  liegen,  stimmen  in  der  Skelettstruktur  mit  den  parenchymalen  Skelettteilen  überein.  An  den 
Seiten  und  namenthch  auf  den  Rücken  der  zwischen  den  Postikalfurchen  liegenden  Leisten  entwickeln 
aber  auch  die  gastralen  Hexaktine  eine  Deckschicht,  die  den  Charakter  eines  plattigen  Geflechtes  hat 
und  durch  Ausbreitungen  der  tangentialen  Strahlen  entsteht.  Bemerkenswert  ist  eine  eigentümliche 
Umbildung  der  äußeren  Radialstrahlen  der  auf  den  Rücken  der  Leisten  liegenden  Hexaktine.  Diese 
endigen  nämlich  nicht  wie  sonst  als  mehr  oder  weniger  lange  konische  Zapfen,  sondern  mit  einer  kräftigen 
keulenförmigen  Verdickung. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.),  Oberg  (s.) . 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Die  Originale  zu  den  Abbildungen  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Pleurostoma  dichotoma  Schrammen.    (Tafel  XXX,  Fig.  10.) 

1902.    Typhlopleura  dichotoma  Schrammen,  Hexact.,  S.  24,  Taf.  I,  Fig.  3. 

Der  Schwammkörper  bildet  mehr  oder  weniger  ausgebreitete  Stöcke,  die  aus  zahlreichen  verzweigten 
und  in  unregelmäßiger  Weise  verwachsenen,  dolchscheidenartig  zusammengedrückten  Röhren  bestehen. 

Schmalseiten  der  Scheiden  mit  übereinander  liegenden  Wandlücken,  die  aber  auch  von  dichtem 
Skelettgewebe  erfüllt  sein  können.  Breitseiten  mit  strahlenförmig  von  einem  nach  dem  anderen  Rande 
verlaufenden  Ostienreihen.  Die  nadelstichartigen  Ostien  sind  die  Mündungen  röhrenförmiger  Epirhysen. 
Innenseite  wahrscheinlich  wie  bei  Pleurostoma  radiata.    Ich  habe  sie  nicht  freilegen  können. 

Skelett  wie  bei  der  anderen  Art. 

Maße:  Länge  der  Scheiden  bis  15  cm,  Breite  3 — 4  cm,  Dicke  0,7 — 1,0  cm;  Dicke  der  Wandung 
ca.  2  mm.   Anzahl  der  Ostien  auf  0,5  qcm  ca.  45. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:   Misburg  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3. 
Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Guettardia  Michelin. 

Der  meist  auf  einer  kräftigen,  knolligen  und  lappigen  oder  wurzelartig  verzweigten  Basis  ruhende 
Schwammkörper  ist  durch  mehr  oder  weniger  zahlreiche  longitudinale  Einbuchtungen  oder  Knickungen 
der  dünnen  Wandung  sternförmig  gefaltet.  Die  leistenförmigen  äußeren  Faltenrücken  sind  gewöhnlich 
von  großen  rundlichen  Wandlücken  durchbrochen.  Die  kleinen  zu  Längs-  und  Querreihen  geordneten 
oder  in  Quincunx  stehenden  Ostien  und  Postiken  gehören  zu  röhrenförmigen  Epirhysen  bezw.  Aporhysen, 
die  unter  den  Oberflächen  der  Innen-  bezw.  Außenseite  blind  endigen.  Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus 
Hexaktinen  mit  kleindornigen  Strahlen,  die  im  Inneren  der  Wandung  entweder  zu  undeutlich  longitudinalen. 


—   240  — 


radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verschmelzen  oder  beliebig  orientiert  sind.  Beide  Oberflächen  mit 
Deckschichten,  die  aus  Verdickungen  der  tangentialen  Strahlen  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine 
hervorgehen. 

Obere  Kreide. 

In  der  Tiefseefacies  der  nordwestdeutschen  Oberkreide  gehören  Guettardien  zu  den  seltenen  Vor- 
kommnissen, während  sie  in  Küsten-  und  Flachseeablagerungen,  z.  B.  bei  Adenstedt-Bülten  und  am 
Sudmerberg,  in  mehreren  Arten  und  zahlreichen  Individuen  auftreten. 

Die  Guettardien  sind  vornehmlich  Bewohner  geringer  Tiefen  gewesen.  Daraus  erklärt  sich  z.  T. 
die  eigenartige  Form  des  Schwammkörpers,  welche  eine  größere  Widerstandsfähigkeit  garantierte  wie 
dünnwandige  Becherformen,  aus  denen  die  manchmal  so  kompliziert  gefalteten  Guettardia-Arlen 
zweifellos  entstanden  sind. 

Die  großen  rundlichen  Wandlücken  auf  den  Faltenrücken  der  Guettardien  und  Marshallien,  den 
Schmalseiten  der  Pleurostomen,  Pleuropen  etc.  resultieren  aus  der  starken  Radialfaltung  (Guettardia, 
Marshallia)  oder  scheidenförmigen  Zusammenpressung  {Pleurostoma,  Pleurope  etc.)  der  Wandung  und 
haben  wohl  die  Funktion,  die  Verengerung  der  Zentralhöhle  zu  kompensieren,  indem  sie  sie  bei  der 
Wasserabgabe  entlasten. 

Guettardia  trilobata  Roemer  sp. 

1864.    Pleurostoma  trilobata  Roemer,  Sp.,  S.  14,  Taf.  V,  Fig.  8. 
1877.    Guettardia  trilobata  v.  Zittel,  Stud.  I,  S.  48. 

Die  ziemlich  dünne  Wandung  des  auf  breiter  lappiger  Basis  ruhenden,  am  vorderen  Ende  konischen 
Schwammkörpers  ist  durch  starke,  bis  in  das  Zentrum  reichende  longitudinale  Knickungen  sternförmig 
gefaltet  und  bildet  gewöhnlich  drei  (oder  auch  mehr)  radiale  Fortsätze.  Diese  sind  nicht,  wie  bei  den 
anderen  Arten,  nach  oben  flügelartig  verbreitert,  sondern  bilden  kantige  Rippen,  die  am  Scheitel  von 
mehr  oder  weniger  weit  hinunter  reichenden  langen  schmalen  Spalten  (die  den  rundhchen  Wandlücken 
der  anderen  Arten  homolog  sind)  halbiert  werden. 

Beide  Oberflächen  mit  zu  Längs-  und  Querreihen  geordneten,  winzigen  Ostien  und  Postiken  von 
radiären,  blind  endigenden  Epirhysen  und  Aporhysen. 

Unter  den  zahlreichen  Stücken,  die  ich  bei  Adenstedt-Bülten  gesammelt  habe,  war  leider  keines, 
dessen  Skeletterhaltung  zu  eingehenderen  Untersuchungen  der  Struktur  ermuntern  konnte. 

Maße:  Länge  5 — 10  cm  ;  Dicke  der  Rippen  0,5 — 1  cm  ;  Dicke  der  Wandung  2 — 3  mm  ;  Anzahl  der 
Ostien  und  Postiken  auf  0,5  qcm  ca.  64. 

Alter  und  Facies:  Untersenone  Sandmergel. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Adenstedt-Bülten. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  10. 

Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Guettardia  Stümpeli  Schrammen  (Tafel  XXX,  Fig.  9;  Texttafel  IX,  Fig.  3.) 
1902.    Guettardia  Stümpeli  Schrammen,  Hexact,  S.  22,  Taf.  IV,  Fig.  3. 

Der  Schwammkörper  ist  durch  mehr  oder  weniger  tiefe,  aber  nicht  bis  in  das  Zentrum  reichende 
longitudinale  Einbuchtungen  der  ziemhch  dicken  Wandung  sternförmig  gefaltet,  kann  aber  auch  trichter- 


—  241  - 


odor  zusammengedrückt-röhrenförmig  sein.  Die  Faltenrücken  bezw.  Sciimalseiten  werden  von  großen, 
liäufig  von  wulstigen  Wällen  umgebenen,  rundlichen  oder  längsovalon  Öffnungen  durchbrochen,  die 
übrigens  bei  den  weittrichlerförmigen  Exemplaren  auch  fehlen  können. 

Oberfläche  der  Außenseite  mit  zu  Längs-  und  Querreihen  geordneten  (aber  in  der  Nähe  der  rund  • 
heben  Wandlücken  auf  den  Faltenkanten  in  Quincunx  stehenden  oder  unregelmäßig  gruppierten),  ca. 
0,5  mm  weiten  Ostien  von  röhrenförmigen  Epirhysen,  die  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  bhnd 
endigen.  Die  Aporhysen  beginnen  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  und  münden  an  der  inneren 
Oberfläche  mit  in  Längs-  und  Querreihen  stehenden  Postiken. 

Maße:  Höhe  des  Schwammkörpers  bis  10  cm;  Dicke  der  Faltenrücken  bis  1  cm;  Breite  der  Falten 
bis  5  cm;  Dicke  der  Wandung  2 — 3  mm;  Anzahl  der  Ostien  und  Postiken  auf  0,5  qcm  ca.  25.  Längs- 
durchmesser der  rundlichen  Wanddurchbrüche  3 — 5  mm  und  mehr. 

Das  Diktyonalgerüst  ist  engmaschig  und  besteht  aus  Hexaktinen  mit  bedornten  Strahlen,  die  sicli 
stellenweise  der  Länge  nach  aneinaiider  legen  und  dann  zu  einem  regelmäßigen  Balkenwerke  mit  kubischen 
Maschen  verschmelzen,  aber  gewöhnlich  in  beliebiger  Orientierung  miteinander  oder  mit  den  Kreuzungs- 
knoten benachbarter  Hexaktine  verbunden  sind.  Die  gastralen  und  dermalen  Skelettpartien  sind  gegenüber 
den  parenchymalen  nur  wenig  verfestigt.  In  den  Skelettmaschen  kommen  nicht  selten  kleine  Oxyhexaktine 
vor,  die  mit  einem  Strahl  an  die  dicken  Gerüstbalken  festgeheftet  sind. 

Von  Guetlardia  striata  unterscheidet  sich  Giieitardia  Stiimpeli  u.  a.  recht  bestimmt  dadurch,  daß 
die  Wandung  nur  mehr  oder  weniger  stark  eingebuchtet  aber  nicht  scharfwinklig  geknickt  ist.  Die  Falten 
stoßen  nicht  im  Zentrum  zusammen  und  es  bleibt  ein  mehr  oder  weniger  weites  Paragaster,  während 
bei  Guettardia  striata  das  Paragaster  auf  ganz  schmale  Spalten  zwischen  den  dicht  aneinander  liegenden 
Faltenkomponenten  reduziert  ist.  Guettardia  Stiimpeli  hat  ferner  dickere  Wandungen  und  auch  größere 
und  weiter  auseinander  liegende  Ostien  und  Postiken. 

Möglicherweise  kommt  die  Spezies  auch  schon  in  den  untersenonen  Sandmergeln  von  Adenstedt- 
Bülten  vor.  Ich  besitze  von  dort  einige  Guettardien,  deren  Körperform  und  Wanddicke  zu  G.  Stümpeli 
paßt.  Skelett  und  Kanalsystem  sind  aber  gar  nicht  oder  nur  sehr  schlecht  erhalten.  Darum  ist  die  sichere 
Bestimmung  nicht  gut  möglich. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (z.  h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  10. 

Die  Originale  zu  den  Abbildungen  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Guettardia  striata  nov.  sp.    (Tafel  XXX,  Fig.  6,  7,  8;  Texttafel  IX,  Fig.  5.) 

Der  kurzgestielte,  durch  scharf  winklige,  longitudinale  Knickungen  der  sehr  dünnen  Wandung 
sternförmig  gefaltete  Schwammkörper  zerfällt  in  drei  bis  vier  (selten  mehr)  im  Zentrum  zusammenstoßende, 
plattige  Radiallappen  oder  Flügel,  deren  gerundete  Kanten  bezw.  Schmalseiten  von  übereinander  liegenden, 
ziemlich  großen  rundlichen  Öffnungen  durchbrochen  werden. 

Breitseiten  plan,  mit  winzigen  (nadelstichartigen),  dicht  nebeneinander  liegenden  Ostien,  die  zu 
regelmäßigen ,  nach  den  Kanten  strahlenden  Querreihen  und  in  der  Richtung  der  Längsachse  des 
Schwammkörpers  verlaufenden  Längsreihen  geordnet  sind  und  zu  röhrenförmigen  Epirhysen  gehören, 

Palaeontographica.    Suppl.-Bd.  V.  31 


~   242  — 


welche  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  blind  endigen.  (An  der  Basis  und  in  der  Nähe  der  Flügelkanten 
liegen  die  Ostien  unregelmäßiger.)  Die  röhrenförmigen  Aporhysen  beginnen  unter  der  Oberfläche  der 
Außenseite  in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Ostien  und  münden  an  der  inneren  Oberfläche  mit  zu 
Längs-  und  Querreihen  geordneten  Postiken. 

Maße:  Höhe  des  Schwammkörpers  5 — 8  cm;  Breite  der  Flügel  bis  5  cm;  Dicke  der  Flügel  3 — 5  mm, 
der  Wandung  1 — 1,5  mm;  Anzahl  der  Ostien  und  Postiken  auf  0,5  qcm  über  200.  Weite  der  rundlichen 
Wanddurchbrüche  auf  den  Faltenrücken  ca.  2  mm. 

Die  Hexaktine  haben  dornige  Strahlen  und  verschmelzen  im  Inneren  der  Wandung  zu  einem 
lockeren  Gerüste  mit  unregelmäßigen  oder  longitndinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen.  In 
den  Maschen  des  Gerüstes  kommen  nicht  selten  Oxyhexaktine  von  verschiedener  Orientierung  und  Größe 
vor,  die  mit  einem  oder  mehreren  Strahlen  an  die  dicken  Gerüstbalken  festgeheftet  sind.  Beide  Ober- 
flächen sind  mit  im  Vergleich  zu  den  parenchymalen  Skelettpartien  sehr  engmaschigen  Deckschichten 
überzogen,  die  aus  beliebig  orientierten  Hexaktinen  mit  verbreiterten  oder  verdickten  Tangentialstrahlen 
bestehen.  Die  nach  außen  gerichteten  Strahlen  der  dermalen  Hexaktine  endigen  als  ziemlich  lange  spitz- 
konische Zapfen. 

Die  Vorkommnisse  aus  der  Mucronatenkreide  unterscheiden  sich  von  den  geologisch  älteren  durch 
etwas  dickere  Wandungen  und  größere  Ostien  und  Postiken. 

Alter  und  Facies:  Tone  der  Granulatonkreide,  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronaten- 
kreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Gleidingen  (s.  s.),  Misburg  ^s.  s.),  Oberg  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  6. 
Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Guettardia  bis-alata  nov.  sp. 

18f)4.    Pleurostoma  stellata  Roemer,  Sp.,  S.  14,  Taf.  V,  Fig.  7. 

Die  dünne  Wandung  des  kleinen  und  zierlichen  Schwammkörpers  ist  in  höchst  charakteristischer 
Weise  zu  zwei  dolchscheidenartig  zusammengedrückten,  nur  an  der  oberhalb  der  Basis  liegenden  Vereini- 
gungsstelle kommunizierenden  Röhren  gefaltet,  die  von  der  knolligen  oder  lappigen  Basis  als  zwei  blatt- 
förmige, mesial  flachgewölbte,  distal  konkave  Flügel  entspringen. 

Schmalseiten  der  Flügel  mit  übereinander  liegenden,  ziemlich  großen  runden  Wandlücken.  Breit- 
seiten mit  in  Quincunx  stehenden  winzigen  Ostien. 

Kanalsystem  und  Skelett  wie  bei  den  anderen  Arten. 

Maße:  Länge  der  Flügel  3 — 4  cm.  Breite  bis  2,5  cm,  Dicke  ca.  0,5  cm;  Dicke  der  Wandung 
ca.  2  mm;  W^eite  der  runden  Wandlücken  auf  den  Schmalseiten  ca.  2  mm;  Anzahl  der  Ostien  auf  0,5  qcm 
ca.  64. 

Roemer  identifiziert  die  Art  mit  Guettardia  stellata  Michelin.  Hinde  hat  aber  nachgewiesen 
(Katal.  S.  104),  daß  Michelin  unter  dem  Namen  Guettardia  stellata  verschiedene  Arten  abgebildet  hat 
und  aus  guten  Gründen  den  Vorschlag  gemacht,  nur  die  bei  Michelin  Taf.  30,  Fig.  3,  4,  6,  8  und  9 
abgebildeten  Formen  zu  Guettardia  stellata  zu  rechnen.  Mit  diesen  Formen  stimmt  aber  Guettardia  bis-alata 
nicht  überein. 


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—   243  — 


Die  typische  Guettardia  stellata  scheint  überhaupt  in  der  nordwestdeutschen  Kreide  nicht  vor- 
zukommen. 

Alter  und  Facies:  Untersenone  Sandmergel. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Sudmerberg  (z.  h.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  5. 
Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Guettardia  bis-alata  mut.  post. 

Vom  Typus  namentlich  verschieden  durch  den  viel  größeren  und  dickwandigeren  Schwammkörper. 
Maße:  Höhe  8 — 10  cm;  Breite  der  Flügel  bis  7  cm  und  mehr,  Dicke  ca.  1  cm;  Dicke  der  Wandung 
ca.  4  mm;  Weite  der  rundlichen  Wandlücken  ca.  2  mm. 

Skelett  und  Kanalsystem  sind  an  den  von  mir  gesammelten  Exemplaren  nicht  erhalten. 
Alter  und  Facies:   Untersenone  Sandmergel. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Adenstedt-Bülten  (h.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  10. 
Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Andreaea  Schrammen. 

Schwammkörper  trichter-,  spitzglas-  oder  schalenförmig,  mit  ziemlich  dünnei  Wandung.  Außen- 
seite mit  kleinen,  dicht  nebeneinander  liegenden  Ostien  von  röhrenförmigen  Epirhysen,  die  unter  der 
Oberfläche  der  Innenseite  in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Postiken  blind  endigen.  Innenseite  mit 
kleinen  in  Quiacunx  stehenden  Postiken  von  einfachen  Aporhysen,  welche  gewöhnlich  die  Wandung  voll- 
ständig durchdringen.  Die  Dictyonalia  sind  glattarmige  Hexaktine,  die  beliebig  orientiert  sind  oder  zu 
undeutlich  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verschmelzen.  Beide  Seiten  mit  ver- 
festigten Oberflächenschichten,  die  aus  den  verbreiterten  oder  verdickten  Tangentialstrahlen  der  dermalen 
und  gastralen  Hexaktine  hervorgehen. 

Obere  Kreide. 

Andreaea  hexagonalis  Schrammen.    (Tafel  XXVI,  Fig.  2,  3,  4;  Texttafel  XI,  Fig.  7.) 

1902.    Andreaea  hexagonalis  Schrammen,  Hexaci,  S.  25,  Taf.  I,  Fig.  4. 

Schwammkörper  trichter-,  spitzglas-  oder  schalenförmig,  mit  ziemlich  dünner  Wandung,  gestielt. 

Außenseite  mit  kleinen  rundlichen,  gleichmäßig  über  die  Oberfläche  verteilten,  etwa  um  ihren  Durch- 
messer oder  noch  weniger  weit  voneinander  entfernt  liegenden  Ostien  von  röhrenförmigen  Epirhysen, 
die  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Postiken  blind  endigen. 
Innenseite  mit  kleinen  kreisrunden,  in  Quincunx  stehenden,  durch  Skelettbrücken  von  der  doppelten 
Breite  ihrer  Durchmesser  getrennten  Postiken  von  röhrenförmigen  Aporhysen,  die  gewöhnlich  die  ganze 
Wandung  vollständig  durchdringen. 

Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus  glattarmigen  Hexaktinen,  die  an  den  unter  der  äußeren  Ober- 
fläche (zwischen  den  Epirhysen)  gelegenen  Skelettpartien  unregelmäßig  angeordnet  sind,  aber  in  der 


Texttafel  XI. 

Skelettbestandleile  der  Familien  Cinclidellidae  Schrammen,  Ptychodesidae  Schrammen,  jBo/ùesttiae  Schrammen,  Eupleclellidae 
IjiMA,  Aphrocallistidae  F.  E.  Schulze,  Leplophraginidae  Schrammen,  Trelocalycidae  F.  E.  Schulze,  Craticularidae  Rauff, 

Eurctidae  F.  E.  Schulze. 

(In  45  faclier  Vergrößerung.) 


K.  Schramme  ii  del. 


—  245  — 


Erklärung  zu  Texttafel  XI. 

Familie  Cinclidellidae. 

Fig.    1.    Cinclidella  solitaria  Schrammen  aus  dem  Cuvieri- Pläner  von  Gr.  Heere.  Lychniske. 

Familie  Ptychodesidae. 

Fig.    2.    Piychodesia  papillata  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.    Diktyonale  Hexaktine. 

Familie  Bolitesidae. 

Fig.    3.    Bolitesia  mirabilis  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Lychniske. 

Familie  Euplectellidae. 

Fig.    4.    Regadrella  Petri  Jacobi  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.    Principalia  und  Comitalia. 

Familie  Aphrocallistidae. 

Fig.    5.    Aphrocallistes  alveolites  Roemer  sp.  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Tangentialschliff. 
Fig.    6.    Aphrocallistes  cylindrodactylus  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Oberfläche 
der  Außenseite  von  unten  gesehen. 

Familie  Leptophragmidae. 

Fig.    7.    Andreaea  hexagonalis  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Gerüst. 

Familie  Tretocalycidae. 

Fig.    8.    Hexactinella  angustatn  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalgerüst. 

Famihe  Craticularidae. 

Fig.    9.    Craticularia  virgatula  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalgerüst. 

Famihe  Euretidae. 

Fig.  10.    Farrea  Halli  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Gerüst. 

Familie  ? 

Fig.  11.    Choristonema  nuda  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Hexaktine. 


Nähe  der  Oberfläche  der  Innenseite  (zwischen  den  Aporhysen)  zu  undeutlich  longitudinalen,  radialen 
und  zirkulären  Balkenzügen  verschmelzen.  Die  äußere  Oberfläche  unterscheidet  sich  von  den  paren- 
chymalen  Skelettteilen  durch  Verdickung  der  tangentialen  Strahlen  der  dermalen  Hexaktine  und  Reduktion 
der  nach  außen  gerichteten  Strahlen  auf  kurze  konische  Zapfen.  Auch  die  Oberfläche  der  Innenseite  ist 
mit  einer  plattigen  Deckschicht  überzogen,  die  aus  den  verdickten  oder  verbreiterten  tangentialen 
Strahlen  der  gastralen  Hexaktine  hervorgeht. 


—  246  — 


Maße:  Höhe  und  Weite  des  Schwammkörpers  bis  10cm  und  mehr;  Dicke  der  Wandung  ca.  3,5  mm  ; 
Anzahl  der  Ostien  auf  0,5  qcm  ca.  20,  der  Postiken  7 — 8. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (s.),  Misburg  (s.  s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 
Die  Originale  zu  den  Abbildungen  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Familie  Callibrochidae  nov.  fam. 

Trichter-  oder  spitzglasförmige  Hexactinosa  mit  dünner  oder  dicker  Wandung.  Ohne  besondere 
Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken;  gewöhnlich  auch  ohne  besondere  Ostien.  Das  Diktyonalgerüst 
ist  sehr  regelmäßig  gebaut  uad  besteht  aus  großen  Hexaktinen,  die  zu  longitudinalen,  radialen  und  zirku- 
lären Balkenzügen  verschmelzen  und  weite  kubische  Maschen  umschließen.  In  den  Maschen  liegen  häufig 
Oxyhexaktine  von  verschiedener  Größe,  deren  Strahlen  frei  endigen  oder  untereinander  und  mit  den 
Dictyonalia  verbunden  sind.  Äußere  Oberfläche  mit  aus  Verbreiterungen  oder  Verdickungen  der 
Tangen lialstrahlen  der  dermalen  Hexaktine  hervorgehenden  engmaschigen  Deckschichten.  Innenseite 
gewöhnlich  ohne  Deckschichten. 

Obere  Kreide. 

Gattimg  Callibrochis  nov.  nom.^) 

Schwammkörper  trichter-  oder  becherförmig,  mit  dicker  Wandung  und  kurzem  Stiel.  Als  Ostien 
fungieren  winzige  Lücken  in  der  an  der  äußeren  Oberfläche  entwickelten  Deckschicht,  als  Postiken  die  zu 
regelmäßigen  Längs-  und  Querreihen  geordneten,  weiten  Skelettmaschen  an  der  inneren  Oberfläche.  Be- 
sondere Epirhysen  und  Aporhysen  sind  nicht  entwickelt.  Als  Dictyonalia  große  Hexaktine  mit  glatten 
Armen,  die  zu  einem  weitmaschigen  und  sehr  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen 
und  zirkulären  Balkenzügen  versclimelzen.  Außenseite  mit  einer  engmaschigen  Deckschicht,  die  aus  den 
plattig  verbreiterten  tangentialen  Strahlen  der  dermalen  Hexaktine  hervorgeht.  Innenseite  ohne  Deck- 
schicht, aber  mit  einem  aus  kleinen,  beliebig  orientierten  Hexaktinen  bestehenden  Geflecht,  welches  die 
quadratischen  Maschen  der  innersten  Skelettlage  umspinnt  und  verengert.  In  den  weiten  Maschen  des 
Diktyonalgerüstes  liegen  zahlreiche  Oxyhexaktine  von  verschiedener  Größe,  deren  Strahlen  z.  T.  frei 
endigen,  z.  T.  an  die  Strahlen  oder  Kreuzungsknoten  benachbarter  Oxyhexaktine  oder  an  die  dicken 
Balken  des  Diktyonalgerüstes  geheftet  sind. 

Obere  Kreide. 

Callibrochis  senonensis  Schrammen.    (Tafel  XXVll,  Fig.  1;  Tafel  XXXXI,  Fig.  6;  Texttafel  X, 

Fig.  2,  3.) 

1902.    Eubrochis  senonica  Schrammen,  Hexact.,  S.  20,  Taf.  I,  Fig.  1;  Textfigur  3,  4. 
Becher-  oder  trichterförmig,  mit  dicker  Wandung  und  kurzem  Stiel. 

*)  Der  früher  (Neue  Hexact.,  S.  19)  von  mir  gebrauchte  Gattungsname  Eubrochis  ist  bereits  vergeben. 


—   247  — 


Als  Ostien  fungieren  winzige  Lücken  in  der  an  der  äußeren  Oberfläclie  entwickelten  Deckschicht. 
Die  weitere  Durchspülung  erfolgte  ohne  Vermittelung  besonderer  Epirhysen,  Aporliysen  und  Postiken 
durch  die  an  der  inneren  Oberfläche  zu  regelmäßigen  Längs-  und  Querreihen  geordneten  weiten  Skelett- 
maschen. 

Die  großen  Diktyonalhexaktine  haben  glatte  Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem  sehr  regelmäßig 
gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen,  welche  weite,  regelmäßig 
kubische  Maschen  umschließen.  Namentlich  die  von  den  zirkulären  und  radialen  Balkenzügen  umschlos- 
senen Maschen  sind  mit  beliebig  orientierten  Oxyhexaktinen  von  verschiedener  Größe  erfüllt,  deren 
Strahlen  (in  der  Mehrzahl)  frei  endigen  oder  an  die  Strahlen  oder  Kreuzungsknoten  benachbarter  Hexaktine 
und  an  die  dicken  Balken  der  Diktyonalhexaktine  geheftet  sind.  Die  äußere  Oberfläche  ist  mit  einer 
von  winzigen,  unregelmäßig  rundlichen  Öffnungen  von  verschiedener  Größe  (den  Ostien)  durchbrochenen 
Deckschicht  überzogen,  die  aus  den  plattig  verbreiterten  tangentialen  Strahlen  der  dermalen  Hexaktine 
hervorgeht.  Die  äußeren  Radialstrahlen  erheben  sich  über  die  Oberfläche  als  konische  Zapfen.  Die 
Oberfläche  der  Innenseite  ist  frei  von  Deckschicht.  Die  großen  quadratischen  (als  Postiken  fungierenden) 
Maschen  der  innersten  Gerüstlage  sind  aber  durch  ein  unregelmäßiges  Geflecht  verengert,  das  aus  kleinen 
beliebig  orientierten  Hexaktinen  besteht. 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  bis  10  cm  und  mehr;  Dicke  am  vorderen  Ende  bis  10  cm; 
Dicke  der  Wandung  0,5  cm  ;  Weite  der  Skelettmaschen  0,5  mm  ;  Anzahl  der  Maschen  an  der  Oberfläche 
der  Innenseite  auf  0,5  qcni  ca.  36. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:- 3. 

Das  Original  zu  der  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Wollemannia  nov.  gen. 

Dünnwandige  Trichter  mit  ziemlich  langem,  röhrenförmigem  Stiel.  Besondere  Ostien,  Epirhysen, 
Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt.  Die  großen  Diktyonalhexaktine  haben  dornige  Strahlen 
und  verschmelzen  zu  einem  weitmaschigen  und  sehr  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen, 
radialen  und  zirkulären  Balkenzügen.  Beide  Oberflächen  mit  gespinstartigen  Deckschichten,  die  aus  den 
plattig  verbreiterten  und  unter  beliebigen  Winkeln,  aber  in  derselben  Ebene  verbundenen  Tangential- 
strahlen  winziger  Hexaktine  (Pentaktine,  Stauraktine)  zusammengesetzt  sind. 

Obere  Kreide. 

Wollemannia  araneosa  nov.sp.  (Tafel  XXVII,  Fig.  2;  Tafel  XXXXI,  Fig.  5;  Texttafel  X,  Fig.  4,5,6.) 

Der  ziemlich  große  trichterförmige  Schwammkörper  ist  sehr  dünnwandig  und  hat  einen  röhren- 
förmigen Stiel. 

Besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt. 
Als  Dictyonalia  große  Hexaktine,  die  im  Innern  der  Wandung  zu  einem  sehr  regelmäßig  gebauten 
Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  und  weiten  rechteckigen  Maschen  ver- 


— .  248  — 


schmelzen.  Beide  Oberflächen  sind  mit  plaitigen  und  gespinstartigen  Deckschichten  überzogen,  die  au? 
im  Vergleich  zu  den  Diktyonalhexaktinen  sehr  kleinen  Hexaktinen  bestehen,  deren  verbreiterte 
tangentialen  Strahlen  in  einer  Ebene,  aber  unter  beliebigen  Winkeln  miteinander  verkittet  sind,  während 
die  inneren  Radialstrahlen  z.T.  die  Verbindung  mit  dem  Diktyonalgerüst  vermitteln,  z.  T.  wie  die  äußeren 
Radialstrahlen  auf  winzige  Zäpfchen  reduziert  sind. 

M  a  ß  e:  Länge  des  Schwammkörpers  bis  10  cm;  größte  Weite  bis  8  cm;  Dicke  der  Wandung  ca. 
1,5  mm. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und   Vorkommen:   Oberg  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Habrosium  nov.  sp. 

Schwammkörper  unregelmäßig  trichterförmig,  sitzend,  mit  sehr  dünner,  unregelmäßig  eingebuch- 
teter und  zu  ohrförmigen  Fortsätzen  gefalteter  Wandung.  Ohne  besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen 
und  Postiken.  Das  Diktyonalgerüst  ist  sehr  regelmäßig  gebaut  und  besteht  aus  Hexaktinen  mit  bedornten 
Strahlen,  die  zu  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verschmelzen.  Die  äußere  Oberfläche 
ist  mit  einer  aus  den  verdickten  tangentialen  Strahlen  der  dermalen  Hexaktine  hervorgehenden  Deck- 
schicht überzogen.    Innenseite  ohne  Deckschicht. 

Obere  Kreide. 

Habrosium  convolutum  nov.  sp.    (Texttafel  XII,  Fig.  12,  13.) 

Der  nur  wenige  Zentim.eter  große  Schwammkörper  ist  unregelmäßig  trichterförmig  und 
hat  eine  sehr  dünne  (0,5  mm)  Wandung,  die  stark  eingebuchtet  und  zu  ohrförmigen  Fortsätzen 
gefaltet  ist. 

Besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt. 

Die  diktyonalon  Hexaktine  haben  mit  kleinen  Dornen  besetzte,  im  Verhältnis  zur  Länge  ziemlich 
dünne  Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem  nur  aus  wenigen  Schichten  bestehenden,  aber  sehr  regelmäßig 
gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen.  In  den  Maschen  kommen 
nicht  selten  beliebig  orientierte  Oxyhexaktine  vor,  die  z.  T.  mit  den  Dictyonalia  und  untereinander  ver- 
schmolzen sind.  Die  äußere  Oberfläche  ist  mit  einer  äußerst  zierlichen  Deckschicht  ül^erzogen,  die  den 
Charakter  eines  plattigen  Geflechtes  mit  quadratischen,  dreieckigen  oder  unregelmäßig  polygonalen 
Maschen  hat  und  aus  den  verdickten  Tangentialstrahlen  der  dermalen  Hexaktine  hervorgeht.  Die 
äußeren  Radialstrahlen  der  dermalen  Hexaktine  erheben  sich  über  die  Oberfläche  der  Deckschicht  als 
ziemlich  lange  spitzkonische  Zapfen.    Innenseite  ohne  Oberflächenverdichtung. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkommen:  Oberg  (s.  s.). 

Das  Original  ist  Unikum  und  liegt  in  meiner  Sammlung. 


—   249  — 


(Tattling  Oxyrhizium  nov.  gen. 
Schwainmkörper  spitzglasförmig  mit  dünner  Wandung,  langgestielt. 

Außenseite  mit  kleinen  Ostien.  Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  ent- 
wickelt. Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus  Hexaktinen  mit  bedornten  Strahlen,  die  im  Innern  der 
Wandung  und  an  der  inneren  Oberfläche  beliebig  orientiert  sind  oder  zu  longitudinalen,  radialen  und  zirku- 
lären Balkenzügen  verschmelzen.    Die  Außenseite  ist  mit  einer  geflechtartigen  Deckschicht  überzogen. 

Obere  Kreide. 

Oxyrhizium  eximium  nov.  sp.  (Tafel  XXIX,  Fig.  11,  12;  Tafel  XXXXI,  Fig.  4;  Texttafel  IX,  Fig.  16.) 
Spitzglasförmig  mit  dünner  Wandung,  langgestielt. 

Außenseite  mit  kleinen,  dicht  nebeneinander  liegenden  Ostien,  die  zu  Längs-  und  Querreihen 
geordnet  oder  unregelmäßig  über  die  Oberfläche  zerstreut  sind.  Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und 
Postiken  fehlen. 

Die  Dictyonalia  sind  große  Hexaktine  mit  bedornten  Strahlen,  die  im  Innern  der  Wandung  und 
an  der  Oberfläche  der  Innenseite  zu  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verschmolzen 
oder  beliebig  orientiert  und  verbunden  sind.  An  der  äußeren  Oberfläche  nimmt  das  Diktyonalgerüst 
den  Charakter  eines  nach  der  Wurzel  hin  immer  engmaschiger  und  dichter  werdenden,  unregelmäßig 
gebauten  Geflechtes  an. 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  über  5  cm  ;  Dicke  am  vorderen  Ende  über  2  cm  ;  Dicke  der 
Wandung  ca.  1,5  mm.   Anzahl  der  Ostien  auf  0,5  qcm  25 — 30. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.  s.). 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Familie  PleurothyHsidae  nov.  fam. 

Kleine,  röhren-,  spitzglas-  oder  blattförmige  Hexactinosa,  deren  sehr  dünne  Wandung  dolch- 
scheidenartig  zusammengedrückt  oder  spiralig  gefaltet  ist.  Schmalseiten  bezw.  Faltenrücken  mit  größeren 
rundlichen  Wandlücken;  zuweilen  auch  mit  übereinanderliegenden  dütenförmigen  Fortsätzen.  Besondere 
Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt.  Die  Hexaktine  haben  glatte  oder 
dornige  Strahlen  und  verschmelzen  im  Inneren  der  Wandung  zu  einem  mehr  oder  weniger  regelmäßig 
gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen,  wälirend  sie  an  den  Ober- 
flächen unregelmäßige  Geflechte  bilden. 

Obere  Kreide. 

Gattung  Pleurothyris  nov.  gen. 

Schwammkörper  blattförmig  m.it  dolchscheidenartig  zusammengedrückter,  oder  spitzglasförmig 
mit  spiralig  gefalteter  Wandung,  klein  und  sehr,  dünnwandig,  kurzgestielt.    Schmalseiten  bezw.  Falten- 

Palaeontographica.   Suppl.-Bd.  V.  32 


—   250  - 


rücken  mit  großen  rundlichen  Wandlücken,  die  auch  auf  den  Sclieileln  kurzer  röhrenförmigei'  Fortsätze 
liegen  können.    Besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt.  Die 
diktyonalen  Hexaktine  verschmelzen  im  Innern  der  Wandung  zu  vorwiegend  longitudinalen,  radialen 
und  zirkulären  Balkenzügen,  an  den  Oberflächen  zu  unregelm.äßigen  Geflechten. 
Obere  Kreide. 

Pleurothyris  tortuosa  nov.  sp.    (Tafel  XXXIII,  Fig.  10.) 

Die  sehr  dünne  Wandung  des  nur  wenige  Zentimeter  langen,  spitzglasförm.igou  und  kurzgestielten 
Schwammkörpers  zerfällt  durch  Diagonalfaltung  (wie  Marshallia  tortuosa  Roem.  sp.)  in  mehrere  dünne 
Lappen  oder  Flügel,  deren  spiralig  verlaufende  Rücken  von  ziemlich  großen,  übereinander  liegenden, 
rundlichen  oder  spaltförmigen  Wandlücken  durchbrochen  werden. 

Besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen. 

Die  diktyonalen  Hexaktine  haben  glatte  oder  m.it  Dornen  besetzte  Strahlen  und  verschm.elzoji  zu 
einem  ziemlich  engmaschigen  Gerüste,  in  dem  longitudinale,  radiale  und  zirkuläre  Balkenzüge  über- 
wiegen. An  den  beiden  Oberflächen  wird  die  Orientierung  der  Hexaktine  unregelmäßiger  und  die 
tangentialen  Strahlen  verschmelzen  zu  geflechtartigen  Deckschichten.  Die  Radialstrahlen  endigen  als  kurze 
konische  Zapfen. 

Maße:  Länge  des  Schwam,mkörpers  bis  5  cm.;  Dicke  der  Wandung  ca.  0,5  mm.;  Dicke  der  Spiral- 
falten ca.  2  mm;  Weite  der  rundlichen  Wandlücken  1 — 3  m.m. 

Alter  und  Facies:   Kalkm.ergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und  V  o  r  k  o  m.  m.  e  n  :   Oberg  (s.). 
Anzahl  der  u  n  t  e  r  s  u  c  Ii  t  e  n  Stücke:  3. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sam.mluiig. 

Pleurothyris  folium  nov.  sp.    (Tafel  XXXIII,  Fig.  11;  Texllafel  X,  Fig.  7.) 

Die  sehr  dünne  Wandung  des  kaum  kleinfingerlangen,  blattförmigen  und  kurzgestielten  Schwamm- 
körpers ist  (wie  bei  Pleur osto ma,  Pleurope  u.  a.)  dolchscheidenartig  zusammengedrückt.  Schmalseiten 
mit  ziemlich  großen  rundlichen  Wandlücken,  die  auch  auf  den  Scheiteln  kurzer  röhrenförmiger  Fortsätze 
liegen  können. 

Besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen. 

Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus  glattarmigen,  seltener  bedornten  Hexaktinen,  die  im  Innern  der 
Wandung  zu  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verschmelzen,  während  sie  an  den  beiden 
Oberflächen  unregelmäßige  Gefleclite  bilden. 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  4 — 5  cm..  Breite  (am  vorderen  Ende)  1 — 1,5  cm,  Dicke 
ca.  2  mm;  Weite  der  Wandlücken  an  den  Schmalseiten  ca.  2  mm. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergcl  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkom.  men:  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung.  , 


—  251  — 


Gattung  Pleurochorium  nov.  gen. 

Der  dünnwandigf;  Schwammkörper  besteht  aus  einer  seitlicli  stark  zusammengedrückten  Röhre, 
von  der  in  regelmäßigen  Abständen  schräg  nach  oben  und  außen  gerichtete  dütenförmige  Flügel  aus- 
strahlen. Dicht  unter  den  Flügelansätzen  werden  die  Schmalseiten  des  röhrenförmigen  Teils  von  großen 
runden  Wandlücken  durchbrochen. 

Besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt. 

Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus  Hexaktineii  mit  dornigen  Strahlen,  die  an  dem  röhrenförmigen 
Teile  ein  engmaschiges  und  unregelmäßig  gebautes  Gerüst  bilden,  in  den  Flügeln  aber  zu  longitudinalen, 
radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verschmelzen.  Die  innere  Oberfläche  der  flügelartigen  Fortsätze 
ist  mit  einem  weitmaschigen  Deckgespinste  überzogen,  das  aus  verschmolzenen  Hexaktinen  mit  im  Ver- 
hältnis zur  Länge  sehr  dünnen  Strahlen  zusammengesetzt  wird. 

Obere  Kreide. 

Pleurochorium  F.  E.  Schulzei  nov.  sp.   (Tafel  XXVII,  Fig.  3,  4,  5;  Tafel  XXXXl,  Fig.  1,  2; 

Texttafel  X,  Fig.  8.) 

Diese  merkwürdige  Art  verkörpert  einen  der  differenziertesten  und  zugleich  zierlichsten  Typen 
der  so  überaus  formenreichen  und  schönen  Hexactinelliden. 

Der  Schwammkörper  besteht  aus  einer  dünnen  und  dünnwandigen,  seitlicli  ziem.lich  stark  zusammen- 
gedrückten kurzgestielten  Röhre,  von  der  in  kurzen  regelm.äßigen  Abständen  breite,  aber  papierdünne, 
düten-  oder  weittrichterförmige  Flügel  ausstrahlen,  die  übrigens  nur  mit  äußerster  Vorsicht  unbeschädigt 
in  situ  zu  erhalten  sind.  Von  der  Seite  gesehen  gleichen  die  übereinander  liegenden  Flügel  ineinander 
steckenden  Düten,  deren  spitze  Enden  nach  der  Basis  des  Schwammes  zeigen.  Dicht  unter  jedem  Flügel- 
ansatz wird  der  röhrenförmige  Teil  des  Schwamm.körpers  an  den  beiden  Schmalseiten  von  großen  rund- 
lichen oder  U-förmigen  Wandlücken  durchbrochen,  die  den  Wandlücken  auf  den  Schmalseiten  der 
Pleuropen,  Pleurostomen  etc.  horo.olog  sind. 

Besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt. 

Das  Skelett  ist  sehr  dicht  und  engmaschig  und  besteht  an  der  Röhre  aus  unregelmäßig  orientierten 
Diktyonalhexaktinen  mit  dornigen  Strahlen.  In  den  Flügeln  verschmelzen  die  Hexaktine  zu  vorwiegend 
longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen.  Über  die  innere  Oberfläche  der  Flügel  legt  sich 
ein  lockeres  Deckgespinst,  das  aus  beliebig  orientierten  Hexaktinen  mit  im  Verhältnis  zur  Länge  auffällig 
dünnen  dornigen  Strahlen  zusammengesetzt  ist. 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  bis  5  cm;  Dicke  der  Röhre  2—4  mm.  Breite  6 — 8  mm;  Dicke 
der  Röhrenwandung  ca.  0,3  mm,  der  Flügel  0,2 — 0,3  mm;  Weite  der  Flügel  ca.  2,5  cm;  Abstand  der 
Flügel  voneinander  ca.  4  mm. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  7. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 


—  252  - 


Familie  Ptychodesidae  nov.  fam. 

Plattige  Hexactinosa  mit  dünner  Wandung,  welche  durch  Longitudinalfaltung  an  der  Außenseite 
röhrenförmige,  alleinstehende  oder  zu  Gruppen  vereinigte  Vorstülpungen  oder  kantige  Leisten  bildet, 
die  am  Scheitel  von  größeren  runden  Öffnungen  durchbrochen  werden.  Beide  Seiten  mit  kleinen,  zu 
mehr  oder  weniger  regelmäßigen  Längs-  und  Querreihen  geordneten  Ostien  und  Postiken  von  röhren- 
förmigen Epirhysen  und  Aporhysen,  welche  die  Wandung  alternierend  durchsetzen  und  unter  den  Ober- 
flächen der  Innen-  bezw.  Außenseite  blind  endigen.  Die  Hexaktine  haben  mit  Dornen  besetzte  Strahlen 
und  verschmelzen  im  Innern  der  Wandung  und  an  beiden  Oberflächen  zu  einem  unregelmäßig  gebauten 
Gerüste.  Die  nach  außen  gerichteten  Stralilen  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  endigen  als  lange, 
mit  kleinen  Dornen  besetzte  Stacheln. 

Obere  Kreide  und  lebend. 

Gattung  Ptychodesia  nov.  gen. 

Der  Schwammkörper  ist  plattig  und  bildet  durch  Longitudinalfaltung  der  dünnen  Wandung  an 
der  Außenseite  röhrenförmige ,  alleinstehende  oder  zu  Gruppen  vereinigte  Vorstülpungen  oder  kantige 
Leisten,  die  am  Scheitel  von  größeren  rundlichen  Öffnungen  durchbrochen  werden.  Beide  Seiten  mit 
kleinen,  zu  mehr  oder  weniger  regelmäßigen  Längs-  und  Querreihen  geordneten,  röhrenförmigen  Epirhysen 
und  Aporhysen,  welche  die  Wandung  alternierend  durchsetzen,  und  unter  den  Oberflächen  der  Innen- 
bzw. Außenseite  blind  endigen.  Die  Hexaktine  haben  mit  Dornen  besetzte  Strahlen  und  verschmelzen 
im  Innern  der  Wandung  und  an  beiden  Oberflächen  zu  einem  unregelmäßig  gebauten  Gerüste.  Die 
nach  außen  gerichteten  Strahlen  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  endigen  als  lange,  mit  kleinen 
Dornen  besetzte  Stacheln. 

Obere  Kreide  und  Jetztzeit. 

Ptychodesia  papillata  nov.  sp.    (Tafel  XXX,  Fig.  4;  Tafel  XXXXIII,  Fig.  5;  Texttafel  11,  Fig.  2.) 

Von  diesem  neuen  Typus  habe  ich  zwar  kein  vollständiges  Exemplar,  aber  mehrere  ziemlich  große 
und  ausgezeichnet  erhaltene  Bruchstücke  aufgefunden,  die  auf  einen  plattigen  Schwammkörper  schließen 
lassen.  Die  dünne  Wandung  ist  in  eigentümlicher  und  höchst  charakteristischer  Weise  gefaltet,  indem  sie 
zahlreiche  Ausstülpungen  bildet,  die  an  der  einen  Seite,  die  ich  für  die  Außenseite  halte,  als  röhrenförmige, 
am  Scheitel  von  einer  rundlichen  Öffnung  durchbrochene,  alleinstehende  oder  zu  Gruppen  vereinigte 
Papillen  erscheinen.  Unverkennbar  ist  eine  reihenweise  Anordnung  der  Papillen  in  longitudinaler  Rich- 
tung. An  der  Innenseite  liegen  in  einfachen  oder  vergabelten,  durch  breite  Longitudinalbänder  getrennten 
Reihen  große  ovale  oder  spaltförmige Öffnungen, 'Welche  die  Mündungen  der  Papillen-Cavitäten  darstellen. 

Beide  Oberflächen,  ausgenommen  die  Scheitel  der  Papillen,  mit  zu  melir  oder  weniger  regelmäßigen 
Längs-  und  Querreihen  geordneten,  nadelstichartigen  Ostien  und  Postiken  von  röhrenförmigen  Epirhysen 
und  Aporhysen,  die  alternierend  die  Wandung  durchsetzen  und  unter  den  Oberflächen  der  Innen-  bzw. 
Außenseite  blind  endigen. 

Die  diktyonalen  Hexaktine  haben  mit  Dornen  besetzte  Straihlen  und  verschmelzen  im  Innern 
der  Wandung  und  an  beiden  Oberflächen  zu  einem  unregelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  engen  Maschen. 


—  253  — 


ZiUilreiche  Strahlen  dor  denualeii  und  gastraloji  Hexaktinc  endigcu  frei  als  lange  schlanke,  mit 
kleinen  Dornen  besetzte  Stacheln. 

Maße:  Länge  und  Breite  des  größten  Fragments  5,5  cm  x  3,5  cm;  Dicke  der  Wandung  ca.  1  mm  ; 
Höhe  der  Papillen  2 — 5  mm;  Dicke  der  Papillen  ca.  3  mm;  Weite  der  runden  Öffnung  im  Scheitel  der 
Papillen  bis  1  mm;  Länge  der  Wandlücken  an  der  Innenseite  3 — ^8  mm.  Breite  ca.  1,5  mm.  Anzahl  der 
Ostien  und  Postiken  auf  0,5  qcm  ca.  64. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

cf.  Ptychodesia  papillata  Schrammen. 

Ein  nur  wenig  über  2  qcm  großes,  aber  gut  erhaltenes  Hexaktinellidenfragment  aus  der  Quadraten- 
kreide von  Oberg  stimmt  zwar  in  der  Skelettstruktiu"  und  auch  in  der  Anordnung  und  Größe  der  Ostien 
und  Postiken  etc.  mit  Ptychodesia  papillata  überein,  hat  aber  an  Stelle  der  Papillenreihen  kantige  Leisten, 
die  innen  hohl  sind  und  am  Scheitel  von  ca.  1  mm  weiten  rundlichen,  in  Reihen  stehenden  Öffnungen 
durchbrochen  werden.  Ähnliche  Öffnungen  liegen  in  durch  breite  Bänder  getrennten  Reihen  an  der 
Innenseite.  Bei  der  Geringfügigkeit  der  Unterlagen  muß  ich  es  daliingestellt  sein  lassen,  ob  etwa  eine 
von  Ptychodesia  papillata  verschiedene  neue  Art  vorliegt.  Jedenfalls  ist  das  Fragment  aus  einem  anderen 
Grunde  sehr  interessant.  Es  besitzt  nämlich  eine  so  weitgehende  Übereinstimmung  mit  einem  mir  durch 
die  Güte  des  Herrn  Professor  Isao  Ijima  in  Tokyo  als  Hexactinella  sp.  zugegangenem  Spongienbruchstück 
aus  der  japanischen  Tiefsee,  daß  eine  sehr  nahe  Verwandtschaft  der  fossilen  und  der  lebenden  Form  keinem 
Zweifel  unterliegen  kann.  Meines  Wissens  hat  Herr  Professor  Ijima  über  sein  Material  noch  nichts  ver- 
öffentlicht.  Ich  glaube  aber  nicht,  daß  er  die  Spongie  bei  der  Gattung  Hexactinella  belassen  wird. 

Die  systematische  Stellung  meiner  Gattung  Ptychodesia  wird  natürlich  nach  der  Untersuchung 
der  lebenden  Formen  viel  genauer  festgelegt  sein  wie  jetzt,  wo  die  Einordnung  in  das  System  nur  auf 
Grund  der  äußeren  Form,  des  Kanalsystems  und  Diktyonalgerüstes,  aber  ohne  Berücksichtigung  der 
Fleischnadeln  erfolgen  kann. 

Familie  Polystigmatidae  nov.  fam. 

Ohr-,  blatt-  oder  unregelmäßig  trichterförmige  Hexactinosa  mit  dünner  Wandung  und  stark  ent- 
wickelter plattiger  Basis.  Beide  Oberflächen  mit  kleinen,  zu  Längs-  und  Querreihen  geordneten  oder 
unregelmäßig  verteilten  und  dicht  nebeneinander  liegenden  Ostien  und  Postiken.  Die  Epirhysen  und 
Aporhysen  endigen  blind  unter  den  Oberflächen  der  Innen-  und  Außenseite.  Die  parenchymalen  Hexaktine 
haben  kleindornige  Strahlen,  die  im  Innern  der  Wandung  zu  einem  mehr  oder  weniger  regelmäßig 
gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen ,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verschmelzen.  Die 
Kreuzungsknoten  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  sind  kugelig  verdickt  und  mit  kurzen  Höckerchen 
besetzt. 

Obere  Kreide. 


—  254  — 


Die  Polystigmatidae  unterscheiden  sicli  von  deji  Leptophragmidae  u.  a.  durcli  die  Jmgelig  verdickten 
und  mit  Höckerchen  versehenen  Kreuzungsknoten  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine. 

Gattung  Polystigmatium  nov.  gen. 

Schwammkörper  ohrförmig  oder  unregelmäßig  trichterförmig,  mit  dünner  Wandung  und  kräftig 
entwickelter  Basis.  Beide  Seiten  mit  nadelstichartigen ,  in  Längs-  und  Querreihen  stehenden  oder 
unregelmäßig  über  die  Oberfläche  verteilten  Ostien  und  Postiken.  Die  Epirhysen  und  Aporhysen  endigen 
blind  unter  den  Oberflächen  der  Innen-  bzw.  Außenseite.  Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus  Hexaktinen, 
die  im  Innern  der  Wandung  zu  vorwiegend  longitudinalen ,  radialen  imd  zirkulären  Balkenzügen  ver- 
schmelzen. Äußere  und  innere  Oberfläche  mit  geflechtartigen  Deckschichten,  die  aus  Hexaktinen  mit 
kugeligen  und  mit  winzigen  Höckern  besetzten  Kreuzungsknoten  und  verdickten  Tangentialstrahlen 
hervorgehen. 

Obere  Kreide. 

Polystigmatium  striato-punctatum  nov.  sp.  (Tafel  XXXII,  Fig.  8,  9;  Tafel  XXXXII,  Fig.  2; 

Texttafel  X,  Fig.  11.) 

Der  dünnwandige  Schwammkörper  ist  ohrförmig  oder  unregelmäßig  trichterförmig  und  ruht  auf 
einer  kräftig  entwickelten  plattig-lappigen  Basis. 

Außenseite  mit  in  Längs-  xuid  Querreihen  stehenden  oder  unregelmäßig  über  die  Oberfläche  ver- 
teilten, dicht  nebeneinander  liegenden  nadelstichartigen  Ostien.  Innenseite  mit  ähnlicli  wie  die  Ostien 
angeordneten,  aber  winzigeren  und  zahlreicheren  Postiken.  Die  Epirhysen  und  Aporhysen  endigen  blind 
unter  den  Oberflächen  der  Innen-  bzw.  Außenseite  in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Postiken  und 
Ostien. 

Das  Diktyonalgerüst  besteht  im  Innern  der  Wandung  aus  Hexaktinen  mit  kleindornigen  Strahlen, 
die  zu  vorwiegend  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verschm.elzen.  In  den  Maschen 
liegen  nicht  selten  kleine  Oxyhexaktine,  die  mit  einem  Strahle  an  die  Dictyonalia  festgeheftet  sind.  Die 
dermalen  und  gastralen  Hexaktine  zeichnen  sich  durch  eine  eigentümliche  Differenzierujig  der  Kreuzungs- 
knoten aus.  Diese  sind  nämlich  kugelig  verdickt  und  die  Verdickungen  tragen  winzige  Höckerchen.  Die 
tangentialen  Strahlen  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  sind  erheblich  dicker  wie  die  Strahlen  der 
parenchymalen  und  verschmelzen  zu  geflechtartigen  Deckschichten  mit  dreieckigen,  viereckigen  oder 
unregelmäßig  rundlichen  Maschen.  Die  nach  außen  gerichteten  Strahlen  endigen  als  kurze  konische 
Zapfen. 

Maße:  Höhe  bis  5  cm  und  mehr;  Weite  bis  10  cm;  Dicke  der  Wandung  ca.  1  mm;  Anzahl  der 
Ostien  auf  0,5  qcm  ca.  64,  der  Postiken  über  100. 

Zwischen  Polystigmatium  striato-punctatum  und  Leptophragma  Murchisoni  Goldf.  sp.  bestehen 
Parallelismen,  die  sich  auf  die  Gestalt  des  Schwammkörpers,  Wanddicke,  Form  und  Anordnung  der  Ostien 
und  Postiken,  und  auch  auf  den  Verlauf  der  Epirhysen  und  Aporhysen  erstrecken.  Ein  augenfälliges 
Unterscheidungsmerkmal  bilden  aber  die  kugelig  verdickten  Kreuzungsknoten  der  dermalen  und  gastralen 
Hexaktine  von  P.  striato-punctatum. 


-   255  — 


Alter  u  Ji  d   Facies:   Ivalkinergel  der  Qvuidraleidcreide. 
Verbreitung  und  Vorkomnx  en:  Oberg  (s.). 
Anzahl  der  untersucliten  Stücke:  2. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Familie  Stich maptycidae  nov.  fam. 

Dünnwandige  Hexactinosa,  deren  Schwammkörper  durch  starke  Faltung  der  Wandung  aus  in 
unregelmäßiger  Weise  anastomosierenden  Blättern  und  weiten  Röhren  besteht.  Außenseite  mit  nadel- 
stichartigen, gleichmäßig  über  die  Oberfläche  verbreiteten  Ostien  von  kurzen  geraden  Epirhysen.  Innen- 
seite mit  kleinen  ovalen  Postiken.  Die  Aporhysen  durchdringen  die  Wandung  in  schräger  Richtung, 
wobei  sie  die  Epirhysen  durchkreuzen.  Die  Hexaktine  haben  glatte  Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem 
unregelmäßig  gebauten  engmaschigen  Gerüste.   Außenseite  mit,  Innenseite  ohne  Oberflächenverdichtung. 

Obere  Kreide. 

Gattung  Stichmaptyx  nov.  gen. 

Der  dünnwandige  Schwammkörper  ist  stark  gefaltet  und  besteht  aus  unregelmäßig  verv/achsenen 
Lappen  und  m.ehr  oder  weniger  weiten  anastomosierenden  Röhren.  Beide  Seiten  mit  kleinen,  gleichmäßig 
über  die  Oberflächen  verbreiteten  Ostien  und  Postiken.  Die  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  beginnen- 
den Aporhysen  durchdringen  die  Wandung  in  schräger  Richtung,  wobei  sie  die  kurzen  geraden  Epirhysen 
durchkreuzen.  Die  Diktyonalhexaktine  haben  glatte  Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem.  ziem.lich 
engmaschigen,  unregelmäßig  gebauten  Gerüste.  Außenseite  mit  einer  aus  den  tangentialen  Strahlen 
hervorgehenden  Deckschicht.    Innere  Oberfläche  ohne  Deckschicht. 

Obere  Kreide. 

Stichmaptyx  alatus  nov.sp.  (Tafel  XXX,  Fig.  2,  3;  Tafel  XXXXIII,  Fig.  6;  Texttafel  IX,  Fig.  8.) 

Die  dünne  Wandung  des  bis  kinderhandgroßen,  auf  kräftig  entwickelter  Basis  ruhenden  Schwamm- 
körpers ist  stark  gefaltet  und  bildet  unregelmäßig  verwachsene,  flügelartige  Lappen  und  anastomosierende, 
bleistift-  bis  fingerdicke  Röhren. 

Außenseite  mit  kleinen  runden  (nadelstichartigen),  gleichmäßig  über  die  Oberfläche  verbreiteten, 
in  Quincunx  geordneten  Ostien  von  ganz  kiu'zen  geraden  Epirhysen.  Innenseite  mit  kleinen  ovalen, 
dicht  nebeneinander  in  Quincunx  stehenden  Postiken.  Die  in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Ostien 
beginnenden  weiten  Aporhysen  durchsetzen  die  Wandung  in  schräger  Richtung,  wobei  sie  die  gerade 
verlaufenden  Epirhysen  durchkreuzen. 

Das  mehr  oder  weniger  unregelmäßig  gebaute  Diktyonalgerüst  ist  ziemlich  engmaschig  und  besteht 
aus  Hexaktinen  mit  glatten  Stralilen.  Zahlreiche  äußere  Strahlen  der  an  den  Wandungen  der  Kanäle 
und  den  beiden  Oberflächen  gelegenen  Hexaktine  endigen  frei  als  lange  Stacheln.  Die  Oberfläche  der  Außen- 
seite ist  mit  einer  ziemlich  dicken  Deckschicht  überzogen,  die  aus  den  verdickten  und  plattig  verbreiterten 


—  256  — 


tangentialen  Strahlen  der  dernialen  Hexaktine  zusanuiiengesetzt  ist.  Innere  Oberfläche  ohne  Deck- 
schicht. 

•Dicke  der  Wandung  ca.  2  mm;  Anzahl  der  Ostien  und  Postiken  auf  0,5  qcm  20 — 25. 
Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und   Vorkommen:   Oberg  (s.  s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Familie  Syringidae  nov.  fam. 

Rölirenförmige  und  dünnwandige  Hexactinosa,  an  deren  Außenseite  in  quadratischen  Feldern 
kleine  Ostien  von  Epirhysen  liegen,  welche  die  Wandung  vollständig  durchdringen.  Die  Aporhysen 
beginnen  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  und  münden  an  der  inneren  Oberfläche  mit  runden  Postiken, 
die  mit  den  inneren  Mündungen  der  Epirhysen  alternieren.  Die  Hexaktine  verschmelzen  zu  einem  mehr 
oder  weniger  regelmäßig  gebauten  Gerüste,  dessen  äußere  Oberfläche  mit  Deckschicht  überzogen  ist. 

Obere  Kreide. 

Gattung  Syringium  nov.  gen. 

Schwammkörper  röhrenförmig  mit  dünner  Wandung.  Außenseite  mit  quadratischen  Feldern, 
in  denen  kleine  Ostien  von  Epirhysen  liegen,  welche  die  Wandung  völlig  durchdringen.  Die  Aporhysen 
beginnen  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  und  münden  an  der  inneren  Oberfläche  mit  kleinen  Postiken, 
die  mit  den  inneren  Mündungen  der  Epirhysen  alternieren.  Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus  Hexaktinen 
mit  dornigen  Strahlen  und  bildet  vorwiegend  kubische  Maschen.  Oberfläche  der  Außenseite  mit,  Ober- 
fläche der  Innenseite  ohne  Deckschicht. 

Obere  Kreide. 

Syringium  textum  nov.  sp.    (Tafel  XXIX,  Fig.  J3,  14;  Texttafel  X,  Fig.  12.) 

Der  Schwammkörper  des  einzigen  Exemplars,  das  ich  überhaupt  aufgefunden  habe,  besteht  in  einer 
kleinfingerdicken,  mehrere  Zentimeter  langen,  dünnwandigen  Röhre,  an  deren  Außenseite  sich  schmale 
longitudinale  und  zirkuläre  Bänder  in  regelmäßigen  Abständen  durchkreuzen.  Dadurch  entstehen 
quadratische  Felder,  in  deren  Mitte  kleine  runde  Ostien  von  geraden  Epirhysen  liegen,  welche  die  Wandung 
vollständig  durchdringen.  Innere  Oberfläche  mit  kleinen,  mit  den  inneren  Mündungen  der  Epirhysen 
alternierenden,  runden  Postiken  von  kurzen  Aporhysen,  die  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  in  den 
Brücken  zwischen  den  Ostien  blind  endigen. 

Die  diktyonalen  Hexaktine  haben  dornige  Strahlen  und  verschmelzen  im  Innern  der  Wandung 
und  an  der  Oberfläche  der  Innenseite  zu  einem  mehr  oder  weniger  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  vor- 
wiegend quadratischen  Maschen.  Die  longitudinalen  und  zirkulären  Bänder  an  der  Außenseite  bestehen 
aus  der  sehr  dicken  Deckschicht,  die  aus  den  verdickten  und  plattig  verbreiterten  Strahlen  der  dermalen 


—  257  — 


Hexaktine  hervorgeht.  Die  Ostien  werden  von  zarten  Gespinsten  überbrückt,  die  aus  kleinen,  in  unregel- 
mäßiger Weise  verkitteten  Hexaktinen  mit  plattig  verbreiterten  StraJilen  bestehen. 

Dicke  der  Wandung  1 — 2  mm;  Anzahl  der  Ostien  auf  0,5  qcm  ca.  8,  der  Kanalmündungen  an 
der  inneren  Oberfläche  (Postiken  +  innere  Mündungen  der  Epirhysen)  ca.  16. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (s.  s.). 

Das  Original  ist  Unikum  und  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Familie  Hapalopegmidae  nov.  fam. 

Kleine,  zusammengedrückt  röhrenförmige  oder  aus  anastomosierenden  Röhren  bestehende  Hexacti- 
nosa  ohne  besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken.  Die  Hexaktine  verschmelzen  zu  sehr 
weitmaschigen  Gerüsten  mit  vorwiegend  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen.  Ohne  Deck- 
schichten. 

Obere  Kreide. 

Gattung  Pleurotrema  nov.  gen. 

Der  kleine  und  sehr  dünnwandige  Schwammkörper  ist  zusammengedrückt  röhrenförmig  mit 
geschlossenem  Scheitel  und  nach  unten  konvergierenden,  in  der  Mitte  taillenförmig  eingebuchteten  Seiten. 
Die  Schmalseiten  werden  am  Scheitelrande  und  unterhalb  der  Einbuchtungen  von  symm.etrisch  angeord- 
neten, großen  runden  Wandlücken  durchbrochen.  Besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken 
sind  nicht  entwickelt.  Die  diktyonalen  Hexaktine  verschmelzen  zu  vorwiegend  longitudinalen  und  zirku- 
lären Strängen,  die  sich  in  ziemlich  weiten  regelmäßigen  Abständen  rechtwinklig  durchkreuzen  und 
dadiu:'ch  große  quadratische  Fenster  bilden.    Ohne  Deckschichten. 

Obere  Kreide. 

Pleurotrema  Ijimai  nov.  sp.    (Tafel  XXXXI,  Fig.  3;  Texttafel  IX,  Fig.  14.) 

Das  Original  zerbrach  infolge  seiner  großen  Dünnwandigkeit  und  lockeren  Skelettstruktur  beim 
Herausfischen  aus  der  Säurelösung  in  Stücke.  Der  kaum  2  cm.  hohe  und  nur  einige  Millimeter  dicke 
Schwammkörper  bildet  eine  abgeplattete,  oben  geschlossene  Röhre,  die  vorn  am  breitesten  ist,  unterhalb 
des  gewölbten  Scheitels  an  beiden  Seiten  taillenförmige  Einbuchtungen  besitzt  und  nach  unten  spitz 
zuläuft.  Die  beiden  Schmalseiten  sind  von  je  zwei  großen,  rundlichen,  symmetrisch  angeordneten  Wand- 
lücken durchbrochen.    Das  obere  Paar  liegt  am  Scheitelrande,  das  untere  unterhalb  der  Einbuchtungen. 

Besondere  Ostien,  Epirhysea,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt. 

Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus  Hexaktinen  mit  dornigen  Strahlen,  die  zu  vorwiegend  longitudinalen 
und  zirkulären  Strängen  verbunden  sind.  Die  Stränge  durchkreuzen  sich  rechtwinklig  in  ziemlicli  weiten 
regelmäßigen  Abständen,  wodurch  große  quadratische,  namentlich  an  den  Breitseiten  der  Spongie  sichtbare 
Fenster  entstehen.  Die  longitudinalen  Stränge  werden  aus  besonders  kräftigen  Balkenzügen  gebildet, 
indem  die  in  der  Richtung  der  Längsachse  des  Schwammkörpers  liegenden  Strahlen  von  dickeren  Kiesel- 

Palaeontographica.   Suppl.-Bd.  V.  33 


—  258  — 


lamellen  umhüllt  werden.  Die  zirkulären  Stränge  bestehen  aus  einem  unregelmäßig  gebauten  vmd  ver- 
hältnismäßig engmaschigen  Balkenwerk  beliebig  orientierter  Diktyonalhexaktine  von  verschiedener 
Größe.  Wie  die  zirkulären  Stränge  ist  auch  das  Gerüst  des  Scheitels  zusammengesetzt.  Deckschichten  fehlen. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Gattung  Hapalopegma  nov.  gen. 

Der  kleine  und  äußerst  zarte  Schwammkörper  hat  eine  dünne  Wandung,  die  zu  anastomosierenden 
Röhren  oder  lappigen  Blättern  gefaltet  ist.  Besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen. 
Die  Diktyonalhexaktine  verschmelzen  zu  einem  sehr  weitmaschigen  Gerüste  mit  vorwiegend  longitudinalen, 
radialen  und  zirkulären  Balkenzügen.    Deckschichten  fehlen. 

Obere  Kreide. 

Hapalopegma  fragilis  nov.  sp.    (Tafel  XXVI I,  Fig  12;  Texttafel  IX,  Fig.  15.) 

Von  all  den  zerbrechlichen  Hexactinelliden-Skeletten  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg  ist  das 
Skelett  dieser  Art  wohl  das  fragilste.  Die  Wandung  besteht  aus  wenige  Zentimeter  langen,  zirka  1,5  cm 
breiten  und  2 — 3  mm  dicken  Blättern.  Besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht 
entwickelt.  Als  Dictyonalia  Hexaktine  mit  glatten  Strahlen,  die  zu  einem  ungewöhnlich  weitmaschigen 
Gerüste  verschmelzen,  in  dem  longitudinale,  radiale  und  zirkuläre  Balkenzüge  überwiegen.  Die  nach  außen 
gerichteten  Strahlen  der  dermalen  und  gastralen  Hexaktine  endigen  als  lange,  dünne  Kieselstäbe.  Im 
übrigen  stimmen  die  parenchymalen  Skelettpartien  mit  den  gastralen  und  dermalen  überein. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  1. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Hapalopegma  maeandrina  nov.  sp.    (Tafel  XXVII,  Fig.  13;  Texttafel  IX,  Fig.  13.) 

Der  äußerst  zarte,  nur  2 — 3  cm  hohe  und  ca.  1,5  cm  dicke  Schwammkörper  besteht  aus  dünn- 
wandigen, 3 — 5  mm  weiten  Röhren,  die  unregelmäßige  Anastomosen  bilden.  Besondere  Epirhysen, 
Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt.  Das  Stützskelett  besteht  aus  großen  Diktyonalhexaktinen 
mit  glatten  Armen,  die  zu  einem  sehr  weitmaschigen  und  lockeren  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen 
und  zirkulären  Balkenzügen  verschmelzen.  An  den  Oberflächen  liegen  stellenweise  kleine  Hexaktine, 
die  in  beliebiger  Orientierung  mit  einem  oder  mehreren  Strahlen  an  die  äußeren  Radialstrahlen  der 
dermalen  und  gastralen  Hexaktine  oder  aneinander  geheftet  sind,  während  die  anderen  Strahlen  frei  endigen. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 


—   259  — 


Familie  Botryosellidae  nov.  fam. 


Knollige  oder  plattigc  Hexactinosa,  deren  Schwammkörper  aus  dicken,  gekröseartig  gewundenen 
oder  zu  röhrigen  Anastomosen  gefalteten  Lappen  besteht.  Außenseite  mit  kleinen,  unregelm.äßig  angeord- 
neten Ostien  von  verschiedener  Weite.    Als  Postiken  fungieren  die  weiten  Skelettm.aschen  an  der 
inneren  Oberfläche.  Regelmäßige  Epirhysen 
und  Aporhysen  fehlen.   Die  Diktyonalhexak- 
tine  sind   sehr  groß   und   versclmielzen  zu 
einem  unregelmäßigen  oder  aus  undeutlich 
longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balken- 
zügen bestehenden  Gerüste.  Beide  Oberflächen 
mit  weitmaschigen,  geflechtartigen  Verdich- 
tungen . 

Obere  Kreide. 


Gattung  Botryosella 


nov. 


gen. 


Der  knollige  oder  plattige  Schwamm- 
körper besteht  aus  dicken,  gekröseartig  ge- 
wundenen oder  zu  röhrigen  Anastomosen  ge- 
falteten Lappen.  Außenseite  mit  unregelm.äßig 
verbreiteten  Ostien  von  verschiedener  Weite. 
Die  Postiken  werden  durch  die  weiten  Ske- 
lettmaschen an  der  inneren  Oberfläche  ver- 
treten. Regelmäßige  Epirhysen  und  Apo- 
rhysen fehlen.  Die  großen  diktyonalen  H  exak- 
tine verschmelzen  zu  einem  unregelmäßig  ge- 
bauten Gerüste  oder  zu  longitudinalen,  radialen 
und  zirkulären  Balkenzügen.  Beide  Oberflächen 
mit  weitmaschigen,  geflechtartigen  Deck- 
schichten. 

Obere  Kreide. 

Botryosella  labyrinthica  nov.  sp.  (Text- 
figur 3;  Texttafel  IX,  Fig.  11.) 


Textfigur  3. 
Bolnjosella  labyrinthica  .Schrxmmen  aus 

Gr.-Heere. 


dem  Cuvieri-Pläner  vou 


Der  handgroße,  knollige  oder  plattige 
Schwammkörper  hat  eine  ziemlich  dicke  Wan- 
dung, die  etwa  wie  die  Wandung  der  Ploco- 

scyphien  gekröseartig  gewundene  Lappen  und  röhrige  Anastomosen  bildet. 

Außenseite  mit  kleinen,  unregelmäßig  über  die  Oberfläche  verbreiteten  Ostien  von  verschiedener 


—   260  — 


Weite.  Als  Postiken  dienen  die  weiten  Skelettmaschen  an  der  inneren  Oberfläche.  Regelmäßig  ausgebil- 
dete Epirhysen  und  Aporhysen  fehlen. 

Das  Diktyonalgerüst  ist  ziemlich  weitmaschig  und  besteht  aus  großen,  mit  Dornen  besetzten 
Hexaktinen,  die  im.  Innern  der  Wandung  beliebig  orientiert  sind  oder  zu  undeutlich  longitudinalen, 
radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verschro.elzen.  Nicht  selten  sind  winzige  Oxyhexaktine  m.it  einem 
Strahle  an  die  dicken  Gerüstbalken  geheftet.  An  beiden  Oberflächen  mehr  oder  weniger  dichte,  unregel- 
mäßige Geflechte  mit  rundlichen  Maschen  von  verschiedener  Weite. 

Länge  des  Originals  13  cm.  Breite  8 — 10  cm.,  Dicke  4  cm;  Dicke  der  Wandung  ca.  0,5  cm. 

Alter  und  Facies:  Cuvieripläner. 

Verbreitung  und  Vorkom.  m.  en:   Gr. -Heere. 

Anzahl   der  untersuchten  Stücke:  2. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 


Familie  Balatitionellidae  nov.  fam. 

Krustenförm.igc  Hexactinosa  mit  dünner  W'andung,  die  aus  zu  traubigen  Stöckchen  vereinigten, 
stark  zusamm.engedrückten,  blattförmigen  Beutelchen  bestehen.  Auf  den  Schmalseiten  der  Beutelchen 
große  rundliche  Wandlücken.  Breitseiten  mit  von  der  Basis  nach  den  Rändern  strahlenden  Ostienreihen. 
Ostien  winzig.  Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt.  Die  Hexaktine 
verschmelzen  im  Innern  der  Wandung  und  an  der  Oberfläche  der  Innenseite  zu  einem  regelmäßigen,  aus 
longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  aufgebauten  Gerüste,  in  dessen  Maschen  beliebig 
orientierte  und  verschieden  große  Oxyhexaktine  liegen,  die  sich  mit  einem  oder  mehreren  Strahlen  an 
die  Dictyonalia  heften.  Äußere  Oberfläche  m.it  einer  engm.aschigen  Deckschicht,  die  aus  beliebig  orientierten 
Diktyonalhexaktinen  mil  verdickten  Strahlen  hervorgeht. 

Obere  Kreide. 

Gattung  Balantionella  Schrammen. 

Traubige  Krusten,  die  aus  an  der  Basis  verwachsenen,  stark  zusammengedrückten,  blattförmigen 
Beutelchen  bestehen.  Die  Schmalseiten  der  Beutelchen  werden  von  großen  runden  Wandlücken  durch- 
brochen. Breitseiten  mit  von  der  Basis  nach  den  Rändern  strahlenden  Ostienreihen.  Ostien  winzig. 
Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken, sind  nicht  entwickelt.  Die  diktyonalen  Hexaktine  haben 
dornige  Strahlen  und  verschmelzen  im.  Iimern  der  Wandung  und  an  der  inneren  Oberfläche  zu  einem, 
regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen,  dessen  weite 
Maschen  stellenweise  von  beliebig  orientierten  Oxyliexaktinen  erfüllt  sind.  An  der  äußeren  Oberfläche 
ist  das  Gerüst  durch  unregelmäßigere  Orientierung  der  Hexaktine  und  Verdickung  der  Strahlen  zu  einer 
ziemlich  engmaschigen  Deckschicht  verdichtet. 

Obere  Kreide. 


—  261  — 


Balantionella  elegans  Schrammen.  (Tafel  XXX,  Fig5;  Tafel  XXXXII,  Fig.  6;  TexttafellX,  Fig.  7.) 

1902.    Balantionella  elegans  Schrammen,  Hexact.  S.  24,  Taf.  IV,  Fig.  la — c. 

Bis  kinderhandgroße  Iraubige  Krusten  und  Platten,  die  aus  mehr  oder  weniger  zahlreichen, 
nebeneinander  liegenden  und  an  der  Basis  verwachsenen  blattförmigen  Beutelchen  bestehen.  Die  dünn- 
wandigen Beutelchen  sind  stark  zusammengedrückt  und  werden  an  den  Schm.alseiten  von  je  einer  großen 
runden  Wandlücke  durchbrochen. 

Breitseiten  mit  strahlenförmig  von  der  Basis  nach  dem  Rande  der  Beutelchen  verlaufenden  Ostien- 
reihen.    Die  Ostien  sind  sehr  winzig.    Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen. 

Als  Dictyonalia  Hexaktine  mit  dornigen  Strahlen,  die  im  Innern  der  Wandung  und  an  der  Ober- 
fläche der  Innenseite  zu  einem  regelm.äßig  gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären 
Balkenzügen  verschmelzen.  In  den  weiten  quadratischen  oder  rechteckigen  Maschen  liegen  unregelmäßig 
orientierte  Oxyhexaktine  von  verschiedener  Größe,  die  mit  einem,  oder  mehreren  Strahlen  an  die  Dictyonalia 
geheftet  sind.  Die  Oberfläche  der  Außenseite  ist  mit  einer  engmaschigen  Deckschicht  überzogen,  die  aus 
beliebig  orientierten  Diktyonalhexaktinen  mit  verdickten  Strahlen  hervorgeht. 

Maße:  Anzahl  der  Beutelchen  eines  Stockes  bis  14  und  mehr;  Dicke  eines  Beutelchens  ca.  4  m.m. 
Breite  und  Höhe  ca.  15  m.m.;  Dicke  der  Wandung  1 — 1,5  mm.;  Anzahl  der  Ostien  auf  0,5  qcm.  100 — 150. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkomm,  en:   Misburg  (s.  s.),  Oberg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  6. 

Belegstücke  in  meiner  Sammlung. 

Familie  PolythyHsidae  nov.  fam. 

Kleine  und  dünngestielte,  kugelige  oder  eiförmige  Hexactinosa  mit  dicker  Wandung  und  stern- 
förm.ig  gebuchtetem.  Paragaster.  Außenseite  mit  einigen  großen,  runden,  mit  den  Paragasterausbuchtungen 
kom.m.unizierenden  Wandlücken  und  zahlreichen  kleinen,  unregelm.äßig  verteilten  Ostien.  Auf  der  Para- 
gasteroberfläche  winzige  Postiken.  Die  Hexaktine  haben  dornige  Strahlen  und  verschro.elzen  in  beliebiger 
Orientierung  zu  einem  engmaschigen  Gerüste,  dessen  oberflächlich  gelegenen  Teile  zwar  dichter  wie  die 
parenchymalen  sind,  aber  keine  eigentlichen  Deckschichten  entwickeln. 

Obere  Kreide. 

Gattung  Polytliyris  nov.  gen. 

Schwammkörper  klein,  kugelig  oder  eiförm.ig  mit  abgestutztem  Scheitel,  und  dickwandig  mit  stern- 
förmig gebuchtetem  Paragaster.  Außenseite  mit  großen  runden  Wandlücken,  die  mit  den  Paragaster- 
ausbuchtungen kommunizieren,  und  kleinen  unregelmäßig  verteilten  Ostien.  Paragasterwandung  mit 
winzigen  Postiken.  Die  diktyonalen  Hexaktine  haben  dornige  Strahlen  und  verschmelzen  in  beliebiger 
Orientierung  zu  einem  engmaschigen  Gerüste,  dessen  oberflächlich  gelegenen  Teile  dichter  wie  die 
parenchymalen  sind,  ohne  aber  eigentliche  Deckschichten  zu  entwickeln. 

Obere  Kreide. 


Texttafel  XII. 

Skelettbestandteile   der   Familien   Chonelasmalidae  Schrammen,   Eureüdae  F.  E.  Schulze,  Tretocalycidae 

Callibrochidae  Schrammen. 
(In  45facher  Vergrößerung.) 


A.  Schrammen  del. 


—  263  — 


Erklärung  zu  Texttafel  XIL 

Familie  Chonelasmatidae. 

Fig.    1.    Chonelasma  Hindei  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 

Familie  Euretidae. 

Fig.    2  und  3.    Periphragella  plicata  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonal- 
hexaktine. 

Fig.    4.    Periphragella  simplex  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 
Fig.    5  und  6.    Periphragella  Johannae  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonal- 
hexaktine. 

Fig.    7.    Eiirete  Rnuffi  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 

Fig.    8  und  9.  Le/roz/eWa /a^'otdm  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 

Familie  Tretocalycidae. 

Fig.  10.    Tretodiclxjum  Pfaffi  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 
Fig.  11.    Tretodiclyum  Loeschmanni  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonal- 
hexaktine. 

Familie  Callibrochidae. 

Fig.  12.    Habrosium  convolutum  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.   Oberfläche  der  Außen- 
seite. 

Fig.  13.    Habrosium  convolutum  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Diktyonalhexaktine. 


Polythyris  cuneata  nov.  sp.    (Tafel  XXVII,  Fig.  6,  7  und  8;  Texttafel  IX,  Fig.  12.) 

Der  kaum  haselnußgroße  Schwammkörper  ist  kugelig  oder  eiförmig  mit  abgestutztem  Scheitel 
und  scharf  abgesetztem  dünnem  Stiel,  und  hat  eine  im  Verhältnis  zu  der  geringen  Körpergröße  stellenweise 
auffallend  dicke  Wandung.  Das  weite  und  tiefe  Paragaster  ist  sternförmig  ausgebuchtet.  Außenseite 
mit  großen  runden  Wandlücken,  die  unmittelbar  mit  den  Ausbuchtungen  des  Paragasters  kommunizieren; 
außerdem  mit  zahlreichen  kleinen,  unregelmäßig  über  die  Oberfläche  verteilten  Ostien.  Die  winzigen 
Postiken  liegen  an  der  Oberfläche  der  Innenseite. 

Das  Diktyonalgerüst  ist  engmaschig  und  besteht  aus  beliebig  orientierten  Hexaktinen  mit  dornigen 
Strahlen.  Zahlreiche  Strahlen,  namentlich  der  oberflächlich  gelegenen  Dictyonalia,  endigen  frei  als  lange, 
mit  Dornen  besetzte  Stacheln.  An  den  Oberflächen  ist  die  Skelettstruktur  dichter  wie  im  Innern  ;  eigent- 
liche Deckschichten  sind  aber  nicht  entwickelt. 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  (ohne  Stiel)  ca.  2  cm,  Dicke  ca.  1,5  cm;  Dicke  des  Stiels 
1,5 — 2  mm;  Dicke  der  Wandimg  zwischen  den  Paragasterausstülpungen  2 — 4  mm;  Weite  der  rundlichen 
Wandlücken  an  der  Außenseite  ca.  2  mm;  Weite  der  Ostien  0,2 — 1  mm;  Anzahl  der  Ostien  auf  0,5  qcm 
10—15. 


—  264  — 


Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (z.  s.) 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


2.  Tribus  Lychnlscosa  nov.  trib. 

Hexasterophora  mit  Lychnisken. 

Familie  VentHculitidae  v.  Zitt.  emend. 

Trompeten-,  hutpilz-,  trichter-  oder  schirmförmige,  zylindrische  oder  zusammengedrückt  röhren- 
förmige Lychniscosa  mit  langem  Stiel  und  kräftiger  Wurzel.  Außenseite,  entsprechend  einer  mehr  oder 
weniger  deutlich  ausgesprochenen  Radialfaltung  der  dünnen  oder  dicken  Wandung,  mit  alternierend  in 
Längsreihen  oder  Längsfurclien  liegenden,  längsovalen  Ostien  von  einfachen  Epirhysen,  die  unter  der 
Oberfläche  der  Innenseite  in  den  Brücken  zwischen  den  Postiken  blind  endigen.  Die  Aporhysen  beginnen 
unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  in  den  Brücken  zwischen  den  Ostien  und  münden  an  der  Innenseite 
mit  runden  oder  querovalen  Postiken,  die  gewöhnlich  in  Quincunx  stehen.  Die  Lychniske  haben  bedornte 
Strahlen,  die  zu  einem  mehr  oder  weniger  unregelmäßig  gebauten  Gerüste  verschmelzen.  Beide  Ober- 
flächen sijid  mit  plattigen  oder  geflechtartigen  Deckschichten  überzogen,  die  aus  siebartig  durchlöcherten 
Verbreiterungen  der  tangentialen  Strahlen  der  dermalen  und  gastralen  Lychniske  hervorgehen.  Als 
Derivate  der  nach  außen  gerichteten  radialen  Lychniskenstrahlen  erheben  sich  gewöhnlich  außerdem 
noch  plattige  oder  rasenartige  Deckgespinste,  auch  wohl  schuppenartig  übereinander  liegende  Kiesel- 
bänder über  die  innere  Oberfläche  des  Diktyonalgerüstes. 

Obere  Kreide. 

Von  den  V entriculitidae  im  Sinne  v.  Zittels  habe  ich  die  Polyblastididae  (mit  der  einzigen  Gattung 
Polyhlastidiiim  v.  Zitt.)  und  Sporadoscinidae  (mit  S poradoscinia  und  verwandten  Gattungen)  als  be- 
sondere Familien  abgetrennt.  Polyblastidium  bildet  traubige  Stöcke,  und  den  Sporadoscinidae  fehlt  die 
Radialfaltung  der  Wandung,  die  an  der  äußeren  Oberfläche  von  Ventriculites,  Rhizopoterion,  Lepido- 
spongia  etc.  in  Gestalt  von  mit  Längsfurchen  abwechselnden,  longitudinalen  Wällen  oder  alternierend 
in  Längsreihen  liegenden,  längsovalen  Ostien  mehr  oder  weniger  deutlich  hervortritt. 

Gattung-  Ventriculites  Mantell. 

Schwamnikörper  schirm-,  Scheiben-  oder  trichterförmig,  hutpilzförmig  oder  zylindrisch,  dünn-  oder 
dickwandig,  gestielt.  Außenseite  mit  längsovalen  oder  spaltförmigen,  gewöhnlich  alternierend  in  Längs- 
reihen (in  Quincunx)  stehenden  Ostien  von  einfachen  Epirhysen,  die  blind  unter  der  Oberfläche  der  Innen- 
seite münden.    Innenseite  mit  runden  oder  ovalen  Postiken  von  einfachen  Aporhysen,  die  blind  unter  der 


—   265  — 


Oberfläclie  der  Außenseite  münden.  Die  Dictyonalia  sind  Lychniske  mit  bedornten  Stralilen,  die  zu  einem 
mehr  oder  weniger  unregelmäßig  gebauten  Gerüste  verschro.elzen.  Die  Außenseite  ist  mit  einer  porösen 
Deckschicht  überzogen,  die  hauptsächlich  von  den  tangentialen  Strahlen  der  dermalen  Lychniske  ausgeht. 
Oberfläche  der  Innenseite  mit  oder  ohne  Deckschicht;  bei  manchen  Arten  mit  plattigen  oder  rasenartigen 
Gespinsten,  die  aus  in  einer  Ebene  anastomosierenden  oder  besenartigen  Verästelungen  der  nach  außen 
gerichteten  Stralilen  der  gastralen  Lychniske  hervorgehen. 
Obere  Kreide. 


Ventriculites  radiatus  Mantell  sp.  (Tafel  XXXVI,  Fig.  1,  2,3;  Fig.  7;  Texttafel  XIll,  Fig.  3—6.) 

1822.    Veniriculites  radiatus  Mantell,  Geol.  of  Suss.  S.  168,  Taf.  XIV,  Fig.  1  u.  2. 

1826.    Scyphia  Oeynhausii  Goldfuss,  Petr.  Germ.  S.  219,  Taf.  LXV,  Fig.  7. 

.1826.    Ventriculites  radiatus  Goldfuss,  Petr.  Germ.  S.  246. 

1829.    Spongia  cribrosa  Phillips,  Yorksh.  Taf.  I,  Fig.  7. 

1841.    Scyphia  Oeynhausii  Roemer,  Kr.  S.  7. 

1864.    Retispongia  radiata  Roemer,  Sp.  Taf.  VI,  Fig.  2. 

1870.  „  „     F.  Roemer,  Oberschl.  Taf.  XXX,  Fig.  2;  Taf.  XXXII. 

1872.    Retispongia  Oeynhausenii  Schlüter,  Sp.  d.  Münsterl.  S.  29. 

1877.    Ventriculites  radiatus  Quenstedt,  Petr.  V,  Taf.  GXXXVI,  Fig.  24—34. 

1877.     Ventriculites  Oeynhauseni  v.  Zittel,  Stud.  I,  S.  50. 

1883.     Ventriculites  radiatus  Hinde,  Catal.  S.  108. 

?1883.    Ventriculites  infundibuliformis  Hinde,  Catal.  S.  112,  Taf.  XXXVI,  Fig.  1,  la. 
?1883.    Ventriculites  cribrosus  Hinde,  Catal.  S.  113,  Taf.  XXVI,  Fig.  2,  2a. 
1897.    Ventriculites  radiatus  Leonhard,  Kreide  in  Oberschl.  S.  32,  Taf.  III,  Fig.  4. 

1900.  Ventriculites  striatus  Wollemann,  Biewende  S.  8. 

1901.  Ventriculites  radiatus  Wollem.'Vnn,  Aufschi,  im  Turon  etc.  S.  53. 

1902.  „  „  „  Lüneb.  S.  9. 

Scheibenförm.ig,  mit  kurzem,  oder  langem  Stiele,  hutpilzförmig,  schirmförmig,  trompeten-  oder 
trichterförmig  etc. 

Außenseite  mit  längsovalen,  3 — 5  mm  langen,  1,5 — 2,5  mm  breiten,  alternierend  in  Längsreihen 
(in  Quincunx)  stehenden  Ostien  von  trichterförmigen  Epirhysen,  die  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite, 
in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Postiken,  blind  endigen.  Innenseite  mit  runden  oder  längsovalen, 
2 — 4  mm  weiten  Postiken,  die  ebenfalls  m.ehr  oder  weniger  deutlich  in  Quincunx  stehen  und  zu  einfachen 
Aporhysen  gehören,  die  blind  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  auslaufen. 

Maße:  Höhe  5 — 30  cm;  Querdurchmesser  des  Oberteils  5 — 30  cm;  Dicke  des  Stiels  1 — 6  cm; 
Dicke  der  Wandung  0,5 — 1,5  cm;  Anzahl  der  Ostien  auf  1  qcm  5 — 10,  der  Postiken  5 — 10. 

Die  diktyonalen  Lychniske  haben  dornige  Strahlen  und  verschmelzen  im  Innern  der  Wandung 
zu  einem  mehr  oder  weniger  unregelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  quadratischen,  dreieckigen  oder  unregel- 
mäßig polygonalen  Maschen,  während  sie  in  den  Wandungen  der  Epirhysen  und  Aporhysen  durch  Aus- 
bildung poröser,  zwischen  den  Lychniskenstrahlen  ausgespannter  Diaphragmen,  plattige  Verdichtungen 
bilden.  Die  Oberfläche  der  Außenseite  ist  mit  einer  feinporösen  Deckschicht  überzogen,  die  aus  plattigen 
Verbreiterungen  der  Tangentialstrahlen  der  derm.alen  Lychniske  hervorgeht.  Bei  sehr  guter  Erhaltung 
erhebt  sich  über  die  Oberfläche  der  Deckschicht  der  Außenseite  ein  äußerst  zartes  plattiges  Kieselgespinst, 
das  auch  dié  Ostien  überzieht  und  aus  wurzelartigen  Verzweigungen  der  äußeren  Radialstrahlen  zusammen- 

Palaeontographica.   Suppl.-Bd.  V.  34 


—  266  — 


gesetzt  ist,  die  miteinander  in  einer  Ebene  anastomosieren.  Auch  die  Oberfläche  der  Innenseite  ist  mit 
Deckschicht  überzogen,  die  ihren  Ursprung  von  den  tangentialen  Strahlen  der  gastralen  Lychniske  nimmt. 
Während  aber  die  Deckschicht  an  der  äußeren  Oberfläche  den  Charakter  einer  siebartig  durchlöcherten 
Kieselhaut  besitzt,  gleicht  die  Deckschicht  der  Innenseite  mehr  einem  plattigen  Geflechte  mit  verschieden 
großen  Maschen.  Bei  günstigen  Erhaltungsverhältnissen  findet  man  auch  die  ganze  Oberfläche  der  Innen- 
seite mit  einem  plattigen  Gespinste  überkleidet,  das  aus  in  einer  Ebene  anastomosierenden,  gezackten 
Kieselfäden  besteht  und  durch  Synapticula  mit  der  darunter  liegenden  Deckschicht  der  Innenseite,  bzw. 
den  nach  außen  gerichteten  Strahlen  der  gastralen  Lychniske  in  Verbindung  steht.  Mitunter,  aber  nur 
selten,  habe  ich  in  dem  Gespinste  kleine  Achsenkreuze  beobachtet. 

Ventriculites  radiatus  gehört  zu  den  bekanntesten  und  langlebigsten  Hexactinellidenarten  der  Kreide. 
Die  vertikale  Verbreitung  umfaßt  Scaphiten-Turon,  Cuvieri-Turon,  Quadraten-Senon  und  Mucronaten- 
Senon.  Das  entspricht  sehr  langen  Zeiträumen,  in  deren  Verlaufe,  auch  bei  gleichbleibenden  Lebens- 
bedingungen, Größe  und  Gestalt  des  Schwammkörpers,  Dicke  der  Wandung,  Anordnung  und  Form  der 
Ostien  und  Postiken  und  Skelettstruktur  Veränderungen  erfahren  müssen,  die  in  ihrer  Totalität  zu  einer 
von  Ventriculites  radiatus  Mantell  sp.  verschiedenen  neuen  Art  führen.  Den  Gang  der  Umbildung  will 
ich  andeuten.  — •  Die  geologisch  ältesten  Individuen  (aus  dem  Scaphitenpläner)  sind  die  kleinsten  und 
dünnwandigsten.  Sie  werden  von  den  senonen  Formen  um.  das  Doppelte  bis  Mehrfache  an  Größe  und 
Dickwandigkeit  übertroffen.  Die  äußere  Körperform  bleibt  in  allen  Horizonten  ziemlich  konstant,  soweit 
sich  bei  der  Vielgestaltigkeit  der  Art  von  Konstanz  reden  läßt.  Man  findet  also  im  Senon  ebenso  wie 
im  Turon  die  trichter-,  Scheiben-  und  schirmförmigen  Schwam.m.körper,  für  welche  Quenstedt  drei  beson- 
dere Varietäten  gemacht  hat,  die  nach  Leonhard,  dem  ich  allerdings  nicht  beipflichten  kann,  vielleicht 
als  besondere  Arten  abzutrennen  wären.  Die  Ostien,  die  bei  den  älteren  Gliedern  der  Entwicklungs- 
reihe oval  sind,  zeigen  bei  den  jüngeren  unverkennbar  die  Tendenz,  lange  schm.ale  Spalten  zu  bilden.  Die 
Postiken  der  turonen  Stücke  sind  kreisrund  ;  in  der  Quadratenkreide  werden  sie  mehr  oder  weniger  deut- 
lich längsoval.  (Man  beobachtet  aber  auch  in  der  Quadratenkreide  nicht  selten  runde  Postiken.)  Diktyo- 
nalgerüst,  Deckschichten  und  Deckgespinste  weisen  anscheinend  bemerkenswerte  Umänderungen  nicht  auf. 

Alter  und  Facies:  Scaphitenpläner ,  Cuvieripläner ,  Kalkmergel  der  Quadraten-  und 
Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oppeln  (z.  h.).  Nettlingen  (s.),  Heere  (z.  h.), 
Dörnten,  Misburg  (z.  s.),  Oberg  (z.  h.),  Lüneburg,  Biewende. 

Anzahl   der  untersuchten   Stücke:   ca.  30. 
Die  Originale  zu  den  Abbildungen  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Ventriculites  radiatus  Mantell,  var.  minor  n.  var. 

Allgemeine  Form,  Kanalsystem  und  Diktyonalgerüst  (einschließlich  des  Deckgespinstes)  wie  bei 
Ventriculites  radiatus  Mant.,  aber  hiervon  verschieden  durch  geringere  Größe,  dünnere  Wandungen  und 
kleinere  Kanalmündungen.  Die  Wandung  wird  selten  über  0,5  cm.  dick.  Anzahl  der  Ostien  und  Postiken 
auf  1  qcm  12 — 20  (bei  Ventr.  radiatus  5 — 10). 

Wie  beim  Typus  variieren  die  Ostien  nicht  unbeträchtlich  im  Umriß.  Am  seltensten  kommen  runde 
vor,  in  der  Regel  längsovale  ;  sie  können  aber  auch  lange  schm.ale  Spalten  bilden.  Die  Postiken  sind  rundlich. 


—  267  — 


Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (z.  s.),  Misburg  (z.  s.). 
AnzahlderuntersuchtenStücke:3.  v 
Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Ventriculites  stellatus  Schrammen.    (Tafel  XXXVll,  Fig.  4,  5.) 
1902.    Ventriculites  stellatus  Schrammen,  Hexact.  S.  11,  Taf.  II,  Fig.  5. 

Becher-  oder  trichterförmig,  dickwandig,  gestielt.  Außenseite  an  der  Basis  mit  breiten  Längsfalten, 
zwischen  denen  tiefe  Furchen  liegen,  die  in  unregelmäßigen  Abständen  von  schmalen  Skelettleisten  über- 
brückt werden.  Weiter  hinauf  werden  die  Längsfalten  durch  Querfurchen  in  undeutlich  polygonale 
Tuben  zerlegt,  deren  durch  die  Deckschicht  der  Außenseite  gebildeten  Deckel  unregelmäßig  sternförmig 
skulpturiert  sind.  Die  Furchen,  welche  zwischen  den  Längsfalten  und  den  Tuben  liegen,  gehören  zum  wasser- 
zuführenden Kanalsystem.  Die  Epirhysen  endigen  blind  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite.  Innenseite 
mit  ovalen,  alternierend  in  Längsreihen  stehenden  Postiken  von  radialen  Aporhysen,  die  in  den  Falten 
bzw.  Tuben  der  Außenseite  blind  endigen. 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  bis  15  cm;  Dicke  der  Wandung  0,8 — 1  cm;  Breite  der  Längs- 
falten an  der  Außenseite  2 — 3  mm.    Länge  der  Postiken  3  mm.  Breite  1  mm. 

Die  Dictyonalia  sind  Lychniske,  deren  mit  Dornen  besetzte  Strahlen  zu  einem  mehr  oder  weniger 
unregelmäßig  gebauten  Gerüste  verschmelzen.  Die  Oberfläche  der  Außenseite  ist  mit  einer  dicken  Deck- 
schicht überzogen,  die  aus  durchlöcherten  Kieselmembranen  besteht,  welche  zwischen  und  über  den 
Tangentialstrahlen  oder,  bei  unregelmäßiger  Orientierung  der  Lychniske,  über  den  nach  außen  gerichteten 
Strahlen  der  dermalen  Lychniske  ausgespannt  sind.  Die  Oberfläche  der  Innenseite  ist  frei  von  Deck- 
schicht, nimmt  aber  durch  Verbreiterungen  der  an  der  Oberfläche  liegenden  Lychniskenstrahlen  den 
Charakter  eines  ziemlich  dichten,  plattigen  Geflechtes  an. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.),  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  5. 

Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Ventriculites  cylindratus  nov.  sp.    (Tafel  XXXVI,  Fig  4,  5,  6;  Texttafel  XIV,  Fig.  10.) 
■  Bis  fingerlange  und  -dicke  Zylinder  mit  ca.  4  mm  dicker  Wandung. 

Außenseite  mit  ca.  1  mm  weiten,  durch  1^ — 2  mm  breite  Skelettbrücken  getrennten  rundlichen 
Ostien,  die  in  Quincunx  stehen,  oder  unregelm^äßig  über  die  Oberfläche  verteilt  sind  (auf  0,5  qcm  4 — 7). 
Innenseite  mit  in  Quincunx  dicht  nebeneinander  liegenden  runden  Postiken  (auf  0,5  qcm  6 — 10).  Von 
den  Ostien  und  Postiken  dringen  röhrenförmige  Epirhysen  bzw.  Aporhysen  in  die  Wandung  ein,  die  unter 
der  Oberfläche  der  Innen-  bzw.  Außenseite  blind  endigen. 

Die  Dictyonalia  sind  Lychniske  mit  dornigen  Strahlen,  die  zu  einem  mehr  oder  weniger  regelmäßig 
gebauten  Gerüste  mit  dreieckigen,  quadratischen  oder  polygonalen  Maschen  verschmelzen.  Oberfläche 
der  Außenseite  mit  einer  dicken,  vielfach  durchlöcherten  Deckschicht,  in  der  die  tangentialen  Strahlen 
der  dermalen  Lychniske  aufgehen.    Die  Oberfläche  der  Innenseite  ist  frei  von  Deckschicht,  aber  mit 


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einem  zarten  Gespinste  überzogen,  das  aus  den  wurzelartig  oder  besen förmig  zerschlitzten  Enden  der  nach 
außen  gerichteten  Strahlen  der  gastralen  Lychniske  zusammengesetzt  ist  und  ein  wertvolles  Hilfsmittel 
bei  der  Bestimmung  abgibt. 

Alter    und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.),  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  6. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Ventriculites  fistulosus  nov.  sp.    (Tafel  XXXVI,  Fig.  8,  9.) 
Schirm-  oder  hutpilzförmig,  mit  0,5  cm  dicker  Wandung. 

Außenseite  mit  4 — 8  mm  langen,  1 — 2  mm  breiten,  spaltförmigen  oder  unregelmäßig  längsovalen 
Ostien  (auf  1  qcm  5 — 7),  zwischen  denen  1,5 — 2  mm  breite,  wulstartige  oder  gerundete  Brücken  liegen, 
die  von  zahlreichen  nadelstichartigen  Öffnungen  durchbohrt  werden.  Innenseite  mit  gleichmäßig  über 
die  Oberfläche  verteilten,  ca.  1,5  mm  weiten  kreisrunden  Postiken  (auf  1  qcm  9 — 12),  zwischen  denen 
1,5 — 2  m.m  breite  flache  Brücken  liegen.  Die  Epirhysen  sind  spaltförmig  und  endigen  blind  unter  der 
Oberfläche  der  Innenseite  in  den  Brücken  zwischen  den  Postiken.  Die  röhrenförmigen  Aporhysen  münden 
blind  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  in  den  Brücken  zwischen  den  Ostien. 

Diktyonalgerüst  und  Deckschichten  wie  bei  Ventriculites  radiatus.    Deckgespinste  fehlen. 

Die  Art  unterscheidet  sich  von  den  radiatus-FoTw.en  aus  der  Quadratenkreide  u.  a.  durch  unregel- 
mäßigen Umriß  und  unregelmäßigere  Anordnung  der  Ostien,  durch  die  von  kleinen  Öffnungen  durchbohrten 
Brücken  zwischen  den  Ostien,  ferner  durch  zwar  gleichm.äßig,  aber  nicht  alternierend  über  die  Innenseite 
verbreitete  und  diu-ch  flache  bandartige  Brücken  getrennte  kreisrunde  Postiken.  (Auch  durch  den  Mangel 
an  Deckgespinsten.) 

Alter  und  Facies:   Kalkm.ergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkom.  m.  en:  Misburg  (s.),  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Lepidospongia  Roemer. 

Der  mehr  oder  weniger  dünnwandige  Schwam.mkörper  ist  regelmäßig  oder  unregelmäßig  trichter- 
oder  schalenförmig  und  besitzt  kräftige  Wtu-zeln.  Außenseite  ro.it  reihenweise  in  Längsfurchen  liegenden, 
rundlichen  oder  längsovalen  Ostien  von  einfachen  Epirhysen,  die  blind  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite 
münden.  Die  Aporhysen  neliro.en  ihren  Ursprung  in  den  Brücken  zwischen  den  Ostienreihen  und  münden 
an  oder  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  mit  runden  oder  querovalen  Postiken,  die  in  Quincunx  oder 
Längsreihen  geordnet  oder  gleichmäßig  verbreitet  sind.  Die  diktyonalen  Lychniske  verschm..elzen  zu 
einem  mehr  oder  weniger  regelmäßig  gebauten  Gerüste,  das  an  beiden  Oberflächen  oder  nur  an  der  äußeren 
Oberfläche  von,  mit  kleinen  Öffnungen  versehenen,  Deckschichten  überzogen  wird,  die  aus  plattigen 
und  porösen  Verbreiterungen  der  tangentialen  Lychniskenstrahlen  hervorgehen.  Über  die  Innenseite 
kann  sich  außerdem  noch  als  Derivat  der  äußeren  Radialstrahlen  der  gastralen  Lychniske  ein  Überzug 


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legen,  der  aus  schuppenartig  übereinandergreifenden  und  konzentrisch  angeordneten  Kieselbändern  oder 
siebartig  durchlöcherten,  zu  undeutlichen  Längs-  und  Querreihen  geordneten  Kieselplättchen  besteht. 
Obere  Kreide. 

Lepidospongia  rugosa  Schlüt.    (Tafel  XXXV,  Fig.  7,  8;  Texttafel  XIII,  Fig.  2.) 

1870.    Lepidospongia  rugosa  Schlüter;  Sitzungsber.  der  niedcrrli.  Ges.  in  Bonn,  S.  140. 
1872.  „  „  „        Spong.  d.  Münsterl.  S.  27. 

1877.  „  „     ZiTTEL,  Stud.  I,  S.  53. 

1902.    Lepidospongia  Brandesi  Schrammen,  Hexact.  S.  11,  Taf.  III,  Fig.  1  u.  2. 
Trichterförmig,  gestielt  mit  kräftiger  Wurzel. 

Außenseite  mit  0,5—1  mm  breiten,  einfachen  oder  vergabelten  Längsfurchen,  zwischen  denen 
ca.  2  mm  breite,  flache  Brücken  liegen.  In  den  Längsfurchen  liegen  in  regelmäßigen  Abständen  kleine, 
runde  oder  längsovale  Ostien  von  Epirhysen,  die  blind  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  münden. 
Innenseite  mit  in  Längsreihen  liegenden  (aber  durch  den  schuppigen  Oberflächenbelag  verdeckten) 
Postiken  von  einfachen  Aporhysen,  die  in  den  Brücken  zwischen  den  Ostienreihen  beginnen, 
Höhe  7 — 10  cm;  größte  Weite  8  cm  und  mehr;  Dicke  der  Wandung  3 — 6  mm. 
Diktyonalgerüst  und  Deckschicht  an  der  äußeren  Oberfläche  wie  bei  den  anderen  Arten.  Die 
besondere  Eigentümdichkeit  der  Spezies  bilden  die  über  der  Oberfläche  der  Innenseite  liegenden  und  dem 
Deckgespinst  von  Lepidospongia  fragilis  homologen  konzentrischen  Bänder,  die  sich  dachziegelartig 
oder,  um  bei  dem  Vergleiche  zu  bleiben,  von  dem  der  Gattungsname  hergeleitet  worden  ist,  schuppenartig 
übereinander  legen.  Diese  mehrere  Millimeter  breiten  Bänder  sind  strukturlose  Kieselplatten,  die  durch 
unregelm.äßige  Geflechte  achsenkanalfreier  Kieselfäden  mit  den  gastralen  Lychnisken  zusammenhängen 
und  Differenzierungen  der  äußeren  Radialstrahlen  darstellen. 

Die  Form.en  aus  den  älteren  Bänken  der  Quadratenkreide,  welche  ich  früher  unter  dem  Namen 
Lepidospongia  Brandesi  zusammengefaßt  hatte,  unterscheiden  sich  vom  Typus  nur  durch  dünnere 
Wandungen,  feinere  Längsrippen  an  der  Außenseite  und  schmalere  Kieselschuppen  an  der  Innenseite. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (z.  s.),  Oberg  (z.  h.),  Adenstedt,  Münsterland. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  15. 

Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Samm.lung. 

Lepidospongia  fragilis  Schrammen  sp.    (Tafel  XXXXV,  Fig.  6;  Texttafel  XIII,  Fig.  1.) 

1902.    Plcctodermatium  jragile  Schrammen,  Hexact.  S.  12,  Taf.  IV,  Fig.  4a,  b.  , 

Trichter-,  becher-  oder  schalenförmig,  m  ehr  oder  weniger  dünnwandig,  gestielt  mit  kräftiger  Wurzel. 

Außenseite  mit  in  0,5 — 1  mm.  breiten,  durch  1,5 — 2  mm.  breite  flache  Bänder  getrennten  Längsfurchen 
Hegenden,  kleinen  runden  oder  ovalen  Ostien,  die  zu  einfachen  Epirhysen  gehören,  welche  blind  unter  der 
inneren  Oberfläche  münden.  Die  (durch  das  Deckgespinst  verdeckten)  Postiken  stehen  in  Quincunx 
und  sind  die  Mündungen  von  weiten  Aporhysen,  die  ihren  Ursprung  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite, 
in  den  Brücken  zwischen  den  Ostienreihen,  nehmen. 


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Maße:  Höhe  des  Schwammkörpers  10 — 15  cm;  Weite  bis  10  cm;  Dicke  der  Wandung  2  mm 
(eine  dünnwandige  Varietät)  bis  ca.  5  mm  (Typus). 

Als  Dictyonaüa  Lychniske  mit  kleindornigen  Strahlen,  welche  zu  einem  mehr  oder  weniger  regel- 
mäßig gebauten  Gerüste  verschmelzen.  Die  Oberfläche  der  Außenseite  ist  mit  einer  porösen  Deckschicht 
überzogen,  die  dadurch  entsteht,  daß  sich  die  tangentialen  Strahlen  der  äußersten  Lychniske  zu  löcherigen 
Kieselhäuten  verbreitern.  Von  den  Enden  der  nach  den  Lumina  der  Ostien  gerichteten  Strahlen  der 
dermalen  Lychniske  gehen  dornige  Kieselzweige  aus,  die  miteinander  Anastomosen  eingehen  und  dadurch 
Gespinste  bilden,  welche  die  Ostien  überbrücken.  (Diese  Gespinste  sind  aber  nur  bei  ungewöhnlich 
günstiger  Skeletterhaltung  zu  erkennen  und  in  der  Regel  zerstört.) 

Über  die  Innenseite  erhebt  sich  als  Derivat  der  nach  außen  gerichteten  Strahlen  der  gastralen 
Lychniske  ein  außerordentlich  zierliches  und  charakteristisches  Deckgespinst.  Dem  unbewaffneten  Auge 
erscheint  es  als  dichter  Überzug,  dessen  Oberfläche  an  grobnarbiges  Leder  erinnert.  Diese  Struktur 
entsteht  durch  mehrere  Quadratmillimeter  große,  mit  lappigen  Rändern  versehene  Plättchen,  die 
in  mehr  oder  weniger  deutlichen  Längs-  und  Querreihen  liegen.  Unter  dem  Mikroskop  erweisen 
sich  die  Plättchen  aus  plattigen  Kieselfäden  von  gleicher  Breite  zusammengesetzt,  die  in  einer  Ebene 
anastomosieren. 

Am  Deckgespinst  ist  Lepidospongia  fragilis  leicht  von  Lepidospongia  rugosa  zu  unterscheiden, 
während  die  äußeren  Oberflächen  beider  Arten  nicht  wesentlich  verschieden  sind. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (z.  h.),  Misburg  (z.  s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  15. 
Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Lepidospongia  inermis  nov.  sp.    (Tafel  XXXIV,  Fig.  7,  8;  Texttafel  XllI,  Fig.  7.) 

Von  dieser  Art  kenne  ich  nur  plattige  Fragmente,  die  auf  einen  scheibenförmigen  Schwammkörper 
schließen  lassen.  Außenseite  mit  in  Längsfurchen  liegenden,  rundlichen  oder  längsovalen  Ostien  von 
zylindrischen  Epirhysen,  die  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  blind  endigen. 

Innenseite  mit  in  Quincunx  stehenden  oder  gleichmäßig  über  die  Oberfläche  verbreiteten,  quer- 
ovalen Postiken  von  spaltförmigen  Aporhysen,  die  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite,  in  den  Brücken 
zwischen  den  Ostienreihen,  beginnen. 

Maße:  Dicke  der  Wandung  3,5  mm;  Weite  der  Ostien  und  Postiken  ca.  1  mm;  Breite  der  Bänder 
zwischen  den  Ostienreihen  1,5  mm;  Anzahl  der  Ostien  und  Postiken  auf  0,5  qcm  ca.  6. 

Die  Dictyonalia  sind  Lychniske  mit  kleindornigen  Strahlen,  die  zu  einem  mehr  oder 
weniger  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  quadratischen,  dreieckigen  oder  polygonalen  Maschen 
verschmelzen.  Beide  Oberflächen  und  die  Wandungen  der  Epirhysen  und  Aporhysen  sind  von 
porösen  Kieselmembranen  überzogen,  die  aus  plattigen  Verbreiterungen  der  äußersten  Lychnisken- 
strahlen  hervorgehen. 

Im  Gegensalze  zu  den  beiden  anderen  Arten  bildet  Lepidospongia  inermis  an  der  Oberfläche  der 
Innenseite  keinerlei  schuppen-  oder  siebartige  Beläge  und  Gespinste. 
Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 


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Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.  s.). 
Anzalil  der  untersuchten  Stücke:  2. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Rhizopoterion  v.  Zittel. 

Der  dickwandige  Schwammkörper  ist  trompeten-,  hutpilz-  oder  schirmförmig  und  hat  einen  langen 
Stiel  mit  sehr  kräftiger,  mehr  oder  weniger  stark  verzweigter  Wurzel.  Außenseite  mit  großen,  ovalen 
oder  spaltförmigen,  in  Längsfurchen  liegenden  Ostien  von  einfachen  Epirhysen,  die  blind  unter  der  Ober- 
fläche der  Innenseite  endigen.  Innenseite  mit  in  Quincunx  stehenden,  ovalen  oder  runden  Postiken 
von  Aporhysen,  die  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  beginnen.  Das  mehr  oder  weniger  unregelmäßig 
gebaute  Diktyonalgerüst  besteht  aus  Lychnisken  mit  bedornten  Strahlen.  Die  Oberfläche  der  Außenseite 
ist  m.it  einer  von  den  äußeren  Strahlen  der  derm.alen  Lychniske  ausgehenden  porösen  Deckschicht  über- 
zogen, über  die  sich  an  dem.  röhrenförmigen  Unterteil  des  Schwam.mkörpers  ein  mit  dem  Wurzelgewebe 
übereinstim.m.endes  Geflecht  aus  achsenkanalfreien  Kieselfäden  legt.  Die  innere  Oberfläche  ist  im  Stiele 
frei  von  Deckschicht,  aber  m.it  einem  zarten  Gespinste  bekleidet,  das  aus  unregelmäßig  orientierten  kleinen 
Lychnisken  und  Hexaktinen  besteht.  An  den  marginalen  Teilen  der  Innenseite  besitzt  die  Deckschicht 
eine  ausgesprochene  Kräuselung,  die  aus  einem  dichten  Rasen  von  wurzelartig  verästelten  Zacken 
hervorgeht. 

Obere  Kreide. 

Rhizopoterion  cervicorne  Goldf.  sp. 

1826.    Scyphia  cervicornis  Goldfuss,  Petr.  Germ.  Taf.  IV,  Fig.  11;  Taf.  XXV,  Fig.  11. 
1877.    Rhizopoterion  cervicorne  Zittel,  Stud.  I,  S.  51. 
1883.    Rhizopoterion  cervicorne  Hinde,  Catal.  S.  116. 

Vollständige  Schwaro.ro.körper  von  Rhizopoterion  cervicorne  sind  m.  W.  nicht  bekannt. 

Von  den  Rhizopoterion- Arien,  die  Freiherr  v.  Ungern-Sternberg^)  aufgestellt  hat,  ist  Rhizo- 
poterion reguläre  v.  Ungern-Sternberg  ein  Wurzelfragm.ent  der  Tetracladine  Phymaraphinia.  Rhizo- 
poterion Zitteli  V.  Ungern-Sternberg,  Rhizopoterion  Zitteli  var.  angulosa  v.  Ungern-Sternberg  und  die 
unter  dem  Namen  Rhizopoterion  cervicorne  Goldf.  sp.  abgebildeten  Spongienreste  sind  Stücke  von 
Wurzeln,  die  z.  T.  kaum,  eine  einigerm.aßen  zuverlässige  generische  Bestimmung  erlauben,  geschweige 
denn  zur  Aufstellung  neuer  Arten  Veranlassung  geben  sollten. 

Rhizopoterion  SOlidum  nov.  sp.  (Tafel  XXXIV,  Fig.6;  Texttafel  XllI,  Fig.  8;  Texttafel  XIV,  Fig.  8.) 

Der  dickwandige  Schwam.mkörper  ist  trom.peten-  oder  schirm.förmig  und  hat  eine  kräftige  Wurzel. 
Gewöhnlich  wird  nur  die  Wurzel  gefunden,  weniger  häufig  das  röhrenförmige  Unterteil  und  nur  sehr  selten 
ganze  Schwam.mkörper  oder  das  tubenartig  oder  scheibenförmig  erweiterte  Vorderteil. 

Außenseite  mit  großen,  längsovalen  oder  undeutlich  quadratischen  Ostien,  welche  in  Längsreihen 

Die  Hexactinelliden  der  senonen  Diluvialgeschiebe  in  Ost-  und  Westpreußen.    Schriften  der  Phys.-ökon.  Ges. 
Bd.  XLIII,  S.  140—147,  Taf.  IV,  Fig.  1—11. 


oder  seichten  Längsfurchen  hegen,  die  durch  flache  oder  mäßig  gerundete  Brücken  getrennt  werden. 
(Die  Brücken  sind  die  Rücken  von  longitudinalen  Radialfalten,  die  durch  mäandrische  Faltung  der  Wan- 
dung entstehen.)  Die  einfachen  Epirhysen  endigen  blind  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  in  den 
Brücken  zwischen  den  Postiken.  Die  Aporhysen  beginnen  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  in  den 
Brücken  zwischen  den  Ostien  und  m.ünden  an  der  inneren  Oberfläche  mJt  in  Quincunx  stehenden  großen 
runden  Postiken. 

Maße:  Höhe  bis  15  cm.  und  m.ehr;  Dicke  des  röhrenförm.igen  Unterteils  3 — 6  cm;  Dicke  der 
Wandung  1 — 1,5  cm.;  Länge  der  Ostien  2 — 2,5  m.m.,  Breite  1 — ^1,5  mm;  Durchmesser  der  Postiken 
ca.  2  m.m..   4 — 6  Ostien  und  Postiken  auf  1  qcm.. 

Als  Dictyonalia  Lychniske  mit  bedornten  Strahlen,  die  im.  Innern  der  Wandung  zu  einem  mehr 
oder  weniger  unregelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  quadratischen,  dreieckigen  oder  unregelmäßig  polygonalen 
Maschen  verschmelzen.  Die  Oberfläche  der  Außenseite  ist  m.it  einer  dicken,  aber  vielfach  durchlöcherten 
Deckschicht  überzogen,  die  aus  plattigen  Verbreiterungen  der  oberflächlich  gelegenen  Lychniskenstrahlen 
hervorgeht.  Über  die  Deckschicht  legt  sich  an  den  basalen  Partien  des  Schwammkörpers  ein  dichtes 
Geflecht,  das  in  seiner  Zusam.m.ensetzung  aus  achsenkanalfreien  Kieselfäden  m.it  dem  Wurzelgewebe 
übereinstim.m.t.  Im.  Stiel  ist  die  innere  Oberfläche  des  Diktyonalgerüstes  mit  einem  zarten  Gespinste 
überzogen,  das  aus  unregelm.äßig  orientierten  winzigen  Lychnis.ken  und  Hexaktinen  besteht,  die  unter- 
einander und  m.it  den  äußeren  Strahlen  der  gastralen  Lychniske  verbunden  sind.  Außerdem  wird  das 
Lumen  des  röhrenförm.igen  Stiels  von  einem.  unregelm.äßigen  Gerüste  m.it  sehr  weiten  Maschen  ausgefüllt, 
das  aus  langen  Strängen  achsenkanalfreier  Kieselfäden  aufgebaut  wird.  Stellenweise  erfahren  die  Stränge 
eine  gewisse  Verfestigung  durch  zwischen  ihnen  ausgespannte  plattigc  Geflechte.  An  der  inneren  Ober- 
fläche der  m.arginalen  Teile  stimmt  die  Deckschicht  in  der  StruJitur  mit  der  Deckschicht  über  der  Außen- 
seite überein. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkomm,  en:  Misburg  (s.),  Oberg  (z.  h.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  8. 
Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Rhizopoterion  tubiforme  nov.  sp.   (Tafel  XXXIV,  Fig.  1—5.) 
Trompetenförm.ig  m.it  dicker  Wandung;  langgestielt  mit  kräftiger  Wurzel. 

Außenseite  m.it  großen  spaltförm.igen  Ostien,  die  in  tiefen  Längsfurchen  liegen.  Zwischen  den 
Furchen  flache  oder  gerundete  Wälle,  welche  durch  die  äußeren  Rücken  von  einfachen  oder  dichotomen 
longitudinalen  Radialfalten  gebildet  werden.  _Innenseite  m.it  großen  längsovalen  oder  runden,  in  Quincunx 
stehenden  Postiken  von  einfachen  Aporhysen,  die  ihren  Ursprung  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite, 
in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Ostien,  nehm.en.  Die  Brücken  zwischen  den  Postiken  sind  an  der 
Oberfläche  stark  gekräuselt  dm-ch  zahlreiche  wurzelartig  verästelte  Zacken  und  Zasern,  die  von  der  Deck- 
schicht der  Außenseite  ausgehen  und  die  Lumina  der  Postiken  erheblich  verengern  oder  ganz  überspinnen 
können.  Die  einfachen  oder  verzweigten  Epirhysen  endigen  blind  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite 
in  den  Skelettbrücken  zwischen  den  Postiken. 

Diktyonalgerüst  wie  bei  Rhizopoterion  solidiim. 


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Maße:  Hölie  dos  Schwammkörpers  bis  30  cm.  und  mehr;  Durchmesser  des  erweiterten  Vorder- 
teiles bis  15  cm;  Dicke  des  röhrenförmigen  Unterteils  3 — 4  cm;  Dicke  der  Wandung  ca.  1  cm;  Länge  der 
Ostien  ca.  5  mm,  Breite  1 — 1,5  mm;  Breite  der  Brücken  zwischen  den  Ostienreihen  ca.  2  mm;  Länge  der 
Postiken  ca.  3  mm,  Breite  1  mm. 

Rhizopoterion  tubiforme  unterscheidet  sich  von  der  älteren  Art  (Rh.  solidum)  u.  a.  durch  spaltförmige, 
in  tiefen  Furchen  liegende  Ostien  und  durch  die  an  der  Oberfläche  stark  gekräuselten  Brücken  zwischen 
den  Postiken. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Napaea  nov.  nom.  ^) 

Schwammkörper  trichterförmig  mit  dünner  Wandung,  gestielt.  Außenseite  mit  kleinen  runden, 
in  Quincunx  stehenden  Ostien  von  röhrenförmigen  Epirhysen,  die  blind  unter  der  Oberfläche  der  Innen- 
seite endigen.  Die  einfachen  Aporhysen  beginnen  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  in  den  Brücken 
zwischen  den  Ostien,  und  münden  mit  alternierend  in  Längsreihen  stehenden  kleinen  runden  Postiken 
unter  dem  Deckgespinste  der  Innenseite.  Die  diktyonalen  Lychniske  bauen  ein  dichtes  Gerüst  auf,  dessen 
Balken  vorwiegend  kubische  Maschen  umschließen.  Beide  Oberflächen  mit  porösen  Deckschichten,  die 
von  den  tangentialen  Strahlen  der  dermalen  und  gastralen  Lychniske  ausgehen.  Über  die  Deckschicht 
der  Innenseite  erhebt  sich  als  Derivat  der  äußeren  Radialstralilen  der  gastralen  Lychniske  ein  eng- 
maschiges Gespinst  von  in  einer  Ebene  anastomosierenden  Kieselfasern,  das  gleichmäßig  ausgebreitet 
oder  in  mehr  oder  weniger  deutliche  Longitudinalbänder  zerlegt  ist. 

Obere  Kreide. 

Napaea  striata  Schrammen  (Tafel  ^XXWl,  Fig.  11,  12,  13;  Texttafel  XIV,  Fig.  9,  11.) 

1902.    Eudiclyon  striatum  Schrammen,  Hexact.  S.  15,  Taf.  II,  Fig.  5;  Textfigur  2. 
1902.    Eudictyon  diagonale  Schrammen,  Hexact.  S.  16,  Taf.  I,  Fig.  5. 

Trichterförmig  mit  dünner  Wandung,  gestielt.  Außenseite  mit  gleichmäßig  verbreiteten  oder  in 
Längsfurchen  liegenden  und  in  Quincunx  geordneten,  ca.  0,5  mm  weiten,  etwa  um  ihren  Durchmesser 
voneinander  entfernten  Ostien  (ca.  14  auf  0,5  qcm)  von  geraden  röhrenförmigen  Epirhysen,  die  blind 
unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  endigen.  Die  einfachen  Aporhysen  beginnen  unter  der  Oberfläche 
der  Außenseite  in  den  Brücken  zwischen  den  Ostien  und  münden  an  der  Innenseite  unter  dem  Deck- 
gespinste mit  kleinen,  in  alternierenden  Längsreihen  stehenden  Postiken. 

Maße:  Höhe  des  Schwammkörpers  4 — 6  cm.  ;  größte  Weite  6 — 8  cm  ;  Dicke  der  Wandung  3 — 4  mm. 

Die  diktyonalen  Lychniske  haben  mit  kleinen  Dornen  besetzte  Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem 
mehr  oder  weniger  regelmäßig  gebauten  Gerüste.  Über  die  Oberfläche  der  Außenseite  verbreitet  sich  eine 
durchlöcherte  Deckschicht,  die  von  den  an  der  Oberfläche  liegenden  Strahlen  der  dermalen  Lychniske 

^)  Der  früher  (Neue  Hexactin.  S.  15)  von  mir  geljrauchte  Gattungsname  Eudictyon  ist  schon  vergeben. 
Palaeontographica.   Suppl.-Bd.  V.  35 


—   274  — 


ausgeht.  Mit  der  Deckschicht  hängen  wurzelartig  verzweigte  zackige  Kieselfasern  zusarnmen,  die  mit- 
einander in  einer  Ebene  anastomosieren,  und  die  ganze  Außenseite  des  Schwammkörpers  mit  einem 
schleierartigen  Gespinste  überziehen.  Die  Innenseite  ist  ebenfalls  mit  Deckschicht  überzogen,  die  den 
Charakter  eines  lockeren,  plattigen  Geflechtes  hat,  das  über  und  zwischen  den  tangentialen  Stralilen  der 
gastralen  Lychniske  ausgespannt  ist.  Hierüber  erhebt  sich  als  Derivat  der  äußeren  Radialstrahlen  ein 
sehr  engmaschiges,  in  2- — 3  mm  breite  Longitudinalbänder  zerlegtes  Deckgespinst,  das  aus  plattigen 
und  gezackten  Kieselfasern  besteht,  die  in  derselben  Ebene  anastomosieren.  An  älteren  Individuen  können 
die  porösen  Bänder  durch  Ausfüllung  der  Maschen  zu  soliden  Kieselplatten  (wie  bei  Lepidospongia  ragosa) 
werden. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkom.  men:  Misburg  (s.),  Oberg  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  10. 
Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Napaea  micropora  nov.  sp.    (Tafel  XXXVI,  Fig.  10.) 

Unterscheidet  sich  von  der  anderen  Art  durch  einen  kleineren  Schwammkörper,  winzigere  Ostien, 
ein  engmaschigeres  Diktyonalgerüst  und  weniger  deutlich  entwickelte  Longitudinalbänder  an  der  Ober- 
fläche der  Innenseite. 

Maße:  Höhe  4 — 5  cm.;  größte  Weite  4 — 5  cm;  Dicke  der  Wandung  ca.  3  mm.;  Anzahl  der  Ostien- 
auf  0,5  qcm.  ca.  30  (bei  N.  striata  12 — 14). 

Alter  und   Facies:   Kalkm.ergel  der  Quadratonkreide. 
Verbreitung  und  Vorkom.  m.  en:  Oberg  (s.). 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Pleuropyge  nov.  gen. 

Schwam.m.körper  zusam.m.engedrückt-röhrenförm.ig,  langgestielt.  Äußere  Oberflächen  der  Breit- 
seiten mit  in  undeutlichen  Längsreihen  liegenden,  ziemlicli  großen,  ovalen  oder  spaltförmigen  Ostien. 
Schm.alseiten  mit  übereinander  liegenden,  großen  rundlichen  Wandlücken.  Die  diktyonalen  Lychniske 
verschmelzen  zu  einem,  m.ehr  oder  weniger  unregelmäßig  gebauten  Gerüste,  dessen  Außenseite  m.it  einer 
dichten  Deckschicht  überzogen  ist. 

Innere  Oberfläche  unbekannt. 

Obere  Kreide. 

Pleuropyge  plana  nov.  sp.    (Tafel  XXXVll,  Fig.  3;  Texttafel  XIII,  Fig.  9.) 

Zusam.mengedrückt-röhrenförm.ig  (wie  Pleurostoma  radiata,  Pleurope  u.  a.)  mit  gerundetem  Vorder- 
rande und  geraden,  nach  unten  konvergierenden  Seiten,  langgestielt. 

Äußere  Oberfläche  der  breiten  Seiten  mit  zu  undeutlichen  Längsreihen  geordneten,  ziemlich  großen, 
ovalen  oder  spaltförm.igen  Ostien,  zwischen  denen  flache  oder  gerundete,  bandartige  Brücken  liegen. 


—  275  — 


Schmalseiten  mit  großen,  runden  oder  ovalen  Wandlücken,  die  übereinander  liegen  und  dicke  wulstige 
Ränder  haben. 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  ca.  10  cm;  Breite  am.  vorderen  Ende  ca.  4  cm.;  Dicke  ca.  1  cm; 
Dicke  der  Wandung  ca.  3  mm;  Länge  der  Ostien  2 — 5  mm.,  Breite  1 — -2  mm;  Durchmesser  der  rundlichen 
Öffnungen  an  den  Schmalseiten  0,5 — 1  cm. 

Die  Dictyonalia  sind  Lychniske  mit  kleindornigen  Strahlen ,  die  zu  einem  mehr  oder  weniger 
unregelmäßig  gebauten,  ziemlich  dichten  Gerüste  verschmelzen.  Die  Oberfläche  der  Außenseite  ist  mit 
einer  geflechtartigen  Deckschicht  überzogen,  die  an  den  basalen  Partien  des  Schwammkörpers  aus 
achsenkanalfreien  Kieselfasern  besteht. 

Die  Oberfläche  der  Innenseite  habe  ich  nicht  freilegen  können. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.),  Biewende  (h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  5. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Familie  Polyblastididae  nov.  fam. 

Stockartige  Lychniscosa,  deren  Schwamm.körper  aus  zahlreichen  kreiselförm.igen  Knospen  mit 
radial  gefalteter  Wandung  und  gut  entwickeltem.  Paragaster  besteht,  die  von  einem  dünnröhrenförmigen 
Achsenteile  ausstrahlen.  Ostien  klein,  oval.  Ohne  Aporhysen  und  Postiken.  Die  Lychniske  haben  klein- 
dornige Strahlen,  die  zu  einem,  mehr  oder  weniger  regelm.äßig  gebauten  Gerüste  verschmelzen.  Äußere 
Oberfläche  m.it  Deckschicht.  Innenseite  ohne  Deckschicht,  aber  mit  einem,  aus  den  verlängerten  äußeren 
Radialstrahlen  der  gastralen  Lychniske  bestehenden  Rasen  von  Kieselstacheln. 

Obere  Kreide. 

Gattung  Polyblastidium  v.  Zittel. 

Traubige  Stöckchen,  die  aus  einem,  langgestielten  röhrenförmigen  Achsenteile  bestehen,  von  dem 
zahlreiche  kreiselförm.ige  Knospen  mit  dünner,  radial  gefalteter  Wandung  und  weitem  Paragaster  ent- 
springen. Außenseite  der  Knospen  und  des  Achsenteils  m.it  ovalen  Ostien.  Aporhysen  und  Postiken 
fehlen.  Die  diktyonalen  Lychniske  verschmelzen  zu  einem.  m.ehr  oder  weniger  regelmäßig  gebauten 
Gerüste,  dessen  äußere  Oberfläche  von  einer  porösen,  aus  durchlöcherten  Verbreiterungen  der  tangentialen 
Strahlen  der  dermalen  Lychniske  hervorgehenden  Deckschicht  überzogen  wird.  Innere  Oberfläche  ohne 
Deckschicht,  aber  mit  einem  Rasen  von  langen  Kieselstacheln,  der  aus  den  verlängerten  äußeren  Radial- 
strahlen der  gastralen  Lychniske  besteht. 

Obere  Kreide. 

Polyblastidium  racemosum  T.  Smith  sp.  (Tafel  XXXVIII,  Fig.  8—10;  Texttafel  XIII,  Fig.  10.) 

1848.    Brachioliles  racemosus  T.  Smith,  Ann.  u.  Mag.  Nat.  Hist.  Bd.  I,  S.  364,  Taf.  XIII,  Fig.  6. 
1864.    Cephaliles  ellipticus  Roemer,  Sp.  S.  7,  Taf.  IV,  Fig.  6. 


—   276  — 


1877.    Polyblastidium  luxurians  v.  Zittel,  Stud.  I,  S.  52:  Neues  Jahrbuch  1878,  Taf.  III,  Fig.  7. 
1883.    Polyblastidium  racemosum  Hinde,  Catal.  S.  119,  Taf.  XXVII,  Fig.  2. 
1883.    Polyblastidium  luxurians  Hinde,  Catal.  S.  119. 

1902.    Polyblastidium  racemosum  Schrammen,  Hexact.  S.  10,  Taf.  II,  Fig.  3. 

Wie  bei  der  Hyazinthe  die  einzelnen  Blütenglöckchen  an  dem  langen  Stengel  sitzen,  entspringen  bei 
Polyblastidium  racaemosum  von  einem  langgestielten,  dünn-röhrenförmigen  Achsenteile  zahlreiche,  eng 
zusammen-  oder  weit  auseinanderliegende,  kreiseiförmige,  am  Scheitel  geöffnete  und  mit  einem  weiten 
Paragaster  versehene  Knospen,   deren  dünne  Wandung  eine  ausgesprochene  Radialfaltung  aufweist. 

Außenseite  der  Knospen  und  auch  der  röhrenförmigen  Achse  (bis  auf  den  dichten  Stiel)  mit  längs- 
ovalen oder  spaltförmigenOstien,  zwischen  denen  gerundete  Brücken  liegen.  AporhysenundPostiken  fehlen. 

Die  Form  der  Knospen  schwankt.  Die  beiden  Extreme,  auf  der  einen  Seite  kreiscl förmige  und  fast 
geschlossene,  auf  der  anderen  weitgeöffnete  querovale  Knospen  werden  durch  v.  Zittels  Abbildung 
von  Polyblastidium  luxurians  (a.  a.  0.  Taf.  3,  Fig.  7)  und  Roemers  Abbildung  von  Cephalites  ellipticus 
(Sp.  Taf.  4,  Fig.  6)  zur  Darstellung  gebracht.  (Wer  sich  eine  gute  Vorstellung  von  den  Bilderrätseln, 
die  RoEMER  z.  T.  gibt,  machen  will,  vergleiche  Roemers  Artabbildung  1.  c.  Taf.  4,  Fig.  6  mit  den  Licht- 
bildern Taf.  XXXVIII,  Fig.  8—10  dieser  Abhandlung.) 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  5 — ^10  cm;  Längsdurchmesser  der  Knospen  l — 1,5  cm; 
Dicke  der  Knospen  am  Scheitel  0,5- — 1  cm;  Dicke  der  Knospenwandung  2 — 4  mm;  Dicke  des  röhren- 
förmigen Zentralteils  3 — 6  mm;  Länge  der  Ostien  0,5 — 2  mm;  Dicke  der  Brücken  zwischen  den  Ostien 
ca.  1,5  mm. 

Das  Kieselgerüst  ist  mehr  oder  weniger  regelmäßig  gebaut  und  besteht  aus  Lychnisken  mit  klein- 
dornigen Strahlen.  Seine  äußere  Oberfläche  ist  mit  einer  porösen  Deckschicht  überzogen,  die  dadurch 
entsteht ,  daß  sich  zwischen  den  tangentialen  Strahlen  der  dermalen  Lychniske  durchlöcherte  Kiesel- 
membranen als  plattige  Verbreiterungen  dieser  Strahlen  ausspannen.  Über  die  Deckschicht  der  Außenseite 
erheben  sich  bei  günstiger  Skeletterhaltung  die  äußeren  Radialstrahlen  der  derm.alen  Lychniske  als  lange 
schlanke  Kieselstacheln.  Die  innere  Oberfläche  ist  frei  von  Deckschicht,  aber  mit  einem  stacheligen 
Überzuge  versehen,  der  aus  den  stark  verlängerten,  zugespitzten  oder  wurzelartig  verzweigten,  äußeren 
Radialstrahlen  der  gastralen  Lychniske  zusammengesetzt  ist.  Struktur  des  Achsenteils  wie  bei  den 
Knospen.  Der  eigentliche  Stiel  besteht  aber  nur  aus  achsenkanalfreien,  durch  Synapticula  verbundenen 
Kieselfäden. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:   Misburg  (z.  s.),  Oberg  (z.  h.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  15. 
Die  Originale  zu  den  Abbildungen  liegen, in  meiner  Sammlung. 

Familie  Actinocyclidae  nov.  fam. 

Pilz-  oder  schirmförmige  Lychniscosa.  Oberseite  mit  zahlreichen,  in  der  Mitte  beginnenden,  ein- 
fachen oder  vergabelten,  flachen  oder  gewölbten  Radialfalten.  Unterseite  mit  vom  Stiele  nach  dem 
Rande  verlaufenden,  in  einfachen  oder  dichotomen  Reihen  stehenden,  großen  rundlichen  Ostien  von 


—   277  - 


kurzen  Epirliysen,  die  im  Innern  der  Radialfalten  münden.    Postiken  in  den  Furchen   zwischen  den 
Radialfalten  oder  auf  den  Faltenrücken  und  -selten.    Diktyonalgerüst  ziemlich  unregelmäßig.  Ober- 
und  Unterseite  mit  membranösen  oder  geflechtartigen  Deckschichten. 
Obere  Kreide. 

Gattung  Actinocyclus  nov.  gen. 

Schwammkörper  pilz-  oder  schirmförmig,  kurzgestielt.  Oberseite  mit  zahlreichen,  in  der  Mitte 
beginnenden,  einfachen  oder  vergabelten,  flachen  oder  gewölbten  Radialfalten.  Unterseite  mit  Ostien- 
reihen,  deren  Verlauf  mit  der  Anordnung  der  Radialfalten  übereinstimmt.  Die  einfachen  Epirhysen 
m.ünden  unmittelbar  in  die  Radialfalten.  Postiken  in  den  Furchen  zwischen  den  Falten  oder  auf  den 
Faltonrücken  und  -selten.  Die  diktyonalen  Lychniske  verschm.elzen  zu  einem  ziemlich  unregelmäßig 
gebauten,  engmaschigen  Gerüste.  Scheitelfläche  und  Oberfläche  der  Außenseite  mit  membranösen  oder 
geflechtartigen  Deckschichten,  die  durch  plattige  Ausbreitungen  der  tangentialen  Stralilen  der  dermalen 
und  gastralen  Lychniske  entstehen. 

Obere  Kreide. 

Actinocyclus  mirus  nov.  sp.    (Tafel  XXXVII,  Fig.  1,  2;  Texttafel  XIV,  Fig.  13.) 
Schirm-  oder  hutpilzförm.ig,  m.it  dünner  Wandung,  kurzgestielt. 

Oberseite  mit  zahlreichen,  ca.  1,5  mm.  breiten,  durch  schm.ale  Furchen  getrennten,  einfachen  oder 
unregelmäßig  vergabelten  Radialbändern,  die  von  der  Mitte  nach  dem  Rande  strahlen.  Unterseite  mit 
ca.  1  mm  weiten,  durch  1,5 — 2  m.m.  breite  und  flache  Brücken  getrennten,  runden  Ostien,  die  in  vom. 
Stiel  nach  dem  Rande  verlaufenden,  geraden  Reihen  liegen  und  zu  kurzen  röhrenförmigen  Epirhysen 
gehören,  die  blind  unter  den  Radialbändern  der  Oberseite  endigen.  An  der  Oberseite  liegen  in  den  Furchen 
zwischen  den  Radialbändern  die  winzigen  Postiken. 

Höhe  des  Schwamm.körpers  2 — 4  cm.;  Durchmesser  des  scheibenförm.igen  Vorderteiles  5 — 7  cm. 

Das  Diktyonalgerüst  ist  m.ehr  oder  weniger  unregelm.äß.ig  gebaut  und  besteht  aus  Lychnisken 
mit  bedornten  Strahlen.  Äußere  und  innere  Oberfläche  mit  porösen  Deckschichten,  die  durch  plattige 
und  siebartig  durchlöcherte  Verbreiterungen  der  Tangentialstrahlen  der  dermalen  und  gastralen  Lychniske 
entstehen. 

Bei  der  anderen  Art  erheben  sich  auf  der  Oberseite,  an  Stelle  der  flachen  Radialbänder,  kräftige 
Radialfalten,  und  die  Ostien  sind  doppelt  so  groß. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.  s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 
Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Actinocyclus  alternans  Roem.  sp.    (Tafel  XXIX,  Fig.  1,  2,  3;  Texttafel  XIV,  Fig.  14.) 

1841.    Coeloptychium  alternans  Roem  er,  Kr.  Taf.  IV,  Fig.  6. 
1877.    Marshallia  alternans  Zittel,  Stud.  I,  S.  58. 

Pilz-  oder  schirmförmig,  mit  deutlich  abgesetztem  röhrenförmigem  Stiele. 


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Oberseile  (wie  die  Unterseite  von  Coeloptychium)  mit  zahlreichen,  einfachen,  dichotomen  oder 
unregelmäßig  vergabelten  Radialfalten,  die  in  der  Mitte  des  Schirms  beginnen  und  am  Rande  endigen. 
Unterseite  mit  strahlenförmig  vom  Stielansatze  nach  dem  Rande  verlaufenden,  durch  3 — 4  mm  breite 
poröse  Bänder  getrennten,  einfachen,  dichotomen  oder  unregelmäßig  vergabelten  Ostienreihen.  Die 
rundlichen  Ostien  sind  ca.  2  mm  weit  und  liegen  um  ihren  Durchmesser  voneinander  entfernt.  Die  ein- 
fachen Epirhysen  münden  unmittelbar  in  das  Innere  der  Radialfalten.  Auf  dem  Rücken  und  an  den 
Seiten  der  Radialfalten  unregelmäßig  verteilte  kleine  Öffnungen,  die  wohl  als  Postiken  anzusprechen  sind. 

Maße:  Radius  des  Schirms  2 — 5  cm;  Dicke  des  Schirms  ca.  0,5  cm;  Anzahl  der  Radialfalten 
(am  Rande  gezählt)  bis  50  und  mehr.  Dicke  einer  einfachen  (nicht  gegabelten)  Falte  ca.  2  mm,  Höhe 
ca.  3  mm;  Länge  des  Stiels  2 — 5  cm. 

Das  Stützskelett  besteht  aus  Lychnisken  mit  kleindornigen  oder  fast  glatten  Strahlen,  die  zu  einem 
ziemlich  unregelmäßig  gebauten  und  engmaschigen  Gerüste  verschmelzen.  Oberfläche  der  Radialfalten 
und  Unterseite  der  Wandung  sind  von  membranösen  Deckschichten  überzogen. 

V.  ZiTTEL,  der  anfangs  die  Vermutung  äußerte,  daß  Coeloptychium  alternans  Roemer  eine  Becksie 
sein  könnte,  hat  wohl  kein  Exemplar  der  Spezies  in  Händen  gehabt,  denn  er  nennt  F.  A.  Roemers  gar 
nicht  üble  Zeichnung  der  äußeren  Körperform  geradezu  ein  Phantasiegebilde.  Später  zog  Zittel  die 
Art  zu  Marshallia.  (Die  typische  Art  dieser  Gattung  ist  Marshallia  tortuosa  Roemer  sp.)  Ich  betrachte 
Actinocyclus  alternans  als  Typus  einer  neuen  Gattung,  für  die  ich  eine  besondere  Familie  errichte. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.  s.),  Oberg  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  5. 

Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 


Familie  Microblastididae  nov.  fam. 

Trichterförmige  Lychniscosa  mit  ziemlich  dicker,  radial  gefalteter  Wandung.  Auf  den  Falten- 
rücken liegen  an  der  Außenseite  in  Längsreihen  zitzen-  oder  warzenförmige  Vorstülpungen,  die,  wie  auch 
die  Seiten  der  Falten,  von  ziem.lich  großen  rundlichen  Löchern  durchbrochen  werden.  Äußere  Oberfläche 
mit  winzigen  Ostien.  Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen.  Das  Diktyonalgerüst  ist 
ziemUch  regelmäßig  gebaut.  Außenseite  mit  Deckschicht;  Innenseite  ohne  Deckschicht,  aber  stellen- 
weise mit  einem  äußerst  zarten  Deckgespinst,  das  von  den  äußeren  Radialstrahlen  der  gastralen  Lychniskc 
ausgeht. 

Obere  Kreide. 

Gattung  Microblastidium  Schrammen. 

Ziemlich  dickwandige  Trichter,  deren  Wandung  aus  longitudinalen  Radialfalten  besteht.  An  der 
Außenseite  erheben  sich  auf  den  Faltenrücken  zitzen-  oder  warzenförmige  Vorstülpungen,  die  am  Scheitel 
und  an  den  Seiten  von  kleinen  rundlichen  Löchern  durchbrochen  werden.  Äußere  Oberfläche  mit  winzigen 
Ostien.   Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt.   Die  diktyonalen  Lychniske 


—    279  - 


verschmelzen  zu  einem  mehr  oder  weniger  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  vorwiegend  kubischen  Maschen. 
Außenseite  mit,  Innenseite  ohne  Deckschicht,  aber  stellenweise  mit  einem  äußerst  zarten  Deckgespinst 
Obere  Kreide. 

Microblastidium  decurrens  Schrammen.  (Tafel  XXX,  Fig.  11  ;  Tafel  XXXVII,  Fig.  9;  Tcxttafel  XV, 

Fig.  15.) 

1902.    Microblastidium  decurrens  Schrammen,  Hexact.  S.  15,  Taf.  IV,  Fig.  5. 

Ein  vollständiges  Exemplar  dieser  merkwürdigen  Art  habe  ich  nicht  auffinden  können.  Zahl- 
reiche, mehr  oder  weniger  gut  erhaltene,  mehrere  Zentimeter  große  Fragmente  weisen  auf  einen  trichter- 
förmigen Schwammkörper  von  erheblicher  Größe  hin.  Die  0,5 — 1  cm  dicke  Wandung  bildet  kräftige, 
0,3 — 0,5  cm.  breite  Radialfalten,  die  am  Stiele  beginnen  und  mit  der  Vergrößerung  des  Querdurchmessers 
der  Spongie,  durch  Gabelung  und  Einschiebung  neuer  Falten,  an  Zahl  zunehmen.  An  der  Außenseite 
erheben  sich  auf  den  Faltenrücken,  als  Ausstülpungen  der  Falten,  in  Längsreihen  angeordnete,  mehrere 
Millim.eter  hohe,  hohle,  zitzen-  oder  warzenförmige  Fortsätze,  die  gewöhnlich  am  Scheitel  von  ziemlich 
großen  (ca.  1,0  m.m  weiten)  rundlichen  Öffnungen  durchbrochen  werden.  Im  vorderen  Teile  des  Schwamm- 
körpers liegen  ähnliche  Öffnungen  auch  an  den  Seiten  der  Radialfalten  und  in  den  tiefen  Furchen  zwischen 
den  Falten.  An  der  Innenseite  der  Wandung  werden  die  Faltenrücken  der  Außenseite  natürlich  zu  Falten- 
tälern, die  Faltentäler  zu  Faltenrücken.  Die  Faltentäler  stellen  hier  tiefe,  longitudinale  Furchen  dar, 
die  stellenweise  durch  Verwachsungen  der  beiden  angrenzenden  Faltenrücken  überbrückt  sind. 

Die  Ostien  sind  winzige,  dicht  nebeneinander  liegende  Löcherchen  in  der  äußeren  Oberfläche. 
Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen. 

Als  Dictyonalia  Lychniske  mit  kleindornigen  Strahlen,  die  zu  einem  Gerüste  verschm.elzen,  dessen 
Balken  vorwiegend  kubische  Maschen  umschließen.  Die  äußere  Oberfläche  ist  m.it  einer  von  den  äußeren 
Radialstrahlen  der  dermalen  Lychniske  ausgehenden  Deckschicht  überzogen,  die  an  den  Faltenseiten  als 
zartes  Gespinst  oder  löcherige  Membran  entwickelt  ist,  an  den  Rücken  der  Falten  aber  den  Charakter 
eines  dichten  Geflechtes  annimmt.  In  den  Falten  ist  die  innere  Oberfläche  gewöhnlich  frei  von  Deck- 
schicht. Stellenweise  stößt  m.an  aber  auf  Reste  eines  äußerst  zarten  Gespinstes,  das  aus  anastomosierenden 
Verzweigungen  der  äußeren  Radialstrahlen  der  gastralen  Lychniske  zusam.mengesetzt  ist. 

Alter  und  Facies:   Kalkm.ergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkomm,  en:  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Familie  Sporadoscinidae  nov.  fam. 

Mehr  oder  weniger  dünnwandige,  kelch-,  röhren-,  trichter-,  napf-  oder  schirmförmige  Lychniscosa. 
Außenseite  mit  gleichmäßig  über  die  Oberfläche  verteilten,  querovalen,  spaltförmigen,  rundlichen,  unregel- 
mäßig polygonalen  oder  quadratischen  Ostien  von  röhrenförmigen  Epirhysen,  die  blind  unter  der  Ober- 
fläche der  Innenseite  endigen.    Oberfläche  der  Innenseite  mit  in  Quincunx  stehenden  oder  in  Längs- 


-   280  - 


furchen  liegenden,  runden  Posliken  von  ziemlich  weiten  Aporhysen,  die  unter  der  Oberfläche  der  Außen- 
seite beginnen.    Die  Lychniske  haben  bedornte  Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem  mehr  oder  weniger 
unregelmäßig  gebauten  Gerüste.   Äußere  Oberfläche  immer  mit  Deckschicht;  innere  Oberfläche  mit  oder 
ohne  Deckschicht;  zuweilen  mit  sehr  zarten  plattigen  Kieselgespinsten. 
Obere  Kreide. 

Gattung  Sporadoscinia  v.  Zittel. 

Schwammkörper  kelch-,  napf-,  trichter-  oder  röhrenförmig,  dünn-  oder  dickwandig,  gestielt.  Außen- 
seite mit  querovalen,  spaltförmigen,  quadratischen  oder  unregelmäßig  polygonalen  Ostien  von  geraden, 
einfachen  oder  geteilten  Epirhysen,  die  blind  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  endigen.  Innenseite 
mit  in  Quincunx  stehenden,  rundlichen  oder  längsovalen  Postiken.  Die  weiten  röhrenförmigen  oder  ver- 
gabelten Aporhysen  endigen  blind  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite.  Die  diktyonalen  Lychniske 
haben  dornige  Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem  mehr  oder  weniger  unregelmäßig  gebauten  Gerüste. 
Beide  Oberflächen  und  z.  T.  auch  die  Wandungen  der  größeren  Kanäle  sind  mit  porösen  Deckschichten 
überzogen,  die  aus  zwischen  und  über  den  tangentialen  Strahlen  der  äußersten  Lychniske  ausgespannten, 
durchlöcherten  Kieselmembranen  hervorgehen. 

Obere  Kreide. 

Sporadoscinia  Decheni  Goldf.  sp.    (Tafol  XXXVll,  Fig.  6,  7.) 

1826.  Scyphia  Decheni  Goldfuss,  Petr.  Germ.  S.  219,  Taf.  LXV,  Fig.  G, 

1872.  Cribrospongia  Decheni  Schlüter,  Sp.  d.  Münsterl.  S.  22. 

1877.  Sporadoscinia  Decheni  Zittel,  Stud.  I,  S.  52. 
1883.  „  „       HiNDE,  Catal.  S.  116. 

Napf-,  schalen-  oder  kclchförmig,  dickwandig,  gestielt. 

Außenseite  mit  großen,  unregelmäßig  polygonalen  Ostien,  zwischen  denen  1 — 2  mm  breite  kantige 
Brücken  hegen.  An  der  Oberfläche  ungeätzter  Exemplare,  bei  denen  die  Ostien  noch  mit  Gestein  erfüllt 
sind,  bilden  die  leistenartig  vorspringenden,  dünnen  Kanten  ein  unregelmäßiges  und  sehr  weitmaschiges 
Netzwerk.  Innenseite  mit  längsovalcn,  ziemlich  großen  Postiken,  die  in  Quincunx  stehen  und  durch 
flache,  ca.  2  mm  breite  Bänder  getrennt  sind.  Von  den  Ostien  und  Postiken  dringen  gerade,  röhren- 
förmige oder  mehrfach  geteilte  Epirhysen  bzw.  Aporhysen  in  die  Wandung  ein,  die  unter  der  Oberfläche 
der  entgegengesetzten  Seite  blind  endigen. 

Maße:  Länge  bis  15  cm  und  darüber;  Dicke  am  vorderen  Ende  bis  15  cm  und  darüber;  Dicke  der 
Wandung  0,8 — 1,0  cm;  Anzahl  der  Ostien  auf  0,5  qcm  3 — 5,  der  Postiken  3 — 4. 

Das  Diktyonalgerüst  ist  mehr  oder  weniger  unregelmäßig  gebaut  und  besteht  aus  Lychniskcn 
mit  kleindornigen  Strahlen.  Beide  Oberflächen  und  die  Wandungen  der  weiteren  Kanäle  sind  von  porösen 
Deckschichten  überzogen,  die  sich  als  durchlöcherte  Membranen  über  und  zwischen  den  tangentialen 
Strahlen  der  gastralen  und  dermalen  Lychniske  ausspannen. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (z.  s.),  Münsterland. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  10. 

Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 


JUL  2  5  1931 


PALAEONTOQRAPHlCÄ 


BEITRAEGE 

ZUR 

NATURGESCHICHTE  DER  VORZEIT 

Herausgegeben 
von 

E.  KOKEN  und  J.  F.  POMPECKJ 

in  Tübingen  in  Göttingen.  • 

Unter  Mitwirkung  von 

O.  Jaekel,  A.  von  Koenen,  A.  Rothpietz  und  G.  Steinmann 

als  Vertretern  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 


Supplement  V. 

Vierte  Lieferung. 
Inhalt: 

Schrammen,  A.^  Die  Kieselspongien  der  oberen  Kreide  von  Nordwestdeutscbland.   Lieferung  4.    (S.  281 — 385  mit 
Taf.  XXXVI— XL V.) 


Stuttgart. 

E.  Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlung,  Nägele  &  Dr.  Sproesser. 

1912.^ 

Ausgegeben  im  September  1912. 


E".  iSchwèizérbart'sche  Verlagsbuchhandlung,  Nägele  &  Dr.  Sproesser  in  Stuttgart. 

I    IjIUUk^^iMi.  ^  - 

Sôèl:)ien  erschien  : 

5 midZBje  jer  palaeobiologie  der  Wirbeltiere 

Von 

Prof.  Dr.  O.  Abel,  Wien. 

Gr.  8".    724  Seiten  mit  470  Textfiguren. 
Preis  geb.  M.  IH.  — . 

Das  Werk  behandelt:  I.  Die  Geschichte  und  Entwicklung  der  Palaeontologie.  II.  Die  Über- 
reste der  fossilen  Wirbeltiere.  III.  Die  Wirbeltiere  im  Kampfe  mit  der  Außenwelt.  IV.  Die  Palaeo- 
biologie  und  Phylogenie  —  und  legt  die  strenge  Gesetzmäßigkeit  dar,  nach  der  sich  seit  den 
ältesten  Zeiten  organischen  Lebens  die  Anpassung  auf  der  Erde  vollzieht. 

Ein  gewaltiges  Wissens-  und  neues  Arbeitsgebiet  ist  in  diesem  Buche  erörtert  und 
eröffnet;  das  Werk  wird  von  keinem  Palaeontologen  unberücksichtigt  gelassen  werden  können. 


E.  Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlung,  Nägele  &  Dr.  Sproesser  in  Stuttgart. 


Die  Anatomie  und  Piiysiologie  der  Fusulinen. 

Von 

Harris  TT".  Stafif- 

(Zoologica,  herausgegeben  von  Prof.  Dr.  C.  Chun,  Leipzig,  Heft  58.) 

  4".    VIII.  93  Seilen.   Mit  2  I'afeln  und  62  Textfiguren.   

Preis  Mk.  24.—. 

Diese  Abhandlung  bildet  eine  wichtige  und  unentbehrliche  Ergänzung  der  in  der  „Palae- 
ontographica"  Bd.  55,  56  und  59  erschienenen  beiden  ersten  Teile  der  Monographie  der 
Fusulinen  von  Prof.  Dr.  E.  Schellwien  f.  Wenn  auch  durchaus  auf  Schellwiens  lang- 
jährige Untersuchungen  sich  stützend,  so  bringt  die  Arbeit  doch  viele  neue  Gesichtspunkte,  die 
bei  einem  Studium  der  Schellwien'schen  Monographie,  von  der  noch  weitere  Teile  in  der  „Palae- 
ontographica"  erscheinen  werden,  unbedingt  berücksiclitigt  werden  müssen. 


E.  Schweizerbart'sche  Verlagsbuchhandlung,  Nägele  &  Dr.  Sproesser  in  Stuttgart. 


Professor  Dr.  G.  Schwalbe,  Strassburg:. 

1.  Studien  zur  Vorgeschichte  des  Menschen.    I.  Zur  Frage  der  Ab- 

stammung des  Menschen.    II.  Das  Schädelfragment  von  Brüx  und  ver- 
wandte Schädelformen.    III.  Das  Schädelfragment  von  Cannstatt. 
Gr.  8°.    228  Seiten  mit  4  Tafeln  und  62  Textfiguren.  —  Mk.  IH.— . 

2.  Über  Darwins  Werk:  Die  Abstammung  des  Menschen. 

Gr.  8°.    32  Seiten.  —  nu.      — . 


—   281  — 


Sporadoscinia  venosa  Roem.  sp.    (Tafel  XXXVIII,  Fig.  4;  Texttafel  XIV,  Fig.  18.) 

1841.    Scyphia  venosa  Roem  er,  Kr.  Taf.  III,  Fig.  4. 
1902.    Sporadoscinia  venosa  Wollemann,  Lüneb.  S.  10. 

Kelchförmig  mit  dünner  Wandung,  gestielt. 

Außenseite  mit  winzigen  querovalen  Ostien,  die  etwa  um  ihre  Durchmesser  voneinander  entfernt 
liegen  und  zu  undeutlichen  Längs-  und  Querreihen  angeordnet  oder  unregelmäßig  über  die  Oberfläche 
verteilt  sind.  Innenseite  mit  längsovalen  oder  rundlichen,  ca.  1  mm  weiten,  in  Quincunx  stehenden 
Postiken.  Die  Ostien  und  Postiken  sind  die  Mündungen  röhrenförmiger  Epirhysen  bzw.  Aporhysen, 
die  blind  unter  den  Oberflächen  der  Innen-  und  Außenseite  endigen.  Da  viel  mehr  Ostien  wie  Postiken 
vorhanden  sind,  kommen  auf  jede  Aporhyse  mehrere  Epirhysen,  deren  dünne  Röhrchen  kranzförmig 
die  weiten  Lumina  der  Aporhysen  umgeben. 

Maße:  Länge  bis  10  cm  und  mehr;  Dicke  4 — 5  cm;  Dicke  der  Wandung  0,2 — 0,3  cm;  Anzahl 
der  Ostien  auf  0,5  qcm.  20 — 25,  der  Postiken  5 — 7. 

Die  diktyonalen  Lychniske  haben  bedornte  Strahlen,  die  zu  einem  mehr  oder  weniger  unregelmäßig 
gebauten  Gerüste  verschmelzen.  Beide  Oberflächen  und  z.  T.  auch  die  Wandungen  der  Epirhysen  und 
Aporhysen  sind  mit  porösen  Deckschichten  überzogen,  die  aus  durchlöcherten  und  zwischen  und  über 
den  Tangentialstrahlen  der  dermalen  und  gastralen  Lychniske  ausgespannten  Kieselmembranen  hervor- 
gehen. Bei  sehr  guter  Skeletterhaltung  sind  die  Postiken  von  plattigen  Gespinsten  überbrückt,  die  aus 
den  wurzelartig  zerschlitzten  und  dnrch  Anastom.osen  verbundenen  Enden  der  nach  den  Lumina  der 
Postiken  gerichteten  Lychniskenstrahlen  zusammengesetzt  sind. 

Alter  und  Facies:  Kalkm.ergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (z.  h.),  Oberg  (z.  h.),  Biewende,  Lüneburg. 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  10. 
Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Sporadoscinia  micrommata  Roem.  sp.    (Tafel  XXXVIII,  Fig.  6.) 

1841.  Scypliia  micrommala  Roemer,  Kr.  S.  7,  Taf.  II,  Fig.  11. 

1872.  Cribrosporigia  micrommala  Schlüter,  Sj).  d.  Münsterl.  S.  28. 

1877.  Sporadoscinia  micrommala  Zittel,  Stud.  I,  S.  52. 
1883.  „  „  HiNDE,  Catal.  S.  116. 

1902.  „  „         Wollemann,  Lüneb.  S.  10. 

Kelchförmig,  gestielt. 

Außenseite  mit  ziemlich  großen,  querovalen  oder  spaltförmigen  Ostien,  zwischen  denen  kantige 
Skelettbrücken  liegen,  die  schmäler  wie  die  Ostien  sind.  Innenseite  mit  runden  oder  längsovalen  Postiken, 
die  in  Quincunx  stehen,  und  etwa  um  ihre  Durchmesser  voneinander  entfernt  liegen.  Zu  den  Ostien 
gehören  röhrenförmige  Epirhysen  (1 — 3),  die  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  blind  endigen.  Die 
einfachen  oder  mehrfach  geteilten  Aporhysen  endigen  blind  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite. 

Diktyonalgerüst  und  Deckschichten  wie  bei  den  anderen  Arten. 

M  aß  e:  Länge  12 — 15  cm;  Dicke  am  vorderen  Ende  bis  6  cm;  Dicke  der  Wandung  3 — 5  mm; 
Anzahl  der  Ostien  auf  0,5  qcm  8 — 12,  der  Postiken  ca.  7. 

Palaeontographica.    Suppl.-Bd.  V.  36 


—   282  — 


Von  Sporadoscinia  Decheni  unterscheidet  sich  die  Art  durch  einen  kleineren  Schwammkörper, 
dünnere  Wandungen,  viel  kleinere  Ostien  und  Postiken,  regelmäßigere  Anordnung  der  Osiien  und  schmalere 
Brücken  zwischen  ihnen.  Bei  Sp.  Quenstedti  sind  die  Osiien  quadratisch.  Sp.  venosa  hat  viel  kleinere 
Ostien  und  (wie  auch  Sp.  Teuioniae)  glatte,  bandartige  Brücken  zwischen  den  Ostien. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (z.  h.),  Oberg  (z.  s.),  Adenstedt,  Biewende, 
Lüneburg,  Münsterland. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  15. 

Das  Original  zu  der  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Sporadoscinia  Stirps  nov.  sp.    (Tafel  XXXVIII,  Fig.  7;  Texttafel  XIII,  Fig.  13.) 
Cylindrisch  oder  röhrenförmig,  gestielt. 

Außenseite  mit  unregelmäßig  polygonalen  oder  sp  alt  förmigen  Ostien.  Innenseite  mit  in  Quincunx 
stehenden  Postiken. 

Skelettbau  und  Kanalsystem  wie  bei  Sp.  micrommata. 

Maße:  Länge  12 — 15  cm;  Dicke  durchschnittlich  3  cm.;  Dicke  der  Wandung  2 — 2,5  mm;  Anzald 
der  Ostien  auf  0,5  qcm  8 — 12,  der  Postiken  ca.  3. 

Sporadoscinia  stirps  unterscheidet  sich  von  der  nächstverwandten  Sporadoscinia  micrommata  u.  a. 
durch  eng-cylindrische  Körperform,  unregelmäßigere  Ostien  und  größere  Postiken.  Sie  hat  dieselbe 
Gestalt  wie  Sp.  Tcutoniae,  ist  aber  hiervon  leiclit  an  den  kantigen  (bei  Sp.  Teutoniae  glatten  und  band- 
artigen) Brücken  zwischen  den  Ostien,  an  den  unregelmäßigeren  Osiien  und  an  den  größeren  Postiken 
zu  unterscheiden. 

Alter  und   Facies:   Kalkm.ergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkom.  ro.  en:   Misburg  (s.),  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Sporadoscinia  Quenstedti  nov.  sp.   (Tafel  XXXVII,  Fig.  8;) 

1877.    Scyphia  Decheni  Quenstedt,  Petr.  \,  Taf.  CXXXVII,  Fig.  2. 

1902.    Sporadoscinia  Decheni  Goldfuss  var.  quadrala  Quenst.,  Wollemann,  Lüneb.  S.  10. 

Kelch-,  schalen-  oder  trichterförmig,  mit  ziemlich  dicker  Wandung,  gestielt. 

Außenseite  mit  großen,  in  m.ehr  oder  weniger  regelmäßigen  Längs-  und  Querreihen  liegenden, 
quadratischen  Ostien.  Innenseite  mit  in  Quincunx  stehenden,  längsovalen  Postiken.  Die  röhrenförmigen 
Epirhysen  und  Aporhysen  endigen  blind  unter  der  Oberfläche  der  Innen-  bzw.  Außenseite. 

Maße:  Länge  ca.  10  cm.;  Dicke  am.  vorderen  Ende  ca.  6  cm.;  Dicke  der  Wandung  ca.  0,5  cm; 
Anzahl  der  Ostien  auf  0,5  qcm  4 — 6,  der  Postiken  3 — 4. 

Diktyonalgerüst  und  Deckschicht  über  der  äußeren  Oberfläche  wie  bei  den  anderen  Arten.  Die 
Deckschicht  der  Innenseite,  die  übrigens  nur  ausnahm.sweise  erhalten  ist,  hat  aber  einen  besonderen 
Charakter.  Das  Gerippe  bilden  große  unregelmäßig  orientierte  Lychniske.  Zwischen  den  Tangential- 
strahlen  dieser  Lychniske  ist  ein  außerordentlich  zierliches  Kieselgespinst  ausgespannt,  das  aus  anastomo- 


—   283  — 


sierenden,  filigranartig  gezackten,  plattigen  Kieselbändern  besteht.  (Man  könnte  das  Gespinst  aber  auch 
als  stark  poröse  Kieselmembran  bezeichnen.)  Die  äußeren  Radialstrahlen  der  Lychniske,  die  sich  deuthch 
über  die  Deckschicht  erheben,  sind  an  den  Enden  baumförm.ig  verzweigt  und  überziehen  in  ihrer  Gesamt- 
heit die  Oberfläche  der  Innenseite  mit  einem  dichten  Rasen  von  Kieselstacheln. 

Sporadoscinia  Quenstedti  ist  die  einzige  S poradoscinia- Art  mit  quadratischen  Ostien  und  daran 
leicht  zu  erkennen. 

Alter  und  Facies:   Kalkm.ergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkom.  ro.  en:  Misburg  (s.),  Oberg  (z.  s.),  Ahlten  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  5. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Sporadoscinia  Teutoniae  nov.  sp.    (Tafel  XXXVIII,  Fig.  1,  2,  3.) 

Diese  zu  Sporadoscinia  venosa  wahrscheinlich  im  Verhältnis  einer  jüngeren  Mutation  stehende 
Spezies  ist  langgestreckt-cylindrisch  oder  röhrenförmig.  Kanalro.ündungen  ähnlich  wie  bei  Sp.  venosa. 
Sp.  Teutoniae  hat  aber  viel  weitere  Ostien  und  gleicht  hierin  Sporadoscinia  micrommata,  von  der  sie  sich 
wiederum  durch  die  bandartigen  und  glatten  (bei  Sp.  micrommata  leistenartigen  und  kantigen)  Brücken 
zwischen  den  Ostien  leicht  und  sicher  unterscheiden  läßt. 

Kanalsystem  und  Skelett  wie  bei  Sp.  venosa. 

Maße:  Länge  15  cm;  Dicke  am.  vorderen  Ende  4,5  cm.;  Dicke  der  Wandung  2 — 3  mm;  Anzahl 
der  Ostien  auf  0,5  qcm.  ca.  12,  der  Postiken  ca.  8. 

Alter  und  Facies:   Kalkm.ergel  der  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkomm,  en:  Misburg  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3. 
Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Leiostracosia  Schrammen. 

Schwam.m.körper  trichter-,  röhren-,  kelch-  oder  schirm. förm.ig,  dünn-  oder  dickwandig,  gestielt. 
Außenseite  m.it  rundlichen  oder  unregelmäßig  gefonnten  Ostien,  die  zu  Längs-  und  Querreihen  oder  in 
•  Quincunx  geordnet  oder  unregelm.äßig,  aber  in  gleichen  Abständen  über  die  Oberfläche  verteilt  sind. 
Innenseite  m.it  in  Längsfurchen  liegenden,  runden  Postiken.  Die  Epirhysen  und  Aporhysen  sind  cylind- 
risch  und  endigen  blind  unter  den  Oberflächen  der  Innen-  bzw.  Außenseite.  Die  diktyonalen  Lychniske 
haben  dornige  Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem  m.ehr  oder  weniger  unregelmäßig  gebauten  Gerüste. 
Äußere  Oberfläche  mit  einer  über  und  zwischen  den  tangentialen  Strahlen  der  dermalen  Lychniske  aus- 
gespannten porösen  Deckschicht.  Innenseite  ohne  Deckschicht,  aber  mit  einem,  von  den  äußeren  Strahlen 
der  gastralen  Lychniske  ausgehenden  plattigen  Kieselgespinst,  das  aus  in  einer  Ebene  anastomosierenden 
gröberen  und  feineren  Kieselfäden  besteht. 

Obere  Kreide. 

Die  Leiostracosia-Arten  sind  von  den  S  poradoscinia- Arten  u.  a.  an  den  immer  in  Längsfurchen 
liegenden  und  gewöhnlich  zu  Längs-  und  Querreihen  geordneten  Postiken  zu  unterscheiden.  Ferner 


—   284  — 


entwickelt  Leiostracosia  an  der  Oberfläche  der  Innenseite  im  Gegensatze  zu  S poradoscinia  wohl  Deck- 
gespinste, aber  keine  eigentliche  Deckschicht. 

Leiostracosia  alcyonoides  Mant.  sp. 

1822.    Ventriculites  alcyonoides  Mantell,  Geol.  of  Suss.  S.  176. 
1841.    Scyphia  cribrosa  Roemer,  Kr.  S.  9,  Taf.  VI,  Fig.  2. 

1870.    Cylindrospongia  angustata  F.  Roemer,  Oberschlesieii,  S.  309,  Taf.  XXX,  Fig.  7,  8. 

1877.    Ventriculites  angustatus  Quenstedt,  Petr.  V,  Taf.  CXXXVI,  Fig.  2,  3,  4,  7,  8,  9,  10,  11,  12.  14. 

1883.    Ventriculites  alcyonoides  Hinde,  Catal.  S.  114. 

1897.    Ventriculites  angustatus  s.  str.  Leonhard,  Kreide  in  Obcrschl.  S.  31. 
Schlank-trichterförmig  oder  röhrenförmig,  mit  zugespitzter  Basis,  gestielt. 

Außenseite  mit  in  Quincunx  stehenden,  gleichgroßen  runden  Ostien  von  röhrenförmigen  Epirhysen. 
Die  Oberfläche  der  Innenseite  habe  ich  nicht  untersuchen  können. 

Diktyonalgerüst  und  Deckschicht  wie  bei  den  anderen  Arten. 

Maße:  Länge  3^ — 10  cm;  Dicke  am  vorderen.  Ende  2 — 4  cm;  Dicke  der  Wandung  3 — 4  mm; 
Anzahl  der  Ostien  auf  0,5  qcm  5 — 6. 

Alter  und   Facies:  Scaphitenpläncr,  Cuvieripläner. 

Verbreitung  und  Vorkom.  m.  en:  Oppeln  (z.  h.),  Dörnten,  Gr. -Heere. 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  15. 
Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Leiostracosia  angustata  Roem.  sp. 

1841.    Scyphia  angustata  Roemer,  Kr.  S.  8,  Taf.  III,  Fig.  5. 

1845—46.  „  „       ReusSj  Böhm.  Kr.  S.  74,  Taf.  XVII,  Fig.  11. 

1877.    Ventriculites  angustatus  distorlus  Quenstedt,  Petr.  V,  Taf.  CXXXVI,  Fig.  1,5 — 19. 

1883.    Ventriculites  angustatus  Hinde,  Catal.  S.  114,  Taf.  XXVI,  Fig.  3. 

1897.  „  „        distortus  Leonh.,  Kreide  in  Oberschi.  S.  31. 

1901.    Ventriculites  angustatus  Wollemann,  Aufschi,  im  Turon  etc.  S.  53. 

Röhrenförmig  mit  zugespitztem  Unterteil. 

Außenseite  m.it  unregelmäßig  rundlichen  und  unregelmäßig  angeordneten,  1 — 2  mm  weiten  Ostien, 
zwischen  denen  gerundete  Brücken  liegen,  die  etwa  so  breit  wie  die  Oslien  werden,  aber  an  ungeätzten 
Exemplaren,  bei  denen  die  Ostien  noch  mit  Gestein  erfüllt  sind,  enger  erscheinen.  Von  den  Ostien  dringen  * 
röhrenförmige  Epirhysen  in  die  Wandung  ein,  die  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite  blind  endigen. 
Innenseite  mit  in  Längsfurchen  liegenden,  in  Quincunx  oder  regelm.äßigen  Längs-  und  Querreihen  geord- 
neten Postiken,  welche  die  Mündungen  kurzer  blinder  Aporhysen  darstellen. 

Maße:  Länge  5 — 12  cm;  Dicke  am.  vorderen  Ende  ca.  2,5  cm;  Dicke  der  Wandung  3 — 4  mm,; 
Anzahl  der  Ostien  auf  0,5  qcm  ca.  5,  der  Postiken  ca.  7. 

Diktyonalgerüst  und  Deckschicht  über  der  Außenseite  wie  bei  L.  punctata.  Die  Struktur  der 
inneren  Oberfläche  habe  ich  nicht  ermitteln  können,  weil  an  der  Innenseite  aller  Exem.plare,  die  ich  unter- 
suchen konnte,  die  zarteren  Skelettbestandteile  zerstört  waren. 

Alter   und   Facies:   Scaphitenpläncr,  Cuvieripläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oppeln  (z.  h.),  Heere,  Dörnten. 


—   285  — 


Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  15. 
Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Leiostracosia  punctata  Schrammen.    (Tafel  XXXV,  Fig.  1,  2;  Texttafel  XIV,  Fig.  12.) 
1902.    Leiostracosia  punctata  Schrammen,  Hexact.  S.  12,  Taf.  III,  Fig.  3. 

Trichter-  oder  schirm.förm.ig,  dünnwandig.  Gewöhnlich  findet  m.an  nur  die  röhrenförmige  untere 
Hälfte  des  Schwammkörpers.  Das  dünne  scheibenförm.ige  Oberteil  ist  infolge  der  lockeren  Struktur 
der  iimeren  Oberfläche  sehr  innig  mit  dem  Einbettungsro.aterial  verbunden,  wittert  nicht  aus  oder  zerfällt 
bei  der  Verwitterung. 

Außenseite  glatt,  mit  nadelstichartigen,  zu  undeutlichen  Längs-  und  Querreihen  gruppierten 
Ostien  (8 — 10  auf  0,5  qcm.)  von  röhrenförmigen  Epirhysen,  die  blind  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite 
endigen.  Innenseite  mit  in  Längsfurchen  liegenden,  zu  Längs-  und  Querreihen  geordneten,  rundlichen 
oder  undeutlich  quadratischen  Postiken  (12 — 14  auf  0,5  qcm.)  von  ziemlich  weiten,  geraden  Aporhysen, 
die  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  beginnen.  Höhe  des  Schwammkörpers  10 — 12  cm.;  durch- 
schnittliche Dicke  des  röhrenfönnigen  Unterteils  3  cm;  Durchmesser  des  schirmförm.igen  Oberteils  bis 
15  cm;  Dicke  der  Wandung  1,5 — 2  m.m.. 

Das  aus  Lychnisken  mit  dornigen  Strahlen  aufgebaute  Diktyonalgerüst  ist  an  der  Außenseite 
und  den  Wandungen  der  Epirhysen  mit  einer  dicken  Deckschicht  überzogen,  die  aus  plattigen  und  durch- 
löcherten Kieselmembranen  hervorgeht,  welche  über  und  zwischen  den  tangentialen  Strahlen  der  derm.alen 
Lychniske  ausgebreitet  sind.  Innere  Oberfläche  frei  von  Deckschicht,  aber  stellenweise  mit  einem,  plattigen 
Gespinste.  Dieses  besteht  aus  achsenkanalfreien,  in  einer  Ebene  anastom^osierenden  stärkeren  Kiesel- 
fäden, die  gewissermaßen  die  Rippen  darstellen,  und  einem,  äußerst  zarten  Netzwerke  mit  rundlichen 
Maschen,  das  von  den  stärkeren  Kieselfäden  ausgeht  oder  zwischen  ihnen  ausgespannt  ist. 

L.  punctata  ist  von  den  gleichaltrigen  Arten  leicht  an  den  nadelstichartigen  Ostien  zu  unterscheiden. 

Alter  und   Facies:   Kalkm.ergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  V  o  r  k  o  m  m.  e  n  :  Misburg  (s.),  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  5. 

Die  Belegstücke  liegen  in  m.einer  Sam.m.lung. 

Leiostracosia  robusta  Schrammen.    (Tafel  XXXV,  Fig.  4,  5,  6;  Texttafel  XIII,  Fig.  12.) 
1902.    Pachylepisma  robusta  Schrammen,  Hexact.  S.  14,  Taf.  I,  Fig.  2. 
Becher-  oder  trichterförmig,  dickwandig,  gestielt. 

Außenseite  mit  großen,  unregelmäßig  rundlichen  Ostien  von  geraden,  unter  der  Oberfläche  der 
Innenseite  blind  endigenden  Epirhysen.  Zwischen  den  Ostien  l — 2  mm.  breite,  bandartige,  ro.it  zahlreichen 
spitzen  Fortsätzen  versehene  Skelettbrücken.  Innenseite  m.it  runden,  ca.  2  mm.  weiten,  alternierend  oder 
zu  Längs-  und  Querreihen  angeordneten  Postiken,  die  in  Längsfurchen  liegen  und  die  Mündungen  röhren- 
förmiger Aporhysen  darstellen,  welche  blind  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite  endigen. 

Maße:  Länge  des  Schwam.m.körpers  bis  15  cm.;  Dicke  am  vorderen  Ende  bis  10  cm;  Dicke  der 
Wandung  6 — 8  mm.;  Anzahl  der  Postiken  auf  0,5  qcm.  4,  der  Ostien  4—5. 


Texttafel  XIII. 

Skelettbestandteile  der  Familien   Ventricnlitidae  Zittel,  Polyblastididae  Schrammen  und  Sporadoscinidae  Schrammen. 

(In  45  facliei  Vergrößerung.) 


—   287  — 


Erklärung  zu  Texttafel  XIIL 


Familie  Ventriculitidae. 

Fig.    1.    Lepidospongia  fragilis  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.    Deckgespinst  der 
Innenseite. 

Fig.    2.    Lepidospongia  rugosa  Schlüter  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.    Kieselschuppe  von  unten 
gesehen. 

Fig.    3.    Ventriculites  radiatus  Mantell  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.   Axenkanalfreies  Wurzel- 
gewebe. 

Fig.    4.    Ventriculites  radiatus  Mantell  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Lychniske. 
Fig.    5.    Ventriculites  radiatus  Mantell  aus  dem  Cuvieri- Pläner  von  Gr.  Heere.    Deckgespinst  der 
Oberseite. 

Fig.    6.    Ventriculites  radiatus  Mantell  aus  der  Quadratenkreidc  von  Oberg.   Deckgespinst  der  Oberseite. 
Fig.    7.    Lepidospongia  inermis  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.   Deckschicht  der  Außen- 
seite. 

Fig.    8.    Rhizopoterion  solidum  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Lychniske. 
Fig.    9.    Pleuropyge  plana  ^Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.    Deckschicht  der  Außen- 
seite von  unten  gesehen. 

Familie  Polyblastididae. 

Fig.  10.    Polyblastidium  racaemosum  T.  Smith  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Lychniske. 

FamiUe  Sporadoscinidae. 

Fig.  11.    Leiostracosia  Brandesi  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.    Deckgespinst  der 
Innenseite. 

Fig.  12.    Leiostracosia  robusla  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.     Deckgespinst  der 
Innenseite. 

Fig.  13.    Sporadoscinia  stirps  Schrammen  aus  der  Quadratenkreide  von  Oberg.  Oberfläche  der  Außenseite 
von  unten  gesehen. 


Das  Diktyonalgerüst  ist  m.ehr  oder  weniger  unregelmäßig  gebaut  und  besteht  aus  Lychnisken 
mit  bedornten  Strahlen.  Die  äußere  Oberfläche  wird  von  einer  dicken  Deckschicht  überzogen,  die  dadurch 
entsteht,  daß  sich  über  und  zwischen  den  tangentialen  Strahlen  der  dermalen  Lychniske  durchlöcherte 
Kieselm.em.branen  bilden.  Die  innere  Oberfläche  ist  frei  von  Deckschicht,  aber  mit  einem  allerdings 
nur  bei  ungewöhnlich  guter  Erhaltung  und  sorgfältiger  Präparation  nachweisbaren  Gespinste  überzogen, 
das  von  den  äußeren  Strahlen  der  gastralen  Lychniske  ausgeht.  Das  Gespinst  besteht  aus  in  derselben 
Ebene  anastomosierenden  stärkeren  und  wie  die  StraJilen  der  Lychniske  mit  Dornen  besetzten  Kiesel- 
fäden, zwischen  denen  filigranartig  gezackte,  schwächere  ausgespannt  sind. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreid-e. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.),  Oberg  (s.)- 


—  288 


A  II  z  a  11  1   der  untersuchten  Stücke:  5. 

Die  Originale  zu  den  Abbildungen  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Leiostracosia  Brandesi  nov.  sp.    (Tafel  XXXV,  Fig.  3;  Texltalel  XI 11,  Fig.  11.) 
Röhrenförmig,  mit  verjüngter  Basis,  dünnwandig,  gestielt. 

Außenseite  mit  kleinen,  spaltförm.igen,  rundlichen  oder  unregelm.äßig  geformten  Ostien,  die  durch 
etwa  1  m.m  breite,  feingezackte,  bandartige  Brücken  getrennt  werden.  Innenseite  m.it  runden,  ca.  1  mm 
weiten,  alternierenden  oder  zu  Längs-  und  Querreihen  geordneten  Postiken,  die  in  Längsfurchen  liegen. 
Von  den  Ostien  und  Postiken  dringen  röhrenförmige  Epirhyseji  bzw.  Aporhysen  in  die  Wandung  ein, 
die  unter  der  Oberfläche  der  Innen-  bzw.  Außenseite  blind  endigen. 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  bis  10  cm;  Dicke  am  vorderen  Ende  bis  4,5  cm;  Dicke  der 
Wandung  ca.  3  m.m.;  Anzahl  der  Ostien  auf  0,5  qcm.  ca.  12,  der  Postiken  ca.  9. 

Die  diktyonalen  Lychniske  haben  dornige  Strahlen  und  verschmelzen  zu  einem  mehr  oder  weniger 
unregelmäßig  gebauten  Gerüste,  dessen  äußere  Oberfläche  wie  bei  den  anderen  Arten  von  einer  auf  plattige 
Ausbreitungen  der  Tangentialslrahlen  zurückzufülirenden  porösen  Deckschicht  überzogen  wird.  Innen- 
seite ohne  Deckschicht,  aber  m.it  einern.  zarten  Deckgespinste,  das  aus  in  einer  Ebene  anastom.osierenden, 
stärkeren  und  schwächeren  Kieselfäden  besteht. 

Die  Art  unterscheidet  sich  von  L.  robusta  durch  einen  röhrenförmigen  Schwammkörper,  dünnere 
Wandungen,  kleinere  und  m.ehr  spaltförmige  Ostien  und  kleinere  Postiken. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und   Vorkomm,  en:   Misburg  (s.),  Oberg  (s.). 

Anzalil  der  untersuchten  Stücke:  5. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Familie  Callodictyonidae  v.  Zittel. 

Trieb terförm.ige  Lychniscosa  mit  dünner  Wandung,  die  auch  spiralig  gefaltet  {Marshallia  v.  Zitt;) 
oder  dolchscheidenartig  zusamm.engedrückt  {Pleurope  v.  Zitt.)  sein  kann  und  dann  von  großen  rundlichen 
Wandlücken  auf  den  Faltenrücken  oder  Schmalseiten  durchbrochen  wird.  Oberflächen  mit  winzigen, 
in  Quincunx  stehenden  oder  unregelmäßig  verteilten  Ostien  und  Postiken.  Die  Wasserzu-  und  -abfuhr 
erfolgt  ohne  Vermittlung  besonderer  Epi-  mid  Aporhysen  durch  die  weiten  Skelettm.aschen.  Das 
Diktyonalgerüst  ist  sehr  regelmäßig  gebaut  und  besteht  aus  Lychnisken,  deren  Strahlen  zu  longitudinale!!, 
radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verbunden  sind.    Gewöhnlich  m.it  Deckschichten. 

Obere  Kreide. 

Gattung  Callodidyon  v.  Zittel. 

Dünnwandige  Trichter  mit  winzigen,  in  Quincunx  stehenden  Ostien  und  Postiken.  Ohne  besondere 
Epirhysen  und  Aporhysen.  Die  Wasserzu-  und  -abfuhr  erfolgt  durch  die  weiten  kubischen  Skelettmaschen, 


-   289  - 


die  unter  den  Ostien  und  Postiken  liegen  und  an  den  den  Kanaleingängen  gegenüberliegenden  Seiten 
der  Wandung  durch  solide  Deckschichtpartien  geschlossen  sind.  Die  diktyonalen  Lychniske  verschmelzen 
zu  einem  sehr  regelmäßig  gebauten,  weitmaschigen  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären 
Balkenzügen.  Beide  Oberflächen  mit  porösen  Deckschichten,  die  hauptsächlich  von  den  Tangentialstrahlen 
der  dermalen  und  gastralen  Lychniske  ausgehen. 
Obere  Kreide. 

Callodictyon  fragile  Roem.  sp. 

1841.    Scyphia  fragilis  Roemer,  Kr.  Taf.  III,  Fig.  11. 

1870.    Cribrospongia  fragilis  F.  Roemer,  Oberschlesien,  S.  304,  Taf.  XXXI,  Fig.  2. 
1877.    Spongites  fragilis  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  468,  Taf.  GXXXVII,  Fig.  14—16. 
1897.    Leptophragma  fragile  Leonhard,  Kreide  in  Oberschi.  S.  33. 

Dünnwandige  Trichter.  Längsdurchmesser  und  Querdurchmesser  am  Vorderrande  5 — 10  cm; 
Wanddicke  ca.  2  mm.  Beide  Seiten  mit  winzigen,  undeutlich  alternierenden  oder  ganz  unregelmäßig 
angeordneten  Ostien  und  Postiken.  Besondere  Epi-  und  Aporhysen  sind  nicht  entwickelt.  Als  Dictyonalia 
Lychniske,  die  zu  einem  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  vorwiegend  longitudinalen,  radialen  und  zirku- 
lären Balkenzügen  verschmelzen.    Außen-  und  Innenseite  mit  feinporösen  Deckschichten. 

Leonhard  hat  Scyphia  fragilis  Roemer  in  die  Gattung  Leptophragma  v.  Zittel  einbezogen.  Die 
Art  hat  aber  Lychniske  im  Diktyonalgerüst,  während  Leptophragma  zu  einer  Familie  mit  Diktyonal- 
hexaktinen  gehört. 

Alter  und  Facies:  Scaphitenpläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oppeln  (z.  h.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  5. 

Callodictyon  infundibulum  v.  Zitt.  (Tafel  XXXI,  Fig.  1  ;  Tafel  XXXXV,  Fig.  2  ;  Texttafel  XIV,  Fig.  15.) 

1877.    Callodictyon  infundibulum  Zittel,  Stud.  I,  S.  57. 

Trichter-  oder  spitzglasförmig,  mit  sehr  dünner  Wandung  (1  mm!).  Längsdurchmesser  des 
Schwammkörpers  ca.  6  cm;  Querdurchmesser  am  vorderen  Ende  ca.  4  cm. 

Außenseite  mit  winzigen,  quadratischen,  alternierend  in  Längs-  und  Querreihen  (in  Quincunx) 
stehenden  Ostien  (ca.  100  auf  0,5  qcm).  Innenseite  mit  ähnlich  angeordneten,  aber  rundlichen  Postiken 
(ebenfalls  ca.  100  auf  0,5  qcm).  Besondere  Epirhysen  und  Aporhysen  sind  nicht  entwickelt.  Ihre  Stelle 
vertreten  die  weiten  kubischen  Skelettmaschen,  die  unter  den  Ostien  und  Postiken  liegen.  Sie  werden 
an  der  den  Kanalmündungen  gegenüberliegenden  Seite  der  Wandung  durch  Deckschicht  abgeschlossen. 
(Analog  ist  der  Bau  des  Kanalsystems  bei  Coscinopora.  Bei  dieser  Gattung  besitzen  die  Epirhysen  und 
Aporhysen  aber  gut  ausgebildete  Wandungen,  die  aus  zu  unregelmäßigen  Geflechten  verbimdenen  kleinen 
Lychnisken  zusammengesetzt  sind.) 

Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus  Lychnisken  mit  bedornten  Strahlen,  die  zu  einem  sehr  regelmäßig 
gebauten  Balkenwerke  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verschmelzen.  Beide 
Oberflächen  sind  mit  Deckschichten  überzogen,  die  namentlich  von  den  Tangentialstrahlen  der  dermalen 
und  gastralen  Lychniske  ausgehen.  Die  Deckschicht  der  Außenseite  ist  eine  dünne  Kieselmembran,  an 
der  große  quadratische  Öffnungen  (die  Ostien)  mit  soliden  Deckschichtpartien  abwechseln  (wie  bei  einem 

Palaeontographica.   Suppl.-Bd.  V.  37 


—   290  — 


Schachbrette  die  hellen  und  dunklen  Felder).  Die  Deckschicht  der  Innenseite  stimmt  in  den  Grund- 
zügen des  Baus  mit  der  Deckschicht  der  Außenseite  überein.  Die  Öffnungen  (Postiken)  sind  aber  etwas 
kleiner  wie  an  der  Außenseite  und  stehen  unregelmäßiger. 

Alter  und  Facies:   Kalkm.ergel  der  Quadratenkreide  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (z.  s.),  Oberg  (z.  s.),  Ahlten. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Pleurope  v.  Zittel. 

Dolchscheidenförmig.  Schmalseiten  mit  übereinander  liegenden,  großen,  rundlichen  Wandlücken. 
Außenseite  der  Breitseiten  mit  dicht  nebeneinander  liegenden,  winzigen,  ovalen  Ostien.  Innenseite  mit 
ähnlich  angeordneten,  rundlichen  Postiken.  Besondere  Epi-  und  Aporhysen  sind  nicht  entwickelt.  Die 
Wasserzirkulation  erfolgt  vielm.ehr  durch  die  weiten  kubischen  Skelettmaschen.  Die  diktyonalen  Lych- 
niske  verschmelzen  zu  einem  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären 
Balkenzügen.  Die  äußere  Oberfläche  ist  mit  einem  mehr  oder  weniger  dichten  Geflechte  achsenkanal- 
freier  und  durch  Synapticula  verbundener  Kieselfasern  überzogen.  Innere  Oberfläche  mit  einer  plattigen 
Deckschicht,  die  von  zahlreichen  großen  und  kleinen  Löchern  (den  Postiken)  durchbrochen  wird. 

Obere  Kreide. 

Pleurope  lacunosa  Roem.  sp.    (Tafel  XXXIII,  Fig.  4;  Texttafel  XIV,  Fig.  16.) 

1841.    Pleurostoma  lacunosum  Roemer,  Kr.  Taf.  I,  Fig.  12. 
1877.    Pleurope  lacunosa  Zittel,  Stud.  I,  S.  58. 

Dolchscheidenförmig,  langgestielt. 

Schmalseiten  mit  übereinander  liegenden,  großen  rundUchen  Wandlücken.  Äußere  Oberfläche  der 
beiden  Breitseiten  mit  winzigen,  ovalen,  diclit  nebeneinander  hegenden  Ostien,  die  undeutlich  alternieren 
oder  ganz  unregelmäßig  angeordnet  sind  (ca.  50  auf  0,5  qcm.).  Innere  Oberfläche  mit  ähnlich  grup- 
pierten, aber  rundlichen  Postiken.  Die  Wasserzirkulation  erfolgt  ohne  Vermittelung  besonderer  Epi- 
und  Aporhysen  unmittelbar  durch  die  weiten  kubischen  Maschen  des  Gerüstes. 

Maße:  Länge  des  Schwamm.körpers  10  cm  und  m.ehr.  Breite  am  vorderen  Ende  ca.  3  cm,  Dicke 
1  cm.  Dicke  der  Wandung  2  mm.  Länge  der  großen  Wandlücken  an  den  Schmalseiten  5 — 15  mm. 
Breite  3 — 6  mm. 

Die  diktyonalen  Lychniske,  deren  Strahlen  mit  langen  Dornen  besetzt  sind,  verschmelzen  im  Inneren 
der  Wandung  zu  einem  sehr  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären 
Balkenzügen.  Hierüber  legt  sich  an  der  Außenseite  ein  dichtes  Geflecht  von  Kieselsträngen,  die  aus 
achsenkanalfreien  und  durch  Synapticula  verbundenen  Kieselfasern  bestehen.  An  den  beiden  Breitseiten 
des  Schwammkörpers  ist  das  Geflecht  durch  die  zahlreichen  Ostien,  die  in  der  Regel  über  den  quadratischen 
Maschen  des  eigentliclien  Diktyonalgerüstes  liegen,  lockerer.  An  den  Schmalseiten,  und  hier  namentHch 
am  Rande  der  Wandlücken  nimmt  es  steinartige  Konsistenz  an.  Auch  die  innere  Oberfläche  ist  von  Deck- 
schicht gebildet,  die  sich  als  dünnes,  von  rundlichen,  undeutlich  alternierenden  Löchern  (den  Postiken) 
durchbrochenes  Kieselgeflecht  über  die  innerste  Lychniskenlage  legt.  Die  äußere  Oberfläche  dieser  Deck- 


—  291  — 


Schicht  erhält  durcli  zahllose  winzige  Kieselstacheln  eine  feine  Körnelung.  Achsenkanäle  habe  ich  auch 
in  der  Deckschicht  der  Innenseite  nicht  beobachtet. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.),  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  ni.einer  Sammlung. 

Gattung  Marshallia  v.  Zittel. 

Langgestielte  Trichter,  deren  dünne  Wandung  longitudinale  Spiralfalten  bildet.  Auf  den  Falten- 
rücken große  rundliche  Wandlücken.  Außenseite  mit  in  Quincunx  stehenden  oder  unregelmäßig  verteilten 
Ostien.  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen.  Die  diktyonalen  Lychniske  verschmelzen  zu  einem 
regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen.  Außenseite  mit 
einer  geflechtartigen  Deckschicht,  deren  Struktur  m.it  dem  Wurzelgewebe  übereinstimmt. 

Obere  Kreide. 

Marshallia  Frechi  nov.  sp. 

Von  dieser  neuen  Art  kenne  ich  nur  ein  Exemplar,  an  dem  leider  der  vordere  und  wohl  größte  Teil 
deï"  Wandung  fehlt.  An  dem  langgestielten  Fragment  sind  aber  die  Anfänge  der  longitudinalen  Spiral- 
falten und  die  großen  Wandlücken  auf  dem  Faltenrücken  deutlich  erkennbar. 

Oberfläche  der  Außenseite  mit  rundlichen  Ostien  (40 — 50  auf  0,5  qcm),  die  aber  nicht  wie  bei 
Marshallia  tortuosa  in  Quincunx  stehen,  sondern  unregelmäßig  über  die  Oberfläche  verteilt  sind.  Die 
Oberfläche  der  Innenseite  habe  ich  nicht  freilegen  können.  Besondere  Epi-  und  Aporhysen  sind  nicht 
entwickelt. 

M.  Frechi  scheint  etwas  größere  Dimensionen  zu  erreichen  wie  die  folgende  Art. 

Das  Diktyonalgerüst  besteht  aus  Lychnisken,  deren  mit  langen  Dornen  besetzte  Strahlen  im 
Innern  der  Wandung  zu  einem  sehr  regelmäßig  gebauten  weitmaschigen  Gerüste  mit  longitudinalen, 
radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verschmelzen.  Nach  der  äußeren  Oberfläche  hin  wird  das  Gerüst 
imregelmäßiger,  weil  die  Orientierung  der  Lychniske  wechselt  und  schließlich  geht  es  an  der  Außenseite 
in  das  unregelmäßige  Deckgeflecht  über,  das  in  der  Struktur  m.it  dem  Gewebe  der  Wurzel  übereinstimmt. 

Alter  und  Facies:  Cuvieripläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Gr. -Heere  (s.  s.). 
Das  Original  ist  Unikum  und  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Marshallia  tortuosa  Roem.  sp.   (Texttafel  XV,  Fig.  12.) 

1864.    Pleurostoma  tortuosa  Roemer,  Sp.  S.  15,  Taf.  VI,  Fig.  1. 
1877.    Marshallia  tortuosa  Zittel,  Stud.  I,  S.  58. 

Dünnwandige,  langgestielte  Trichter.  Die  Wandung  bildet  mehrere  rechts  gewundene,  longitudinale 
Spiralfalten,  deren  Rücken  von  großen,  übereinander  liegenden,  rundlichen  Wandlücken  durchbrochen 
werden.    Basis  mit  ziemlich  langen  (in  der  Regel  abgebrochenen!),  röhrenförmigen  Fortsätzen  (wie  bei 


-   292  — 


Becksia  Soekelandi),  die  auf  den  Rücken  der  Falten  entspringen  und  zur  Unterstützung  der  keilförmigen 
Wurzel  dienen. 

Außenseite  mit  in  der  Richtung  der  Spiralfalten  in  Längs-  und  Querreihen  geordneten  bezw.  in 
Quincunx  stehenden  winzigen  Ostien  (ca.  70  auf  0,5  qcm).  Eigentliche  Postiken,  Epi-  und 
Aporhysen  fehlen.  Die  Wasserzirkulation  und  Wasserabfuhr  erfolgt  vielmehr  unmittelbar  durch  die 
Skelettmaschen. 

Maße:  Längsdurchmesser  ca.  15  cm.;  Querdurchmesser  am  vorderen  Ende  7  cm;  Durchmesser 
der  rundlichen  Öffnungen  auf  den  Faltenrücken  2 — 3  mm;  Dicke  der  Wandung  ca.  3  mm. 

Die  Dictyonalia  sind  Lychniske  mit  glatten  oder  bedornten  Strahlen,  die  im  Innern  der  Wandung 
zu  einem  ziemlich  engmaschigen,  aber  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und 
zirkulären  Balkenzügen  verschmelzen.  Die  Außenseite  ist  von  einem,  in  der  Struktur  mit  dem  Wurzel- 
gewebe übereinstimmenden  Geflechte  achsenkanalfreier  Kieselfäden  überzogen,  das  von  den  Ostien  durch- 
brochen wird.    Innere  Oberfläche  olme  Deckschicht. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3. 

Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 


Familie  Coscinoporidae  v.  Zittel  emend. 

Trichter-  oder  becherförmige  Lychniscosa  mit  dünner  Wandung  und  kräftiger  Wurzel.  Außen- 
und  Innenseite  mit  kleinen,  in  Quincunx  stehenden  Ostien  bzw.  Postiken.  Die  geraden  röhrenförmigen 
Epirhysen  und  Aporhysen  endigen  blind  unter  den  Oberflächen  der  Innen-  bzw.  Außenseite.  Diktyonal- 
gerüst  unregelmäßig;  an  beiden  Oberflächen  mit  plattigen  und  durchlöcherten  Deckschichten,  die  von 
dermalen  und  gastralen  Stauraktinen  ausgehen. 

Obere  Kreide. 

Ich  beschränke  die  Familie  mit  entsprechender  Änderung  der  Diagnose  auf  die  einzige  Gattung 
Coscinopora.  Die  von  v.  Zittel  zu  den  Coscinoporiden  gerechneten  Gattungen  Leptophragma,  Pleuro- 
stoma  und  Guettardia  haben  als  Dictyonalia  keine  Lychniske  wie  Coscinopora,  sondern  Hexaktine  und 
gehören  darum  in  eine  andere  Tribus. 

Gattung  Coscinopora  Goldfuss. 

Dünnwandige  Trichter  mit  kräftiger  Wurzel  und  kleinen,  in  Quincunx  stehenden  Ostien  und 
Postiken.  Die  Epirhysen  und  Aporhysen  durchdringen  die  Wandung  als  gerade  Kanälchen  und  endigen 
blind  unter  der  Oberfläche  der  den  Kanaleingängen  entgegengesetzten  Seite.  Das  aus  kleinen  Lychnisken 
bestehende  Diktyonalgerüst  nimmt  an  den  Sclieidewänden  zwischen  den  Epi-  und  Aporhysen  und  unter 
den  Deckschichten  den  Charakter  eines  losen  Geflechtes  an.    Beide  Oberflächen  sind  mit  plattigen  und 


—  293  — 


durchlöcherten   Deckschichten   überzogen,  die  hauptsächlich  von  kleinen  dermalen   bzw.  gastralen 
Stauraktinen  ausgehen. 
Obere  Kreide. 

Coscinopora  macropora  Goldf. 

1826.    Coscinopora  macropora  Goldfuss,  Petr.  Germ.  S.  31,  Taf.  IX,  Fig.  17. 
1877.  „  „        V.  ZiTTEL,  Stud.  I,  S.  49. 

1890.  -.,  „        PocTA,  Paderb.  S.  219. 

Flach  trichter-  oder  schüsseiförmig,  dünnwandig.  Der  Querdurchmesser  übertrifft  gewöhnlich 
den  Längsdurchmesser.  (Bei  Coscinopora  infundibuliformis  ist  der  Längsdurchmesser  fast  doppelt  so  groß 
wie  der  Querdurchmesser.)  Skelett  und  Kanalsystem  im  allgemeinen  wie  bei  Coscinopora  infundibuli- 
formis. Bei  Coscinopora  macropora  stehen  aber  auf  0,5  qcm  nur  ca.  25  (bei  der  anderen  Art  50)  Ostien 
und  Postiken. 

Nach  PocTA,  der  das  aus  dem  Cuvieripläner  von  Störmede  bei  Geseke  i.  W.  stammende  Original 
von  Goldfuss  nocheinmal  untersucht  und  mit  anderen  Exemplaren  aus  dem  westfälischen  Cuvieripläner 
verglichen  hat,  kommen  auf  4  mm  5  Ostien.  Dasselbe  Verhältnis  finde  ich  auch  an  meinen  Stücken  aus 
dem  Cuvieripläner  von  Groß-Heere. 

Alter  und  Facies:  Cuvieripläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Gr. -Heere  (s.),  Störmede. 
A  n  z  ah  1  der  untersuchten  Stücke:  2. 
Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Coscinopora  infundibuliformis  Goldf.    (Texttafel  XV,  Fig.  13.  14.) 

1826.    Coscinopora  infundibuliformis  Goldfuss,  Petr.  Germ.  S.  30,  Taf.  IX,  Fig.  16;  Taf.  XXX,  Fig.  10. 


1872.  „  „  Schlüter,  Sp.  d.  Münsterl.  S.  22. 

1877.  „  „  QuENSTEDT,  Petr.  V,  Taf.  CXXXVII,  Fig.  7. 

1877.  „  ,.  V.  ZiTTEL,  Stud.  I,  S.  49. 

1883.  „  „  HiNDE,  Catal.  S.  105. 

1889.  „  „  Griepenkerl,  Königs!.  S.  22. 

1900.  „  „  Wollemann,  Biewende  S.  7. 

1902  „  „  Wollkmann,  Lüneb.  S.  8. 


Spitzglas-  oder  schlank-trichterförmig,  mit  stark  verzweigter  Wurzel,  dünnwandig. 

Außenseite  m.it  dicht  nebeneinander  liegenden,  kleinen  runden  Ostien,  die  zu  schrägen,  sich  recht- 
winklig schneidenden  Spiralreihen  angeordnet  sind  und  in  Quincunx  stehen.  Die  Skelettbrücken  zwischen 
den  Ostien  bilden  rhombische,  rundliche  oder  stumpfkantige  Wälle.  Dadurch  erscheinen  an  mit  Gestein 
erfüllten  Exemplaren  die  Ostien  größer  wie  an  geätzten.  Innenseite  mit  in  Quincunx  (bzw.  alternierend 
in  Längsreihen)  stehenden  ovalen  Postiken.  Von  den  Ostien  und  Postiken  dringen  gerade  Epirhysen, 
bezw.  Aporhysen  in  die  Wandung  ein.  Die  Epirhysen  endigen  blind  unter  der  Oberfläche  der  Innenseite, 
die  etwas  weiteren  Aporhysen  unter  der  Oberfläche  der  Außenseite. 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  bis  15  cm  und  mehr;  Dicke  der  Wandung  1,5 — 2,5  mm; 
Ostien  und  Postiken  auf  0,5  qcm  ca.  50. 

Das  Skelett  besteht  aus  kleinen  Lychnisken  mit  glatten  oder  bedornten  Strahlen,  die  im  Innern 


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der  Wandung  unter  der  Wechselwirkung  der  relativ  weiten  und  dicht  nebeneinander  liegenden  Epi- 
und  Aporhysen  zu  einem  ganz  unregelmäßigen  Gerüste  verschmelzen,  das  an  den  Scheidewänden  zwischen 
den  Epirhysen  und  Aporhysen  den  Charakter  eines  plattigen  Geflechtes  annehmen  kann.  Die  Oberfläche 
der  Außenseite  wird  von  einer,  Achsenkreuze  von  Stauraktinen  führenden,  Kieselmembran  überzogen, 
die  von  den  Ostien  und  außerdem  von  zahlreichen  winzigen  Öffnungen  durchbrochen  wird.  Diese  Deck- 
schicht wird  gestützt  und  mit  dem  Lychniskengerüst  verbunden  durch  achsenkanalfreie  Kieselstränge, 
die  von  der  äußersten  Lychniskenlage  ausgehen  und  sich  in  der  Kieselhaut  verlieren.  Auch  die  Oberfläche 
der  Innenseite  wird  von  einer  plattigen  Deckschicht  überzogen,  die  dadurch  entsteht,  daß  die  in  derselben 
Ebene  liegenden  Strahlen  kleiner  gastraler  H  exaktine  unter  Ausbildung  plattiger  und  durchlöcherter 
Kieselhäutchen  miteinander  verschmelzen.  Die  über  die  Oberfläche  der  Innenseite  ragenden  äußeren 
Radialstrahlen  dieser  Hexaktine  endigen  als  wurzelartig  verzweigte  Kieselbüschel. 

Alter  und   Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (z.  s.),  Misburg  (z.  s.),  Glentorf,  Biewende, 
Lüneburg,  Münsterland. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  ca.  10. 

Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Coscinopora  infundibuliformis  Goldf.,  vur.  micropora  nov.  var. 

Allgemeine  Form.,  Kanalsystem  und  Skelett  wie  bei  Coscinopora  infundibuliformis  typica,  aber 
hiervon  verschieden  durch  geringere  Größe  des  Schwammkörpers  und  noch  kleinere  Ostien  und 
Postiken. 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  ca.  7  cm;  ca.  100  Ostien  bzw.  Postiken  auf  0,5  qcm. 
Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 
Original  in  meiner  Sammlung. 


Familie  Becksidae  nov,  fam. 

Schalen"-,  napf-  und  kelchförmige  oder  paragasterlose,  knollige,  krustenartige,  birnförmige  und  dick- 
cylindrisclie  Lychniscosa,  deren  dünne  Wandung  stark  gefaltet  ist  und  anastomosierende  Röhren  und 
Lappen  bildet,  zwischen  denen  unregelmäßige  Cavaedien  liegen.  An  der  Außenseite  der  Röhren  und 
Lappen  winzige  Ostien,  die  aber  auch  fehlen 'können.  Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken 
sind  nicht  entwickelt.  Die  Lychniske  verschmelzen  zu  einem  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  longi- 
tudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen.  Äußere  Oberfläche  mit  Deckschichten,  die  von  den 
Tangentialstrahlen  der  äußersten  (derm.alen)  Lychniskenlage  ausgehen,  oder  ohne  Deckschichten. 
Obere  Kreide. 


—   295  — 


Schlüssel  zur  vorläufigen  Bestimmung  der  Gattungen. 


Ohne  Deckschichten 


Die  äußeren  Strahlen  der  behebig  orientierten 
Oberflächen-Lychniske  endigen  als  konische 
Zapfen  Centrosia. 

Die  äußeren  Radialstrahlen  der  dermalen  und 
gastralen  Lychniske  endigen  als  besenförmige 
Kieselbüschel  Sarophora. 


Mit  epidermalen  und 
epigastralen  H  exak- 
tinen   


Cyclostigma. 


Ohne  epidermale  und 
epigastrale  Hexaktine 


Ohne  Paragaster  Plocoscyphia. 


'  Das  Röhrensystem  ist 
deutlich  entwickelt. 
Röhrenmündungen  am 
Scheitel  oder  in  regel- 
mäßigen Abständen  an 
der  Außenseite    .  .  .  Becksia. 


Mit  Paragaster 


Die  Röhren  und  die 
Cavaedien  zwischen 
den  Röhren  bilden 
labyrinthartige  Anas- 
tomosen. Röhrenmün- 
dungen unregelmäßig 
über  die  Außenseite 
verteilt   Callicylix. 


Gattung  Becksia  Schlüter. 

Schwammkörper  schalen-,  napf-  oder  kelch förmig,  seltener  unregelm.äßig  verästelt;  sitzend  oder 
mit  radiären  stacheligen  Hilfswurzeln.  Die  dünne  Wandung  ist  stark  gefaltet  und  bildet  mehr  oder 
weniger  dicke,  anastomosierende  Röhren,  zwischen  denen  Cavaedien  von  verschiedener  Weite  liegen. 
Äußere  Oberfläche  der  Röhren  mit  winzigen  Ostien.  Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken 
fehlen.  Wasserabfuhr  durch  die  an  der  Außenseite  oder  am  Scheitelrande  des  Schwammkörpers  liegenden 
Mündungen  der  Röhren.  Das  Stützskelett  besteht  aus  Lychnisken,  deren  reich  mit  langen  Kieseldornen 
und  -Fasern  besetzte  Strahlen  zu  einem  sehr  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen 


—   296  — 


und  zirkulären  Balkenzügen  verschmelzen.   Außenseite  mit  Deckschicht,  die  von  den  Tangentialstrahlen 
der  dermalen  Lychniske  ausgeht.    Innenseite  ohne  Deckschicht. 
Obere  Kreide. 

Becksia  nidiformis  Leonh.  sp. 

1897.    Plocoscyphia  nidiformis  Leonhard,  Kreide  in  Oberschi.  S.  35,  Texlfigur  5a,  b. 
1897.    Plocoscyphia  crassilobata  Leonhard,  Kreide  in  Oberschi.  S.  35,  Taf.  III,  Fig.  6. 

Kolchförmig  oder  knollig  mit  tiefer  Zentralhöhle,  sitzend.  Die  ca.  1  mm  dicke  Wandung  ist  stark 
gefaltet  und  bildet  ca.  0,5 — 1,0  cm  dicke,  anastomosierende  Röhren,  zwischen  denen  engere  oder  weitere 
Cavaedien  liegen.  Mit  der  Außenseite  kommunizieren  die  Cavaedien  durch  unregelmäßig  rundliche,  ovale 
oder  spaltförmige  Öffnungen  an  der  äußeren  Oberfläche  der  Spongie  und  durch  runde,  gleichgroße  und 
gleichweit  voneinander  entfernt  liegende  (0,5—1,0  cm  weite)  Öffnungen  an  der  Oberfläche  der 
Zentralhöhle. 

Außenseite  der  Röhren  mit  winzigen  Osticn. 

Maße:  Höhe  des  Schwammkörpers  3,5 — 9  cm  ;  Dicke  am  Scheitel  4,5 — 9  cm  ;  Dicke  der  (gefalteten) 
Wandung  2 — 4  cm. 

Die  Dictyonalia  sind  Lychniske,  die  im  Innern  der  Wandung  zu  einem  anscheinend  ebenso  regel- 
mäßigen Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  wie  bei  den  senonen  Arten 
verschmelzen.  Uber  die  Deckschicht  kann  ich  nichts  aussagen,  weil  die  schlechte  Skeletterhaltung  der 
in  blaugraue  Eisenverbindungen  umgewandelten  Oppelner  Exemplare  keine  genauere  Untersuchung 
gestattet. 

Leonhard  hat  die  Ai^t  zu  Plocoscyphia  gestellt.  Ich  halte  sie  namentlich  auf  Grund  der  Körper- 
form, die  übrigens  bei  den  Exemplaren  von  Oppeln  in  jedem  Falle  nur  durch  eine  höchst  mühsame  Arbeit 
mit  der  Präpariernadel  zu  ermitteln  ist,  und  der  Organisation  des  Kanalsystems  für  die  älteste  echte 
Becksie,  die  man  kennt. 

Alter  und  Facies:  Scaphitenpläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oppeln  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3. 

Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Samm.lung. 

Becksia  crispata  Quenst.  sp. 

1877.    Gyrispongia  crispata  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  482,  Taf.  CXXXVIII,  Fig.  7. 

Stiunpf-kegelförmig;  im  oberen  Drittel  am  dicksten,  nach  der  Basis  verjüngt.  Die  dünne  (1  mm) 
Wandung  ist  stark  gefaltet  und  bildet  an  der  Außenseite  rundliche,  ca.  0,8  cm  dicke  Wülste,  die  in  ziemlich 
regelmäßiger  Weise  mit  grubigen  Vertiefungen  abwechseln.  Scheitel  mäandrisch  gefaltet.  In  der  Nähe 
des  Scheitelrandes  entspringen  mehrere  0,5 — 1  cm  lange,  ca.  0,8  cm  dicke,  röhrige  Fortsätze. 

Maße:  Längsdurchmesser  der  Spongie  ca.  5  cm.    Dicke  am  Scheitel  3 — 4  cm. 

Das  Skelett  habe  ich  nicht  untersuchen  können.  Ich  stelle  die  Art  aber  wegen  der,  wie  mir  scheint, 
sehr  charakteristischen  äußeren  Form  zu  Becksia. 

Alter  und  Facies:  Cuvieripläner. 


—   297  — 


Verbreitung  und  Vorkommen:  Dörnten. 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:!. 


Becksia  Soekelandi  Schlüter. 


1868, 
1872, 
1877 
1877 
1883, 
1889, 
1900, 


Becksia  Soekelandi  Schlüter;  Sitzungsber.  der  niederrh.  Ges.  in  Bonn,  S.  93. 


Sp.  d.  Münsterl.  S.  20,  Taf.  I,  Fig.  5,  6,  7. 

QuENSTEDT,  Petr.  V,  S.  489,  Taf.  GXXXVIII,  Fig.  14. 

ZiTTEL,  stud.  I,  S.  58. 

HiNDE,  Catal.  S.  144. 
„        Griepenkerl,  Königslutter  S.  23. 
,,        Wollemann,  Biewende  S.  8. 


Schalen-  oder  napfförmig.  An  der  Basis  mit  langen,  dünnen,  soliden  oder  röhrenförmigen  Fort- 
sätzen, die  etwa  wie  die  langen  Stacheln  mancher  Cidaris-Axien  angeordnet  sind.  (Schlüter  vergleicht 
auch  die  Spongie  treffend  mit  einem  bald  niedrigeren,  bald  höheren  Spitz-  oder  Römerglase,  welches 
statt  von  einem  Fuße,  von  einer  größeren  oder  geringeren  Zahl  stachelförmiger  Auswüchse  getragen 
wird.)  Die  dünne  Wandung  ist  stark  gefaltet  und  bildet  an  der  vertieften  Innenseite  (Oberseite)  des 
Schwammkörpers  bis  kleinfingerdicke,  anastomosierende  Röhren,  zwischen  denen  mehr  oder  weniger 
weite  Cavaedien  liegen.  Die  Röhren  münden  mit  bis  0,5  cm  weiten,  etwa  1  cm  voneinander  entfernten, 
runden  Öffnungen  an  der  Oberfläche  der  Außenseite,  oder  bei  niedrigen  Exemplaren,  bei  denen  nur  ein 
einziges  ringförmiges  Röhrensystem  vorhanden  ist,  wie  bei  dem  von  Schlüter  a.  a.  O.  Taf.  1,  Fig.  7 
abgebildeten  Fragment,  am  Rande  der  Spongie.  An  der  Außenseite  legt  sich  die  Wandung  wie  ein  Mantel 
um  das  Röhrensystem. 

Oberfläche  der  Außenseite  und  äußere  Oberfläche  der  Röhren  mit  winzigen  Ostien.  Besondere  Epi- 
rhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen. 

Skelett  wie  bei  den  anderen  Arten. 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  50 — ^80  cm,  Dicke  60 — 90  cm;  Dicke  der  (ungefalteten) 
Wandung  1 — 2  mm.    Länge  der  Wurzelstacheln  2 — 4  cm,  Dicke  2 — 4  mm. 

In  der  Kalkmergelfacies  der  Quadratenkreide  von  Hannover  scheint  B.  Soekelandi  nicht  vor- 
zukommen; wenigstens  habe  ich  sie  bei  Misburg  und  Oberg  niemals  beobachtet.  Sie  wird  hier  durch  die 
nahe  verwandte  Becksia  Feuerwehri  vertreten.  Dagegen  enthalten  nach  Wollemann  die  sandigen  Kalk- 
mergel von  Biewende  bei  Börssum,  die  nach  Schlüter  überhaupt  eine  überraschende  Übereinstimmung 
mit  den  Becksia  Soekelandi  führenden  Schichten  der  westfälischen  Quadratenkreide  zeigen,  die  schöne 
Spongie.  Vielleicht  ist  sie  auch  in  der  tonigen  Granulatenkreide  der  Umgebung  von  Braunschweig  nicht 
allzu  selten.  Die  Vorkommnisse  sind  aber  recht  schlecht  erhalten  und  darum  nicht  ganz  sicher  bestimmbar. 
—  Wenn  ich  mich  seiner  Äußerung  recht  erinnere,  hat  Herr  H.  Brandes  in  Hoheneggelsen  die  Art  auch 
bei  Adenstedt-Bülten  gefunden. 

Alter  und  Facies:  Untersenone  Tone  (?),  sandige  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Broitzen  bei  Braunschweig  (?),  Glentorf,  Biewende, 
Münsterland. 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  5. 
Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Palaeontograpbica.   Suppl.-Bd.  V.  38 


-  -  298 


Becksia  Augustae  Schrammen.    (Tafel  XXXX,  Fig.  1;  Texttafel  XIV,  Fig.  5.) 
1902.    Becksia  Augusiae  Schrammen,  Hexact.  S.  18,  Taf.  II,  Fig.  2. 

Schwammkörper  kelchförmig,  sitzend,  höher  wie  dick.  Der  Querdurchmesser  ist  wenig  über  der 
Basis  fast  so  groß  wie  am  oberen  Ende.  Die  dünne  Wandung  ist  stark  gefaltet  und  bildet  fingerdicke, 
anastomosierende,  in  longitudinaler  Richtung  verlaufende  Röhren,  zwischen  denen  1 — 3  cm  lange,  stellen- 
weise durch  dünne  Kieselstränge  überbrückte,  ca.  ^/j  cm  weite  Cavaedien  liegen.  An  den  basalen  Teilen  ist 
die  Faltung  am  stärksten.  Von  der  Mitte  ab  wird  sie  schwächer  und  der  Rand  der  Spongie  ist  ungefaltet. 
Die  Mündungen  der  Röhren  liegen  an  den  marginalen  Teilen  des  Schwammkörpers  und  sind  schwer 
aufzufinden. 

Außenseite  der  Röhren  mit  winzigen,  dicht  nebeneinander  liegenden  Ostien.  Besondere  Epirhysen, 
Aporhysen  und  Postiken  fehlen. 

Maße:  Längsdurchmesser  ca.  12  cm;  Querdurchmesser  ca.  9  cm;  Dicke  der  Wandung  ca.  1  mm; 
Weite  der  Röhren  ca.  1,5  cm. 

Das  Stützskelett  ist  sehr  regelmäßig  gebaut  und  besteht  aus  Lychnisken,  von  deren  Strahlen  zahl- 
reiche wurzelartige  Fortsätze  ausgehen.  Im.  Innern  der  Wandung  verschmelzen  die  Lychniske  zu  einem 
weitmaschigen  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  und  kubischen  Maschen. 
An  der  Oberfläche  der  Innenseite  sind  die  Maschen  quadratisch  oder  durch  in  den  Ecken  ausgespannte, 
löcherige  Membranen,  die  von  den  tangentialen  Strahlen  der  gastralen  Lychniske  ausgehen,  rundlich. 
Die  Deckschicht  über  der  äußeren  Oberfläche  ist  viel  dichter.  Hier  deuten  nur  stellenweise  rundliche 
Öffnungen  (die  Ostien)  die  darunter  liegenden  Skelettmaschen  an.  Die  Deckschicht  resultiert  aus  Ver- 
breiterungen der  Tangentialstrahlen  der  dermalen  Lychniske.  Die  äußeren  Radialstrahlen  der  dermalen 
und  gastralen  Lychniske  endigen  als  Kieselbüschel,  die  besonders  gut  an  der  Oberfläche  der  Innenseite 
ausgebildet  sind. 

Becksia  Augustae  ist  von  Becksia  Soekelandi  ganz  verschieden.  Die  Röhren  von  Becksia  Augustae 
verlaufen  im  allgemeinen  in  der  Richtung  der  Längsachse  des  Schwam.mkörpers  und  die  mehr  oder  weniger 
weiten  Spalten,  die  an  der  Außenseite  der  Spongie  zwischen  den  Röhren  liegen,  sind  Cavaedien,  aus  denen 
das  Wasser  in  die  an  der  äußeren  Oberfläche  der  Röhren  liegenden  Ostien  eintritt.  Dagegen  bilden  die 
Röhren  von  Becksia  Soekelandi  ringförmige  Anastomosen  und  die  großen  rundlichen  Offnungen  an  der 
Außenseite  stellen  die  wasserabführenden  Mündungen  des  Röhrensystems  dar.  Dazu  kommen  noch 
die  nicht  unerheblichen  Größenverschiedenheiten. 

Alter  und  Facies:   Kalkm.ergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.  s.),  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Samrrilung. 

Becksia  Feuerwehri  nov.  sp.   (Tafel  XXXX,  Fig.  4.) 

Niedrig-schalenförm.ig  oder  flachtrichterförmig.  (Das  untere  Ende  ist  an  meinen  beiden  Beleg- 
stücken nicht  erhalten.  Darum  kann  ich  nicht  sagen,  ob  als  Hilfswurzeln  strahlige  Verstrebungen,  wie 
an  der  Basis  von  B.  Soekelandi  Schlüter,  vorkommen.)  Die  kaum  1  mm  dicke  Wandung  ist  stark  gefaltet 


—  299  - 


und  bildet  zwei  zusammenhängende  Röhrensysteme,  ein  äußeres  und  ein  inneres.  Das  innere  System 
besteht  aus  ca.  0,5  cm  dicken,  mehr  oder  weniger  regelmäßig  anastomosierenden  Röhren  von  rundlichem 
Querschnitt.  Es  kommuniziert  mit  der  Außenseite  durch  zahlreiche  Vorstülpungen  der  Röhren,  die  an 
der  äußeren  Oberfläche  des  Schwammkörpers  rundliche,  5 — 8  mm  voneinander  entfernte,  ca.  4  mm  weite 
Öffnungen  bilden.  Das  äußere  System  entsteht  dadurch,  daß  die  Wandung  mantelartig  das  innere  um- 
hüllt, wobei  die  Zwischenräume  zwischen  den  an  der  Außenseite  liegenden,  vorgestülpten  Röhren- 
mündungen des  inneren  Systems  überbrückt  werden.  Die  Brücken  sind  flach  (bei  B.  Soekelandi  gewölbt). 
Die  Cavaedien  des  äußeren  Systems  anastomosieren  ebenfalls;  die  Hohlräume  sind  aber  im  Querschnitt 
oval  und  münden  an  der  Innenseite  zwischen  den  Röhren  des  inneren  Systems  mit  rundlichen  Öffnungen 
oder  am  Rande  der  Spongie  mit  schmalen  Spalten. 

Oberfläche  der  Außenseite  der  Röhren  mit  winzigen  Ostien.  Besondere  Epirhysen,  Aporhysen 
und  Postiken  fehlen. 

Die  Durchspülung  konnte  von  außen  nach  innen  oder  von  innen  nach  außen  erfolgen.  Im  ersten 
Falle  gelangte  das  Wasser  durch  die  mantelartige  äußere  Wandung  in  die  Cavaedien  zwischen  den 
Anastomosen  des  inneren  Röhrensystems  und  von  da  an  die  Oberfläche  der  Innenseite  des  Schwamm- 
körpers. Im  anderen  trat  es  durch  die  Röhrenwandungen  in  die  Röhren  und  wurde  in  diesen  durch  die 
runden  Mündungen  der  Röhren  nach  außen  abgeführt. 

Maße:  Längsdurchmesser  2 — 4  cm  ;  größte  Weite  3 — 6  cm  ;  Dicke  der  (gefalteten)  Wandung 
ca.  1  cm. 

Die  Dictyonalia  sind  Lychniske,  deren  Strahlen  reich  mit  langen  Stacheln  und  wurzelartigen  Zasern 
besetzt  sind  und  verschmelzen  zu  einem  sehr  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen 
und  zirkulären  Balkenzügen  und  kubischen  Maschen.  An  der  äußeren  Oberfläche  verdichtet  sich  das 
Diktyonalgerüst  zu  einer,  von  zahlreichen  rundlichen  Öffnungen  (den  Ostien)  durchbrochenen  plattigen 
Deckschicht,  die  dadurch  entsteht,  daß  sich  zwischen  und  über  den,  an  der  Oberfläche  nicht  so  regel- 
mäßig wie  in  den  parenchymalen  Skelettpartien  orientierten,  dermalen  Lychnisken,  poröse  Kieselmem- 
branen ausspannen.    Innere  Oberfläche  ohne  Deckschicht. 

Becksia  Feuerwehri  unterscheidet  sich  von  der  nächstverwandten  Art  (Becksia  Soekelandi)  u.  a. 
durch  einen  kleineren  Schwammkörper  und  die  ebene  und  flache  (bei  der  anderen  Spezies  radial  gefaltete 
und  wellige)  Außenseite. 

Alter  und  Facies:  Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  4. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Becksia  arborea  nov.  sp.    (Tafel  XXXX,  Fig.  2.) 

Der  Schwammkörper  bildet  kleine,  unregelmäßig  verästelte  Stöckchen,  die  aus  drehrunden  oder 
abgeplatteten  Röhrchen  bestehen,  welche  distal  geöffnet  sind.  Zwischen  den  Röhrchen  unregelmäßige 
Cavaedien  von  verschiedener  Weite. 

Äußere  Oberfläche  m.it  winzigen  Ostien.    Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen. 

In  der  Tektonik  des  Diktyonalgerüstes  stimmt  die  Art  mit  den  anderen  Spezies  überein. 


-  300  - 


Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  4  cm;  Dicke  (in  der  Mitte)  ca.  3  cm;  Dicke  der  Wandung 
ca.  1  mm;  Dicke  der  Röhren  ca.  0,5  cm. 

Bei  Becksia  arborea  ist  der  Mechanismus  der  Durchspülung,  welcher  bei  manchen  Arten,  z.  B.  bei 
Becksia  Feuerwehri  nicht  ohne  weiteres  verständlich  ist,  am  klarsten.  Das  Wasser  passiert  von  außen 
bzw.  von  den  Cavaedien  her  die  Wandung  und  verläßt  den  Schwammkörper  durch  die  Röhrenmündungen. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (s.  s.). 

Das  Original  ist  Unikum  und  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Plocoscyphia  Reuss  emend. 

Der  knollige,  dickcylindrische  oder  birnförmige,  paragasterlose  Schwammkörper  besteht  aus  dünn- 
wandigen Röhren  und  Lappen,  die  unregelmäßige  Anastomosen  bilden,  zwischen  denen  mehr  oder  weniger 
weite  Cavaedien  liegen.  Ohne  Paragaster.  Außenseite  der  Röhren  und  Blätter  mit  winzigen,  dicht 
nebeneinander  liegenden  Ostien.  Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen.  Wasserabfuhr 
durch  die  am  Scheitel  liegenden  weiten  Röhrenmündungen. 

Das  Stützskelett  besteht  aus  Lychnisken  mit  bedornten  oder  glatten  Strahlen,  die  zu  einem  mehr 
oder  weniger  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  vorwiegend  longitudinalen,  radialen  imd  zirkulären  Balken- 
zügen verschmelzen.  Äußere  Oberfläche  mit  einer  hauptsächlich  von  den  Tangentialstrahlen  der  dermalen 
Lychniske  ausgehenden  geflechtartigen  Deckschicht. 

Obere  Kreide. 

Plocoscyphia  Roemeri  Leonh. 

1870.    Plocoscyphia  labyrinthica  F.  Roemer,  Oberschi.  S.  309,  Taf.  XXXIII,  Fig.  7,  8. 
1877.    Gyrispongia  labyrinthica  Quenstedt,  Petr.  V,  S.  485,  Taf.  GXXXVIII,  Fig.  12,  13. 

Undeutlich  birnförmig,  sitzend  oder  kurzgestielt.  Der  ganze  Schwammkörper  besteht  aus  0,8  bis 
1,0  cm  dicken,  dünnwandigen  und  unregelmäßige  Anastomosen  bildenden  Röhren,  zwischen  denen  rund- 
liche Cavaedien  liegen.  An  der  Außenseite  bilden  die  Röhren  kurzcylindrische  blinde  Vorstülpungen 
mit  rundlichen  oder  abgestutzten  Enden.    Röhrenmündungen  am  Scheitel  der  Spongie. 

Äußere  Oberfläche  mit  einer  dichten  geflechtartigen  Deckschicht.  Das  Skelett  ist  leider  an  den 
Nettlinger  Vorkommnissen  in  braunes  Eisenhydroxyd,  bei  denen  von  Oppeln  in  Kalkspat  umgewandelt. 

Quenstedt  bildet  ein  ungewöhnlich  gut  erhaltenes  Exemplar  ab.  Gewöhnlich  findet  man  nur  die 
untere  Hälfte  des  Schwammkörpers. 

Alter  und  Facies:  Scaphitenpläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oppeln  (s.).  Nettlingen  (z.  s.),  Halberstadt  (s.). 
Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  8. 
Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Plocoscyphia  Maaki  nov.  sp. 

Dick-walzenförmig,  sitzend.  Der  handlange  und  armdicke  Schwammkörper  besteht  aus  dünn- 
wandigen, 1 — 1,5  cm  dicken,  anastomosierenden  Röhren,  zwischen  denen  mehr  oder  weniger  weite, 


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unregelmäßig  rundliche  Cavaedien  liegen,  und  aus  dünnen,  vielfach  zusammengefalteten  und  in  unregel- 
mäßiger Weise  miteinander  verwachsenen  Lappen. 

Oberfläche  der  Außenseite  mit  einer  soliden,  geflechtartigen  Deckschicht,  die  von  winzigen,  dicht 
nebeneinander  liegenden  Oslien  durchbrochen  wird.  Die  Lycliniske  und  die  regelmäßig  quadratischen 
Maschen  des  Diktyonalgerüstes  sind  am  Original  nur  stellenweise  zu  erkennen,  weil  die  Wandung  z.  T. 
verrostet,  teilweise  verkieselt  ist. 

Das  Original  erhielt  ich  von  dem  verstorbenen  Apotheker  Herrn  J.  Maak  in  Halberstadt,  dem 
mancher  Besucher  der  nicht  zum  wenigsten  durch  Maaks  Sammeleifer  entstandenen  Halberstädter 
Sammlung  ein  dankbares  Andenken  bewahren  wird. 

Alter  und  Facies:  Cuvieripläner. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Halberstadt. 

Das  Original  ist  Unikum  und  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Plocoscyphia  centuncula  nov.  sp.    (Tafel  XXXX,  Fig.  5;  Texttafel  XIV,  Fig.  2.) 

?1889.    Plocoscyphia  aiinulala  Gp.iepenkerl,  Königs!.  S.  23. 

Der  Schwammkörper  bildet  kinderfaust-  bis  mannsfaustgroße  Knollen,  die  an  den  jüngeren  (mar- 
ginalen) Partien  aus  lappigen,  vielfach  gebogenen  und  gekrümmten,  kaum  1  mm  dicken  Blättern  bestehen, 
welche  an  den  älteren  (basalen)  Teilen  zu  dünnwandigen  aber  0,5 — 1  cm  dicken  anastomosierenden 
Röhren  verschmelzen.    Zwischen  den  Röhren  unregelmäßige  Cavaedien  von  verschiedener  Weite. 

Äußere  Oberfläche  der  Blätter  und  Röhren  mit  winzigen,  dicht  aneinander  liegenden  Ostien. 
Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen. 

Das  Stützskelett  besteht  aus  Lychnisken,  deren  Strahlen  mit  wurzelartigen  Fasern  oder  auch  nur 
mit  kurzen  Zacken  besetzt  sind,  und  bildet  im  Innern  der  Wandung  und  an  der  Oberfläche  der  Innenseite 
ein  ziemlich  regelmäßig  gebautes  Gerüst  mit  vorwiegend  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balken- 
zügen. An  der  äußeren  Oberfläche  tritt  eine  Verdichtung  der  äußersten  Skelettlage  ein,  indem  die 
Tangentialstrahlen  der  dermalen  Lychniske  plattig  verbreitert  werden.  Die  im  Innern  quadratischen 
Maschen  werden  dadurch  zu  rundlichen  Öffnungen  (den  Ostien),  deren  Lum.ina  nicht  selten  durch 
Uberbrückung  mit  plattigen  Kieselbalken  noch  weiter  verengert  werden.  Die  äußeren  Radialstrahlen  der 
dermalen  und  gastralen  Lychniske  endigen  an  beiden  Oberflächen  als  kurze  m.ehrspitzige  Büschel. 

Alter  und    Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Misburg  (s.),  Oberg  (z.  s.),  Ahlten,  Glentorf. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Centrosia  Schrammen. 

Der  sehr  dünnwandige  und  stark  gefaltete  Schwammkörper  ist  knollig  oder  krustenartig  und  an 
der  Oberfläche  und  im  Innern  von  unregelmäßigen  anastomosierenden  Hohlräumen  durchsetzt,  zwischen 
denen  schmälere,  röhrige  Brücken  liegen,  die  von  kleinen  rundlichen  Öffnungen  durchbrochen  werden. 

Die  Lychniske  bilden  im  Innern  der  Wandung  ein  ziemlich  regelmäßig  gebautes  Gerüst,  dessen 
Balken  kubische  Maschen  umschließen.   An  den  Oberflächen  sind  sie  dichter  gelagert  und  unregelmäßiger 


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orientiert.  Die  nach  außen  gerichteten  Strahlen  endigen  frei  als  kräftige  konische  Zapfen.  Ohne  Deck- 
schichten. 

Obere  Kreide. 

Centrosia  incrustans  Schrammen.    (Tafel  XXXIX,  Fig.  1;  Texttafel  XIV,  Fig.  1.) 
1902.    Centrosia  incrustans  Schrammen,  Hexact.  S.  16,  Taf.  IV,  Fig.  6. 

Knollig  oder  krustenartig,  bis  kinderfaustgroß,  auf  anderen  Spongien  festgewachsen.  Der 
sehr  dünnwandige,  stark  gefaltete  Schwammkörper  ist  an  der  Oberfläche  und  im  Innern  etwa  wie  ein 
Badeschwamm  von  linsen-  bis  erbsengroßen  Hohlräumen  durchsetzt,  die  miteinander  anastomosieren. 
Zwischen  diesen  Hohlräumen  liegen  1 — 3  mm  dicke,  gewöhnlich  röhrenförmige  Brücken,  die  an  zahl- 
reichen Stellen  und  allen  Seiten  von  rundlichen,  ca.  1  mm  weiten  Öffnungen  durchbrochen  werden. 

Die  Dictyonalia  sind  Lychniske  mit  bedornten  Strahlen,  die  im  Innern  der  Wandung  ein  ziemlich 
regelmäßig  gebautes  Gerüst  mit  quadratischen  oder  rechteckigen  Maschen  zusammensetzen.  An  den 
Oberflächen  sind  die  Lychniske  dichter  gelagert  und  unregelmäßiger  orientiert.  Die  nach  außen  gerichteten 
Strahlen,  manchmal  2 — ^3,  endigen  frei  als  lange  spitzkonische,  mit  kleinen  Dornen  besetzte  Stacheln. 
Deckschichten  sind  nicht  entwickelt. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  3. 

Das  Original  zur  Abbildung  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Callicylix  nov.  gen. 

Kugelig  oder  birnförmig,  mit  tiefem  Paragaster.  Die  sehr  dünne  Wandung  bildet  anastomosierende 
Röhren,  zwischen  denen  gleichweite  Cavaedien  liegen.  Röhrenmündungen  an  der  Außenseite  und  auf 
der  Paragasterwandung.  Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen.  Die  diktyonalen 
Lychniske  bilden  im  Innern  der  Wandung  ein  mehr  oder  weniger  regelmäßig  gebautes  Gerüst,  das  an 
den  Oberflächen  stellenweise  den  Charakter  eines  weitmaschigen  Geflechtes  annimmt. 

Obere  Kreide. 

Callicylix  farreides  nov.  sp.    (Tafel  XXXX,  Fig.  7,  8;  Texttafel  XIV,  Fig.  3.) 

Schwammkörper  kugelig  oder  birnförmig,  mit  tiefem  und  engem  Paragaster,  bis  kinderfaustgroß, 
sitzend.  Die  sehr  dünne  Wandung  ist  stark  gefaltet  und  bildet  ein  labyrinthartiges  Gewirr  unregelmäßig 
anastomosierender,  ca.  0,5  cm  weiter  Röhren, 'zwischen  denen  gleichweite  Cavaedien  liegen.  Die  Röhren 
sind  an  der  Oberfläche  der  Außenseite  geöffnet,  und  da  die  Eingänge  zu  den  Cavaedien  ungefähr  ebenso 
weit  wie  die  Röhrenmündungen  sind,  kann  man  in  der  Regel  nur  schwer  unterscheiden,  welche  Offnungen 
zu  dem  Cavaedialsystem  und  welche  zum  Röhrensystem  gehören.  An  der  Paragasterwandung  münden 
die  Röhren  ebenfalls  mit  ca.  0,5  cm  weiten,  rundlichen  oder  ovalen  Öffnungen. 

Besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen. 

Das  Skelett  besteht  aus  Lychnisken  mit  kleindornigen  Strahlen.    Diese  verschmelzen  im  Innern 


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der  Wandung  zu  einem  mehr  oder  weniger  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und 
zirkulären  Balkenzügen.  An  den  beiden  Oberflächen  ändert  sich  der  Bau  insofern,  als  die  obersten 
Skelettlagen,  teilweise  durch  Vermehrung  der  Lychniske  und  unregelmäßigere  Orientierung  der  Strahlen, 
den  Charakter  eines  losen  Geflechtes  annehmen. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:   Oberg  (z.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  8. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Gattung  Cyclostigma  nov.  gen. 

Schwammkörper  trichterförmig  m.it  tiefem  Paragaster,  aber  auch  dickcylindrisch  und  ohne  Para- 
gaster,  oder  knollig  mit  lappigen  Fortsätzen.  Die  dünne  Wandung  ist  stark  gefaltet  und  bildet  dünne, 
an  der  Oberfläche  der  Außenseite  stellenweise  verbreiterte  und  dann  von  kreisrunden  Löchern  durch- 
brochene, anastomosierende  Röhren,  zwischen  denen  weite,  unregelmäßig  rundliche  oder  längliche 
Cavaedien  liegen.  Röhrenmündungen  auf  der  Paragasterwandung  oder  im  Scheitel.  Äußere  Oberfläche 
mit  winzigen  Ostien.  Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen.  Die  Lychniske  ver- 
schmelzen zu  einem  mehr  oder  weniger  regelmäßigen  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären 
Balkenzügen.  Äußere  Oberfläche  mit  geflechtartigen  Deckschichten;  innere  mit  einem  Überzuge  von 
kleinen  H  exaktinen. 

Obere  Kreide. 

Cyclostigma  acinosa  Schrammen. 
1902.    Plocoscyphia  acinosa  Schrammen,  Hexact.  S.  17,  Taf.  IV,  Fig.  2. 

Trichter-  oder  kelchförmig,  m.it  tiefem  und  mehr  oder  weniger  weitem  Paragaster,  langgestielt. 
An  der  Paragasteroberfläche  liegen  in  gleichen  Abständen  etwa  um  ihre  Durchmesser  voneinander  ent- 
fernte, ca.  0,5  cm.  weite,  runde  Öffnungen.  Die  Brücken  dazwischen  sind  leicht  gerundet.  Oberfläche  der 
Außenseite  mit  zahlreichen,  mehrere  mm  breiten  und  1  cm  und  darüber  langen  Spalten,  die  durch 
schmale  Brücken  getrennt  sind.  In  bestimro.ten  Abständen  sind  diese  Brücken  verbreitert  und  dann 
von  kreisrunden,  mehrere  Millimeter  weiten  Öffnungen  ro.it  verdickten  Rändern  durchbrochen.  Die 
verdickten  Ränder  erheben  sich  als  ringförmige  Wälle  etwas  über  die  Oberfläche  der  Außenseite. 

Die  großen  Öffnungen  auf  der  Paragasteroberfläche  stellen,  ebenso  wie  die  Spalten  und  die  um- 
wallten Öffnungen  an  der  Oberfläche  der  Außenseite,  die  Mündungen  zweier  Röhrensysteme  dar,  die 
aus  einer  kompHzierten  Faltung  der  dünnen  Wandung  hervorgehen.  Das  innere  System  besteht  aus 
gleichweiten,  0,5 — 1  cm  dicken  Röhren,  die  an  der  Innenseite  des  Schwammkörpers  in  regelmäßiger  Weise 
anastomosieren  und  mit  der  äußeren  Umgebung  des  Schwammes  durch  die  großen  Spalten  an  der 
äußeren  Oberfläche  kommunizieren.  Das  äußere  System  legt  sich  mantelförmig  um  das  innere.  Es 
kommuniziert  m.it  dem  Paragaster  vermittelst  der  großen  Öffnungen  auf  der  Paragasterwandung,  mit 
der  äußeren  Uro.gebung  der  Spongie  durch  die  ro.it  ringförmigen  Wällen  versehenen  Öffnungen  und  durch 
zahlreiche  winzige  Ostien  an  der  äußeren  Oberfläche.  Die  Röhren  des  inneren  Systems  halte  ich  für 
Cavaedien,  in  denen  das  Wasser  an  die  Röhrenwandungen  des  anderen  Systems  herangeführt  wurde. 


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Von  hier  aus  (aber  auch  durch  die  kleinen  Ostien  an  der  Oberfläche  der  Außenseite)  passierte  es  die 
Wandungen,  um  in  den  engeren  Röhren  und  durch  die  großen  Öffnungen  auf  der  Paragasteroberfläche 
abgeleitet  zu  werden.    Die  Funktion  der  umwallten  kreisrunden  Öffnungen  ist  mir  unklar  geblieben. 

Maße:  Länge  des  Schwammkörpers  10 — 20  cm;  Dicke  am  vorderen  Ende  bis  10  cm;  Dicke  der 
Wandung  0,5 — 1,5  mm;  Dicke  der  (gefalteten)  Trichterwandung  1 — 2  cm. 

Das  Stützskelett  besteht  hauptsächlich  aus  Lychnisken  mit  bedornten  oder  glatten  Strahlen  und 
bildet  im  Inneren  der  Wandung  ein  mehr  oder  weniger  regelmäßig  gebautes  Gerüst  mit  longitudinalen, 
radialen  und  zirkulären  Balkenzügen.  An  der  Oberfläche  der  Außenseite  wird  die  Orientierung  der 
Lychniske  unregelmäßig.  Die  Strahlen  differieren  außerdem  in  der  Länge  und  vereinigen  sich  unter 
beliebigen  Winkeln.  Die  äußeren  Strahlen  der  dermalen  Lychniske  endigen  als  lange,  mit  kleinen  Dornen 
besetzte  Kieselstacheln,  an  die  nicht  selten  in  beliebiger  Orientierung  kleine  Hexaktine  mit  dornigen 
Strahlen  festgeheftet  sind.  Auch  an  der  Oberfläche  der  Innenseite  wird  die  oberste  Lychniskenlage  von 
einem  dichten  Haufwerk  von  Hexaktinen  verschiedener  Orientierung  und  Größe  überzogen,  die  mit  den 
gastralen  Lychnisken  und  untereinander  in  inniger  Verbindung  stehen. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadraten-  und  Mucronatenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Misburg  (s.),  Oberg  (z.  s.). 

Anzahl  d  e  r  u  n  t  e  r  s  u  c  h  t  e  n  Stücke:  6. 

Die  Belegstücke  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Cyclostigma  maeandrina  nov.  sp.    (Tafel  XXXX,  Fig.  6;  Texttafel  XIV,  Fig.  4.) 

Dick-cylindrisch  (ca.  10  cm  lang,  4  cm  dick),  ohne  Paragaster,  sitzend.  Die  ca.  1  mm  dicke  Wan- 
dung ist  stark  gefaltet  und  bildet  ein  labyrinthartiges  Gewirr  anastomosierender,  ca.  0,8  cm  dicker  Röhren, 
zwischen  denen  ebenso  weite  Cavaedien  liegen.  Die  Mündungen  der  Röhren  und  die  Eingänge  zu  den 
Cavaedien  liegen  an  der  Oberfläche  des  Schwammkörpers. 

Außenseite  der  Röhrenwandungen  mit  winzigen  Ostien.  Besondere  Epirhysen,  Aporhysen  und 
Postiken  fehlen. 

Die  Dictyonalia  sind  Lychniske  mit  kleindornigen  Strahlen,  die  im  Inneren  der  Wandung  zu  einem 
ziemlich  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  ver- 
schmelzen. Nach  den  Oberflächen  hin  wird  das  Gerüst  durch  verschiedenartige  Orientierung  der 
Lychniske  unregelmäßiger.  Beide  Oberflächen  besitzen  einen  Überzug  von  kleinen  Hexaktinen  mit 
bedornten  Strahlen,  die  untereinander  und  mit  den  äußeren  Strahlen  der  dermalen  und  gastralen  Lychniske 
innig  verbunden  sind. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s. ). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Das  Original  liegt  in  meiner  Sammlung. 

Cyclostigma  lobata  nov.  sp.  (Textfig.  4.) 

Bis  handgroße  und  faustdicke  lappige  Klumpen.  Oberfläche  mit  zahlreichen  (3 — 10  mm  weiten), 
unregelmäßig  rundlichen  oder  spaltförmigen  Gruben  (den  Cavaedien),  die  durch  1—5  mm  breite  Brücken 


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getrennt  werden.  Die  Rücken  der  Brücken  sind  stellenweise  von  kreisrunden,  mehrere  Millimeter  weiten 
Öffnungen  durchbrochen. 

Das  aus  Lychnisken  mit  bedornten  Strahlen  bestehende  Stützskelett  bildet  im  Innern  der  Wandung 
ein  mehr  oder  weniger  regelm.äßig  gebautes  Gerüst  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balken- 
zügen. An  der  äußeren  Oberfläche  wird  das  Gerüst  zu  einer  sehr  dichten  Deckschicht  verdichtet,  welche 
die  ganze  Außenseite  gleichmäßig  überzieht. 


Textfigur  4. 

Cyclosiignia  lobala  Schrammen  aus  der  Mucronaten-Kreide  von  Aliltea. 


Alter  und  Facies:  Sandige  Kalkmergel  der  Mucronatenkreide. 
Verbreitung  und  Vorkommen:  Ahlten  (s.  s.). 
Das  Original  ist  Unikum  und  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Gattung  Sarophora  nov.  gen. 

(Etym.  6  aàçoç  der  Besen.) 

Der  dünnwandige  Schwammkörper  besteht  aus  einem  inneren  System,  horizontaler  und  einem 
äußeren  System  vertikaler  Röhrenanastomosen,  deren  Mündungen  an  der  Außenseite  liegen.  Besondere 

Palaeontographica.   Suppl,-Bd.  V.  39 


—   306  — 


Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  fehlen.    Das  aus  Lychnisken  bestehende  Diktyonalgerüst 
ist  sehr  regeln).äßig  aus  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  aufgebaut.    Beide  Ober- 
flächen mit  einem  Rasen  von  Kieselstacheln,  der  aus  den  besenförmigen  äußeren  Radialstrahlen  der 
dermalen  und  gastralen  Lychniske  zusammengesetzt  ist. 
Obere  Kreide. 

Sarophora  armata  nov.  sp.    (Tafel  XXXIIl,  Fig.  5,  6;  Texttafel  XIV,  Fig.  6.) 

Die  niu"  0,5  mm  dicke  Wandung  des  kaum  2  cm  hohen  und  am  Scheitel  ca.  2  cm  dicken,  kelch- 
ähnlichen Schwammkörpers  ist  in  gesetzmäßiger  Weise  gefaltet,  indem  sie  zwei  Systeme  von  ca.  0,5  cm 
dicken,  anastomosierenden  Röhren  bildet,  ein  inneres  und  ein  äußeres.  Die  Röhren  des  inneren  Systems 
liegen  horizontal  und  münden  an  der  Außenseite,  zwischen  den  Röhren  des  äußeren  Systems,  mit  großen 
ovalen  Öffnungen.  Die  Röhren  des  äußeren  System.s  verlaufen  ungefähr  in  der  Richtung  der  Längsachse 
des  Schwammkörpers  und  werden  an  der  Außenseite  von  großen  ovalen  Öffnungen  durchbrochen.  Am 
Rande  der  Spongie  wechseln  tiefe  Einbuchtungen  mit  schnutenförmigen  Vorstülpungen. 

Besondere  Ostien,  Epirhysen,  Aporhysen  und  Postiken  sind  nicht  entwickelt. 

Die  Dictyonalia  sind  Lychniske,  deren  mit  langen  Dornen  und  Stacheln  besetzte  Stralilen  zu  einem 
sehr  regelmäßig  gebauten  Gerüste  mit  longitudinalen,  radialen  und  zirkulären  Balkenzügen  verschmelzen. 
Die  äußeren  Radialstrahlen  der  dermalen  und  gastralen  Lychniske  erheben  sich  über  die  Oberflächen  als 
kräftig  entwickelte,  besenförmige  Kieselbäum.chen. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.  s.). 

Das  Original  ist  Unikum  und  liegt  in  meiner  Sammlung. 


Familie  Calyptrellidae  nov.  lam. 

Aus  lappigen  Blättern  und  anastomosierenden,  distal  offenen  Röhren  bestehende  Lychniscosa, 
deren  Wandung  nur  aus  einer  einschichtigen  Lychniskenlage  besteht.  Die  Tangentialstrahlen  verschmelzen 
zu  einem  sehr  regelmäßig  gebauten  Gitterwerk  ;  die  Radialstrahlen  endigen  an  den  dermalen  und  gastraleji 
Oberflächen  als  konische  Zapfen. 

Obere  Kreide. 

Gattimg  Calyptrella  nov.  gen. 

(Etym.  i)  xaXvnxQa  der  Schleier  der  Frauen.) 

Der  Schwammkörper  besteht  aus  sehr  dünnwandigen,  gefalteten  Blättern  und  anastomosierenden 
Röhren,  die  distal  geöffnet  sind.  Das  aus  Lychnisken  bestehende  Diktyonalgerüst  ist  einschichtig.  Die 
Tangentialstrahlen  der  Lychniske  verschmelzen  zu  einem  sehr  regelmäßig  gebauten  Gitter.  Die  Radial- 
strahlen endigen  an  beiden  Oberflächen  als  konische  Zapfen. 

Obere  Kreide. 


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Calyptrella  Bertae  nov.  sp.  (Tafel  XXXIII,  Fig.  7,  8;  Tafel  XXXXV,  Fig.  1  ;  Texttafel  XIV,  Fig.  12.) 

Diese  neue  Art  läßt  an  Zartlieit  der  Wandung  und  Zierlichkeit  der  Gestalt  alle  anderen  fossilen 
Hexactinelliden  mit  Lychnisken  weit  hinter  sich. 

Die  nur  0,2  mm  dicke  Wandung  des  etwa  kastaniengroßen,  knollenförmigen,  von  mehreren  röhrigen 
Wurzelpfeilern  getragenen  Schwammkörpers  bildet  4 — 6  mm  weite,  unregelmäßig  anastomosierende 
Röhrchen  von  rundlichem  oder  ovalem  Querschnitt,  die  distal  geöffnet  sind.  Zwischen  den  Röhren  un- 
regelmäßige Cavaedien,  die  etwa  ebensoweit  wie  die  Röhren  oder  noch  etwas  weiter  sind. 

Die  Röhrenwandung  besteht  nur  aus  einer  e  i  n  schichtigen  Lage  von  Lychnisken,  die  mit  ihren 
Tangentialstrahlen  zu  einem  sehr  regelmäßig  gebauten  Gitterwerk  mit  longitudinalen  und  zirkulären 
Raikenzügen  verschmelzen,  während  die  beiden  Radialstrahlen  an  den  Oberflächen  als  lange,  mit  kleinen 
Dornen  besetzte,  konische  Zapfen  frei  endigen.  An  den  jüngeren  Skelettpartien  sind  die  Strahlen  der 
Lychniske  dornig,  an  den  älteren  glatt. 

Alter  und  Facies:   Kalkmergel  der  Quadratenkreide. 

Verbreitung  und  Vorkommen:  Oberg  (s.  s.). 

Anzahl  der  untersuchten  Stücke:  2. 

Die  Originale  liegen  in  meiner  Sammlung. 

Familie  Plectascidae  nov.  fam. 

Stockartige  Lychniscosa,  deren  Wandung  durch  Faltung  lappige  Blätter  und  dicke  anastomosierende 
Röhren  bildet,  die  distal  geöffnet  sind.  Beide  Oberflächen  mit  in  Längs-  und  Querreihen  liegenden, 
ziemlich  großen  Ostien  bezw.  Postiken. 

Obere  Kreide. 

Gattuno;  Plectascus  nov.  o;en. 

(Etym.  nXéxtoç  geflochten,  äoxög  der  Schlauch.) 

Unregelmäßige  Knollen  oder  Stöcke,  deren  dünne  Wandung  stark  gefaltet  ist  und  fingerdicke 
anastomosierende  Röhren  bildet,  die  distal  geöffnet  sind.  Beide  Oberflächen  mit  in  Längs-  und  Querreihen 
liegenden,  ziemlich  großen  Ostien  bzw.  Postiken.    Die  Dictyonalia  sind  Lychniske. 

Obere  Kreide. 

Die  Gattungsdiagnose  steht  auf  etwas  schwachen  Füßen,  weil  es  nicht  ganz  sicher  ist,  daß  die  beiden 
Plectascus-Arien  in  der  Tat  nah  verwandt  sind.  Die  Übereinstimmung  in  der  äußeren  Form  geht  zwar  sehr 
weit.  Von  Plectascus  labrosus  kenne  ich  aber  die  Anordnung  der  Ostien  und  Postiken  nicht  genau  und 
bei  Plectascus  clathratus  ist  die  feinere  Skelettstruktur  noch  zu  ermitteln. 

Als  typische  Art  betrachte  ich  Plectascus  clathratus  Roem.  sp. 

Plectascus  labrosus  T.  Smith  sp.  (teste  Hinde). 

1883.    Plocoscyphia  labrosa  T.  Smith  bei  Hinde,  Catal.  S.  133,  Taf.  XXIX,  Fig.  2. 

Die  2 — 3  mm  dicke  Wandung  des  bis  handgroßen,  knolligen  Schwamm